Lieblingsplätze Erzgebirge - Jan Hübler - E-Book

Lieblingsplätze Erzgebirge E-Book

Jan Hübler

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Beschreibung

Räuchermännchen, Schwibbogen, Nussknacker - klar, sie kommen aus dem Erzgebirge. Doch wussten Sie, dass einst Motorräder der erzgebirgische Exportschlager waren? Mit ihnen ließen und lassen sich auch die Könige erklimmen: der Keil- und Fichtelberg. Auch versteckte Orte wie die 1.000-jährige Eibe bei Schlottwitz oder die Ölmühle in Pockau reizen zu Ausflügen, ebenso Abstecher in den unbekannteren böhmischen Gebirgsteil jenseits der sächsischen Gefilde. Erkunden Sie Jan Hüblers persönliche Lieblingsplätze in feinsinnigen Texten und stimmungsvollen Bildern.

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Seitenzahl: 131

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Lieblingsplätze Erzgebirge

Jan Hübler

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

Für meinen Vater Karl-Heinz Hübler

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Jan Hübler:

SRM-GmbH, Fotograf Fritz Glänzel 146; Kloster Teplá, PR-Abteilung 182

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Dank an Annelie Brux (Radebeul) für ihre Impulse bei der Foto-Auswahl

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., überarbeitete Neuauflage 2021

© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © Bojanovic78 – stock.adobe.com; © SimpLine – stock.adobe.com; © Trueffelpix – stock.adobe.com; © SylwiaNowik – stock.adobe.com; © Susanne Lutz

Kartendesign: Kim-Anna Bucher / Susanne Lutz

ISBN 978-3-8392-7024-0

Inhalt

Impressum

 Pultscholle mit Charakter

Vorwort: Einleitung

Osterzgebirge

 Vor den Toren der Stadt

Osterzgebirge: Naherholung für die Dresdner

  1 Ihr Vorname deutet Gefahr an

Dresden: Wilde Weißeritz im Plauenschen Grund

  2 Prachtexemplar am Steilhang

Glashütte: 1.000-jährige Eibe bei Schlottwitz

  3 Zeit für eine Zeitreise

Glashütte: Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

  4 Es lockt ein Bach das Tal hinan

Glashütte: Lockwitzbachtal mit Schloss Reinhardtsgrimma

  5 Na, da war was los!

Geising: Ferienlager

  6 Heute Stille, früher Gejubel

Geising: Scharspitze

  7 360-Grad-Panorama: Nuguggemada!

Altenberg: Geisingberg

  8 Bahne frei, sonst rummst’s!

Altenberg: Abfahrtslauf

  9 Eine Silberschlange im Wald

Altenberg: Bobbahn Altenberg

  10 Gute Gründe für den Biergenuss

Rechenberg-Bienenmühle: Sächsisches Brauereimuseum Rechenberg

  11 Natur zieht Netzstecker

Frauenstein: Gimmlitztal

  12 Kettensäge und Kunst?

Mulda: Sauensäger in Blockhausen

  13 Wasser contra Eisen

Dorfchemnitz: Museum Eisenhammer

  14 Schneeschimmer bei Mondenschein

Altenberg: Silberglanz

  15 Glück auf, der Steiger kommt!

Freiberg: Besucherbergwerk Reiche Zeche

  16 Eierschecke schmeckt besonders

Freiberg: Café Hartmann

  17 Fantasien in Stein

Freiberg: Terra Mineralia

Mittleres Erzgebirge

  18 Ritter Runkel lässt grüßen!

Kriebstein: Burg Kriebstein

  19 Romantischer Park voller Zierde

Lichtenwalde: Schloss Lichtenwalde

  20 Europas größtes Motorradmuseum

Augustusburg: Schloss Augustusburg

  21 Zwei Genies wirken unter einem Dach

Forchheim: George-Bähr-Kirche

  22 Glück zu, wenn Flachs kommt!

Pockau: Ölmühle

  23 Kalk, Kunst und Knabenkraut

Lengefeld: Museum Kalkwerk Lengefeld

  24 Weihnachten das ganze Jahr

Seiffen: Spaziergang durch die Stadt

  25 Wo ist das Bernsteinzimmer?

Deutschneudorf: Fortunastollen Deutschkatharinenberg

 26 Kupfer in alle Welt

Olbernhau: Museum Saigerhütte

  27 Fluss mit wilder Felskulisse

Pobershau: Schwarze Pockau

  28 Ein Abstecher nach Transsilvanien

Großrückerswalde: Wehrkirche Großrückerswalde

  29 Renaissance trifft Zweitaktmotoren

Zschopau: Schloss Wildeck

  30 Der Robin Hood des Erzgebirges

Scharfenstein: Burg Scharfenstein

  31 Barocker Palazzo und uralte Burg

Chemnitz: Schloss und Burg Rabenstein

  32 Jugendstil aus der Gründerzeit

Chemnitz: Villa Esche

  33 Lesen im Steinwald

Chemnitz: Stadtbibliothek Chemnitz

  34 Dor Nischl in Kams!

Chemnitz: Karl-Marx-Monument

Oberes Erzgebirge

  35 Oase für Körper und Geist

Wiesenbad: Thermalbad Wiesenbad

  36 Jugendstil vom Allerfeinsten

Wiesenbad: St.-Trinitatis-Kirche in Wiesa

  37 Fast so alt wie der Wald

Tannenberg: Passklausenturm

  38 Possierliche Posamenten

Schlettau: Schloss Schlettau

  39 Turm mit buntem Treppenhaus

Scheibenberg: Scheibenberg (807 Meter)

  40 Rauchende Kegel, süßlicher Duft

Sehmatal: Schauwerkstatt »Zum Weihrichkarzl« in Neudorf

  »Wenn es Raachermannl naabelt …«

Annaberg-Buchholz: Weihnachtszeit im Erzgebirge

  41 Ein Wunder aus Feldsteinen

Annaberg-Buchholz: St. Annenkirche

  42 Das größte Volksfest im Erzgebirge

Annaberg-Buchholz: Annaberger Kät

  43 Der durchlöcherte Sauberg

Ehrenfriedersdorf: Zinngrube Ehrenfriedersdorf

  44 Dramen vor Felskulissen

Ehrenfriedersdorf: Greifensteine

  45 Das zweite Zuhause meiner Kindheit

Thum: St. Annenkirche

  46 Erich Honecker im Gotteshaus

Gelenau: DDR-Museum

  47 Irgendwo im Nirgendwo

Ehrenfriedersdorf: Waldesrausch

  48 Da geed’s hoch naus und tief nunner

Oberwiesenthal: Fichtelberg

  49 Ein Recke unterm böhmischen Himmel

Boží Dar: Klínovec (Keilberg)

Westerzgebirge

  50 Taster Loop oder Black Raven?

Breitenbrunn: Sportpark Rabenberg

  51 Unser Bimmelbah raacht nimmer

Breitenbrunn: Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün

  52 Spätgotischer Bergmannsdom

Schneeberg: Bergmannsdom St. Wolfgang

  53 Stärkstes Radonbad der Welt?

Bad Schlema: Kurort

  54 Niemandsland nach Zweitem Weltkrieg

Schwarzenberg: Freie Republik Schwarzenberg

  55 Sympathieträger für eine ganze Region

Aue: Fußballstadion Aue

  56 Horsch, da kummt ä Horch

Zwickau: August Horch Museum Zwickau

  57 Ein Turm überragte die Stdat

Zwickau: Dom St. Marien

  58 Aus dem Knast zum Mega-Erfolg!

Hohenstein-Ernstthal: Karl-May-Geburtshaus und Museum

  59 Männer, Stelzen und Maschinen

Oberlungwitz: Sachsenring

  60 Ein märchenhaft schöner Ballsaal

Stollberg: Bürgergarten

  61 Auf fünf Hektar rund um die Erde

Lichtenstein: Miniwelt Sachsen

  62 Ein riesiges TrinkwasserReservoir

Lichtenstein: Talsperre Eibenstock

  63 Hier schwingt sich’s gut!

Stützengrün: Bikertreff Talsperrenblick Eibenstock bei Hundshübel

  64 Filigranes Handwerk

Eibenstock: Stickereimuseum Eibenstock

  65 Durch Waldesgrün ins Blaue Tal

Eibenstock: Blauenthaler Wasserfall

Touren nach Böhmen

  Entlang der Südflanke des Kammes

Krušné hory: Touren nach Böhmen

  66 Ein betürmter Berg ohne Mücken

Horní Krupka: Komáří vížka (Mückentürmchen)

 67 Eine Landschaft wie im Bilderbuch

Milešov: Milešovka (Milleschauer) und Böhmisches Mittelgebirge

  68 Romantik jenseits alles Irdischen

Osek: Kloster Osek

  69 Barockperle über Mondlandschaft

Horní Jiřetín: Zamék Jezeří (Schloss Eisenberg)

  70 Ein Ziel schöner als das andere

Krásný Dvůr: Klášterec, Kadaň und Zámek Krásný Dvůr

(Klösterle, Kaaden und Schloss Schönhof)

  71 Zwei konträre Berge nebeneinander

Měděnec: Mědnik und Meluzina (Kupferberg und Wirbelstein)

  72 Himmelfahrt über dem Dorf

Kovářská: Flugzeugmuseum

  73 Geburtsorte von Dichter und Dollar

Boží Dar: Boží Dar und Jáchymov (Gottesgab und Joachimsthal)

  74 Abwechslungsreiche Wanderung

Abertamy: Plešivec, Blatenský vrch und Vlčí jáma(Pleßberg, Plattenberg und Wolfspinge)

  75 Zweitgrößte Bibliothek Böhmens

Teplá: Kloster Teplá

  76 Goethes letzte große Liebe

Mariánské Lázně (Marienbad)

Karte

Schwibbogen in Tannenberg

 Pultscholle mit Charakter

Vorwort: Einleitung

Vertikal betrachtet kommt dieses Mittelgebirge unauffällig daher, und doch bestimmen »Hübel« und Täler die Landschaft. Die gewaltige tektonische Platte des Erzgebirges ist an die 8.000 Quadratkilometer groß, wovon 6.000 auf die sächsische Seite entfallen, knapp 2.000 auf das nordböhmische Krušné hory. Das Erzgebirge erstreckt sich von den nördlichen Eingangstoren Zwickau, Chemnitz und Dresden nach Süden, steigt aus dem Tiefland ganz allmählich bis auf 900 Meter an. Der runde, sanft hügelige Hauptgebirgskamm zieht sich vom Osterzgebirge bei Bahratal (unmittelbar an die Sächsisch-Böhmische Schweiz angrenzend) in südwestlicher Richtung über 160 Kilometer Luftlinie bis hin zum vogtländischen Elstergebirge bei Schöneck. Auf böhmischer Seite fällt das Erzgebirge in markanten Steilhängen mehrere Hundert Höhenmeter zur Tiefebene der Eger ab. Diesen Steilabfall nehmen deutsche Reiseführer zuweilen zu wörtlich, indem sie den böhmischen Teil völlig ignorieren. Als ob das Erzgebirge auf dem Kamm an der deutschen Grenze schlagartig aufhört zu existieren. Den Gegenbeweis treten einmal mehr die in diesem Buch beschriebenen Touren – Tagesausflüge – auf die böhmische Seite an.

Das Erzgebirge ist das am dichtesten besiedelte Mittelgebirge Europas, oft beträgt der Abstand zwischen den Dörfern nur ein bis zwei Kilometer, umso erstaunlicher sind die unterschiedlichsten Dialekte. Im Prinzip gibt es von Dorf zu Dorf eine Lautverschiebung, da muss man allerdings sehr genau hinhören. Eine typische Aussage über die Region gefällig? »Wo de Hasen Hosen haaßen und de Hosen Hußen haaßen.« Wie ist der Erzgebirgler vom Wesen her, was macht ihn aus? Typisches Klischee: Ein Mann sitzt in Lederhuß mit Hußenträgern Pfeife rauchend auf der Ofenbank, am Wandhaken der grüne Filzhut. Also ich habe noch kein solches Original leibhaftig gesehen, aber es ist ein schönes Bild.

Der Erzgebirgler ist »zsammnammsch«, das heißt, er kann sich gut zusammennehmen, ist extrem sparsam, kann aus dem Nichts etwas machen, er kann gut wirtschaften und gibt nicht gerne Geld aus – nicht zu verwechseln mit geizig! Geldverdienen ist bis heute ein Problem im Erzgebirge, es gibt nicht wirklich viele gut bezahlte Arbeitsplätze. Erzgebirgler gelten als aufgeschlossen, kommunikativ, gesellig und gastfreundlich, sie mögen Besuch, die Gemütlichkeit, ihr Zuhause und ihre Heimat. Mag sein, dass Natur und Landschaft als größte Stärke für diese lebenswerte Region sprechen.

Neben dem Wald- und Holzreichtum war das Erz im Berg der Schatz in dieser ansonsten kargen Landschaft. Das Silber hat im 11. Jahrhundert ein großes »Berggeschrey« ausgelöst, Tausende Siedler angezogen und einige Städte überdurchschnittlich wachsen und prächtig gedeihen lassen. Viele Gebirgsstädte sind Perlen in einer Landschaft, die heute vor allem als Wander-, Radfahr- und Skilanglaufparadies gilt. Wenn das Wetter partout nicht mitspielen sollte, dann bietet es sich an, sich auf die Spuren des jahrhundertelangen Bergbaus zu begeben, in Museen oder Stollenanlagen.

Das ist überhaupt die Frage: Wie nähert sich der interessierte Reisende am besten dieser ausgedehnten Region an? Es gibt auf sächsischer Seite im Wesentlichen vier Teilgebiete, in deren Mitte sich jeweils ein Basislager zu wählen anbieten würde: Osterzgebirge, Mittleres Erzgebirge, Oberes Erzgebirge und Westerzgebirge. Im Übrigen tangiert das sogenannte Silberne Erzgebirge alle vier Teilgebiete längs der Alten Silberstraße von Zwickau bis Dresden, wo das gewonnene Silber verprasst wurde.

Heute hat es das Erzgebirge geschafft, als Montan- und Kulturlandschaft ins UNESCO-Welterbe aufgenommen zu werden. Es ist ein jahrelanger Weg gewesen, bis die Kommission im Sommer 2019 mit dem geschärften Profil zufrieden war. Letztendlich enthält die montane Kulturlandschaft mit Welterbestatus 17 Bestandteile auf sächsischer Seite und fünf auf der böhmischen. Jeder Bestandteil ist aufgegliedert in dutzende Einzelobjekte wie sakrale Gebäude oder Zeugen des Bergbaus. Das grenzüberschreitende Projekt soll der gemeinsamen Geschichtswahrung dienen, die Region fördern und Landschaften, wertvolle Städte und Kunstschätze für künftige Generationen erhalten. Neben dem identitätsstiftenden Imagegewinn wie der Slogan »Hurra, wir sind Welterbe!« verspricht die Einstufung als Weltkulturerbe einen Anstieg der Touristenzahlen, was die Montanregion Erzgebirge gut verkraften könnte.

Osterzgebirge

Blick vom Turm des Geisingberges

 Vor den Toren der Stadt

Osterzgebirge: Naherholung für die Dresdner

Die vertrauteste Gebirgsregion ist mir seit fernen Kindertagen das Osterzgebirge, deswegen hat es Anspruch auf eine Extra-Einleitung. Es beginnt unmittelbar am Südrand von Dresden, über 40 Kilometer flach ansteigend bis zum 800 Meter hohen Hauptkamm. Auffällig am Horizont sind alte Vulkane, deren Kegel zu allerlei Fantasie beim Gedanken an ihre Entstehung anregen: der Wilisch bei Kreischa, der Geisingberg oder der Luchberg bei Oberfrauendorf. Vulkankegel bildeten im Tertiär vor mehr als zwei Millionen Jahren die letzte formgebende Phase des Erzgebirges.

Vor allem die Flüsse verbinden Dresden mit dem Erzgebirge, die hier und in der Umgebung in die Elbe münden: der Lockwitzbach bei Laubegast, die Müglitz in Heidenau und der heftigste und ungestümste: die Wilde Weißeritz in Cotta.

Das Osterzgebirge ist für Dresdner ein hervorragendes Naherholungsgebiet. Auf der Flucht aus dem hektischen Gedärm der Großstadt hält das Gebirge hinsichtlich sauberer Luft und Stille Balsam für Körper und Seele bereit.

Zentrum und beliebtester Höhenkurort des Osterzgebirges ist zweifelsohne Altenberg, von Dresden bequem mit der Müglitztalbahn zu erreichen. Ich weiß nicht, wie oft wir als Kinder mit unseren Eltern und vier Fahrrädern diese Wochenendausflüge unternahmen. Spannend war immer die letzte Etappe zwischen Geising und der Endstation in Altenberg, da wand sich die Eisenbahntrasse wie ein Linksgewinde um den Geisingberg herum und schraubte sich 200 Höhenmeter hinauf. Die Diesellok V180 röhrte vor Anstrengung wie ein Sechzehnender und schaffte es kaum schneller als im Läufertempo, die wenigen Waggons bergan zu ziehen. In Altenberg angekommen, gab es mit dem Fahrrad verschiedene Varianten, die allesamt eine Gemeinsamkeit hatten: egal in welche Richtung, es ging immer bergab!

Altenberg, eine Bergstadt mit über 550 Jahre alter Bergbautradition, trumpft heute insbesondere als Wintersport-Hochburg auf. Es gibt ein sehr gut gepflegtes Loipennetz für Skilanglauf, einen Abfahrtslauf- und Rodelhang, im Kohlgrund heißt Sie eine moderne Bobbahn willkommen.

Ein Netz von Wanderwegen lädt Sie im Sommer zu Touren in dichte Fichtenwälder ein, über naturgeschützte Bergwiesen, entlang alter Entwässerungsgräben und über freie Stoppelfelder im Schatten langer Alleen von Wildapfelbäumen, sogenannter »Holzäppel«.

Als Abiturienten beschlossen ein Freund und ich 1978, eine Radtour in die Slowakei zu starten. Wir beide kurbelten mit Zelt und Schlafsack von Pirna das Bahratal empor, passierten nach 40 Kilometern hinter Petrovice in 700 Metern Meereshöhe den Erzgebirgskamm. Wir waren knülle, hatten uns mit der berguntauglichen tschechischen Favorit-Gangschaltung beinahe unsere Kniescheiben »rausgedreht« und standen nun vor einem Straßenschild: zwölf Prozent Gefälle!

Schlagartig hellte sich unsere Laune auf: Flach auf den Lenker geschmiegt und mit vollem Karacho den Berg hinab. Was wir nicht ahnten und wussten: Die Abfahrt war fünf Kilometer lang! Der Wind pfiff uns ungeheuerlich um die Ohren. Ich linste auf meinen Tachometer und glaubte meinen vertränten Augen nicht zu trauen: Die Nadel pendelte weit jenseits der 60 am Anschlag! Es ergab sich auch ganz natürlich, so nebenbei noch zwei Trabis zu überholen. Unten in Telnice zitterten wir am gesamten Körper vom Adrenalinschub.

Diese verrückte Abfahrt an der Steilflanke des südlichen Erzgebirges, damals mit 17 Jahren, werde ich mein Leben immer in Erinnerung behalten. Ohne es bewusst zu erfassen, haben wir mit dieser Radtour die so typische Erzgebirgscharakteristik als Bruch- oder Pultscholle hautnah erlebt: der lange flache Anstieg von Norden her und der phänomenale Steilabfall des Gebirges an seiner Südflanke.

  1 Ihr Vorname deutet Gefahr an

Dresden: Wilde Weißeritz im Plauenschen Grund

Mehr als vier Jahre bin ich beinahe täglich über diese alte Steinbrücke zu meinem Büro im Eiswurmlager geradelt, und automatisch drehte sich mein Kopf stets zum Fluss hin, was er denn heute so für einen Anblick bietet. Denn das ist das Verrückte: Er war nie derselbe, zeigte sich jedes Mal anders. Ein Teil des Wassers wird am Wehr abgezweigt und muss im kleinen Turbinenhäuschen Schwerstarbeit verrichten.

Im Sommer schwächelt die Wilde Weißeritz zumeist, plätschert harmlos über Kieselsteine. Eisvögel schießen wie Pfeile flach über das kleine Wellengekräusel, ein Fischreiher stelzt bedächtig am Ufer. Die Turbine steht still, der Fluss ist zu schwach. Temperamentvoller wird die Weißeritz, wenn es im Osterzgebirge regnet. Je übermütiger sie dahinschäumt, umso mehr bekommen die Anwohner Sorgenfalten. Der Flusspegel steigt, die Wasserfarbe wird schlammig braun, das Rauschen und der Widerhall vom Felsen erreichen rasch eine eindrucksvolle Lautstärke. Irgendwann muss die Turbine abgeschaltet werden, ein weißer Wasservorhang tost die Schräge am Kleinkraftwerk hinunter und donnert ins ursprüngliche Bachbett hinein. Das ist noch nicht das Maximum. Die Wilde Weißeritz kann noch eins draufsetzen wie im August 2002, als ihren ungeheuerlichen Fluten weder die 500 Jahre alte Brücke noch das Turbinenhäuschen standhielt. Millionenschäden entstanden damals auch in Dresden, als in Löbtau der Fluss in einer Kurve sein Bett verließ und seine ursprüngliche Rinne quer durch den Dresdner Hauptbahnhof und die Semperoper zur Elbe suchte und wiederfand.

In aufwendigen Baggerarbeiten wurde seitdem das Bachbett um zwei Meter tiefer gelegt, was sich als außerordentlich sinnvoll erwies, als im Juni 2013 ähnlich gewaltige Wassermassen zu Tal schossen, ohne größeren Schaden anzurichten.

Vom Bienertgarten führt ein Spaziergang durch die Alte Felsenkellerbrauerei hinauf zum Hohen Stein mit mehreren Aussichtspunkten.

1

Plauenscher Grund

Hegereiterbrücke am Eiswurmlager

01189 Dresden

  2 Prachtexemplar am Steilhang

Glashütte: 1.000-jährige Eibe bei Schlottwitz

Schlottwitz im Müglitztal genießt im Schatten von Glashütte ein eher unauffälliges Dasein. Eine schnurgerade Straße führt durch den Ort. Die lose Bebauung macht es schwer, überhaupt einen Dorfkern zu erkennen. Doch ungefähr dort ist linker Hand talaufwärts gesehen ein kleiner einladender Parkplatz mit den Schautafeln des Wandergebiets Lederberg. Bevor es die Wanderstiefel zu schnüren gilt, lohnt sich ein Blick auf die Infowände. Schmuck- und Halbedelsteine lenkten schon in früheren Jahrhunderten die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich. Bereits 1750 berichtete ein Bergmann fasziniert von Achatgängen mit weißem und rötlichem Amethyst im Müglitztal.

Ein Netz von Wanderwegen umspinnt den Lederberg, die gute Ausschilderung erleichtert die Wahl und weist die Richtung zum Eibenwald. Trittsicher sollte man schon sein, der Aufstieg ist steil, es gibt kein Geländer. Knorrige Bäume, die sich abenteuerlich an Felsen krallen, säumen den Pfad. Hauptaugenmerk sollte den dunklen und geheimnisvoll wirkenden Nadelbäumen gelten, die immer häufiger oberhalb des Weges durchs Dickicht schimmern. Das zähe Holz des urtümlichen Baumes wussten bereits unsere frühen Vorfahren zu schätzen. So trug der mehr als 5.000 Jahre alte Ötzi bei seiner Entdeckung einen Bogen aus Eibe.

Schneller als einem lieb ist, hat man nach kaum einem Kilometer den ältesten Eibenbaum erreicht. Auf einmal steht man vor ihm, stolpert über seine gewaltigen Wurzeln und staunt über dieses Labyrinth aus Tentakeln, die sich über den Boden ziehen und ihn wie Riesenschlangen umklammern. Der mächtige Stamm steht schief und braucht mit seiner mächtigen Krone diese feste Verankerung. Was für eine Eibe!

Beim Zurückwandern sinniere ich darüber, mir manchmal auch solche Wurzeln auf der Erde zu wünschen. Allerdings ginge das zu Lasten der eigenen Mobilität. Entweder – oder …

Sie können den Aufstieg über den Edelmannsteig bis zum Aussichtspunkt Totenstein fortsetzen – schönes Panorama der Sächsischen Schweiz!

2

1.000-jährige Eibe

im Naturschutzgebiet Müglitzhang

Eibenwald am Lederberg

Startpunkt: Parkplatz Ortsmitte

01768 Glashütte OT Schlottwitz

www.heimatverein-schlottwitz.de

  3 Zeit für eine Zeitreise

Glashütte: Deutsches Uhrenmuseum Glashütte