Künstliche Intelligenz - Karim Massimov - E-Book

Künstliche Intelligenz E-Book

Karim Massimov

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Beschreibung

Bestimmen intelligente Roboter, 4D-Drucker und fliegende autonome Fahrzeuge bald unseren Alltag? Der Tag, an dem wir Supermenschen mit unverwundbarem Immunsystem und unbegrenzten intellektuellen Fähigkeiten erschaffen können, rückt näher. Künstliche Intelligenz wird völlig neue Branchen und bahnbrechende Innovationen in den Bereichen Medizin, Bioingenieurswesen, Robotik, Weltraumwissenschaft und Militär hervorbringen – mit all ihren positiven und negativen Folgen. Karim Massimov gibt einen kurzen Abriss über die Geschichte der KI-Forschung und geht ausführlich auf den derzeitigen Forschungsstand und die neuesten Entwicklungen ein. Er beschreibt Chancen und Risiken, die sich für Länder und jeden Einzelnen ergeben, und plädiert für globale Regulierungsstrategien, damit eine dauerhaft friedliche Nutzung künstlicher Intelligenz gewährleistet ist.

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Seitenzahl: 215

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© für die Originalausgabe und das eBook: 2020 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

Veröffentlicht in Absprache mit Mangold Consulting

Copyright © Karim Massimov, 2019

Titel der Originalausgabe: THE NEXT MASTER OF THE WORLD

2019, Amanat Publishing House, Washington DC

Übersetzung: Susanne Richter

Lektorat: Dr. Karla Seedorf

Illustrationen: Konstantin Khassanov

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

eBook-Produktion: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

ISBN 978-3-7844-8383-2

www.langen-mueller-verlag.de

Inhalt

Vorworte

Die Grundidee

Wie alles begann

Meilensteine der künstlichen Intelligenz

Die Singularität und Ray Kurzweils Prognose

Die rote Liste

Gesundheitswesen 2.0

Virtuelle Assistenten

Der Finanzsektor und maschinelles Lernen

Die neue Struktur des Verkehrswesens

Smart Citys

Künstliche Intelligenz in der Öl- und Gasindustrie

Das Sozialkredit-System in China

Superkorporationen

Technologie-Riesen der USA: Microsoft, Google und Facebook

Die unangenehme Seite von KI: Cambridge Analytica und Facebook

Chinesische Technologie-Giganten: Alibaba, Baidu, Huawei und Tencent

KI-Supermächte

Führungsmächte und nationale Strategien: USA und China

KI-Pioniere: Strategien von Singapur und den VAE

Künstliche Intelligenz und das Militär

Georgi Fljorow und Albert Einstein

Supermenschen – das Gilgamesch-Projekt

Die KI-Leitsätze von Asilomar

Kasachstan

Epilog

Wettbewerbseinsendungen zu »Das Kasachstan meiner Träume«

Anhang

Bibliografie

Danksagung

Der Autor

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Es ist schon sehr außergewöhnlich, dass sich einer der führenden Politiker eines Landes und einer ganzen Region mit Themen der Digitalisierung und der Artificial Intelligence (AI) substanziell beschäftigt. Karim Massimov tut dies mit dem vorliegenden Buch. Natürlich hat er einen Blick auf die großen internationalen Entwicklungslinien bei Digitalisierung und AI aus der Sicht seines Landes, aber auch geprägt von seiner großen internationalen Erfahrung. Er gehört zu den Politikern, die in Zentralasien eine herausragende Stellung einnehmen, gerade wegen seiner Internationalität und seinen herausragenden, jahrzehntelangen beruflichen Erfahrungen in unterschiedlichen Funktionen seines Landes.

In seinem Buch wird zunächst ein großes Bild gezeichnet von den besonderen Anwendungsbereichen der AI, sowohl im globalen Kontext als auch aus kasachischer Sicht. Interessant sind vor allem die Bereiche, in denen er – natürlich geprägt durch seine berufliche Erfahrung – die Schnittstellen in den Grenzbereichen zwischen Staat und Gesellschaft sowie der Wirtschaft beschreibt. Dies gilt in erster Linie für die sehr beachtlichen Ausführungen zum Gesundheitswesen und zu den Smart Citys. Zudem – gerade aus seiner internationalen Perspektive – beschreibt er den Spannungsbogen zwischen den USA und China in den Bereichen Digitalisierung und AI besonders eindringlich. Er tut dies zugleich mit einem Hinweis auf die äußeren Rahmenbedingungen, die international erforderlich sind. Dazu zählen zum Beispiel die Beachtung der Menschenrechte und die schützenswerten Belange der Bürger gegenüber zu viel Regelungen in der Hand von Staaten oder Unternehmen. Die Führungspositionen der USA und Chinas werden an mehreren Beispielen sehr eindrucksvoll dargestellt.

Natürlich wirft Karim Massimov auch einen sehr interessanten Blick auf sein eigenes Land. Die digitale Transformation von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft wird – auch mit Singapur und anderen Ländern im Quervergleich – erläutert. Es ist schon erstaunlich, wenn man liest, dass Kasachstan bei den öffentlichen Dienstleistungen eine Durchdringung von fast 86 Prozent im Bereich E-Government vorweist. Es öffnet einem auch aus europäischer Sicht die Augen, wenn man sieht, dass bereits fast 84 Prozent der Bevölkerung einen Breitbandkabelanschluss hat, während wir in Europa doch sehr zurückliegen.

Karim Massimov weist auch zu Recht darauf hin, dass gerade Länder auf dem Sprung zur Modernisierung, Technologiefreundlichkeit und Innovation einen großen Vorteil haben, wenn sie den Abstand zu den industriell entwickelten Ländern über AI verkürzen wollen. Mit großer Selbstverständlichkeit spricht er über die Reduzierung von Entwicklungszeiten im Bereich der IT-Industrie, bei der Industrie 4.0 und bei Big Data und Blockchain. Dies beweist, dass Kasachstan mit einer entschlossenen Regierung sehr stark daran arbeitet, die Lücken gegenüber den sich entwickelnden Ländern der Welt zu schließen, vor allem gegenüber dem Nachbarland China. Und es ist wichtig zu sehen, dass gerade dem Bereich der Erziehung und des Gesundheitswesens, auch im eigenen Land, eine besondere Bedeutung zukommt. Es ist beeindruckend zu lesen, wie stark Digitalisierung und AI schon heute Gegenstand der Pläne der Regierung für den weiteren Ausbau des Landes für die nächsten drei bis fünf Jahre geworden sind. Manche europäische Regierung ist hier nicht so weit in ihrem Denken und ihren langfristigen Planungen. Das besondere Commitment für moderne Technologien findet sich auch in dem gerade veröffentlichten Bericht des World Economic Forums »Global Risks Report 2019« wieder, in dem Kasachstan gerade in diesem Zukunftsbereich kräftig zugelegt hat.

Das Buch von Karim Massimov hat den besonderen Verdienst, dass es den Blick öffnet auf die Perspektiven eines Landes auf dem Sprung zum Industrieland und zu einem Land mit einer leistungsfähigen Infrastruktur als Finanzzentrum für die ganze Region. Aus europäischer und deutscher Sicht sind die Dynamik und der Wille zum Aufbruch, welche in diesem Buch zum Ausdruck kommen, besonders wichtig, und es ist zu wünschen, dass es viele interessierte Leser findet. Es wird ein Bild eines Landes gezeichnet, das modern, zukunftsorientiert und mit einem hohen Anspruch an internationaler Vernetzung seinen Weg in die Integration moderner Volkswirtschaften und Staaten geht.

Prof. Dr. Klaus MangoldMangold Consulting

Künstliche Intelligenz schlägt ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschheit auf. Sie ermöglicht es uns auf nie dagewesene Weise, Lösungen für zentrale Probleme und Risiken zu finden. In welch spannenden Zeiten leben wir, die wir nicht nur erleben können, wie sich die Welt wandelt, sondern auch ein aktiver Teil dieses Wandels sein können! Von diesem Standpunkt aus stellt Dr. Massimovs Buch nicht nur eine beeindruckende Bestandsaufnahme aktueller KI-Entwicklungen dar, sondern ist gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zu diesen globalen Veränderungen.

Ausführlich beschreibt der Autor die Kernprobleme, die derzeit noch zu oft unbeachtet bleiben und deren Lösungen den technologischen und finanziellen Entwicklungen hinterherhinken. Themen wie ein international gültiger rechtlicher Rahmen sowie multinationale Koordination und Regulierung sind wichtige Schlüsselelemente, um KIs global als auch national erfolgreich einzusetzen.

Das Buch zeigt deutlich, dass Kasachstans Regierung die enormen Potenziale künstlicher Intelligenz erkennt und in ihr ein globales Werkzeug der Zukunft sieht. Die eingehende Analyse von Trends und stetigen Entwicklungen der KI-Technologie in Sektoren wie Medizin und Militär bietet dem Leser die Gelegenheit, sich die vielfältigen Einsatzgebiete künstlicher Intelligenz in unser aller Leben auszumalen.

Kasachstan hat großes Potenzial, weltweit führend im Einsatz von KI und ein Trendsetter in postsowjetischen Ländern zu werden. Kooperationen, freie Investitionen und ein international gültiger Rechtsrahmen werden den Einsatz künstlicher Intelligenzen global erfolgreich machen.

Masayoshi Son,

Vorsitzender und CEO von SoftBank,

Vorsitzender der ARM Holdings

Dr. Massimovs Buch beginnt mit einem Experiment: Der vollständigen Digitalisierung einer kleinen kasachischen Stadt mit 13 000 Einwohnern. Eindrucksvoll zeigte dieses Experiment den Menschen, dass digitale Technologien – vor allem die künstliche Intelligenz – schon heute dazu dienen können, umfassende und nachhaltige Entwicklungen zu bewirken.

Während inzwischen fast täglich neue Bücher zum Thema künstliche Intelligenz veröffentlicht werden, macht Dr. Massimovs Buch vor allem eines klar: Neue Technologien sind nicht dazu da, um Einzelnen private Vorteile zu verschaffen. Vielmehr verlangen sie einen altruistischen Einsatz – zum Wohle aller: Der Einsatz neuer Technologien konzentriert sich nicht auf die Stärkung Einzelner oder kleiner Gruppen, sondern zielt immer darauf ab, Möglichkeiten und Vorteile für alle zu schaffen; auch für die restlichen 80 Prozent der Weltbevölkerung.

Heute sieht sich die Welt mit Problemen unterschiedlichster Art konfrontiert. Das Beispiel der kasachischen Stadt zeigt, dass neuartige Technologien schon jetzt in der Lage sind, echte Lösungen dieser Probleme zu liefern – universell, umweltverträglich und nachhaltig.

Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und Blockchain sind Technologien von Menschen für Menschen. Doch nicht nur das: Sie bieten uns auch die Möglichkeit zu reflektieren und die Welt neu zu denken.

Die mögliche Überlegenheit künstlicher Intelligenz über die Menschheit ist dabei gar nicht das Hauptproblem. Viel wichtiger ist: Besitzt die Menschheit genug Weisheit? Denn nicht von Intelligenz hängt unsere Zukunft ab, sondern von der Weisheit der Menschen, die sie erschaffen.

Während die industrielle Ära aus Menschen Maschinen machte, verwandelt das digitale Zeitalter Maschinen in Menschen. Ich bin der Ansicht, dass diese Verwandlungen früher oder später wieder rückgängig gemacht werden: Maschinen bleiben Maschinen, Menschen bleiben Menschen. Nie werden Maschinen einen Menschen ersetzen können. Vielmehr werden die Technologien der Zukunft wichtige Partner der Menschheit werden. Sie sind nicht dazu da, den »Nutzen« der Menschen abzuschaffen. Im Gegenteil: Sie geben uns neue Möglichkeiten, wichtigere und wertvollere Dinge zu schaffen.

Heute stehen wir an der Schwelle zum digitalen Zeitalter – eine gänzlich neue, noch nie da gewesene Ära der Menschheitsgeschichte. So wie sich vor der Erschließung und Nutzung von Öl niemand vorstellen konnte, jemals den Mond zu betreten, können wir uns heute nicht vorstellen, was in der Zukunft möglich sein wird, wenn wir erst Herr über digitale Daten geworden sind.

Die unerschöpfliche Neugier des Menschen und sein Mut, Neues zu wagen, sind es, die uns von Maschinen unterscheiden. Und so öffnen wir mit dem Aufschlagen dieses Buches ein neues Kapitel der Menschheit.

Jack Ma,

Gründer und Vorstandsvorsitzender der Alibaba Group

Die Grundidee

»Was das […] Projekt fantastisch macht, sind die enormen Aussichten, die sich eröffnen, wenn eine erfolgreiche Lösung des Problems gefunden wird.«

Georgi Nikolajewitsch Fljorow, sowjetischer Physiker, in einem Brief an Josef Stalin, April 1942

Im Dezember 2018 besuchte der frühere Präsident von Kasachstan Nursultan Nasarbajew »Smart Akqol«, das erste kasachische Smart-City-Projekt, das in der kleinen Stadt Akqol mit 13 000 Einwohnern durchgeführt wurde.

Vollständig digitalisiert, wurde Akqol mit intelligenten Videoüberwachungssystemen ausgestattet; automatisierte Instanzen kontrollierten den Energieverbrauch und die Schadstoffbelastung, und für die gesamte Stadt wurde ein Hochgeschwindigkeits-Internetnetzwerk eingerichtet. Zudem erstellte man eine mehrschichtige digitale Karte, auf der nicht nur Informationen zu Gebäuden, Bauwerken und Grundstücken zu finden, sondern auch Versorgungs- und Infrastrukturnetze verzeichnet waren. All diese Daten wurden in einem sogenannten Situation Center zusammengeführt, das außerdem Informationen von allen öffentlichen Gebäuden, Schulen, Krankenhäusern und Regierungsbehörden erhielt. Auf diese Weise war es möglich, eine vollständige und aktuelle Datenbank zu erstellen, die in Echtzeit aktualisiert werden kann, um Lösungskonzepte auf der Grundlage von Datenanalysen bereitzustellen und vor Auffälligkeiten zu warnen.

Hintergrund dieses Pilotprojektes war es jedoch nicht, neue technologische Lösungen zu suchen und zu erforschen. Vielmehr standen wirtschaftliche Vorteile sowie die Steigerung der Lebensqualität der Bewohner im Vordergrund. Und tatsächlich: Innerhalb weniger Monate nach Start des Projekts verbesserte sich die öffentliche Sicherheit nachweislich und die Kosten für die Versorger waren deutlich gesunken, da diese nun Behördengänge und somit analoge Bürokratie vermeiden konnten.

Gleichzeitig zeigte Smart Akqol, dass eine Smart City nicht nur ein futuristisches Konzept ist, sondern als KI-basierte (KI: Abkürzung für künstliche Intelligenz, engl.: AI, Artificial Intelligence) integrale Infrastruktur umsetzbar ist. Sie ermöglichte ein effizientes und optimiertes Stadtmanagement durch Erfassung von Daten mittels Sensoren, Videokameras und Satellitenbildern.

Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Erfahrung auf alle 17 großen und über 200 kleineren Städte in Kasachstan ausgedehnt werden sollte. Dies hätte nicht nur positive Auswirkungen auf das Wohlergehen des Volkes zur Folge, sondern würde auch als Beispiel dafür dienen, wie KI genutzt werden kann. Neben Smart Citys eröffnen sich durch künstliche Intelligenzen noch weitere großartige Möglichkeiten.

Der Begriff der künstlichen Intelligenz ist zwar weithin bekannt, doch leider interpretiert nicht jeder die Phänomene und Konzepte, die sich dahinter verbergen, richtig. Die Populärkultur steckt voller Bilder von verrückten Cyborgs, »dem Aufstieg der Maschinen« und anderen Horrorgeschichten. Realer sind hingegen die Sorgen von Arbeitnehmern, die befürchten, dass KI-Systeme sie eines Tages ersetzen könnten. Diese Befürchtungen beruhen zwar meist auf vernünftigen Annahmen, sind jedoch weitgehend grobe Übertreibungen.

Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, rational zu denken, Entscheidungen zu treffen und wie ein Mensch zu handeln (Wooldridge, 2018). Künstliche Intelligenz nutzt maschinelles Lernen und sogenanntes Deep Learning.

Sie kennen das aus dem Alltag: Ein Supermarkt muss vorhersagen, wie viele Waren er benötigen könnte (Regression). Eine Bank muss die Kreditwürdigkeit eines Kreditnehmers bewerten (Klassifizierung). Und Streamingportale wie Netflix & Co. empfehlen Ihnen Filme, basierend auf dem, was Sie zuletzt gesehen haben (Clustering). Das alles sind Beispiele für maschinelles Lernen. Deep Learning kombiniert all diese Methoden des maschinellen Lernens mit extrem großen und wachsenden Datenströmen. Daher kommt der Begriff Big Data.[1]

Die erste, die zweite und die dritte industrielle Revolution brachten neue Zwecktechnologien hervor, die radikal neue Lösungen für grundlegende Probleme, wie zum Beispiel in der Massenproduktion, dem Transportwesen oder der Kommunikation, ermöglichten. Infolgedessen steigerte sich die gesamte Produktivität und weitere Innovationen folgten. Aus der ersten industriellen Revolution, die bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England begann, ging die Dampfmaschine hervor – das neue technische Hilfsmittel, welches zur Entwicklung der Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie sowie zum Bau von Eisenbahnen und Kanälen führte. Die anschließende zweite industrielle Revolution brachte die Erfindung der Elektrizität mit sich, gefolgt von der Entwicklung der Telekommunikations-, Öl- und Gasindustrie. Sie bescherte uns Telefone und Telegrafen, Flugzeuge und Autos. Die Informationstechnologien der dritten industriellen Revolution, auch digitale Revolution genannt, kamen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf; diese Revolution dauert noch immer an. Mit der durch sie eingetretenen Digitalisierung wurde und wird unsere Lebensweise neu »formatiert«. Durch das Internet und immer schnellere und intelligentere Computer kommt es zu einer zunehmenden Automatisierung von Abläufen. Strom, Autos oder das World Wide Web sind aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken.

Doch wie steht es um die Zukunft? Das Unternehmen Gartner sagt voraus, dass in den nächsten fünf Jahren 5G- und virtuelle Assistenten in großem Umfang eingeführt und optimiert werden (Panetta, 2018). Zu den Trends der nächsten zehn Jahre zählen Quantencomputer, intelligente Roboter, Biochips und Smart Citys. In den Jahren danach werden wir, so schätzen Experten, künstliche allgemeine Intelligenz, alltagstaugliche Exoskelette, 4D-Drucker, fliegende autonome Fahrzeuge und angewandtes Biohacking in unseren Alltag integriert haben.

Für die Zukunft lassen sich daraus drei Trends ableiten, die durch künstliche Intelligenz auf den Weg gebracht werden:

Erstens wird es künftig einige wenige KI-Supermächte geben, mit den Vereinigten Staaten von Amerika und China in den Vormachtstellungen. Einige Zukunftsforscher prophezeien sogar einen neuen Kalten Krieg. Sie vergleichen das Potenzial künstlicher Intelligenz (besonders im militärischen Bereich) mit dem der Atombombe. Noch scheint diese Einschätzung übertrieben, doch diese beiden Länder sind bereits jetzt in erbitterte Revierkämpfe verwickelt: Am 16. Mai 2019 setzte das US-Handelsministerium das chinesische Unternehmen Huawei auf die »Entity List«, wodurch der Kauf von Technologie von US-Unternehmen fortan verboten war (BBC News Russian Service, 2019). Dieses Beispiel ist ein deutliches Signal für andere Länder: Sie müssen sich beeilen! Technologische Zukunft ist kein Geschäft von Jahren mehr, sondern von Monaten.

Zweitens werden neue Technologien zu Superkorporationen führen und somit zu einer Verschiebung des Einflusses in der Unternehmenswelt, weg von Öl- und Finanzunternehmen hin zu technologischen Giganten. Laut Anand Giridharadas, dem Autor von »Winners Take All«, könnten wir derzeit das Entstehen der sogenannten neuen feudalen Elite im Silicon Valley beobachten (Giridharadas, 2018). Und auch diese Beobachtung beruht auf Fakten: Huawei ist führend in der neuen Generation der 5G-Technologie. Gängige Betriebssysteme und Suchmaschinen sowie die Hardware und Software sind Eigentum der US-amerikanischen Unternehmen Alphabet, Microsoft, IBM und Apple. Google (Alphabet), Tesla und SpaceX sind führend im Bereich des autonomen Fahrens und der Raumfahrtindustrie. Facebook und Tencent setzen Markttrends bei Social-Media- und Messaging-Apps. Amazon, Ebay und Alibaba Group dominieren den digitalen Einzel- und Großhandel.

Das schnelle Wachstum dieser Superkorporationen sowie deren Einfluss zeigen, dass sich der neue marktwirtschaftliche Wettbewerb verschieben wird – weg vom Kampf um die Ressourcen, hin zum Kampf um Daten, die von Menschen generiert werden.

Obwohl es sich dabei derzeit noch um Zukunftsmusik handelt, liegt es nahe, dass künstliche Intelligenzen – mit fortschreitender Entwicklung – auch in der Lage sein werden, eine neue Klasse von Supermenschen zu erschaffen. Der dritte, noch weit entfernte Trend wird also sein, direkten Einfluss auf den Menschen selbst zu nehmen; Experten sprechen vom sogenannten Gilgamesch-Projekt. In diesem Zusammenhang ist der von den Futuristen und renommierten Investoren Ray Kurzweil und Masayoshi Son vorhergesagte Schlüsseltrend das Aufkommen einer sogenannten Singularität. Diese Singularität, angelehnt an den Begriff aus der Astronomie, ist ein Punkt in der Zukunft, ab dem sich die Technologie so stark verändert und entwickelt haben wird, dass sie für den Menschen unverständlich ist. Viele Zukunftsforscher glauben, dass dieser Punkt bereits 2050 erreicht sein könnte.

Die Umrisse einer solchen Zukunft sind schon heute sichtbar; und darin besteht auch die Kernaussage dieses Buches. Es ist weder eine wissenschaftliche Abhandlung noch reine Fiktion. Vielmehr beschreibt es, wie künstliche Intelligenz schon heute beginnt, die Welt zu verändern – ihre sozio-ökonomischen Strukturen, Märkte und politischen Systeme. Und es legt offen, wie auch unsere persönlichen Entscheidungen zunehmend beeinflusst werden.

Praktische Anwendungen künstlicher Intelligenz sind heute bereits allgegenwärtig in einer Vielzahl von Industrien; angefangen beim Finanzsektor, über die Verarbeitung medizinischer Bilder bis hin zur Betrugserkennung. Und während KI-Technologien immer mehr wichtige Aufgaben verschiedener Berufe übernehmen, eröffnen sie gleichzeitig neue, ungeahnte Möglichkeiten auf anderen Gebieten, wie zum Beispiel in der Medizin, dem Rechtswesen oder im Handelswesen.

So können künstliche Intelligenzen beispielsweise bereits heute MRI- und CT-Bilddaten nicht nur analysieren, sondern unter Zuhilfenahme von weiteren Sensordaten auch Diagnosen stellen und Behandlungen überwachen.

Und auch im Geschäftswesen werden die hervorragenden Analysemöglichkeiten von KIs bereits genutzt, um anhand von Daten Voraussagen zu treffen, die Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Um Ergebnisse in Sekundenbruchteilen – statt wie früher in Tagen oder Wochen – zu erhalten, werden Rechen- und Klassifizierungsaufgaben automatisiert; so auch in der Rohstoffindustrie, die zunehmend digitalisiert und mithilfe von künstlicher Intelligenz modernisiert wird.

Und auch im Finanzsektor findet derzeit eine umfassende Transformation statt: Grundlegende Finanzdienstleistungen werden automatisiert, kommunikative Maschinen werden sogar als Berater eingesetzt und künstliche Intelligenzen ermöglichen die Überwachung und Risikobewertung rund um die Uhr.

Gleichzeitig finden KIs auch im Transportwesen ihren Einsatz: Schon heute ist klar, dass der Schlüssel für den erfolgreichen Wechsel hin zu autonomen Transportmitteln in der Errichtung intelligenter Infrastrukturen liegt. Diese sorgen dafür, dass sich Fahrzeuge deutlich sicherer im Verkehr bewegen und machen Smart Citys nachweislich sicherer für ihre Bewohner.

So überrascht es nicht, dass der Markt für KI-Technologien so schnell wächst, wie kaum ein anderer: Aktuelle Schätzungen legen nahe, dass KI-Anwendungen bis 2030 weltweit etwa 15 Billionen US-Dollar generieren könnten.

Doch natürlich gibt es auch eine zweite Seite der Medaille: Künstliche Intelligenz nimmt zunehmend Einfluss auf die weltpolitische Lage. Und wir alle wurden bereits Zeugen dieser Einflussnahme, wie die andauernden Debatten über die Legitimität des Brexit-Votums oder der US-Präsidentschaftswahl 2016 beweisen. So fragen wir uns berechtigterweise, wie und ob staatliche Institutionen überhaupt in der Lage dazu sind, sich dem beschleunigten technologischen Fortschritt anzupassen.

Die Fortschritte und Errungenschaften auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz sind sowohl sehr positiv als auch sehr komplex, wie das Kapitel »Die rote Liste« darstellt. Im Kapitel »KI-Supermächte« werden die aktuellen KI-Strategien vorgestellt und analysiert. So sind derzeit über 30 nationale KI-Strategien bekannt. Sie alle dienen vor allem zwei Zielen: die einzelnen Nationen bestmöglich auf die künftigen KI-Transformationsprozesse vorzubereiten und daraus wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Da sich schon heute ihre Vormachtstellung im digitalen Raum abzeichnet, wird vor allem auf die Strategien der USA und Chinas eingegangen. Für Entwicklungsländer, zu denen auch Kasachstan zählt, haben andere Staaten Vorbildcharakter. Daher werden außerdem die KI-Strategien der Vereinigten Arabischen Emirate und Singapurs dargestellt. Diese beiden Nationen haben sich im Verlauf der letzten Jahre zu Pionieren entwickelt und setzen neue Maßstäbe bei der Implementierung und Konstruktion nationaler Plattformen für künstliche Intelligenz.

Der Frage, ob die Weltgemeinschaft überhaupt dazu in der Lage ist, eine derartig schnelle und neuartige Transformation zu bewältigen, wird im Kapitel »Georgi Fljorow und Albert Einstein« diskutiert.

Das Kapitel »Superkorporationen« geht dem zunehmenden Einfluss großer Technologieunternehmen, vor allem aus den USA und China, auf den Grund. Schon heute können wir uns eine Welt ohne Produkte oder Dienstleistungen von Unternehmen wie Alibaba, Amazon, Apple, Facebook, Google, Huawei, IBM, Microsoft, Nvidia und vielen anderen kaum mehr vorstellen. Doch die Gründer dieser Konzerne streben nicht nur nach Reichtum: die neue Währung ist Aufmerksamkeit.

Daher ist es für Kasachstan nicht nur unumgänglich mit diesen Technologie-Giganten zu kooperieren, sondern auch in Start-ups zu investieren und Risikokapital anzulegen. Nur so kann das Land eigene technologische Fortschritte erzielen.

Neben den wirtschaftlichen Vorteilen, die sich aus dem gezielten Einsatz künstlicher Intelligenz ergeben, beleuchtet das Buch auch andere Phänomene, die mit KIs einhergehen. Das Kapitel »Das Gilgamesch-Projekt« zeigt, dass lebensverlängernde oder -optimierende Maßnahmen nicht länger in die Welt der Science-Fiction gehören, sondern schon bald Realität sind. Derartige Entwicklungen lassen automatisch die Frage laut werden, ob und wie künstliche Intelligenz rechtlich und politisch reguliert werden kann und sollte (siehe dazu auch das Kapitel »Die KI-Leitsätze von Asilomar«).

Abschließend wird auf die Rolle Kasachstans in dieser neuen, von KI dominierten Weltordnung der Zukunft eingegangen. Dazu wird zunächst die aktuelle Lage des Landes betrachtet sowie die digitale Infrastruktur analysiert. Zudem wird auf die Voraussetzungen eingegangen, die nötig sind, um Kasachstans digitales Potenzial mithilfe von künstlicher Intelligenz voll auszuschöpfen und eine landeseigene KI-Strategie zu implementieren.

Die digitale Realität ist bereits zur wichtigsten strategischen Technologie geworden. Sie entwickelt sich so schnell, dass Kasachstan in wenigen Jahren Gefahr läuft, ein ewiger Außenseiter im Wettlauf um die KI-Technologie zu werden. Um ein solches Szenario zu verhindern, muss das bestmögliche rechtliche Umfeld für die Interaktion mit allen ausländischen Gerichtsbarkeiten geschaffen werden, einschließlich Technologieunternehmen und Forschern aus Europa, den Vereinigten Staaten, China und anderen Ländern (siehe Kapitel »Kasachstan«). Gleichzeitig darf der Schutz der Persönlichkeitsrechte der Bürger des Landes unter keinen Umständen gefährdet werden. Neben solchen Gesetzesänderungen wird auch eine innovative Modernisierung der gesamten Infrastruktur erforderlich sein, um die größtmögliche Datenmenge zu erzeugen, die für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz erforderlich ist.

Eines sollten wir uns vor Augen führen: Die Menschheit unternimmt gerade die ersten wackeligen Schritte hin zur Einführung künstlicher Intelligenzsysteme. Extreme Szenarien gehören, auch wenn sie in unseren Köpfen jetzt schon plausibel erscheinen, der Realität einer sehr fernen Zukunft an. Dennoch sollten sie unter keinen Umständen als Ausrede genutzt werden, um den Fortschritt zu behindern und in der Gegenwart nichts zu tun.

Wir müssen verstehen und uns stets daran erinnern, dass der Grundstein der globalen KI-Zukunft heute gelegt wird.

Anmerkungen

[1] Das OED definiert Big Data als »Datenmengen derart enormer Größe und Komplexität, dass ihre Ver- und Bearbeitung mit großem logistischem Aufwand verbunden ist; (ebenso) diejenigen Technologien, die zur Verarbeitung dieser Datenmengen genutzt werden.« (siehe ebenfalls http://www.oed.com/view/Entry/18833#eid301162177 [Stand 10. April 2019])

Wie alles begann

Meilensteine der künstlichen Intelligenz

»Der Gedanke, eine selbstständig denkende Maschine zu bauen, ist aufregend, kontrovers und einschüchternd zugleich.«

»The History of Artificial Intelligence«, Universität von Washington, Dezember 2006

Obwohl das Feld der künstlichen Intelligenz seit Jahrzehnten erforscht wird, zählt es auch heute noch zu den großen Unbekannten der Informatik.

In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts führten erste Science-Fiction-Geschichten das Konzept von intellektuellen Robotern ein. Dazu zählen u. a. Karel Čapeks Werk »R.U.R. – Rossum’s Universal Robots« (1920) und der Film »Der Zauberer von Oz« (1939, nach der gleichnamigen Geschichte von Lyman Frank Baum) mit ihren herzlosen Blechmännern. Diese Idee fand Anklang und wurde weiterentwickelt, bis mit »Metropolis«[2] 1927 der erste Science-Fiction-Film über die Kinoleinwände flackerte. Darin geht es um einen Roboter, der vorgibt, eine Frau namens Maria zu sein. Nur zwei Jahre, 1929, später entwickelte der japanische Professor Makoto Nishimura den ersten realen Roboter, Gakutensoku.

Wenige Jahre später, in den 1940er-Jahren, wurde mit dem Atanasoff-Berry-Computer (ABC) der erste Digitalcomputer gebaut. Dies veranlasste Vannevar Bush[3] in seinem bahnbrechenden Aufsatz »As We May Think« aus dem Jahr 1945 dazu, das Aufkommen eines Computerzeitalters vorauszusagen. Nachdem in den 1950er-Jahren eine neue Generation von Wissenschaftlern, Mathematikern und Philosophen diese Ideen weiterentwickelte, legte schließlich Alan Turing[4] mit seiner Arbeit »Computer Machinery and Intelligence« den Grundstein für die Ära der KI. Darin regte er an, dass Maschinen menschliches Verhalten simulieren und logische Operationen ausführen könnten, wie sie beispielsweise beim Schach benötigt werden. Turing sagte voraus, dass Computer in etwa 50 Jahren in der Lage sein würden, einen Menschen in einer Textkonversation so gut zu imitieren, dass er nicht von einer realen Person unterschieden werden könne (Turing, 1950).

Den Begriff »künstliche Intelligenz« prägte schließlich John McCarthy[5] 1956, als er eine Gruppe von Forschern zu einem Sommerworkshop im Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, einlud. Unter dem Titel »Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence« (DSRPAI) kamen die Wissenschaftler zusammen, um die Konzepte rund um »denkende Maschinen« zu konkretisieren und weiterzuentwickeln. Dabei empfand McCarthy die Formulierung »Artificial Intelligence« aufgrund ihrer Neutralität als passend. Die Grundannahme des Workshops lautete – wie McCarthy auch im Genehmigungsantrag des Workshops schrieb –, dass jeder Aspekt des Lernens oder ein anderes Merkmal von Intelligenz im Prinzip so genau beschrieben werden könne, dass eine Maschine in der Lage ist, dies zu simulieren (Marr, 2018a). Und so wurde 1956 auf dem DSRPAI künstliche Intelligenz als eigenständige Forschungsdisziplin etabliert (Moor, 2006). Im Rahmen des Workshops stellten die US-amerikanischen Wissenschaftler Herbert Simon, J. Cliff Shaw und Allen Newell mit Logic Theorist das erste Programm für künstliche Intelligenz vor. Es ahmte die menschlichen Fähigkeiten zur Problemlösung nach und wurde von der RAND Corporation[6] finanziert.

Zwei Jahre nach dem DSRPAI prophezeite Herbert Simon[7], der 1978 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, dass ein Computer innerhalb von zehn Jahren zum Schachweltmeister werden würde (Campbell, Hoane und Hsu, 2002). Doch es sollte weitere 40 Jahre dauern, bis schließlich IBMs Deep Blue im Jahr 1997 den früheren Schachweltmeister Garri Kasparov in einem Sechs-Spiele-Match besiegen würde. 1959 prägte Arthur Samuel den Begriff des »maschinellen Lernens«, als er erste Entwürfe für ein Computerprogramm entwickelte, das besser Schach spielen sollte als sein Entwickler.