Lernen mit LeuSel! - Christian Dorn - E-Book

Lernen mit LeuSel! E-Book

Christian Dorn

4,8

Beschreibung

Unser (Er-)Leben wird immer komplexer. Die Geschwindigkeit nimmt zu. Immer mehr muss in immer kürzerer Zeit erledigt werden. Dies gilt auch - oder vielleicht sogar insbesondere - für das (lebenslange) Lernen. Das G8 (also das 8jährige Gymnasium) als bester Beleg und gleichzeitig schlechtestes Beispiel einer völlig verfehlten Bildungspolitik zweifelhaft motivierter CSU-PolitikerInnen, macht die Praxen von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten voll und die Köpfe leer. Dabei käme es gerade in diesem so unsäglichen Setting - das immer öfter auch noch durch schlechtes eLearning weiter enthumanisiert wird - darauf an, den SchülerInnen zu vermitteln, wie dieser Spagat zu schaffen ist. Die Methode des „Lernen unter Selbstkontrolle” - hier sogar für den Einsatz im Rahmen technologieunterstützter Wissensvermittlung adaptiert - bietet eine mögliche Antwort auf diese Frage. Und wenn Sie zu den Menschen gehören, die in Lernsituationen brillieren nur um dann in der Prüfungssituation zu scheitern, sollten Sie sich selbst den Gefallen tun und dieses Büchlein lesen!

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INHALT

VORWORT

Vor mehr als 100 Jahren stellte Hermann Ebbinghaus in seinem Wegweisenden Werk „Über das Gedächtnis“ die wesentlichen Eigenheiten dieser wichtigen Fähigkeit des Menschen dar. So vor allem die betrübliche Tatsache, das alle neu eingeprägten Inhalte in erschreckendem Tempo wieder vergessen werden und das es, um Informationen dauerhaft im Gedächtnis zu verankern, ganz besonderer Strategien bedarf. Solche wurden zwar in der Folgezeit entwickelt und werden in der Regel bereits im Einführungsteil jedes Lernpsychologie- oder Didaktik-Kurses dargestellt, wer aber Unterrichtssituationen beobachtet, wird mit Staunen feststellen, dass sich diese Erkenntnisse nur in bescheidenem Ausmaß auf das tatsächliche Geschehen im Klassenzimmer oder Hörsaal auszuwirken scheinen. Ein Großteil aller Vortragenden geht offenbar nach wie vor davon aus, dass die Hörerschaft mit gleichförmiger Aufmerksamkeit zumindest eine Dreiviertelstunde lang den Ausführungen zu folgen im Stande ist und alle dabei vorgetragenen Inhalte in Zukunft abrufbar sein werden, so dass man sich in der folgenden Unterrichtseinheit eiligst dem nächsten Informationsbrocken zuwenden kann.

Haben es Erkenntnisse, die ihren hundertsten Geburtstag hinter sich haben, nicht geschafft, den Schulalltag zu verändern, so gilt das in noch höherem Maß für diejenigen Fakten, welche die moderne Kognitionsforschung und Neuropsychologie erst in jüngster Zeit erarbeitet hat. Am Wiener Institut für Psychologie ermöglichten die Entwicklungsarbeiten von Herbert Bauer die Beobachtung von hirnelektrischen Größen, welche die aktuelle Bewusstseinslage widerspiegeln und unter anderem erkennen ließen, dass diese andauernden Schwankungen unterworfen ist, die sich auf die aktuelle Leistungsfähigkeit auswirken. Ließen wir Personen in genau diesem Augenblick lernen, in welchem ihr Gehirn aus einer desaktiviert-entspannten Phase in höhere Wachheiten und Aktiviertheit überging, so waren ihre Behaltensleistungen im Durchschnitt um beachtliche 25% höher, dass heißt, sie befanden sich in einem „lernbereiten Zustand“!

Waren diese Arbeiten zunächst reine Laborforschung, konnten wir diese Einsichten bald auch für den Unterrichtsalltag nutzbar machen, als sich nämlich zeigte, dass dieses Einschalten eines leistungsfähigeren Zustandes mit höchst einfachen, alltäglichen Selbstkontroll-Strategien – wie beispielsweise muskulärer Entspannung – herbeigeführt werden kann, die sich leicht vermitteln und in jeder Unterrichtssituation einsetzen lassen. Für diese Umsetzung in die Praxis ist vor allem dem damaligen Direktor der Pädagogischen Akademie des Bundes, Franz Beer, für seine tatkräftige Unterstützung zu danken.

Gemeinsam mit Erich Vanecek habe ich sodann – der zentralen Idee der gezielten Bewusstseinessteuerung ausgehend – verschiedenste Erkenntnisse der Lernpsychologie eingebunden, durch deren Einsatz die Stoffdarbietung optimiert, die Einprägung durch geeignete Wiederholungen verbessert und Gedächtnishemmungen vermieden werden können. So entstand schrittweise das Unterrichtsmodell „Lernen unter Selbstkontrolle“ – LUS®, dessen Bezeichnung ungeändert blieb – und bleiben sollte –, obgleich sich zur Selbstkontrolle bald eine Fülle von didaktischen Strategien gesellte. Denn der wesentliche Kern sollte die Schulung der in unserer leistungsorientierten Welt weitgehend in Vergessenheit geratenen Fähigkeit bleiben, auch abschalten zu können und für eine Weile in einen Zustand kontemplativer Ruhe einzutreten.

Verlockender als solide Lernstrategien, mit deren Hilfe der – nach wie vor mühevolle – Weg des Wissenserwerbs optimiert und abgekürzt werden kann, sind erfahrungsgemäß Hoffnungen auf einen Nürnberger Trichter. So erfreuen sich Angebote fortdauernder Beliebtheit, in denen angeblich immer gewaltigere Stoffmengen in zunehmend kürzerer Zeit lebenslang gespeichert werden können – oft unterstützt durch geeignete gar – Traum jedes Schülers – als „Hypnopädie“: tonbandunterstütztes Lernen im Schlaf.

(Quelle: Monghy & Rutkowski 1998)

Univ. Prof. Dr. G. Guttmann

EINLEITUNG

Unser (Er-)Leben wird immer komplexer - schauen sie sich nur mal die hoffentlich gut gesicherte Liste ihrer Passwörter und Benutzernamen an - um nur ein profanes Beispiel zu nennen. Aber auch die Geschwindigkeit nimmt zu, was daraus resultiert, dass immer mehr muss in immer kürzerer Zeit erledigt werden muss. Dies gilt auch - oder vielleicht sogar insbesondere - für das (lebenslange) Lernen. Dabei wird vergessen, dass Menschen, auch wenn sie zunehmend so behandelt werden, keine Maschinen sind, die im Gleichtakt funktionieren und schon gar nicht so lernen können. Das G8 (also das nur noch 8jährige Gymnasium) als bester Beleg und gleichzeitig schlechtestes Beispiel einer völlig verfehlten Bildungspolitik zweifelhaft motivierter CSU-PolitikerInnen, macht die Praxen von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten voll und die Köpfe leer.

Dabei käme es gerade in diesem so unsäglichen Setting - das immer öfter auch noch durch schlechtes eLearning weiter enthumanisiert wird - darauf an, den SchülerInnen zu vermitteln wie dieser Spagat zu schaffen ist. Der stetige Anstieg unserer habituellen - also der unserer Persönlichkeit zugrundeliegenden - Aktivierung, durch die Medialität, die solche und ähnliche Maßnahmen bedingt, die unsere Kinder angeblich konkurrenzfähiger machen sollen, sorgt dafür, dass wir, sobald wir darüber hinaus gefordert werden, scheitern. Um diesem Missstand zu begegnen, müssen an den Schulen und in den Betrieben Methoden zur Anwendung kommen1, die dafür sorgen, dass es gar nicht erst zu einer Überaktivierung kommt. Die Methode des „Lernen unter Selbstkontrolle” - hier sogar für den Einsatz im Rahmen technologieunterstützter Wissensvermittlung adaptiert - ist eine solche Methode. Optimale Leistung kann dann abgerufen werden, wenn das individuell optimale Aktivierungsniveau herbeigeführt und über eine gewisse Zeit gehalten werden kann. Das aber sehen Schule und Arbeitswelt nicht vor.

Dabei ist es keineswegs so, dass man den Menschen - auch den Kindern und Jugendlichen - nicht ein gewisses Maß an Mehrleistung abverlangen kann, es kommt nur darauf an wie man das anstellt. Während im G8 die SchülerInnen reihenweise mit Überforderung und daraus resultierend mit Stresssyndromen bis hin zu therapiepflichtigen Angststörungen, zu kämpfen haben, meinen SchülerInnen in alternativen Schulkonzepten, wie die „Treibhäuser der Zukunft”2 sie ausführlich zeigen, dass das Abitur in nur noch 8 Jahren kein grösseres Problem darstellt. Ähnlich verblüffendes gilt übrigens auch für die Ganztagesschule. Während SchülerInnen an herkömmlichen Belehrungsanstalten schreiend davonrennen wenn man die Ganztagsschule ins Gespräch bringt, können sich die „Teibhäuser-SchülerInnen” gar nichts anderes vorstellen und reagieren sogar entrüstet auf Vorschläge die Tagesschulzeit wieder auf das leider noch vielerorts übliche zu reduzieren, reagieren.

Aber wie erreicht man einen so dramatischen Sinneswandel?

Ich verrate ihnen wie sie Überaktivierung vermeiden und aus Prüfungssituationen künftig erfolgreich hervorgehen!

1 vgl. auch Dorn 2015 DST

2 vgl. brilliante DVD von Reinhard Kahl

SITUATION

Beginnend vor ungefähr 30 Jahren führten die „Neuen Medien“ (NM)3 einen Paradigmenwechsel herbei, der in seiner aktuellen Ausprägung das soziopolitische Wirkungsgefüge sowie die Bewusstseins- und Handlungsstrukturen der Menschen tief greifend beeinflusst.4 Auslöser hierfür ist die Medialisierung5