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Zwischen Braut und Bräutigam liegen zwei Kilometer - so verhält es sich mit den beiden jungsteinzeitlichen Grabmälern im Oldenburger Land. Lassen Sie sich diese Geschichte von Charlotte Ueckert erzählen oder erfahren Sie spannende Details über das Oldenburger Augusteum, die Lambertikirche oder die Graftanlagen Delmenhorst: Lieblingsplätze allesamt. Genießen Sie den Oldenburger Grünkohl in den Straßen der Altstadt oder Snitjebraten am Zwischenahner Meer. Und wenn Sie dann noch in die Sagenwelt des Oldenburger Landes eintauchen, sind Sie der Gegend zwischen Hunte und Weser ein gutes Stück nähergekommen.
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Seitenzahl: 142
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Lieblingsplätze Oldenburger Land
Charlotte Ueckert / Ralf Bernsmann
Autorin und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]
Dank an meinen Cousin Gerhard Hanßmann und seine Frau Annegret und an Ralf Bernsmann für erlebnisreiche Rundfahrten
Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Ralf Bernsmann:
Charlotte Ueckert 102, 106, 126/127, 166, 182, 188.
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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www.gmeiner-verlag.de
1., überarbeitete Neuausgabe 2022
© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575/2095-0
Alle Rechte vorbehalten
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © actionplanet – www.stock.adobe.com; © SylwiaNowik – www.stock.adobe.com; © SimpleLine – www.stock.adobe.com; © SG- design – www.stock.adobe.com; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold; © Susanne Lutz
Kartendesign: © Maps4News.com/Here
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Printed in Germany
ISBN 978-3-8392-7248-0
Impressum
Eine frühe und späte Liebe
Vorwort: Vorneweg
Stadt Oldenburg
1 Zur Erbsensuppe ins Einkaufszentrum
Oldenburg: Lange Straße und Herbartgang
2 Militärischer Glanz
Oldenburg: Spaziergang vom Schlauen Haus zu »meinem« Löwen
3 Im Mittelpunkt Oldenburgs
Oldenburg: Schloss
4 Etwas Lebendiges
Oldenburg: Schloss: Die Sage vom eingemauerten Kind
5 Wasser, Rosen und Kakteen
Oldenburg: Schlossgarten
6 Römisches Flair
Oldenburg: St.-Lamberti-Kirche
7 Lappan, Degodehaus und Pulverturm
Oldenburg: Spaziergang durch Alt-Oldenburg
8 Große Kunst auf überschaubarem Raum
Oldenburg: Augusteum
9 Kunst der Moderne in edlem Ambiente
Oldenburg: Prinzenpalais
10 Wie Leben entstand und weitergeht
Oldenburg: Landesmuseum Natur und Mensch
11 Feiern und Ausruhen am Hafen
Oldenburg: Ols Brauhaus am Hafen
12 Eine Welle im Stadtbild
Oldenburg: Horst-Janssen-Museum
13 Schöne Mädchen leben gefährlich
Oldenburg: St. Gertrudenkapelle: Die Gertrudssage
14 Wie in Großvaters Zeit
Oldenburg: Stadtmuseum
15 Eheversprechen in Militärkasernen
Oldenburg: Pferdemarkt
16 Vom Krankenhaus zum Kulturzentrum
Oldenburg: PFL – Peter-Friedrich-Ludwig-Hospital
17 Auf dem Hörthron der Wissenschaft
Oldenburg: Hörgarten Oldenburg
18 Speisen im Bauernhaus
Oldenburg: Bümmersteder Krug
Vor allem Denker
Oldenburg: Berühmte Töchter und Söhne der Stadt
Um Oldenburg herum
19 Der Schuster und die Zwerge
Wardenburg: Die Sage vom Hunteufer
20 Jeder ein kleiner Feudalherr
Rastede: Schloss und Palais Rastede
21 Ein Graf trickst den Kaiser aus
Sagenwelt: Die Sage um das Gottesurteil
22 Essen, wo Ritter schliefen
Bad Zwischenahn: Fährkroog Dreibergen am See
23 Aale und Rhododendron
Bad Zwischenahn: Spaziergang am See und Einkehr in der Spieker Gaststätte
24 Blühendes Ammerland
Bad Zwischenahn: Park der Gärten
25 Am Zwischenahner Meer und anderswo
Sagenwelt: Ahlhorner Heide: Die Sage der Schatzsucher
26 Ein Kirchdorf im Ammerland
Edewecht: St.-Nikolai-Kirche
27 Eine Fantasie
Westerstede: Schloss Fikensolt: Die Sage von der Braut
28 Wie im Rausch
Westerstede: Rhododendronpark Hobbie bei Petersfeld
29 Kanäle im Fehnland bis zum Horizont
Elisabethfehn: Elisabethfehnkanal
30 Eine Insel im Land
Barßel: Hafen im Erholungsgebiet Barßel-Saterland
31 Nur eine Kapelle blieb
Saterland: Johanniterkapelle Bokelesch
32 Was ein Graf von Bauern lernen kann
Zetel: Schloss Neuenburg: Die Sage von der Ernte
33 Eine Stadt fast am Meer
Jever: Spaziergang durch die Altstadt
34 Hochverehrt: das Fräulein Maria
Jever: Schloss
35 Reichsfreie Herrlichkeit im Norden
Wilhelmshaven: Burg Kniphausen
36 Eine Zukunftsmusik
Wilhelmshaven: JadeWeserPort
37 Von der Geliebten zur weißen Frau
Wilhelmshaven: Burg Kniphausen: Die Sage von Frau Benlop
38 Urlaub wie im Süden
Wilhelmshaven: Strandspaziergang
39 Inselwanderin nach Osten
Wangerooge: Alter Leuchtturm
40 Ein rundes Wahrzeichen
Wangerooge: Café Pudding
41 Bergsteigen am alten Bunker
Sande: Kletterturm Monte Pinnow
42 Das Städtchen zum Schloss
Sande: Spaziergang durch die Altstadt Neustadtgödens
43 Mit einem Choral gegen den Teufel
Sengwarden: St.-Georgs-Kirche: Die Sage von Pastor Crome
44 Von Fluten gestaltet
Varel: Jadebusen bei Dangast
45 Ein Haus an der Klippe wird Kult
Varel: Kurhaus Dangast
46 Heimat für einen Maler
Varel: Franz Radziwill Haus in Dangast
47 Das schönste Waisenhaus von außen
Varel: Waisenstift
48 Noch zu erleben
Jade: Schwimmendes Moor bei Sehestedt
49 Pickelhauben im Störtebekerland
Butjadingen: Preußeneck und Kirche St. Lamberti bei Eckwarderhörne
50 Christianisierung auf Handelswegen
Blexen: St.-Hippolyt-Kirche
51 Industrie und Landpartie
Nordenham: Friedeburgpark
52 Zuflucht auf Wurten
Stadland: St.-Matthäus-Kirche und schiefer Turm in Rodenkirchen
53 Hüterin der Unterweser
Brake (Unterweser): Spaziergang durch die Altstadt
54 Längste Flussinsel Deutschlands
Brake (Unterweser): Harriersand
55 Geschichtsträchtiges Hinterland
Ovelgönne: Rundgang durchs historische Zentrum
56 Stadt an zwei Flüssen
Elsfleth: Spaziergang durch die Altstadt
57 Panorama-Café mit Schulschiff
Elsfleth: Am Kai
58 Ein Gürtel zum Wohnen
Elsfleth: Morriemer Landcafé
59 Wo Bäume uralt werden
Vielstedt: Spaziergang durch den Hasbruch
60 Ruinen, Schänke, keine Mönche
Hude: Kloster Hude
61 Verführt werden zur Heirat
Hude: Klosterschänke Hude
62 Raubritter, Jugendstil und Industrie
Delmenhorst: Rundgang durch die Innenstadt
63 Ein Kreuzfahrer bei Ganderkesee
Ganderkesee: Die Sage von der Rückkehr
64 Ein Friedhof aus der Jungsteinzeit
Wildeshausen: Pestruper Heide
65 Mal katholisch, mal evangelisch
Wildeshausen: Alexanderkirche
66 Kirchen, die berühren
Hatten: St.-Ansgari-Kirche in Kirchhatten
67 Kohlfahrt ins Grüne
Huntlosen: Meyers Gasthaus Huntlosen
68 Zwischen Teichen und ihren Fischen
Großenkneten: Fischteiche Ahlhorn
69 Musterdorf in der Geest
Neerstedt: Spaziergang durch den Dötlinger Dorfkern
70 Geheimnisse zum Gruseln
Sagenwelt: Die Sage vom Dötlinger Hexenstein
71 Steinzeugen für Liebe und Tod
Visbek: Steingräber Braut und Bräutigam
72 Künstlich aber naturnah
Garrel: Thülsfelder Talsperre
73 In der Welt unserer Vorfahren
Cloppenburg: Museumsdorf Cloppenburg
74 Ein Jagdschloss für den Kurfürst
Sögel: Clemenswerth
75 Von der Scheune zur Kirche
Dinklage: Kloster Dinklage
76 Natur und Freizeit ganz im Süden
Lembruch: Dümmer See und Dammer Berge
Literatur
Karte 1
Karte 2
Die norddeutsche Landschaft um Oldenburg herum bietet eine enorme Vielfalt: Insel, Küste und Meer, Marsch, Moor und Geest, Fischerdörfer, wald- und feldumschlossene Bauerngehöfte und Residenzstädte, gebaut in der Zeit der Feudalherrschaft. An Oldenburg lässt sich die wechselhafte Geschichte dieser Region erkennen, von der Grafschaft über das Großherzogtum und den Freistaat bis hin zum heutigen Teil des Bundeslandes Niedersachsen. Die drei größten Städte Oldenburg, Wilhelmshaven und Delmenhorst haben zwischen 170.000 und 80.000 Einwohner, bleiben also überschaubar, doch produktiv und lebendig.
Je mehr ich als Erwachsene das Oldenburger Land kennenlernte, von meiner Geburtsstadt Oldenburg bis zu den Urlauben auf der Insel Wangerooge, umso mehr verstand ich meinen Onkel, der in den frühen 50er-Jahren nach Amerika ausgewandert war. Fast jeder seiner Briefe an die Familie zu Hause endete mit der Frage: »Und wie geht es im Oldenburger Land, dem schönsten der Welt?« Damals hielt ich ihn für ausgesprochen beschränkt. Wie konnte jemand so etwas schreiben, der New York gesehen hatte und jetzt in Florida lebte?
Auf meinen Fahrten von Delmenhorst nach Oldenburg zu meiner Großmutter versuchte ich aus dem Zugfenster zu entdecken, was denn hier so besonders sein sollte. Endlos erschien mir die halbe Stunde Fahrt durch flache grüne Wiesen, umrahmt von Wäldchen und umzäunten Feldern, besetzt von schwarz-weißen Kühen. Erst der Hafen an der Hunte, der kurz vor dem Oldenburger Bahnhof auftauchte, schien für mich als Kind interessant. Dort, in der schönen Jugendstilhalle mit dem angrenzenden Fürstenbahnhof, erwartete mich der Onkel. Auch als er als alter Mann nach Oldenburg zurückkam, wo er jetzt auf dem Friedhof liegt, konnte ich ihn nicht verstehen.
Begeistert wäre er über einen prominenten Zeugen dieser Heimatliebe gewesen, den 1884 in Wiefelstede bei Oldenburg geborenen Theologen Rudolf Bultmann, der bei einem Rom-Besuch 1938 auf einer Postkarte schrieb: »Hier ist es wunderschön, fast so schön wie in Oldenburg.«
Oldenburg. Residenzstadt, ehemaliges Großherzogtum, abgegrenzt von dem erzbischöflich regierten Osnabrück. Heute eingegliedert in das Bundesland Niedersachsen, aber immer noch von stolzer Eigenständigkeit geprägt. Oldenburger Bürger gingen bei einer Umfrage in 67 Großstädten als die zufriedensten hervor, das verpflichtet zur Pflege von Tradition bei gleichzeitiger Suche danach, was alles vielleicht noch besser zu machen ist.
Wo ich mich am liebsten aufhalte, das wechselt ständig in seiner Rangfolge. Das Oldenburger Land hat mehr zu bieten als Bauernland und Künstlerdorf am Jadebusen und in Jever wird nicht nur das berühmte Bier gebraut, sondern es gibt in der Geschichte eine hinreißende Schlossherrin, das Fräulein Marie, die schon im 16. Jahrhundert Frauenemanzipation vorlebte. Sogar kosmopolitisch ist das Oldenburger Land, das beweisen nicht nur die verwandtschaftlichen Beziehungen des Grafengeschlechts überall verzweigt in Europa. Wer im Süden Oldenburgs an Wegkreuzungen auf eine Kapelle oder ein Kreuz trifft, plötzlich eine Madonnenstatue vor sich hat, sollte sich nicht nach Bayern versetzt fühlen. Hier ist man katholisch, oldenburgisch und münsterländisch zugleich.
Als Kind erinnere ich mich vor allem an die Hunte, über die nicht weit von dem Haus, in dem ich meine ersten Lebensjahre verbrachte, eine Brücke in den Schlosspark führte. In den Wiesen gab es eine Badeanstalt, in die ich einmal ausgerissen sein muss. Der Bademeister brachte mich auf seinen Armen nach Hause und meiner Familie blieb so der Schreck erspart.
Wenn ich jetzt zurückkehre und durch die Straßen der Stadt streife, entdecke ich einen Lieblingsort nach dem anderen. Glückliche Oldenburger! Der Schluss der etwas pathetischen Hymne »Heil dir, o Oldenburg« lautet: »Führt ihn sein Wanderstab auch alle Länder durch, / du bleibst sein liebstes Land, mein Oldenburg.« (Am Ende wird natürlich »ch« gesprochen.) Das trifft ganz bestimmt auf meinen Onkel Kurt zu, der aus dem fernen Amerika jedes Jahr dorthin angereist kam. Vielleicht ja auch mal auf mich? Oder auf Sie?
Die abwechslungsreiche Geest-, Moor- und Marschlandschaft hat ihre Bevölkerung zu vielen Geschichten angeregt, zum Teil verankert in der Historie, zum Teil in Fantasien und Ängsten, aus heidnischen oder christlichen Elementen zusammengesetzt. Die Brüder Grimm haben die deutschen Volksmärchen gesammelt, auch in Oldenburg hat es verschiedene Sammlungen gegeben. Es ist das Verdienst von Hermann Lübbing, sie 1968 neu erzählt herausgegeben zu haben.
Das Personal dieser Sagen unterscheidet sich nicht von dem anderer Volksmärchen: mythologische Gestalten wie Riesen, Zwerge und Feen, Unholde wie Werwölfe, Kobolde und Klabautermänner, Verwandlungen von Menschen in Tiere und umgekehrt. Natürlich Geister von Verstorbenen oder himmlische Erscheinungen der Jungfrau Maria. Immer ist das irgendwo geschehen, verbunden mit einem konkreten Ort oder einer Landschaft und so eignet es sich auch bestens für dieses Buch, zwischendrin eingestreut. Ich habe diese Sagen frei und szenisch nacherzählt.
Auch Wünsche und Verbrechen spielen eine Rolle: Habsucht, Ehebruch, Mord, ausgeführt von Grafen und Junkern, von Bauern und ihren Frauen. Als Bestrafung droht das ewige Dasein als Wiedergänger, als Geist, der in Schlössern umgeht oder in Wäldern hockt. Die Frauen sind entweder Hexen oder gewitzte Mädchen, die sich durchsetzen können. Die Männer kluge Bauern oder Pastoren, die es mit dem Teufel aufnehmen müssen. Der Teufel wird immer wieder überlistet, das tröstet in den Geschichten, aber er wird eine sehr reale Bedrohung, spielt in dem geteilten Oldenburger Land (protestantischer Norden und katholischer Süden) eine große Rolle. Nicht nur die Landschaft, auch die Historie des Landes beeinflusst die Sagen über das Land. Im Butjadinger Land nahe der Nordsee sind es andere als im waldreichen Oldenburger Münsterland oder in der Ahlhoner Heide, wo die vorzeitlichen Steingräber die Fantasie der Menschen mit ihren eigenen Lebensthemen vermischten.
Ich möchte noch betonen, dass dieses Buch doppelt so dick hätte werden können, wenn ich alle wunderbaren Baudenkmäler, alle Kirchen, Schlösser, Gutshäuser und historischen Bauernhäuser berücksichtigen hätte können, alle Landschaftsschönheiten würdigen, alle Ausflugsziele und Gaststätten, die gutes Essen anbieten. Und nicht zu vergessen das reiche Kulturleben in Stadt und Land. Einen Einblick in die Geschichte der Region gibt ein zweistündiger Film auf der Website des Schlossmuseums Jever.
Oldenburgische Landschaft
Gartenstraße 7
26122 Oldenburg
0441 779180
www.oldenburgische-landschaft.de
www.schlossmuseum.de
Oldenburg hat als eine der ersten Städte Europas die Innenstadt vom Verkehr befreit und ein Einkaufen zu Fuß ermöglicht. Wo früher nur Pferdewagen fuhren, dann Trolleybusse und Autos, herrscht jetzt Gedränge von einkaufswilligen Menschen, die sich bei Straßenvorstellungen amüsieren oder einfach nur in Straßencafés sitzen und den Vorbeischlendernden zugucken. Die Lange Straße durchquert die Stadt. Kaum möglich, dass Oldenburger einkaufen, ohne dort jemandem zu begegnen, den sie kennen.
Nichts Wichtigeres für das Jungvolk, als am Nachmittag dort entlangzuschlendern und nach Bekannten Ausschau zu halten. Für alle, die manchmal Langeweile haben oder nicht wissen, was sie gerade tun sollen, gibt es nichts Schöneres, als auf einer langen Straße einem möglichen Ereignis in die Arme zu laufen. Oldenburg hat davon viele. Zum Beispiel ist es ein Muss, am Samstag von der Langen Straße in die parallele Mottenstraße zu pilgern. An allen Ecken der Altstadt locken kleine Cafés und Lokale mit diversen Kuchen nach »Omas Rezepten«, Erbsensuppe oder Grünkohl. Den Grünkohl hat Oldenburg als Spezialität vereinnahmt, obwohl der im Winter in ganz Norddeutschland gegessen wird. Dazu werden entweder Kochwurst, Kassler oder Bauchspeck serviert, jedoch der Pinkel, eine geräucherte Grützwurst, nur im Oldenburger Land.
Die Lange Straße und die Mottenstraße verbindet am nördlichen Ende der Herbartgang, benannt nach dem dort geborenen Philosophen Johann Friedrich Herbart, der von 1776 bis 1841 lebte und ein bedeutender Pädagoge war, weshalb ein Gymnasium in Oldenburg nach ihm benannt wurde. Sein Geburtshaus ist abgerissen. Ich habe miterlebt, wie dieser Gang durch die Initiative meines Onkels Georg Hanßmann entstand, habe das letzte hübsche Bauernhaus bewundert, das leider von der sterilen Architektur der 70er-Jahre umschlossen wird.
Beim Modehaus Leffers zweigen Lange Straße und Achternstraße in spitzem Winkel ab. Ein guter Platz, um sich zum Stadtbummel zu verabreden.
1
Lange Straße und Herbartgang
Startpunkt Stadtbummel: Leffers
Lange Straße 80
26122 Oldenburg
0441 92260
www.leffers.de
Ich gebe zu: Extra für den Löwen bin ich noch einmal ins Schlaue Haus gelaufen, damit ich erfahre, ob und wo er steht. Denn an ihn kann ich mich gut erinnern, er war mein »Kindheitswauwau« und stand vor der Alten Wache beim Schloss. So bezeugt es auch eine alte Ansichtskarte und ein Kalenderblatt. Nichts da, alles weg, dachte ich beim Wiederkommen. Aber nein, es gibt ihn noch, wie ich im Schlauen Haus erfuhr. Übrigens: Das Schlaue Haus zählt zu den ältesten in Oldenburg, man sieht es ihm aber nicht an. Vom Schloss aus kann man ahnen, dass es ein altes Gebäude ist, aber vom Wall her sieht man modernste Architektur. Der Löwe steht nach einiger Recherche jetzt stolz vor der Regierung, wie die Oldenburger ihr Landesbehördenzentrum nennen, genau vis-à-vis am Theodor-Tantzen-Platz. Sein Haupthaar ist ein wenig zerbröckelt, und ich stelle fest, dass er etwas grimmig aussieht.
Er scheint verbittert oder traurig über die Verluste im Ersten und Zweiten Weltkrieg zu sein, anklagend gegenüber der Regierung oder dem »Ministerium«, wie sie genannt wird, und umrahmt vom Landtag des Großherzogtums, von Polizei und Gewerbeaufsicht. Den Spruch von der »Heiligen Flamme fürs Vaterland« auf seinem Sockel will ich lieber nicht vollständig zitieren.
Dort, wohin er schaut, liegen hinter dem Landtag die Dobbenwiesen mit den Dobbenteichen, dem Kaiserteich und dem Wittschieberteich, einem stadtnahen Parkgelände.
Hier ist das Paradies der Fahrradfahrer, das sich durch die gesamte Stadt zieht. Das Auto lassen die Oldenburger in der Garage, wenn sie in die Stadt wollen, und schwingen sich auf den Drahtesel, der ihre Einkäufe nach Hause bringt. Oder sie fahren an jedem strahlenden Tag einfach aus Freude ins Grüne, das sich überall ausbreitet. Auf den Pflasterstraßen gibt es für die Räder extra ausgewiesene Spuren. Selten leer stehen die Bügel, an denen sich die Räder anschließen lassen.
Im Schlauen Haus gibt es außer Auskünften über die »Übermorgenstadt«, die alle Generationen umfasst, auch Veranstaltungen mit Blick aufs Schloss.
2
Schlaues Haus
Schlossplatz 16
26122 Oldenburg
0441 99873398
www.schlaues-haus.de
Oldenburg-Info im Lappan
Lange Straße 3
26122 Oldenburg
0441 36161366
www.oldenburg-tourist.de
Das Renaissance-Schmuckstück im Norden Deutschlands, gelegen in einer fürstlichen Residenzstadt nicht weit von Kirche, Theater und – heftig umstritten – einem Einkaufszentrum, das seinen Namen trägt.
Erbaut wurde es unter Graf Anton Günther. Ab 1607 ließ er die wuchtige Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert zu einem repräsentativen Renaissanceschloss umgestalten. Dabei blieb ein Teil der Fundamente und Außenmauern erhalten, aber ein neuer Turm und eine geschmückte Fassade veränderten das Bild. Sein einziger Sohn, der illegitime Anton von Aldenburg, durfte nicht erben, er bekam die Burg Kniphausen als Wohnsitz. Aufgrund der Erbfolge fiel das Land Oldenburg damals für über 100 Jahre an das dänische Königshaus.
Wer das Schloss Roskilde dort besucht, kann noch die Oldenburger und Delmenhorster Wappen besichtigen, die den Einflussbereich Dänemarks bezeugen. Das Schloss war in dieser Zeit Sitz der Verwaltung.
1773 erhielt das Haus Holstein-Gottorp das Erb- und Wohnrecht. Wieder gab es Umbauten und ab 1785 hatte Oldenburg einen Herzog, Peter Friedrich Ludwig, der bis 1829 regierte. Durch ihn kamen klassizistische Elemente dazu, vor allem die Innenausstattung. Aus den Herzögen von Oldenburg wurden Großherzöge und 1900 wurde der letzte Großherzog Friedrich August gekrönt, dafür existiert sogar ein Thronsaal, der für Audienzen genutzt wurde. Der schönste Saal für mich ist das Idyllenzimmer, so genannt, weil es den Idyllenzyklus enthält, den Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der berühmte Goethefreund, gemalt hat. Die Motive dafür hatte er schon zusammen mit Goethe in Rom entwickelt: zauberhafte nackte Mädchen, die schleierumweht mit Schmetterlingen oder Fantasiegeschöpfen vor einer Fels-, Fluss- oder Waldkulisse schweben.
Gegenüber steht die Alte Wache mit ihren vier vorgebauten Säulen, als einziges erhaltenes Gebäude derer, die einst einen Halbkreis um das Schloss bildeten.
3
Schloss
Schlossplatz 1
26122 Oldenburg
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
Damm 1
26135 Oldenburg
0441 40570400
www.landesmuseum-ol.de