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Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Baron Sofia von Kant lag, warm in Decken eingehüllt, in einem Liegestuhl und blickte auf ihren Privatgarten, in dem sie in diesem Frühjahr noch nicht ein einziges Mal gearbeitet hatte. Er war immer ihre Freude und ihr Stolz gewesen. Sie züchtete dort seltene Pflanzen, doch sie war schon seit Wochen krank und kam nicht wieder richtig auf die Beine. Zwar musste sie nicht mehr das Bett hüten, auch von einem Aufenthalt im Krankenhaus war nicht mehr die Rede, aber gesund fühlte sie sich nicht. Schon nach wenigen Schritten musste sie sich setzen, die Beine versagten ihr den Dienst. Sie lag auf der Terrasse, die sich auf der Rückseite von Schloss Sternberg befand. Die Sonne schien, die Luft war angenehme fünfundzwanzig Grad warm. Dennoch hätte sie nicht auf ihre Decken verzichten mögen, immer wieder fröstelte sie leicht. Als sie Schritte hörte, wandte sie den Kopf. Es war Eberhard Hagedorn, der alte Butler, der sich mit einem Tablett näherte. »Ihr Tee, Frau Baronin«, sagte er. »Und Frau Falkner schickt Ihnen ein Erdbeertörtchen.« »Vielen Dank«, erwiderte Sofia mit angestrengtem Lächeln. »Leider habe ich keinen Hunger, Herr Hagedorn, aber Tee trinke ich gern.« Er schenkte ihr eine Tasse ein, gab etwas Milch hinzu, weil er wusste, dass sie den Tee so am liebsten trank und stellte die Tasse dann so auf das kleine Tischchen neben ihr, dass sie bequem danach greifen konnte. »Sie sind sehr schmal geworden, Frau Baronin, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben.« »Ich weiß, Herr Hagedorn, aber mir wird schnell übel, deshalb esse ich so wenig.
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Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Baron Sofia von Kant lag, warm in Decken eingehüllt, in einem Liegestuhl und blickte auf ihren Privatgarten, in dem sie in diesem Frühjahr noch nicht ein einziges Mal gearbeitet hatte. Er war immer ihre Freude und ihr Stolz gewesen. Sie züchtete dort seltene Pflanzen, doch sie war schon seit Wochen krank und kam nicht wieder richtig auf die Beine. Zwar musste sie nicht mehr das Bett hüten, auch von einem Aufenthalt im Krankenhaus war nicht mehr die Rede, aber gesund fühlte sie sich nicht. Schon nach wenigen Schritten musste sie sich setzen, die Beine versagten ihr den Dienst.
Sie lag auf der Terrasse, die sich auf der Rückseite von Schloss Sternberg befand. Die Sonne schien, die Luft war angenehme fünfundzwanzig Grad warm. Dennoch hätte sie nicht auf ihre Decken verzichten mögen, immer wieder fröstelte sie leicht.
Als sie Schritte hörte, wandte sie den Kopf. Es war Eberhard Hagedorn, der alte Butler, der sich mit einem Tablett näherte. »Ihr Tee, Frau Baronin«, sagte er. »Und Frau Falkner schickt Ihnen ein Erdbeertörtchen.«
»Vielen Dank«, erwiderte Sofia mit angestrengtem Lächeln. »Leider habe ich keinen Hunger, Herr Hagedorn, aber Tee trinke ich gern.«
Er schenkte ihr eine Tasse ein, gab etwas Milch hinzu, weil er wusste, dass sie den Tee so am liebsten trank und stellte die Tasse dann so auf das kleine Tischchen neben ihr, dass sie bequem danach greifen konnte. »Sie sind sehr schmal geworden, Frau Baronin, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben.«
»Ich weiß, Herr Hagedorn, aber mir wird schnell übel, deshalb esse ich so wenig. Ich hoffe, dass sich das irgendwann wieder legt. Mir kommt es so vor, als wäre ich schon ewig krank.«
»Ewig nicht, aber es sind mittlerweile schon einige Wochen.«
Sie nickte, ergriff die Tasse und trank einen Schluck Tee. »Das tut gut!« Sie betrachtete nachdenklich das appetitlich aussehende Erdbeertörtchen. »Vielleicht probiere ich es nachher doch, Herr Hagedorn. Es sieht sehr verlockend aus.«
»Frau Falkner würde sich bestimmt freuen, Frau Baronin.«
Marie-Luise Falkner war die junge Schloss-Köchin, der es innerhalb kürzester Zeit gelungen war, die Sternberger Küche weithin bekannt zu machen. Gutes Essen war ihre ganze Leidenschaft, sie konnte tagelang über die beste Gewürzmischung für ein Gericht nachdenken und war erst zufrieden, wenn sie sie gefunden hatte.
Eberhard Hagedorn räusperte sich. »Frau von Beuthen hat wieder angerufen. Sie wissen ja, dass ich sie jetzt schon mehrfach vertröstet habe, aber dieses Mal hat sie es ziemlich dringend gemacht. Sie möchte unbedingt mit Ihnen sprechen und wird sich später noch einmal melden.«
»Es kann eigentlich nur um den großen Wohltätigkeitsball gehen, den wir zusammen organisieren wollten«, murmelte die Baronin. »Ich hatte ja immer noch gehofft, dass ich rechtzeitig wieder auf die Beine komme, aber daran glaube ich nicht mehr.«
»Auf keinen Fall können Sie jetzt eine solche Aufgabe übernehmen, Frau Baronin.« Eberhard Hagedorn sah bei dieser Vorstellung beinahe erschrocken aus.
Sofia lächelte trübe. »Ich weiß, und das werde ich Helena von Beuthen wohl sagen müssen. Sie wird sehr enttäuscht sein. Wir sind ein gutes Team, müssen Sie wissen. Die Organisation und Durchführung einer solchen Veranstaltung verlangt viel Fingerspitzengefühl, man muss sich blind verstehen, wenn man so etwas gemeinsam auf die Beine stellen will. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie sich nur ungern nach einem Ersatz für mich umsehen möchte, aber sie wird es tun müssen.« Erneut trank Sofia einen Schluck Tee. »Wenn sie noch einmal anruft, verbinden Sie mich bitte sofort mit ihr, Herr Hagedorn. Wecken Sie mich, falls ich eingeschlafen sein sollte, ich kann diesem Gespräch nicht länger ausweichen.«
»Selbstverständlich, Frau Baronin. Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«
Sie sah ihn nachdenklich an. »Würden Sie sich einen Moment zu mir setzen, Herr Hagedorn? Ich weiß, Sie haben immer schrecklich viel zu tun, aber es würde mich freuen, wenn Sie mir ein paar Minuten Gesellschaft leisten würden. Trinken Sie doch einen Tee mit mir.«
»Ich bleibe gern, Frau Baronin, aber ich würde lieber stehen bleiben, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Sie hatte es nicht anders erwartet, und so nickte sie. Sie wollte sich auch nicht unbedingt unterhalten, denn selbst das Reden strengte sie an, aber es tat ihr gut, nicht allein zu sein. Ihr Mann, Baron Friedrich, war mit einem Kunden in den Stallungen unterwegs, und die Kinder, die keine Kinder mehr waren, sondern Teenager, waren noch in der Schule.
Eberhard Hagedorn schien ihre Gedanken gelesen zu haben. »Der Herr Baron ist bestimmt bald zurück«, sagte er.
»Es ist schrecklich, so müde zu sein und sich so schwach zu fühlen«, erwiderte sie. »Wenn ich bedenke, dass ich sonst um diese Jahreszeit stundenlang im Garten gearbeitet habe …«
»Sie waren schwer krank, Frau Baronin. Dr. Brocks hat doch auch gesagt, dass Ihre Genesung sich länger hinziehen wird.«
»Aber warum gerade ich?«, fragte sie leise. »Alle anderen haben das Gleiche durchmachen müssen. Am schlimmsten war es ja nicht einmal für mich, sondern für Christian. Er ist nicht krank geworden.«
»Er ist erst fünfzehn, Frau Baronin, da hat man schier unerschöpfliche Kräfte.«
Sie sah ihn zweifelnd an. »Ist das so?«
»Ich denke schon, ja. Sie sollten Ihre Gedanken lieber auf die Zukunft richten. Die ›Affäre‹ liegt hinter Ihnen. Frau Roeder hat gestanden, dass sie gelogen hat, auf Sternberg liegt nicht mehr der Hauch eines Schattens. Es ist vorbei.«
Sie wusste das alles, dennoch tat es ihr gut, dass er es noch einmal aussprach. Die ›Affäre‹, auf die er sich bezog, lag in der Tat hinter ihnen. Begonnen hatte sie mit dem Brief einer Frau namens Corinna Roeder, in der diese behauptet hatte, ihr heute siebzehnjähriger Sohn Sebastian sei aus einer Beziehung hervorgegangen, die sie seinerzeit mit Fürst Leopold von Sternberg gehabt habe. Leopold war damals bereits verheiratet gewesen, mit Sofias Schwester Elisabeth. Die Ehe war bis dahin kinderlos geblieben. Sebastian sei hochbegabt und brauche, hatte Corinna Roeder geschrieben, besondere Förderung, für die ihr das Geld fehle. Dieses Geld hoffe sie, von nun an von der Familie zu bekommen, da Leopold selbst sie nicht mehr unterstützen könne.
Der Brief hatte das Leben auf Sternberg schlagartig verändert, denn zum einen war das Fürstenpaar im Jahr zuvor tödlich verunglückt, Leopold konnte sich also nicht mehr wehren, und zum anderen legte Frau Roeder ›Beweise‹ für ihre Behauptungen vor, die sich erst nach langem Hin und Her als Fälschungen hatten entlarven lassen. Monatelang hatte sie die Familie und die Öffentlichkeit genarrt, bis ihr Sohn Sebastian schließlich eine Entscheidung herbeigeführt hatte. Er war für ein Jahr in den USA zur Schule gegangen und vorzeitig zurückgekehrt, um sich einem Gentest zu unterziehen und so für Klarheit zu sorgen.
Corinna Roeder war daraufhin zusammengebrochen und hatte gestanden: Ihr früherer Geliebter Sven Helmgart war Sebastians Vater. Er hatte sie massiv unter Druck gesetzt mit der Drohung, Sebastian sei nicht mehr sicher, wenn sie nicht tue, was er wolle. Er hatte Fürst Leopold sehr ähnlich gesehen, so war es nicht allzu schwierig gewesen, Fotos zu fälschen, auf denen Corinna Roeder angeblich mit dem Fürsten zu sehen war. Und auch Briefe und sogar Bandaufnahmen hatte er fälschen lassen. Sven Helmgart befand sich noch immer auf freiem Fuß.
Das war der einzige Wermutstropfen, ansonsten war die ›Affäre‹ beendet. Der Ruf des Fürsten war wieder reingewaschen, die Aufregung legte sich allmählich, wirkte aber natürlich noch nach. Am schlimmsten waren die vergangenen Monate für Sofias Neffen gewesen, Christian von Sternberg, den fünfzehnjährigen Sohn des verstorbenen Fürstenpaares. Christian hatte seinen Vater immer verteidigt, aber auch er war gelegentlich von Zweifeln befallen worden, wenn die Beweise für Leopolds Untreue erdrückend zu sein schienen. Es war eine wahrhaft schlimme Zeit, die hinter ihnen lag, zumal die ›Affäre‹ zu einem Zeitpunkt begonnen hatte, da der tragische Hubschrauberabsturz, der das Fürstenpaar das Leben gekostet hatte, nicht einmal ein Jahr zurücklag.
Freilich waren die Jahre davor voll ungetrübten Glücks gewesen: Das Fürstenpaar hatte Sofia und Friedrich schon früh gebeten, mit ihren beiden Kindern Anna und Konrad ins Schloss zu ziehen, damit Christian, von dem sie bereits wussten, dass er ein Einzelkind bleiben würde, nicht allein aufwachsen musste. Anna war damals noch ein Baby gewesen, heute war sie dreizehn, Konrad drei Jahre älter.
Unwillkürlich stiegen der Baronin Tränen in die Augen. Sie und ihre Schwester Elisabeth hatten einander sehr nahe gestanden, sie waren enge Freundinnen gewesen. Aber mit der Unfalltragödie hatte dieses Glück ein jähes Ende gefunden. Christian war zu den Kants in den Westflügel des Schlosses gezogen, praktisch als ihr drittes Kind – und kaum hatten sie begonnen, alle miteinander ins Leben zurückzufinden, da war Corinna Roeders Brief eingetroffen. Nein, es war wahrhaftig nicht leicht gewesen im vergangenen Jahr.
»Es kommen wieder bessere Zeiten, Frau Baronin«, hörte sie Eberhard Hagedorn leise sagen. »Davon bin ich fest überzeugt.«
Er reichte ihr ein Taschentuch, sie merkte erst jetzt, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. »Danke schön.« Sie trocknete Wangen und Augen. »Früher habe ich nicht so schnell geweint, aber seit ich krank bin … oder war …«
»Sie sind noch nicht wieder gesund, Frau Baronin, aber wenn Sie sich noch eine Weile ausruhen, werden Ihre Kräfte zurückkehren.«
»Danke, dass Sie bei mir geblieben sind, Herr Hagedorn«, sagte sie.
»Fühlen Sie sich besser?«
Sie umging die Beantwortung dieser Frage mit der Auskunft: »Ich werde versuchen, noch ein wenig zu schlafen.«
Er deutete eine Verbeugung an und zog sich zurück. Sofia leerte ihre Tasse und schloss die Augen. Manchmal fragte sie sich, ob sie eines Tages tatsächlich wieder bei Kräften sein würde.
*
»Willst du verreisen?«, erkundigte sich Kerstin Ehlefeld verwundert, als sie bei ihrer Freundin Helena von Beuthen eintraf und diese eine kleine Reisetasche packen sah.
»Ein Kurztrip nach Sternberg«, erklärte Helena. »Ich habe heute wieder einmal versucht, Sofia von Kant zu erreichen, und wieder einmal sagte mir der Butler, sie sei im Augenblick nicht zu sprechen. Ich muss wissen, was da los ist.«
»Man hört jede Menge Gerüchte«, sagte Kerstin, während sie sich aufs Bett fallen ließ.
»Eben. Wir müssten jetzt mit den Vorbereitungen für den Wohltätigkeitsball beginnen, aber wie soll das gehen, wenn ich nicht einmal mit Sofia reden kann?«
»Sie soll sehr krank sein«, meinte Kerstin, »das habe ich jetzt schon von mehreren Seiten gehört. Ich kenne sie ja nicht persönlich, aber ich schnappe immer mal wieder solche Bemerkungen auf.«
»Ich habe das auch gehört, und deshalb will ich jetzt selbst herausfinden, was Sache ist. Wenn Sofia wirklich krank ist, muss ich mich mit jemandem anders zusammenraufen für die Organisation des Balles.« Helena warf seufzend ihre langen blonden Haare zurück. »Dabei sind wir so ein tolles Team, Sofia und ich. Wir müssen uns nur angucken, schon wissen wir, was die andere denkt.«
»Ist sie nicht um einiges älter als du?«
»Ja, sie ist Anfang Vierzig, aber dadurch hat sie eben auch mehr Erfahrung mit solchen Großveranstaltungen, das ist ein Vorteil. Und im Wesen ist sie nicht älter als du und ich, Kerstin. Wir haben trotz aller Arbeit immer viel Spaß miteinander.«
»Wenn sie krank ist«, sagte Kerstin nachdenklich, »wieso ruft sie dich dann nicht an und sagt dir das? Habt ihr privat keinen Kontakt?«
»Eher wenig. Und ich könnte mir vorstellen, dass sie gehofft hat, rechtzeitig wieder fit zu sein. Jedenfalls will ich mit ihr persönlich sprechen.«
»Warst du schon mal auf Sternberg?«
»Ja, ein paarmal schon, wir haben gelegentlich unsere Besprechungen dort abgehalten. Das Schloss ist wunderschön, die Umgebung ebenfalls. Atemberaubend.«
»Kündigst du dich an?«
»Nein, denn ich will mich nicht abwimmeln lassen«, erklärte Helena. Ihre blauen Augen funkelten, die Stimme klang energisch. »Ich will selbst mit Sofia reden.«
»Wann fährst du?«
»Morgen früh, dachte ich.« Helena seufzte. »Eigentlich habe ich keine Zeit, das auch noch dazwischenzuschieben, aber ich glaube, dass ich so am ehesten die Informationen bekomme, die ich brauche.«
»Du könntest dich auf die faule Haut legen«, stellte Kerstin fest. »Du müsstest überhaupt nicht arbeiten.«
»Das wäre nichts für mich, du kennst mich doch, ich muss immer etwas zu tun haben.« Helena hatte sich, genau wie Sofia von Kant, ganz der ehrenamtlichen Arbeit verschrieben, und sie setzte sich mit ihrer ganzen Kraft dafür ein.
»Wenn du willst, helfe ich dir bei der Organisation des Balles«, sagte Kerstin.
Helena, die gerade ein Kleid zurück in den Schrank hängen wollte, drehte sich erstaunt zu ihrer Freundin um. Kerstin lag noch immer bäuchlings auf dem Bett, den Kopf mit den kurzen dunklen Locken auf eine Hand gestützt, die Füße in der Luft. Sie hatte etwas Koboldhaftes an sich, fand Helena – etwas sehr anziehend Koboldhaftes. Sie war schmal und wendig, schien immer in Bewegung zu sein, auch jetzt kreisten ihre Füße unablässig in der Luft. Ihr hübsches Gesicht wurde von klugen dunklen Augen beherrscht. »Du?«, fragte sie. »Du arbeitest den ganzen Tag, Kerstin, du hast doch überhaupt keine Zeit für eine solche Aufgabe.«
Kerstin war Ingenieurin, sie hatte fast ausschließlich männliche Kollegen, aber es war ihr binnen kurzer Zeit gelungen, sich Respekt zu verschaffen. Das lag vor allem an ihrem lockeren Mundwerk, sie ließ sich nicht leicht einschüchtern. Helena und sie hatten sich bei gemeinsamen Bekannten kennengelernt und schnell große Sympathie füreinander entwickelt.
»Überstunden«, sagte sie jetzt vergnügt. »Mein Chef hat gesagt, ich muss sie in nächster Zeit abfeiern. Es sind so viele, dass ich eine ganze Zeit zu Hause bleiben kann.«
»Seit wann interessierst du dich für Bälle?«
»Ich interessiere mich überhaupt nicht dafür, aber die Organisation reizt mich. Du hast mir schon so oft davon erzählt, ich würde es gern selbst einmal machen. Und falls die Baronin ausfällt, könnte ich einspringen.«
»Das wäre ja was«, murmelte Helena. »Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, mit wem ich so eng zusammenarbeiten könnte, ohne dass es Tote gibt, und mir ist niemand eingefallen bisher.«
Kerstin strahlte. »Dann hoffen wir mal, dass die Baronin wirklich ausfällt.«
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