Lichtfalten - Leonor Gnos - E-Book

Lichtfalten E-Book

Leonor Gnos

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Beschreibung

»Warum bezaubern diese Gedichte? Leonor Gnos wählt ein leises behutsames Sprechen, und zugleich wirkt ihre Aus­sage kraftvoll, steckt voller Intensität. Zart und stark gebärden sich diese Texte, die mit einer originären Stimme sprechen.« Beatrice Eichmann-Leutenegger

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 20

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für Andrea, für Irina

Wir sind das, was wir sagen, aber auch das, worüber wir schweigen.

Jon Kalman Stefansson

Inhalt

T

RANSIT

N

OVEMBERBLÄTTER

N

OCTURNE

Q

UO

V

ADIS

I

NSELN

V

ON DEN

W

ÖRTERN

W

IDERSPIEL

TRANSIT

Das Leuchten der roten Amaryllis

im Geburtstagsstrauss

Gleichnis der Blütenblätter

an den Fruchtkelch geklammert

purpurner Staub fährt durch die Finger

dazwischen Spitzes Scharfes

Wacholder- und Weissdornzweige

warnen vor Wunden

Lavendel tanzt beschwingt klingt

stimmhaft-hell luftverwandt

sein Parfüm

belebt das Blau der Felder

Ausbruch dringender Pracht und Wärme

Sonnenflecken in den Rinnen

das Land liebt Farbtöne

kein Evergreen

ein Everblues der Lavendel

Sommerabend Wankelmut

Stechmückengeschwirr

ein Magnet meine Haut

in die ich Sternzacken ritze

das Blut dosenweise aufzuteilen

später bläuliche Färbungen

auch auf den Bäumen

dort ist Dämmerung

und eher ein Glanz

Abends bin ich da

wenn du deine Hand

an mein Gesicht legst

und in mein Gedicht

hinein willst

Wenn ich nachts mit der Hand

über die nasse Stirn fahre

höre ich Sand

durch die Finger rieseln

Die Nächte vergessen einander

im Morgengrauen

zwischen uns und den Träumen

ein Aschefunken

die blaue Stunde

aufgehoben zwischen uns

Die Winde wehen

die Wege nirgends hin

der Fuss des Läufers

befreundet sich

mit einem Strohhalm

Küstenvögel stürzen ins Zwielicht

die verrückten Schatten

tragen den Nachtwind

ich habe eine Sandblume

auf der Schläfe

in den Pupillen den Stachel

was die Lippen lecken

frage ich mich

und warum die Gischt so rot

Ich lasse das Fenster

im Mistral anschlagen

damit er meine Innenwelt aufbläst

mit dem Wind auf den Lippen

sage ich kein Wort

es ist der Mond

der goldgelb

hinter den Hügeln auftaucht

steigt und steigt sich rundet

über der unendlichen Weite

des Horizonts

Die Kirschblüten

empfangen mich

ein Frühlingsflor vor der Sonne

nur mein Gesicht

ist im Hellen

so dauert

die Liebe

in meinem Heimatdorf

NOVEMBERBLÄTTER

Das Laub fällt von den Bäumen

aus den Gärten

kreischt die Fräsmaschine

im Nieselregen rieche ich

die Fährte des Sägemehls

ein herbstsüssliches Parfüm

die Äste strecken sich wie Lanzen

der Motorsäge entgegen fallen

mit voller Wucht auf den Boden

Waffen sagen

die Zeit hat keine Worte mehr

Erst schnattern in den Gärten

die Elstern dann finden auch sie

keinen sicheren Ort

von der Blutfräse durchschnitten

fällt der Stamm auf die Erde

der Schlag schreckt die Luft auf

wieder fehlt ein Baum