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Zwischen Leder und Mistelzweig findet Noell das, was sie nie für möglich hielt - Liebe, Familie und ein Zuhause. Mehrere Generationen der Knight-Familie leben schon in Rockwood, Tennessee. Jamison "Grizz" Knight, Präsident des Knight Warriors MC, führt den Club mit Herz und Härte - seit dem Tod seines Vaters ist er für seine Familie und die Stadt da. Grizz ist nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung, daher ist er überrascht von den Gefühlen, die eine Stadtbewohnerin in ihm weckt. Für Noell dagegen fühlt sich dieses Weihnachtsfest leer an. Erst hat sie ihre Eltern verloren, und nun steht auch noch ihr geliebter Buchladen vor dem Aus. Als ihre Großmutter ihr ein altes Familiengeheimnis offenbart, ändert sich alles: Noell erbt ein Geschäftshaus im fernen Rockwood - und eine zweite Chance. Bis sie Grizz begegnet. Er ist rau, gefährlich, unwiderstehlich. Und plötzlich weiß Noell: Vielleicht ist Rockwood nicht nur ihr neues Zuhause, sondern auch der Ort, an dem ihr Herz endlich ankommt. Eine romantische Weihnachtsgeschichte der USA Today-Bestsellerautorinnen Sandy Alvarez & Crystal Daniels.
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Crystal Daniels & Sandy Alvarez
Leder und Mistelzweig
Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von goaudio & Sandra Latoscynski
© 2018 by Crystal Daniels & Sandy Alvarez unter dem Originaltitel „Leather and Misteltoe“
© 2025 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, Im Großfeld 18, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg (www.art-for-your-book.de)
© Grafik: Pixabay/GDJ
ISBN Print: 978-3-86495-815-1
ISBN eBook: 978-3-86495-816-8
Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder Ausschnitte davon dürfen ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers nicht vervielfältigt oder in irgendeiner Weise verwendet werden, außer für kurze Zitate in einer Buchbesprechung.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Autorinnen
Grizz
In einer Stadt mit weniger als zwölftausend Einwohnern in Ost-Tennessee kennt jeder jeden. So ein Kleinstadtleben ist nicht jedermanns Sache, aber für mich ist es das Einzige, was ich hier in Rockwood je gekannt habe. Die Familie Knight lebt in Rockwood, seit mein Urgroßvater sich vor Jahren hier niederließ. Er wollte ein einfaches Leben, in dem er eine Familie gründen konnte. Landwirtschaft und Rinderzucht waren einst die Haupteinnahmequellen des Knight-Haushalts, bis mein Großvater erwachsen wurde und im Alter von achtzehn Jahren zusammen mit seinem Bruder in den Krieg zog. Das war 1950. Mit beiden Söhnen in der Ferne taten meine Vorfahren alles, um die Farm am Laufen und das Vieh gefüttert zu halten. Doch irgendwann mussten sie den Viehbestand und einen Teil ihres Grundbesitzes verkaufen, um die Rechnungen bezahlen zu können.
Mein Großvater kam aus dem Krieg nach Hause zurück, aber sein Bruder leider nicht. Trotz der Schwierigkeiten, die das Leben mit sich brachte, hielten alle zusammen und die Familie gedieh. Mein Vater lernte hier meine Mutter kennen, heiratete sie und zog mich in dieser Stadt auf – in demselben Haus, in dem auch er aufgewachsen war.
Jahre später lebe ich noch immer hier und kümmere mich um das alte Anwesen. Für manche mag es nicht viel sein, aber es gehört uns. Es ist unser Zuhause. Mein Vater ist nun nicht mehr da, er starb vor etwa zwei Jahren, aber er hinterließ mir mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können, und er hat meiner Mutter und mir ein gutes Leben ermöglicht. Ein Teil dieses Lebens besteht darin, von den Brüdern des MCs umgeben zu sein, den mein Großvater gegründet hat: den Knight Warriors MC.
Viele Menschen sahen damals auf ihn herab wegen seiner Entscheidung. Aber wie so viele andere auch hatte er nach dem Krieg und dem Verlust seines Bruders Schwierigkeiten, sich wieder in die Gesellschaft einzufügen. Was als eine Gruppe von vier Männern begann, wuchs über die Jahre hinweg zu einem MC mit sehr viel mehr Mitgliedern an.
Heute trage ich den Titel Präsident – gewählt durch Mehrheitsentscheid sechs Monate nach dem Tod meines Vaters. Die Position anzunehmen, war anfangs nicht einfach, da ich wusste, dass ich in große Fußstapfen treten würde. Nicht nur mein Großvater war ein großartiger Mann, sondern auch mein Vater. Meine Brüder und ich respektierten sie. Sie waren mir über die Jahre hinweg ein hervorragendes Vorbild. Bruderschaft, Familie und Gemeinschaft bedeuten uns alles. Darüber hinaus hat unsere kleine Gemeinschaft gelernt, sie und den Club zu lieben und zu schätzen.
Ich besitze auch den örtlichen Baumarkt in Rockwood. George, ein älteres Mitglied des Clubs, betrieb früher das Lagerhaus in der Stadt, bis er es mir vor einigen Jahren verkauft hat. Außerdem bin ich Mitinhaber eines kleinen Herrenclubs knapp außerhalb der Stadtgrenzen von Rockwood. Das Geschäft führe ich zusammen mit drei meiner Brüder. Smokey – er ist mein Vize und außerdem einer von vier örtlichen Feuerwehrmännern. Skinner – er ist unser Enforcer und kümmert sich als Manager um das Tagesgeschäft im Stripclub. Und dann gibt es noch Gunner – wenn der Name es nicht schon verrät –, er ist unser Tail Gunner. Er ist das „Auge“ oder auch der Heckschütze, der am Ende der Gruppe fährt und für deren Sicherheit sorgt. Normalerweise arbeitet er mit Skinner im Club, außer wenn ich einen von ihnen brauche, um im Baumarkt einzuspringen.
Im Großen und Ganzen stören sich die Einwohner von Rockwood nicht an dem Stripclub, hauptsächlich weil wir dafür sorgen, dass Gesindel für niemanden in der Stadt ein Problem darstellt.
Es ist November, und hier in Tennessee hat sich das Wetter etwas abgekühlt, aber nicht genug, um meine Harley schon in die Garage zu stellen. Im Moment bin ich auf dem Weg zu George. Er ist eines unserer Gründungsmitglieder und hat zusammen mit meinem Großvater im Koreakrieg gedient. In letzter Zeit ist seine Gesundheit nicht die Beste gewesen, weswegen er seit über einem Monat nicht zum Clubhaus gekommen ist, das sich auf meinem Grundbesitz befindet.
Als ich in Georges Einfahrt einbiege, bemerke ich Hailey – auch bekannt als Shorty, die mit Smokey verheiratet ist –, wie sie zu ihrem am Straßenrand geparkten Auto geht.
„Hey, Grizz.“ Sie winkt mir zu und verlagert den Korb, den sie auf ihrer Hüfte trägt.
„Shorty, wie geht es dem alten Mann heute?“
„Es geht ihm besser als gestern, aber ich glaube, das liegt an der Krankenschwester, die ihm heute Morgen beim Baden geholfen hat“, erwidert sie und lacht.
Ich nehme ihr den Korb aus den Händen und helfe ihr, die Wäsche auf die Rückbank ihres Autos zu laden.
„Danke. Georges Trockner ist kaputtgegangen, also nehme ich seine Sachen mit, um sie bei Smokey und mir zu waschen.“
Nachdem ich die Tür geschlossen habe, drehe ich mich zu ihr um. „Ich schaue ihn mir an, bevor ich gehe.“
„Hör mal …“ Shorty zögert, bevor sie in ihr Auto steigt. „Ich habe eine Freundin …“
„Nein“, unterbreche ich sie, bevor sie den Satz beenden kann. Shorty ist die offizielle Kupplerin der Stadt und versucht ständig, mich mit irgendwelchen Frauen zu verkuppeln. Sie kann es einfach nicht lassen. Alle meine anderen Brüder sind verheiratet. Alle haben großartige Old Ladies an ihrer Seite, aber ich bin mehr als zufrieden mit meinem Leben, so wie es ist. Ich mag keine Veränderungen. Ich mag den Komfort meiner täglichen Routine. Ich mag die Dinge auf meine Art, und ich brauche keine Frau, die sich an meine Kutte klammert.
„Komm schon, Grizz, Weihnachten steht vor der Tür. Wer will schon die Feiertage über allein sein?“
„Ich.“
Shorty stößt ein frustriertes Seufzen aus und steigt in ihr Auto. „Na gut, aber falls du deine Meinung änderst …“
„Das wird nicht passieren“, brumme ich.
Sie schenkt mir ein schwaches Lächeln, startet das Auto und schließt die Tür. Dann fährt sie davon, und ich drehe mich um und gehe zum Haus. Als ich eintrete, finde ich George in seinem Sessel sitzend vor. Er schaut sich einen alten John-Wayne-Film an. Ich gehe durch den Raum und setze mich auf das Sofa ihm gegenüber. „Du siehst heute besser aus.“
„Von wegen, aber zumindest bin ich sauber“, grummelt er. Er lehnt sich ein wenig vor. „Die Krankenschwester, die sie heute geschickt haben …“ Seine Augen funkeln verschmitzt. „Was würde ich dafür geben, noch einmal jung zu sein. Sie war eine Augenweide.“ Er lehnt sich zurück. „Sie hat mich an diese Pin-up-Girls erinnert, die man früher auf die Seiten der Bomber gemalt hat. Verdammt schade, dass ich so alt bin wie Staub.“ Er schüttelt den Kopf.
Die Geschichten, die ich über George und die vielen Frauen in seinem Leben gehört habe, sprechen für sich. George hat schon immer Frauen angezogen wie das Licht die Motten. Ich wage zu behaupten, dass er ein durchaus ansehnlicher Mann ist, aber es ist immer sein Auftreten gewesen, sein Selbstbewusstsein, das die Frauen zu ihm hingezogen hat. Zu sagen, dass er herumgekommen ist, wäre noch untertrieben. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die meisten älteren Frauen in Rockwood und den umliegenden Städten George, alias Whiskey, näher kennengelernt haben.
Den Namen Whiskey hat er sich während seiner Zeit in der Armee verdient, weil er jeden Mann unter den Tisch trinken konnte. Einmal habe ich miterlebt, wie er Skinner im Trinken geschlagen hat, und dieser Kerl kann all unsere Brüder unter den Tisch trinken.
Abgesehen davon, dass ich nach ihm sehen wollte, habe ich heute noch einen anderen Grund, warum ich George einen Besuch abstatte. Ich will ihn schon seit Längerem nach seinem leerstehenden Laden fragen, der sich gegenüber vom Baumarkt befindet. Seit Jahren wird der nur zum Lagern von überschüssigem Baumaterial genutzt, das wir vorrätig halten, weil einige der Brüder nebenbei als Schreiner arbeiten. Aber jetzt würde ich gern eine Bar eröffnen, und der Laden hat die perfekte Größe und Lage für das, was ich im Sinn habe.
„Was führt dich Knurrkopf zu mir?“ George nimmt die Fernbedienung in die Hand und dreht den Ton am Fernseher leiser.
„Ich bin nicht knurrig.“
„Dir ist das vielleicht nicht bewusst, aber dein Gesicht sieht immer aus, als hätte dir jemand in die Cornflakes gepinkelt, Junge. Du hast dieses …“ Er runzelt die Stirn und schnippt mit den Fingern. „… du hast das, was die Kids heutzutage ,Resting Bitch Face‘ nennen.“
Ich schnaube und verschränke die Arme vor der Brust, als ich mich gegen die Rückenlehne des Sofas lehne.
„Du bist viel zu beschäftigt, um so ein miesepetriger Griesgram zu sein. Was du brauchst, ist eine gute Frau. Du solltest sesshaft werden und ein paar Kinder bekommen“, predigt er.
„Und diesen Rat soll ich ausgerechnet von einem Mann annehmen, der nie mit einer Frau sesshaft geworden ist.“ Ich starre ihn vielsagend an.
„Die Ehe war nichts für mich, Junge, und das wusste ich auch. Du hingegen … Dir muss einfach noch die richtige Frau über den Weg laufen. Du erinnerst mich an deinen alten Herren. Der war in seinem Junggesellendasein festgefahren, wollte für niemanden etwas ändern, bis deine Mutter auftauchte und ihn umgehauen hat.“
Ich hebe meine Hände und reibe mir übers Gesicht. „Dank Shorty habe ich wohl schon jede einzelne Frau in Rockwood durch, und keine von ihnen konnte meine Aufmerksamkeit lange genug fesseln, um über ein Für-immer nachzudenken.“
„Wie gesagt, eines Tages wird sie auftauchen und dann bumm.“ George legt die Füße hoch. „Also erzähl mir von der Spendenaktion, die bald ansteht. Es wurmt mich tierisch, dass ich dieses Jahr nicht dabei sein kann.“
Jedes Jahr zu dieser Zeit führt der Club mehrere Lebensmittelsammlungen durch. Die gespendeten Waren und Gelder werden zwischen der Tafel unserer Stadt und der Nachbarstadt aufgeteilt. Oftmals bieten wir unsere Dienste an, um alle Zutaten für ein schönes warmes Thanksgiving-Essen bis direkt an die Haustüren der Bedürftigen zu liefern.
Ride Against Hunger ist das Motto unserer Wohltätigkeitsorganisation. Wir glauben, dass niemand hungern sollte. „Die Spenden haben dieses Jahr alle Erwartungen übertroffen. Wir haben ein paar der Old Ladies in den Laden geschickt, um noch ein paar Truthähne zu bestellen, am Freitag werden wir dann den Truck beladen und losfahren. Dieses Jahr ist die Lage für viele Menschen schwierig, aber irgendwie greifen sie immer tief in die Tasche und geben ihrer Gemeinschaft etwas zurück“, sage ich und bemerke, dass George einzunicken beginnt. Also wird das, worüber ich mit ihm sprechen will, bis nächste Woche warten müssen, wenn wir uns alle im Clubhaus zum Thanksgiving-Essen treffen. „Ich werde mal nach dem Trockner sehen. Shorty hat gemeint, er funktioniert nicht.“ Ohne zu wissen, ob er mich gehört hat oder nicht, stehe ich auf und lasse ihn ein wenig ausruhen.
Dreißig Minuten später, nachdem ich herausgefunden habe, dass das Heizelement kaputt ist, telefoniere ich kurz, um ein neues zu bestellen, und gehe zurück ins Wohnzimmer. Ich bleibe neben seinem Sessel stehen, lege eine Hand auf seine Schulter, und er öffnet die Augen. „Ich habe ein Ersatzteil für den Trockner bestellt. Ich repariere ihn in ein paar Tagen, wenn es da ist. Brauchst du noch etwas, bevor ich gehe?“
„Nein, ich brauche nichts.“
„In Ordnung. Nach der Spendenaktion komme ich vorbei und erzähle dir davon.“ Ich schaue auf ihn herab.
„Mach das auf jeden Fall.“ Ich habe meine Hand schon auf dem Türgriff, als er mich noch einmal anspricht. „Ich bin stolz auf dich, Jamison. Genauso stolz, wie dein Vater es war. Du bist ein guter Mann und ein verdammt guter Präsident.“
Etwas an der Art, wie er diese Worte sagt, hinterlässt ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Es fühlt sich gut an, sie zu hören, aber sie tragen eine gewisse Schwere in sich.
„Ich hab dich lieb, Junge“, fügt er hinzu.
Über meine Schulter blickend sage ich: „Ich hab dich auch lieb, alter Mann.“ George war immer wie ein zweiter Vater für mich. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat, macht es mir schwer, zu schlucken. „Wir sehen uns in ein paar Tagen“, sage ich, um mich selbst zu beruhigen.
„Bis zum nächsten Mal, Junge.“
Die Spendenaktion war ein voller Erfolg. Allerdings bekam ich nie die Gelegenheit, George davon zu erzählen. Denn drei Tage vor Thanksgiving schlief er friedlich ein. Der Gerichtsmediziner sagte, sein Herz habe einfach aufgehört zu schlagen. Ich bin kein besonders emotionaler Mensch, aber sein Tod hat mich genauso schwer getroffen wie der meines Vaters. Seine Beerdigung war heute, und er hat alle militärischen Ehren erhalten. Aber da es keine Angehörigen gibt, die die gefaltete Flagge hätten entgegennehmen können, ist diese Ehre, sie mit nach Hause zu nehmen, meiner Mutter zuteilgeworden.
„Die einzige Familie, die er hatte, waren wir.“ Sie streicht mit der Hand über die Flagge, die auf ihrem Schoß liegt. „Er war ein guter Mensch. Mit Fehlern – ja, aber ein guter Mensch.“ Sie wischt sich eine einzelne Träne von der Wange.
