Liebe bringt Farbe ins Herz - Ariel Tachna - E-Book

Liebe bringt Farbe ins Herz E-Book

Ariel Tachna

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Beschreibung

Als Derek die Renovierung eines queeren Buchladens samt der darüberliegenden Wohnung übernimmt, ahnt er noch nicht, wie sehr dieser Auftrag sein Leben verändern wird. Der zurückhaltende Besitzer Owen mit den auffällig gefärbten Haaren und seiner Liebe für Bücher ist so ganz anders als der praktisch veranlagte Handwerker, übt aber dennoch eine seltsame Faszination auf Derek aus. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto häufiger stellen die beiden Männer fest, dass sie mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick scheint, und langsam kommen sie einander näher. Doch dann steht plötzlich Owens Neffe vor der Tür, der sonst nirgendwohin kann, und Derek muss sich entscheiden, ob er zulässt, dass seine Vergangenheit ihm eine gemeinsame Zukunft mit Owen verbaut, oder er sie endlich überwindet… Band 59 der BELOVED-Romantikreihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 300

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juli 2022

Für die Originalausgabe:

© 2019 by Ariel Tachna

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Rebuild My Heart«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2022 by Cursed Verlag, Inh. Julia Schwenk

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock; AdobeStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: Print Group Sp.z.o.o. Szczecin (Stettin)

Lektorat: Bernd Frielingsdorf

ISBN-13: 978-3-95823-951-7

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Vanessa Tockner

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*den Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Als Derek die Renovierung eines queeren Buchladens samt der darüberliegenden Wohnung übernimmt, ahnt er noch nicht, wie sehr dieser Auftrag sein Leben verändern wird. Der zurückhaltende Besitzer Owen mit den auffällig gefärbten Haaren und seiner Liebe für Bücher ist so ganz anders als der praktisch veranlagte Handwerker, übt aber dennoch eine seltsame Faszination auf Derek aus. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto häufiger stellen die beiden Männer fest, dass sie mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick scheint, und langsam kommen sie einander näher. Doch dann steht plötzlich Owens Neffe vor der Tür, der sonst nirgendwohin kann, und Derek muss sich entscheiden, ob er zulässt, dass seine Vergangenheit ihm eine gemeinsame Zukunft mit Owen verbaut, oder er sie endlich überwindet…

Für alle, die sich je in einen Nebencharakter verliebt haben und auch seine Geschichte brauchten, und für Nicki, ohne die meine Geschichten nicht lesbar wären.

Kapitel 1

Derek Jacksons Handy vibrierte an seinem Gürtel. Er zog die Arbeitshandschuhe aus, wischte sich die Hände am dicken Stoff seiner Hose ab und klipste sein Handy ab, um eine Textnachricht von seinem Chef und besten Freund Thane Dalton zu lesen.

Neuer Kunde, kann nicht weg. Machst du das erste Treffen?

Derek widerstand dem Drang, etwas über Ehe und ehelichen Sex zu sagen – früher wäre Thane als Erster auf der Arbeit gewesen und als Letzter gegangen, aber das war, bevor er Blake gehabt hatte, der ihn dazu verführte, den Morgen zu verlängern und abends früh nach Hause zu fahren –, aber Thane würde zweifellos mit mehr Informationen antworten, als Derek wirklich wissen wollte. Thanes Ehemann Blake mochte einige seiner Ecken und Kanten abgeschliffen haben, aber das hatte nichts an Thanes Interaktionen mit Derek geändert.

Kontaktdaten?, schrieb Derek zurück.

Sein Handy vibrierte wieder und ein Kontakt-Icon erschien. Er öffnete es und starrte auf den Namen. Hensley. Warum klang der Name so vertraut? Er kam nicht darauf, aber es würde ihm entweder noch einfallen oder nicht. So oder so hatte er einen Kunden zu kontaktieren. Er drückte auf Anrufen und lauschte dem Klingeln.

»Hensley's Books.«

Das war es. Die Buchhandlung an der Jefferson, die mit dem LGBT-Sortiment, die Blake so gern mochte. Derek war noch nie dort gewesen, hauptsächlich weil er zu beschäftigt war, um Zeit zum Lesen zu haben, aber Blake sagte immer wieder, er sollte einen Blick hineinwerfen. Jetzt hatte er Gelegenheit dazu.

»Könnte ich mit Owen Hensley sprechen?«, fragte Derek.

»Am Apparat.« Der Mann nahm seine Geschäftsanrufe selbst an. Derek war beeindruckt. Er erlaubte sich nicht, zu bemerken, was für eine angenehme Stimme Hensley hatte. Das wäre unprofessionell.

»Hier ist Derek Jackson von Dalton Construction. Sie hatten uns kontaktiert?«

»Ich hatte auf einen Kostenvoranschlag gehofft. Es gibt einige Arbeiten, die hier erledigt werden müssen.«

»Wann haben Sie Zeit für ein Treffen?«, fragte Derek. Ein Kostenvoranschlag war ein ganz normales Anliegen. Dalton Construction waren die besten, aber nicht immer die preiswertesten, und Kunden mussten nicht nur mit der Qualität, sondern auch mit dem Preis einverstanden sein.

»Heute Nachmittag nach drei Uhr oder morgen Vormittag. Oder wenn das nicht funktioniert, könnte ich sehen, ob meine Assistentin morgen die Schicht mit mir tauscht.«

»Ich bin um drei dort.« Jetzt war Derek noch beeindruckter. Abgesehen von Thane kannte er nicht viele Geschäftsinhaber, die sich die Arbeit mit ihren Mitarbeitern teilten, anstatt sie nur zu beaufsichtigen. Es wäre einfacher, wenn er sich gut mit dem Kunden verstand, denn Thane hatte mit dem größten Projekt, das sie je bekommen hatten, alle Hände voll zu tun: Er verschönerte einen Wohnkomplex mit achtzig Einheiten, der verkauft worden war und jetzt von der Stadterneuerung im Zentrum profitierte. Das bedeutete, was auch immer Hensley gemacht haben wollte, Derek wäre derjenige, der sich darum kümmern würde. Aber das störte ihn nicht – für Dalton Construction würde er alles tun.

Die Firma trug vielleicht Thanes Namen, aber Derek war an seiner Seite gewesen, als sie sich nur minimale Ausstattung hatten leisten können und die Zeiten zwischen Arbeitsprojekten mit Instant-Ramen überbrückt hatten, wenn sie Glück gehabt hatten. Er hoffte nur, dass Hensley ehrlich spielen würde. Derek hasste Leute, die sie drangsalierten und versuchten, mehrere Firmen gegeneinander auszuspielen, um einen besseren Deal zu bekommen. Ihr erstes Angebot war immer so niedrig, wie sie es machen konnten, um noch im Geschäft zu bleiben. Sie waren nicht darauf aus, ihre Kunden auszunehmen, sie wollten nur ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen.

*

Derek parkte exakt fünf Minuten vor drei vor Hensley's Books an der Jefferson Street. Blakes liebste Weinbar lag gleich um die Ecke. Er lächelte, als er sich an die Verlobungsfeier erinnerte, die Blake unbedingt im Enoteca hatte veranstalten wollen. Wenn er der Heiratstyp gewesen wäre, wäre er sogar eifersüchtig gewesen, aber sein betrügerischer Vater und seine bösartige Schlange von einer Stiefmutter hatten ihn vor langer Zeit davon geheilt.

Er vergewisserte sich schnell, dass er nicht nur seinen Notizblock und Millimeterpapier, sondern auch einen Stift dabeihatte, um das Layout des Ladens aufzuzeichnen.

Als er sicher war, dass er alles hatte, was er für das Treffen brauchen würde, sperrte er seinen Pick-up ab und ging den Gehsteig entlang zu dem alten Haus, das zu einer Buchhandlung umfunktioniert worden war. Der Dachvorsprung war wohl irgendwann in den letzten fünf Jahren neu gestrichen worden, aber die Betonstufen bröckelten stellenweise. Er machte sich eine geistige Notiz, das mit Hensley zu diskutieren, falls der es nicht selbst ansprach.

Die Eingangstür mit dem ungewöhnlichen geschwungenen Türsturz musste noch die ursprüngliche sein. Sie war in einem leuchtenden, einladenden Blau gestrichen. Nicht ganz Kentucky-Blau, aber nah dran. Noch etwas, das er fragen konnte. Wollte der Kunde den Blauton der University of Kentucky behalten? Wenn ja, wusste Derek schon, wo er die Farbe beschaffen konnte.

Er schob die Tür auf und trat zu einem fröhlichen Klingeln ein. Durch die großen Fassadenfenster fiel reichlich Tageslicht herein und deckenhohe Bücherregale füllten den Raum auf der linken Seite, was dank der dreieinhalb Meter hohen Decken besonders beeindruckend war. Die Regale mussten Sonderanfertigungen sein.

Zur Rechten gab es einen weiteren Raum mit mehreren kuschligen Sesseln vor einem großen offenen Kamin – einem echten Holzkamin, keinem Gasersatz. Auch hier waren die Wände mit denselben hohen Bücherregalen bedeckt. Derek lächelte über das einladende Ambiente. Er würde bei den Renovierungsplänen darauf achten müssen, das zu erhalten. Er fragte sich, ob Hensley jemanden für die Gestaltung angeheuert hatte oder ob das sein eigenes Werk war. Wenn er alles selbst eingerichtet hatte, hatte er ein Talent für Innenarchitektur – und Derek schätzte das.

»Willkommen bei Hensley's«, sagte eine weibliche Stimme. »Sagen Sie einfach Bescheid, wenn ich Ihnen helfen kann.«

»Derek Jackson. Ich habe einen Termin bei Mr. Hensley«, sagte er und drehte sich zu der jungen Frau um. Sie hatte ein freundliches Lächeln und mehrere Piercings in Unterlippe und Augenbrauen. Ihre kunterbunten Haare waren auf einer Seite kurz geschnitten und fielen auf der anderen fast bis zur Schulter herab.

»Er sollte gleich mit seinem anderen Meeting fertig sein. Ich sage ihm, dass Sie hier sind.« Sie musterte ihn anerkennend von Kopf bis Fuß, bevor sie zurückging, woher sie gekommen war.

Derek betrat den Leseraum und inspizierte ihn kritisch. Er konnte sehen, dass jemand sich einige Mühe gegeben hatte, um einen behaglichen Raum zu schaffen – die cremefarbenen Wände mit warmen, burgunderroten Akzenten, die durchscheinenden Vorhänge, die von draußen abschirmten, aber doch mehr als genug Licht einließen, der Kamin –, aber er sah auch die schlecht gekitteten Risse zu beiden Seiten des Schornsteins und die verfärbte Stelle zwischen Wand und Decke, wo Wasser hereingesickert war.

»Sie sind sehr pünktlich, Mr. Jackson.«

Derek drehte sich langsam um und ließ den ersten Eindruck von dem neuen Kunden auf sich wirken. Hensley war eine ziemliche Bohnenstange, schlank und durchschnittlich groß, aber seine Haare waren so pink, wie Derek es noch nie gesehen hatte. Eigentlich sollte die Farbe sich mit dem sonnengelben Pullover und der engen roten Jeans beißen, die er trug, aber irgendwie schaffte er es, dass alles gut zusammenspielte. »Ich mag es nicht, wenn Leute meine Zeit verschwenden, daher gebe ich mir Mühe, auch ihre nicht zu verschwenden, Mr. Hensley.« Derek schob das plötzliche Interesse von sich, das nach allem, was er von dem Laden gesehen hatte, bereits in ihm aufflackerte und von dem attraktiven Anblick vor ihm noch geschürt wurde. Professionell, Jackson. Bleib professionell.

Der Mann schauderte. »Bitte nennen Sie mich Owen. Mr. Hensley ist mein Vater und es ist besser für uns alle, wenn er nicht hier ist.«

»Ich bin Derek.« Er merkte sich die Bemerkung über Owens Vater – Bemerkungen zur Familie waren tabu.

Normalerweise sprach er mit Kunden keine persönlichen Themen an, aber gelegentlich kam es doch dazu und es war immer eine gute Idee, Minenfelder zu meiden, wo er konnte. Und wenn das Meeting – und hoffentlich die Renovierung – gut verlief, würde er Owen vielleicht später um ein Date bitten. »Mein Chef hat mir nur wenige Informationen gegeben. Was möchtest du gemacht haben?«

»Das Gebäude an sich ist in Ordnung, jedenfalls wurde mir das so gesagt«, begann Owen. »Das Fundament ist solide und das Dach ist erst drei Jahre alt, aber alles dazwischen muss überholt werden. Ich kann die Wände neu streichen, aber das repariert ja nicht die Risse oder das Leck am Fenster oder die Eingangsstufen. Und es gibt mir keine Getränkebar mit Persönlichkeit für das Café, das ich gerne irgendwann eröffnen würde, oder authentische Sanitäranlagen auf den Toiletten.«

Derek machte sich Notizen auf seinem Block. »Denkst du nur an Reparaturen und Verschönerung oder willst du auch Wände herausnehmen und mehr Raum schaffen?«

»Ich will ehrlich sein, Derek. Ich verlasse mich hier auf euch. Ich weiß, wo bei einem Pinsel vorne und hinten ist, aber ich habe keine Ahnung, welche Möglichkeiten ich überhaupt hätte, was mehr Raum und so weiter betrifft. Ich war immer mehr Künstler als Handwerker. Ich brauche mehr Raum für mein wachsendes Unternehmen, aber ich will dabei nicht den Charme des alten Hauses verlieren.«

Derek nickte entschlossen und ging in den Eingangsbereich zurück, um den Aufbau kritischer zu betrachten. »Geh mit mir durch den Laden. Wir machen zwei Listen – eine für Dinge, die gemacht werden müssen, wie die Stufen oder das Fensterleck, und eine zweite für deine Traumbuchhandlung. Dann stellen wir Angebote für beide Listen auf und können basierend darauf besprechen, wie wir weiter vorgehen.«

»Die Stufen draußen unbedingt und es gibt am Hintereingang eine Rampe für Rollstühle, aber die ist hässlich und unpraktisch.«

Derek schlug eine neue Seite auf und teilte sie in zwei Spalten ein. »Die Stufen sind notwendig und ich sehe, wie wir den Laden für Rollstuhlfahrer zugänglicher machen können, ohne das ursprüngliche Feeling des Gebäudes zu verlieren.«

»Danke. Das war eine Sorge von mir.«

»Wir lassen die Rampe draußen, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, während wir über den Rest nachdenken, aber ich bin sicher, wir finden eine bessere Lösung als die momentane. Gibt es draußen sonst noch etwas?«

»Da wäre die Holzveranda mit Zugang zum ersten Stock – es war ursprünglich ein Zweifamilienhaus. Der Keller und das Erdgeschoss waren eine Wohneinheit und der erste Stock und der Dachboden die zweite. Die Einheiten wurden schon vor einer Weile kombiniert, aber ich wohne oben und nutze diesen Eingang selbst. Jedes Mal, wenn ich die Veranda betrete, fürchte ich, dass sie unter mir zusammenbricht.«

»Wir können sie entweder reparieren oder ersetzen«, sagte Derek. »Ist der Keller fertiggestellt?«

»Nein, aber wenn er es wäre, könnte ich unten wohnen und den ersten Stock für den Laden öffnen. Oder das Büro dorthin verlegen und den Laden unten erweitern.«

Derek schürzte die Lippen, während er über das Problem nachdachte. Die Keller in alten Lexington-Häusern waren nicht immer auf Trockenheit ausgelegt und sollten das Haus stattdessen vor Überschwemmung schützen, aber es gab Wege, das zu umgehen. Mit Sumpfpumpen, zusätzlicher Drainage um das Fundament und einigen weiteren Kleinigkeiten konnte der Keller so eingerichtet werden, dass die Gefahr von Überschwemmungsschäden minimiert wurde. Er hatte schon mehr als einen falschen Boden in alte Keller eingebaut, damit Wasser darunter abfließen konnte.

»Sehen wir es uns an«, schlug Derek vor. »Wenn ich alles gesehen habe, kann ich dir deine Optionen besser erklären.«

*

Owen nickte und hielt die Personaltür auf, während er versuchte, nicht auf Dereks Hintern in der abgetragenen Jeans zu starren. Er wusste es besser, als sich von so einem Mann angezogen zu fühlen, obwohl Derek genau Owens Typ war. Männer wie Derek waren nie an Männern wie ihm interessiert. Er folgte Derek in die Küche, die sowohl die Buchhandlung als auch seine eigenen Bedürfnisse bediente. Im zweiten Schlafzimmer im ersten Stock gab es Anschlüsse für eine Küche, aber als die zwei Einheiten zu einer kombiniert worden waren, waren die unter dem Putz versteckt worden. Wenn sie den Keller fertigstellen konnten, würde er Derek bitten müssen, dort eine einfache Küche einzubauen. »Zum Keller geht es hier lang.«

Er stieg als Erster die enge, nackte Betontreppe hinab und widerstand dem Drang, einen Blick zurückzuwerfen, um zu sehen, ob Derek ihn ebenfalls abcheckte. Das konnte er sich nicht erlauben. Er hatte genug Zeit damit verbracht, sich nach einem Mann zu sehnen, den er nicht haben konnte. Er respektierte sich selbst zu sehr, um das zu wiederholen. Als er den unteren Treppenabsatz erreicht hatte und sich zu Derek umdrehte, fing er ein anerkennendes Lächeln auf. Seine Wangen brannten, was zusammen mit seinen pinken Haaren bestimmt reizend aussah. Egal. Er konnte sich nur bemühen, es tapfer zu ertragen.

»Im Moment ist hier nur Lagerraum, abgesehen von Waschmaschine, Trockner, Heizkessel und Wassererhitzer.« Er hoffte, Derek würde sich aufs Geschäftliche konzentrieren anstatt auf sein Erröten, aber das tat nichts gegen das leichte Stocken in seiner Stimme.

»Das sehe ich, aber die Decken sind so hoch, dass wir eine Unterdecke einfügen könnten, um die Rohre und Kabel zu verbergen, ohne dass es zu tief für die meisten Leute wird. Es wäre nicht dasselbe wie die hohen Decken oben, aber das ist ein Keller. Hier unten wird es ohnehin nicht so heiß. Und er ist schon in Quadranten aufgeteilt, also könnten wir ihn leicht in Schlafzimmer, Badezimmer, Wohnbereich und Küche-Hauswirtschaftsraum aufteilen, wenn du eine Privatküche möchtest. Oder wenn nicht, könnten wir den Hauswirtschaftsraum abtrennen und den Wohnbereich größer machen.«

»Wie kompliziert wäre es mit Küche?«

»Überhaupt nicht. Das ist der Vorteil bei unverputztem Raum. Wir müssen nichts herausreißen, um neue Leitungen, Rohre, was auch immer zu verlegen. Wir werden uns das System hier unten ansehen und sichergehen, dass es im Winter warm genug ist. Im Sommer kann ich mir nicht vorstellen, dass es ein Problem sein wird. Keller bleiben auch an den heißesten Tagen kühl.«

Owen dachte einen Moment lang nach. »Setz es auf die Wunschliste. Es würde für das Gesundheitsamt besser aussehen, wenn ich eine eigene Küche hätte, aber ich muss auch den Preis berücksichtigen.«

Owen schuldete seinem Ex Leroy noch eine letzte Rate für die Bücherregale oben. Er konnte einen Kleinunternehmerkredit beantragen, um die Renovierungsarbeiten abzudecken, aber er war nicht sicher, wie viel er dafür bekommen würde.

Derek nickte. »Hast du etwas dagegen, wenn ich ein paar Dinge abmesse? Dann können wir ein genaueres Angebot machen.«

»Natürlich.«

»Owen, ich brauche dich oben für einen Kunden«, rief Mel.

Owen verzog das Gesicht. »Entschuldige mich kurz, Derek. Mel ist an der Kasse wunderbar, aber sie kennt den Bestand nicht so gut wie ich.«

»Geh nur. Ich mache hier meine Abmessungen und komme zu dir nach oben, damit wir uns das restliche Erdgeschoss und den ersten Stock ansehen können.«

Owen stieg wieder in die Küche hinauf und versuchte, sich zu erinnern, in welchem Zustand er sein Schlafzimmer gelassen hatte. Er hatte nicht vorgehabt, heute einen Besucher nach oben mitzunehmen. Zuerst musste er allerdings dem Kunden helfen.

Er setzte sein bestes Lächeln auf und betrat den Leseraum. Als er Brent Carpenter sah, wurde sein Lächeln echter. »Hey, Brent. Mel hat gesagt, du bräuchtest Hilfe?«

»Nicht für mich. Es ist für Akshat. Er sucht ein bestimmtes Buch, aber wir wissen einfach nicht welches. Nav sagt, er hatte nie Zeit, zum Vergnügen zu lesen, und Mel und ich sind beide sicher, dass wir es gelesen haben, aber es fällt uns einfach nicht ein.«

»Was sucht er denn?«

»Er weiß nur noch, dass es um einen Jungen geht, vielleicht ein wenig um Zauberer, Magie und so weiter und um König Artus. Es ist nicht gerade viel, ich weiß.«

Owen lachte. »Nein, ist es nicht. Ist er mit dir gekommen?«

»Nein, er ist heute bei der Humane Society. Aber er war sicher, du würdest wissen, welches Buch es wäre. Oh, und er hat noch etwas über Zeichen gesagt.«

»The Dark is Rising«, sagte Owen. »Die Hauptfigur ist der Sucher, der sechs Zeichen finden muss, um die Finsternis zurückzuhalten, bis Bran ihre Macht für immer brechen kann.«

Brent lachte. »Dein Gedächtnis ist wirklich einmalig. Ich könnte mich nie so gut an Bücher erinnern wie du.«

»Ich könnte mich nicht so gut an Leute oder Häuser erinnern wie du. Ich habe deinen Rat befolgt und Dalton Construction kontaktiert, um ein Angebot für die Renovierung zu bekommen.«

»Oh, gut. Wann kommen sie es sich ansehen?«

»Ich war gerade dabei, als Mel mich für dich gerufen hat.«

»Thane ist hier?«

»Nein, Derek Jackson.«

»Dann muss ich Hallo sagen, bevor ich gehe. Jemand Besseren als sie wirst du nicht finden, auch wenn jemand dir ein niedrigeres Angebot macht. Das bedeutet nur, dass sie Sachen einsparen, nicht, dass du einen besseren Deal bekommst.«

»Das merke ich mir.« Brent hatte Owen geholfen, dieses Haus zu finden, als er beschlossen hatte, eine Buchhandlung zu eröffnen, und seitdem waren sie in Kontakt geblieben. Owen war noch nicht bereit, ihn einen Freund zu nennen, aber Brent hatte ihn immer gut beraten. »Lass mich nachsehen, ob wir dieses Buch für Akshat haben. Wenn nicht, können wir es bestellen, dann ist es in ein paar Tagen da. Es ist übrigens Teil einer Reihe. Wir hatten eine Sammelband-Ausgabe, aber das war eine besondere Werbeaktion und ich bin ziemlich sicher, dass wir alle verkauft haben.«

»Das ist in Ordnung. Ich nehme das, das du genannt hast, damit wir sehen können, ob es die richtige Reihe ist, dann können wir uns immer noch den Rest holen.«

Owen ging nach hinten in den Jugendbereich und durchsuchte die Regale, bis er das Buch fand, das Brent suchte. »Das ist das einzige, das ich habe. Wenn es das ist, das Akshat wollte, kann ich die anderen bestellen. Sag einfach Bescheid. Du musst nicht noch mal kommen. Ruf einfach an und sag Mel oder mir, dass du die restlichen Bücher aus der Reihe willst.«

»Mache ich. Kann ich nach hinten gehen und Derek Hallo sagen?«

»Klar, wenn du willst.« Owen folgte Brent in die Küche. Derek kam gerade aus dem Keller und lächelte, als er Brent sah – es war nicht das höfliche Lächeln, mit dem er Owen begrüßt hatte, oder das anerkennende aus dem Keller, sondern eines, in dem aufrichtige Freude lag.

»Brent, was machst du denn hier?«

»Ich würde meine Bücher nirgendwo anders kaufen«, antwortete dieser. »Wie ich höre, übernehmt ihr den Umbau für Owen.«

»Wir stellen erst ein Angebot zusammen«, korrigierte Derek.

Owen war dankbar, dass er den Auftrag nicht als selbstverständlich hinnahm, aber mit Brents Einschätzung noch in den Ohren müsste er schon sehr beeindruckt von einer anderen Firma sein, um ein anderes Angebot anzunehmen. Andererseits wäre es ihm lieber, nicht ständig Derek Jackson als Ablenkung in der Nähe zu haben. Er konnte gar nicht so viel Glück haben, dass Derek ebenfalls schwul wäre, und selbst wenn er es war, würde er den schüchternen, kleinen Owen Hensley bestimmt keines zweiten Blickes würdigen.

Kapitel 2

Owen begleitete Derek zur Tür. »Noch mal danke, dass du so schnell gekommen bist und dir so geduldig angehört hast, was ich brauche und was ich will. Nur wenige hätten sich so bereitwillig Zeit genommen.«

»Gehört alles zum Service«, erwiderte Derek mit diesem verflixten Lächeln, das Owen innerlich dahinschmelzen ließ. »Wir kontaktieren dich in ein, zwei Tagen mit dem Angebot.«

Derek streckte ihm die Hand hin. Owen wappnete sich und schüttelte sie bestimmt, aber nicht brutal. Er wusste, was andere von ihm erwarteten, wenn sie seine Haare und seine Garderobe sahen. Sie sahen ihn als queer und erwarteten einen schlaffen, zögerlichen Handschlag, aber Owen konnte sehr wohl Hände schütteln. Derek ergriff seine Hand ebenso entschlossen, allerdings nicht herausfordernd. Stattdessen lächelte und nickte er und rief ein lässiges Wiedersehen über die Schulter, bevor er zur Tür hinausging. Sie fiel hinter ihm zu und Owen sank ans nächste Bücherregal.

»Owen? Alles in Ordnung?«

Er sah zu Mel auf und war sicher, dass die innere Qual ihm ins Gesicht geschrieben stand. »Ich weiß nicht.«

Mel schnaubte. »Du bist witzig. Er war nett.«

Viel zu nett für Owens Seelenfrieden. »Das war er und Brent konnte seine Firma gar nicht hoch genug loben, was bedeutet, dass wir ihn diesen Sommer wahrscheinlich noch öfter sehen. Was soll ich nur tun?«

»Die Aussicht genießen?«, schlug Mel vor.

Owen lachte. »Danke. Das habe ich gebraucht.«

»Aber im Ernst, ich kenne zwar nicht so viele Leute wie Brent, aber ich habe noch keine Beschwerden über Dalton Construction gehört. Und sie sind aus der Gegend, das ist dir ja wichtig. Der Inhaber hat vor Kurzem geheiratet. Sie hatten eine große Feier im Enoteca. Darian hat mir alles darüber erzählt.«

»Ich hoffe, er und seine Frau sind sehr glücklich«, sagte Owen automatisch.

Mel grinste breiter. »Du meinst, er und sein Mann.«

Owen blinzelte mehrmals. »Warte mal, Mann? Willst du mir damit sagen, dass der Inhaber von Dalton Construction schwul ist?«

»Ich weiß nicht, ob er schwul oder bi ist – hab ihn nie getroffen –, aber er ist auf jeden Fall mit einem Mann verheiratet«, antwortete Mel. »Jetzt weißt du jedenfalls, dass Derek nicht homophob ist, sonst wäre er nicht Bauleiter dort.«

Das war nach Dereks Blicken, die er vorhin aufgefangen hatte, nicht wirklich eine Sorge von Owen gewesen, aber es war trotzdem gut zu wissen. »Es ist doch nur eine Annahme von uns, dass Derek den Auftrag leiten wird, wenn ich beschließe, ihr Angebot anzunehmen.«

»Mein Argument steht, auch wenn er es nicht tut. Ein Mann, der geoutet genug ist, um einen anderen Mann zu heiraten, stellt bestimmt keine homophoben Mitarbeiter ein. Und das bedeutet, wenn du Dalton Construction nimmst, musst du dir keine Sorgen machen, dass irgendwer sich blöd aufführt oder eine Szene macht.«

Das war zwar nicht die Hauptsache, aber auch nicht unwichtig für Owen. Er hatte sich lange genug wegen seiner Sexualität unbehaglich gefühlt. Er wollte sich nicht auch in seinem eigenen Laden so fühlen. Ein weiterer Grund, das Angebot von Dalton Construction ernsthaft in Betracht zu ziehen.

*

Derek warf die Mappe auf Thanes Schreibtisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Ich schwöre bei Gott, ich würde töten für eine Kältefront. Heute war es unerträglich da draußen und morgen soll es noch schlimmer werden.«

»Dann wirst du dich über diese Neuigkeit freuen«, sagte Thane. »Wir haben den Auftrag für Hensley's Books bekommen. Du kannst eine Weile in seinem klimatisierten Buchladen arbeiten.«

»Welches Angebot hat er genommen? Das minimale oder die Wunschliste?«, fragte Derek.

»Die Wunschliste.«

»Interessant«, erwiderte Derek. »Mir hat er gesagt, dass der Preis nicht unwichtig wäre, daher hätte ich nicht erwartet, dass er das umfangreiche Angebot nimmt. Nicht, dass ich mich beschwere. Können wir dafür lange genug eine Mannschaft vom Wohnkomplex abziehen?«

»Ich habe gesagt, es wäre ein mehrstufiger Prozess, bis wir einen anderen Auftrag abgeschlossen hätten und dir ein größeres Team geben könnten. Er war nicht gerade begeistert, aber er hat es verstanden.«

»Er ist kein Weichei, aber auch gar nicht so, wie ich erwartet hätte. Für einen Unternehmer ist er jung und…« Er suchte das richtige Wort. »Fast schüchtern. Wie kann jemand sein eigenes Unternehmen führen und dabei schüchtern bleiben?«

»Indem er etwas wählt, das er genug liebt, um dafür mit anderen Leuten zu tun zu haben. Willst du die Jungs mitnehmen? Sie sind normalerweise ziemlich gut darin, andere aus ihrem Schneckenhaus zu locken«, bot Thane an.

»Wenn du sie vorwarnst, seinen Sinn für Mode nicht nachzumachen? Ich weiß, sie sind in der Theater-AG, aber man kann es definitiv auch übertreiben«, sagte Derek und dachte lächelnd an Owens Stil. Er wusste noch immer nicht, wie er es geschafft hatte, diese Farben so gut zu kombinieren.

»Sie sind alt und reif genug, um diese Entscheidungen selbst zu treffen. Es ist ja nicht so, als wären sie noch nie gehänselt worden.«

»Hänseln ist eine Sache, negative Aufmerksamkeit eine ganz andere. Du hast es geschafft, sie vor dem Ruf zu bewahren, den wir damals hatten.«

»Du meinst, Blake hat es geschafft«, gab Thane zurück.

»Na gut, es war Blake, aber es gibt keinen Grund, jetzt das Schicksal herauszufordern. Sie haben noch ein Jahr bis zum Schulabschluss.«

»Sie brauchen trotzdem eine Beschäftigung für den Sommer. Nimmst du sie mit oder soll ich sie in meinem Team behalten?«

»Wir können sie teilen, je nachdem, ob ich etwas habe, bei dem sie helfen können. Das meiste davon wird Arbeit für ein, zwei Männer sein.«

»Na bitte. Zwei Männer.«

Derek verdrehte die Augen. »Du willst dir nur nicht den ganzen Sommer lang Kits Erzählungen über seinen Freund anhören.«

»Wenn Hensley sich Sorgen wegen unserer Einstellung macht, ist Kit das perfekte Heilmittel gegen seine Zweifel. Und wenn nicht, hat er immer noch ein gutes Paar Hände für Routinearbeiten. Und Phillip kann mehr oder weniger alles machen außer Elektroarbeiten.«

Es war verdammt gut, dass Derek Thane mochte. Sonst würde er ihm vorwerfen, seine eigenen Probleme auf ihn abzuwälzen.

*

Dereks Handy vibrierte an seinem Gürtel. Er sah auf die Nummer: ein Anruf von seinem Bruder Brian. Er zögerte einen Moment, bevor er abhob. Er liebte seinen Bruder, war aber selten in Stimmung für das Familiendrama, das ein Anruf von ihm meistens mit sich brachte. Andererseits konnte er es sich entweder jetzt anhören oder später, und das wäre schlimmer, weil er es sich nicht zeitnah angehört hatte.

»Hi, Bri.«

»Fuck, Derek. Jetzt reicht es mir wirklich.«

»Was hat die böse Hexe diesmal getan?« Dereks Eltern hatten sich scheiden lassen, als er zehn gewesen war, und sein Vater hatte wieder geheiratet, noch bevor die Tinte auf der Scheidungserklärung getrocknet war. Seine Stiefmutter Marlene hatte seinen Vater um den kleinen Finger gewickelt, Derek und seinem Bruder dagegen hatte sie vom Tag ihres Einzugs an das Leben schwer gemacht.

»Sie hat Paula vertrieben.«

Derek ließ sich mit einem unterdrückten Stöhnen gegen seine Sofapolster zurücksinken. Familiendrama: Häkchen.

»Ich dachte, es wäre dir langsam ernst mit ihr.«

»Ich auch. Sonst hätte ich sie nicht zu Marlene mitgenommen. Ich dachte, wenn es nicht ernst ist, ist es das nicht wert, mich mit ihr herumzuschlagen, aber wenn eine Frau langfristig bei mir bleiben will, muss sie sie früher oder später treffen.«

Das verstand Derek. Er selbst hatte nicht gerade die beste Beziehungsgeschichte – sein Vater war bestimmt kein Vorbild, dem er nacheifern wollte –, aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass niemand, den oder die er nach Hause mitbrachte, egal welchen Geschlechts, Marlenes Standards gerecht werden würde. »Was hat sie getan?«

»Was hat sie nicht getan? Sobald wir zur Tür reinkamen, hat sie in einer Tour Sachen gesagt wie: Was für eine… interessante Farbe und Das ist ein recht tiefer Ausschnitt für ein Familientreffen und Du weißt schon, dass Brian nur Autohändler ist und Oh, als Vorschullehrerin trägst du also solche Kleider. Gott, sie ist unmöglich. Meine Arbeit ist völlig in Ordnung und Paula ist großartig mit ihren Kindern und was sie auf einem Date trägt, hat nichts damit zu tun, was sie zur Arbeit trägt.«

»Sie könnte die Chefin ihrer eigenen Firma sein und Marlene würde trotzdem irgendetwas zu bemäkeln haben. Dann wäre es nur etwas darüber, dass sie jemand viel Besseren haben könnte als dich. Du weißt doch, dass du auf nichts hören darfst, was sie sagt.«

»Wir zwei wissen das, aber Paula ist solchen Mist nicht gewohnt. Sie war in Tränen aufgelöst, als wir gegangen sind. Noch vor dem Essen. Ich habe angeboten, sie stattdessen in ein nettes Lokal auszuführen, aber sie wollte einfach nach Hause und hat mich nicht mal in ihre Wohnung hochgelassen.«

»Gib ihr etwas Zeit. Warte, bis sie sich beruhigt und einmal drüber geschlafen hat. Du kannst sie morgen anrufen und mit ihr reden. Marlenes Meinung macht für uns keinen Unterschied. Das weißt du. Sag ihr, du wirst ein paar Familientreffen im Jahr besuchen müssen, aber sie muss nicht mitkommen und die restliche Zeit werdet ihr zu zweit sein und ab und an zu dritt mit mir. Ich verspreche auch, dass ich mich nicht so verhalte wie Marlene.«

»Besser, ich finde jetzt heraus, wie viel Paula aushält. Solange Dad am Leben ist, werden wir sie nicht mehr los.«

»Auch danach werden wir sie nicht los. Sie wird Preston als Ausrede benutzen, um sich weiterhin in unseren Kram einzumischen.«

Ihr jüngerer Halbbruder war Marlenes Augapfel. Und ihr Vater hatte Derek und Brian genug Verantwortung eingebläut, was Preston betraf, dass es sich wie ein Verrat an der ganzen Familie anfühlen würde, ihm die kalte Schulter zu zeigen.

»Fuck.«

»Ja, ziemlich.«

»Ruf Paula morgen an und sag Bescheid, wie es läuft.«

»Es würde besser laufen, wenn du auch mal jemanden mitbringen und Marlene ablenken würdest.«

Derek schnaubte. »Dafür müsste ich erst mal jemanden kennenlernen.« Ein Bild von Owen huschte vor seinem inneren Auge vorbei, aber er schob es von sich. Owen war ein Kunde und selbst wenn nicht, wäre er bestimmt nicht an jemandem wie Derek interessiert. Er würde eher jemanden in seinem eigenen Alter und auf seinem Bildungslevel wollen. Derek schämte sich nicht dafür, was er und Thane aufgebaut hatten, aber er hatte genug Tiraden von Marlene gehört, um zu wissen, wie sein Mangel an höherer Bildung auf andere wirkte.

»Dann solltest du dich ranhalten. Bring wieder einen Kerl mit. Das würde sie richtig ärgern.«

»Ich werde Marlene doch nicht irgendeinen armen Kerl zum Fraß vorwerfen, nur damit du und Paula aus dem Schneider seid. Wenn ich jemanden treffe, egal, ob Mann oder Frau, überlege ich es mir, aber bis dahin bist du auf dich gestellt.«

»Ach, fick dich«, sagte Brian lachend.

Derek nahm es hin. Solange er lachte, konnte er immerhin nicht in sein Bier heulen. »Ruf mich an, wenn du mit Paula geredet hast, und erzähl, wie es war.«

»Werde ich. Bis dann, Derek.«

»Bis dann, Brian.«

Derek legte das Handy auf das Polster neben sich und versuchte, nicht an Brian oder Marlene oder das Durcheinander zu denken, das sein Familienleben war. Wenigstens konnte er sich zu Thane zurückziehen, wenn er etwas Normalität brauchte.

Er schnaubte, als er daran dachte, was Marlene über Blake, Thane und Normalität sagen würde. Er wünschte fast, er hätte einen Grund, sie mit Blake zusammenzubringen. In ihm könnte sie tatsächlich jemanden finden, der ihr ebenbürtig war, aber Derek konnte ihn zu gut leiden, um ihn Marlenes besonderer passiv-aggressiver Behandlung auszusetzen. Er stemmte sich vom Sofa hoch und schleppte sich in die Dusche. Heute Nacht musste er schlafen, denn morgen würden sie mit der Buchhandlung anfangen.

Er war versucht, sich unter der Dusche einen runterzuholen, aber er traute seinen eigenen Gedanken nicht. Auf keinen Fall würde er am ersten Tag eines neuen Projekts mit der Erinnerung daran, wie er es sich zu Gedanken von Owen Hensley besorgt hatte, in den Buchladen gehen. Lieber ertrug er die dicken Eier.

Kapitel 3

Am nächsten Morgen hämmerte Derek um sechs Uhr an Thanes Haustür. Er machte sich keine Sorgen, Thane aufzuwecken, und Blake war für eine Konferenz verreist. Einen Moment später öffnete Kit die Tür, obwohl er nur halb wach wirkte. »Müssen wir wirklich so früh los?«

»Wir müssen bei Congleton haltmachen, um Holz zu holen, und bei Chevy Chase Hardware für die Rohre und Leitungen, die wir für den ersten Teil des Projekts brauchen, und Hensley erwartet, dass wir zu einer vernünftigen Zeit im Buchladen anfangen, damit er uns reinlassen und uns alles zeigen kann, bevor er für seine Kunden öffnet.«

»Wir könnten dich dort treffen.«

»Nein, ihr seid Teil dieses Teams und das bedeutet, ihr fahrt zur Arbeit, wenn ich es tue, und kommt nach Hause, wenn ich fertig bin.«

Kit grummelte in sich hinein, während er seine Arbeitsstiefel anzog, und rief Phillip zu, dass er sich verdammt noch mal beeilen sollte. Derek biss sich in die Wange, um nicht zu lächeln. Wenn er nicht gewusst hätte, dass Blake nicht zu Hause war, wäre er spätestens jetzt sicher gewesen. Die Jungs fluchten nie, wenn Blake sie hören konnte.

Derek ging zu seinem Pick-up zurück. Sie würden gleich nachkommen und er konnte ebenso gut noch mehr Kaffee trinken, während er wartete. Er mochte den frühen Arbeitsbeginn als Teil seines Jobs akzeptiert haben, aber er konnte ihn auch nicht besser leiden als die Jungs.

Ein paar Minuten später kamen sie zur Tür hinausgestolpert und sahen dabei aus wie zwei Welpen, die über ihre eigenen Pfoten fielen, die zu groß für ihre Körper waren. Derek erwartete immer noch, dass sie in ihre Größe hineinwuchsen, aber sie hatten noch gar nicht aufgehört zu wachsen. In wenigen Monaten wären sie größer als Thane. Blake hatten sie schon vor einem Jahr hinter sich gelassen.

»Bist du gut mit Klempnerarbeit, Phillip?«, fragte Derek, während sie alle in den Pick-up stiegen.

Phillip stöhnte. »Bitte gib mir nicht die Klempnersachen. Ich verlege gerne Fliesen oder mache Wände, aber ich hasse Klempnerarbeit.«

Derek lachte. »Wie wäre es, wenn ich euch stattdessen beibringe, wie elektrische Leitungen verlegt werden? Sie werden nicht geladen sein, es ist also völlig sicher und ihr könnt ein Gefühl für die Verbindungen bekommen. Ich weiß, Thane hat gesagt, dass ihr mit Kabellegung noch nicht angefangen habt, aber es gibt keinen Grund, es nicht jetzt zu lernen.«

»Letztes Jahr haben wir in Physik elektrische Leitfähigkeit und Stromkreise und so durchgenommen«, warf Kit ein. »Das wird toll.«

Derek musste lachen. Als er Thanes Jungs kennengelernt hatte, hatte er Kit als den Künstler und Phillip als den Bodenständigen eingeordnet, aber Kit hatte ihn mit seinem Händchen für alles Wissenschaftliche überrascht. Phillip würde zweifellos eines Tages Dalton Construction übernehmen, aber Kit waren keine Grenzen gesetzt, solange es nur mit Wissenschaft zu tun hatte.

Sie holten ihre Bestellungen bei Congleton Lumber und Chevy Chase Hardware ohne großes Aufheben ab und erreichten die Buchhandlung etwas vor acht Uhr. Kit lief voraus, um an die Tür zu klopfen. Derek schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte Thane recht gehabt. Mit seiner Begeisterung für das Leben konnte Kit selbst den kältesten Fisch für sich gewinnen. Owen hatte keine Chance.

»Hi, ich bin Kit Parkins. Wir sind für die Renovierung hier.«

Derek unterdrückte ein Grinsen, als er Owens verwirrten Blick sah. Kit hatte diese Wirkung auf andere Leute.

»Wir müssen Holz und anderes Zubehör ausladen«, sagte Derek, um Owen zu retten. »Sollen wir hinten herumfahren und es durch die Garage reinbringen?«

»Ja, das wäre gut.«

Derek warf Phillip seine Schlüssel zu. »Fahr mit dem Pick-up herum, Phillip. Ich komme gleich und helfe dir beim Ausladen. Kit, geh nach hinten und hilf deinem Bruder.«

»Klar, Derek«, trällerte Kit und hüpfte die Vorderstufen wieder hinab zu Phillip, der neben dem Pick-up wartete.