Lara - Torben Haschke - E-Book

Lara E-Book

Torben Haschke

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Beschreibung

Dies ist die Geschichte von einer ewigen Liebe, wie sie nur selten vorkommt in dieser Welt. Zwei Menschen treffen sich in jungen Jahren und fühlen unendlich viel für einander. Die Gefühle sind zu stark, als dass die beiden in diesem zarten Alter damit umgehen könnten, dennoch entwickeln sich Empfindungen, welche für immer bleiben werden. Dies wird beiden klar, als sie sich nach fast drei Jahrzehnten wieder begegnen. In ihren Köpfen stimmt die sogenannte "Wellenlänge" immer noch und es haben sich im Gehirn Synapsen gebildet, wodurch neue Gedanken entstehen. Diese Synapsen bilden sich in einer ganz bestimmten Form und die Botenstoffe haben immer die gleiche Konzentration. All diese Voraussetzungen werden für immer beibehalten und ihre ewige Liebe wird im Gehirn "gespeichert". Vielleicht findet dieses Gefühlsleben gar nicht im Gehirn statt, sondern doch im Herzen. Eine vollständige Erklärung gibt es für dieses Phänomen nicht. Bei ihrer gegenseitigen Zuneigung handelt es sich jedenfalls um etwas außergewöhnliches, um ein sehr, sehr seltenes Empfinden, eben eine ewige Liebe. Nicht viele Menschen haben das Glück dieses besondere Gefühl für jemanden wahrzunehmen, wodurch sich die Sicht auf alle Dinge im Leben für immer verändert.

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Seitenzahl: 202

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Torben F. Haschke

Lara

Torben F. Haschke

Lara

Roman

„…für mein Mädchen Nadine…“

Impressum

Texte: © 2023 Copyright by Torben F. Haschke

Umschlag:© 2023 Copyright by Torben F. Haschke

Verantwortlich

für den Inhalt:Torben F. Haschke

Meißener Str. 34

44139 Dortmund

[email protected]

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Dänemark

Tom packte seine Sachen in die große Sporttasche. Er freute sich auf den Urlaub mit seinem guten Freund Gerald. Gerald war es, der die Idee für diese Reise hatte. Zwei Wochen Dänemark mit einer Jugendgruppe. Tom gefiel die Idee und willigte sofort ein. Für Ihn war es nun auch an der Zeit, ohne seine Eltern zu verreisen. Die Urlaube mit seinen Eltern waren immer sehr schön gewesen, aber jetzt galt es für ihn zumindest in diesem Bereich auf eigenen Beinen zu stehen. Besonders aufgeregt war er nicht, aber es stellte eine neue Erfahrung für ihn dar, auf die er sich freute.

Die Unterkunft auf der dänischen Insel war sehr nett. Einzelne kleine Häuser, Mädchen und Jungen natürlich getrennt, und ein Gemeinschaftshaus mit großem Aufenthaltsraum. Tom verstand sich sehr gut mit allen anderen. Er war sehr erholt und hatte viele Ideen, mit welchen er die Mitreisenden zum Lachen bringen konnte. Es passte alles perfekt zusammen.

Gleich zu Anfang fiel ihm ein Mädchen auf: Alicia. Braune kinnlange leicht gewellte Haare, grüne Augen, ausgeprägte Wangen und wenn sie lächelte, bildeten sich neben Ihren Mundwinkeln kleine Grübchen. Sie war schlank und ca. 1,70m groß. Für Tom war sie mit Abstand das hübscheste Mädchen von allen aber deshalb auch unerreichbar für ihn. Tom fand Alicia so außergewöhnlich hübsch, dass sie sich für ihn in einer anderen Sphäre aufzuhalten schien. Sie schwebte so weit über ihm, dass Tom erst gar keine Ambitionen für sie entwickelte.

Er lernte Alicia kennen und stellte fest, dass sie zusätzlich zu ihrem attraktiven Äußeren sehr nett war. Sie verstanden sich gut. Die Sphäre, in welcher sie für Tom schwebte gewann noch einmal an Höhe, als er erfuhr, dass Alicia zu Hause einen Freund hat. Aber das störte Tom nicht, da er sich gar nicht erst in irgendwelche Träume verlor.

Die Tage vergingen mit einer großen Leichtigkeit. Alle verstanden sich gut und es wurde immer amüsanter. Tom war immer irgendwie in Alicias Nähe und Alicia schien auch Tom nicht von der Seite zu weichen. Sie lachten viel miteinander. Tom fühlte sich ermutigt Alicia noch mehr zum Lachen zu bringen, da er sie sehr mochte. Sie beherrschte den Großteil seiner Gedanken aber diese Gedanken lenkten sich nicht in Richtung Zuneigung. Über Alicias Unerreichbarkeit war sich Tom in jedem Moment bewusst. Tom fühlte sich dadurch frei und konnte sich Alicia gegenüber absolut ehrlich verhalten. Er merkte dabei nicht, dass Alicia dies sehr beeindruckte. Er merkte auch nicht, dass sich Alicia immer weiter auf ihn zu bewegte. Die von Anfang an in Toms Kopf festgesetzte Unantastbarkeit von Alicia wirkte wie ein Schild. Selbst versteckte Hinweise von anderen konnten von Toms Verstand nicht gedeutet werden. Den ganzen Tag waren die beiden immer zusammen aber niemals ganz alleine. Abends im Aufenthaltsraum saßen sie zusammen auf dem Sofa und unterhielten sich. Tom machte seine Scherze und Alicia lachte. Er achtete dann immer darauf, wie sich ihre Grübchen bildeten.

Später am Abend legte Alicia dann immer ihren Kopf an Toms Schulter und er nahm sie in den Arm. Immer noch wollte Toms Verstand die Situation nicht verstehen. Es war für ihn einfach nur ein Geschenk seine „Göttin“ Alicia im Arm halten zu dürfen. Und nichts weniger war Alicia für ihn, eine unerreichbare, hoch über ihm schwebende Göttin.

Etwas über eine Woche war vergangen und die Stimmung wurde immer besser. Wieder saßen Tom und Alicia abends auf dem Sofa. Alicia lehnte sich wie immer bei Tom an. Später lag sie mit Ihrem Kopf auf Toms Brust und er hielt sie wie immer liebevoll in seinen Armen. Tom war gerade etwas in Gedanken, als Alicia ihre Hand um seinen Nacken legte. Sie zog Tom etwas zu sich heran und küsste ihn. Tom fühlte sich wie paralysiert und er konnte nicht begreifen, was da gerade geschah. Alicia die Göttin aus einer anderen Welt, die unerreichbar zu sein schien, hatte ihn auserwählt. Für Tom war es ein unglaubliches Erlebnis und es war für ihn kaum zu verstehen, dass Alicia solche Gefühle für ihn entwickelt hatte. Langsam kam Tom wieder zu sich, der Kuss wurde leidenschaftlicher und schien nicht zu enden. Später verabschiedete Tom Alicia vor ihrem Haus und legte sich hin. Schlafen konnte er nicht.

Am nächsten Tag begegneten sich Tom und Alicia vor dem Gemeinschaftshaus. Tom war vorsichtig und davon überzeugt, dass die Geschehnisse von gestern Abend etwas Einmaliges waren. In Erwartung, dass Alicia ihm jetzt erklären würde, dass so etwas nicht noch einmal vorkommen darf, ging er auf sie zu. Er hatte Verständnis dafür und wollte ihr dies auch sagen.

Alicia kam lächelnd auf ihn zu.

„Guten Morgen.“ sagte sie mit ihrer lieben Stimme, legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Tom war genau so überrascht, wie am vorherigen Abend, aber dieses Mal konnte er sich schneller wieder fassen. Es entwickelte sich wieder ein leidenschaftlicher Kuss.

Alicia und Tom verbrachten von da an die gesamte Zeit des Tages miteinander. Ergänzt wurden die Ereignisse jetzt noch durch den Austausch von Zärtlichkeiten. Für Tom wurde immer deutlicher, dass Alicia bis zur Abreise nicht mehr von seiner Seite weichen wird.

Bisher war Tom der Ansicht, dass er sich mit Mädchen ganz gut verstehen konnte, er hielt sich aber nicht für unwiderstehlich. Deshalb war er auch so überrascht, dass das hübscheste Mädchen der gesamten Gruppe offenbar Gefühle für ihn entwickelt hatte.

Die Zeit mit Alicia war unbeschreiblich für Tom und in ihm regten sich langsam auch Gefühle für sie. Die beiden verbrachten wunderschöne Tage miteinander. Auf der Rückfahrt saßen sie natürlich zusammen und beschäftigten sich die Fahrt über wie immer, wenn sie irgendwo für sich waren. Noch niemals zuvor war Tom eine Busfahrt so kurz vorgekommen. Er wäre gerne bis ans Ende der Welt mit Alicia weitergefahren.

Spät abends kamen sie zu Hause an. Auf dem Parkplatz standen sämtliche Eltern und teilweise die Geschwister der Mitreisenden. Tom wollte nun vorsichtig sein. Es wäre ja immerhin möglich, dass Alicias Freund anwesend ist, um sie zu überraschen. Deshalb stieg Tom allein aus dem Bus und holte seine Tasche.

Er sah, wie Alicia auf ihn zukam. Dezent wollte er sich von ihr verabschieden, aus dem genannten Grund. Alicia stellte sich vor Tom, legte wie gewohnt ihre Arme um seinen Hals und lächelte ihn an. Dann küsste Sie ihn. Alicia schien sich gar keine Gedanken über eine mögliche unangenehme Situation zu machen. Durch ihre Gefühle für Tom schien sie blind zu sein für jede Art von Gefahr. Sie küssten sich lange zum Abschied. Dann trennten sich Ihre Wege, aber mit schönen Erinnerungen.

Die Tatsache, dass ein wunderschönes, nettes, unerreichbares und dazu noch vergebenes Mädchen sich so zu ihm hingezogen fühlte, steigerte Toms Selbstvertrauen was die Mädchen anging. Er war zwar immer noch der Ansicht, dass er nicht ein Antonio Banderas sei, aber er fühlte sich jetzt viel sicherer diesen geheimnisvollen Wesen gegenüber, als noch vor zwei Wochen.

High School

Die Ferien neigten sich dem Ende zu. Tom war mit seinen Gedanken immer noch bei Alicia. Dieses Gefühl für Sie, was sich begonnen hatte zu entwickeln war zwar neu für ihn, aber er spürte, dass es etwas Gutes war. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass dieses hübsche Mädchen sich mit ihm eingelassen hatte.

Das neue Schuljahr brach an. Alles war wie immer. Dasselbe Gebäude, derselbe Klassenraum, dieselben Mitschüler. Aber in diesem Jahr kam es Tom irgendwie anders vor. Alles wirkte so leicht und schien sich von selbst zu ordnen. Am ersten Tag traf er seine Schulfreunde wieder. Alle erzählten von den Erlebnissen in den Ferien. Tom erzählte von Dänemark, Alicia erwähnte er nicht. Für Ihn waren die Erlebnisse viel zu privat um andere Menschen daran teilhaben lassen zu können.

Am nächsten Tag traf Tom auf Nicole. Sie war im Jahrgang unter ihm und er kannte sie schon seit der sechsten Klasse. Immer schon haben sie ihre kleinen Scherze gemacht und sich gegenseitig ein wenig geneckt, aber die Art ihrer Gespräche veränderte sich allmählich. Als sie sich kennen lernten, waren Sie noch Kinder, jetzt sah Tom das Mädchen mit anderen Augen. Nicole war sehr hübsch. Im Gegensatz zu den meisten Mädchen hatte Nicole kurze Haare. Tom fand, dass ihr diese Frisur außergewöhnlich gut stand. Sie hob sich dadurch von den anderen Mädchen etwas ab. Sie unterhielten sich über dies und jenes, eigentlich wie immer. Aber die Atmosphäre war eine andere geworden.

Die ersten Wochen vergingen wie immer. Lernziele wurden vorgestellt, neue Fächer kamen hinzu, manche Schüler wechselten die Fachkurse. Wie gewohnt sprach Tom in den Pausen von Zeit zu Zeit mit Nicole. An einem Mittwoch lief Nicole Tom ein Stück entgegen:

„Hi Tom“,

„Hallo Nicole.“

„Wie geht es Dir so?“

„Soweit ganz gut, Mathe macht mir ein wenig Sorgen. Wie läuft es bei Dir so?“

„Ach ja“, seufzte Nicole „alles ist irgendwie anstrengend. Ich überlege, ob ich nach der Zehnten abgehe“

„Du willst kein Abi machen?“ fragte Tom etwas erstaunt.

„Nein, das dauert mir alles zu lange. Ich will Geld verdienen.“

Beide schwiegen kurz.

„Ich wollte Dir etwas sagen Tom.“

„Was denn“, fragte Tom und er spürte, wie sich sein Herzschlag erhöhte.

„Also…“

„Ja?“ sagte Tom und er wurde nervös.

„Lara findet Dich sehr nett!“ sagte Nicole und blickte mit dem Kopf in Richtung ihrer Freundinnen.

Tom schaute in die vorgegebene Richtung. Und sah Lara. Sie stand bei den anderen Mädchen aus ihrer Klasse und unterhielt sich mit Sandra, die Tom genauso gut kannte wie Nicole.

Lara hatte Kinnlange, leuchtend blonde Haare, die am unteren Ende nach innen gelockt waren. Ihre Figur war sehr zierlich, dabei war sie aber nicht klein, ca. 1,70m groß. Tom betrachtete ihr Gesicht und fand Lara unglaublich hübsch. Im Gegensatz zu Ihren hellen blonden Haaren wirkten die Augen sehr dunkel, fast etwas südländisch. Auch die Augenbrauen waren dunkel, was bei blonden Menschen selten vorkommt. Dadurch stach die Augenpartie besonders hervor. Sie hatte eine zarte und schmale Nase und sehr sanfte Lippen. Sie trug einen bunten langen Strickpullover. Die Jeans war weit geschnitten, wie man es zu der Zeit trug, und man konnte die Spitzen von schwarzen, feinen Lederschuhen erkennen.

In seiner Phantasie hatte Tom sich eine Art ideales Mädchen entworfen. Er war sich aber bewusst, dass es dieses Mädchen in der Realität nicht geben würde und dass er auf die ein oder andere Wunscheigenschaft verzichten müsste. Aber Lara entsprach genau Toms Ideal. Warum habe ich sie noch niemals bemerkt, fragte er sich. Er hatte sich doch schon so oft mit Sandra und Nicole unterhalten und Lara war immer bei ihnen gewesen. Trotzdem war er noch nie auf sie aufmerksam geworden. Tom hatte gar nicht bemerkt, dass Nicole wieder zu ihren Freundinnen gegangen war. Er konzentrierte sich nur noch auf Lara. Als er die drei Mädchen so zusammenstehen sah, fiel Tom etwas auf. Sandra und Nicole waren sehr lebhafte Wesen. Sie wirbelten die gesamte Zeit irgendwie rum. Lara dagegen war sehr ruhig blieb dadurch etwas im Hintergrund. Tom schloss auf einen sehr zurückhaltenden und ruhigen Charakter bei Lara. Noch etwas, das seinem Ideal entsprach.

Den Rest des Tages dachte Tom nur noch an Lara. Die Unterrichtsstunden flogen an ihm vorbei. Er bekam fast nichts mit. Lara beherrschte seine Gedanken komplett.

Wie soll ich sie kennen lernen, fragte Tom sich.

Am nächsten Tag verbrachte Tom die Pausen damit Lara zu betrachten. Er stellte sich immer dort hin, von wo aus er sie unauffällig sehen konnte.

„Am Freitag ist die jährliche Schulparty!“ sagte sich Tom leise. „Das könnte eine Gelegenheit sein.“. Von da an konnte Tom es nicht erwarten, dass es Freitag wurde.

Freitag-Vormittag in der Schule verlief alles wie immer. Tom schaute sich in der Pause wieder Lara an und freute sich auf den Abend. Die Stunden kamen ihm wie Jahre vor.

Die Party begann gegen 19:30 Uhr. DJ war Herr Janov. Herr Janov lehrte die Fächer Mathe und Physik und war ein analytischer Zahlenmensch. Scheinbar ohne Gefühle. Er verlangte viel von seinen Schülern und wenn man die geforderte Leistung nicht erbrachte, konnte Herr Janov sehr unangenehm werden. Die Tätigkeit als DJ stand in vollem Gegensatz zu seinem alltäglichen Auftreten. Aber Herr Janov gab bei jeder Schulparty einen sehr guten DJ ab. Niemand konnte nachvollziehen, wie dieser kühle Analytiker es schaffte ein Gefühl dafür zu entwickeln, im richtigen Moment die richtige Musik zu spielen. Es war ein Paradoxum, welches keiner der Schüler jemals verstanden hat.

Tom stand mit seinen Mitschülern in der Nähe des Eingangs. Die Party war in vollem Gange und die Tanzfläche gefüllt mit Schülern und einigen Lehrern.

Immer wieder blickte Tom zu den an die Wand geschobenen Tischen. Dort standen Sandra und Nicole. Und Lara. Sie hatte sich an einen Tisch angelehnt und hielt sich mit den Händen an der Tischplatte fest.

Tom musste zunächst einmal etwas Mut sammeln. Dies brauchte seine Zeit. Herr Janov legte jetzt ein langsames Lied auf. Sofort formierten sich auf der Tanzfläche einzelne Paare, welche dann langsam zur Musik tanzten.

Tom sah jetzt seine Chance. Wie ein Raubtier, das sein Ziel fixiert hat, ging er direkt auf Lara zu. Er zehrte jetzt von dem neuen Selbstvertrauen, welches er durch die Geschehnisse mit Alicia gewonnen hatte.

Lara findet mich sehr nett, erinnerte er sich an Nicoles Worte. Für Tom war es selbstverständlich, dass Lara mit ihm tanzen würde. Die Möglichkeit eine Absage zu bekommen, bestand für ihn gar nicht. Alicia hatte Tom durch ihr Verhalten unbewusst einen sehr großen Dienst erwiesen.

Tom ging etwas langsamer und blieb dann direkt vor Lara stehen. Sie schaute ihn etwas schüchtern an. Tom nahm ihre Hand und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Tanzfläche. Lara folgte ihm schweigend. Auf der Tanzfläche umarmten sich die beiden vorsichtig und tanzten zu der langsamen Musik. Sie unterhielten sich zwischenzeitlich flüsternd. Tom nahm Laras Parfüm wahr. Es war ein sanfter Duft, welcher durch seinen gesamten Körper zu strömen schien. Lara hatte Ihren Kopf an Toms Schulter gelegt und Tom blickte auf Laras Kopf hinab. Die bunten Lichter der Partybeleuchtung reflektieren sich in ihrem blonden Haar. In dem halbdunklen Raum schimmerten Laras Haare in den verschiedensten Farbtönen um dann wieder in das schöne, helle blond überzugehen. Tom kam es so vor, als seien Lara und er völlig allein auf der Tanzfläche. Er nahm niemand anderen mehr wahr, er sah und spürte nur noch Lara.

Das Lied neigte sich dem Ende zu und Tom hielt nach einer ruhigen Stelle Ausschau, an welcher er sich mit Lara weiter ungestört unterhalten konnte. Das nächste Lied begann. Wieder ein langsames Lied. Das ist ungewöhnlich, dachte sich Tom, normalerweise läuft zwischendurch immer nur ein einziges langsames Lied, um die Party nicht auszubremsen. Also tanzten sie einfach weiter. Dann geschah etwas sehr Seltsames. Ein drittes langsames Lied folgte. Legt Herr Janov heute nur für mich und Lara auf, fragte sich Tom. Er schaute in Richtung Bühne. Aber Herr Janov war nur auf seine Anlage konzentriert. Tom kam die Situation etwas mysteriös vor, aber es schien die Gelegenheit zu sein, auf die er gewartet hatte. Tom schaute Lara tief in die Augen und sie in die seinen.

„Willst Du mit mir zusammen sein?“ flüsterte Tom ihr zu. Lara lächelte und nickte. Tom beugte sich langsam zu ihr runter und ihre Lippen trafen sich sanft zu einem zärtlichen, langen Kuss. Sie küssten sich, bis das Lied zu Ende war. In Toms Kopf entstand eine Mischung aus Gefühlen und Gedanken, welche er nicht mehr kontrollieren konnte. Alles war durcheinander. Nach dem Ende des Liedes gingen die beiden an den Rand des Raumes, wo sie allein waren.

Tom lehnte an einem Tisch und Lara stand ihm gegenüber. Dabei hielten sie sich an den Händen.

„Wohnst Du in der Nähe der Schule?“ begann Tom.

„Ja, gleich die Straße hinunter. Hinter der S-Bahn-Brücke. Und Du?“

„Ich wohne an der Nord-Ost-Grenze der Stadt.“

„Das ist aber ein weiter Schulweg.“ war Laras Reaktion.

„Ja schon, aber es macht mir nichts aus.“

„Fährst Du immer mit der Straßenbahn.“

„Meistens, aber manchmal fahre ich auch mit dem Fahrrad.“

„Die ganze Strecke?“ war Lara jetzt etwas überrascht.

„So weit ist das gar nicht.“

„Weist Du wie viele Kilometer das sind?“

„So ungefähr sieben oder acht.“ war Toms Antwort.

„Ich finde das schon ziemlich weit und dann so früh morgens.“

„Ich fahre die Strecke gerne und wenn ich hier ankomme, bin ich wirklich wach.“ sagte Tom jetzt mit einem Lächeln.

„Mir wäre das zu weit.“

„Du kannst ja zur Schule laufen, oder?“

„Ja, das ist sehr angenehm. Es dauert nur fünf Minuten.“

„Wohnst Du schon lange hier im Ort?“ war Tom jetzt interessiert.

„Seitdem ich auf der Welt bin. Ich habe immer schon in unserem Haus gewohnt.“

„Ihr habt ein Haus?“

„Ja haben wir, aber nur ein kleines. Mit einem kleinen Garten.“

„Das hört sich doch nett an. Ich finde solche kleinen Häuser sehr gemütlich.“

„Haben Deine Eltern auch ein Haus.“

„Eigentlich gehört es meinem Großvater. Wir wohnen im Erdgeschoss und meine Großeltern im Dachgeschoss.“

„Also ist es ein großes Haus.“ schloss Lara aus diesen Informationen.

„Nicht sehr, aber wahrscheinlich größer als Euer Haus. Und der Garten ist riesengroß“

„Das stelle ich mir sehr schön vor.“

„Ja ist es auch. Aber wenn ich einmal den Rasen komplett gemäht habe, ist mir erst klar, wie groß der Garten wirklich ist.“ beschrieb Tom jetzt sein zu Hause.

„Du mähst den Rasen?“ war Lara jetzt leicht beeindruckt.

„Mein Großvater hat Asthma und er verträgt die Abgase des Rasenmähers nicht mehr. Und meine Eltern sind beide berufstätig. Außerdem denke ich mir, dass ich ja auch etwas helfen kann, wo ich dort schon umsonst wohne.“ lächelte Tom Lara an und sie lächelte zurück.

„Sind Deine Eltern auch beide berufstätig?“ wollte Tom jetzt wissen.

„Meine Mutter arbeitet in einer Boutique und ihr Lebensgefährte ist bei einem großen Konzern.“

„Deine Eltern leben nicht zusammen?“

„Nein, sie haben sich vor ein paar Jahren getrennt.“

„Das tut mir leid.“ sagte Tom und er war jetzt etwas unsicher. Er hatte das Gefühl aus Versehen ein unangenehmes Thema begonnen zu haben.

„Es ist nicht so schlimm,“ redete Lara weiter, „ich habe viel Kontakt zu meinem Vater und Mamas Lebensgefährte ist sehr nett. Er macht viel bei uns im Haus.

„Er macht viel handwerklich, meinst Du?“

„Ja, er ist sehr geschickt, was das angeht.“ sagte Lara.

Tom wollte die Gelegenheit nutzen um von dem unangenehmen Thema `Trennung` wegzukommen.

„Das finde ich interessant,“ lenkte er das Gespräch in eine neue Richtung, „mein Vater macht auch viel zu Hause und er hat mir viel beigebracht.“

„Ach ja?“ war Lara jetzt interessiert.

„Ich glaube das liegt in der Familie, mein Großvater hat fast das gesamte Haus selbst gebaut.“

„Das ist ja sehr günstig, falls ich mal etwas habe.“ lächelte Lara jetzt Tom an.

„Ja, ich stehe Dir gerne als Handwerker zur Verfügung!“ lächelte Tom zurück.

Dann zog er Lara an sich heran und sie küssten sich. Auf diese Art verlief der Abend weiter.

Als die Party sich dem Ende neigte, holten beide ihre Jacken und gingen zum Ausgang des Schulhofs. Toms Schulfreunde standen bereits dort und auch Nicole und Sandra warteten schon auf Lara. Lara und Tom tauschten ihre Telefonnummern aus und verabschiedeten sich mit einem langen Kuss.

Zuhause legte Tom sich hin und dachte an Lara. Dann schlief er ein und träumte nur von ihr. Tom hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was in ihm ausgelöst wurde.

Das Lied, bei dem sie sich zum ersten Mal geküsst hatten, hieß „eternal flame“ und war von den Bangels. Und diese „ewige Flamme“ wurde an jenem Abend in Toms Herzen entfacht.

Goldener Herbst

Als Tom am Montag wach wurde, fühlte er sich völlig unsicher. Wie soll ich mich Lara gegenüber verhalten, fragte er sich. Sie hatten am Wochenende zwar telefoniert und es war nett gewesen, aber dennoch kannten sie sich ja kaum. Er war aufgeregt und auf dem Weg zur Schule wurde es immer schlimmer. Als er über den Schulhof in Richtung Eingang schritt, schlug sein Herz bis zum Hals. Von seiner neuen Selbstsicherheit war nicht mehr viel übrig. Tom ging durch die Eingangstür in den Schulflur. Der Flur war voll mit Schülern, die alle durcheinander redeten. Er blickte sich um und entdeckte Lara. Sein Herz schlug noch einmal schneller und schwerer. Lara stand auf der anderen Seite des Flures und unterhielt sich mit Sandra und Nicole. Tom konnte in ihrem Gesicht dieselbe Aufregung erkennen, die auch ihn beherrschte. Ihre Wangen waren rot und die Röte schien sich langsam über ihr gesamtes Gesicht zu ziehen. Sie waren getrennt durch eine Masse von anderen Schülern.

Durch diese Menschenmasse komme ich gar nicht zu ihr, legte sich Tom als Ausrede zurecht. Sie ist bestimmt verlegen und wenn ich zu ihr gehe, wird es für sie noch schlimmer. Er ging zügig in Richtung Treppenhaus.

„Man ist Lara rot im Gesicht“ sagte Toms Klassenkamerad Mark schadenfroh.

Halt doch die Klappe, dachte Tom und flüchtete durch das Treppenhaus in seinen Klassenraum.

Tom legte sich einen Plan zurecht, wie er diesen Tag überstehen konnte. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht mit Lara vor allen Leuten zusammentreffen. Er hatte das Gefühl, dass die ganze Welt ihn und Lara beobachten würde. Nach Schulschluss ging er so schnell wie möglich nach Hause.

Abends rief er Lara an. Sie redeten nett miteinander, genauso nett, wie am Wochenende. Tom erwähnte ihre heutige Begegnung nicht und zu Toms Erleichterung sprach auch Lara nicht davon. Sie unterhielten sich weiter, aber Tom plagte ein schlechtes Gewissen. Er wusste nicht, wie er sich am Morgen hätte anders verhalten sollen, aber er wusste, dass er sich anders hätte verhalten müssen. Bei Schulbeginn oder in der Pause würden wir aber nur im Mittelpunkt stehen und alle würden uns beobachten. Das kann ich nicht haben und Lara ist es bestimmt auch unangenehm, dachte er. Nach Schulschluss wäre es besser, stellte er fest.

„Wir haben morgen zur gleichen Zeit Schulschluss“ sagte Tom.

„Ja, haben wir. Um 13:00 Uhr“ antwortete Lara.

„Sollen wir uns nach der Schule kurz treffen?“ fragte er.

„Gerne, wo?“

„Ich würde sagen am Ende des Schulhofs, am Bauzaun“ schlug er vor.

„Also dann um 13:00 Uhr am Bauzaun.“ legte Lara das Treffen fest.

Am nächsten Tag nach Schulschluss verlies Tom auf kürzestem Weg das Gebäude. Er trat auf den Schulhof hinaus und blickte in Richtung Bauzaun. Lara stand schon dort. Mein Gott, wie süß sie aussieht, dachte Tom. Er ging auf sie zu. Als er näherkam, lächelte Sie leicht.

„Stehst Du schon lange hier? fragte Tom.

„Nein, vielleicht fünf Minuten“ antwortete Lara.

Tom hatte sich an den Bauzaun gelehnt, Lara stand vor ihm. Sie hielten ihre Hände und sprachen miteinander. In kleinen Abständen streichelten sich beide gegenseitig unbewusst mit dem Daumen über die Handflächen.

„Was machst Du am Freitag-Nachmittag?“ fragte Tom.

„Bisher noch nichts.“ antwortete Lara.

„Sollen wir uns treffen?“

„Gerne, um 17:00?“

„17:00 Uhr passt gut.“

„Dann hole ich Dich von der Straßenbahnhaltestelle ab.“

So standen Sie dort vielleicht eine halbe Stunde. Es konnte aber auch eine Stunde gewesen sein, Tom verlor jedes Zeitgefühl. Während sie sprachen, betrachtete er wie immer nur Lara. Zum Abschied umarmten sie sich und küssten sich lange. Dann ging Lara die Straße hinunter zu der Siedlung, in der sie wohnte. Tom ging die Straße hinauf zur Straßenbahnhaltestelle. Er drehte sich immer wieder um und schaute Lara nach bis er sie nicht mehr sehen konnte.

Sie trafen sich jedes Mal am Bauzaun, wenn sie gemeinsam Schulschluss hatten. Tom verpasste immer drei oder vier Straßenbahnen und musste dann ganz allein nach Hause fahren, weil alle seine Schulfreunde schon längst weg waren. Aber es machte ihm nichts aus. Er dachte nur daran, wie schön es war, wenn er mit Lara nach der Schule etwas Zeit verbringen konnte. Ihr hübsches Gesicht zu betrachten, ihre nette Stimme zu hören, ihr Parfüm wahrzunehmen, ihre Hände zu halten, sie zu umarmen und dann der lange Abschiedskuss. Für all dies verpasste er gerne sämtliche Straßenbahnen.

Auf Toms Schule gab es hunderte von hübschen Mädchen und alle im besten Alter. Aber Tom hatte nur Augen für Lara. Wenn er über den Schulhof ging, dann kam es ihm vor als würde er durch ein Meer von jungen Schönheiten wandeln. Er schaute jede einzelne an und dachte sich dann: Lara ist hübscher!