KURZ VOR SIEBZIG: ENDLICH LIEBE - Antonia di Pello - E-Book

KURZ VOR SIEBZIG: ENDLICH LIEBE E-Book

Antonia di Pello

0,0

Beschreibung

Dieses Buch ist den Menschen gewidmet, die den Glauben an die große Liebe verloren haben. Im Text werden schonungslos erschütternde Kindheitserfahrungen geschildert, die ihre Ursache in einem erbärmlich vermittelten und praktizierten Katholizismus haben und als tief schürfende Wunden sich weit über die Kindheit hinaus als Last auf das Leben als Jugendliche und Ehefrau legten. Daraus resultierten mit zunehmendem Erwachsenwerden auch die beschriebenen Hilfeschreie nach Anerkennung und Liebe. Der Leser wird Zeuge einer sich auch für ihn völlig unerwartet einstellenden, großen Liebe, die erst im Alter ihre Erfüllung findet und ihresgleichen sucht. Das Buch beschreibt die seltsamen Umwege im Leben einer fast Siebzigjährigen über vermeintliche Lieben, bitteres Leid, bis hin zur erfüllten, tiefen Liebe.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 71

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Antonia di Pello

KURZ VOR SIEBZIG: ENDLICH LIEBE

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

1. Kapitel: Wie alles begann .....

2. Kapitel: Wagnis in die Zukunft, die noch gelebt werden wollte

3. Kapitel: Neustart

Impressum neobooks

Vorwort

Sicher doch, ich könnte ein Buch über die unterschiedlichsten Stationen meines bisherigen Lebens schreiben. Hat man, wie ich, nach einem sehr arbeitsreichen Leben die Rente eingereicht, gibt es rückblickend immer viele Ereignisse oder Situationen, die erzählenswert und spannend genug sind, um darüber ein Buch zu schreiben. Eine solche Biographie würde sich allerdings nur bedingt von anderen Biographien unterscheiden. Bei mir verhält es sich völlig anders: ich bin gerade erst kurz vor meinem siebzigsten Lebensjahr zum wirklichen Leben geboren.

1. Kapitel: Wie alles begann .....

An einem Abend im Spätsommer saß ich, wie so oft, allein auf meinem Sofa und dachte darüber nach, wie angenehm es wäre, einen männlichen Freund zu haben. Einen, mit dem ich hin und wieder in ein gutes Konzert, ins Kino oder ins Theater gehen könnte. Perfekt wäre, würden wir im Anschluss daran vielleicht noch gemeinsam bei einem Glas Wein über das Erlebte plaudern. Meine Gedanken schweiften unaufhaltsam um diesen möglichen Begleiter. Entscheidend blieb dabei jedoch die große Frage, wo und wie wäre denn dieser männliche Freund ausfindig zu machen? Meine eigenen Vorstellungen erlaubten mir allerdings keine besonders großen Spielräume, da ich diese bislang unbekannte Person eben nur hin und wieder treffen wollte, eben um z. B. eine attraktive Veranstaltung mit ihm zu besuchen. Solch` ein möglicher Begleiter sollte natürlich unbedingt über gute Umgangs-formen verfügen, eine gepflegte Erscheinung abgeben, sauber und geschmackvoll gekleidet sein, eine gute, besser noch, eine sehr gute Allgemeinbildung mitbringen und, ganz wichtig, hervorragende Tischmanieren besitzen. Schließlich möchte ich mir bei einem Essen zu zweit ja nicht den Appetit verderben lassen!

Sehr schön wäre auch, würde dieser Mann über eine gehörige Portion Humor verfügen. Mit einem Besserwisser oder akademisch verbildeten wollte ich keinen Abend verbringen. Allerdings müsste ich im Vorfeld klar zum Ausdruck bringen, dass mögliche Partnerschaftswünsche seinerseits ohne Aussicht auf Erfüllung an mir abprallen würden. Ich habe eine gescheiterte Ehe hinter mir, war dann ein zweites Mal verheiratet und bin heute verwitwet. Meine zwanzigjährige Selbständigkeit in eigener Praxis rang mir täglich ein Höchstmaß an Konzentration im therapeutischen Umgang mit Menschen ab. Nicht nur Fachwissen zu besitzen war Voraussetzung, sondern auch das Wissen darüber, dass es nur selten etwas gibt, was es nicht gibt. Zwischenmenschliche Konflikte in einer Partnerschaft manifestierten sich im Körper vieler Patienten bis hin zum Bandscheibenvorfall. Letzteres erlebte ich selber in Reinkultur, und ich weiß daher, wovon ich spreche. Also schärfte ich zunehmend meine Sinne für menschliche Katastrophen.

Heute genieße ich meinen Ruhestand. Mein Leben verläuft in wesentlich ruhigeren, relativ normalen Bahnen, so normal wie viele andere Leben auch. In meinen eigenen vier Wänden habe ich mich behaglich und geschmackvoll eingerichtet, bin völlig unabhängig in der Gestaltung meiner Freizeit und in allen Tagesabläufen. Genau diese Freiheit möchte ich nicht wieder aufgeben wollen. Außerdem weiß ich heute, dass man keinem soeben kennengelernten männlichen Freund vertrauen sollte. Irgendwann reißt er unerwartet das Ruder herum, und schon wird eine festere Bindung zum Thema. Der Gedanke an diese mögliche Entwicklung reichte mir aus, meine Wunschvorstellung von eben diesem guten Freund sofort zu Grabe zu tragen. Gäbe es jedoch einen Freund, der meinen Ansprüchen innerhalb dieser von mir gesetzten Grenzen gerecht würde, dem Herzensbildung ebenso wichtig wäre wie mir, dessen Geist und Seele Tiefgang besäße, könnte man sich gegenseitig wunderbar befruchten. Diesen Herrn mag es vielleicht irgendwo geben, fragt sich nur: wo? Selbst wenn er irgendwo existiert, ist er wahrscheinlich verheiratet, sucht ein außereheliches Abenteuer mit wollüstigem Sex, oder ist Witwer!? Witwer kurz vor oder nach siebzig sind nicht selten solche, die messerscharfe Phantasien ausleben möchten. Oftmals glorifizieren sie in ihrem derzeitigen Ausnüchterungszustand ihre verstorbene Ehefrau. Keines ihrer Worte entspricht der Wahrheit, sobald sie von ihren „harmonischen Ehezeiten“ erzählen. Wer gibt schon gerne beim ersten Kennenlernen zu, dass ein Leben ohne Frau im Haushalt für den nun gebeutelten Herrn eine tägliche Überforderung darstellt, wenn nicht gar einer mittelschweren Katastrophe ähnelt? Bekanntlich beginnt die erste, größere Aktion bei einem in die Jahre gekommenen Witwer bereits in den frühen Morgen-stunden mit der Suche nach Filtertüten oder seiner Unterwäsche. Letztere liegt schon lange nicht mehr ordentlich in der Schublade, sondern ähnelt einem lockeren Klumpen Wäsche im Schrank, welcher zwischen grau und weiß/rosa/bleu verfärbt ist. Eine gute Gelegenheit für eine Frau, sich hieran auszutoben, glaubt er. Sollte ich nicht besser im Hinblick auf solche und ähnliche Überraschungen meine Gedanken an den guten Freund komplett ausradieren? Aber warum eigentlich? Ich habe nichts zu verlieren, müsste lediglich wie viele andere Frauen in meinem Umfeld anonym ein Inserat schalten und abwarten, ob sich da etwas tut. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, dass ich es war, die in meiner Praxis diese suchenden Frauen tatkräftig darin unterstützte, Mut zu beweisen. Ihrem Selbstbewusstsein, welches oft bis auf die Größe einer Erbse reduziert war, würde dadurch wieder zu gesundem Wachstum verholfen. Bei der Formulierung eines Inserates stand ich ihnen zur Seite und zeigte mich behilflich dabei, eine in sich schlüssige Wortfindung wie aus einem Guss zu kreieren. Wenn dadurch ein positives Ergebnis zustande käme, wäre gleich zwei Menschen geholfen und ein Luftsprung aus der Versenkung vorhersehbar. Auf diese Weise hat sich bekanntlich schon manche Frau ihren lang ersehnten Partner geangelt. Außerdem könnte man doch eine Suche ohne jeden Skrupel völlig entspannt als eine Art Sport oder als Pausenfüller betrachten. Nicht sehr oft, aber immerhin einige Male durfte ich von meinen Geschlechtsgenossinnen erfahren, dass ein bunter Blumenstrauß, ein Stückchen Kuchen und Kaffee, oder tatsächlich ein gutes Essen diese Pause unvergesslich machte. Letzteres blieb zwar eher eine Ausnahme, zeigte aber immerhin eine Höflichkeitsgeste dieses Herrn. Immer, wenn nach geraumer Zeit die mit Spannung erwarteten Zuschriften in die Briefkästen meiner Bekannten flatterten, wurde sorgfältig aussortiert. Ein erster Eindruck seines verwendeten Briefpapiers wurde korrekt benotet. Das beschriebene Blatt eines karierten Notizblocks wanderte sofort in den Abfall. Ein Mann mit etwas Hirn sollte sich darüber im Klaren sein, dass Frauen die kleinen Rechenkästchen für Zahlen nutzen, nicht aber willens sind, sich mit diesem beschrifteten Einkaufszettel länger zu beschäftigen. Ganz wichtig ist natürlich die Handschrift des Bewerbers, ebenso die Suche nach möglichen Rechtschreibfehlern. In seiner Anrede ist unabdingbare Voraussetzung, dass er die notwendige Distanz bewahrt und nicht sofort Brüderschaft signalisiert. Darauf folgt die Motivations-Analyse des Einzelnen, wie er sein persönliches Interesse beschreibt, und wodurch er sich als Leser des Inserates zunehmend angesprochen fühlte. Seine Wortwahl und auch sein Schreibstil werden in Gänze beleuchtet, bevor darüber gemeinsam psychologisiert und diskutiert wird. Sehr spannend war es immer, zu lesen, welche Hobbys der Schreiber pflegt, sofern er welche hatte. Im Rahmen seiner Selbstdarstellung stellten wir uns nicht selten die große Frage nach der Selbstwahrnehmung dieses Herrn.

Mit den beigefügten Fotos war es auch so eine heikle Sache, über die es nicht nur eine Meinung gab, sondern ein kritischer Sichtbefund stattfand. Eine solch` differenzierte Analyse nimmt relativ viel Zeit in Anspruch. Mit jedem Glas Wein mehr kann sie wieder neu ausgelegt oder revidiert werden oder eben vorteilhafter ausfallen. Alles ist möglich und sehr belustigend.

Nur: kann ich mir eine solche Aktion für mich selber vorstellen? Eher nein. Aber warum eigentlich nicht? Was ist es, das mich daran hindert, spannenden Ereignissen mutig entgegenzutreten? Einmal ließ ich mich dazu hinreißen, als anonyme Zeugin zu fungieren und ein erstes „Stelldichein“ zu beobachten. Der Kandidat war in die engere Auswahl gerutscht, da sein beigefügtes Passfoto ein sympathisches Äußeres abzugeben schien. Die erste Begegnung bahnte sich bereits ihren Weg in Richtung Eskalation. Dieser Herr war inzwischen nicht nur um zwei Jahrzehnte gealtert, sondern seine jetzt überfütterten Gesichtsbacken glichen denen eines voll gefressenen Hamsters und glänzten, als wäre er soeben einem Ölbad entstiegen. Mit der Rose als vereinbartem Erkennungsmerkmal vor dem Tisch sitzend war er immerhin klug genug, seinen Bierbauch nicht stehend zu präsentieren. Die vermeintliche Dame seines Herzens begrüßte er mit vor Aufregung feuchten Händen. Nach dem Motto „Schlimmer geht immer“ umhüllte ihn ein Duftgemisch aus Veilchen, Tabak, Kölnisch Wasser und Kernseife, wie ich erfahren durfte.