Liebe & Schicksal Großband 4/2023 - Anna Martach - E-Book

Liebe & Schicksal Großband 4/2023 E-Book

Anna Martach

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: (299XE) Sag mir nur drei kleine Worte (Sandy Palmer) Heimat, ich gehör zu dir! (Anna Martach) So viele Lügen (Anna Martach) Graf Alexander von Hohendorff entschließt sich, nach dem Tod seiner Mutter seine uneheliche Tochter Doreen Wildmann zu kontaktieren, um sie kennenzulernen. Diese willigt zunächst widerstrebend ein, einige Tage auf Schloss Hohendorff zu verbringen. Noch kann sie ja nicht ahnen, wie sehr dies ihre Gefühle durcheinanderbringen und ihr ganzes Leben verändern soll...

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Sandy Palmer, Anna Martach

Liebe & Schicksal Großband 4/2023

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Inhaltsverzeichnis

Liebe & Schicksal Großband 4/2023

Copyright

Sag mir nur drei kleine Worte

Heimat, ich gehör’ zu dir

So viele Lügen

Liebe & Schicksal Großband 4/2023

Anna Martach, Sandy Palmer

Dieser Band enthält folgende Romane:

Sag mir nur drei kleine Worte (Sandy Palmer)

Heimat, ich gehör zu dir! (Anna Martach)

So viele Lügen (Anna Martach)

Graf Alexander von Hohendorff entschließt sich, nach dem Tod seiner Mutter seine uneheliche Tochter Doreen Wildmann zu kontaktieren, um sie kennenzulernen. Diese willigt zunächst widerstrebend ein, einige Tage auf Schloss Hohendorff zu verbringen. Noch kann sie ja nicht ahnen, wie sehr dies ihre Gefühle durcheinanderbringen und ihr ganzes Leben verändern soll...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER A.PANADERO

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Sag mir nur drei kleine Worte

Eine romantische Liebesgeschichte

von Sandy Palmer

Ein CassiopeiaPress E-Book

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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Claudia hat ihn nie vergessen, ihren ersten Freund, den smarten Andreas. Als er sie verließ, um in Amerika Karriere zu machen, hat sie schrecklich gelitten. Doch jetzt kehrt er heim nach Deutschland - und in Claudia erwachen Sehnsucht und eine süße Hoffnung...

Der Telefonhörer in Claudias Hand zitterte ein wenig, doch rasch hatte sich die junge Floristin wieder in der Gewalt. „Ich freu mich für dich“, sagte sie in den Hörer, dann legte sie langsam auf.

„Wer war das denn?“ Markus Lehmann, ihr Chef, schaute sie liebevoll-besorgt an. „Du bist ja ganz blass geworden!“

„Das war Andreas.“ Claudia biss sich auf die Lippen. „Ich kenne ihn seit dem ersten Schultag. Und morgen kommt er aus den USA zurück.“

„Aha.“ Markus verkniff sich die Bemerkung, was an einem Wiedersehen mit einem alten Schulfreund so aufregend war, dass man kurz vor einem Kreislaufkollaps stand.

Und dass Claudia völlig von der Rolle war, sah er nur zu deutlich. Für den Rest des Tages war nur wenig mit ihr anzufangen, und so übernahm er es lieber selbst, die drei bestellten Sträuße zu binden und auszuliefern.

Claudia hingegen fuhr mit der Bahn heim in das kleine Haus, das sie von ihren Eltern geerbt hatte. Es stand in einem Vorort, besaß einen wunderschönen Garten und einen Wintergarten, um den sie alle beneideten. Hier züchtete Claudia neben Grünpflanzen seltene Orchideen, hier stand auch der Käfig von Othello, einem Graupapagei, den sie vor drei Jahren von einem alten Nachbarn „geerbt“ hatte. Herr Hofmeister musste nach einem schweren Herzinfarkt in ein Seniorenstift umsiedeln, da er sich nicht mehr selbst versorgen konnte. Seine einzige Sorge bestand darin, Othello nicht mitnehmen zu können.

Claudia hatte nach kurzem Überlegen angeboten, den Vogel zu adoptieren. Das sicherte ihr Herrn Hofmeisters Sympathie - und die von Othello, der sie stets mit lautem Gequatsche empfing, wenn sie heimkam.

Auch heute fragte er wieder: „Na, alles in Ordnung? Liebst du mich noch?“

Wie immer musste Claudia lachen. „Dich auch, Othello“ versicherte sie und gab ihm eine Nuss, die er behutsam entgegennahm. Dass sie im nächsten Moment auch an Andreas denken musste, brauchte sie dem Tier ja nicht laut einzugestehen.

Aber es war eine Tatsache, dass ihr Andreas nicht mehr aus dem Sinn ging. Sie war in den gut aussehenden blonden Mann verliebt, seit sie denken konnte. In der Schule war er erst ihr Beschützer, dann ihr Tanzstundenpartner gewesen.

Mit Andreas hatte sie die ersten unschuldigen Küsse getauscht - und es war fast selbstverständlich gewesen, dass sie in seinen Armen die Lust und Leidenschaft einer wirklichen Liebe kennenlernte.

Doch dann war Andreas nach Amerika gegangen. „Da kann ich Karriere machen“, hatte er gesagt und sie recht unbeteiligt angesehen. „Das gönnst du mir doch, Claudinchen, oder?“

„Aber ja.“ Sie hatte gelächelt, ihm noch ein paar neue Hemden gekauft, drei sündteure Seidenkrawatten hinzu gelegt und ihm viel Erfolg in den Staaten gewünscht.

Andreas hatte noch genau zwei Mal angerufen und drei Mal geschrieben. Knappe, nichtssagende Karten zum ihrem Geburtstag und zu Weihnachten. Dann noch eine Karte von den Niagarafällen, zu denen er mit Freunden, wie er schrieb, einen Trip gemacht hatte.

Dann hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Vier Jahre lang war kein einziges Lebenszeichen von ihm gekommen. Er schien sie vergessen zu haben. Ganz im Gegensatz zu ihr, die immer wieder an ihn denken musste. Dann tat ihr das Herz weh und sie schalt sich eine dumme Gans, die der Jugendliebe hinterher trauerte. Einer kindlichen - wenn nicht gar kindischen Schwärmerei, die nicht auf Gegenseitigkeit beruht hatte.

Und jetzt dieser Anruf...

Sie konnte kaum schlafen in der Nacht, und als sie am nächsten Morgen in den Blumenladen kam, den Markus Lehmann ebenso erfolgreich betrieb wie draußen auf dem Land eine Baumschule, wirkte sie elend und müde.

Markus sah sie voller Mitleid an. „Geht’s dir nicht gut?“

„Doch, doch“, versicherte Claudia rasch und begann die neu angelieferten Blumen in den großen und kleinen Vasen, die im Verkaufsraum standen, zu arrangieren.

„Wenn du willst, kannst du heimgehen, ich komme schon klar“, bot ihr Markus an.

„Unsinn!“ Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Du weißt doch, dass wir die Blumenarrangements“ - Sie wies auf eine wundervolle Komposition aus Rosen, kleinwüchsigem Rittersporn und Schleierkraut, die sie schon mal zusammen auf die Erde gestellt hatte - „ins Schlosshotel liefern müssen. Morgen feiert man dort doch eine große Verlobung.“

„Stimmt! Das hatte ich beinahe vergessen.“ Markus schlug sich gegen die Stirn. „Dabei ist der Auftrag so wichtig... wenn’s gefällt, was wir machen, können wir ab sofort den ganzen Blumenschmuck ins Hotel liefern.“

„Dann mache ich mich mal gleich an die Arbeit“, versicherte Claudia. „Sieh nur die gelben Rosen... sind sie nicht herrlich?“

„Mir gefallen die roten besser“, meinte Markus, zog eine der großkopfigen Blüten aus dem Strauß und reichte sie Claudia. „Sie passen zu dir.“

„Danke...“ Ein wenig verlegen hielt sie die Rose vors Gesicht und atmete ihren süßen Duft ein.

Fasziniert sah der junge Mann sie an. Wie schön sie war! Und wie sehr er sie liebte! Aber... Claudias Herz gehörte wohl immer noch diesem Banker, der sie vor vier Jahren total egoistisch im Stich gelassen hatte. Jetzt war er wieder aufgetaucht - und Claudia ganz krank vor Sehnsucht nach seiner Nähe.

*

Es dauerte noch drei Stunden, dann stand Andreas Uhlhausen im Laden. Braun gebrannt, blendend aussehend, das blonde Haar wie immer ein bisschen verwegen in die Stirn gekämmt... und ein Siegerlächeln im Gesicht, das Markus wahnsinnig ärgerte.

Claudia hingegen war ihrem Jugendfreund sofort wieder verfallen. Sie strahlte, als er sie umarmte und küsste und versicherte: „Meine Schöne! Du hast dich kein bisschen verändert! Mein Gott! Wie konnte ich nur so lange ohne dich sein...“ Und dann nahm er sie wieder in die Arme und ließ sie gar nicht mehr los.

Markus zwang sich zur Ruhe. Doch in ihm brodelte es. Am liebsten hätte er diesen Lackaffen zusammengeschlagen, der so dreist log und so tat, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, nach vier Jahren dort anknüpfen zu können, wo er damals aufgehört hatte. Statt zu schlagen, begrüßte er ihn freundlich und bediente dann eine Kundin, die dem Paar lächelnd nachschaute, als es eng umschlungen den Laden verließ.

„So eine junge Liebe... einfach wunderschön, das anzusehen, nicht wahr?“ Sie drehte sich noch einmal um, doch das verliebte Paar war schon nicht mehr zu sehen.

Markus nickte nur, dabei war ihm zum Heulen zumute.

Andreas und Claudia waren unterdessen in das kleine Café gegangen, das dem Blumenladen schräg gegenüber lag.

„Wie ist es dir ergangen?“, fragte Claudia, und sie ließ seine Hand, die zärtlich ihre Finger streichelte, nicht los.

„Gut. Sehr gut sogar“, sagte Andreas voller Stolz, während er ihre Hand nur kurz losließ, um an seinem Cappuccino zu trinken. Begeistert berichtete er dann von seinen Erfolgen drüben in den Staaten, von seinen beruflichen Plänen und Erfahrungen.

„Die Zeit dort drüben war die wichtigste meines Lebens“, schloss er. „Aber es ist auch schön, wieder zu Hause zu sein.“ Er sah sich in dem kleinen Lokal um. „Wobei... offen gestanden finde ich es hier alles ein bisschen eng und piefig. Mir fehlt dieses ganz besondere Flair von New York. Auch Boston ist eine faszinierende Stadt. Und erst L.A.“ Er lehnte sich zurück. „Ich war ein paar Mal geschäftlich dort, und ich denke, ich könnte mich auch in Hollywood wohlfühlen.“

„Aber du bleibst doch erst mal hier, oder?“ Claudias Herz klopfte angstvoll. Sie wollte ihn, den sie doch gerade erst wiedergefunden hatte, nicht gleich wieder verlieren.

„Ich bleibe eine Weile, das steht fest. Aber wenn ein besonders interessantes Angebot kommt, bin ich wieder unterwegs. Du weißt, ich bin ehrgeizig.“ Er lachte leise und selbstgefällig.

„Ich freu mich für dich - und ich bin froh, dich wieder mal zu sehen“, sagte Claudia und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Was machst du denn konkret in der nächsten Zeit?“

„Ich... ich werde...“ Er brach ab, ein verlegenes Grinsen glitt um seinen Mund.

„Na, was denn?“ Sie lachte. „Es ist doch sicher kein Geheimnis, oder?“

„Doch.“ Er nickte heftig. „Es ist zurzeit noch topsecret.“ Insgeheim atmete er auf, weil ihm Claudia die Ausrede förmlich in den Mund gelegt hatte. Sie war einfach bezaubernd, seine Jugendfreundin. Er hatte ganz vergessen gehabt, wie schön sie war. Das dunkle Haar schimmerte wie Ebenholz, die Figur war zierlich, aber mit Rundungen an den richtigen Stellen, die Augen, groß und von samtigem Braun. Und der Mund... er hätte sie am liebsten immerzu geküsst.

Dann schob sich ein anderes Bild vor sein inneres Auge. Langes blondes Haar, ein großes, sportlich durchtrainiertes Mädchen mit energischem Wesen... Judy, seine Braut. Sie war smart, klug, ein guter Kumpel - und vor allem war sie die einzige Tochter eines der wichtigsten Bankdirektoren Bostons. Ihre Großeltern kamen aus Deutschland, sogar ganz aus der Nähe seines Heimatortes. Und so war es rasch beschlossene Sache, das sie sich hier verloben würden.

Judys Familie war groß, sie hatte ein paar einflussreiche Onkel sowohl in den USA als auch in der alten Heimat. Und auch Andreas besaß einige Verwandte, die unbedingt an der Feier teilnehmen sollten.

Claudia war ahnungslos, und Andreas hoffte, dass es noch lange so bleiben würde. So ein heißer Flirt mit der Jugendliebe... das wäre nicht zu verachten, sagte er sich und lächelte selbstgefällig. Es war zu süß, wie sie ihn anhimmelte. Das war es, was ihm bei Judy fehlte! Sie mochte ihn, sie hatten Spaß zusammen, aber Judy ließ ihn immer wieder mal spüren, dass sie es war, die das Geld mit in die Ehe bringen würde!

Er schob eine dunkle Haarsträhne aus Claudias Gesicht, dabei streichelte er mit dem Finger so intensiv über ihre Wange, dass sie Gänsehaut bekam.

„Ich wäre jetzt gern ganz allein mit dir“, murmelte er. „Aber das holen wir nach, nicht wahr, Claudinchen?“

Sie konnte nur nicken.

„Bald, meine Süße. Ganz bald“, versprach er und drückte verheißungsvoll seine Lippen auf ihre Hand.

Er ahnte nicht, dass Claudia zwei Stunden nach dem Wiedersehen mit ihm den Kombi des Blumenhauses „Floristik-Paradies“ mit der Balldekoration belud und ins Schlosshotel fuhr. Und er ahnte auch nicht, dass sie dort zufällig den Namen des Bräutigams erfuhr.

Wie sie es zurück in die Stadt geschafft hatte, konnte Claudia hinterher nicht mehr sagen. Tränenblind verließ sie den Kombi, ging in den Lagerraum und ließ sich aufschluchzend an der Arbeitstheke nieder. Die halbe Nacht hockte sie dort, weinte sich ganz leer - und fasste einen Entschluss...

*

Als Markus am nächsten Morgen kam, sah sie ihm ernst entgegen. „Ich muss dich etwas fragen“, sagte sie. „Und ich möchte eine ehrliche Antwort. Versprochen?“

„Natürlich.“ Ein wenig unsicher sah er sie an. Blass war sie, und unter den schönen Augen lagen dunkle Ringe, die davon kündeten, dass sie nur wenig geschlafen hatte in der Nacht.

„Willst du mich heiraten?“, fragte Claudia.

„Wie bitte?“ Er machte einen Schritt auf sie zu, wollte die Arme nach ihr ausstrecken... doch sie wich mit einer raschen, wie absichtslos wirkenden Bewegung zurück und entzog sich auf diese Weise seinem Griff.

„Sag schon - würdest du mich heiraten? Von mir aus auch nur für ein Jahr. Wir können, wenn du willst, einen Vertrag schließen, in dem alles festgehalten wird. Ich will nichts von dir. Ich würde keine Ansprüche stellen, gar nichts. Nur heiraten möchte ich dich. So schnell wie möglich.“

Als er nicht antwortete, sie nur weiterhin fassungslos ansah, schluchzte sie auf: „Nun sag doch schon was!“

„Claudia, Liebes...“ Er war jetzt ganz dicht vor ihr, roch den Duft ihres Haares, sah die rot geweinten Augen, las die Verzweiflung und Trauer darin.

Und er begriff schlagartig, was passiert war und warum ihm Claudia eine solche Frage stellte: „Es geht um diesen Andreas, nicht wahr?“, presste er hervor. „Was hat er dir angetan?“

„Nichts. Es ist nur... er ist... er ist ein ganz mieser Lügner. Ein Schuft, ein Egoist und... und ich will...“ Mit einem heftigen Schluchzen brach sie ab.

„Du willst ihm eins auswischen, ja?“

Sie nickte nur. Und dann erfuhr er nach und nach, was passiert war.

Am liebsten hätte er Claudia voller Mitleid umarmt, ihr seine Liebe gestanden und alles versucht, sie diesen miesen Andreas Uhlhaussen vergessen zu lassen. Aber er wusste, auch, dass das der falsche Weg gewesen wäre.

„Was kann ich tun?“, fragte er deshalb betont sachlich.

„Heirate mich.“ Sie sah ihn nicht an, als sie fortfuhr: „Ist es denn so schlimm, dass du Bedenkzeit brauchst? Wir mögen uns schließlich. Wir sind seit langem gute Kumpel und kommen prima miteinander aus, sowohl im Geschäft hier als auch privat. Und außerdem...“

„... und außerdem liebst du einen anderen.“

„Nein“, flüsterte Claudia. „Ich hab mir immer eingebildet, ihn zu lieben. Aber das stimmt gar nicht. Ich hab für ihn geschwärmt, ihn angehimmelt... das war alles.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Es war kindisch, das ist mir jetzt klar geworden.“ Sie hob den Kopf und sah Markus offen an. „Man kann doch niemanden lieben, den man gar nicht richtig kennt!“

„Dann darf man auch nicht heiraten“, erwiderte er leise.

„Aber wir kennen uns doch!“ Sie biss sich auf die Lippen, dann fügte sie leiser hinzu: „Und wir mögen uns ja auch.“

„Das genügt aber nicht“, warf er wider besseres Wissen ein, denn ihm hätte es ja doch genügt, wenn sie ihn gemocht hätte. Ein bisschen nur. Seine Liebe war groß genug für sie beide. Ach, wie gern hätte er ihr das alles gesagt! Sie umarmt, getröstet, sie ganz fest gehalten... Doch sein Verstand sagte ihm, dass das der falsche Weg war.

Und so blieb er auf Distanz, ging zwei Schritte von ihr weg und machte sich an irgendwelchen Blumen zu schaffen, die auf der Arbeitstheke lagen. Er zupfte Blüten ab, die gar nicht verwelkt war, er riss Blätter von den Stielen, die eigentlich dranbleiben mussten. Er verletzte sich an einem besonders scharfen Dorn, doch den Schmerz spürte er nicht. Es gab einen größeren Schmerz, der in ihm brannte.

„Bitte, Markus...“ Claudia stand auf und trat ganz dicht vor ihn hin. Sie drehte ihn ein wenig zu sich um, ihre Hände tasteten über sein Gesicht, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig.

Es gab ihm einen Stich ins Herz. „Ja“, sagte er wider besseres Wissen. „Ja, ich heirate dich.“

„Danke.“ Ihr Lächeln war unendlich traurig, zerriss ihm das Herz. Und ihr Lächeln war noch ebenso traurig, als sie ihn später verließ, fünfzig rote Rosen im Arm. Ein Zeichen dafür, dass Markus zu seinem Heiratsversprechen stehen würde.

*

Am nächsten Tag kam Andreas wieder in den Blumenladen. Gut gelaunt, blendend aussehend. Sportlich elegant und selbstbewusst.

„Na, Claudinchen, hast du heute Zeit für mich? Wir hätten den ganzen Abend für uns - und die Nacht“, raunte er ihr ins Ohr.

Doch Claudia schüttelte den Kopf. Sie sah ihn kühl an, und zu ihrer eigenen Überraschung klopfte ihr Herz nicht bei seinem Anblick. „Tut mir leid, Andreas, aber ich denke, dass mein Verlobter etwas dagegen hätte“, sagte sie. „Und deine Braut sicher auch“, erklärte sie betont lässig. „Markus ist zwar großzügig, und er hat auch kein Problem damit, dass ich mit einem alten Freund mal einen Kaffee trinken gehe. Doch mehr verbietet sich ja wohl von selbst. Meinst du nicht auch?“

„Du bist... dieser Blumenhändler und du... ihr seid ein Paar?“ Selten hatte Andreas so konsterniert dreingeschaut wie in diesem Moment.

„Sind wir.“ Markus war aus dem Hinterzimmer gekommen und legte jetzt demonstrativ den Arm um Claudia. „Wir werden schon in zwei Monaten heiraten. Hat Claudia Ihnen das nicht erzählt?“

„Nein, ich...“

„Ich bin nicht dazu gekommen“, fiel ihm Claudia ins Wort. „Andreas musste mir von seinen Erfolgen in Amerika erzählen.“ Der ironische Unterton in ihrer Stimme war unüberhörbar.

„Ja, ja, wenn man so wichtig ist...“ Markus’ Stimme troff vor Hohn. „Und jetzt entschuldigen Sie uns bitte, wir haben noch zu tun.“ Damit ging er zur Tür und hielt sie weit auf. „Und Sie müssen sich doch sicher auch um Ihre Braut kümmern. Möchten Sie ihr Blumen mitbringen?“ Er griff hinter sich und zog einen fertig gebundenen Strauß aus rosa Rosen und Freesien aus einer der vielen Vasen, die auf der Erde standen. „Mit einem herzlichen Gruß von Claudia und mir.“

Ganz mechanisch griff Andreas nach den geschenkten Blumen, murmelte einen Gruß - und verließ den großen Laden, in dem es nach den verschiedensten Blüten duftete.

„Das war knapp“, kommentierte Markus. „Noch eine Minute länger, und ich hätte ihm ein paar Ohrfeigen verpasst.“

„Du sollst dich meinetwegen nicht prügeln“, sagte Claudia leise. Dann fragte sie: „Stimmt das - wir heiraten in acht Wochen?“

„Wenn du willst, auch schon übermorgen“, lächelte er.

„Nein, nein, acht Wochen ist gut.“

Markus nahm sie impulsiv in die Arme. „Ich liebe dich, Claudia“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. „Und es ist gar kein Opfer für mich, dich zum Altar zu führen. Im Gegenteil, es ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann. Nur du... glaubst du wirklich, dass du es noch willst? Vielleicht siehst du diesen Andreas gar nicht wieder, dann brauchst du mich ja auch nicht...“

Sie verschloss ihm dem Mund, indem sie ihm den Finger über die Lippen legte. „Ich glaube, ich möchte dich wirklich heiraten. Lass mir nur ein bisschen Zeit, mich an alles zu gewöhnen.“

Nun, Zeit hatte sie. Acht Wochen lang. Und sie lernte in dieser Zeit ihren treuen Freund und Arbeitgeber mit ganz anderen zu sehen. Wie gut er doch aussah, als sie zu einer Theaterpremiere gingen! Es war das erste Mal, dass sie gemeinsam ausgingen - von kurzen Besuchen einer Pizzeria oder einem Kinobesuch abgesehen.

Markus sah blendend aus in seinem nachtblauen Smoking, der perfekt saß und zeigte, dass der Mann gut gewachsen war. Er wusste über Shakespeare genauso interessant zu erzählen wie über moderne Autoren. Und er liebte die Oper. Das hatte sie gar nicht gewusst! Es war eine weitere, wichtige Gemeinsamkeit!

Irgendwann erfuhr sie auch, dass er ein Appartement auf Capri und ein Ferienhaus auf Sylt besaß.

„Das hab ich ja gar nicht gewusst!“ Überrascht sah ihn Claudia an, als er von dem Besitz auf Kampen berichtete, der am Meer lag und - sie ahnte es - ein Vermögen wert war. „Woher hast du das alles?“

„Ein alter Onkel von mir hat lange auf Sylt gelebt. Ich war sein einziger Erbe. Und Capri ist meine Lieblingsinsel, deshalb hab ich mir da die kleine Wohnung gekauft.“ Er griff nach ihrer Hand. „Du weißt doch, dass ich schon seit Jahren dorthin in Urlaub fahre.“

„Stimmt. Aber du hast nie Näheres erzählt.“

„Du hast nie gefragt.“

„Ja, du hast Recht. Ich war... egoistisch. Du hast dir immer all meine Sorgen und Problemchen angehört, aber selbst nie gesagt, wenn dich was bedrückte.“ Sie lag in seinem Arm. „Jetzt will ich aber alles von dir wissen.“

„Alles?“ Er lachte leise und beugte sich vor, um sie zart auf die Stirn zu küssen. Sie hob den Kopf und erwiderte den Kuss, indem sie ihn auf den Mund küsste. Seine Lippen schmeckten ein wenig nach dem Wein, den sie an diesem Abend tranken. Draußen im Garten gingen die Lichter an, und wieder einmal wurde Claudia klar, dass Markus sich hier ein kleines Paradies geschaffen hatte.

Und sie durfte es mit ihm teilen, dieses Paradies. Sie fühlte sich unendlich wohl hier!

Morgen würde sie seine Frau werden - und sie hatte gar keine Angst davor.

Als erstes kam die standesamtliche Trauung, vier Stunden später fuhren sie in Markus’ Sportwagen zur Kirche. Er legte ihr zartgelbe Rosen in den Arm, in die er weiße Orchideen gebunden hatte. „Rote Rosen wären wohl nicht passend gewesen“, sagte er dabei, und so etwas wie Wehmut schwang in seiner Stimme mit.

Claudia zögerte, dann flüsterte sie: „Doch. Ich glaube, ich möchte von jetzt an zu jedem Hochzeitstag rote Rosen haben. Sogar noch zu unserer Goldenen Hochzeit.“

„Du meinst - wir haben keinen Pakt auf Zeit?“ Sie standen vor der Kirche, der Priester sah ihnen erwartungsvoll entgegen.

„Nein“, flüsterte Claudia. „Ich denke, es ist eine Ehe für immer. Wenn du mich willst.“

„Dann sag es endlich“, forderte Markus.

Claudia lachte leise auf. Sie war unendlich glücklich. So glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, der Brautstrauß fiel zu Boden. Dann sagte sie laut und sehr sicher: „Ich liebe dich. Ich hab’s lange nicht gewusst, mein Herz hat ein paar Umwege machen müssen, aber jetzt weiß ich es: Ich liebe dich!“

ENDE