Lieb und lustig – doch ohne Vater - Annette Mansdorf - E-Book

Lieb und lustig – doch ohne Vater E-Book

Annette Mansdorf

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Ich würde ihn sowieso nicht heiraten. Ich kann das einfach nicht!« Sarah schlug wie zur Bekräftigung ihrer Worte mit der flachen Hand so heftig auf den Tisch, daß der Kaffee in ihrer Tasse überschwappte. Barbara, ihre Vertraute und beste Freundin, hob nur die Brauen. Sie kannte Sarahs Temperamentsausbrüche und nahm sie nicht wirklich ernst. »Noch hat er dich ja gar nicht gefragt. Aber ehrlich gesagt, ich wäre nicht so dumm, ihm eine Abfuhr zu erteilen. Welcher Mann ist schon bereit, eine Frau mit drei Kindern zu heiraten, zumal, wenn er an jedem Finger mehrere haben kann?« Sarah riß ihre blauen Augen ungläubig auf. Es verschlug ihr für einen Moment die Sprache. Als sie sich erholt hatte, klang ihre Stimme atemlos, als wäre sie gerannt. »Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein, daß du so etwas sagst, oder? Er mag die Kinder doch gar nicht. Wie kann ich da auch nur für eine Sekunde denken, ich könnte mit ihnen zu ihm ziehen?« »Du weißt doch gar nicht, ob er sie mag. Bisher hast du es ja immer vermieden, daß sie mal Zeit füreinander hatten. Ich verstehe gar nicht, warum du ihn jetzt als Monster hinstellst. Verliebt hast du dich anders angehört.« »Ach, Quatsch! Verliebt!

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Mami – 1952 –Lieb und lustig – doch ohne Vater

Kann sich das vielleicht ändern?

Annette Mansdorf

»Ich würde ihn sowieso nicht heiraten. Ich kann das einfach nicht!«

Sarah schlug wie zur Bekräftigung ihrer Worte mit der flachen Hand so heftig auf den Tisch, daß der Kaffee in ihrer Tasse überschwappte. Barbara, ihre Vertraute und beste Freundin, hob nur die Brauen. Sie kannte Sarahs Temperamentsausbrüche und nahm sie nicht wirklich ernst.

»Noch hat er dich ja gar nicht gefragt. Aber ehrlich gesagt, ich wäre nicht so dumm, ihm eine Abfuhr zu erteilen. Welcher Mann ist schon bereit, eine Frau mit drei Kindern zu heiraten, zumal, wenn er an jedem Finger mehrere haben kann?«

Sarah riß ihre blauen Augen ungläubig auf. Es verschlug ihr für einen Moment die Sprache. Als sie sich erholt hatte, klang ihre Stimme atemlos, als wäre sie gerannt.

»Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein, daß du so etwas sagst, oder? Er mag die Kinder doch gar nicht. Wie kann ich da auch nur für eine Sekunde denken, ich könnte mit ihnen zu ihm ziehen?«

»Du weißt doch gar nicht, ob er sie mag. Bisher hast du es ja immer vermieden, daß sie mal Zeit füreinander hatten. Ich verstehe gar nicht, warum du ihn jetzt als Monster hinstellst. Verliebt hast du dich anders angehört.«

»Ach, Quatsch! Verliebt! Das hält ein Jahr, wenn es gutgeht, und dann kommt der Alltag. Ich kann dann zusehen, wie ich klarkomme, muß repräsentieren für ihn und die Kinder erziehen… Nein, danke. So geht es uns doch gut.«

»Ja, wirklich ein hartes Schicksal. In einer Vierzehn-Zimmer-Villa repräsentieren zu müssen, mit Haushälterin und Putzfrau…, nein, wirklich, unzumutbar…«, spöttelte Barbara.

»Du willst mich nicht verstehen! Wechseln wir das Thema.«

»Sei doch vernünftig, Sarah! Dieser Dr. Robert von Marquardt ist der Traummann schlechthin! Natürlich ist es eine alte Geschichte, Chef und Sekretärin, aber es klappt doch – zigtausendfach! Warum also nicht bei dir?«

»Ich bin keine Sekretärin, ich bin Assistentin. Und mir ist dieses Klischee zuwider.«

»Ich weiß, klingt nach ›Hollywood läßt grüßen‹. Die Presse würde sich die Hände reiben. Aber das stehst du doch locker durch. Dein Mann war ja schließlich auch oft in der Öffentlichkeit, und du hast…«

»Laß Hans aus dem Spiel…«

Sarahs Augen verschleierten sich bei der Erwähnung ihres verstorbenen Mannes. Hans und sie – das war eine Liebe gewesen, wie man sie wohl nur einmal im Leben erlebte, wenn überhaupt. Hätte er doch bloß besser auf sich aufgepaßt, dann wäre der Herzinfarkt sicher zu vermeiden gewesen. Aber er hatte gearbeitet wie ein Wilder, seine Arbeit geliebt. Sie hatten beide etwas erreichen wollen, für sich, für die drei Kinder. Und jetzt! Er hatte Gott sei Dank gut vorgesorgt, so daß sie keine materielle Not litten, aber allein war sie trotzdem. Noch heute tat es wirklich weh, daran zu denken, was hätte sein können.

»Du bist noch zu jung, um allein zu bleiben, Sarah. Das weißt du selbst. Und Robert könnte dir alles bieten, was du jetzt vielleicht mit Hans hättest, nein, noch viel mehr. Stell dir vor, auch für die Kinder wäre das eine tolle Chance. Cosi kann im Ausland studieren, Charly könnte…«

»Ich kann schon selbst dafür sorgen, daß die Kinder bekommen, was sie brauchen. Und jetzt möchte ich das Thema wirklich beenden.«

Sarah stand entschlossen auf. Sie hatte genug davon. Es war außerdem in der Tat ziemlich albern, darüber zu spekulieren, ob sie einen Heiratsantrag von Dr. Robert von Marquardt, ihrem Chef, annehmen würde oder nicht. Bisher war er ein paarmal mit ihr ausgegangen. Mehr nicht. Aber die Kinder… Er mochte Kinder offenbar nicht. Jedenfalls fragte er nie nach ihnen oder äußerte gar den Wunsch, sie näher kennenzulernen. Und das war für Sarah ausschlaggebend. Ihr Herz war vermutlich nur über die Kinder zu gewinnen. Sie liebte die drei über alles.

»Na gut. Ich bin schon still. Aber versprich mir eines…«, insistierte Barbara und erhob sich ebenfalls.

»Und was wäre das?«

»Wenn er fragt, und er wird es tun, glaub mir, dann bitte dir Bedenkzeit aus. Sag nicht gleich nein.«

»Warum nimmst du ihn nicht, wenn du ihn so toll findest?« seufzte Sarah halb lachend, halb genervt.

»Weil er von dir hingerissen ist. Und das ist ja kein Wunder.«

»Eine Frau mit drei Kinder. Und dazu noch so ein Kind wie Cosi.«

Die beiden Frauen sahen sich an und brachen in Lachen aus.

»Ich muß daran denken, wie wir in dem Alter waren. Wir haben Rosbach ganz schön aufgemischt, weißt du noch? Als der alte Herr Zander dich mit der Zigarette erwischte? Ich dachte, ihn trifft auf der Stelle der Schlag. Die brave, fleißige Sarah raucht! Und trägt Lippenstift und Lidschatten!«

Sie kicherten.

Sarah erinnerte sich gut. Sie waren damals allerdings schon zwei Jahre älter gewesen als ihre Tochter Cosina jetzt, also vierzehn. Rosbach…, ein kleiner Ort in Westfalen, den kein Mensch kannte, aber die Einwohner hielten sich für den Nabel der Welt. Den moralischen Nabel obendrein. Das hatte sich bis heute sicher nicht wesentlich geändert.

Sarah rann ein Schauer über den Rücken. Nie wieder würde sie in so einem Ort leben wollen. Einer redete über den anderen, natürlich nur hinter vorgehaltener Hand. Neubürger wurden mit Mißtrauen betrachtet und gnadenlos ausspioniert, bis man mehr über sie wußte als sie selbst. Grauenhaft…

»Du mußt dort ja nicht mehr leben«, unterbrach Barbara Sarahs Gedanken tröstend und schmunzelte dabei. Ihr ging es keinen Deut anders.

»Nein. Und das ist auch gut so. Ich könnte mir meine Kinder dort nicht vorstellen. Diese Enge…, o nein. Ich bin froh, daß ich nicht mehr dorthin muß. Keiner meiner Verwandten lebt mehr dort.«

»Ich habe ja noch meine Patentante Maria dort. Aber wir telefonieren nur hin und wieder mal. Okay, dann gehe ich jetzt. Grüß die Kinder.«

»Mache ich. Danke für deinen Besuch, Babsi. Laß uns mal wieder ausgehen.«

»Ich ruf dich an. Halt dich wacker.«

»Das tu ich. Du auch. Und mach mir schöne Entwürfe…«

»Na klar. Du bist mein Star-Modell.«

Barbara arbeitete als Designerin. Sie hatte sich schon einen Namen gemacht und brauchte nicht mehr ums Überleben zu kämpfen. Mit ihrem Talent und dem angeborenen Dickkopf hatte sie ihren Lebenstraum verwirklicht. Sarah bewunderte die Freundin sehr und trug ihre Mode aus Überzeugung. Für sie selbst wäre so eine Karriere nicht denkbar gewesen, denn der Preis, den Barbara dafür gezahlt hatte, war hoch. Kaum Freizeit, von Ehemann und Kindern ganz zu schweigen. Aber Barbara war auch ein ganz anderer Typ als sie. Vielleicht war das das Geheimnis ihrer seit der Kindheit andauernden Freundschaft. Immer schon hatte sie die dunkelhaarige hübsche Barbara mit dem entschlossenen Zug um den Mund bewundert. Barbara setzte sich durch, auch damals in der Schule, wenn ihr wieder einmal alles zu streng, zu eng und zu muffig wurde. Sie hatte keine Angst vor Obrigkeiten. Kam sie nicht mit Argumenten weiter, verweigerte sie sich einfach. Und hatte trotzdem immer passable Zeugnisse bekommen.

Sie umarmten sich liebevoll, dann begleitete Sarah ihre Freundin zur Tür. Als sie sie öffnete, tauchte gerade Christine, ihre zehnjährige Tochter, an der Gartenpforte auf. Sie schob ihr Fahrrad herein, ließ es fallen und rannte auf ihre Mutter und ihre Patentante zu. Ihr hübsches Gesicht, das Hans so ähnlich war, glühte vor Aufregung.

»Hallo, Mamsi, hallo, Tante Babsi! Stellt euch vor, ich habe in Englisch eine Eins geschrieben!«

»Das ist ja super! Dann kannst du ja für uns alle übersetzen, wenn wir dieses Jahr unseren Kurztrip nach London machen«, erwiderte Barbara lächelnd und drückte Christine einen Kuß auf die Wange.

»Prima, Schatz. Ich bin stolz auf dich«, fügte Sarah hinzu und genoß die kurze, stürmische Umarmung.

Christine war sehr temperamentvoll und kam wohl mehr nach ihr als nach Hans, von dem sie das Aussehen geerbt hatte. Cosima, die älteste Tochter, dagegen wirkte auf den ersten Blick besonnener, was aber täuschte.

Und dann war da noch Charles, ihr Kleiner. Fünf Jahre alt und ein richtiger Schalk. Er hatte das Beste der Eltern in sich vereinigt. Als Hans starb, war er gerade zwei Jahre alt gewesen und hatte somit am wenigsten Erinnerung an den Vater. Hans hätte seine Freude an ihm gehabt…

»Mamsi, was essen wir? Ich habe einen Mordshunger!« riß Christine ihre Mutter aus der Erinnerung an alte Zeiten.

»Ich mache Spaghetti. Dauert nur noch zwanzig Minuten, die Sauce ist schon fertig.«

»Okay… Ich geh so lange in mein Zimmer.«

»Und ich verabschiede mich endgültig. Also, bis dann.«

Barbara fühlte sich wie immer aufgeladen und voller Schwung, als sie ihre Freundin verließ. Sie vermißte keine Familie oder eigene Kinder, denn bei Sarah war sie voll integriert. Gott sei Dank hatte es Hans nie gestört, wenn sie Weihnachten oder an sonstigen Feiertagen immer anwesend gewesen war. Hans war ein ebenso großherziger Mensch wie Sarah gewesen. Wie traurig, daß er so früh hatte sterben müssen. Andererseits – so behielt Sarah die Erinnerung an eine wunderbare Ehe, während sie später vielleicht hätte erkennen müssen, daß Hans doch nicht so perfekt war… Seine Arbeit hatte nach Barbaras Meinung einen viel zu großen Raum vor der Familie eingenommen. Auf Dauer hätte Sarah darunter sicher gelitten. Sie war so ein Familienmensch, wollte am liebsten immer alle um sich herum vereinen.

Was nützte es, darüber weiter nachzudenken. Sie hatte noch alle Hände voll zu tun. Die nächste Modenschau im Herbst mußte jetzt endgültig geplant werden, die Modelle waren noch nicht alle fertig, eine Kurzreise nach Mailand stand auch noch an.

Sarah war in die Küche zurückgegangen und setzte gerade Spaghettiwasser auf, als das Telefon klingelte.

»Ja, bitte?«

»Ich bin’s, Mama, Cosima. Ich möchte gern bei Sandra essen. Ist das okay?«

»Ja, natürlich, wenn es Sandras Mutter nichts ausmacht.«

»Nee, die ist einverstanden. Dann komme ich zum Abendessen, ja?«

»Gut, mein Schatz. Wie war es in der Schule?«

»Wie immer«, lautete die knappe Antwort.

»Fein. Viel Spaß.«

Sie legte lächelnd auf. Cosima… Lange war ihre Tochter wütend gewesen über ihren Namen, den Hans ausgesucht hatte. Er hatte auch Christine gern anders genannt, aber da hatte sich Sarah durchgesetzt. Bei Charles waren sie sich dann einig gewesen.

Heute dachte sie viel an ihren Mann. Das fiel Sarah nun selbst auf. Es gab solche Tage, an denen sie dünnhäutiger war als üblich. Dagegen konnte sie nichts tun. Wahrscheinlich kam es durch ihr Gespräch über Robert.

Robert. Er war schon ein beachtenswerter Mann, erfolgreich, gut aussehend und charmant. Hans und Robert hatten sich gekannt, wie Sarah erfuhr, als sie sich bei ihm beworben hatte. Hans selbst hatte ihn allerdings nie erwähnt. Aber offenbar verhalf ihr dieser Umstand zu ihrem Job bei Robert. Außer ihren Zeugnissen natürlich. Sie war gut in ihrem Beruf, organisierte seinen Tag mit leichter Hand und behielt alles im Auge, was einen reibungslosen Ablauf garantierte. Im Moment hatte sie ein paar Tage ›frei‹, Robert war in Amerika. Sie managte alles von zu Hause aus, am Computer. Die Verbindung zum Büro lief außerdem über Sarahs eigene Assistentin, Karin Wagenfeld. Sarah gratulierte sich immer wieder zu ihrem Job, denn es gab nie Probleme, wenn sie wegen der Kinder einmal zu Hause bleiben mußte. Robert war flexibel und wußte außerdem, daß er sich auf sie verlassen konnte. Deshalb genoß sie als seine engste Mitarbeiterin auch einige Privilegien.

In der Firma war es nicht einmal komisch aufgefallen, daß sie jetzt abends schon ein paarmal miteinander essen gegangen waren. Sarah hatte sich vor Klatsch gefürchtet, aber er war ausgeblieben. Robert war kein Womanizer. Und sie keine, die es nötig hatte, die Finger nach dem Chef auszustrecken.

Jetzt fange ich schon wieder an zu spekulieren, ermahnte sie sich innerlich und ließ die Spaghetti halb belustigt, halb ärgerlich in das kochende Wasser gleiten.

*

Cosima und Christine teilten sich ein Zimmer. Es gab die üblichen Probleme, doch was Sarah heute aus dem Zimmer ihrer Tochter an Lärm entgegenschlug, war nicht normal.

»Ich habe es dir ausdrücklich verboten, du Zicke!«

»Selbst Zicke! Du hast ja sowieso keine Geheimnisse, die mich interessieren!«

»Dann laß gefälligst die Finger von meinem Tagebuch! Sonst wirst du dich wundern!«

»Oder du. Soll ich Mama mal erzählen, was du mit Patrik gemacht ha…«

Christine konnte nicht aussprechen, ein lautes Klatschen unterbrach ihre triumphierende Stimme.

Sarah ersparte sich das Anklopfen und öffnete die Tür mit Schwung.

Zwei Augenpaare starrten sie an. Dann wurde Cosima rot, während sich auf Christines Gesicht heimliche Genugtuung breitmachte.

»Sagt mal, muß es sein, daß ihr euch so anbrüllt? Und Schlagen akzeptiere ich nicht, wie ich euch schon ein paarmal erklärt habe. Ich will gar nicht wissen, wer schuld war. Schlagen ist einfach ein Armutszeugnis. Wenn euch die Argumente fehlen, dann seid ihr auch nicht im Recht.«

»Ich habe ja nicht geschlagen. Cosima hat mir eine geknallt!«

»Weil sie immer in meinem Tagebuch herumschnüffelt.«

»Wie gesagt, ihr müßt diese Dinge untereinander ausmachen. So klein seid ihr nicht mehr, daß ihr euch nicht vernünftig einigen könnt.«

»Aber… Cosima hat…«

»Bitte, Christine, nicht. Du würdest es nicht mögen, wenn ich in deinen Schubladen herumschnüffele, oder?«

»Nein, aber das tust du ja auch nicht.«

»Und du solltest es auch nicht tun. Es gehört sich einfach nicht, fremde Sachen zu lesen.«

»Willst du gar nicht wissen, was…«

»Nein, denn ich vertraue euch. Cosima weiß, was sie tun darf und verantworten kann. Und du wohl sonst auch, nicht wahr?«

Jetzt wurde Christine doch verlegen. Cosima dagegen entspannte sich sichtlich. Sarah verbarg ihre leichte Unruhe. Cosima und Patrik… über einen ersten vorsichtigen Kuß ging die Tagebucheintragung hoffentlich nicht hinaus. Cosima war zwölf Jahre alt, sehr hübsch und schon recht entwickelt. Außerdem hatte sie einen ausgeprägten Dickkopf und versuchte durchzusetzen, was sie als ihr gutes Recht ansah. Es war nicht immer leicht, Cosima klarzumachen, daß sie manchmal über ihr Ziel hinausschoß.

»Danke, Mama.«