Liebesspiele der Samurai - Alexandros Chakiris - E-Book

Liebesspiele der Samurai E-Book

Alexandros Chakiris

3,0

Beschreibung

Mitreißende Geschichten über ausgelebte Erotik der blütengleichen Schönheiten Japans und der tapferen Samurai. Jede ist anders, doch eine Gemeinsamkeit verbindet sie alle: Die genaue Schilderung asiatischer Liebeskunst und die Sinnlichkeit des Genusses. Der Leser betritt eine Welt voller Leidenschaft, berauschender Schönheit und quälender Sehnsucht. Es wird ihm die Türe zu einem Leben aufgestoßen, das er so bisher noch nicht kannte. Und er wird von nun an das Land der aufgehenden Sonne mit anderen Augen betrachten. Japan zur Zeit der Shogune. Mächtige Fürsten führen unzählige Kriege um Macht und Einfluss. Die einfache Bevölkerung leidet unter der immer schwerer werdenden Last der Steuern, während die Kriegerkaste der Samurai immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Kunst des Bushido, „der Weg des Schwertes“, mit seinen strengen uns kompromisslosen Regeln, bestimmt das Leben der Schwertkämpfer. Das sie ihre Homoerotik völlig vorurteilsfrei gniessen konnten, ist im Westen so gut wie unbekannt. Dieses Buch erzählt davon, wie sie ihre Liebe und ihre Leidenschaft mit ihren jungen Schülern ausleben. Es erzählt davon, wie der bildschöne Samuraischüler Taneiki doch noch das Herz seines stolzen Meisters Ito Takamori erobert. Und von der Nacht, in welcher Taneiki in die Geheimnisse von Liebesspielzeug eingeführt wird. Eine andere Geschichte berichtet von Katsuya, enem berühmten Samurai, der auserwählt wird, den jungen Erben eines Fürsten- hauses, unbeschadet und auf geheimen Wegen, sicher nach Süden zu begleiten. Ihre heimliche Liebe scheint jedoch durch die hoche Stellung des Jünglings unmöglich. Sie werden überfallen, und Yoshiaki wird in die Stadt des Feindes verschleppt. Dort soll er zur Schande seiner Familie an zahlungswillige Kunden verkauft werden. Der Samurai Katsuya macht sich auf den Weg, seine „Kirschblüte“ zu retten und mit ihr heimzukehren, oder gar nicht … Ganz anders die Geschichte der beiden bildschönen Frauen-darsteller des Kabukitheaters. Haruka und Takeshima. Mit der Kraft von Männern und der Grazie von Frauen, begeistern sie das Publikum. Die Nächte verbringen sie zusammen und genießen ihre Lust in vielfältiger, exotischer Weise. Nur diese kurzen, sinnlichen Momente des Glücks trösten sie über das Schicksal hinweg, das Sklaven vorbestimmt ist. Aber auch Gewalt und Schmerz können die Geliebten nicht lange trennen …

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Seitenzahl: 330

Veröffentlichungsjahr: 2012

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1. Auflage September 2006

2. Auflage April 2007

 

 

 

 

Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg

E-mail: [email protected]

www.himmelstuermer.de

Foto: ONO LUDWIG, www.ono-ludwig.de

Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer, AGD, Hamburg.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

 

ISBN: 978-3-934825-67-3

ISBN e-pub: 978-3-86361-134-7

ISBN pdf: 978-3-86361-135-4

ISBN prc: 978-3-86361-136-1

Alexandros Chakiris

 

 

 

 

Liebesspiele der Samurai

 

 

 

 

 

 

Dieses Buch ist für dich, meine Orchidee.

Das Teehaus unter dem Kirschenmond

 

 

Der Schüler des Samurai

 

„Gewiss, gewiss, edle Herren, es soll alles zu Eurer Zufriedenheit erledigt werden.“ Der dicke Jamamoto verneigte sich so tief, wie es sein kugeliger Bauch nur zulassen wollte. „Schnell, Kuro, wo steckst du, du fauler Kerl? Nimm die Pferde dieser beiden vornehmen Gäste und bringe sie in den Stall. Versorge sie gut, sonst … “ Der Wirt hatte Mühe, seinen Knecht anzuschimpfen und gleichzeitig seinen neuen Gästen ein lächelndes Gesicht zu zeigen.

Kuro, der zerlumpt und schmutzig aus dem Stall kam, beeilte sich, die drei ermüdeten Pferde am kostbaren Zaumzeug zu fassen. Ein wenig scheuten die Tiere bei seinem Anblick. Als würden sie die Nase rümpfen über den jungen Burschen, der so verwahrlost daherkam.

Der ältere der beiden Neuankömmlinge war ein Samurai. Er hatte die Rüstung angelegt und trug seine Waffen bei sich. Er winkte Kuro mit der Hand, näher zu kommen. Ängstlich und mit gesenktem Blick machte dieser zwei zaghafte Schritte.

„Du wirst die Tiere gut behandeln, Junge!“ Die Stimme des Samurai war tief, aber freundlich.

„Ja, Herr, wie Ihr befehlt, Herr!“ Kuro verbeugte sich mehrere Male mit gesenktem Kopf.

„Und du wirst nichts stehlen, was auf dem Packpferd ist.“ Jetzt sprach der Mann streng. Kuro zuckte unter den Worten zusammen.

„Nein, Herr, gewiss nicht, Herr!“, und wieder einige Verbeugungen.

„Du wirst das Gepäck in unser Zimmer bringen. Wenn ich mit dir zufrieden bin, werde ich dir das hier schenken.“ Bei diesen Worten hielt der Samurai eine kleine kupferne Münze ins helle Tageslicht. Es war eine Münze von geringem Wert, aber für Kuro war es ein Vermögen.

Der dicke Jamamoto warf sich dazwischen: „Das ist nicht nötig, edle Herren, ich versichere es Euch. Zu viel für einen Nichtswürdigen. Darf ich Euch hinein begleiten? Ich werde selber das Gepäck besorgen. Dieser schmutzige Kerl darf das Haus nicht betreten. Los, los, an die Arbeit.“ Er scheuchte den Jungen mit wedelndem Küchentuch in den Stall. Dann wies er mit einladender Geste zum Hauseingang. „Wenn Ihr eintreten wollt, edle Herren, so werde ich Euch sogleich Eure Zimmer zeigen.“

Der Schüler des Samurai war nicht ganz so kriegerisch ausgestattet, doch hatte auch er seine Waffen bei der Hand. Da die Haare auf seiner Stirn noch nicht geschoren waren, konnte er nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre alt sein. Flink wie ein Wiesel eilte Jamamoto den vornehmen Gästen voraus, wobei er ununterbrochen redete: „Es ist ein große Ehre für mich, so hohe Herren in meinem Hause zu bewirten. Mögen Eure Augen gnädig auf unserer bescheidenen Behausung ruhen. Wir haben selten so edle Gäste in unserem kleinen Dorf. Sicher sind die Herren besseres … “ Jamamoto hätte noch endlos so weitergeplappert, wenn Ito Takamori, der Samurai, ihn nicht mit entschlossener Handbewegung zum Schweigen gebracht hätte.

„Wir brauchen nur ein Zimmer. Hast du ein Badehaus, Wirt?“

Unterwürfig und von der ernsten Würde des Mannes beeindruckt, verneigte sich Jamamoto. „Ja, Herr, selbstverständlich, Herr. Ich will es gleich anheizen lassen. Habt Ihr sonst noch Wünsche, Herr?“

„Nach dem Bad wollen wir essen. Aber es eilt nicht.“

Unter ständigen Verbeugungen eilte der Wirt an seine Arbeit.

 

Der Raum war angenehm groß und fast luxuriös eingerichtet. Niemand hätte etwas Ähnliches in diesem Teehaus vermutet, wenn man sein schlichtes Äußeres betrachtete. Ito ließ sich auf dem breiten Bett nieder. Sein Schüler Taischi legte die Waffen beiseite und trat zu seinem Meister, um ihm aus der Rüstung zu helfen. Es klopfte an der Türe. Taischi schob sie auf.

Prustend und schnaufend stand Jamamoto davor, beladen mit dem Gepäck des Samurai. „Das Gepäck, edle Herren. Ich bitte um die Ehre, es bringen zu dürfen.“

Taischi nickte stumm. Ito Takamori betrachtete zunächst wortlos die eifrigen Versuche des Wirtes, die vielen Körbe und Beutel möglichst rasch und reibungslos zu verfrachten. Dann stand Ito langsam auf und griff nach seinem Schwert. Als Jamamoto fertig war und sich wieselflink wieder aus dem Staub machen wollte, sagte der Samurai in ruhigem, aber schneidendem Ton:

„Wieso denkt Ihr, Ihr könntet Eure Gäste beleidigen, Wirt?“, und dabei zog er unendlich langsam sein Schwert aus der Scheide. Die Sonne schien durch einen schmalen Spalt des Fensters und erhellte den Raum nicht sonderlich. Dennoch blitzte die schlanke, gebogene Klinge wie ein tödliches Juwel.

Der Wirt schluckte: „Wie … Herr … was meint Ihr?“ Jamamoto kam ins Stottern.

Ito sah mit kalten Augen in das entsetzte Gesicht. „Habe ich nicht dem Burschen befohlen, meine Sachen zu bringen? Gilt mein Wunsch so wenig in Eurem Haus?“ Der Samurai schnitt mit der Klinge durch die Luft. Ein feines metallisches Singen war zu hören.

„Verzeiht, Herr … ein Missverständnis. Ich bitte um Vergebung.“ Jamamoto war in Schweiß gebadet und wischte sich ängstlich über den kahlen Kopf. Er entschied sich zu einem Ablenkungsmanöver: „Das Badewasser … es ist in wenigen Augenblicken fertig, hoher Herr. Wenn Ihr gestattet.“ Unter ständigem Verbeugen verließ er schnell das Zimmer. Taischi lächelte.

„So, nun komm, Taischi. Hilf mir aus dem Panzer. Du lachst?“ Der Samurai überragte seinen Schüler um Haupteslänge. Als Taischi sich daran machte, die Riemen des Panzers im Rücken zu lösen, erklärte er: „Ich muss über den Wirt lachen, Meister. Sicher wollte er sich das Kupferstück verdienen, welches Ihr dem Knecht versprochen habt. Geschieht dem Geizkragen recht, dass er einen Schrecken bekommen hat.“ Der Panzer wurde in eine Ecke gelehnt und Taischi brachte aus ihrem Gepäck frische dunkle Kimonos.

„Du findest es belustigend, einem Menschen mit dem Schwert zu drohen?“, fragte der Samurai gefährlich leise.

Taischi erkannte sofort am Ton seines Meisters, dass etwas nicht stimmte. Er sah den großen, schlanken Mann erschrocken an. Der Jüngling kniete auf dem Boden nieder und verneigte sich ehrfürchtig vor seinem Lehrer. „Meister, ich weiß nicht warum, aber ich sehe, dass Ihr zornig auf mich seid. Verzeiht mir Unwürdigem.“

Ito band den Gürtel seines Kimono zusammen und setzte sich auf das Bett.

„Sag mir, Taischi, wie lange bist du jetzt bei mir?“

„Drei Monate, Herr.“ Taischi verneigte sich so tief, dass seine Stirn den Boden berührte.

„Also seit drei Monaten, nein, sieh mir ins Gesicht. Ich habe dich in meine Obhut genommen, weil deine Familie mich inständig gebeten hat, dich in den Künsten der Samurai zu unterrichten. Und auf dem ganzen Weg von Osaka nach Kyoto ist es dir nicht einmal in den Sinn gekommen, dass du dich darum kümmerst, wer unsere Pferde versorgt. Ist es denn meine Aufgabe, den Stallburschen anzuweisen, wenn mein Schüler neben mir steht? Ist es meine Aufgabe, ihm eine Münze zu schenken? Gibt es etwas, das wertloser ist als eine Münze, sei sie auch aus Gold geprägt?“

Taischi schüttelte schuldbewusst den Kopf. „Nein, Meister, Ihr habt Recht. Ich habe meine Pflichten versäumt. Das alles wären meine Aufgaben gewesen.“

Ito Takamori fuhr ernst und überlegt fort: „Wenn dann der Wirt sieht, welche niedrigen Pflichten ich übernehme und seinen Respekt vor einem Samurai des Daimyo von Nagoya verliert, und wenn dieser gleiche Wirt sich erlaubt, sich über meine Befehle hinwegzusetzen … denn der junge Schüler erlaubt es sich ja auch … dann bin ich gezwungen, das kostbare Schwert meiner Ahnen vor den Augen eines Unwürdigen zu entblößen. Dies ist nicht nur eine Klinge, Schüler. Dies sind eintausend Jahre Ehre. Wenn er dann vor Angst stammelt und seinen Fehler erkennt, besitzt dieser gleiche nachlässige Schüler die Frechheit, über die Angst dieses Mannes zu lachen.“ Ito hatte sich erhoben und stand nun ganz dicht vor dem armen Jüngling, der immer mehr in sich zusammengesunken war, obwohl er sich bemühte, eine würdige Haltung zu bewahren. Es wurde ihm recht unwohl in seiner Haut. „Du weißt, dass deine Familie große Hoffnungen in dich setzt.“

Die schwarzen Augen des Samurai bohrten sich in Taischis Herz. Er nickte stumm. Seine Kehle war einfach zu trocken, um etwas zu sagen.

„Dann musst du dich bemühen zu lernen, Taischi.“

Der Jüngling nickte wieder. Er wusste, dass sein Meister ihn in den ersten Monaten ohne weitere Erklärungen wieder nach Hause schicken konnte. Eine solche Schande durfte er seiner Familie nicht antun. Dann lieber den Tod. Es war ohnehin schwer gewesen, einen Samurai zu finden, der bereit war, ihn aufzunehmen. Andere Schüler begannen mit zwölf ihre Ausbildung und waren in seinem Alter fast fertig. Und es unterliefen ihm dauernd neue Fehler. Er wusste es. Obwohl er sich doch so sehr bemühte.

 

Ito Takamori war ein hoch gewachsener, schlanker Mann, dem man seine eisenharten Muskeln und Sehnen nicht ansah. Hinter dem ernsten, fein geschnittenen Gesicht verbarg sich der Verstand eines Philosophen. Darum schätzte der Daimyo seinen Rat bei wichtigen Entscheidungen. Deshalb war er auch nach Kyoto gerufen worden.

Immer noch sah der Samurai streng auf Taischi. Dann überreichte er ihm mit beiden Händen das wertvolle Schwert. „Hier, nimm es. Stelle die Lehren des Tao auf den Kaminsims und zünde davor die Räucherstäbchen an. Dorthin lege mein Schwert. Ich vertraue es dir an, Taischi. Nur deine oder meine Hände sollen es berühren. ‘Atem des Drachen’ ist sein Name. Und sein tödlicher Atem soll jeden treffen, der es beschmutzt.“

Taischi verneigte sich tief und atmete erleichtert auf. Seine Nachlässigkeit war vergeben worden. Er hatte von Samurais gehört, die jeden noch so kleinen Fehler hart bestraften.

„Und jetzt höre mir aufmerksam zu, Taischi. Ich will dir sagen, warum ich heute mit dem Stallknecht gesprochen habe. Er ist das niedrigste Geschöpf hier im Teehaus. Lerne die vier Regeln eines ehrenhaften Nachtlagers:

 

Bei deinem Kommen sei höflich und schweigsam, denn jede Verfehlung fällt auf deinen Meister zurück.

Bei deinem Abschied hinterlasse in den Herzen der Gastgeber ein kleines Glück, so dass sie gerne an dich zurückdenken.

Lege dein Haupt nicht zur Ruhe, bevor du die Ahnen nicht um ihren Schutz während der Nacht gebeten hast.

Dem Niedrigsten erweise dieselbe Höflichkeit wie dem Höchsten, denn dereinst wird die gleiche Erde uns bedecken.

Kannst du dir das merken, Taischi?“

Der junge Schüler sah seinen Meister aufmerksam an. Dann nickte er kurz und knapp. „Ja, Meister. Ich werde mich bemühen meine Pflichten besser zu erfüllen. Vergebt mir.“

Taischi war ein schlanker Junge, fast mädchenhaft zart. Sein Gesicht glich in seiner Schönheit einem Porzellankunstwerk. Andere Samurai hatten wegen dieser Zartheit den Jungen als Schüler abgelehnt. Die Kunst des Bushido, des Kampfes, das entbehrungsreiche Leben eines Kriegers für den Daimyo, schienen für Taischi völlig unpassend. Doch faszinierte gerade diese Zartheit Ito Takamori jedes Mal von neuem. Sie war mit einer der Gründe, warum er Taischi als Schüler aufgenommen hatte.

„Zieh deinen Kimono an, Taischi. Wir wollen das Badehaus aufsuchen.“

Der Junge tat in Windeseile, wie ihm geheißen war. Die langen, blauschwarzen Haare steckte er zu einem lockeren Knoten hinauf. Als Ito sich zur Schiebetüre wandte, sprang Taischi hastig herbei, um sie für den Samurai zu öffnen. Doch er zögerte einen Augenblick. Schüchtern drehte er sich zu seinem Meister und fiel plötzlich auf die Knie. Er küsste den Saum von Itos Kimono und flüsterte mit zitternder Stimme: „Meister, ich danke Euch. Ich danke Euch für die Geduld und Mühe, mit der Ihr versucht, mir Unwürdigem die Lehren des Tao beizubringen und die Kunst des Bushido. Ihr konntet unter vielen anderen Schülern wählen, die gewiss würdiger gewesen wären ... “ Taischi war ganz aufgewühlt. Plötzlich schämte er sich seines Gefühlsausbruches, denn es war nicht schicklich für einen Schüler, seinen Lehrer so unüberlegt anzusprechen. Also verstummte er mitten im Satz und hielt die breiten Ärmel des Kimono wie einen Vorhang vor sein Gesicht.

Der Samurai nickte ihm geduldig zu und betrachtete ihn lange, bevor er die unangenehme Stille unterbrach: „Du hättest diese Worte nicht sprechen sollen, Schüler, oder glaubst du, ich hätte dich auserwählt, wenn ich dich nicht für wert gehalten hätte? Erst wenn die Frucht reif ist, erkennt man, ob der Baum etwas taugt, sagen die Bauern. Aber ich bin kein Bauer, Taischi. Ich bin ein Samurai des Daimyo von Nagoya. Und die Samurai haben eine andere Regel: Schon an der Blüte wirst du sehen, ob die Frucht köstlich sein wird. Du musst viel lernen, Taischi, aber du könntest einer der besten werden.“ Der Samurai fasste den Jüngling mit eisernem Griff am Handgelenk und zog ihn mit Leichtigkeit vom Boden hoch. Taischis Wangen waren rosig vor Erregung. Er hatte mit einer brüsken Zurechtweisung gerechnet. Die milden Worte verwirrten ihn. Seine Augen schimmerten wie schwarze Jade und sein Mund hatte die zarte Röte der Frühlingskirschen.

Ito sah sich einer verführerischen Schönheit gegenüber, die dem Jungen nicht bewusst war. Er zog den Gürtel von Taischis Kimono auf und fegte das Kleidungsstück mit einer einzigen Handbewegung von den Schultern des Jünglings. Nackte Haut war darunter. Der Schüler erkannte, dass sein Meister mit ihm die Vereinigung wünschte. Jeder Samurai pflegte diese Art der Liebe, über die man nicht sprach. Taischi hatte von anderen Schülern manches gehört, und er war seinem Schicksal dankbar dafür, dass sein Meister auch darin nie seine Würde verlor.

„Willst du deinen Haarknoten für mich öffnen?“ Ito betrachtete die anmutige Geste, mit der Taischi die Spange aus Elfenbein öffnete. Wie eine dunkle Wolke fiel das lange, blauschwarze Haar bis hinab über die schlanken Hüften.

„Knie vor das Bett.“

Taischi gehorchte, ohne zu zögern. Sein nackter, biegsamer Körper hob sich hell gegen den schweren, dunklen Damast des Bettes ab. Es gab keine sanften Liebkosungen, keine zärtlichen Worte, keine Berührungen als nur die allernotwendigsten. Ito nahm ein kleines Fläschchen mit Sesamöl aus einer Schatulle und benetzte damit die große Schlange. Hart war sie und hungrig. Dann blieb er hinter Taischi stehen. Er zog seinen Kimono nicht aus. Nur mit dem Erwählten seines Herzens würde er nackt das Bett teilen. Und sein Herz besaß Taischi nicht. Der Samurai schob seinen Kimono auseinander und stellte sich hinter den vornüber geneigten Jüngling. Ito zwang sich, den Blick nicht zu lange auf die Lotosknospe zu richten, die rosig und mit zusammengefalteten Blättern zwischen den hellen, runden Hügeln schlief. Er wollte nur seine Lust stillen. Nicht sein Herz hatte gerufen, sondern er hatte das laute Zischen der harten, hungrigen Schlange vernommen, die jetzt ungeduldig zwischen seinen Lenden wippte.

„Bist du bereit?“, fragte er ernst.

„Ja, Meister.“ Taischi spürte, wie sein Meister mit dem Daumen die Blätter der Lotosknospe zu öffnen begann. Das Öl war dabei hilfreich. Der Daumen zeichnete Kreise, die immer größer und größer wurden, je weiter die kleine Knospe erblühte und sich ihre Blätter öffneten. Taischi fragte sich insgeheim, wie das wohl aussehen mochte. Und er bemerkte, dass dieser Gedanke allein genügte, damit auch seine Schlange erwachte und hungrig den Kopf hob. Der Daumen verschwand und an seine Stelle trat das harte Glied des Samurai. Mit einem einzigen langsamen Gleiten versenkte er es zwischen Taischis weichen Hügeln. Der Jüngling wurde tief in die Polster des Bettes gedrückt. Dann waren nur wenige intensive Stöße nötig und die harte Schlange begann, sich ruckartig zu bewegen und zu winden. Wie von Krämpfen gepackt, ergoss sie ihren heißen Samen in die dunkle Höhle, in der sie sich so wohl fühlte. Taischi strengte seine Ohren an, ob er nicht etwas erlauschen konnte. Aber da gab es nichts zu hören. Keine Worte, kein Stöhnen, nicht einmal ein lauter Atemzug. All diese Anzeichen von Genuss und Schwäche erlaubte sich der Samurai in Gegenwart seines Schülers nicht. Wenn Itos Lust befriedigt war, säuberte er sich mit einem Tuch und schloss seinen Kimono.

Taischi hatte Mühe, sich aufzurappeln. Auch er zog seinen Kimono schnell wieder an, denn der ehrenwerte Meister sollte sein erregtes Glied nicht sehen. Er hatte gelernt, dass er seine eigene Lust bezähmen musste. Ito hatte ihm erklärt, dass der Schüler lernen muss, seine Triebe zu beherrschen. “Sonst wirst du von ihnen beherrscht werden“, hatte der Samurai streng gesagt. Taischi wusste, dass es seine Pflicht war zu gehorchen.

Ito Takamori winkte seinem Schüler. Er bemerkte dessen Erregung. Allerdings wusste Ito genau, wie man junge Schüler abkühlte.

„Du wirst nach dem Bad in den Stall gehen und nach den Pferden sehen. Sie sind erschöpft. Das ist kein Wunder, denn wir sind fast am Ende unserer Reise. Wir wollen aber im Palast des Daimyo nicht eintreffen wie zwei Strauchdiebe. Einige Tage werden wir wohl hier bleiben, um auszuruhen. Deshalb müssen wir unsere Studien aber nicht unterbrechen. Ich werde den Wirt fragen, wo wir morgen Früh bei Sonnenaufgang mit Schwert und Bogen üben können. Jetzt komm!“

 

Die Ruhe und Wärme des Badehauses waren eine Wohltat für die beiden.

Der Winter hatte lange gedauert dieses Jahr. Und obwohl es die Zeit der Kirschblüte war, waren die beiden Reisenden auf ihrem Weg nach Kyoto an vereinzelten, hartnäckigen Schneeresten vorbeigekommen.

Der Gastraum des Teehauses war groß und behaglich. Es waren Nischen an den Seitenwänden eingerichtet, die auch für größere Gesellschaften ausreichend Platz hatten, dabei aber trotzdem einen Schutz vor neugierigen Blicken boten. Dem Eingang gegenüber befand sich eine große, quadratische Fläche, die von allen Nischen aus einsehbar war und vom Wirt für mancherlei Unterhaltung genutzt wurde. Musiker oder Puppenspieler erfreuten ab und zu die Gäste.

 

 

Die Dame Asukai

 

Ito Takamori nahm mit seinem Schüler in einer der kleineren Nischen Platz.

Sofort eilte der dicke Jamamoto herbei. Allerdings bückte er sich bei seinen Verbeugungen diesmal besonders tief, denn er wollte sich nicht einen neuerlichen Verweis von den noblen Gästen einfangen. Bei so hohen Herren war man nie ganz sicher!

„War das Bad zu Eurer Zufriedenheit, edler Herr?“, fragte er mit honigsüßer Stimme.

Ito Takamori dankte mit knappem Kopfnicken: „Es war vollkommen. Aber sag mir, Wirt, es scheint, hinter dem Haus befindet sich ein geräumiger Garten. Gestattest du, dass ich morgen Früh mit meinem Schüler dort in unseren Übungen fortfahre? Die Stille des Morgens ist die beste Zeit für die Kunst des Bushido.“

Der arme Jamamoto dachte an die Gäste, die er im kleinen Gartenpavillon untergebracht hatte. Wie sollte er das diesem Samurai klarmachen?

„Leider, Hoheit, sonst wäre es mir eine Ehre … Aber es wohnen im kleinen Gartenpavillon einige Gäste, denen Ihr womöglich nicht … Ich meine, die Eurer Anwesenheit nicht würdig sind.“ Jamamoto grinste verdächtig übertrieben.

„Ich versichere dir, Wirt, dass wir deine Gäste nicht stören werden und sie uns auch nicht. Wer wohnt denn im Pavillon?“

Jamamoto begann zu stottern: „Herr, es sind Gäste aus Kyoto, die jedes Jahr zum großen Kirschblütenfest in unser Dorf reisen. Als Gegenleistung für die Unterkunft geben sie eine herrliche Vorstellung in meinem Teehaus. Oh, es wird ein großes Fest, morgen. Viele Gäste kommen jedes Jahr, nur um den ersten Maivollmond in unserem bescheidenen Haus zu verbringen. Unser Kirschbaum ist viele Jahrhunderte alt und sehr berühmt.“

Der Samurai hob erfreut die Augenbrauen etwas an, was seinem schmalen, klugen Gesicht einen spöttischen Ausdruck verlieh. „Dann hast du eine Gauklertruppe im Pavillon untergebracht? Die werden uns nicht stören, denke ich.“

Jamamoto schlug entsetzt die Hände zusammen.„Gaukler? Wo denkt Ihr hin, edler Herr? Keine Gaukler! Es ist eine Truppe, die schon vor dem Shogun in Edo gespielt hat. Große Künstler, die nur mir zuliebe diese kleine Vorstellung morgen geben. Und wegen unserer berühmten Kirsche eben. Sicher habt selbst Ihr noch niemals etwas Vollkommeneres gesehen, als den Vollmond, der hinter unserem Kirschbaum steht.“

Itos Interesse war geweckt, darum fragte er weiter: „Wie ist der Name der Theatertruppe, Wirt? Ich bin jedes Jahr in Kyoto und besuche selber gerne einmal eine gute Vorstellung.“

„Es ist das berühmte Kabuki-Theater, Herr. Auserlesene Schönheiten und große Talente.“ Jamamoto war nicht ganz wohl in seiner Haut, denn er bemerkte mit geschultem Auge sofort, wie das Lächeln des Samurai gefror und sein Mund hart wurde.

Mit kurzer Handbewegung beendete Ito das Gespräch. „Wir werden sicher einen geeigneten Übungsplatz vor dem Dorf finden. Du kannst jetzt das Essen bringen.“

Jamamoto machte sich schnell aus dem Staub.

Taischi, der aufmerksam zugehört hatte, erhob sich aus seiner knienden Lage vom Boden und verneigte sich vor dem Samurai: „Meister, soll ich jetzt nach den Pferden sehen?“

Ito, der ihm kaum zugehört hatte, nickte geistesabwesend. Seine Gedanken befanden sich an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit.

 

Taischi verließ das Teehaus und ging hinüber zum Stallgebäude. Der Garten lag daneben. Einige einfach gekleidete Mägde waren damit beschäftigt, Lampen in die Büsche zu hängen und eine Kette von Lampions an der Hausmauer zu befestigen. Alles sollte für den morgigen Tag festlich vorbereitet werden.

Taischi konnte auch einen kurzen Blick auf den Kirschbaum werfen, den der Wirt erwähnt hatte. Er war einzigartig: dicke, verknorrte Äste, kleine, dünne Zweige, dunkle, fast schwarze Rinde. Alles übersät mit weißer, schaumiger Blütenpracht. Dieser Baum war ein Fest wert.

Als Taischi den Stall betrat, konnte er zunächst gar nichts erkennen in dem dämmrigen Raum. Doch dann begrüßten ihn die Pferde mit einem freudigen Wiehern. Taischi trat hinzu, um eines der Tiere zu streicheln. Dabei stolperte er fast über eine dunkle Gestalt, die auf dem Boden kauerte.

„Verzeihung, Herr, ich habe Euch nicht kommen hören.“ Kuro, der Stallbursche, wischte sich mit dem Ärmel seines zerlumpten Gewandes geräuschvoll über die Nase.

„Wir brauchen morgen Früh die Pferde, Junge. Gleich bei Sonnenaufgang. Sorge dafür, dass sie fertig sind, wenn der Meister und ich vors Dorf reiten wollen.“

Kuro nickte und versicherte: „Es wird alles fertig sein, Herr. Ich habe die Tiere auch schon gebürstet und getränkt. Wenn Ihr sehen wollt, Herr?“ Kuro huschte zur Verschlagtür und öffnete sie. Frisches Heu und Stroh waren aufgeschüttet. Hafer war in die Krippe gefüllt. Taischi war sehr zufrieden und wandte sich an Kuro, um ihn zu loben. Als er ihm aber in sein schmutziges Gesicht sah, stutzte er. Zwei weiße Linien liefen über die Wangen des Jungen hinab zum Kinn.

„Warum weinst du, Junge?“, fragte Taischi voller Mitgefühl. Hatte nicht sein Meister ihm heute vier wichtige Lehren genannt? Und war dieser Junge nicht das niedrigste Geschöpf im Teehaus?

Aber Kuro senkte nur den Kopf und schüttelte die verfilzten, schwarzen Haare. „Es ist nichts, Herr, beachtet mich nicht, ich bin unwürdig.“

Taischi wollte dem Jungen gerne etwas Gutes tun. Er überlegte. „Ich habe ein altes Hemd, das ich nicht mehr brauche. Und ein Beinkleid. Wie ich sehe, hast du deine Arbeit sorgfältig erledigt. Geh zum Fluss und bade dort, hast du gehört? Ich bringe dir meine alten Sachen. Ich schenke sie dir. Sie sind auf alle Fälle besser als die Lumpen, die du jetzt anhast.“ Taischi wollte dem Jungen eine Freude machen, denn dessen traurige Augen erinnerten ihn an seinen kleinen Bruder. Damals, als er sein Elternhaus an der Seite von Ito Takamori verlassen musste.

Kuro sah ungläubig auf den jungen Schüler. „Das sagt Ihr nur im Spaß, Herr.“

„Nein, wirklich. Ich meine es so, wie ich es sage. Du gehst dich waschen und ich bringe dir später die Sachen.“

Kuro lächelte verlegen und sauste davon wie der Wind. Taischi war zufrieden. Der Meister würde stolz auf ihn sein. Und das war alles, was sich Taischi wünschte.

 

Im Teehaus hatte man das Essen schon aufgetragen. Unzählige Töpfchen und Tiegelchen, Tassen und Kännchen standen auf dem niedrigen, schwarz gelackten Tisch.

„Die Pferde sind gut versorgt worden, Meister, aber ich werde nach dem Essen noch einmal in den Stall gehen“, sagte Taischi, als er seinen Platz wieder einnahm.

Doch Ito hörte ihm nicht zu. Er war überhaupt recht schweigsam an diesem Abend. Nur einmal während des ganzen Essens sprach er. „Du wirst den Garten meiden, Taischi, solange wir hier wohnen. Hast du gehört?“ Die Stimme des Meisters war streng und kalt. Ungewöhnlich kalt.

Taischi zuckte zusammen und verneigte sich leicht: „Ja, Meister, wenn Ihr es wünscht.“

Ito sah auf seine Essstäbchen, zwischen denen er ein Stück Fisch balancierte. Ohne die Augen von den Stäbchen zu nehmen, fügte er hinzu: „Siehst du die Männer in der Nische neben der Türe? Die mit den goldenen Stickereien an den Ärmeln und den weißen Perlen um den Hals?“

Taischi versuchte, möglichst unauffällig in die angegebene Richtung zu blicken. „Ihr meint diesen Mann mit den roten Backen und die anderen zwei, die so laut schreien, dass man sie bis hierher hören kann?“

Ito nickte knapp. „Ja, genau die. Wie du siehst, ist Reichtum nicht immer ein Zeichen von Würde. Diese Männer sind nicht wegen des vollkommenen Kirschbaumes gekommen. Es werden reiche Händler sein. Die Künstler des Kabuki öffnen ihren Kimono für großzügige Gäste. Deshalb verbiete ich dir, in die Nähe des Gartens zu kommen.“

Taischi war hochrot im Gesicht geworden. Er hatte in dem Dorf, aus dem er stammte, nicht viel Gelegenheit gehabt, die Gewohnheiten der großen Städte kennenzulernen.

Keine Minute später betraten drei junge Mädchen den Raum. Sie blieben unentschlossen am Eingang stehen und warteten auf den Wirt, der sie unter vielen Verbeugungen überschwänglich begrüßte. Die Gespräche verstummten und alle Augen richteten sich auf die drei Neuankömmlinge. Man hörte die drei Damen leise miteinander tuscheln, und ihre Stimmen waren wie leises Vogelgezwitscher. Die schwarzen Haare waren zu kunstvollen Frisuren hochgesteckt, die herzförmigen Gesichtchen hell gepudert und die Lippen lackrot. In den Haartürmen steckten wertvolle Nadeln aus Jade und filigranem Silber. Mit ihren Fächern verdeckten sie scheu ihre Schönheit vor den bewundernden Blicken der Anwesenden. Und es gab keinen unter den Gästen, der nicht mit offenem Mund auf diese Traumgestalten gestarrt hätte. Die Kimonos aus seidenem Damast waren in hellen Tönen gehalten und mit zarten Blütenstickereien versehen. Wie ein Strauß von leuchtenden Lilien standen die Mädchen beieinander und wisperten mit dem Wirt. Jamamoto begleitete sie schließlich an den Tisch der reichen Händler. Trotz der weiten Kimonos erahnte man die grazilen Körper der Damen. Mit zierlichen Schritten folgten sie dem Wirt. Jede ihrer Bewegungen wurde von einem leisen Klingeln begleitet, welches von den winzigen Glöckchen herrührte, die an ihrer Kleidung angeheftet waren.

Taischi konnte die Augen gar nicht abwenden. Etwas so Schönes wie diese Mädchen hatte er noch nie gesehen. „Meister“, flüsterte er atemlos, „Meister, ich glaube, ich träume. Habt Ihr jemals vollkommenere Schönheit gesehen?“

Ito fragte nüchtern: „Wolltest du nicht nochmals in den Stall, Taischi? Du bist mit dem Essen fertig und die Sonne geht gleich unter. Also beeile dich, dann können wir heute noch die Bogen neu spannen. Oder hast du schon vergessen, dass die alten Sehnen nicht mehr zu gebrauchen sind?“

Taischi konnte sich nur schwer von dem bezaubernden Anblick losreißen, der sich ihm hier bot. Er hörte das helle Lachen der Mädchen und es erschien ihm wie fallende Tropfen aus Kristall. Vor allem eines der Mädchen, welches einen frisch erblühten Kirschzweig im Haar trug, hatte Taischis Bewunderung geweckt. Sie hatte ihn bemerkt und ihm über ihren Fächer hinweg aus glitzernden Mandelaugen einen neugierigen Blick zugeworfen, der Taischis Knie einknicken ließ.

Doch er zwang sich zur Pflicht, nickte seinem Meister zu und begab sich zum Stall. Immer noch die Mädchen vor Augen, dachte er besonders an die eine. Ihre Wangen waren wie die Blüten des Pfirsichs und ihre Augen glitzerten wie schwarzes Jett. Taischi seufzte. Mit einem Schlag blieb er stehen. Er hatte ja die alten Kleider für den Jungen vergessen. Ohne weiter an Würde und Ansehen zu denken, rannte er in sein Zimmer, holte die Sachen aus seinem Beutel und eilte wieder zum Stall.

„Wo ist der Pferdeknecht?“, fragte er den einzigen Menschen, den er dort antraf. Kuro war nirgends zu sehen.

„Aber Herr, ich bin es, Kuro. Erkennt Ihr mich nicht?“ Sauber gewaschen, die Haare sogar gebürstet und zum straffen Zopf geflochten, stand Kuro im Dämmerlicht. Er verstand gar nicht, weshalb ihn der Schüler des Samurai nicht mehr erkennen sollte.

Taischi lachte: „Du bist ja plötzlich ein ganz anderer, Junge. Wie heißt du?“

„Kuro, Herr.“ Höflich verbeugte sich Kuro.

„Hier, schau. Das kannst du haben. Es passt bestimmt. Du bist ja genauso groß wie ich. Komm, zieh es gleich an.“

Kuro war nicht älter als Taischi, hatte aber in seinem kurzen Leben nicht viel Gutes erlebt. Die Linien in seinem Gesicht waren tief eingekerbt. Das gab ihm ein männlich reifes Aussehen. Kuro zog sich aus und schlüpfte in seine neuen Beinkleider. Sein Körper war muskulös und sehnig. Die schwere Arbeit hatte ihn hart gemacht.

Taischi sah sich den halbnackten Jungen neidisch an. Wie sehr wünschte er sich die Kraft dieser Muskeln! Kuro hatte sich beim Umziehen schamhaft von dem Schüler abgewendet, so konnte Taischi den nackten Rücken des Jungen sehen.

„Was ist das?“, fragte Taischi mit einer bösen Ahnung im Kopf, als er die vielen Striemen auf dem nackten Rücken sah.

Hastig zog Kuro sich das weite Hemd über: „Das ist nichts, Herr. Nichts von Belang.“

„Hör mal, Kuro, ich habe dich etwas gefragt, also, wird’s bald: Wer hat dich geschlagen?“ Taischi hatte ein mitleidiges Herz. Es machte ihn zornig, was er gesehen hatte. Streng stand er vor dem armen Kuro und versuchte, die Würde eines Samurais nachzuahmen.

Der arme Stallknecht wusste vor Verlegenheit nicht, was er mit seinen Händen beginnen sollte. „Das war Jamamoto, Herr. Der Wirt. Wegen der Kupfermünze. Ich soll nicht vergessen, sie ihm zu geben, hat er gesagt. Die Münze, die mir der ehrwürdige Samurai versprochen hat.“ Kuro starb fast vor Scham bei diesen Worten.

Taischi wusste, dass er hilflos war, denn Jamamoto konnte mit seinem Besitz tun und lassen, was er wollte. Aber Taischi ließ es sich nicht nehmen, tröstend über Kuros Wange zu streicheln.

Der schloss genießerisch die Augen. Selbst diese kleine Zärtlichkeit war ein seltenes Ereignis für den armen Knecht. Schnell ergriff er die Hand, bevor sie wieder zurückgezogen werden konnte, und küsste sie. „Herr, ich möchte Euch danken für die schönen Sachen, die ich jetzt trage. Darf ich das Beinkleid für Euch ausziehen, Herr? Ich bin geübt in den Künsten der Liebe, über die man nicht spricht. Jamamoto gibt mich oft an Reisende. Und die waren bis jetzt immer zufrieden.“ Stolz strahlte Kuro den fassungslosen Taischi an.

„Du meinst, er verkauft dich an wildfremde Männer?“ Taischi fühlte die Schlange zwischen seinen Lenden groß und lebendig werden. Dabei war es doch schändlich, was er hörte. Wieso sprach Kuro so ungerührt davon? Taischi verstand sich selber nicht.

Kuro, der die Sprachlosigkeit für Zustimmung hielt, ließ seine Beinkleider fallen. Es würde ihm heute nicht schwer werden, diesem würdigen Schüler eines noch würdigeren Samurais seinen Körper hinzugeben. Ein schöner Jüngling, mitleidig und höflich wie selten einer der Teehausgäste. Kuros Wange glühte jetzt noch von der sanften Berührung. Kuro hob sein Hemd und beugte sich über einige Strohballen, die im Stall aufgestapelt lagerten.

Taischi hatte vorgehabt, das Angebot selbstverständlich abzulehnen. Er war sicher, dass Ito Takamori das von ihm erwartet hätte. Aber jetzt sah er die verführerische Kehrseite des Stallburschen. Nackt und einladend. Taischi wurde es schwindlig vor Verlangen. Er trat näher zu dem nackten Körper, der ihm in Dankbarkeit angeboten wurde. Nur einmal berühren wollte er diese festen, runden Hügel, nur ganz kurz … und dann wollte er schnell den Stall verlassen, bevor er es sich anders überlegen konnte. Sacht hob er die Hand und langsam, ganz langsam streckte er sie aus. Laut zischte die Schlange und hob ihren Kopf. Zögernd legte er die Hand auf die Rundungen, ganz sanft, als erwarte er eine Zurechtweisung. Doch da war keine Stimme, die ihm Zurückhaltung befahl. Nur ein leiser Seufzer von Kuro, der die Berührung als Zärtlichkeit empfand. Taischi legte jetzt auch die andere Hand auf das runde Gesäß des Jungen.

„Ich darf nicht, Kuro. Ich … “ Taischi stotterte heiser.

Kuro drehte das gerötete Gesicht über die Schulter nach hinten und flüsterte: „Aber Ihr braucht nicht dafür zu bezahlen, Herr. Ich tue es gerne für Euch. Ich habe selten einen so würdigen Gast. Und ich wünsche es mir sehr, Herr, wenn Ihr mir verzeihen wollt.“

Nichts würde er jetzt lieber tun, als diesen schönen Samuraischüler zu erfreuen. Taischi war immer noch wie benommen, aber im Inneren schon entschlossen, das Geschenk des Stalljungen anzunehmen. Seine Lenden schienen seinen Verstand völlig zu beherrschen. Er überlegte, ob er selber auch so anzusehen war, wenn er sich für den Meister über das Bett beugte. Als würde Kuro die Gedanken Taischis lesen, gab er ihm eine kleine Phiole in die Hand. Woher er sie genommen hatte, wusste Taischi nicht.

„Es ist Sesamöl, Herr“, erklärte Kuro dem immer noch stummen Schüler. Als sei er eine willenlose Marionette, die an den Fäden der Lust hing, öffnete Taischi seinen Kimono und ließ seine Beinkleider herab. Prall und hart sprang die große Schlange hervor. Das Öl, welches Taischi über sie goss, ließ sie im fahlen Mondlicht glänzen. Achtlos glitt die Phiole auf den Boden. Taischi erinnerte sich an die Gewohnheiten seines Meisters. Er trat also hinter Kuro und suchte mit den Augen nach der Lotosknospe, um sie zu öffnen. Aber Kuros weiße Hügel waren rund und muskulös. Sie verbargen die kleine, rosa Knospe vor den Augen des Jünglings.

„Kannst du mir helfen, Kuro?“, fragte mit zittriger Stimme Taischi. Kuro verstand sofort, denn er hatte viele Jünglinge kennengelernt, die hilflos waren. Er griff mit beiden Händen nach hinten und zog die runden Bäckchen weit auseinander. Die enge Spalte öffnete sich und die rosa Lotosknospe trat dick, und dunkel vor Erregung, hervor. Taischi erschauerte von Kopf bis Fuß. Dann legte er seinen Daumen an die kleine Öffnung und ließ ihn hineingleiten. Es ging ganz leicht. Kuro wippte mit den Hüften, denn der Reiz war auch für ihn deutlich spürbar.

„Tiefer, Herr, Ihr müsst den Daumen tiefer hineinschieben. Und im Kreis drehen, so als wolltet Ihr in einem Kessel herumrühren.“

Taischi tat, wie ihm geheißen. Er staunte, als die kleine Lotosknospe sich weich und dehnbar zeigte. Rasch entfaltete sie ihre zarten Blätter. Noch mehr aber erstaunte ihn, dass Kuro vor Genuss seufzte. Es schien ihm Freude zu bereiten, von Taischi auf diese Weise benutzt zu werden. Taischi setzte jetzt den wippenden Kopf der Schlange an die gedehnte Öffnung und presste hinein. Kuro zog noch immer auseinander und Taischis Glied drang ohne Hindernis in den willigen Körper. Taischi stöhnte. Es war eher ein Ausruf des Erstaunens. In ein so enges, heißes Gefängnis war seine Schlange noch niemals gesperrt worden. Wieder stöhnte er voller Lust. Er ergriff die Hüften Kuros und zog sie dicht an sich heran. Einen Augenblick wartete er. Zu überwältigend war das Gefühl. Eingebettet in die dunkle, enge Höhle schien die harte Schlange noch größer zu werden. Fast schmerzte es. Kuro hatte seine Beine weit geöffnet und ließ die Hände nach vorne gleiten. Er griff unter sich und begann, sein eigenes, hartes Glied zu liebkosen. Dabei stöhnte er leise und sein Atem ging stoßweise.

Taischi hatte jetzt seinen Rhythmus gefunden. Im Takt seines Herzschlages stieß er tief und hart in den elastischen Körper des Stallburschen. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn und auf der Oberlippe. Sein Blut begann heiß zu wogen und in seinen Ohren brauste ein Taifun. Da zuckte es in der großen Schlange. Sie begann, einen wilden Tanz aufzuführen. Taischi hatte keine Kontrolle mehr über sie, wenn er jemals eine gehabt hatte. Die Schlange wand und krümmte sich, als wollte sie ihr enges Gefängnis sprengen. Dann spuckte sie ihr heißes Gift aus. Mehr und immer noch mehr. Taischi meinte, vergehen zu müssen. Bilder tanzten vor seinen Augen: Da war der Meister, edel und streng. Seine Augen ruhten missbilligend auf Taischi. Und dann hörte er das perlende Lachen der schönen Dame mit dem Fächer. Schwarze Mandelaugen, Worte, die ihm leise zugeflüstert wurden. Fast wollte er zu ihr laufen, doch seine Füße waren wie Blei. Er konnte sich nicht von der Stelle rühren.

Als er die Augen wieder öffnete, sah Taischi, dass er auf dem Heustapel lag, Kuro neben ihm, der ihn mit starken Armen festhielt und sacht streichelte. Dabei sprach er leise Worte des Trostes und des Verstehens. In seinem Gesicht las Taischi schüchterne Zuneigung. Er wendete voller Scham die Augen ab. An Kuro hatte er nicht einen Gedanken verschwendet.

„Ich danke dir, Kuro.“ Taischi begann sich anzuziehen, was ihm mit wackeligen Beinen und zittrigen Händen auch irgendwie gelang.

Kuro verneigte sich tief: „Es war mir eine Ehre, Herr.“

Taischi hatte das Gefühl, schnell verschwinden zu müssen, denn er wollte es vermeiden, Kuro ins Gesicht zu sehen. „Die Pferde, morgen Früh, bei Sonnenaufgang, ja?“

Damit trat er aus dem Stall. Draußen war es dunkel geworden. Die Laternen, die im Garten aufgehängt waren, verbreiteten ihren goldenen Glanz. Taischi blieb wie angewurzelt stehen, als er ganz aus der Nähe Stimmen hörte. Nur durch eine Jasminhecke vom Stall getrennt, begann der Garten. Dort saß ein Pärchen. Wenn man die Zweige nur ein klein wenig beiseite schob, konnte man die beiden genau sehen. Taischi erkannte die schöne Dame mit dem Kirschzweig und einen der reichen Händler. Sie lachte neckisch über die kleinen Zudringlichkeiten des Mannes, der ihr immer näher rückte und sie küssen wollte.

Geschickt wich sie ihm jedes Mal aus und verbarg sich hinter ihrem Fächer.

Kuro war neben Taischi getreten und flüsterte: „Das ist die Dame Asukai, der Stern des Kabuki – Theaters. Die ganze Truppe bewohnt den Pavillon im Garten. Viele beneiden uns um diese Gäste.“

Taischi sah, wie der Händler dem Mädchen eine Hand voll klingender Goldmünzen in den Schoß legte. Diese wurden von der Dame Asukai schnell in den Ärmel des rosa Kimonos geschoben. Dann wandte sie ihr weiß geschminktes, schönes Gesicht dem Verehrer zu und küsste ihn willig. Dieser konnte es kaum abwarten. Heftig erwiderte er den Kuss und zerrte gleichzeitig an der Kleidung, als wolle er sie zerreißen. Wieder lachte Asukai leise. Dann hob sie ihren Kimono ohne Scheu in die Höhe und drehte sich vor den lüsternen Augen des Mannes einmal um sich selbst. Wie um ihre Schönheit zu präsentieren. Taischi, dem heiß und kalt dabei wurde, starrte gebannt auf die Szene. Die Schlange zwischen seinen Beinen war noch nicht ganz eingeschlafen und reckte sofort ihren Kopf wieder in die Höhe. Anstatt die Augen abzuwenden und leise zu verschwinden, war er unfähig, den Ort zu verlassen.

Und dann sah er es! Das war ein Jüngling. Die Dame Asukai war ein Jüngling. So zart, so biegsam und so vollkommen in seiner Schönheit.

Kuro, der die Verwirrung von Taischi nicht bemerkte, erklärte leise: „Er ist ein Onnagata. Er spielt nur Mädchenrollen im Theater. Berühmte Männer zählen zu seinen Verehrern. Man sagt, dass selbst der Daimyo manchmal verkleidet in die Vorstellung kommt, nur um ihn zu sehen.“

Taischi betrachtete fasziniert das wunderbare Geschöpf. Der Händler hatte Asukai wieder auf die Bank gezogen und warf sich stöhnend über ihn. Er grunzte dabei vor unbeherrschter Lust. Asukai drehte ihm sein entblößtes Hinterteil zu. Der Händler nahm sich nicht die Zeit für Öl oder sanfte Berührungen. Er befreite seine harte Schlange aus der Gefangenschaft seiner Kleider und versenkte sie ohne zu zögern, in dem herrlichen Körper. Asukai hatte mit so etwas gerechnet und die schlanken Beine weit geöffnet. Er lag, mit nackten Hüften über die Bank gelehnt, den Kopf in die hohle Hand gestützt. Sein Gesicht war teilnahmslos und gelangweilt. Der Mann in seinem Rücken wütete und stieß wild. Asukai wurde von der Kraft seiner Stöße geschüttelt, aber das störte ihn nicht. Er schien nur darauf bedacht zu sein, den Schmuck in seinem kunstvoll frisierten Haar nicht zu verlieren.

Kuro war in den Stall gegangen, aber Taischi betrachtete weiterhin fasziniert die Szene. Eine Stimme in seinem Rücken ließ ihn zusammenfahren.

„Willst du der Dirne bei der Arbeit zusehen?“ Ito Takamori stand mit versteinerten Zügen und Zorn sprühenden Augen hinter Taischi. Er packte seinen Schüler im Nacken und schleuderte ihn zu Boden. Taischi zitterte vor Furcht und Scham am ganzen Körper. Er war wie gelähmt und wagte nicht, die Augen zu heben. Der Samurai drehte sich wortlos um und schritt entschlossen wieder zurück zum Teehaus. Dort ging er geradewegs in sein Zimmer. Taischi folgte ihm mit zusammengekrampftem Magen wie ein geprügelter Hund.