Laternenlicht - Selim Özdogan - E-Book

Laternenlicht E-Book

Selim Özdogan

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Beschreibung

Selim Özdogan bringt das Leben auf den Punkt: Nur schmal ist der Grat zwischen Sonnen- und Schattenseite, zwischen denen, die alles erreichen wollen, und denen, die nichts mehr zu verlieren haben. Özdogan begleitet sie auf ihren Wegen: den Vater, der statt seiner Liebe auf den ersten Blick die Frau seines Lebens heiratet. Den Lehrer, der freitagmittags doch eigentlich nur nach Hause will. Und die Jungen unter der Laterne, die den ersten Schluck jeder Flasche immer auf den Boden gießen, obwohl eigentlich keiner weiß warum. Was dabei entsteht, sind Geschichten, deren Rhythmus und Klang den Leser tragen wie eine Melodie. Es sind Geschichten von Menschen, die nach festem Grund unter ihren Füßen suchen, von Liebenden, die der Wahrheit hinter der Poesie nachspüren, von der Angst vor dem Tod und der Sehnsucht nach ihm, vom Leben im Takt der Musik und von Tagen im Paradies.

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Seitenzahl: 15

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Titel

Selim Özdogan

Laternenlicht

Geschichte

Zitate

Es ist nicht der müßige Träumer, der der Realität entflieht, sondern es sind die Emsigen, die in einem Leben voller Taten Zuflucht vor der Bedeutungslosigkeit suchen.

John Gray

Ich habe nicht genug Kollegen John Grays getroffen, um wirklich überzeugt von dieser Theorie zu sein, aber möglicherweise sind Philosophen Rappern ähnlicher als gemeinhin angenommen wird. Wenn es ebenfalls ihr Job ist, eine Rolle zu spielen und all ihre Eloquenz zu nutzen, damit möglichst viele Leute ihnen diese Rolle abkaufen, würde sie das im Grunde genommen zu MCs machen, nur ohne den Schmuck.

Mike Skinner

Start

Freitags und samstags abends standen sie immer unter der Laterne an der Biegung der Hauptstraße, die Großen, oft auch unter der Woche. Sie tranken Bier, rauchten, redeten, manchmal kreiste eine Flasche Schnaps. Wenn Mädchen dabei waren, dann meistens solche, die ich noch nie bei uns in der Siedlung gesehen hatte.

Der erste Schluck, egal ob Schnaps oder Bier, wurde immer auf den Boden geschüttet. Auch der erste Zug aus einer Tüte wurde nach unten geblasen. Im Winter war es unter der Laterne immer glatt von dem gefrorenen Bier und die Erwachsenen fluchten tagsüber, doch an den Wochenendabenden gehörte dieser Platz den Jungs. Sie rauchten, die Flaschen in den behandschuhten Händen, schlitterten auf dem glatten Boden herum, manchmal krachte jemand gegen die Laterne und alle lachten.

Als wir elf, zwölf waren, wünschten wir uns dazuzugehören, doch wir wussten, dass sie uns in zwei, drei Jahren nicht mehr wegjagen würden. Damals machte ich mir keine Gedanken darüber, warum sie nicht in einem windgeschützten Hauseingang tranken, im Park oder einfach an der Bushaltestelle. Ich wollte einfach nur dabei sein.