Legatum I -  - E-Book

Legatum I E-Book

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Beschreibung

Das Buch beschäftigt sich mit der Evolutionsgeschichte der Menschheit, mit allen möglichen Facetten ihres Verlaufes. Auch mit dem Einwirken von außen, sprich aus präastronautischer Sicht. Es zeigt Hintergründe auf und beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Fakten, wie auch allgemein bekannten Thesen. Uraltes Wissen, welches über 40000 Jahre alt ist, findet ebenso seinen Platz und wird mit unseren heutigen Errungenschaften in Vergleich gesetzt und beweist, welche Fortschritte wir in Wirklichkeit in unserer Entwicklung gemacht haben. Dieses Buch spiegelt unseren Umgang mit den wichtigsten Werten im Zusammenleben und zeigt klar das Leben in unserer Gesellschaft auf. Eingepackt ist dies alles in einen spannenden und fesselnden Thriller, in dem sich die drei Hauptfiguren auf den Spuren von Elias Stiermanns Großvater Oscar in ein waghalsiges Abenteuer begeben, um den versunkenen Tempel in der verschollenen Stadt im Herzen Afrikas zu finden und das wahre Vermächtnis der Menschheit zu lüften.

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Seitenzahl: 226

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Eine jede Geschichte beherbergt einen Funken Wahrheit, mal kleiner und mal größer. Jede Geschichte hat auch ihren Ursprung, den es zu ergründen gilt. Dann findet man den Weg der Wahrheit und der Erkenntnis. Die große Herausforderung dabei liegt im Annehmen der Beweise, die Thesen untermauern oder in einem neuen Licht erscheinen lassen. Dieses Buch bietet genügend Anreize dafür…

Dies ist der erste Teil der Trilogie LEGATUM. Der Beginn einer großen Reise zu einem verborgenen Schatz der Menschheit. Folgen Sie Elias Stiermann, Anne Lloyd und Professor Pierre Lefoé auf dem größten Abenteuer ihres Lebens! Vielleicht wird es ja auch Ihres?

Besonderer Dank gilt Monika, Ute, Felix und Frank für ihre große Unterstützung, die anregenden Gespräche im Vorfeld und während der Entstehung des ersten Teils. Ich freue mich auf die folgende Zeit mit Euch und die Fortführung der Geschichte!

Diese Geschichte wird Dich gefangen nehmen,

all Dein Wissen in Frage stellen,

Dir alles nehmen, woran Du glaubst,

sie wird Dich zweifeln lassen,

reißt Dir den Boden unter Deinen Füßen weg,

lässt Dich fallen und fängt Dich wieder auf,

öffnet Dir Deine Augen und lässt neue Horizonte erscheinen.

Aber eins macht diese Geschichte nicht:

Dich jemals wieder loslassen!

DENNIS DI MARIO - DM -

„IHR HABT DIE WAHRHEIT SO OFT VERFÄLSCHT, DASS IHR IN EINEM NETZ AUS LÜGEN LEBT.“

Inhaltsverzeichnis

PROLOG

Demokratische Republik Kongo, Privatcamp am Fluss

LEGATUM: TEIL I – ZEHN

2 Tage später: Flughafen Berlin-Tegel

Charité Berlin-Mitte, Intensivstation

Berlin-Pankow: Familienvilla der Stiermanns

Nächster Tag: Flughafen Brüssel, Ankunftshalle

Archiv des Europäisch Archäologischen Instituts, Katakomben

Yukatan (Mexiko), Villa von José Torres

In der Wohnung von Professor Lefoé

Yukatan, im Keller von Torres’ Haus

Vatikanstadt, Büro von Kardinal Menzinger

Am nächsten Tag: Paris, Notre Dame

Vatikanstadt, in einem der Flure

Yukatan, Büro von Senior Torres

Einen Tag später: Kurz vor der Grenze zu Italien

Vatikanstadt, im Büro des Kardinals Menzinger

Norditalien, zu Füßen eines Klosters

Yukatan, im Büro von José Torres

Vatikan, Menzingers Büro

Kloster der Wahrhaftigkeit, Klosterkirche

Yukatan, auf der Terrasse

Im Kloster, Büro des Abt

Am nächsten Morgen

Kreuzgang im Kloster

Vatikan, Büro des Kardinals

Kloster, Büro des Abts

Auf dem Flur

Vatikan, Menzingers Büro

Nächster Tag: Klosterbibliothek

Klosterhof

Rom, Flughafen

Kloster, im Büro des Abts

Zimmer des älteren Mönchs

Klosterbibliothek

Klosterkirche, Abendgebet

Pater Pedros Zimmer

Am nächsten Tag: Im Klostergarten

Klosterkirche, nach dem Gebet

An der Mauer des Klostergartens

Im Klosterinnenhof, zur gleichen Zeit

Yukatan, auf der Terrasse der Villa

Am nächsten Morgen: Klostergruft

Vatikanstadt, auf einem der Flure

Klosterbibliothek

Vatikanstadt, Menzingers Büro

Im Kloster, Pater Pedros Zimmer

Yukatan, am Haifischbecken in Torres’ Park

Klosterbibliothek

Vatikanstadt, Menzingers Büro

Nächster Tag: Elias’ Zimmer

Klosterkirche

Vatikanstadt, Menzingers Büro

Klostergarten, am Nachmittag

Klosterkirche, am Abend

LEGATUM – DIE TRILOGIE

PROLOG

Demokratische Republik Kongo, Privatcamp am Fluss

Der Abend senkt sich über den Dschungel des Kongos und hüllt alles in Dunkelheit. Ein sportlich gebauter Mann von Ende dreißig sitzt an seinem Legerfeuer vor dem Zelt und lässt die letzten Tage Revue passieren:

Was waren das für zwei Tage! Sie stellen alles Bisherige in den Schatten. Selbst meine eigenen Erwartungen und die kleinen Funde. Als ich vor knapp einem Jahr aus meinem Alltag ausstieg und hierher kam, um nach Gold zu schürfen, hatte ich nicht einmal im Ansatz die Vorstellung, was mich hier erwarten würde. …und jetzt können alle Wünsche und Träume wahr werden. Jedenfalls sieht es so aus.

Wie gut, dass ich noch mal genauer hingeschaut habe! Gestern Abend, als ich gerade alles einsammeln und aufbrechen wollte, stand ich im Fluss und sah dieses Funkeln zwischen den Steinen. Als würde mich jemand dazu auffordern, schaute ich nach. Bewegte ein paar Steine im Flussbett beiseite und dann entfaltete die erste Platte ihren vollen Glanz. Ich hob sie aus dem Wasser und schaute sie mir genauer an: eine Zigarettenschachtel große Goldplatte mit seltsamen Zeichen. Ich wollte losgehen, da bemerkte ich eine weitere, gleich daneben liegend. Sie ähnelte der anderen und ich packte beide in das Leinentuch, um sie am nächsten Tag dem Goldhändler im Dorf zu zeigen. Als ich heute früh da ankam und sie ihm zeigte, war er ganz aus dem Häuschen. Er wunderte herum, fragte mich immer wieder, woher ich sie hätte und machte ein paar Fotos. Er sagte nur, dass er sie zum Schätzen braucht, weil er recherchieren muss. Morgen solle ich noch einmal zu ihm kommen, dann kann er mir mehr sagen. Also ging ich zurück zu meinem Lagerplatz. Auf dem Heimweg machte ich noch einmal Rast an der Fundstelle und schaute nach, ob nicht noch mehr dieser Goldplatten im Fluss verscharrt sind. Aber es waren die Einzigen.

Sie müssen sehr viel wert sein, sonst hätte er nicht solch einen Wind gemacht. Wenn das der Fall ist, dann kann ich übermorgen das Lager abbauen und zurück in die Heimat reisen. Endlich ein neues Leben beginnen!

Er schaut sich noch einmal die Goldplatten in seinen Händen an. Seltsame Hieroglyphen sind auf ihnen aufwendig eingraviert. Ich habe solche Zeichen noch nie gesehen. Wie alt mögen sie sein und vor allem, wo kommen sie her? Scheinen die alten Legenden doch wahr zu sein, die sich die Einheimischen hier erzählen. Große Goldschätze sollen im Dschungel zu finden sein. Vielleicht kehre ich sogar mit ein paar Freunden zurück und

wir begeben uns auf die Suche danach. Das wären auf alle Fälle ein großes Abenteuer und ein Plan für die Zukunft. Finanzieren kann ich es mit dem Geld, das ich für die zwei kleinen Platten bekomme. Wenn wir den Schatz finden, haben wir für alle Zeiten ausgesorgt.

Zufrieden und glücklich wickelt er behutsam die Platten in das Leinentuch und begibt sich ins Zelt. Dort macht er mit einer Petroleumlampe Licht und überlegt, wo er das Leinentuch mit den Goldplatten am Besten verstecken kann. Zuerst verscharrt er es unter der Ausrüstung. Doch nach einem kurzen Überlegen nimmt er es wieder heraus und legt sie unter die Pritsche. Dort, wo sie gestern Nacht ebenfalls lagen. Wer soll hier schon herkommen? Dreieinhalb Kilometer vom Dorf entfernt…

Er macht die Lampe aus und legt sich hin. Von draußen schimmert noch die Glut des Lagerfeuers. Er spürt eine innere Unruhe und kann nicht einschlafen. Ist es die Aufregung, die Vorahnung auf das, was morgen kommen wird? Dass er mir sagt, dass diese Goldfunde mehrere Millionen Dollar Wert sind? Immer wieder kreisen diese Fragen durch seinen Kopf. Dreimal schaut er dabei unter die Pritsche, ob das Tuch mit samt Inhalt noch da ist. Beim vierten Mal nimmt er es hoch und legt es unter sein Kopfkissen. Zwar schlafe ich nun etwas härter, aber dafür sind sie sicher! Die Müdigkeit übermannt ihn und er schläft ein.

Draußen beginnt die Morgendämmerung, als sich zwei menschliche Schatten beinahe geräuschlos dem Zelt nähern. Der Eine öffnet es vorsichtig und tritt leise ein. Hebt die rechte Hand, in der er eine Pistole hält, und drückt dreimal hintereinander ab.

Der Mann auf der Pritsche zuckt kurz und bleibt dann regungslos liegen.

„Du solltest ihn nur erschießen und kein Massaker anrichten.“, bemerkt der Zweite, als er das Zelt betritt.

„Dreimal ins Herz. Besser und schmerzfreier geht’s nicht.“, erwidert der Andere stolz.

„Lass uns lieber danach suchen und von diesem Ort verschwinden.“

„Gut.“, entgegnet der Mann mit der Waffe.

Beide sind in schwarze Anzüge mit schwarzen Hemden gekleidet, die dunklen Haare nach hinten gegelt. Im seichten Licht der Morgendämmerung erwecken sie den Anschein, als wären sie Zwillinge. Sie suchen alles im Zelt durch, finden aber nicht das, was sie hierher bewegte.

„Wo hat der Kerl das nur versteckt? Vielleicht hättest du ihn vorm Erschießen erstmal fragen sollen!“

„Das nächste Mal denke ich daran.“, erwidert er und schupst die Leiche von der Pritsche. Er hebt das Kopfkissen hoch und stellt fest: „Ich denke, ich habe es gefunden.“

Der Andere hebt das Leinentuch mitsamt Inhalt hoch, faltet es auseinander und sie erblicken die zwei Goldplatten mit den Hieroglyphen.

„Ist es das?“, möchte der mit der Waffe wissen.

„Genau das ist es, Auftrag erledigt. Lass uns von hier verschwinden.“ Er wickelt die Platten wieder ein und steckt alles in seine Anzugtasche. Dann verlassen beide das Zelt und verschwinden in der heller werdenden Morgendämmerung.

LEGATUM

TEIL I – ZEHN

2 Tage später

Flughafen Berlin-Tegel

Elias Stiermann, ein freischaffender Journalist aus Zürich, kommt in die Ankunftshalle, in der das Gepäckband steht. Er ist circa 1,80 Meter groß, von sportlicher Statur und einem markanten Gesicht. Damit kommt er eher nach seinem Vater, wie auch mit den kurzen dunkelblonden Haaren und den blauen Augen. Er ist sportlich elegant gekleidet. Den Dreitagebart trägt er immer, damit das Gleichnis zu seinem Vater nicht so stark ins Gewicht fällt. Immerhin hat er ein tief gespaltenes Verhältnis zu ihm.

Das Laufband steht noch still und er versucht seine Ungeduld zu bändigen. Denn sein Besuch hat einen sehr unangenehmen Grund: sein Vater liegt in der Charité in Mitte im Sterben. Ein schwerer Schlaganfall ist der Grund dafür.

Es wäre schön, wenn es endlich weiter geht. Damit ich das so schnell wie möglich hinter mir habe.

Das Band startet und die ersten Koffer kommen nach oben. Es dauert noch einen Moment, dann ist endlich seiner dabei. Er nimmt ihn vom Band und läuft zum Ausgang. Im Terminal läuft er Richtung Taxipunkt. Schnell ins Taxi und zur Charité. Hoffentlich komme ich noch rechtzeitig?

Die Stationsschwester meinte noch am Telefon, dass es sehr dringend sei. Desto eher er da ist, desto besser. So waren ihre Worte am Ende des Telefonats. Danach packte er seine Sachen, nahm ein Taxi und fuhr zum Flughafen.

Kurz vor dem Ausgang klingelt sein Handy. Eine Nachricht von René Lethard über Whats app. René ist am Europäisch Archäologischen Institut in Brüssel in einer leitenden Stellung, speziell für besondere Relikte und Artefakte. Hinzu kommt noch, dass er einer seiner wenigen besten Freunde ist. So oft sie können, treffen sie sich und tauschen wichtige Informationen und Fakten von einschlägigen Ereignissen aus. Sie kennen sich schon seit über 15 Jahren und er war immer wie ein großer Bruder für ihn.

Elias bleibt kurz stehen und ruft die Nachricht auf: ,Hallo Elias! Es gibt sensationelle Neuigkeiten. Der absolute Hammer! Komme bitte so schnell wie Du kannst nach Brüssel! Wir müssen darüber reden! Hier noch zwei Bilder. Diese Stücke wurden im Kongo gefunden. Melde Dich! Bis dann! René’

Elias traut seinen Augen nicht. Sein Handy lädt zwei Bilder mit goldenen Platten, in denen sorgfältig Hieroglyphen eingraviert sind. Moment mal, diese Hieroglyphen sehen wie ägyptische aus. Aber was machen sie auf Goldplatten im Kongo?

Er antwortet ihm und stellt genau diese zwei Fragen. Am Ende der Nachricht schreibt er ihm, dass er spätestens übermorgen nach Brüssel kommen kann. René antwortet, dass er ihm dieses Mysterium nur unter vier Augen erklären kann.

Was ist da los? Er verlässt das Terminal und steigt in das nächste Taxi ein.

Charité Berlin-Mitte, Intensivstation

Elias eilt den Krankenhausflur entlang und öffnet die Tür zur Intensivstation. Dort geht er schnellen Schrittes zum Schwesterzimmer und bemerkt nur kurz zu seiner Rechten einen Mann im schwarzen Anzug und Hemd sitzend. Die Stationsschwester kommt aus ihrem Zimmer und geht auf Elias zu: „Herr Stiermann?“

Elias nickt und stellt, bei ihr angekommen, den Koffer ab und legt seine lederne Umhängetasche darauf.

„Es tut mir leid, sie sind zu spät. Ihr Vater schlief vor circa 40 Minuten ein. Er hatte auf sie gewartet. Mein herzliches Beileid.“

„Kann ich ihn sehen, zu ihm?“

Die Stationsschwester führt ihn in das Überwachungszimmer. Dort liegt sein Vater friedlich lächelnd im Bett und um ihn herum noch die ganzen Überwachungsapparate. Er ist aber an keinem mehr angeschlossen.

„Ich lasse sie beide einen Moment alleine.“, spricht sie etwas leise zu Elias und streicht ihm über die rechte Schulter. Dann geht sie zum Überwachungsfenster und schließt die Jalousien. Kurz darauf klackt die Tür leise ins Schloss.

Elias steht am Bett und schaut seinen Vater regungslos an. Seine Augen wirken leer und sein Blick scheint durch den Toten hindurch zu gehen.

Nur vierzig Minuten. Manchmal können sie doch viel mehr bedeuten, als ein Jahr oder Leben. Eine Maschine früher und ich wäre noch pünktlich hier gewesen. Ich hätte diesen Artikel gestern Nacht nicht mehr zu Ende schreiben dürfen. Nun, zum ersten Mal in meinem Leben, bin ich zu spät. Er setzt sich auf die Bettkante und nimmt die linke Hand von ihm.

Wir beide hatten noch so viel zu bereden, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und endlich Frieden zwischen uns zu schließen. …und das alles ist nicht möglich, wegen vierzig Minuten.

Er senkt den Kopf und stützt ihn mit seiner linken Hand ab, in der anderen noch die Hand des Vaters haltend. Was haben wir falsch gemacht? Warum haben wir nicht den Weg zueinander gefunden? War mein Hass am Ende zu groß und dein fehlendes Verständnis für mein Leben zu gewaltig? Wir standen uns wie zwei Gebirgsmassive gegenüber und keiner wollte einen Pass frei geben, damit der Andere zu ihm gelangen kann. Das hätten wir tun sollen. Unsere Zeit besser nutzen, um einander besser zu verstehen.

Er hört draußen die etwas lauter und energisch klingende Stimme der Stationsschwester: „Sie können ihn sprechen, wenn er wieder herauskommt. Haben sie doch etwas mehr Respekt vor ihm und dem toten Vater!“

„Es wäre schöner gewesen, wenn er früher den Respekt aufgebracht hätte.“, antwortet darauf laut eine Männerstimme. Dann geht die Tür auf und der Mann im schwarzen Anzug und Hemd mit ebenso schwarzer Krawatte tritt ein. Elias dreht sich um und erkennt nun den Familienanwalt, der damals seine Eltern schied.

Er steht auf und sagt zur Schwester: „Ist schon in Ordnung. Es ist der Anwalt meines Vaters.“

Der öffnet seinen schwarzen Aktenkoffer und nimmt einen dicken großen Umschlag heraus und drückt ihn Elias in die Hände: „Darin befindet sich das Familienerbe, welches einst deinem Großvater gehörte. Du solltest es gut hüten, seinen Wert schätzen und respektieren. Du bist der Alleinerbe.“ Er schließt seinen Koffer. „Dein Vater hat es so gewollt. Er hat auch alles Andere noch vorher in die Wege geleitet, bevor er starb. Er lag ja schon seit gestern hier.“

Die Stationsschwester, die ihm in den Raum folgte, unterbricht ihn: „Nun ist aber mal genug! Der Mann hat seinen Vater verloren und außerdem wollte er es so, dass wir seinen Sohn nicht informieren. Ich habe ihn mehrmals gefragt. Erst, als er merkte, dass es zu Ende geht, hatte er den Wunsch. Wir wollen schon bei der Wahrheit bleiben.“

„Nun gut.“, reagiert der Anwalt pikiert. „Dann noch mein herzliches Beileid!“

Er dreht sich um, schaut die Stationsschwester noch einmal böse an und verlässt den Raum und die Station.

„So ein ungehobelter Kerl!“, platzt es aus ihr heraus.

„Schon gut. Wir hatten beide nie ein gutes Verhältnis zueinander. Aber das ist jetzt egal… Trotzdem vielen Dank!“

„Nicht dafür. Ich lasse ihnen noch ein bisschen Zeit mit ihrem Vater.“ Dann geht auch sie aus dem Zimmer und schließt die Tür.

Elias schaut den Umschlag an und setzt sich wieder zu seinem Vater auf die Bettkante.

Der Anwalt verlässt die Klinik und geht zu seinem Auto. Als er die Tür öffnet, nimmt er sein Handy und wählt eine Nummer.

Kurz darauf informiert er jemand: „Der Umschlag ist übergeben und das Geheimnis damit nicht mehr sicher. …Ich bin mir da ganz sicher, ich kenne seinen Sohn!“

Berlin-Pankow

Familienvilla der Stiermanns

Elias geht in den Vorgarten, als das Taxi losfährt. Alles schaut noch wie vor sieben Jahren aus, als ich das letzte Mal hier wahr. …und da sah es schon wie damals aus, als ich das Haus verließ.

Er geht die Treppe hinauf und schließt die Haustür auf. Im Eingangsflur stellt er erstmal neben den alten Lehnenstuhl seinen Koffer ab, die Tasche stellt er daneben. Sein Blick schweift über die Treppe zur Galerie. Dann geht er die Stufen nach oben und öffnet direkt gegenüber die Zimmertür. Als er das Zimmer betritt, atmet er tief durch. Es ist sein altes Kinder- und Jugendzimmer. Die schweren Eichenschränke, das Bett, der alte Schreibtisch mit dem Lehnenstuhl und die Poster und Bilder von alten Ausgrabungsstätten. Er hat damals alles versucht, mir das Buddeln schmackhaft zu machen. Ein Grinsen geht über seinen Mund und er schüttelt dabei leicht den Kopf.

Er hat wirklich alles so gelassen. Ganz wie Mutter es wollte. So, als wenn ich jederzeit wieder zurückkehren würde. Leider ist sie dann diejenige gewesen, die gegangen wurde.

Elias geht zurück auf die Galerie und die Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Er zieht das Sakko aus und legt es über den Lehnenstuhl. Dann geht er durch die gläserne Schiebetür ins große Wohnzimmer. Auch hier hat sich nichts verändert. Beständigkeit war immer sein Motto, alles hat seinen Platz. …und da blieb es auch. Außer seine Ehefrau. Er setzt sich auf die Lehne des großen Ledersessels, einem von vieren. Sein Blick schweift durch den großen Raum und er kann nichts erkennen, was der Vater in den letzten sieben Jahren verändert hätte.

Selbst auf der Terrasse und im hinteren Garten ist alles noch so wie früher., stellt Elias beim Blick aus den großen Fenstern fest.

Er steht auf, öffnet die Terrassentür und geht hinunter in den Garten. An der großen alten Eiche hängt noch immer seine Schaukel. Als er darauf Platz nimmt und zur Terrasse schaut, kommen ganz alte Erinnerungen wieder hoch: Dort oben saßen sie immer, Vater und Großvater, und unterhielten sich angeregt über die Ausgrabungen. Mutter kam dann manchmal mit etwas zu Trinken und zu Essen heraus, damit sie sich und ich mich stärken konnten. Sie hatte so ein bezauberndes Lächeln, bei dem man alle Sorgen und Nöte vergaß. Sie war eine wunderbare Frau. Großvater mochte sie sehr. Nicht nur, weil sie sich so lange um ihn kümmerte, sondern weil er eigentlich immer noch eine Tochter haben wollte. Sie war sozusagen sein Ersatz. Mir fällt gerade ein, manchmal war auch ein Mann in einer langen braunen Kutte dabei. Dann waren die Gespräche besonders intensiv und auch emotional. Der Mann sagte immer wieder einmal zu Vater, dass er sich unbedingt auf diese Reise begeben möchte. Doch der erwiderte nur, dass er es machen würde, wenn die rechte Zeit dafür gekommen ist. Soweit ich weiß, war er auf vielen Reisen, aber nicht auf dieser, die ihm der Mann ans Herz gelegt hatte. Was auch immer das für eine war und vor allem wohin? Ich habe es nie erfahren. Ich weiß auch noch, dass Vater und Großvater sich kurz vor der Scheidung heftig hier stritten. Mutter war da schon nicht mehr im Haus. Großvater meinte bei dem Streit nur, dass er sie in das Geheimnis einweihen würde. Daran kann ich mich noch genau erinnern. Acht Monate nach der Scheidung starb sie bei einem mysteriösen Autounfall. Dabei war sie eine sehr gute Fahrerin, besser als Vater. Na ja, sie musste hier ja auch alles erledigen, während er auf Ausgrabungstouren mit seiner Assistentin war. Wobei er das mit den Ausgrabungen, gerade bei ihr, etwas zu tiefgründig vollzogen hatte. Sie war schließlich der Grund für die Scheidung. Während Mutter schön brav hier zu Hause alles managte, amüsierte er sich neben den Ausgrabungen mit seiner Assistentin. Was für eine Zeit? Seitdem begann die Kluft zwischen uns zu entstehen und nach Mutters Tod wurde sie immer größer und tiefer. Er hatte ja nicht einmal die Zeit, zu ihrer Beerdigung zu kommen. Ich sehe es noch genau vor mir, wie Großvater und ich alleine, neben der ganzen Verwandtschaft zwar, am Grab von ihr standen. Dennoch fühlten wir beide uns voll und ganz alleine. Großvater war selbst schon schwer krank und starb vier Monate nach ihr. Wie oft hat er im Pflegebett bedauert, dass sein Sohn kaum Zeit für ihn habe und er doch in Frieden gehen wolle. Nach dem langen Besuch von Vater starb er dann auch. Er hatte seinen Frieden gefunden. …und ging zu Mutter und seiner Frau, wie er immer sagte.

Elias sitzt in Gedanken versunken auf der Schaukel und scheint über die Terrasse durch das Haus zu blicken. Wer war dieser Mann in der Kutte?

Von diesem Gedanken getrieben, steht er auf und geht wieder ins Haus. Bevor er die Terrassentür schließt kommt ihn noch etwas in den Sinn: Irgendetwas mit P war es. Sagte Großvater nicht Pater zu ihm? – Ich weiß es nicht mehr genau.

Er geht an die Hausbar unter dem Flachbildschirm und nimmt sich einen Whisky. Nachdem er einen Schluck genommen hat, geht er mit dem Glas in den Flur zurück und in das untere Badezimmer. Beim Anblick der Dusche kommt ihm der Gedanke, dass er sich erst einmal frisch machen sollte. Immerhin ist er seit heute früh um halb fünf auf den Beinen. Jetzt ist es mittlerweile halb sieben abends. Doch der Gedanke an den Mann in der braunen Kutte lässt ihn nicht in Ruhe. Er geht zurück in den Flur und von da aus in das Arbeitszimmer seines Vaters. Zur rechten und linken vorn die großen Bücherregale, die bis unter die hohe Decke reichen. Elias empfand das Zimmer früher schon immer wie eine Bibliothek. Nur dass hier alles voller Bildbänden und Archäologiebänden und –aufzeichnungen voll steht, gesammelte Werke aus zwei Generationen. Hinten am großen Fenster steht der schwere Eichenschreibtisch mit den vielen Verzierungen. Auf dem Tisch sieht er das Bild seiner Mutter, davor eine rote Rosenblüte in einem kleinen Wasserglas. …und ich dachte immer, dass er sie gar nicht wirklich liebte. Sie nur nahm, weil sie aus einem Gutsituierten Hause kam und die Werte und Normen vertrat, wie er sie kannte. Vor allem die familiären. Nachdem seine Assistentin ihm vor sieben Jahren einen Korb gab, scheint er sich der Liebe zu ihr wieder besonnen zu haben. Die Blüte ist noch frisch und muss erst vor drei vier Tagen dorthin gestellt worden sein. Ich bin sogar soweit gegangen, dass ich ihn für ihren mysteriösen Tod schuldig gesprochen habe. Ich hätte mehrmals, als nur einmal im Monat, mit ihm telefonieren sollen. Vor allem auch herkommen müssen. Wir haben viel wertvolle Zeit vergeudet. Ich mehr, als er. Jedenfalls was uns Beide betrifft. Deshalb war auch der Anwalt so giftig.

Sein Blick schweift zur Wand rechts neben dem Fenster. Dort hängen weitere Bilder. Unter anderem eins, auf dem der Großvater und sein Vater mit dem Mann in der braunen Kutte drauf sind und im Hintergrund seine Mutter. Es wurde auf der Terrasse des Hause gemacht und er weiß nun auch, wer das Foto schoss: er selbst. Elias nimmt es von der Wand und dreht es um.

Als er auf der Rückseite des Rahmens kein Hinweis finden kann, nimmt er das Bild aus ihm heraus und sieht auf der Bildrückseite die gewünschte Information: Großvater, Leonore, Pater Pedro und ich, von Elias fotografiert. Er lehnt sich an den Schreibtisch und starrt das Bild an. Pater Pedro hieß er also und Vater hat, wie gewohnt, alles genau auf der Rückseite des Bildes festgehalten. Danke! Elias nimmt das Bild, trinkt einen Schluck vom Whisky und geht in den Flur zurück. Dann stellt er das Glas auf die Kommode mit dem großen Spiegel ab, geht an seinen Koffer und nimmt das Waschzeug heraus. Unter der Dusche widmet er sich erstmal einer willkommenen Erfrischung. Während dessen vibriert sein Handy mehrmals. Nach einer kurzen Stille wieder, so dass es aus der Sakkotasche auf die Sitzfläche des Stuhles fällt. Ein weiterer Anruf und es rutscht unter das Sakko.

Er kommt aus der Dusche, mit dem Handtuch um den Bauch herum, trinkt einen weiteren Schluck und nimmt den Umschlag aus der Tasche. Im Wohnzimmer macht er es sich in einem der Ledersessel gemütlich und öffnet das große und schwere Kuvert.

Er zieht das Sparbuch, ein dickes ledernes Notizbuch und ein weiteres Buch, ebenso in Leder eingebunden mit goldenen Verzierungen auf dem Cover und dem Titel LEGATUM, ebenfalls in Gold gehalten, heraus. Er ist erstmal überfordert und widmet sich dem Sparbuch: 450.000 Euro. Das und das Haus dazu ist eine ordentliche Summe. Als er das Notizbuch aufschlägt, erkennt er die Handschrift seines Großvaters, in Altdeutsch. Es ist sein Tagebuch, von dem er mir einmal erzählte und sagte, dass ich es zur rechten Zeit in die Hand bekomme und mich irgendwann auf eine interessante Reise machen werde. Da wusste er ja noch nichts von meinen beruflichen Vorstellungen und das sie alles Andere als Archäologie sind. Er klappt das Buch wieder zu und nimmt das andere, Goldverzierte zur Hand. Er öffnet es und stellt sofort fest, dass es im alten Latinum geschrieben ist.

Das war nie sein Steckenpferd und heute macht sich seine Faulheit diesbezüglich stark bemerkbar. Auf der inneren Titelseite steht noch einmal LEGATUM, diesmal mit einem X darunter versehen. Das X symbolisiert die Zehn, römische Zahl, das weiß er. Doch er ist einfach zu müde und erschöpft, um sich den beiden Büchern zu widmen. Er legt sie auf den Tisch zum Sparbuch und greift zur Fernbedienung, die wie immer dort zu finden ist. Ein weiterer Schluck vom Whisky und er schaltet den Fernseher ein. Es laufen Nachrichten und sie berichten von einem Anschlag auf das Europäisch Archäologische Institut in Brüssel und von vier Toten, darunter René Lethard. In dem Moment, wo Renés Bild erscheint, wird es Elias klar: René ist ermordet worden, aber warum? Was ist da los?

Ihm fällt seine Nachricht ein, er schießt aus dem Sessel und während sie von weiteren zwei Männern und einer Frau berichten, stürzt er in den Flur. Dort greift er in die Sakkotasche, aber das Handy ist weg. Er hebt das Sakko hoch und sieht es darunter auf der Sitzfläche liegen. Auf dem Display findet er den Hinweis, dass vier Anrufe in Abwesenheit erfolgt sind. Sie waren von Anne Lloyd, der persönlichen Assistentin von René und damit auch eine gute Freundin von ihm.

Nächster Tag

Flughafen Brüssel, Ankunftshalle

Anne Lloyd tritt unruhig auf der Stelle und wartet sehnsüchtig auf Elias Ankunft. Sie ist von schlanker Statur, 1, 70 Meter groß, mit kurzen schwarzen Haaren und braunen Augen. Vom Aussehen her ist sie eher der natürliche Typ und sportlich elegant gekleidet. Make up ist nicht wirklich ihr ständiger Begleiter, nur zu besonderen Anlässen und dann auch sehr dezent. Ihr rundes Gesicht verleiht ihr einen lieblichen und jungen Touch. Mit ihren Anfang vierzig wird sie oft zehn Jahre jünger geschätzt und von einigen Kollegen auch unterschätzt.

Doch heute Nachmittag ist sie geschminkt und fühlt sich mit ihrer aufgetragenen Maske, wie sie solche Menschen oft analysiert, recht wohl. Auch wenn ihre Nerven, dank der letzten Ereignisse gestern und heute, stark überstrapaziert sind. Sie fühlt sich beobachtet und das nicht ohne Grund. Ein Mann mit schwarzem Hut, schwarzen Anzug und Hemd und schwarzer Krawatte beobachtet sie immer wieder.

Ruhig bleiben, Anne, tief durchatmen und versuchen zu entspannen. Bleibe ruhig! Elias wird gleich durch diese Tür kommen und dann verschwinden wir auf dem schnellsten Weg von hier. Sie schaut zur Anzeigetafel und der Flug ist bereits vor vierzig Minuten gelandet. So langsam muss er seine Sachen doch haben und durch diese Tür kommen. Lass dir nichts anmerken. Schaue diesen Typen dort drüben nicht an, …nicht ansehen, hatte ich gesagt! Doch sein bohrender Blick animiert sie immer wieder dazu.