Lady Bitch Ray über Madonna - Lady Bitch Ray - E-Book

Lady Bitch Ray über Madonna E-Book

Lady Bitch Ray

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Beschreibung

Lady Bitch Ray über Madonna. Für ihre Schulfreundinnen ist Madonna eine »lesbische Schlampe« – für die 11-jährige Reyhan Şahin ist sie das größte Vorbild. Dass wir Reyhan heute als Lady Bitch Ray kennen, als unkonventionelle Künstlerin, promovierte Sprachwissenschaftlerin, als kluge und meinungsstarke Feministin, hat viel mit der Queen of Pop zu tun. Sie erzählt uns davon – und von der Macht von Popmusik.

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Seitenzahl: 117

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Lady Bitch Ray

Madonna

Lady Bitch Ray über Madonna

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Lady Bitch Ray

Über dieses Buch

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Motto

Lesbische Schlampe

Bitch, I’m Madonna!

Who’s That Girl?

Sexpress yourself! I’ll teach you how to …

Rebel Heart

Frozen: When your heart’s not open

Strike a pose: Madonnas Supremacy

Noch mehr Lesespaß

Inhaltsverzeichnis

In der Hure liegt die Kraft

Inhaltsverzeichnis

Lesbische Schlampe

Mit elf Jahren machte ich mit zwei etwas älteren Freundinnen und meinem ersten Taschengeld eine Shoppingtour in der Innenstadt, wir wollten herumstöbern und was kaufen, je nachdem, was unser Budget hergab. Gleich an der ersten Kleiderstange mit weißen T-Shirts vor New Yorker blieben wir stehen und klapperten die Motive ab. Ich erlebte einen regelrechten Schock, als ich das Madonna-T-Shirt sah: »Oah geil, Madonna!«, sagte ich mit großen Augen. Eine meiner Mädels warf ’n Blick darauf und zog ihre Augenbrauen hoch: »Ach, Ma-donna, ey … voll die lesbische Schlampe!« – »Lesbische Schlampe!« – diese zwei Wörter blinkten wie eine Neonleuchtreklame auf heruntergekommenen Gebäuden in meinem Kopf. »Ich will auch eine lesbische Schlampe sein!«, dachte ich fasziniert. »Na und? Deshalb find ich sie ja so geil!«, antwortete ich. Mir fiel in dem Moment mein Faschingskostüm aus der dritten Klasse ein, ich ging als »Nutte«, während andere Mädchen sich als »Prinzessin« oder »feine Dame« verkleideten. Mehrere weiße Zettel tackerte ich mir auf die violett-pinken Lack-Pumps, auf die ich »Nutte«, »Schlampe«, »Hure« draufschrieb, so à la Riot Grrrls, obwohl ich diese damals nicht kannte, wallahi billahi, das war so, das ist kein Witz! Meine Grundschulfreundin, mit der ich heute noch befreundet bin, zieht mich immer noch damit auf, indem sie entsetzt, aber scherzend fragt: »Was stimmte mit dir als Kind nur nicht? Wie kommt man als Neunjährige darauf, so etwas zu tun?!« Freizügiges Schlampentum und Unangepasstheit schienen mich schon als Kind getriggert zu haben.

Dann fand ich das Preisschild: 10 D-Mark! Aber ich hatte nur 5 Mark in meiner Hosentasche, und die mussten mindestens noch diese und nächste Woche reichen. »Kannst du mir was leihen?«, fragte ich eine der Mädchen, die mit dabei war und sich gerade an einem Yin-und-Yang-T-Shirt ergötzte. »Klar, wenn ich es zurückbekomme«, sagte sie ohne jegliche emotionale Regung.

Ich kaufte das T-Shirt und fuhr überglücklich nach Hause. Gleich am Tag darauf zog ich’s zur Schule an. Ich fand mich so überaus cool darin. In dieser Zeit fing ich an, mich ausgeflippter zu kleiden, viel Schmuck zu tragen, meine Haare zu toupieren und meine Lippen blau anzumalen. Auf türkischen Hochzeiten, die damals für mich und meine Familie regelmäßig Programm waren, stach ich zwischen den in schwarzen H&M-Klamotten gekleideten Frauen und Mädchen total ins Auge, ich sah aus wie: Madonna zu ihren Hochzeiten meets Vivienne Westwood plus Prince, die anderen Mädels hingegen sahen aus wie … na eben unspektakulär! Sie rauchten auf den Damenklos, also rauchte ich nicht, sie tanzten zur türkischen und kurdischen Halaymusik oder zu Çiftetelli, also tanzte ich Soloeinheiten zu Hip-Hop und R&B, sie machten auf à la turka, ich machte auf Madonna, yallah, Baby, yallah, so fing das damals wallahi an, here we go!

Einige Jahre später kam ich dann auch zu meinen ersten Baggyjeans, die ich mir mit einem Gürtel konsequent unter meiner Boxershort zuschnürte, aber so, dass mein in Calvin Klein gehüllter Po komplett rausguckte. Das führte wohl später dazu, dass er als »sexiest bootie« in meinem Gymnasialjahrgang gewählt wurde, obwohl er mit den Ärschen derjenigen Mädchen in Konkurrenz stand, die damals ausschließlich Leggings, kurze, enge Röcke und High Heels trugen. Ich mochte so was nicht, fand’s zu tussig, ich wollte eher sportlich und cool aussehen, man könnte meinen Look vielleicht mit dem Wort »Tomboy« beschreiben, was dazu führte, dass mich manche Typen, denen ich einen Korb gab, als »Mannsweib« bezeichneten. Damals machte mich das wütend, heute würde ich mich über diesen queeren Begriff freuen. Mein Vater hingegen kommentierte meine breite, runterhängende Hose mit: »Allah, Allah, dieses Mädchen wird irgendwann noch von der Schule geschmissen, weil sie ihre Hose nicht vernünftig hochziehen kann!« Manchmal lachte er mich einfach nur kopfschüttelnd aus, wenn er sah, wie ich das Haus verließ. Die Krone setzte ich meinem Look dann kurze Zeit später mit einer riesengroßen gelben Badezimmeruhr auf, die ich dazu um meinen Hals trug, »You’ll know what time is it?!«, ich war eben auch Fan von Flavor Flav von der Schwarzen US-Politrapcrew Public Enemy. Die Blicke meiner Klassenlehrerin in der fünften Klasse werde ich niemals vergessen. Vor einigen Jahren habe ich erfahren, dass sie’s damals kaum glauben konnte, heute aber stolz auf mich sei und auf das, was ich erreicht habe, na, da hab ich ja noch mal Glück gehabt!

Weil es Baggyjeans damals in Deutschland noch gar nicht gab, musste man sie sich entweder aus den USA mitbringen lassen oder man bastelte sie selbst. Die breiten Hosen der Marke Homeboy gab’s ja erst Jahre später zu kaufen. Irgendwann in dieser Phase kaufte ich mir eine Hose, in Rot, das war damals in. Hinten nähte ich mir auf Knöchelhöhe mit großen Buchstaben (die ich aus schwarzem Stoff zuschnitt) »Hip Hop« drauf. Dazu dann blonde Flats, also mit Haarspray gefestigte, zur Seite abstehende Haarponys, die roten und die schwarzen Sneaker der Marke Fila kaufte ich mit meiner besten Freundin, wir trugen jede einen schwarzen und einen roten Schuh. »Haben wohl die L.A. Riders zugeschlagen!«, lachte sich ein Bulle einmal über die beiden Teenagerinnen schlapp, die er bei Nanu Nana beim Klauen erwischt hatte, wir trugen nämlich beide Trikots der L.A. Raiders. Das gestickte Ice T.-Zitat auf meinem Ärmel (»Fuck tha Police«) haben sie Gott sei Dank nicht gesehen, sonst hätte ich eine weitere Anzeige am Hals gehabt. Jahre später kamen die Karl Kani-Hosen auf den deutschen Markt, da drehte ich völlig ab. Ich kaufte mir gleich vier verschiedene Farben: Violett, Beige, Weiß und Türkis. Woher ich die Kohle dafür hatte, kann ich nicht verraten, aber ich musste diese Marke einfach haben. Weil sie auch der legendäre Gangster-Rapper Tupac Shakur trug, den ich damals wie viele andere Kanakenkids und Schwarze Teenager verehrte.

Madonna war übrigens mit Tupac Shakur zusammen, er hat dann irgendwann per Brief aus dem Gefängnis Schluss gemacht. In diesem Brief steht, dass es zwischen ihnen Probleme »kultureller« Art gäbe. Sie hätte nichts zu verlieren, wenn sie mit einem Schwarzen Mann zusammen sei, würde als Weiße für viele dadurch sogar interessanter wirken. Bei ihm hingegen stehe der Verlust der Hälfte seiner Fans auf dem Spiel, wenn er mit einer weißen Frau zusammen sei. (Den Brief von Tupac an Madonna sowie gemeinsame Fotos der beiden findet man im Internet.) Die Geschichte dieser gescheiterten Liaison macht neben rassistischen Aspekten auch den Konflikt zwischen der weiß geprägten Popwelt und der Schwarzen Hip-Hop-Kultur in den USA deutlich. In den 90er-Jahren haben regelmäßig Schwarze Rapper*innen weiße Popmusiker*innen wegen ihrer Glattheit gedisst. Bei Madonna und Tupac, so könnte man sagen, hat der weiße Pop damals im wahrsten Sinne den Hip-Hop geküsst: muaaahh! Aber nur so Tarkan-like, ohne Zunge. Und à propos: Letztes Jahr ist ein Roman von Noah Sow mit dem Titel »Die Schwarze Madonna« erschienen. Er handelt vom Leben einer Schwarzen Frau namens Fatou und ihrer Tochter Yesim in Deutschland, und das bedeutet leider: er handelt auch von ihren Rassismus-Erfahrungen. Die Geschichte beginnt damit, dass Fatou mit ihrer Tochter Yesim im Auto sitzt und Madonnas Song »Live to tell« mitsingt, der im Autoradio läuft. Als Yesim sie auf ihren schiefen Gesang hinweist, antwortet sie mit einem »Na und?«, Madonna könne schließlich auch nicht singen, das habe bisher niemanden interessiert. Daraufhin schlägt ihre Tochter vor, Fatou solle auch Sängerin werden, sie wäre dann die »Schwarze Madonna«.

Übrigens rappt Madonna auch in manchen ihrer Songs; na ja, okay, sagen wir: Sie experimentiert mit Rapeinlagen. Zum Beispiel in ihrem Song »Vogue«, wo sie einige Namen von ehemaligen weißen US-Prominenten aufzählt: »Greta Garbo, and Monroe / Dietrich and DiMaggio / Marlon Brando, Jimmy Dean / On the Cover of a Magazine / Grace Kelly, Harlow, Jean / Picture of a beauty queen / Gene Kelly, Fred Astaire / Ginger Rogers, dance on air/ They had style, they had grace / Rita Hayworth gave good face …« Als Kind hab ich diesen Part immer mitgerappt, ohne zu merken, dass es Rap war, vielleicht war es sogar das erste Mal, dass ich rappte. Hat mich Madonna bezüglich Rap vielleicht sogar entjungfert?

Meine breite Hose kombinierte ich damals immer mit bauchfreien Tops, vielen Goldklunkern um den Hals und gelbbeigen Camel-Boots, bei denen ich die Schnürsenkel offen ließ. Ich wollte so sein wie die Schwarzen Rapper*innen aus den USA, deren Sound ich verehrte. Die breiten, tief hängenden Baggypants mit den großen Hosentaschen und die offenen Boots sollten die Solidarität der Träger*innen mit den Schwarzen oder Latino-Gefängnisinsassen in den USA betonen, die oft zu Unrecht einsaßen und denen Gürtel und Schnürsenkel abgenommen wurden, um Suizidversuche oder Schlägereien mit anderen Insassen zu verhindern. Durch entlassene Strafgefangene, die diesen Style auch außerhalb des Gefängnisses trugen, kam er dann in die Kultur des Gangster-Rap, da er für eine besondere Härte stand. (Obwohl die härtesten Gangsterinnen in der Menschheitsgeschichte Frauen waren, siehe Griselda Blanco.) Auch ich nutzte Baggypants, um darin meine Beute zu verstauen. Einmal habe ich sogar drei Levis-Hosen unter meiner Baggy versteckt, zwei unter der Baggy und eine quer um die Taille gewickelt, und dann mit meiner Freundin uns bepissend vor Lachen an der Kasse vorbei nach draußen. Die Kassiererin lachte mit, sie freute sich darüber, »so glückliche Jugendliche« zu sehen, »Dass es das noch gibt«, sagte sie.

Anders als andere auszusehen und sich durch ausgefallene Kleidung von der Masse abzuheben, gefiel mir. Und das gefiel mir auch an Madonna, denn sie war immer einen Tick exklusiver, extravaganter und sexgeladener als andere Stars. Sie gehört zweifellos zu den einzigartigen Femme fatales der Popgeschichte. Und lange Jahre hat sie sogar als Einzige diesen Bereich besetzt. Zu gern hätte ich schon damals die Madonna’schen Spitztüten-BHs mit meinen Baggyjeans kombiniert, die Idee existierte zwar schon in meinem Kopf, aber umgesetzt hab ich’s erst Jahre später, dann aber ohne Gnade!

Zu meinen Lieblingsaccessoires gehören seit damals auch große Kreuzohrringe, natürlich hatte ich sie bei Madonna gesehen und war gleich auf die Suche gegangen. In meiner Erinnerung waren Kreuzohrringe damals ziemlich rar, ich fand sie schließlich für eine D-Mark auf einem Flohmarkt. Ich liebte sie, weil ich mich damit sexy fühlte und sie mir standen. Bei den meisten Leute schien ich damit anzuecken. Mich fragten Kanakenjungs, warum ich denn ausgerechnet als Türkin Kreuze trage, ob ich denn keine Muslimin sei. »Doch! Ich bin Alevitin«, sagte ich, woraufhin sie meistens verstummten. Nur einmal sagte ein Junge dazu: »Ach so, ja, ihr seid wie Christen, ne?« – »Bitte, was?! Sei bloß ruhig, ey!«, fauchte ich ihn an. In sunnitischen Mehrheitsgesellschaften ist der Vergleich von Alevit*innen als religiöse Minderheiten mit Christ*innen negativ gemeint, das ist eines der gängigen antialevitischen Vorurteile. Natürlich gemeinsam mit den Gerüchten, wir würden Inzest betreiben und Schweinefleisch essen. Und sofort war er still. Zum Glück gab’s auch Kanakenjungs, die fasziniert waren von meinen Madonnakreuzen. Als muslimisch sozialisierte Frau Kreuze zu tragen, scheint der provokativste Shit ever zu sein, da kann man sich auch heute noch sicher sein.

Denn nicht nur kleine Turkish boys sind von meinen Kruzifix-Ohrringen irritiert: »Bist du denn Christin, dass du Kreuzohrringe tragen darfst?«, bekomme ich von Menschen mit Migrationsdefizit zu hören, wenn ich wieder mal mit XXL-Kreuzohrringen unterwegs bin. »Alter, halt’s Maul!«, würde ich ihnen gerne antworten, aber ich bleibe meistens höflich und stelle ihnen eine Gegenfrage, zum Beispiel, ob das Tragen der Hand Fatimas als Schmuckstück die ganzen nicht muslimischen Frauen etwa auch zu Musliminnen mache, aber sie kapieren’s irgendwie nicht. Die kleinen Turkish boys kann ich ja in ihrer unsicheren Faszination für meinen Mut als Kanakin noch irgendwie verstehen, was aber fällt diesen weißdeutschen Bürgerlichen ein, zu behaupten, ich dürfe bestimmte Dinge nicht, weil ich eine Frau bin, deren Eltern aus der Türkei kommen?! Und wenn ich etwas nicht dürfte, was ginge sie das an? Zumal ihre Frage ja nicht auf Unterstützung oder Solidarität mit mir oder anderen Frauen abzielt, sondern auf Ausgrenzung und Bestätigung der eigenen Vorurteile gegenüber »Türkinnen« oder muslimisch sozialisierten Frauen.

Madonna hat in den 80er-Jahren mit dafür gesorgt, dass Kruzifixe einen modischen und künstlerischen Wandel durchliefen, unter anderem durch ihren Song »Like A Prayer«. Dort singt sie mit offenem Dekolleté und einem Kreuzanhänger vor großen brennenden Kreuzen und verliebt sich in einen Schwarzen Jesus, den sie vor einer polizeilichen Falschbeschuldigung rettet. (Ich glaube, so soll man es verstehen.) Ziemlich mutig, wenn man bedenkt, dass Madonna in einem streng katholischen Elternhaus aufwuchs und sogar eine katholische Highschool besuchte. Das Kreuz gehört mittlerweile zu Madonnas Markenzeichen, als Schmuck, auf ihren Bühnenoutfits oder auf den Kulissen ihrer Shows.

Das Reclaimen, also die positive Umdeutung von ursprünglich patriarchalischen negativen Bezeichnungen oder Symbolen, gehörte auch zu den von mir bevorzugten künstlerischen Stilmitteln. In meinem Fall ging der Umdeutung die Beleidigung meiner Person als »Bitch« voraus, weil ich mich anders, also freizügiger und auffälliger, kleidete und offen über Sex redete. Diese abwertende Bezeichnung gehört zu den gesellschaftlich gängigen Slutshaming-Versuchen, damit sich Frauen mit einem freizügigen Sexualverhalten dafür schämen und gesilenced werden. Als Teenagerin fing ich dann mit Rap an, weil ich gegen solche Vorurteile und Stigmatisierungen ankämpfen wollte, ich hatte etwas an diesen Missständen auszusetzen und etwas zu sagen. Durch kleine Auftritte wurde ich in Bremen von Tag zu Tag bekannter. Viele waren fasziniert von dem Mut, der damals dazugehörte, als Frau zu rappen. Aber ich hörte auch immer wieder hintenrum, dass mich Leute für eine »Schlampe« hielten, weil ich über Sex rappte und mich auffällig kleidete. Bei einem meiner Auftritte in Bremen-Tenever kam es mir sogar so vor, als hörte ich, wie die Leute leise »Nutte«, »Schlampe« und »Bitch« zischten, als ich die Bühne betrat. Meine sexuell geladenen Songs und mein Aussehen irritierten das überwiegend cis männliche Publikum und schreckten sie ab. Wenn ich den Begriff einfach selbst und positiv verwendete, tat die Beschimpfung nicht mehr so weh. Den Begriff »Bitch« gab’s damals im Deutschrap noch gar nicht, außer natürlich vereinzelt als »klassische« frauenfeindliche Beleidigung.