Liebeschaos leicht gemacht - Tim Eckhaus - E-Book
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Liebeschaos leicht gemacht E-Book

Tim Eckhaus

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Beschreibung

Ein Mann, ein Wort – aber kein Plan: Die turbulente Dating-Komödie „Liebeschaos leicht gemacht“ von Tim Eckhaus als eBook bei dotbooks. Sympathisch, einfühlsam und nett – eigentlich ist Lucas der perfekte Mann. Doch dummerweise nicht für die Damenwelt, denn sein Liebesleben ist ein Desaster! Sein Kumpel Fred ahnt: Frauen wollen keinen romantischen Softie, sondern einen knallharten Typen – und schleppt Lucas zu DEM Dating-Guru. Dessen Programm verspricht: Mit der richtigen Masche kriegst du jede ins Bett! Lucas ist skeptisch, ob mann so die Frau fürs Leben findet. Doch dann probiert er ohne große Hoffnung die neu gelernten Macho-Sprüche an der Traumfrau Kira aus. Und sieh an: Kira scheint Feuer und Flamme zu sein! Ob das mit rechten Dingen zugeht? Eine Komödie über Pick-Up-Artists, Pantoffelhelden – und die ganz große Liebe. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Liebeschaos leicht gemacht“ von Tim Eckhaus. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 242

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Über dieses Buch:

Sympathisch, einfühlsam und nett – eigentlich ist Lucas der perfekte Mann. Doch dummerweise nicht für die Damenwelt, denn sein Liebesleben ist ein Desaster! Sein Kumpel Fred ahnt: Frauen wollen keinen romantischen Softie, sondern einen knallharten Typen – und schleppt Lucas zu DEM Dating-Guru. Dessen Programm verspricht: Mit der richtigen Masche kriegst du jede ins Bett! Lucas ist skeptisch, ob mann so die Frau fürs Leben findet. Doch dann probiert er ohne große Hoffnung die neu gelernten Macho-Sprüche an der Traumfrau Kira aus. Und sieh an: Kira scheint Feuer und Flamme zu sein! Ob das mit rechten Dingen zugeht?

Eine Komödie über Pick-Up-Artists, Pantoffelhelden – und die ganz große Liebe.

Über den Autor:

Tim Eckhaus wurde unter anderem Namen, völlig nackt und ohne Geld auf dem Planeten Erde geboren. Zunächst konnte er nicht sprechen, also begann er gleich mit dem Schreiben. Leider gelang es ihm nie, sich selbst und die Welt allzu ernst zu nehmen. Daher verfasst er heute ironisch-heitere Texte. Zum Beispiel romantische Komödien, aber endlich mal aus Sicht des Mannes. Und der hat es heute ziemlich schwer, findet Tim.

Seine Website  www.timeckhaus.com ist auch Heimat des weltweit ersten „Anti-Ratgebers“: Gratis-Tipps für alle Lebenslagen – witzig, absurd und mit der richtigen Dosis Ironie versehen.

***

Aktualisierte Originalausgabe Juni 2018

Dieses Buch erschien bereits 2016 unter dem Titel Echt jetzt? bei dotbooks.

Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Foxy Image (Häuserzeile), Nazeya Shanchuk (Paar)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95824-754-3

***

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Tim Eckhaus

Liebeschaos leicht gemacht

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Wie soll ich bloß die Eine erkennen?, fragte Lucas sich, umgeben von Rosen und Hyazinthen. Das war eine berechtigte Frage, schließlich trugen Frauen ja keine knallgelben Schilder mit der Aufschrift: »Hier! Ich bin dieEine, die Richtige. Die, mit der du den Rest deines Lebens verbringen willst!«

Lucas Breitfelds Liebesleben war derzeit ein Desaster, ohne Aussicht auf Besserung. Sein 30. Geburtstag lag nun ein halbes Jahr zurück. Ein eher bitteres Erlebnis, durch das ihm die Notwendigkeit, einen Gang höher zu schalten, schmerzhaft bewusst geworden war. Denn bisher waren alle seine Versuche, die Eine zu finden, in etwa so erfolgreich gewesen wie die Jungfernfahrt der Titanic.

Der Grund, warum Lucas sich in diesem Moment die Frage nach der Auffindbarkeit der Einen stellte, stand unweit von ihm entfernt in seinem Blumenladen und betrachtete die ausgestellten Lilien. Die selbstbewusste Art der hübschen Schwarzhaarigen, an den Preisschildern vorbeizugehen, ließ Lucas sie in die Kategorie der »Ich muss ja nicht«-Käuferin einordnen. Solche gab es viele, obwohl sich jede Einzelne von ihnen für etwas Besonderes hielt. Seit er den Laden vor zwei Jahren hier in der Innenstadt eröffnet hatte, waren wohl jeden Tag zwei oder drei dieser Sorte hier gewesen. Dieser Typ Käuferin war nicht der schlechteste, denn obwohl er lange zögerte, sich jeden Stengel genau ansah und viele Fragen stellte, ging er meist nicht mit leeren Händen.

Tolle Figur, dachte Lucas und fand sich selbst oberflächlich. Aber andererseits: Wonach sonst konnte »Mann« eine Frau beurteilen, die Mann nicht kannte? Mit der Mann noch nie ein Wort gewechselt hatte? O. k., es blieb total oberflächlich.

Er ließ die Schwarzhaarige nicht aus den Augen und tat so, als würde er sich mit der Kasse beschäftigen, in der wie immer viel zu wenige Scheine und Münzen ihre Aufwartung machten. Schließlich nahm Lucas seinen Mut zusammen. Er konnte ja schlecht darauf warten, dass sie ihn anspräche – das taten sie nie. Die Gelegenheit war günstig, denn Gabi, seine oft mütterliche Ratschläge von sich gebende ältere Teilzeitkraft, hatte heute ihren freien Tag. Auch Hannes, sein Lehrling, war gerade nicht im Laden. Somit hatte Lucas freie Bahn – und kein Publikum –, als er sich der attraktiven Frau näherte.

»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er.

Die heiße Schwarzhaarige musterte ihn von oben bis unten. Ja, genau das kannte er – diesen Blick, diese erste Einschätzung.

Er konnte erkennen, dass sie auch diesmal positiv ausfiel – wenig überraschend. Lucas wusste, dass er ein gutaussehender Mann war: groß, schlank, etwas längeres, volles Haar, strahlende Augen und ein gewinnendes Lächeln.

»Kommt ganz darauf an …«, sagte die Schwarzhaarige.

Das hätte nun der Auftakt für eine durchaus prickelnde Konversation sein können, die wer weiß wohin geführt hätte. Nur leider kam es ganz anders. Wenn dieser erste zarte Kontakt das Perlen einer gerade geöffneten Flasche Champagner darstellte, so war das Ende dieses Gespräches ungefähr so, als trinke man Champagner, der zwei Wochen lang geöffnet auf der Fensterbank gestanden hatte. Wie hatte das in nur fünf Minuten passieren können? Dabei hatte er sie doch so gut beraten, hatte ihr alles über Iris, Orchideen und Nelken erzählt. Er hatte keine Ahnung, was es bedeutete, dass die Kundin schließlich statt einer Blume einen großen, länglichen Kaktus kaufte und wortlos das Geschäft verließ, ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen. Auch verstand er nicht, warum Fred so blöd grinste.

»Seit wann bist du hier?« Lucas war überrascht, seinen besten Freund zu sehen. Er hatte nicht bemerkt, dass dieser das Geschäft betreten hatte. Aber wie auch, er war ja … beschäftigt gewesen.

Fred nahm seinen Fahrradhelm ab, legte ihn auf die Theke neben die Kasse und fuhr sich durch das verschwitzte Haar. Es war ein warmer Sommer, und als Kurier legte er doch einige Kilometer pro Tag auf seinem Bike zurück. Darum war Fred auch so drahtig. Dafür machte das ständige Schwitzen seine Haut unrein, obwohl auch er auf die 30 zuging, kamen immer wieder mal wie bei einem Teenager Pickel zum Vorschein. Fred blickte Lucas belustigt durch seine runden Brillengläser an.

»Lang genug, um entsetzt zu sein. Kaum zu glauben, was für einen schwachen Mist du hier abziehst!«

»Was soll das bitte heißen?« Lucas runzelte die Stirn.

»Du bist so ein Schwachmat, ein schlapper Bruder, ein Loser – das ist überhaupt nicht zu packen!«

»Das sehe ich naturgemäß anders.«

Fred lachte verächtlich auf und sagte: »Das kannst du echt nicht bringen. Wie du die Braut anmachst, ist so was von völlig daneben.« Er kam einen Schritt näher, wohl um noch eindringlicher zu werden. Nun flüsterte er fast: »Ich will dir einen Rat geben, denn ich weiß, wie es wirklich läuft.«

In diesem Moment steckte Hannes, Lucas’ Auszubildender, seinen runden, roten Kopf zur Tür herein.

»Chef, ich hätte jetzt Ihre Gummibäume da«, piepste er. Seine hohe, dünne Stimme stand im Kontrast zu seinem fülligen Körper.

Lucas nickte ihm zu. Hannes war zuverlässig, für einen 16-Jährigen eine seltene Eigenschaft. Nur den »Chef« und das »Sie« hatte Lucas ihm einfach nicht abgewöhnen können. Es war schon ungewöhnlich, dass jemand das Angebot seines Chefs, ihn zu duzen, ablehnte. Aber vielleicht zeugte das von besonderem Respekt.

»Hilfst du mir beim Reintragen?«, wandte sich Lucas an Fred.

»Klar, warum nicht?«, sagte Fred. »Aber das Thema ist noch nicht erledigt.«

Körperlich anstrengende Tätigkeiten wie das Tragen von Gummibäumen in Tongefäßen standen sowohl bei Lucas, der die schönen Dinge des Lebens bevorzugte, als auch bei Hannes, der grundsätzlich jede Bewegung scheute, nicht unbedingt ganz oben auf der Liste der liebsten Tätigkeiten. Fred, wohl der Fitteste unter ihnen, zeigte als Einziger kaum Zeichen erhöhter Anstrengung – was auch daran lag, dass er nicht nur täglich viele Kilometer mit dem Rad fuhr, sondern seine Freizeit wandernd in den Bergen verbrachte und bei jeder Gelegenheit irgendwo an einer Felswand hing. Das machte Arme wie aus Stahldraht. Auch jetzt wurde Fred nicht müde, ihnen seine deutliche körperliche Überlegenheit vorzuführen, wobei er fast oberlehrerhaft seine Manöverkritik fortsetzte: »Du hast diese Frau in keiner Weise herausgefordert! Keine Überraschung, dass sie dich kaum beachtet hat.« Er hob mühelos einen schweren Gummibaum an. »Hast du gesehen, was sie am Ende gekauft hat?«

Lucas ließ die Begegnung vor seinem geistigen Auge ablaufen. Obwohl er ihr als Dekoration für ihre Gartenterrasse verschiedene Blumen vorgeschlagen hatte, war ihr Blick – umso häufiger, je länger er ihr Erklärungen lieferte – an dem Kaktus hängen geblieben. Ein dicker, großer, langer Kaktus. Man musste nicht Freud sein, um zu wissen, worauf Fred hinauswollte.

»Kakteen werden als phallisches Symbol überbewertet«, sagte Lucas. »Die hatte noch was zu erledigen, das ist der Grund, dass sie so plötzlich weg war.«

»Ja klar, lüg dir nur in den eigenen Sack. Die hat die Flucht vor dir ergriffen, du hättest sie nämlich sonst zu Tode gelangweilt«, gab sich Fred überzeugt und richtete einen Gummibaum auf, der in seinem Topf verrutscht war. »Wenn du nur ein wenig in dich gehst, musst du zugeben, dass dir das Gleiche doch mit all deinen Exfreundinnen passiert ist: Lydia, Karoline, Franziska …«

»Francesca hieß die«, warf Lucas ein. Leider musste er Fred aber ansonsten recht geben. Tatsächlich waren seine letzten Beziehungen auf unerklärbare Weise auseinandergegangen. Die Frauen hatten alle mit ihm Schluss gemacht und dabei Dinge gesagt wie: »Wir haben uns auseinandergelebt«, »Es ist nicht mehr so, wie es war«, oder auch: »Du bist mir zwischen den Fingern zerronnen« – was immer das heißen sollte.

Fred stellte den letzten Gummibaum ab. »Du musst da einfach härter rangehen. Dein Softie-Weichei-Gesäusel hätte vielleicht im vorigen Jahrhundert funktioniert. Aber jetzt ticken die Frauen anders. Jetzt ist wieder der Mann angesagt, der weiß, was er will.«

»Weiß ich ja auch«, sagte Lucas.

»Und was?«, fragte Fred mit hochgezogenen Augenbrauen, die plötzlich seine runden Brillengläser überragten.

»Ich will die Eine finden. Die Eine, mit der es absolut richtig ist. Verstehst du? Keine Kompromisse.«

»Und dann Hochzeitsglocken? Babygeschrei?«

»Warum nicht?«

Fred zuckte die Schultern. »So weit musst du erst mal kommen. Bei dir scheitert es ja schon bei den einfachsten Dingen. Du kannst ja nicht mal für zehn Minuten das Interesse einer Frau halten.«

Lucas sah Fred böse an. »Ach ja? Und das wäre anders, wenn ich richtig hart und tough wäre? Ein Macho? Ein Cowboy, gerade vom Pferd gestiegen? Dann liegen mir die Damen zu Füßen? Träum weiter!«

»So läuft das nicht«, schüttelte Fred den Kopf. »Du kannst das nicht so plump machen. Du musst einfach die gewisse Ausstrahlung haben: Es geht um … um … die natürliche Überlegenheit des Mannes.«

»Die gibt es?«

»Spielt keine Rolle, ob es die wirklich gibt. Du musst fest daran glauben, dann glaubt sie es auch. Die Frau will grundsätzlich zu einem Mann aufschauen können. Ist so eine Art Spiel. Und vor allem ist das alles in den Genen verankert. Wenn das nicht so wäre, wäre die Menschheit schon ausgestorben.«

Lucas wandte sich von Fred ab. Er holte eine wunderbare, langstielige weiße Rose aus einer Vase und hielt sie Fred hin.

»Genau so sehe ich die Frauen. Sie sind Blumen. Sie sind schön und verletzlich, und man muss vorsichtig mit ihnen umgehen. Dann lieben sie einen und blühen auf.«

Fred sah richtig erschrocken aus. »Mann, ich glaube, mir wird schlecht. Das Einzige, was Blumen tun, wenn du sie nicht unter Kontrolle hältst und hin und wieder zuschneidest: Sie wachsen dir über den Kopf!«

Kapitel 2

Kira konnte Warten nicht ausstehen. Sie brachte Dinge gerne voran. Wenn sie jemand davon abhielt, machte sie das sauer.

Sie sah sich um. Der Gang im Fernsehsender war hell. Durch große Glasfenster strömte Sonnenlicht herein, und Kira war froh, dass die Klimaanlage funktionierte.

Ein Blick auf die Uhr, ein nicht ganz billiges Markenstück aus der Schweiz. Sie wartete nun schon 32 Minuten. Das war eine Frechheit! Aber gut, die Leute vom Sender konnten es ja mit einem machen. Die im Fernsehgeschäft wussten, dass fast jeder Schlange stand, um einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Sie prüfte, ob sich keine Strähnen aus dem Knoten, zu dem ihr Haar zurechtgemacht war, gelöst hatten. Ihr Businessoutfit saß perfekt. Der dunkelblaue Rock und die weiße Bluse unterstrichen ihre berufliche Professionalität. Sie war bereit.

Als endlich die Tür aufging und eine eher missgelaunte Sekretärin Kira zur Chefredakteurin brachte, waren 51 Minuten vergangen. Dementsprechend geladen war Kira.

Die Redakteurin, eine fülligere Frau um die 50, schüttelte Kiras Hand über den Schreibtisch hinweg und sah sie dabei nur kurz an.

»Bitte sehr, nehmen Sie Platz.«

Kira setzte sich, überlegte kurz, ob sie Frau Mallinger auffordern sollte, sich für die Verspätung zu entschuldigen. Aber gut, das hätte dieses Bewerbungsgespräch vorzeitig zu einem Ende gebracht, das wusste sie. Also biss sie die Zähne zusammen und schwieg.

Lustlos blätterte Frau Mallinger die vor ihr auf dem Schreibtisch liegenden Unterlagen durch – zunächst Kiras Lebenslauf, dann ihr Anschreiben.

»Oh, oh.«

Kira sah sie fragend an.

»Hat man Sie nicht verständigt?«, fragte Frau Mallinger, um dann in den Vorraum hinauszurufen: »Frau Lackner, haben Sie Frau Funke verständigt?«

»Wieso verständigt?«, kam es vorwurfsvoll zurück.

»Na, dass die Wirtschaft-Redaktionsstelle schon vergeben ist!«

»Was?«, rief Kira aus. »Mich hat niemand informiert! Bin ich umsonst hergekommen?«

»Umsonst nicht, nur gratis!« Die Redakteurin schmunzelte. Kira blickte sie nicht gerade freundlich an. »Immerhin haben wir uns kennengelernt«, fügte die Redakteurin hinzu und streckte Kira die Hand hin. Kira ergriff sie aber nicht.

»Haben Sie mir sonst etwas anzubieten – wenn ich schon mal hier bin?« Kira musste sich wirklich um Fassung bemühen, sie hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte.

Frau Mallinger zog ihre Hand zurück, zugleich wanderten ihre Mundwinkel deutlich nach unten. Sie dachte nach und sah dabei zum Fenster hinaus, wo gerade zwei Tauben auf dem Fenstersims im Liebesspiel vertieft waren. Als sie sich Kira zuwandte, war ihr Blick kalt.

»Es gibt noch einen Redaktionsjob in der Lifestyleabteilung.«

Kira starrte sie an. Das konnte nicht ihr Ernst sein.

Sie hat doch meinen Lebenslauf gelesen!, dachte Kira. Sie war bis vor kurzem PR-Managerin beim größten Automobilkonzern der Stadt gewesen. Hochqualifiziert. Wenn der Konzern seinen Firmensitz nicht nach Zürich verlegt hätte, hätte sie ihre Arbeit noch. Und vor allem, wenn die Männer der Abteilung sich nicht zusammengeschlossen hätten, um sie als Frau von den wichtigen Positionen und Projekten fernzuhalten. Aber gut, ihrer Wut auf die Exkollegen wollte sie nicht weiter Raum geben. Nicht jetzt. Jetzt war sie hier. Sie musste sich konzentrieren. Gute Jobs wuchsen nicht auf Bäumen.

»Ich habe mich als Leiterin der Wirtschaftsredaktion beworben, nicht als einfache Redakteurin bei einer Lifestylesendung«, protestierte Kira.

»Das ist schon richtig, und Ihre Qualifikationen sind ja auch ausgezeichnet. Nur ist die Stelle eben bereits vergeben. Da hat etwas mit der Kommunikation nicht funktioniert.« Sie machte mit den Fingern Anführungszeichen beim Wort »Kommunikation«, was Kira nicht ausstehen konnte.

»Was ist das für ein Lifestylemagazin?«, fragte Kira, nicht wirklich interessiert.

»Mode, Essen, Gesundheit, kleine zwischenmenschliche Geschichten … das Übliche. Hat exorbitante Quoten. Es wird eine Person gesucht, die das Format Menschen, die verrückte Dinge tun betreut.«

»Ah ja.«

Hätte Kira nicht dringend einen Job gebraucht, wäre sie jetzt aufgesprungen und hätte das Büro verlassen. Doch die letzten Monate waren nicht gerade angenehm gewesen. Sie hatte sich um viele Stellen beworben, doch nichts hatte geklappt. Es gab immer irgendwelche Gründe für Absagen: Sie war überqualifiziert, zu teuer, falsch qualifiziert, passte nicht ins Team – dieses oder jenes, oft fehlten auch einfach die richtigen Beziehungen zu den richtigen Leuten. Sie konnte also nicht behaupten, dass sie etwas Besseres in Aussicht hätte. Und sie hatte sich geschworen, nie mehr in einem Konzern zu arbeiten. Leider stimmten die Klischees: Die Strukturen waren wirklich zerstörerisch, Menschen wurden in der Tat nur als Human Ressources gesehen. Sie wollte etwas schaffen, das Bestand hatte. Wieder mehr wie eine Journalistin arbeiten, wie sie es am Anfang ihrer Karriere bei einer Zeitung getan hatte. Produktiv sein, etwas kreieren – gerne hätte sie das mit ihrem Wissen in der Wirtschaft verbunden, aber o. k., als Einstieg ins Geschäft konnte auch eine Redaktionsstelle im Lifestylebereich eine Möglichkeit sein. Sie war angesichts ihrer Lage bereit, in den sauren Apfel zu beißen.

»Ich mach’s. Wann kann ich anfangen?«

Frau Mallinger blickte Kira belustigt an und ließ sich mit der Antwort ein paar Sekunden Zeit.

»So rasch geht das nun auch nicht. Ihnen ist doch klar, dass Sie nicht die einzige Bewerberin sind?«

»Haben Sie denn viele so gut Qualifizierte wie mich?«

»Auf Papier sehen Sie sehr gut aus, Frau Funke, aber wer sagt mir denn, dass Sie auch das Herz haben, eine spannende, lebensnahe Reportage abzuliefern?«

»Ich sage das.«

»Reicht mir nicht. Wie von allen anderen Bewerbern erwarte ich eine Arbeitsprobe. Gehen Sie hinaus und bringen Sie mir eine Videoreportage – eine hammergeile Geschichte, gesellschaftlich relevant, aber vor allem witzig, stylish und – wenn möglich – richtig sexy.«

Kapitel 3

Lucas spielte den Schlussakkord und klappte den Deckel des Pianinos über die Tasten. Es war ganz ruhig in der Wohnung. Sein Blick glitt über die Bilder, die Francesca gemalt hatte. Kräftige Acrylfarben, zumeist nackte Frauen, die sich hinter den Stämmen von Palmen versteckten.

Francesca hatte der Wohnung ihren Stempel aufgedrückt. Der Stil, modern mit einer Basis aus schlichten Formen aus guten Möbelhäusern, ergänzt mit einigen Highlights aus Designerstudios, zeugte von Geschmack. Wie so oft in solchen Momenten vermisste er sie, obwohl sie seit mehr als einem Jahr aus seinem Leben verschwunden war. Wieder die alte Geschichte – auch Francesca schien sich mit ihm gelangweilt zu haben. So sehr die beiden zunächst in allen Belangen harmonierten, nach drei Jahren war für Francesca die Luft raus. Er hatte die lebhafte Mailänderin nicht halten können, obwohl er sich das so sehr gewünscht hatte.

Plötzlich stieg eine quälende Erinnerung auf.

Lucas kommt ungewöhnlich früh nach Hause. Er macht Licht in der Wohnung, hört ein Lachen aus dem Schlafzimmer. Seine Hand schiebt die Tür langsam auf. Nackt, auf dem Bauch auf zerwühlten Bettlaken liegend: Francesca, eine Zigarette zwischen ihren Fingern. Als sie Lucas bemerkt, erschrickt sie und zieht ein Laken über ihren makellosen Körper. Ihr Gesicht zeigt eine Mischung aus Bedauern und Mitgefühl, schuldig fühlt sie sich nicht. Im nächsten Moment taucht neben ihr ein nackter, in jeder Hinsicht kräftig gebauter Mann mit eingedrückter Nase auf. Ein Mittelgewichtboxer, wie Lucas später erfahren sollte. Die beiden sehen Lucas ausdruckslos an. Lucas sagt zu Francesca: »Ich wusste gar nicht, dass du rauchst« und schließt leise die Tür.

Wie ein Stachel saß dieser Moment in Lucas’ Seele. Nur eine Woche später war Francesca ausgezogen, und drei Wochen später war sie mit dem Boxer verheiratet gewesen. Es war alles so schnell gegangen, dass Lucas wohl immer noch nicht wirklich verstanden hatte, was da geschehen war.

Francesca hatte bei ihrem eiligen Aufbruch nur ihre persönlichen Dinge mitgenommen. Zurück blieben die Einrichtung … und diese Gemälde. Die machte sie Lucas zum Geschenk, als Andenken an die gemeinsame Zeit. Einerseits war Lucas froh darüber, denn er mochte die Bilder, andererseits erinnerten sie ihn täglich an Francesca, ihr fröhliches Lachen und ihren süßen Akzent.

Das Läuten der Türklingel riss Lucas aus seinen düsteren Gedanken. Wer konnte das sein? Es war halb acht Uhr abends, und er hatte keine anderen Erwartungen mehr an diesen Abend gehabt, als sich eine Schnulze im Fernsehen reinzuziehen. Seine Freunde kritisierten oft, dass es doch seltsam für einen Mann sei, sich Romanzen à la Rosamunde Pilcher hinzugeben. Was sollte er machen? Wo sonst war die Welt noch in Ordnung, wenn nicht in Cornwall?

Lucas traute seinen Augen nicht, als er die Wohnungstür öffnete. Draußen standen drei ihm sehr vertraute Menschen. Vorneweg natürlich Fred, der ihn unverschämt breit angrinste. An seiner Seite atmete Hannes rasch und pfeifend, das Treppensteigen in den vierten Stock schien ihn bereits angestrengt zu haben, sein speckiges Gesicht war ganz rot. Unangebracht nervös, wie immer mit unstetem Blick, der nie lange den seines Gegenübers erwidern konnte, stand Dieter daneben. Dieter war ein mit Anfang 40 frühzeitig ergrauter, nervenschwacher Computerfachmann. Seit vier Jahren geschieden, war er wohl für die zweite Halbzeit seines Lebens zum Singledasein verdammt. Sein größter Traum war es immer gewesen, eine Smartphone-App zu entwickeln, mit der man Frauen aufreißen konnte. Er konnte aus dem Stand 33 mögliche Arten von Weltuntergängen nennen und auch deren Wahrscheinlichkeit. Themen wie Weltraum und Science-Fiction brachten seine Augen zum Leuchten wie eine Supernova. Wenn die Sprache dagegen auf seine Exfrau kam, erlosch dieses Leuchten und wurde zu kalter Asche.

Fred, Hannes und Dieter – was für ein Trio, das Lucas so erwartungsvoll ansah!

»Kommt rein«, sagte Lucas.

Die drei ließen sich nicht lange bitten und stürmten von einem seltsamen missionarischen Eifer getrieben in die Wohnung. Lucas musste sie zurückpfeifen – zuerst die Schuhe ausziehen. Er hatte zwar schon seit Wochen den Boden nicht gewischt, aber sie mussten ja nicht unbedingt zur weiteren Verschlechterung der hygienischen Situation beitragen. Dann ließen sich die drei auf der Couch nieder (auch eines der Stücke, die Francesca ausgesucht hatte), und Lucas bot allen ein Bier an. Nur Dieter lehnte ab. Er hatte in Folge seiner Scheidung eine Zeit lang äußerst stark über den Durst getrunken. Jetzt war es besser, er kam nicht mit Alkohol in Berührung. Lucas hatte Dieter kennengelernt, als dessen Ehe schon in den letzten Zügen lag. Dieter hatte damals die Buchhaltungssoftware des Blumenladens installiert. Dieter hatte Lucas von seiner Scheidung erzählt, und Stück für Stück war Lucas so was wie ein Vertrauter für ihn geworden. Später hatten sie ein paarmal gemeinsam was unternommen. Einmal hatte Lucas Dieter zuliebe alle Star-Wars-Filme hintereinander gesehen, danach hatte er eine Woche lang Schlafstörungen gehabt.

Lucas mochte den Computerfachmann, er war bei all seiner Unsicherheit auf seine Art verlässlich und stand immer zu seinem Wort. Außer, wenn er Alkohol trank. Dann kam eine andere Seite zum Vorschein, eine frustrierte Bestie, die in alle Richtungen biss und der man im Interesse der eigenen Gesundheit nicht zu nahe kam. Dieter bekam also eine Limo in die Hand gedrückt.

Lucas setzte sich zu den anderen und nahm einen Schluck Bier. »Was verschafft mir die Ehre eures Besuches?«

Fred, der es sich in einer gönnerischen, zurückgelehnten Pose in den weichen Kissen der Couch bequem gemacht hatte, grinste: »Heute ist dein Glückstag!«

Lucas blickte ihn fragend an, und das nicht nur, weil Fred ein seltsames T-Shirt mit der Aufschrift »I’m the man!« trug, auf dem ein stilisierter, aufgepumpter Bizeps zu sehen war.

Mit zusammengekniffenen Augen lehnte sich Fred vor. Er dachte vermutlich, das sähe so aus, als sei er Herr der Situation. »Du darfst heute dein klägliches, kleines Dasein verlassen und in die nächste Dimension eintreten.«

»Echt?«, wollte Lucas mit gespieltem Ernst wissen.

»Ich meine die nächste Dimension in der Kunst, Frauen zu willenlosen Sklavinnen zu machen«, präzisierte Fred.

Lucas sah zunächst zu Dieter, der, obwohl er direkten Augenkontakt vermied, der Idee wohl einiges abgewinnen konnte. Und bei Hannes sprangen ihm förmlich rote Backen, aufgeregte Augen und pure Begeisterung entgegen.

»Warum sollte ich willenlose Sklavinnen um mich haben wollen?«, fragte Lucas.

Die anderen sahen sich an, als spräche Lucas im Fieberwahn. Aber sie kannten ihn und seine romantische Seite.

»Das ist nur eine der Anwendungsmöglichkeiten«, sagte Dieter und nickte bedächtig. Wenn er sich seiner Sache sicher war, hörte dieser unstete Blick auf, und er konnte wirklich überzeugend sein.

»Ich denke, ich habe in dieser Runde schon öfter erwähnt, was ich wirklich will«, sagte Lucas.

»Ich glaube, das weiß sogar ich, Chef«, warf Hannes piepsend ein. Einmal mehr wünschte Lucas dem Jungen eine andere Stimme. Sein Mickey-Mouse-Timbre machte es nicht gerade leichter für ihn. Besonders wenn es um Mädchen ging. Die in der Berufsschule auf jeden Fall wollten nichts von ihm wissen. Eine hatte ihn sogar »Eunuch« genannt! Lucas vermutete, dass der Junge viel alleine war – und da Lucas ein gutes Herz hatte, nahm er Hannes manchmal mit, wenn er mit seinen Freunden ausging.

»Du willst die Eine finden«, stellte Hannes fest.

»So ist es«, pflichtete Lucas bei. »Aber wenn es so einfach wäre, hätte ich sie bereits gefunden.«

Fred fühlte sich veranlasst, wieder das Wort zu ergreifen: »Ich will mich ja nicht wiederholen, aber es liegt an dir, dass du keine kriegst. Beziehungsweise«, er deutete auf eines der Bilder, »keine bei dir bleibt.«

Das hatte gesessen. Lucas starrte seinen Freund wortlos an.

»Ich meine, nehmen wir doch Francisca …«, sagte Fred.

»Francesca.«

»O. k., diese Frau aus dem Süden war doch absolut scharf. Und weißt du, warum sie mit diesem Boxer in die Kiste gestiegen ist?«

»Das geht zu weit!«, protestierte Lucas, aber es klang schwach.

»Weil er ein echter Mann war!«, hielt sich Fred nun nicht mehr zurück. Er ließ seine Bierdose geräuschvoll auf den Tisch fallen, Lucas fürchtete um die unter dem Tischtuch liegende Glasplatte. Ein Sprung wäre fatal gewesen, der Tisch hinüber. Dennoch konnte er in dem Moment nichts sagen. Er fühlte sich schwach, wie gelähmt. Was Fred sagte, ging ihm unter die Haut. Dieser drahtige, von sich eingenommene Fahrradkurier war immer schon überzeugend gewesen. Als Lucas und er gemeinsam die Schule besucht hatten, hatte der zwei Jahre jüngere Fred Lucas einmal überredet, als Mutprobe einen Regenwurm zu essen – ekelig, den nussigen Geschmack hatte er nie vergessen! Aber Lucas musste Fred zugutehalten, dass er es geschafft hatte, dass Lucas eine Grenze überschritten hatte. Man konnte sagen, er war damals über sich hinausgewachsen. Aber hatte es wirklich ein Regenwurm sein müssen?

»Lucas, du siehst doch super aus«, sagte Fred jetzt. »Ich wünschte, ich würde nur halb so gut aussehen wie du. Trotzdem, du machst aus deinen Anlagen leider so gar nichts. Du bist wie der Elefant, der vor der Maus wegläuft. Du hast einen dicken Rüssel, aber – verdammt – du setzt ihn nicht ein!«

Der Vergleich war plastisch genug. Und tatsächlich: Lucas hatte sich schon oft gefragt, wieso er eigentlich bei Frauen nicht viel besser ankam, als sein Aussehen vermuten ließ. Er hatte selbst das Gefühl, dass seine Wirkung regelmäßig verpuffte – starker Beginn, noch stärker im Nachlassen. Oft fühlte er sich im Umgang mit Frauen wie in diesem Albtraum, den er von Zeit zu Zeit hatte. In diesem nächtlichen Horrorszenario hing er an der senkrechten Wand eines Berges, sah den Gipfel bereits über sich, kam aber keinen Zentimeter weiter. Er klammerte sich verzweifelt an die Wand, seine Kräfte schwanden. Irgendwann stürzte er ab, fiel in ein Meer, sank immer tiefer und ertrank schließlich in kalten Fluten.

Er hatte einmal einer befreundeten Psychologin von diesem Traum erzählt, und sie hatte gemeint, dass dieser Felsen für die weibliche Brust stehe und das Meer für Muttermilch. Mehr wollte sie nicht dazu sagen, sie hatte recht rasch das Interesse an ihm verloren.

»Aus welchem Grund seid ihr eigentlich hier?«, fragte Lucas, nichts Gutes ahnend.

»Hast du schon mal von Tom Woolfe gehört?«, wollte Fred wissen.

Der Name war Lucas nicht ganz unbekannt. Das Gesicht dieses Mannes war in Zeitschriften aufgetaucht – ein gutaussehender, fitter Mann, der wohl um die 50 sein durfte. Amerikaner, glaubte Lucas. Und falls er sich nicht irrte, hatte er auch mal in den äußersten Winkeln seines Bewusstseins ein Zeitungsinterview gesehen, das er allerdings nicht gelesen hatte. Das Einzige, das ihm in Erinnerung geblieben war: Tom Woolfe hatte irgendwie mit Frauen zu tun.

»Schon mal gehört. Wieso?«

»Na, weil Woolfe die Lösung all deiner Probleme sein kann!«

»Das glaub ich nicht.« Wenn es darum ging, etwas nicht zu glauben, konnte Lucas ziemlich schnell sein.

»Klar, du bist überzeugt, dass deine Probleme unlösbar seien«, sagte Fred. »Dass du ein verlorenes Schaf wärst, das eben ein wenig vor sich hin grast, und wenn die Zeit reif wäre, käme der Schlächter und aus wäre es.«

»Was ich glaube: Dass ein Leben, in dem man gutes Karma sammelt, auf jeden Fall belohnt wird. Am Ende wird sich immer das durchsetzen, was richtig ist.«

Hannes und Dieter sahen sich grinsend an.

Fred widersprach fast sofort: »Ja, ja – du mit deiner Flower-Power-Hippie-Philosophie! Genau das Gegenteil ist wahr: Du musst um dein Recht kämpfen, sonst gehst du unter. Sonst macht jeder mit dir, was er will!«

»Da kann ich Fred nur zustimmen«, sagte Dieter. »Ich habe das bei meiner Frau erlebt – die hat mir Stück für Stück jede Kompetenz geraubt. Am Ende war ich nur mehr so was wie ein Roboter.«

»Ein willenloser Sklave?«, meinte Lucas spöttisch.

Fred fand es gar nicht witzig, dass Lucas die Sache nicht ernst nahm. »Du solltest darüber nachdenken, ob ein Mann wie Woolfe nicht dein letzter Strohhalm ist, an dem du dich aus deinem Sumpf herausziehen kannst – oder deinem Meer.« Fred zwinkerte ihm zu, und in diesem Moment bereute Lucas es zutiefst, Fred in einem Anflug von durch zu viel Wein ausgelöstem Freundschaftsgefühl von dem Albtraum erzählt zu haben.

»Wie soll ein ›Mann wie Woolfe‹ mir helfen können? Vorausgesetzt, dass ich überhaupt Hilfe benötige?«

Hannes kicherte. »Sorry, Chef, aber Sie brauchen definitiv Hilfe!« Schön, das von einem 16-jährigen, übergewichtigen Azubi mit Piepsestimme zu hören, dachte Lucas.

Fred stand auf und holte sich noch ein Bier. »Woolfe baut dich von innen heraus neu auf. Der macht dich fit, der gibt dir den Kick, den du brauchst, damit es bei den Weibern endlich so richtig läuft.«

»Also wieder so ein Anmache-Guru?«

»Das kannst du so nicht sagen«, wehrte Fred ab. »Er ist das einzig Wahre. The real deal. Er weiß wirklich, wie es geht.«

»Ja, klar.«

»Sicher, es ist dein gutes Recht, skeptisch zu sein. Wird dir aber heute Abend vergehen.«

»Was habt ihr vor?«