Lahme tanzen unter der Kanzel - Peter Schneider - E-Book

Lahme tanzen unter der Kanzel E-Book

Peter Schneider

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Beschreibung

Wenn unter der Kanzel einer großen evangelischen Kirche nach der Predigt Lahme tanzen und Stumme laut die Bibel vorlesen, dann wundert sich sicherlich niemand, dass plötzlich die Medien auf den Titelseiten darüber berichten. Genau das geschah immer wieder, wenn Hermann Zaiss das Evangelium verkündigte. Selbst die größten Säle konnten den Ansturm der Menschen kaum fassen. Das aber war nichts Neues. Auch bei Jesus und den Aposteln liefen Scharen zusammen, weil ihre Verkündigung von Zeichen und Wundern begleitet wurde. Von den Tagen der Apostel bis heute wuchs die Zahl der Christen, wo immer die Herrlichkeit Gottes sichtbar wurde, oft explosionsartig. Dies wird auch in Europa aufs Neue geschehen, wenn wir begreifen, dass der Mensch nicht an religionsphilosophischen Vorträgen über Gott interessiert ist, sondern ihn persönlich erleben will. Auf jeder Seite dieses Buches werden Sie entdecken, wie gewaltig sich Gott offenbaren kann, wenn sich ein Mensch von ihm gebrauchen lässt.

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Peter Schneider

Lahme tanzenunter der Kanzel

Zeichen und Wunderin den Gottesdiensten von Hermann Zaiss

© Copyright 2010 by Asaph-Verlag

3. Auflage 2018

Umschlaggestaltung: joussenkarliczek/Solveig Schäfer, D-SchorndorfE-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019

ISBN 978-3-940188-33-5

Bestellnummer 147433

Für kostenlose Informationen über unser umfangreiches Lieferprogramm an christlicher Literatur, Musik und vielem mehr wenden Sie sich bitte an:

Fontis Media GmbH, Postfach 2889, D-58478 Lüdenscheid

[email protected] – www.fontis-shop.de

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Dank

Vorwort

Einführung

1. Kapitel Unheilbar krank?!

2. Kapitel „Stumme lesen aus der Bibel, Lahme tanzen unter der Kanzel“

3. Kapitel Auf der Suche nach Leben

4. Kapitel Führung durch den Heiligen Geist – keine Fantasterei!

5. Kapitel Die Abkehr von Gott

6. Kapitel Gottes geheimnisvolle Wege

7. Kapitel Der Neubeginn

8. Kapitel Evangelisation überall

9. Kapitel Gott in einer Baubaracke

10. Kapitel In der Flugzeugfabrik Wuppertal-Langerfeld

11. Kapitel Die Hollandreise im Jahr 1952

12. Kapitel Kreuz und quer durch Deutschland

13. Kapitel Das war Berlin!

14. Kapitel Indienreise 1958

15. Kapitel Zeugnisse aus Österreich, der Schweiz und Deutschland

16. Kapitel Pressestimmen und Zeugnisse von Ärzten und Theologen

17. Kapitel Hatten diese Evangelisationen mit all den Wundern eine bleibende Frucht?

18. Kapitel Warum wurde dieses Buch geschrieben?

Liebe in Aktion e.V.

Weitere Bücher

Über den Autor

Dank

Dieses Buch konnte von mir nur geschrieben werden, weil Jutta Sprycha, die Sekretärin von „Liebe in Aktion“, dem Missionswerk der „ECCLESIA“, bereit war, mir mit ihrem reichen Erfahrungsschatz bis in die späten Nachtstunden zur Seite zu stehen.

Daneben waren mir liebe Freunde eine große Hilfe beim Recherchieren, besonders auch lnge Zaiss, die Gattin von Hermann Zaiss jun.

Schließlich kann ich meiner Familie, vor allem meiner lieben Frau Esther, nicht genug für alle Unterstützung danken.

Vorwort

Weil Jesus Christus derselbe gestern, heute und in Ewigkeit ist, ist dieses Buch eine Mut machende Erinnerung an das Wirken Gottes durch den Evangelisten Hermann Zaiss, wodurch auch unser Gemeindeverband entstanden ist. Vor allem ist es aber eine Stärkung für unseren Glauben heute. Peter Schneider hat sich auf das konzentriert, was Gott durch diesen Zeugen Jesu in Deutschland und im Ausland bewirkte und nicht so sehr auf biografische Inhalte. Aus diesem Grund kann der Leser manche Berichte aus erster Hand bekommen. Menschen, die entweder selbst die übernatürliche Kraft Gottes erlebten oder als Augenzeugen miterlebten, wie viele Menschen körperliche, seelische und geistliche Heilung und Befreiung erfuhren.

Das Evangelium in seiner ursprünglichen Wirkung zu erleben ist aber nicht nur eine Erinnerung vergangener Tage. Gott, der sich selbst als der „ewig Unveränderliche“ darstellt, wirkt auch heute noch in gleicher Art und Weise durch das Evangelium von Jesus Christus. Ich selbst bin ein „Nachkomme“ der außergewöhnlichen Bewegung Gottes dieser Zeit. Ich habe zwar die Geschehnisse der damaligen Zeit nur weitererzählt bekommen, aber habe persönlich durch das Evangelium Jesu Christi Heil und Heilung erlebt. Auch in meinen Diensten im In- und Ausland habe ich die wunderwirkende Kraft Gottes an anderen Menschen miterleben dürfen.

Darum ist dieses Buch eine starke Ermutigung zum Glauben und gibt alle Ehre und Ruhm unserem Gott und Vater.

Vielen Dank an Peter Schneider, der die Zeugnisse zusammengetragen und das Buch verfasst hat.

Bernd Scheven

1. Vorsitzender des Gemeindeverbandes ECCLESIA Wuppertal, im Mai 2008

Einführung

Bereits der Titel „Lahme tanzen unter der Kanzel“ zeigt, dass in diesem Buch das übernatürliche Handeln Gottes und nicht die Taten eines Menschen beschrieben werden sollen. Es ist also keine Biografie, denn jedes Buch über einen Menschen, selbst wenn er sehr bedeutend war oder ist, kann nur Vergangenheit schildern. Gott aber will das, was er gestern tat, auch heute und morgen tun. Er gehört nie der Vergangenheit an. Sein Handeln war durch die ganze Geschichte für die Menschen immer wieder spektakulär. Ob es der Marsch Israels durch das Rote Meer, die Einnahme Jerichos durch Josua oder die Wunder Jesu und seiner Apostel waren, niemals konnte menschliche Vernunft das Geschehene erklären. Gottes Wort berichtet uns darüber, damit auch wir im täglichen Leben mit dem Eingreifen Gottes rechnen und ihm unser Herz und Leben anvertrauen.

Auch mein Berichten über die Wunder Gottes in den Versammlungen des Evangelisten Hermann Zaiss soll keine nostalgischen Gefühle wecken und uns diesem Mann oder der Vergangenheit nachtrauern lassen. Nein, es soll uns bewusst machen, dass Jesus Christus tatsächlich derselbe ist, wie gestern, so auch heute und in alle Ewigkeit. Wenn Gott durch Hermann Zaiss seine Liebe und Größe so einzigartig demonstrieren konnte, dass Tageszeitungen auf der Titelseite darüber berichteten, dann sollte dies in uns den Wunsch wecken, von Gott genauso gebraucht zu werden.

Mein Gebet ist es, dass auch Sie beim Lesen dieses Buches entdecken, wie großartig es ist, dass Gott Menschen wie uns gebrauchen will, und dass auch Sie am Ende sagen:

„HERR, hier bin ich, nimm mich, gebrauche mich.“

Peter Schneider

Ulm, im Mai 2008

Hermann Zaiss bei der Predigt

Evangelisation im Planetarium in Düsseldorf

1. Kapitel

Unheilbar krank?!

Erlebnisse des Verfassers mit Hermann Zaiss

Wer immer wieder erlebt, wie sein Kind bewusstlos zusammenbricht, weil dessen Herz versagt, wer vorher in die angstvollen Augen und das schmerzverzerrte Gesicht seines Kindes geschaut hat, der wird, wenn er kein steinernes Herz hat, alles unternehmen, um seinem Kind Hilfe zu bringen.

Genau das ist meine Geschichte: Mein Vater kam aus russischer Kriegsgefangenschaft als ein Wrack zurück. Er, wie meine Mutter, waren Haut und Knochen, aber sie gönnten sich selbst nichts, um ihrem ersten Kind, meinem Bruder Walter, das Beste zu geben. Dann wurde ich geboren, aber bald war ihre Elternfreude getrübt, denn bei mir stellten sich Gelenkrheuma und schwere Herzbeschwerden ein. Es war so schlimm, dass ich keinen Tag normal mit anderen Kindern spielen konnte. Alle medizinischen Bemühungen brachten keine Besserung. Tatsächlich waren meine Eltern zu jedem Opfer bereit, um mir das Leben zu erhalten. Verschiedene Ärzte aber erklärten ihnen, dass sie keine Hoffnung für mich hätten. Spätestens mit der Pubertät sollte mein Leben ein Ende haben. Auch mir selbst war damals schon bewusst, wie schlimm es um mich stand, obwohl ich noch ein Kind war. Immer häufiger brach ich zusammen und hatte schreckliche Angst vor diesem stechenden Schmerz und dieser würgenden Beklemmung. Außerdem verschlimmerte sich das Gelenkrheuma derartig, dass ich mich oft weinend vor Schmerzen am Boden wand.

Mit Gott und Kirche wollte mein Vater aufgrund vieler schrecklicher Erfahrungen an der Front im Krieg und in Gefangenschaft nichts zu tun haben. In seiner verzweifelten Suche, Hilfe für mich zu finden, sollte sich diese Ablehnung aber bald verändern. Robert, ein Arbeitskollege, erzählte ihm, er kenne einen Arzt, der seinem Buben sicher helfen könnte! „Ist er denn Kardiologe?“ „Ja“ „Dann gib mir doch seine Adresse.“ „Die ist ganz einfach, er heißt Jesus Christus!“ „Oh“, lachte Vater, „Robert du bist noch jung und dumm. Du hast die Welt noch nicht kennengelernt, deshalb glaubst du solchen Unsinn.“

Als jedoch meine Lage sich zusehends verschlimmerte, war mein Vater schließlich bereit, mit mir in einen Gottesdienst in der Donauhalle in Ulm zu gehen, denn dort sollte besonders für Kranke gebetet werden.

Die voll besetzte Donauhalle in Ulm

Fast 3 000 Menschen strömten dort hin, um den Evangelisten Hermann Zaiss zu hören. Ich als Neunjähriger hatte noch nie zwischen so vielen Menschen gesessen. Noch viel weniger zwischen so vielen Kranken, auf Rollstühlen und Bahren, viele andere mit den gelben Blindenbinden am Arm. Ja, Leidende aller Art.

Dann predigte dieser Mann so gewaltig und doch so einfach, dass ich als kleiner Junge die Botschaft verstand und plötzlich nur ein Verlangen hatte, diesem Jesus zu folgen. Dabei hatte ich meine Krankheit total vergessen.

Dann aber hörte ich plötzlich, wie ein Herr neben mir anfing, mit sich selbst zu reden. Er hatte gelähmte Arme, und ich erinnere mich noch genau, dass ich als Kind sagte: „Seine Arme hängen herab wie gekochte Nudeln.“ Und jetzt hörte ich ihn leise sagen: „Oh, was ist denn das, ich spüre Leben in meinen Händen.“ Und plötzlich sprang er auf und schrie: „Ich kann meine Arme bewegen, ich kann meine Arme bewegen!“ Viele unter den Zuhörern wandten sich um und schauten neugierig auf den Mann, aber der Evangelist meinte nur: „Was guckt ihr denn alle so verwundert? Das ist ganz normal, wenn das Evangelium verkündigt wird!“ Er predigte weiter, so als ob nichts geschehen wäre.

Eindringlich forderte er die Menschen auf, endlich mit allem frommen Theater aufzuhören, vor Gott ehrlich zu werden und ihm ihr ganzes Leben anzuvertrauen. „Du musst aus Gott geboren werden, dann bist du ein Gotteskind. Ja, dann hast du ewiges Leben, denn Gott ist ewig.“

Nach dem zweistündigen Gottesdienst betete er so lange mit Hunderten von Kranken, bis die Halle von den Verantwortlichen um Mitternacht geschlossen wurde. Nur eine Kette kräftiger Männer konnte dabei verhindern, dass Bruder Hermann, wie er von allen genannt wurde, nicht von den Kranken an die Wand gedrückt wurde.

Immer wieder hörte man einen freudigen Aufschrei, weil jemand ein Wunder Gottes erlebt hatte. Unter anderem sah ich, wie eine gelähmte Frau von ihrer Bahre aufstand und durch die große Halle lief. Ich selbst aber konnte nicht zu dem Prediger vorkommen, zu groß war die Zahl der Kranken.

Dennoch ging ich nicht enttäuscht nach Hause. Im Gegenteil, ich hatte eine Entscheidung getroffen, ganz Jesus nachzufolgen. Zu Hause kniete ich mich vor meinem Bett nieder und bekannte Jesus alles, was ich wusste, was vor ihm nicht recht war, und sagte ihm, dass ich ihm ganz gehören und folgen wolle. Als ich aufstand, war ich voller Freude und hatte die Gewissheit Gottes Kind zu sein.

Am nächsten Tag bemerkte mein Lehrer in der Schule, dass an mir etwas geschehen war. Aufgrund meiner Krankheit war ich nicht nur ein trauriger Junge, sondern so verklemmt, dass ich stotterte. Das war jetzt vorbei. Alle sahen einen fröhlichen Jungen, obwohl ich immer noch schlimm krank war. Etwa eineinhalb Jahre später erlebte ich aber, nachdem dieser Mann Gottes mit mir in Stuttgart gebetet hat, dass ich über Nacht völlig geheilt war.

Inzwischen sind seit dem 4. Januar 1958 bis zum heutigen Tag mehr als 50 Jahre vergangen. Ich bin immer noch gesund, und ich wollte für nichts in der Welt das Glück vermissen, Jesus als meinen Herrn und Heiland zu kennen.

Bereit, um sich von Gott gebrauchen zu lassen

Ich bin einer von Tausenden, die damals ihr Leben Jesus übergeben haben. Weil dieser Mann dem Ruf Gottes folgte und sich ihm radikal zur Verfügung stellte, erlebte er wie die Männer Gottes in der Bibel, dass Gott sein gepredigtes Wort durch übernatürliche Zeichen bestätigte. So geschah dies bei Mose und Josua, bei Elia und Elisa, und besonders bei Jesus und seinen Jüngern.

Erschreckend aber ist, dass fast nach jeder Erweckung bereits die nächste Generation die großen Taten Gottes vergisst und sich von ihm abwendet.

Das Volk diente dem HERRN, solange Josua lebte und die Ältesten, die noch lange nach Josua lebten, die alle die großen Werke des HERRN gesehen hatten, die er an Israel getan hatte …

Nach ihnen wuchs aber eine andere Generation auf, die den HERRN nicht kannte noch die Werke, die er an Israel getan hatte. Da taten die Israeliten, was dem HERRN missfiel, … und folgten andern Göttern nach, den Göttern der Völker, die um sie her wohnten, und beteten sie an und erzürnten den HERRN.

Richter 2,7-12

Gott hatte diesen alten Zeugen seines mächtigen Wirkens befohlen:

Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst, dass du nicht den HERRN vergisst, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt hat.

5. Mose 6

Gottes Geist drängte mich, dieses Buch zu schreiben, und damit der kommenden Generation dieses mächtige Handeln Gottes weiterzugeben. Denn wir sollten die Wunder Gottes niemals vergessen, sie sollten uns ermutigen, uns von Gott so gebrauchen zu lassen, wie dies Bruder Hermann Zaiss tat.

Ein Unbekannter gab folgendes treffende Zeugnis über die Bibel, das Wort Gottes:

Vergleiche dieses Buch nicht mit anderen.

Es ist unvergleichlich.

Gehe nie, weder in Gedanken noch in Worten, davon aus, dass dieses Buch das Wort Gottes enthält.

Es ist das Wort Gottes.

Es ist übernatürlich in der Herkunft, ewig in der Dauer, unaussprechlich im Wert,

unendlich in der Reichweite, umgestaltend in der Kraft, unfehlbar in der Autorität,

persönlich in der Anwendung, inspiriert in der Ganzheit.

Lies es durch. Schreibe es auf Bete es in dich hinein. Lebe es aus.

Und dann reiche es weiter.

Das Wort Gottes verändert einen Menschen, bis er ein Brief Gottes wird.

Es ändert seine Gedanken, seinen Charakter, lässt ihn Gnade über Gnade erfahren und lässt ihn Gottes Wesen annehmen.

Wer sich dem Wort Gottes öffnet, zu dem kommt Gott und wohnt in ihm.

2. Kapitel

„Stumme lesen aus der Bibel, Lahme tanzen unter der Kanzel“

… so stand es in großen Lettern auf der Titelseite einer holländischen Tageszeitung „Het Vrije Volk“. Und sie war nicht die einzige. Nein, mehr als 70 Zeitungen in ganz Holland berichteten über die außergewöhnlichen Geschehnisse in der Königinkirche in Rotterdam und anderen Städten Hollands, als der Evangelist Hermann Zaiss dort predigte. Der Ansturm derer, die die Botschaft dieses Mannes hören wollten, war so groß, dass seine Predigten jeweils in mehrere Säle übertragen wurden. Dies war besonders deshalb außergewöhnlich, weil in den Fünfzigerjahren, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, die Deutschen in Holland allgemein auf größte Ablehnung stießen.

Was brachte dann trotzdem solche Menschenmassen zusammen? Schließlich lagen die Schrecken des Krieges schon wieder so weit zurück, dass die Leute nicht mehr aus ihrer Not heraus zu Gott schrien und die Kirchen füllten.

Um Antwort auf diese Frage zu erhalten, braucht man nur die Berichte des Neuen Testaments über das Wirken Jesu und der Apostel anzuschauen.

Bereits im ersten Kapitel des Markusevangeliums lesen wir vom Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu, dass am Abend nach Sonnenuntergangalle Kranken zu Jesus gebracht wurden, sodass schließlich die ganze Stadt vor der Tür versammelt war, um bei Jesus Heilung zu erfahren. Als Jesus danach einen der Ärmsten von seinem Aussatz heilte, dieser scheußlichen Krankheit, die ihre Opfer bis zur Unkenntlichkeit entstellt, erzählte dieser überall, außer sich vor Freude, von seiner wunderbaren Heilung. Wie hätte er es auch verschweigen können? Die Folge seines Zeugnisses aber war, „dass Jesus sich bald in keiner Stadt mehr öffentlich zeigen konnte und sich nur noch an abgeschiedenen Orten aufhielt. Aber auch dort strömten die Menschen von überall zu ihm“ (Markus 1,45).

Später berichtet Markus, dass vier Männer ihren gelähmten Freund zu Jesus bringen wollten. Dies war ihnen aber unmöglich, denn die Menschenmenge, die zu ihm drängte, blockierte jeden Weg, um auch nur in die Nähe Jesu zu kommen. Wörtlich heißt es:

Einige Tage später kehrte Jesus nach Kapernaum zurück. Die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete sich schnell in der ganzen Stadt. Es dauerte nicht lange, da war das Haus, in dem er wohnte, von Besuchern überfüllt, so dass kein einziger mehr Platz hatte, nicht einmal draußen vor der Tür.

Markus 2,1-2

Die vier Männer aber waren nicht nur gekommen, um eine interessante Predigt zu hören. Sie hatten die Erwartung, hier bei Jesus Hilfe für ihren leidenden Freund zu finden. Deshalb waren sie zu allem bereit. Um jeden Preis wollten sie zu Jesus kommen. Schließlich beförderten sie den Gelähmten mühsam aufs Dach des Hauses und deckten dieses zum Erstaunen und Entsetzen der anderen einfach ab. Als das Loch groß genug war, ließen sie diesen hoffnungslosen Menschen auf seinem Bett direkt vor Jesus hinab. Ihr Glaube wurde nicht enttäuscht. Der Gelähmte stand auf das Wort Jesu hin geheilt von seinem Bett auf und trug dieses selbst nach Hause. Das Resultat war, dass der Zulauf noch größer wurde.

So lesen wir in Markus 3,9-10:

Jesus zog sich mit seinen Jüngern an den See zurück. Die Nachricht von seinen Wundern hatte sich überall verbreitet, und die Menschen kamen scharenweise zu ihm. Jesus beauftragte seine Jünger, ein Boot bereitzuhalten, weil die Menge der Menschen ihn zu erdrücken drohte.

Nun dies waren Berichte über Jesus, den Heiland der Welt. Dieser aber hat seinen Jüngern denselben Auftrag gegeben, das Evangelium zu verkündigen und die Kranken zu heilen. Er sagte sogar voraus:

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.

Johannes 14,12

Wenn wir die Worte Jesu ernst nehmen, dann kann es uns nicht wundern, dass wir danach in der Apostelgeschichte ganz ähnliche Berichte lesen:

Die Leute trugen die Kranken auf die Straße und legten sie dort auf Betten und Matten. Wenn Petrus vorbeiging, sollte wenigstens sein Schatten auf einige von ihnen fallen … Auch aus der Umgebung von Jerusalem brachten die Leute Kranke und solche, die von bösen Geistern besessen waren, und alle wurden gesund.

Apostelgeschichte 5,12-15

Wie die Evangelien, so hat auch die Apostelgeschichte kein abschließendes „Amen“. Grund dafür ist sicher, dass die Geschichte weitergehen sollte, und zwar mit allen und durch alle, die an Jesus glauben. Alle sollten dieselben Werke tun, wie Jesus sie tat.

Bis heute wiederholte sich deshalb durch die ganzen Jahrhunderte in allen Ländern und Kulturkreisen dieser Welt immer wieder dasselbe. Sobald ein Mensch – so wie die ersten Jünger – bereit war, sich Jesus bedingungslos zur Verfügung zu stellen und das Evangelium in seiner Totalität zu verkündigen, offenbarte sich Gott in seiner ganzen Größe und bestätigte sein Wort, genau wie wir es am Ende des Markusevangeliums lesen können:

Die Jünger aber gingen überall hin und predigten die gute Botschaft. Der Herr aber wirkte durch sie und bestätigte alles, was sie sagten, durch viele wunderbare Zeichen.

Markus 16,20

Es ist offensichtlich: Das Evangelium sollte nie nur Erzählung über Jesus sein, vielmehr soll es durch die Jünger Jesu aktuell, ja hochaktuell in dieser Welt werden. Das sehen wir in seinem Gebet, bevor er am Kreuz starb:

Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.

Johannes 17,18.19

Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind, …

Johannes 17,22a

Genau dies geschah unter der Verkündigung des Mannes, von dem dieses Buch im Besonderen spricht: Hermann Zaiss. Dabei war dieser wie alle Zeugen Jesu nichts anderes als ein Werkzeug in der Hand des allmächtigen Gottes.

Unser Gebet ist es, dass durch diese wunderbaren Ereignisse, an denen wir Sie durch dieses Buch teilnehmen lassen wollen, in Ihrem Herzen neuer Glauben entzündet wird, …

… Glauben, nicht nur für Ihr persönliches Leben, sondern für Ihre Familie und Freunde, für unser Land, ja unsere Welt.

… dass viele den Wunsch und Mut bekommen, sich von Gott gebrauchen zu lassen, damit in unserem Lande die Einzigartigkeit Jesu wieder neu bekannt wird.

… dass unsere Verkündigung wieder von Gott selbst durch solch wunderbare Zeichen bestätigt wird, dass selbst unsere Regierenden und Medien GOTT nicht länger ignorieren können.

So war das in den Tagen der Apostel. Die Herren vom Hohen Rat hassten die Botschaft von Jesus so sehr, dass sie ihn kreuzigen ließen. Dennoch konnten sie die Wunder, die in seinem Namen geschahen, nicht leugnen.

Sie schickten Petrus und Johannes aus dem Sitzungssaal, berieten sich und sagten zu einander: Was sollen wir mit ihnen machen? Dass ein eindeutiges Wunder durch sie geschehen ist, können wir nicht leugnen. Ganz Jerusalem hat davon gehört.

Apostelgeschichte 4,16

3. Kapitel

Auf der Suche nach Leben

Auf dem Weingut in Stuttgart-Untertürkheim

Hermann Zaiss wurde am 3. September 1889 als fünftes Kind einer Weingärtnersfamilie in Stuttgart-Untertürkheim geboren. Dass er – wie seine Geschwister – schon als Junge auf dem Weingut mithelfen musste, war ganz normal für jene Zeit, als noch Kaiser und Könige in Deutschland regierten. Später in seinen Predigten erfuhr man immer wieder etwas von der Tatsache, dass er zwischen Wein und Reben aufgewachsen ist. Besonders, wenn er von Jesus, dem Weinstock und den Reben sprach. Da wurde das Bild lebendig, so lebendig wie er selbst wohl schon als Junge war. Zu jedem Streich bereit, erlebte er aber immer wieder, dass er einen großartigen Vater hatte, der zwar streng war, aber der ihn wie alle seine Kinder liebte und deshalb auch bereit war, ihm zu vergeben, wenn er etwas „ausgefressen“ hatte.

Eines war stets klar: Halbe Sachen gab es für Hermann nicht. Er wollte leben, und zwar richtig. Er wollte das Leben genießen, in vollen Zügen. Deshalb wollte er vor dem Militärdienst auf alle Fälle noch etwas von der Welt kennenlernen, und so begab er sich nach Paris und Orleans. Frankreich war schließlich für seine Freizügigkeit und Lebensfreude bekannt.

Dort aber sollte er erfahren, wie wahr die Schilderung Jesu in seiner Geschichte über den verlorenen Sohn war. Er erlebte, wie trügerisch die Freuden, das Vergnügen der Welt waren und wurde dabei so krank, dass er sogar mit dem Gedanken spielte, seinem Leben – noch nicht zwanzigjährig – ein Ende zu machen. Zaiss wörtlich: „Ich war ein Gottesleugner, und jetzt war ich am Ende meiner Weisheit. Da wollte ich mir das Leben nehmen. Ich lag schon auf der Eisenbahnschiene. Noch heute sehe ich die Faust des Lokomotivführers des Schnellzuges. Aber das war das Ende des Glaubensbekenntnisses des Teufels. Ich wusste, so geht es nicht weiter.“ Doch zu seinem Vater konnte er nicht mehr, der war bereits Jahre zuvor gestorben, und den himmlischen Vater kannte er nicht.

Die Begegnung mit dem „Halleluja-Schmied“

Zurückgekehrt nach Deutschland folgte er eines Abends dem Drängen seiner Cousine, vor der er große Achtung hatte, in eine christliche Versammlung. Nach seinen eigenen Worten spielte dabei auch eine wohlhabende Erbtante eine Rolle: „Ich war etwa 19 Jahre alt, wenn ich schon das nicht fand, was ich suchte, dann wollte ich wenigstens Geld haben. Diese Tante war etwa 120 000 Goldmark schwer, ich war ihr Lieblingsneffe. Diese Liebe wollte ich selbstverständlich kapitalisieren. Ich war ja Kaufmann! Schlechter als sie alle, und gerade diese Tante bat mich, mit ihr zu einer christlichen Versammlung zu kommen. Ich ging mit ihr. Es war für mich eine Finanztransaktion, weiter nichts.“ Dort sollte ein bekannter Redner predigen. Tatsächlich war es ein einfacher Schmied, der damals als „Halleluja-Schmied“ im Land bekannt war. Hermann Zaiss berichtet über diesen Abend, der sein ganzes Leben verändern sollte:

„Auch des Luisle hat mir so begeistert erzählt, wie schön das Leben mit Jesus sei, und so bin ich schließlich an dem Abend mitgegangen. Tatsächlich bin ich, bis dahin ein radikaler Gottesleugner, in der ersten Versammlung bereits nach den ersten fünf Minuten gläubig geworden. Dabei war der Verkündiger kein studierter Mann, sondern ein Grobschmied. Er theoretisierte nicht über das Evangelium, sondern sprach als ein Mann, mitten aus dem Leben. Bereits als er in den Saal kam, gefiel er mir. Er war ein richtiger Mann, stark, mit so kühnen Augen. Alles, bloß kein Schlappschwanz, und dann begann er seine Predigt: Wenn du der beste Mensch bist, wenn du noch nie gelogen und noch nie gestohlen hast, wenn du nie ’nen Zorn kriegst, wenn du gar nicht sündigst, dann bisch du grad recht für den Teufel.

Nanu, hab ich gedacht. Der hat sich versprochen. Dann sagt der aber, als ob er mich gehört hätte:

Ich hab mich nicht versprochen! Ich wiederhole nochmals: Wenn du noch nie gelogen, noch nie gestohlen …

Und dann hat er eine ganze Sündenlitanei aufgezählt:

… wenn du all das noch nie getan hast, dann bist du gerade recht für den Teufel. Wenn du aber schon gelogen und betrogen hast, und wenn du schon unrein warst und gestohlen hast – ja, wenn du der größte Sünder bist, dann bist du genau recht für Jesus Christus!

Das hat mich ganz wirr gemacht, denn ich wollte doch gut sein. Ich wollte doch gerne rein und wahr sein. Ich wollte doch in allen Dingen das Beste, aber es gelang mir einfach nicht. Immer wieder bin ich danebengetappt Immer wieder in meinem Leben, und ich wusste, ich bin ein Sünder, und jetzt sagte der:

Wenn du ein Sünder bist und schon gelogen und betrogen und gestohlen hast, dann bist du gerade recht für Jesus! – Also das habe ich nicht begriffen!

Und dann begründete er: Jesus selbst sagt: ‚Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen zu rufen die Sünder zur Buße und nicht die Gerechten.‘

In dem Augenblick sagte ich: ‚Jesus, dann bist du für mich gekommen.‘ Ich machte einen Sprung über die Bank nach vorne, um Jesus anzunehmen. Seither bin ich ein Gotteskind. Das war eine Angelegenheit von einer Minute.

Mir brauchte niemand zu sagen: ‘Tu Buße!‘ In jener Nacht habe ich mehr geweint als geschlafen. Ja, ich habe geweint, geweint, geweint über meine Sünde, aber ich wusste, sie ist mir vergeben, denn Jesus starb für mich. Das war also keine billige Sache. Nein, meine Sünde hat Jesus alles gekostet.

Ich durfte in dieser Nacht wunderbare Dinge erleben, die ich aber nicht erzählen will, weil sonst alle meinen, sie müssten es genau so erleben. Das ist aber nicht so, denn jede Geburt ist anders, weil wir alle Individuen sind. Selbst wenn eine Mutter zehn Kinder zur Welt gebracht hat, so war doch jede Geburt anders.“

Bekehrt, aber rausgeworfen und enterbt

Drei Tage nach dieser bewussten Entscheidung, Jesus Christus konsequent zu folgen, wurde dem jungen Hermann zu Hause die „Pistole auf die Brust gesetzt“. Er konnte entweder dem Ruf Gottes folgen oder der Familientradition. Also hieß es „Raus!“, und er ging.

Acht Tage nach seiner Bekehrung sagte ihm der Grobschmied: „Komm einmal mit mir, damit du lernst, wie man das Evangelium verkündigt!“ So ging er mit nach Zuffenhausen, einem Vorort von Stuttgart. Es war eine Versammlung von etwa 500 Menschen. Was der Mann dort redete, war Lebenswasser für ihn. Jedes Wort hat er für sich persönlich genommen.

„Auf einmal sagte der Grobschmied: ‚Jetzt wird unser junger Bruder, der vor acht Tagen gläubig geworden ist, noch etwas sagen.‘ Ich habe gedacht, der Boden würde sich öffnen, wie bei der Rotte Korah, aber der Boden blieb stabil, und ich stand darauf. Was sollte ich jetzt sagen? Man hatte mich ins Wasser geworfen, und mir blieb nichts anderes übrig als zu schwimmen. Ich fing an, von dem zu berichten, was ich erlebt hatte, und ich hatte in diesen acht Tagen schon sehr Schönes erlebt. Da sah ich, wie etwa dreiviertel der 500 Leute das Taschentuch herauszogen und weinten. So ein Baby kann eine ganze Familie und Gesellschaft durcheinanderbringen; und man hört auf Babys oft mehr als auf Erwachsene. Der Heilige Geist sprach aus mir. Einige Wochen später wurde ich aus einer sehr wohlhabenden Familie hinausgeworfen und enterbt. Ich habe bis heute nichts geerbt – Gott sei Lob und Dank –, aber den Heiligen Geist habe ich geerbt, und der ist wertvoller. Dieser Heilige Geist führt uns in Aufgaben hinein.“

Als er fertig war, gab er mir einen Revolver

Hermann Zaiss erging es wie den ersten Jüngern. Als durch diese direkt vor dem großen Tempel in Jerusalem ein von Geburt an Gelähmter im Namen Jesu geheilt worden war, wurden sie vom Hohen Rat über Nacht in die Zelle geworfen. Am andern Tag wurde ihnen unter Strafandrohung befohlen, nie mehr von Jesus zu reden, doch Petrus und Johannes antworteten:

Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als ihm! Uns ist es auf gar keinen Fall möglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.

Apostelgeschichte 4,19-20

Auch Hermann begann überall Jesus zu bekennen, und dabei erlebte er schon in den ersten 14 Tagen nach seiner Bekehrung außergewöhnliche Dinge:

„Ich ging in Stuttgart die Rotebühlstraße entlang. Auf einmal sagte eine innere Stimme zu mir: Du siehst dort drüben den Mann laufen, der den Kopf hängen lässt. Gehe hinüber zu ihm und verkündige ihm das Evangelium! Ich ging über die Straße. Ich habe nicht gefragt, wer das jetzt zu mir gesagt hätte. Nichts! Gottes Geist sagte zu mir dasselbe, was er zu Philippus sagte: Gehe auf die Straße die nach Gaza führt, da wird dir ein Mann begegnen, sprich ihn an! (Apg.8,26).

Ich ging über die Straße und sprach den Mann an, aber ich sprach ihn nicht auf Jesus an, habe ihn auch nicht gefragt: Verstehst du, was du gerade denkst?

Ich sagte vielmehr zu ihm: Haben Sie Hunger? Da schaute er mich mit weit aufgerissenen Augen an und sagte: Ja, ich habe schon lange nichts mehr gegessen! Ich sagte ihm: Kommen Sie, wir gehen hier hinein und essen etwas! Dort war eine Blaukreuzwirtschaft, in der ich öfter Essen für andere bezahlt habe. Als er sein Essen verschlungen hatte, fragte ich ihn, ob er noch Hunger hätte. Ja, sagte er, und er verschlang noch eine Mahlzeit. Als er fertig war, gab er mir einen Revolver und sagte: Ich war gerade auf dem Weg zum Neckar. Ich wollte mir eine Kugel durch den Kopf schießen. Ich wollte sterben. Ich hatte es mir so ausgedacht: Ich halte mich an einer Weide am Neckar fest, dann schieße ich mir eine Kugel durch den Kopf, und dann falle ich ins Wasser. Wenn ich nicht richtig treffe, werde ich ertrinken. Tot werde ich auf alle Fälle sein! Seht ihr, der Geist Gottes hatte es mir gesagt, dass ich den Mann ansprechen sollte. Solche Dinge habe ich sehr oft erlebt!“

4. Kapitel

Führung durch den Heiligen Geist – keine Fantasterei!

Hermann Zaiss bezeugte auf Schritt und Tritt seinen neuen Herrn und erlebte dabei direkt nach seiner Bekehrung, wie Gottes Geist ihn führte. Bei all dem war er kein Fantast, dessen Glauben auf Gefühle gegründet war. Nein, er erkannte, dass Gottes Wort Geist und Leben ist. Er verschlang deshalb als junger Mensch täglich 30 bis 40 Kapitel aus der Bibel. Sie war die Quelle seiner Kraft und sollte dies bleiben.

Mit der Basler Mission als Missionskaufmann an die Goldküste

Da er mit allem, was er hatte, Gott dienen wollte, entschloss er sich schon ein Jahr nach seiner Entscheidung für Christus, an die Allianz-Bibelschule nach Berlin (heute Wiedenest) zu gehen. Seine evangelistische Begabung wurde in Berlin an der Bibelschule erkannt. Vor allem hatte er einen Draht zu jungen Menschen, und so wuchs dort der CVJM, den er zusammen mit Theodor Voemel leitete, in zwei Jahren auf 142 junge Männer.

Später setzte er sein biblisches und theologisches Studium in Greenwich/England fort. Daneben belegte er auch einige medizinische Kurse. Er nutzte aber auch jede freie Stunde in London, um diese gute Botschaft, die sein Leben neu gemacht hat, zu verkündigen, auch im bekannten Hyde Park predigte er. Während dieser Zeit verstarb seine Mutter. Er durfte sie aber die letzten Tage ihres Lebens begleiten, denn er war nie bitter darüber, dass er zu Hause rausgeworfen wurde.

Bevor er dann als Missionskaufmann von der Basler Mission nach Ghana gesandt wurde, vertiefte er seine Französischkenntnisse in Lausanne. Immer wieder fielen seine außergewöhnliche Sprachbegabung und seine Rednergabe auf. Neben Englisch und Französisch sprach er noch andere Sprachen, auch etwas Arabisch.

Im Jahre 1912 reiste Hermann Zaiss dann als Missionskaufmann der Basler Mission auf dem Schiff nach Ghana, der damaligen Goldküste in Westafrika. Dort arbeitete er dann in Accra in einem Buchdepot der Basler Mission, doch neben dieser Tätigkeit brannte sein Herz, den Unerreichten das Evangelium weiterzusagen.

Für ihn war das Evangelium nie Theorie, und so setzte er seine medizinischen Kenntnisse ein, um Kranken zu helfen, obwohl ihm dies Schwierigkeiten mit der englischen Kolonialregierung einbrachte. Den einzigen Urlaub nach zwei Jahren nutzte er, um in einer Mittelschule in verschiedenen Fächern zu unterrichten, was ihm ebenfalls große Freude machte.

Als Kriegsgefangener Evangelist im Gefangenenlager

Kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er von den Engländern in Internierungshaft genommen und wenig später in ein Kriegsgefangenenlager nach Isle of Man transportiert. Er schildert: „Auf dem Schiff Abham waren etwa 350 Menschen von der Goldküste in einem Raum wie eingepökelt. Da wurden Witze erzählt, Zoten scheußlichster Art! Fast zwei Stunden habe ich das mit angehört. Dann stellte ich mich in ihre Mitte: ‚Meine Herren, ich bin Christ! Ich bin ein Sohn des lebendigen Gottes, ich verbitte mir, dass noch eine einzige dieser Zoten erzählt wird! Jawohl, wer noch eine solche Zote erzählt, den schmeiße ich über Bord!‘ Ich hatte vorher gebetet, und da erzählte einer den dreckigsten und schmierigsten Witz, den ich je gehört habe, und das war der Sohn eines Geistlichen. Da ging ich auf diesen zu, alle warteten, was jetzt geschieht. Ich hatte Jiu-Jitsu gelernt. Ruck, zuck hatte ich ihn auf meiner Schulter, und dann stapfte ich die Treppe hoch. Oben warf ich ihn auf das Deck, sehr unsanft, kniete auf ihm und sagte: ‚Junge, noch einmal, dann fliegst du über Bord! Jetzt fliegst du nur nicht drüber, weil ich Jesus Christus liebe!‘ Der hat nie mehr einen Witz erzählt, aber er ist sehr bald ein lieber Bruder in Christo geworden. Ich weiß, dass seine Mutter viel für ihn gebetet hatte. Prediger- und Pfarrerskinder sind nämlich genauso schlecht wie die anderen, die müssen sich genauso bekehren, wie die anderen, sogar der Pfarrer mit.“