Liebesbriefe großer Männer -  - E-Book

Liebesbriefe großer Männer E-Book

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Beschreibung

Liebesbriefe handeln von Glück, Sehnsucht, Traurigkeit oder Abschied. Doch alle sind stete Versuche, die drei Worte "Ich liebe dich" so auszudrücken, dass der andere die Verzückung dieses großen Gefühls spüren und glauben kann. Auch berühmte Männer der Weltgeschichte, wie zum Beispiel Beethoven, Goethe, Napoleon, Lord Byron und Kafka stellten sich der Herausforderung, die Liebe in Worte zu fassen und die Herzen ihrer Angebeteten zu erobern. In dem vorliegenden Buch sind die schönsten Liebesbriefe großer Männer gesammelt, und erzählen Geschichten von Glück und Unglück, vom Ver- bis zum Entlieben, von Eifersucht, Schwärmerei, Verzweiflung und Euphorie – und von der ewigen Liebe. Herzergüsse finden sich genauso wie kleine Alltäglichkeiten; die Briefe sind so unterschiedlich wie die Männer hinter den Worten. Sie zelebrieren die Liebe in all ihren Schattierungen, loten ihre Höhen und Tiefen aus, dokumentieren ihr Scheitern oder beweisen, dass ein Happy End möglich sein kann.

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Cover
Über den Autor

Über den Autor

Dr. phil. Sabine Anders, geb. 1979, hat englische, amerikanische und neuere deutsche Literatur studiert. Schwerpunkte ihres Studiums waren Shakespeare, die Lyrik der englischen Romantik und der moderne Roman. Ihre Doktorarbeit befasst sich mit den Western-Romanen des amerikanischen Gegenwartsschriftstellers Cormac McCarthy.

M.A. phil. Katharina Maier, geb.1980, hat Vergleichende Literaturwissenschaften studiert und arbeitet inzwischen als freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihre Spezialgebiete sind der populäre historische Roman der letzten 25 Jahre, die Literatur der Aufklärung und der Goethezeit, europäische und amerikanische Literatur des 19. Jahrhunderts, das neuere irische Drama, die Lyrik des frühen 20. Jahrhunderts und der englische Roman der Postmoderne.

Zum Buch

Zum Buch

Es ist Unsinn Sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe Erich Fried

Liebesbriefe sind stete Versuche, die drei Worte Ich liebe dich so auszudrücken, dass der andere die Verzückung dieses großen Gefühls spüren und glauben kann. Auch berühmte Männer der Weltgeschichte, wie zum Beispiel Beethoven, Goethe, Napoleon, Lord Byron und Kafka stellten sich der Herausforderung, die Liebe in Worte zu fassen und die Herzen ihrer Angebeteten zu erobern. In dem vorliegenden Buch sind die schönsten Liebesbriefe großer Männer gesammelt und erzählen Geschichten von Glück und Unglück, vom Ver- bis zum Entlieben, von Eifersucht, Schwärmerei, Verzweiflung und Euphorie – und von der ewigen Liebe. Herzergüsse finden sich genauso wie kleine Alltäglichkeiten; die Briefe sind so unterschiedlich wie die Männer hinter den Worten. Sie zelebrieren die Liebe in all ihren Schattierungen, loten ihre Höhen und Tiefen aus, dokumentieren ihr Scheitern oder beweisen, dass ein Happy End möglich sein kann.

Ludwig van Beethoven an seine »Unsterbliche Geliebte« im Juli 1806:

»Schon im Bette drangen sich die Ideen zu Dir, meine Unsterbliche Geliebte, hier und da freudig, dann wieder traurig, vom Schicksale abwartend, ob es uns erhört – leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht, ja, ich habe beschlossen, in der Ferne so lange herumzuirren, bis ich in Deine Arme fliegen kann, und mich ganz heimatlich bei Dir nennen kann, meine Seele von Dir umgeben ins Reich der Geister schicken kann – (…), nie eine andre kann mein Herz besitzen, nie – nie – o Gott, warum sich entfernen müssen, was man so liebt, und doch ist mein Leben in W., so wie jetzt, ein kümmerliches Leben. – Deine Liebe macht mich zum glücklichsten und unglücklichsten zugleich – (…) – Verkenne nie das treuste Herz Deines Geliebten

ewig Dein

ewig mein

ewig uns.«

Haupttitel

Liebesbriefe großer Männer

ewig Dein, ewig mein, ewig uns
Herausgegeben von Sabine Anders und Katharina Maier
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.  Alle Rechte vorbehalten  Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011   Covergestaltung und Titelbild: Nele Schütz Design, München eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2   ISBN: 978-3-8438-0009-9  www.marixverlag.de

Plinius der Jüngere (um 61-115)

an seine Frau Calpurnia1

Plinius der Jüngere gilt als Begründer der literarischen Gattung des zur Veröffentlichung gedachten Briefes. Über seine ersten beiden Ehefrauen weiß man nichts. An seine dritte Ehefrau Calpurnia, die sehr jung war, sind drei Briefe des römischen Senators erhalten. Die Ehe blieb kinderlos, Calpurnia erlitt eine Fehlgeburt.

Epistula 6,4: Gaius Plinius grüßt seine Calpurnia

Niemals habe ich mehr über meine Geschäfte geklagt, die mir nicht erlaubt haben, Dir zu folgen, als Du wegen Deiner Gesundheit nach Campanien aufbrachst, noch Dir nach Deinem Weggang unverzüglich nachzureisen. Denn jetzt wünsche ich besonders, mit Dir zusammen zu sein, um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, ob Du Dich körperlich erholt hast und ob Du letzten Endes die Freuden der Abgeschiedenheit und den Reichtum der Gegend unbeschadet überstehst. Allerdings würde ich mich selbst dann um Dich sorgen, wenn Du kräftiger wärest; denn es erfüllt einen mit Ungewissheit und Sorge, zeitweise nichts über denjenigen zu wissen, den man am innigsten liebt. Im Augenblick jedoch leide ich sowohl unter dem Gedanken an Deine Abwesenheit als auch unter dem an Deine schwache Konstitution; beides quält mich mit den verschiedensten Sorgen und Ungewissheiten. Ich befürchte alles Mögliche, ich bilde mir alles Mögliche ein, wie es natürlich ist, wenn man sich sorgt, und was in mir die größten Befürchtungen auslöst, ist meiner Einbildungskraft am nächsten. Umso mehr bitte ich Dich, mir ein oder zwei Briefe am Tag zu schreiben, um meine Furcht zu lindern. Denn solange ich sie lese, bin ich beruhigt, und meine Angst setzt sofort wieder ein, wenn ich mit dem Lesen fertig bin. Lebe wohl.

Epistula 6,7: Gaius Plinius grüßt seine Calpurnia

Du schreibst, dass Dir meine Abwesenheit sehr zu schaffen macht, und dass Dein einziger Trost darin besteht, an Stelle von mir meine Briefe zu bekommen und sie vor Dir zu haben. Es freut mich, dass Du nach mir fragst, und es ist bezaubernd, dass Du Dir mit Hilfe meiner Briefe Linderung verschaffst. Ich wiederum lese Deine Briefe mit dem größten Eifer und nehme sie wieder und wieder zur Hand, als wären sie neu. Umso mehr stehe ich jedoch vor Sehnsucht nach Dir in Flammen. Denn wenn die Briefe schon so viel Liebenswürdigkeit ausstrahlen, wie viel dann erst ihre süße Verfasserin beim Sprechen! Schreibe mir trotz allem so oft wie möglich, auch wenn es mir gleichermaßen Freude wie Leid bereitet. Lebe wohl.

Epistula 7,5: Gaius Plinius grüßt seine Calpurnia

Es ist unglaublich, wie sehr ich mich nach Dir sehne. Vor allem ist die Liebe daran schuld, denn schließlich können wir uns nicht daran gewöhnen, ohne den Geliebten zu sein. Das ist der Grund dafür, dass ich einen Großteil der Nächte mit Deinem Bild vor Augen wach liege, daher kommt es, dass mich meine Füße ohne mein Zutun untertags – zu der Zeit, in der ich früher immer mit Dir zusammen war – im wahrsten Sinne des Wortes zu Deinem Zimmer führen, und dass ich dann traurig und betrübt wie ein Ausgesperrter von dem leeren Haus zurückkehre. Diese Qual lässt nur dann nach, wenn ich mich auf dem Forum in Gerichtsreden für Freunde verausgaben kann. Beurteile Du, wie mein Leben aussieht, wenn ich Ruhe nur noch in der Arbeit und Trost nur noch in Sorge und Kummer finde. Lebe wohl.

Pietro Bembo (1470-1547)

an Lucrezia Borgia

Pietro Bembo war ein italienischer Humanist und Kardinal. Er soll mit Lucrezia Borgia, der Tochter von Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI., ein Verhältnis gehabt haben. Er widmete ihr eines seiner bedeutendsten Werke, Gli Asolani, einen philosophischen Dialog über die platonische Liebe.

Venedig, 10. Februar 1505

Solange ich lebe, erinnere ich mich nicht, je einen Brief erhalten zu haben, der mir so süß gewesen wäre, wie der, den Eure Herrlichkeit mir bei meiner Abreise übergab und in dem Ihr mir den deutlichsten Beweis liefertet, dass ich in Eurer Huld stehe. Wenn ich auch dafür schon früher einige Anzeichen gehabt habe, so hat mir doch diese Gewissheit von Eurer Hand unendliche Genugtuung und Beruhigung gewährt. Ich sage Euch daher allen Dank, den ich Euch für ein so köstliches Geschenk schulde – habe ich doch auf der Welt nichts anderes als Euch. In Erwiderung auf die Stelle, in der Ihr sagt, ich hätte wohl daran getan, Euren Kummer durch meinen Brief zu lindern, und dass Ihr schon längst darauf gewartet hättet, versichere ich Euch, dass ich Euch das erste Mal, das ich Euch sah, so fest in mein Herz geschlossen habe, dass Ihr in keinerlei Weise wieder herauskönnt. Und wenn ich lange Zeit Euch gegenüber geschwiegen habe, so ist dies aus dem Grunde geschehen, weil mein verwünschtes Missgeschick, das sich all meinen weiterreichenden Wünschen auf das Heftigste entgegenstemmt, es gewollt hat, dass mein einziges Sinnen und Trachten darauf stand, wie ich die Glut in meinem verwundeten und entflammten Herzen stillen könnte. Obgleich nun dieses selbe Missgeschick mir jetzt mehr als je hindernd in den Weg tritt, so schreckt es mich dennoch nicht ab und wird mich niemals abschrecken, Euch trotzdem zu lieben, Euch für meine und meines Lebens einzige und teure Herrin zu halten und Euch mit all jener lauteren und von Herzen kommenden Treue zu dienen, mit der ein aufrichtig und unwandelbar Liebender der Dame, die er über alles auf Erden liebt und verehrt, dienen kann. Ich bitte Euch inständig, ändert Eure Gesinnung betreffs dieser Liebe nicht, wenn sich auch, wie Ihr seht, vieles unseren Wünschen hindernd in den Weg stellt, sondern seid umso mehr darauf bedacht, Eure Liebe zu höherer Glut anzufachen, je mehr Ihr die Schwierigkeiten Eures Unternehmens erkennt, und bedenkt, dass jedermann zu lieben versteht, wo alles leicht und günstig und glatt vonstattengeht, wo sich aber tausend Schwierigkeiten und Hemmnisse, tausend Wachen, tausend Barrikaden, tausend Mauern entgegenstellen, da vermag nicht jedermann zu lieben oder will es nicht, wenn er es auch vermag, oder besitzt keine Ausdauer, wenn er es auch will. Daher ist es auch etwas sehr Seltenes, und weil es sehr selten ist, ist es auch etwas sehr Schönes, Hochherziges, Rühmenswertes und ein klarer Beweis sowie ein deutliches Anzeichen einer edlen, erhabenen Gesinnung. Denn, wie sehr ich auch eine ruhige Entwicklung unserer Liebe Schwierigkeiten vorziehe, so höre ich doch nicht auf, mich an der Kühnheit des Gedankens zu weiden, dass ich Euch allen Schicksalsgewalten zum Trotz liebe, und dass es nichts gibt, was mir diese Liebe aus dem Herzen reißen kann. Ich stelle mir vor, dass, wenn auch Ihr Euch durch nichts bewegen lasst, mir Eure Liebe zu entziehen, endlich doch der Tag kommen muss, an dem das Schicksal von uns besiegt und überwunden wird, wenn wir nur den Mut nicht sinken lassen. Dann wird uns die Erinnerung an unsere Festigkeit und Beständigkeit lieb und wert sein, und wir werden uns bei dieser Erinnerung glücklich fühlen, da der Triumph umso größer und erhebender ist, je schwerer und mühsamer der Sieg zu erringen war. Da Ihr mir versichert, Ihr wünschtet das Leben »nur, um es mir zu widmen«, so erkläre ich Euch, dass ich fortan nicht nur ebenfalls mein Leben einzig zu dem Zwecke verwenden will, Euch zu dienen, und nach nichts anderem trachten, auf nichts anderes sinnen, sondern dass ich mich auch keinen Augenblick bedenken will, es Euch zuliebe aufs Spiel zu setzen und hinzuopfern. Da man doch auf alle Fälle sterben muss und zehn bis zwanzig Jahre mehr oder weniger keinen Unterschied ausmachen, so wäre es mir viel erwünschter, wenn ich doch einmal diese Welt verlassen muss, dass dies jetzt und in Eurem Dienste geschähe, als dass ich, Eurer Huld beraubt, noch lange zu leben hätte. Da Ihr wisst, dass ich mich glücklich schätze, wenn ich Euch etwas zuliebe tun kann, so bitte ich Euch, Ihr möchtet ganz ohne Rücksicht auf mein Leben über mich verfügen. Vor allem aber bitte ich Euch, darauf achtzuhaben, dass niemand Eure Gedanken erfahren oder erraten kann, damit uns die Wege, die zu unserer Liebe führen, nicht noch mehr versperrt und verlegt werden, als es jetzt schon der Fall ist. Traut niemandem, es sei auch, wer es wolle, bis ich zu Euch komme, was bestimmt zu Ostern geschehen wird, wenn ich dann noch am Leben bin. Der Überbringer dieser Zeilen, der mir auf das Treueste ergeben ist, wird auf dem Rückweg von Verona wieder bei Euch vorsprechen, um sich zu erkundigen, ob Ihr mir keine Befehle zu erteilen habt. Habt die Gewogenheit, in der Zwischenzeit eine Antwort für mich fertigzumachen und sie ihm in der größten Heimlichkeit auszuhändigen; dann wird sie mir auf das Sicherste überbracht werden. Da wir uns ferner nicht mündlich unterhalten können, so bitte ich Euch, damit zufrieden sein zu wollen, dass Ihr brieflich mit mir nach Herzenslust plaudern könnt, und mir zu berichten, in welcher Weise Ihr lebt, welches Eure Gedanken sind, wer Euer Vertrauter ist, was Euch quält und was Euch tröstet. Achtet wohl darauf, dass Euch niemand schreiben sieht; denn ich weiß, dass man Euch bewacht. Ich werde also, wie erwähnt, zu Ostern kommen und auf einen Monat oder etwas länger nach Rom gehen.

Nunmehr küsse ich Eure allersüßeste Hand, von der mein Herz zusammengepresst wird, und außerdem küsse ich, wenn Ihr mir die Erlaubnis dazu gebt, eins von Euren holden, strahlenden und süßen Augen, die mein ganzes Herz verzaubert haben und die hauptsächlichste und schönste, wenn auch nicht die einzigste Ursache meiner Liebesglut sind. Erinnert Euch bisweilen daran, dass ich an nichts anderes denke, nichts anderes vor Augen habe, nichts anderes verehre als Euch, und dass ich keine Schicksalsschläge, kein Unglück, das mich treffen könnte, fürchte, wenn ich weiß, ich gehöre Euch in treuem Gedenken und in Liebe an, dass ich keine andere Seligkeit in diesem Leben kenne als Eure Zuneigung, die der sicherste Hafen und Ruheplatz für mein umhergeworfenes Lebensschifflein ist. Habt die Gewogenheit, das beifolgende Agnus Dei, das ich eine Zeitlang auf meiner Brust getragen habe, zuweilen des Nachts aus Liebe zu mir zu tragen, wenn Ihr es am Tage nicht tragen könnt, damit die teure Wohnstatt Eures herrlichen Herzens, die ich ein einziges Mal küssen möchte, und sei es um den Preis meines Lebens, wenigstens von dem Amulett, das lange Zeit auf der Wohnstatt des meinen geruht hat, berührt wird.

Martin Luther (1483-1546)

an seine Frau Katharina (Herr Käthe)

Der Reformator Martin Luther verhalf Katharina von Bora auf ihre Bitte hin mit einigen anderen Nonnen zur Flucht aus dem Kloster. Er brachte die Frauen in Wittenberg unter und vermittelte ihnen Ehemänner oder Anstellungen. Katharina heiratete er schließlich selbst, nachdem zwei Versuche, sie mit anderen zu vermählen, gescheitert waren.

Dessau, 24. Juli 1534

Lieber Herr Käthe!

Gestern hatte ich einen bösen Trunk gefasset, da musst ich singen. Trink ich nicht wohl, das ist mir leid, und tät’s so recht gerne, und gedacht, wie gut Wein und Bier hab ich daheime, dazu eine schöne Frauen oder (soll ich sagen) Herren. Und du tätest wohl, dass Du mir herüberschicketest den ganzen Keller voll meins Weins und ein Pfloschen Deines Bieres, so erst Du kannst. Sunst komme ich für dem neuen Bier nicht wieder. Hiermit Gott befohlen, samt unsre Jungern und allem Gesind. Amen.

Dein Liebchen Martin Luther

Weimar, 2. Juli 1540

Gnädige und freundliche liebe Jungfrau Käthe, Gnädige Frau von Zülsdorf (und wie Euer Gnaden mehr heißt), ich füge Euch und Euer Gnaden untertäniglich zu wissen, dass mir’s hier wohl gehet; ich fresse wie ein Böhme und saufe wie ein Deutscher, das sei Gott gedankt. […] Ich habe der Kinder Briefe gekriegt, aber von Euer Gnaden hab ich nichts kriegt. Werdet jetzt auf die vierte Schrift, ob Gott will, einmal antworten, mit Eurer gnädigen Hand. […]

Seid fröhlich alle und betet. Amen!

Martinus Luther

Dein Herzliebchen

Voltaire (François-Marie Arouet) (1694-1778)

an Marie-Louise Denis2

François-Marie Arouet alias Voltaire wird so manch abenteuerliche Frauengeschichte nachgesagt. Schon als 19-jähriger Sekretär in Den Haag hätte der spätere große Aufklärer beinahe eine 17-jährige Hugenottin entführt, die eine satirische Zeitschrift herausgab. Voltaire hat nie geheiratet; eine seiner Geliebten war Marie-Louise Denis, seine Nichte, mit der er seinen Lebensabend verbrachte und die er in seinem Testament als Universalerbin einsetzte. Marie-Louises erster Mann war nach nur vier Jahren Ehe gestorben. Nach Voltaires Tod heiratete sie im Alter von 68 Jahren noch einmal.

Montag, 27. Dezember 1745

Sie haben mir einen beglückenden Brief geschrieben, den ich an mein Herz gedrückt habe; ich bin gar nicht überrascht, dass Sie so gut Italienisch schreiben. Es ziemt sich für Sie, die Sprache der Liebe zu beherrschen. Bei Gott, ich kann Ihnen keinen Glauben schenken, wenn Sie mir sagen, dass Sie keinen Liebhaber hätten. Wie kann das möglich sein? Wie können Sie so viel Anmut einfach brachliegen lassen? Sie – und keine sinnliche Liebe? Ach, meine Allerliebste, Sie beleidigen Ihren Gott. Sie sagen mir, dass mein Brief brennende sinnliche Begierde in Ihnen geweckt hat, auch ich brenne vor Begierde. Ihre Worte haben mein Herz höher schlagen lassen und meine Leidenschaft entflammt. Ihrem Brief habe ich den Tribut entrichtet, den ich Ihrer Person hätte spenden wollen. Die Begierde verflüchtigt sich jedoch bald, aber die Freundschaft, die uns verbindet, das gegenseitige Vertrauen, die Freude des Herzens, die Begierde der Seele schwinden nicht so schnell dahin. Ich werde Sie bis zu meinem Tod lieben. Hier in meinem Zimmer werden Sie die vier Karten für die Aufführung von Armida vorfinden. Ich werde sie Ihnen zu Füßen legen und anschließend mit meiner lieben Denis von Paris nach Versailles fahren. Leben Sie wohl, ich umarme Sie tausendmal.

Diesen Mittwoch, Abends

Mein liebes Kind, Ihr Brief tröstet mich sehr über das Unglück hinweg, das es für mich bedeutet, hier in Versailles zu sein, über all die Mühen, die ich hier auf mich nehmen muss, damit mir auch nur die bescheidensten Bitten gewährt werden und um die Bosheiten abzuwehren, die man hier stets bereit ist, einander zuzufügen. Ich werde noch ganz blöd davon und bin sehr unglücklich, dass ich nicht zusammen mit Ihnen in Ruhe und Frieden leben kann, irgendwo weit weg von Königen, Höflingen und Armleuchtern. Diese Gedanken stürzen mich in Verzweiflung. Es treibt mir die Röte ins Gesicht, dass ich ein so großer Philosoph in der Theorie sein kann und ein so armseliges menschliches Exemplar in der Praxis. Nur jene finden Glück und einen Sinn im Leben, die selbiges mit ihren Freunden verbringen. Ich hoffe darauf, bald zurückzukehren; Ihre Gegenwart vertreibt all meinen Kummer und meine Sorgen. Aber welch ein Schicksal ist dies, fortwährend voneinander getrennt zu sein! Sich nach einander zu sehnen, ohne sich sehen zu können! Ach, ich bin es leid, nicht mit Ihnen im selben Haus zu weilen! Es scheint mir, dass Sie mir Seelenfrieden bringen.

Leben Sie wohl, mein liebes Kind. Lieben Sie den Wütenden von Versailles ein wenig!

[1746]

Ach, großer Gott, mein liebes Kind, wer sind die Übeltäter, die Ihnen erzählt haben, ich hätte mit Mme Le Dosseur zu Abend gegessen? Ich habe ganz sicherlich mit überhaupt niemandem zu Abend gegessen, seit ich mit Ihnen zu Abend gegessen habe!

Kommen Sie morgen doch zur Generalprobe, wenn Sie können, zusammen mit Mme Desfontaines, falls Sie kann. […]

Doch das sind schöne Bagatellen. Ich liebe Sie von ganzem Herzen. Das ist Ernst. Man wollte mich begraben, aber ich bin ihnen entschlüpft.

Einen Guten Abend, V.

Mein liebes Kind, da gibt es tausend Dinge, die ich Ihnen sagen muss. Falls Sie bei sich zu Hause dinieren, werde ich zwischen 3 und 4 Uhr vorbeikommen, um Sie nach ihrem Diner zu sehen. Erwarten Sie den allerbesten ihrer Freunde.

V.

Freitag [März 1749]

Mia cara, ich habe größere Lust, Sie zu küssen, als Sie keine haben, einen Rückfall zu erleiden. Ich diniere nicht mehr, ich habe um Ihretwillen meine Essgewohntheiten völlig auf den Kopf gestellt, bis Sie sich endlich dazu herablassen, mit mir zu Abend zu essen. Geben Sie um meinetwillen Mme du Bocage einen Korb, sie liebt Sie nicht so wie ich.

Johann Joachim Winckelmann (1717-1768)

an Friedrich Reinhold von Berg

Der Archäologe Johann Joachim Winckelmann beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit griechischer Kunstgeschichte, und seine Schriften wurden maßgebend für die Rezeption der antiken Kunst im 19. Jahrhundert. Er hatte Beziehungen zu mehreren jungen Männern, von denen er in Briefen an Gleichgesinnte offen erzählte, und behauptete sogar, dass der Sinn für männliche Schönheit und für Kunst untrennbar seien. 1768 wurde er aus ungeklärten Gründen in einem Hotel in Triest erstochen; möglicherweise hatte er seinem Mörder, dem Koch des Hotels, Avancen gemacht. Der Täter wurde durch Rädern hingerichtet.

Rom den 9. Jun. 1762

Edler Freund!

So wie eine zärtliche Mutter untröstlich weinet um ein geliebtes Kind, welches ihr ein gewalttätiger Prinz entreißt und zum gegenwärtigen Tod ins Schlachtfeld stellet; eben so bejammere ich die Trennung von Ihnen, mein süßer Freund, mit Tränen, die aus der Seele selbst fließen. Ein unbegreiflicher Zug zu Ihnen, den nicht Gestalt und Gewächs allein erwecket, ließ mich von dem ersten Augenblicke an, da ich Sie sahe, eine Spur von derjenigen Harmonie fühlen, die über menschliche Begriffe gehet, und von der ewigen Verbindung der Dinge angestimmet wird. In 40 Jahren meines Lebens ist dieses der zweite Fall, in welchem ich mich befunden, und es wird vermutlich der letzte sein. Mein werter Freund, eine gleich starke Neigung kann kein Mensch in der Welt gegen Sie tragen: Denn eine völlige Übereinstimmung der Seelen ist nur allein zwischen zweien möglich; alle anderen Neigungen sind nur Absenker aus diesem edlen Stamme. Aber dieser göttliche Trieb ist den mehresten Menschen unbekannt, und wird daher von vielen übelverstanden gedeutet. Die Liebe in dem höchsten Grad ihrer Stärke muss sich nach allen möglichen Fähigkeiten äußern:

I thee both as Man and Woman prize For a perfect love implies

Love in all capacities. – Cowley.

Und diese ist der Grund, worauf die unsterblichen Freundschaften der alten Welt, eines Theseus und Pirithous, eines Achilles und PatrocIus gebaut sind. Freundschaft ohne Liebe ist nur Bekanntschaft. Jene aber ist heroisch und über alles erhaben; sie erniedrigt den willigen Freund bis in den Staub und treibt ihn bis zum Tod. Alle Tugenden sind teils durch andere Neigungen geschwächet, teils eines falschen Scheines fähig; eine solche Freundschaft, die bis an die äußersten Linien der Menschlichkeit gehet, bricht mit Gewalt hervor, und ist die höchste Tugend, die jetzt unter den Menschenkindern unbekannt ist, und also auch das höchste Gut, welches in dem Besitze derselben besteht. Die christliche Moral lehret dieselbe nicht; aber die Heiden beteten dieselbe an, und die größte Taten des Altertums sind durch dieselbe vollbracht.

Ein einziger Monat Ihres verlängerten Aufenthalts in Rom und mehr Muse, mit Ihnen, mein Freund, besonders zu sprechen, würden diese Freundschaft auf unbeweglichen Grund gesetzt haben, und alle meine Zeit wäre Ihnen gewidmet gewesen. Dem ungeachtet hätte ich mich in starken und schriftlich unaussprechlichen Worten erklären müssen, wenn ich nicht gemerket, dass ich Ihnen in einer ungewöhnlichen Sprache reden würde. Sie können also glauben, dass ich nicht bezahlt sein wolle; Ihre gütige Meinung aber behält, ohne dieselbe stattfinden zu lassen, allen ihren Wert, und ich küsse Ihnen die Hände, wie für einen großen Schatz, welchen Sie mir hätten schenken wollen. Der Genius unserer Freundschaft wird Ihnen von ferne folgen bis Paris und Sie dort in dem Sitze der törichten Lüste verlassen; hier aber wird Ihr Bild mein Heiliger sein.

Dem teuern Herrn Grafen von Münnich, welcher aller Menschen Achtung und Liebe erwecket und verdienet, werden Sie mich bestens empfehlen. Meine Wünsche folgen demselben nach auf der großen Bahn der Ehre, die er offen sieht; einst ein großer tugendhafter Mann zu sein, von dessen Bekanntschaft ich in meinem Alter mit Ruhm sprechen kann.

Sie mein Edler, Geliebter, küsse ich mit Herz und Geist, und ersterbe Ihr

untertäniger Diener und eigener und ewiger Freund Johann Winckelmann

Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803)

an Maria-Sophia Schmidt (Fanny) und Margaretha Moller (Clärchen)

Die unglückliche Liebe des jungen Klopstock zu seiner Cousine Maria-Sophia Schmidt inspirierte ihn zu seinen frühen Oden, in denen sie als »Fanny« verewigt wurde. Knapp zehn Jahre später heiratete der Dichter Margaretha (Meta) Moller, die nur vier Jahre später im Kindbett starb und von Klopstock in seinen Elegien besungen wurde. In seinen Briefen nannte er sie oft »Clärchen«. Im hohen Alter heiratete er ihre Nichte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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