Lila 3 - Die Rache - Frank-M. Stahlberg - E-Book

Lila 3 - Die Rache E-Book

Frank-M. Stahlberg

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Beschreibung

Lila und Camilla erhalten überraschenden Besuch: Eine Gumbin bittet die beiden um Beistand, denn das Gumbenvolk wird von grausamen Wesen heimgesucht, die aus den Experimenten des Magiers Urkalan hervorgingen. Lilas Einfallsreichtum ist gefragt um dieser Bedrohung Herr zu werden. Allerdings stellt sich bald heraus, dass es nur die ’Spitze des Eisberges’ war und hinter den Überfällen noch jemand anderes steckt, mit dem niemand gerechnet hat.

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Seitenzahl: 256

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Weitere Bände der Fantasyreihe ‘Lila‘:

Lila 1, Teuflische Experimente

Lila 2, Das Duell

Lila 4, Verloren

Lila 5, Tödliche Königin

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

1

"Milla?"

"Mhm?"

"Schläfst du schon?"

"Mm, Mm, jetzt nicht mehr! Was ist denn?"

"Ach, eigentlich nichts, ich wollte dich nicht wecken! Ich kann bloß nicht schlafen, und da dachte ich, wenn du auch nicht schläfst, könnten wir uns noch ein bißchen unterhalten."

Camilla, die vergangene Woche ihren fünfzehnten Geburtstag gefeiert hatte, drehte sich zu ihrer zwölfjährigen Cousine Lila um, von welcher nur das Gesicht und die Flügel unter der Decke hervorsahen: "Macht nichts, daß du mich geweckt hast, Lil, ich hatte sowieso gerade einen doofen Traum."

"Was ist eigentlich mit dir und Bregard los?" wollte Lila wissen, "ihr trefft euch ja kaum noch. Seid ihr nicht mehr verliebt?"

"Na ja, eigentlich schon, zumindest so'n bißchen. An sich find' ich ihn in Ordnung, bloß in letzter Zeit will er mehr, so überall rumgrabbeln und so, und auf Umwegen will er mir zu verstehen geben, daß er auch mit mir ... , ach, du weißt schon, aber das will ich nicht, jedenfalls jetzt noch nicht. Dann ist er immer gleich beleidigt, und das kann ich nicht ab! Darum halte ich erstmal ein wenig mehr Abstand, verstehst du?"

"Na klar, das fänd' ich auch extrem lästig. Igitt, wenn ich mir das vorstelle ...!"

"Nun, soo schlimm ist so was auch nun wieder nicht!

Ich will es nur einfach noch nicht."

"Laß uns lieber über 'was anderes reden, Milla, ich find' solche Sachen ziemlich peinlich! Willst du denn später immer noch mit ihm zusammenziehen? Er wollte doch mal, als wir hierher gezogen sind, mit dir zusammen ein Haus bauen."

"Nee, das ist vorläufig kein Thema mehr für mich. Ganz vielleicht irgendwann einmal ... "

"Find ich auch besser so", bekannte Lila erleichtert, "ich möchte, daß du hier wohnen bleibst!"

"Du Lil, hättest du nicht auch Lust, einen Flug zur Ruinenstadt zu machen? Ich sähe mir gern die unterirdischen Paläste mal näher an. Als wir da gefangen waren, hatten wir ja kaum Gelegenheit dazu!"

"Hm", machte Lila nachdenklich, "Lust hätt' ich schon, aber meine und deine Mama erlauben das sicher nicht. Schließlich laufen da bestimmt immer noch etliche von Urkalans Monstern 'rum!"

"Ach ja, daran habe ich gar nicht mehr gedacht, denen möchte ich auch auf keinen Fall wieder begegnen!"

"Wir könnten ja fragen, ob wir Corinna besuchen dürfen oder Bernhard, Martha und Anna", schlug Lila vor.

"Corinna zu besuchen, hätte ich schon Lust", stimmte Camilla zu, "mit der kann man auch immer über neue Sachen reden und was unternehmen, bei Martha und Bernhard kann es eher schon mal langweilig werden. Wir könnten sonst auch mal wieder zu Meliolantha fliegen, vielleicht zaubert sie uns etwas vor!"

"Nein", widersprach Lila, "Mama hat gesagt, daß Meli mit Lisbeth irgendwohin, ganz weit weg, gefahren ist."

"Na gut, dann machen wir ... ", Camilla kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu beenden, denn sie wurde von einem zarten Klopfen an der Fensterscheibe unterbrochen.

"Das ist bestimmt Bregard", mutmaßte Lila, "auf den hab' ich jetzt absolut keinen Bock, laß uns so tun, als schliefen wir!"

"Ich glaube nicht, daß Bregard hier mitten in der Nacht ankäme, weil er weiß, daß du ja auch hier bist, und wenn er es doch ist, muß es schon wirklich etwas Dringendes sein. Ich schau mal lieber nach!"

Die junge Elfe sprang aus dem Bett, lief zu dem runden Fenster ihres Zimmers, welches das Obergeschoß des Baumhauses bildete, in dem die beiden Mädchen mit ihren Müttern wohnten, und blickte hinaus, zunächst, ohne es zu öffnen. Auch Lila kam nun hinzu, doch vorerst konnten sie nichts Besonderes entdecken; der Biberteich, über den die riesige Buche den Ast streckte, auf dem sich ihr Haus befand, lag still im Schein des aufgehenden Halbmondes, und die einzigen Geräusche, die sie im Augenblick vernahmen, waren die Rufe eines Käuzchens und das gelegentliche Quaken der Frösche.

"Vielleicht war es nur eine Meise, oder so", meinte Lila, "ich gehe wieder ins Bett."

"Meisen sind nachts nicht unterwegs", belehrte Camilla die Jüngere und wollte sich gerade ebenfalls abwenden, als sich das Klopfen wiederholte. Camilla öffnete kurzentschlossen das Fenster und sah hinaus. Was sie dort erblickte, setzte sie in höchstes Erstaunen: An der hölzernen Außenwand, sich mit den Fingerspitzen der einen Hand und den Zehen in die Ritzen klammernd, hing dort ein entfernt elfenähnliches Wesen, nur etwas weniger zart aussehend und ohne die bei Elfen selbstverständlichen, libellenähnlichen Flügel. Es hatte wirres dunkles Haar, schwarze große Augen, die offenbar gut an die Dunkelheit angepaßt waren, eine knubbelige Nase, einen hübschen Mund sowie kräftige Hände und Füße. Der Körper war mit einem dunkelbraunen Wams und einem gleichfarbigen kurzen Rock gekleidet. Es starrte Camilla mit einem leicht ängstlichen Ausdruck in die Augen.

"Hallo, wer bist du denn, und was willst du?" fragte Camilla und sah dem nächtlichen Besucher fragend ins Gesicht. Auch Lila war wieder herangekommen und guckte Camilla erst erschrocken, dann neugierig erstaunt über die Schulter.

"Ich bin Gnumba", sagte das Wesen mit piepsiger, etwas rauher Stimme, "ich wollte zu, öh, Lila und Camilla, bin ich da richtig?"

Während dieser Worte hatte es die Augen unter den Blicken der Elfen verlegen niedergeschlagen und fühlte sich sichtlich unwohl.

"Ja, da bist du richtig", beeilte sich Lila zu sagen, "komm erstmal herein, das ist doch viel zu unbequem, so da zu hängen!"

Dankbar ließ sich der überraschende Gast von Lila und Camilla hereinhelfen.

Lila stellte fest, daß die Haut des Wesens dunkler war, und sich fester anfühlte als die der Elfen. Zudem ging ein leicht erdiger Geruch von ihr aus - daß es eine sie war, konnte man ja von dem Namen und der Kleidung ableiten. Sie stand nun vor ihnen und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Stehend hatte sie in etwa Lilas Größe, also etwa sechzehn Zentimeter.

"Können wir irgendetwas für dich tun, Gnumba?" brach Camilla das Schweigen, "du bist doch sicher nicht einfach nur so aus Spaß hier mitten in der Nacht aufgetaucht!"

"Ich, öh, ich wollte fragen ... , öh, ich dachte ... , öh, ich meine, weil ihr doch ... , öh ... ."

"Nun mal ganz ruhig", versuchte Camilla Gnumba die Angst zu nehmen, "du kannst uns um alles bitten, was du willst, niemand reißt dir deswegen gleich den Kopf ab, oder so!"

Unwillkürlich griff sich die Angesprochene mit den Händen an den Kopf, so, als müsse sie überprüfen, ob er noch da sei, dann aber nahm sie einen neuen Anlauf: "Öh, wir Gumben stecken in Schwierigkeiten, öh, und weil wir mitbekommen haben - wir, öh, na ja, hauptsächlich ich, öh, haben euch nämlich seit längerem beobachtet und belauscht … ", dabei wurde Gnumbas Gesichtsfarbe noch dunkler, und sie wand sich förmlich vor Verlegenheit, "daß ihr es geschafft habt, öh, mit dem großen Zauberer fertig zu werden, öh, wollten wir fragen, öh, ob, öh ... ."

"Da wolltet ihr uns fragen, ob wir euch helfen können", beendete Lila Gnumbas Satz, da diese schon wieder ins Stocken geriet.

"Ja, öh, genau", bestätigte die Gumbin und rang zu Boden blickend die Hände, "und weil sich keiner getraut hat, öh, mußte ich zu euch gehen, öh, weil ich euch am besten, öh, kenne."

"Wo lebt ihr denn?" wollte Camilla wissen, "wir haben noch nie etwas von euch gesehen oder überhaupt gewußt, daß es so etwas wie Gumben gibt."

"Und du könntest uns auch mal sagen, wie alt du bist", warf Lila ein.

"Ich, öh, ich bin vierzehn Sommer alt, öh, und wir leben am Rand der Umbnugödnis, öh, in der die alte tote Stadt liegt, öh, wo der Zauberer gehaust hat. Wir wohnen nicht in so, öh, Häusern, öh, wie ihr, sondern graben uns, öh, Wohnhöhlen in die Erde."

"Und bei was braucht ihr jetzt unsere Hilfe?" erkundigte sich Camilla, "Urkalan, also der Zauberer, ist doch tot."

"Öh, ja schon, öh, der hat uns ja auch gar nicht, öh, bedroht, der, öh, wußte gar nichts von uns. Aber seit er da in den Ruinen, öh, gewohnt hat, gab es immer mehr, öh, komische, veränderte Tiere. Den, öh, den meisten konnten wir aus dem Weg gehen, aber dann, öh, kamen die schlimmsten; wir nennen sie, öh, Reißzahnteufel. Sie sind ziemlich, öh, klein, ungefähr so lang wie mein Bein, öh, sie haben vier Beine, können aber auch auf zweien laufen. Auf dem Rücken haben sie ledrige, öh, Flügel, aber sie können nicht, öh, fliegen. Das Schrecklichste aber ist ihr Kopf: Er besteht fast nur aus nadelspitzen, langen, öh, Zähnen, und damit stürzen sie sich auf alles, was sich, öh, bewegt. Wenn sie sich erst einmal, öh, festgebissen haben, bekommt man sie praktisch gar nicht mehr, öh, los, dazu treten sie meistens auch noch in größeren Rudeln auf, so zehn bis zwanzig Stück, und man kriegt sie nur ganz schwer, öh, tot. Die haben sich schon in drei von unseren, öh, Wohnhöhlen hineingegraben und fast alle aufgefressen, nur zwei sind, öh, entkommen. Wir können zwar gut, öh, graben und bauen, aber nicht, öh, kämpfen, und da wollten wir euch fragen, ob ihr uns nicht vielleicht, öh, helfen könnt!"

"Hm", machte Camilla, "klar wollen wir gerne helfen, aber wir Elfen sind auch nicht gerade tolle Kämpfer. Wir können morgen ja mal unseren Dorfobersten Histran fragen, was wir da unternehmen können."

"Öh, Gnubbel, unser Häuptlingsgumb, hat gesagt, daß, öh, nur ihr zwei, oder vielleicht noch ein oder zwei mehr, von uns Gumben wissen dürft, weil es sich sonst herumsprechen könnte, daß es uns, öh, gibt, und dann könnten wir uns nicht mehr schützen!"

"Das ist ja toll!" rief Lila aus, "und wie bitteschön sollen wir euch dann helfen? Wir sind doch nur zwei Elfenmädchen und können eher noch weniger als ihr gegen solche Biester kämpfen!"

Das Gumbenmädchen fing an zu weinen. "Das hab ich Gnubbel auch gesagt", schluchzte sie, "aber er bestand darauf und meinte, ihr Elfen wärt ja, öh, intelligenter als Gumben, euch werde schon etwas einfallen, außerdem kenntet ihr, öh, Menschen, von denen ihr einen, öh, vertrauenswürdigen, öh, verschwiegenen um Hilfe bitten könnt."

"Stimmt", bestätigte Lila, "wir können ja Meli, die Zauberin um Rat fragen!"

"Nee, das geht nicht", widersprach Camilla, "die ist doch mit Lisbeth weggefahren. Höchstens vielleicht Bernhard, obwohl ich ihn nicht gerne schon wieder um Hilfe bitten möchte."

"Oder wir fragen Corinna, die würde uns bestimmt helfen!" schlug Lila vor, "wir wollten sie doch sowieso besuchen."

"Ja, das wäre eine Idee", stimmte Camilla zu, "aber der Weg ist ganz schön weit und würde einige Zeit in Anspruch nehmen, schließlich wohnt sie noch erheblich weiter weg als Bernhard."

"Öh, könntet ihr nicht erstmal, öh, so mitkommen? Dann könntet ihr euch selbst ein, öh, Bild machen, und dann könnten wir in, öh, Erfahrung bringen, ob es Gnubbel überhaupt recht ist."

"Na gut, Gnumba, aber dann dauert es insgesamt noch länger, weil wir ja noch bis zu euch und zurück mitkommen müssen, und das wird wohl ganz schön lange dauern, da du ja ziemlich klein und zu Fuß bist!"

"Oh je, nein, das wäre ja furchtbar, so einen weiten und gefährlichen Weg zu Fuß, öh, zurückzulegen!" entsetzte sich die Gumbin, "ich habe natürlich ein Reittier!" setzte sie stolz hinzu.

"Und was ist das für ein Reittier, wenn man fragen darf?" erkundigte sich Lila interessiert.

"Ich habe einen, öh, Falken als Reittier!" verkündete Gnumba selbstzufrieden.

Lila erschrak: "Was ist, wenn er uns fressen will?"

"Keine Angst, er ist gut, öh, dressiert!" beschwichtigte Gnumba, "er frißt nur, was ich ihm gebe."

"Also gut, wir kommen mit", versprach Camilla, "aber mir müssen bis zum Morgen warten, denn wir können nicht weg, ohne unseren Müttern Bescheid zu sagen. Wir erwähnen natürlich nichts von euch Gumben", setzte sie noch schnell hinzu, als sie Gnumbas bedenkliches Gesicht sah, "wir sagen einfach nur, daß wir Conny besuchen, o.k. Lil?"

"O.k., Milla!"

"Ich gehe lieber wieder hinaus, bevor mich noch jemand, öh, bemerkt", sagte das Gumbenmädchen, "ich warte am Eingang der Schlucht, die zur Umbnugödnis führt, auf euch." Mit diesen Worten stieg sie aus dem Fenster und kletterte geschickt außen an der Wand, anschließend am Stamm der Buche hinunter und verschwand im Dunkel der Nacht.

Am nächsten Morgen bestürmten Lila und Camilla ihre Mütter mit Bitten und Betteln, ob sie Corinna besuchen durften.

"Bitte, bitte Mama, wir haben doch schon soo lange nichts mehr unternommen!" wandte sich Lila an Sara, "wir passen auch ganz doll auf!"

"Na ja", mischte sich Killy, Camillas Mutter, ein, "was man von eurem Aufpassen zu halten hat ...!"

"Och komm, Mama", entrüstete sich Camilla, "die letzte Zeit waren wir ja wohl echt vorsichtig, das mußt du zugeben!"

"Na gut, meinetwegen, aber, meint ihr, ihr findet den Weg wieder? Ihr wart ja erst einmal da, und da hatte euch Corinna mitgenommen und auch wieder zurückgebracht."

"Doch, doch", versicherte ihre Tochter, "ich habe ganz genau aufgepaßt. Den Weg finde ich im Schlaf wieder!"

"Im Schlaf! Das glaube ich gerne, aber du sollst ihn in wachem Zustand finden!" spöttelte Killy. "O.k., von mir aus dürft ihr. Was meinst du dazu, Sara?"

"Ich hab' auch nichts Besonderes dagegen einzuwenden, auch wenn ich es nie gerne sehe, wenn die beiden Mädchen so alleine losziehen. Aber ich denke, sie haben in der Vergangenheit genug Schreckliches erlebt, um mit genügender Vorsicht vorzugehen. Wann wollt ihr denn los?"

"Jetzt gleich!" riefen beide wie aus einem Munde.

"Das war wohl eine dumme Frage von mir", kommentierte Sara, "was hätte man schon von euch für eine andere Antwort erwarten können!"

Die Mädchen grinsten, und Camilla fragte: "Können wir denn etwas zu essen mitnehmen?"

"Aber natürlich", kam es sofort von Killy zurück, "darauf bestehe ich sogar! Was glaubt ihr denn, wann ihr wieder zurückkommt?"

"Keine Ahnung", erwiderte Camilla, "erstens wissen wir nicht so genau, wie lange wir für den Weg brauchen, und zweitens, ob und wenn ja, wie lange es Corinna überhaupt paßt. Vielleicht so ein bis zwei Wochen?"

"Na gut, sagen wir, ihr seid in spätestens zwei Wochen wieder hier, klar?"

Die Kinder nickten und begannen sich Lebensmittel für den langen Flug einzupacken.

"Damit wollt ihr doch wohl nicht auskommen", kritisierte Lilas Mutter, "das reicht ja nicht einmal für die Hälfte des Weges!"

"Wir können uns doch auch unterwegs noch 'was suchen", widersprach Lila, "wenn wir noch mehr mitschleppen müssen, können wir ja bald gar nicht mehr fliegen!"

Sara schüttelte nur den Kopf, sagte aber nichts weiter, und auch Killy enthielt sich eines Kommentars. Lila und Camilla verabschiedeten sich kurz und bündig, mußten noch eben die üblichen 'guten Ratschläge' der Erwachsenen über sich ergehen lassen, die, wie meist, zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus gingen, und flogen dann in Richtung Südwesten, in welcher Corinna wohnte, davon. Erst nach einer ganzen Weile, als sie sich sicher wähnten, nicht mehr gesehen zu werden, änderten sie ihre Flugrichtung und bogen nach Nordosten ab, um das Dorf in großem Abstand zu umfliegen.

"Na, ihr fliegt aber einen merkwürdigen Kurs!" erklang plötzlich aus den Büschen neben ihnen eine Stimme. Dann kam ein Elfenmädchen daraus hervor, und sah sie triumphierend an. "Ich hab mir doch gleich gedacht, daß da 'was nicht stimmt!"

"Renata, was machst du denn hier?" äußerte Camilla unangenehm überrascht, "und was willst du überhaupt von uns?"

"Ich will mit!" sagte die Vierzehnjährige bestimmt.

"Mit? Wohin denn?" wollte Lila wissen.

"Wohin wohl? Frag doch nicht so blöd! Zu dieser komischen flügellosen Elfe, die euch gestern Nacht besucht hat, da wollt ihr doch hin, oder?!"

"Woher weißt du das!?" erkundigte sich Camilla, "und wer weiß noch davon?"

"Keiner, ich habe es niemandem erzählt, Ehrenwort! Kann ich denn nun mit?"

Lila und Camilla sahen sich an.

"Na gut, komm mit", entschied Camilla, "aber du darfst niemals jemandem etwas davon verraten, verstanden?!"

"Ja, verstanden!"

"Du mußt es schwören!" befahl Lila.

"O.k., ich schwöre es!"

"Was hast du denn deinen Eltern erzählt, wohin du fliegst, Renata?"

"Ich hab' gesagt, ich besuche mit euch Bernhard, Martha und Anna."

"Oh je, hoffentlich geht das gut", meinte Lila besorgt, "wir haben unseren Müttern nämlich erzählt, daß wir Corinna besuchen wollen!"

"Ach, meine Eltern werden schon nicht so genau nachfragen", winkte Renata leichterhand ab, "die waren froh, daß ich mal mit euch 'mit durfte'."

Während sie nun weiterflogen, bat Renata: "Nun erzählt doch mal, was war das vergangene Nacht für eine, und was wollte die von euch?!"

So setzten Lila und Camilla Renata davon in Kenntnis, was das Gumbenmädchen Gnumba veranlaßt hatte, sie aufzusuchen und was sie jetzt vorhatten.

"Ey, das hört sich ja richtig spannend an", rief Renata, "das gibt sicher ein richtiges Abenteuer!"

"Freu dich nicht zu früh", dämpfte Camilla ihre Euphorie, "das könnte auch ganz schön gefährlich und unangenehm werden! Vielleicht genauso schlimm wie mit Urkalan damals. Und denk mal daran zurück, wie es dir da ergangen ist!"

Man sah, daß Renata diesen Rat befolgte, denn sie wurde blaß und schluckte.

"Und, willst du trotzdem weiter mitmachen?" fragte Lila und blickte Renata erwartungsvoll an. Doch wenn sie gedacht hatten, daß sich Renata so von ihrem Vorhaben abbringen lassen würde, hatten sie sich getäuscht.

"Natürlich mache ich weiter mit!" erklärte sie mit lauter Stimme, die allerdings dabei verdächtig schwankte, "das lasse ich mir nicht entgehen!"

Eine knappe halbe Stunde später näherten sie sich dem Eingang des schmalen, tief eingeschnittenen Tales, welches zu der Hochebene führte, auf der die Ruinenstadt lag.

"Hier irgendwo wollte Gnumba auf uns warten", erklärte Lila, "aber vielleicht traut sie sich nicht hervor, weil du jetzt noch dabei bist", setzte sie mit Blick auf Renata hinzu. Diese Befürchtung erwies sich allerdings als grundlos: Fast mit Lilas letztem Wort kam Gnumba aus der Krone eines niedrigen Baumes geklettert und lief auf sie zu. Ehe sie groß Fragen stellen konnte, ergriff Camilla das Wort: "Das hier ist Renata, wir haben sie mitgenommen, weil sie dich letzte Nacht gesehen hat, also sowieso schon von dir wußte. Sie hat genauso wie wir versprochen, nichts von eurer Existenz zu verraten, und will uns bei dem Vorhaben nach besten Kräften helfen."

"Hallo, öh, Renata, ich bin Gnumba. Freut mich, daß du, öh, helfen willst." Sie streckte Renata ihre Hand hin, die diese auch sofort ergriff.

"Hallo Gnumba, schön dich kennenzulernen", sagte sie, während sie das fremde Mädchen neugierig musterte. Wie schon bei Lila und Camilla blickte die Gumbin auch dieses Mal sogleich zu Boden und wurde rot. Offensichtlich waren ihr solche Begegnungen alles andere als vertraut, und sie fühlte sich unsicher. Lila fand diese Tatsache etwas belustigend und merkwürdig; sie waren doch alles Mädchen und dazu noch ungefähr einer Altersstufe! Dann aber hielt sie sich vor Augen, daß Gnumba immerhin als einzige keine Elfe war und sich vielleicht schon deshalb etwas außen vor fühlte. "Wollen wir los, Gnumba?" fragte sie, ehe noch eine unangenehme Schweigepause eintreten konnte.

"Ja, das wollte ich auch gerade, öh, vorschlagen", antwortete Gnumba, steckte umgehend zwei Finger in den Mund und ließ einen scharfen Pfiff ertönen. Einen kurzen Augenblick später kam ein Falke im Sturzflug aus großer Höhe herabgeschossen. Renata schrie entsetzt auf und schwang sich voller Panik in die Luft, um zu fliehen. Da sie jedoch so überstürzt handelte, übersah sie einen herabhängenden Ast, prallte dagegen und stürzte zu Boden, wo sie wimmernd, die Hände schützend über den Kopf gelegt, liegen blieb.

"Oh je", meinte Lila betroffen, "wir haben ganz vergessen, ihr von deinem Reittier zu berichten!" Schnell lief sie zu dem verstörten Mädchen und zog die sich heftig sträubende vorsichtig hoch.

"Hey, Renata, du brauchst keine Angst zu haben, der Falke wird dir nichts tun. Es ist nur Gnumbas Fortbewegungsmittel, weil sie sonst für den Weg so lange brauchen würde. Er ist gut erzogen und frißt nichts anderes als das, was Gnumba ihm gibt!"

Renata nahm zögernd die Hände vom Kopf und blickte aus tränengefüllten Augen ängstlich zu dem eleganten Flieger hinüber. Als sie sah, wie die Gumbin den Vogel streichelte und dann auf seinen Rücken kletterte, auf dem ein kleiner Reitsattel festgeschnallt war, beruhigte sie sich und stand, noch immer leicht zitternd, wieder auf.

"Es tut uns leid, daß wir vergessen haben, dir davon zu erzählen", entschuldigte sich auch Camilla für das Mißgeschick und fuhr dann an Gnumba gewandt fort: "Flieg aber bitte nicht so schnell, denn mit der Geschwindigkeit eines Falken können wir bei weitem nicht mithalten!"

"Ist schon, öh, klar!" erwiderte diese vom Rücken des Vogels aus. "Am besten, ihr fliegt anfangs, öh, voraus, dann krieg' ich mit, wie schnell ihr seid und kann mich danach, öh, richten!" Sie griff nach einem Paar Zügel, die zum Kopf des Falken führten, zog kurz daran und stieß dabei erneut einen Pfiff aus. Das Tier reagierte prompt, startete mit kräftigem Flügelschlag und gewann dann in weiten Kreisen an Höhe, um endlich auf der Stelle flatternd zu warten, bis auch die drei Elfen abgehoben hatten und voranflogen. Erst, als sie das karge Hochplateau erreicht hatten, übernahm Gnumba die Führung. Mittlerweile hatte sie ja auch genügend Zeit gehabt, sich auf das Flugtempo der Elfen einzustellen, so daß sie ihren Falken so weit zügelte, daß die anderen problemlos folgen konnten. Der Kurs führte sie am Rand der Einöde entlang, denn die Gumben hatten ihre Siedlung natürlich nicht mitten in einer Landschaft gegraben, die ihnen weder Wasser noch Nahrung bot.

"Nicht lange und wir sind da!" rief Gnumba ihnen zu und lenkte zugleich ihren Falken nach unten, zwischen windzerzauste Kiefern und Fichten. Heute allerdings wehte nur ein warmer, harzduftender Hauch durch den lichten Wald, dessen Boden größtenteils mit hohem, weichem Gras bedeckt war.

"Hier ist es ja richtig schön", stellte Lila fest, "das hätte ich gar nicht gedacht, so dicht an dieser trostlosen Hochebene!"

"Ja, öh, nicht wahr?!" kam es von Gnumba, "deshalb haben wir uns ja auch diese Gegend ausgesucht. Niemand vermutet hier ein schönes, öh, Plätzchen, darum sind wir hier bislang auch immer, öh, ungestört gewe..., Vorsicht, Lila, paß auf!" unterbrach sie sich mit diesem lauten Warnschrei. Lila sah von einem der Bäume etwas Braunes auf sich zuschnellen und konnte gerade so eben mit einem kräftigen Flügelschlag ausweichen. Etwas streifte noch schmerzhaft ihr Bein, dann vernahmen sie einen dumpfen Aufprall unter sich. Erschrocken blickten sie hinter dem Angreifer her, der nun auf zwei Beinen am Boden hockte, die Vorderbeine mit ausgefahrenen Krallen an den Zehen nach ihnen reckend, das entsetzliche Gebiß bleckte und ein zischendes Fauchen von sich gab. Es war eines der von den Gumben Reißzahnteufel genannten Raubwesen, das nun versuchte, mit wild schlagenden Flügeln nach ihnen zu springen. Das etwa sechs bis sieben Zentimeter lange Untier hatte eine erdbraune Körperfarbe, sehnige Vorder- und Hinterbeine mit ausgeprägten Klauen und scharfen langen Krallen, kleine, lederhäutige, fledermausähnliche Stummelflügel und einen nahezu fleischlosen Kopf mit seitlich liegenden, runden Augen. Das mit weißlichtransparenten, messerscharfen Reißzähnen bestückte Maul nahm die komplette Kopfhöhe in Anspruch, während hinten ein verkümmerter Schwanz das rückwärtige Körperende bildete.

"Laßt uns lieber wieder, öh, höher fliegen", schlug Gnumba besorgt vor, "wo einer ist, sind meist auch noch mehr, und mit ausgebreiteten Flügeln können sie ganz schön weit springen, wie ihr, öh, gesehen habt!"

Voller Abscheu blickten sie noch einmal auf das tobende Geschöpf, welches das hoffnungslose Unterfangen noch nicht aufgegeben hatte und immer neue wilde Sprünge vollführte. Während sie schnell an Höhe gewannen, sahen sie noch, daß sich tatsächlich nach und nach, von dem hektischen Gebaren des einen angelockt, weitere dieser abstoßenden Spezies einfanden.

"Die sind ja echt widerlich", schüttelte sich Camilla, "guck dir bloß diese Reißzähne an! Wenn der dich damit erwischt hätte ...!"

Lila schauderte: "Und mit denen sollen wir uns anlegen?! Ich weiß ja nicht, da wird einem ja ganz anders!"

Renata sagte gar nichts, aber ihr Gesicht sprach Bände.

Gnumba sah ziemlich unglücklich drein: "Ich will euch ja gar nicht zu etwas bringen, was ihr nicht, öh, schaffen könnt oder was für euch zu gefährlich, öh, wird! Wir dachten ja auch nur, daß ihr, öh, vielleicht Einfälle hättet und uns, öh, Tips geben, oder uns Hilfe von den Menschen bringen könntet."

"He, Gnumba, so war das doch nicht gemeint", beeilte sich Lila zu versichern, "natürlich wollen wir euch immer noch helfen! Ich hatte bloß einen Schrecken gekriegt, die sahen eben noch gräßlicher aus als ich mir nach deinen Beschreibungen vorgestellt habe."

Weiter voraus erklang jetzt ein scharfer Pfiff, den Gnumba mit einem ähnlichen beantwortete. Sie deutete auf einen weit entfernt fliegenden Vogel: "Das ist, öh, Grumbor, mein Onkel."

"Meine Güte, hast du scharfe Augen!" staunte Renata, "oder hast du ihn an dem Pfiff erkannt?"

"Nö, das nicht, und so tolle Augen habe ich, öh, auch nicht, aber er hat bei seinem Falken eine silberne, öh, Platte am Zaumzeug, und die habe ich in der Sonne aufblitzen sehen," erklärte ihre Führerin.

"Sag mal", wollte nun Camilla wissen, "hat jeder von euch so einen Falken?"

"Nein, nur einige aus meiner, öh, Verwandtschaft", erläuterte Gnumba, "es ist sehr schwer, einen Falken zum Reiten zu dressieren, und das Wissen darüber wird nur in unserer, öh, Familie seit vielen Generationen weitergegeben. Dazu muß man auch schon im, öh, Kükenstadium anfangen, später kann man ihnen seinen Willen nicht mehr, öh, aufzwingen."

Während ihrer Worte war ihr Onkel hinzugekommen und betrachtete die Elfenmädchen mit unverhohlener Neugier. Grumbor besaß nur wenig Ähnlichkeit mit Gnumba, er war wesentlich knorriger gebaut, und sein von vielen Lachfalten durchzogenes Gesicht war beim besten Willen nicht als gutaussehend zu bezeichnen.

"Na, aber hallo!" rief er mit rauher Stimme, "wen hast du denn da alles mit angeschleppt, Gnummi?"

"Öh, das ist mein Onkel Grumbor, und das, Onkel, sind Camilla, Lila und Renata."

"Hallo, Grumbor", grüßten die drei im Chor.

"So sehen also Elfen aus", stellte er breit grinsend fest, "nicht schlecht, gar nicht schlecht!"

"Onkel!" sagte Gnumba streng und vorwurfsvoll.

"Oh, entschuldigt!" bat dieser auch sogleich, "ich wollte nicht unhöflich sein, seid uns willkommen!" Dann lenkte er seinen Vogel zur Seite und landete auf einer größeren grasbestandenen Lichtung. Gnumba und die Elfen folgten. Erst als sie am Boden waren, erkannten die Elfen etliche zwischen den hohen Gräsern verborgene Eingänge zu den unterirdischen Bauten der Gumben, aus welchen jetzt die Bewohner in großer Zahl herauskamen, um die Neuankömmlinge zu bestaunen. Besonders die Kinder unter ihnen ließen es an jeglicher Zurückhaltung mangeln und drängten sich an die Mädchen heran, um sie, und dabei besonders ihre Flügel, zu betasten. Da sie dabei jedoch nicht ruppig vorgingen, ließen die drei es ohne Murren über sich ergehen, bis die Eltern ihre Sprößlinge zurückriefen und ein besonders dicker, älterer Gumb vortrat.

"Ich bin Gnubbel, Häuptling der Gumben und heiße euch im Namen aller Anwesenden willkommen", begrüßte er sie recht förmlich und sah sie der Reihe nach aus seinen kleinen, zwischen Fettpolstern hervorblinzelnden Augen an, während nun Gnumba ihrerseits die Elfen namentlich vorstellte.

"Schluß jetzt mit dem wichtigtuerischen Gesabbel!" unterbrach eine volle Frauenstimme, als Gnubbel gerade wieder Luft holte, um fortzufahren. Dabei drängte die Inhaberin der Stimme, eine ebenfalls sehr rundliche Person, deren äußere Form sich mit Erfolg derjenigen einer Kugel näherte, die vor ihr Stehenden beiseite und umarmte die drei Mädchen warmherzig. "Ich heiße Gulda und bin die Frau von diesem Schwätzer. Kommt mit herein, ihr habt doch sicher Hunger und Durst, nicht wahr?" Mit diesen Worten schob sie die Elfen, gefolgt von ihrem beleidigt vor sich hin murmelndem Mann, ohne auf eine Antwort zu warten zum Eingang der nächstliegenden Wohnhöhle. In deren Innerem war es angenehm kühl und erstaunlich hell, obwohl keine Lampen brannten. Lila entdeckte schnell, daß das Licht aus Schächten in der Decke kam, die mit einem milchigen Glas verschlossen waren. Überall waren eingetopfte Blumen, derer viele in voller Blüte standen, über die Räume verteilt, gaben der Höhle einen freundlichen Anstrich und verbreiteten überdies einen angenehmen, süßen Duft. Die Häuptlingsfrau bat ihre Gäste, an einem blankpolierten, steinernen Tisch Platz zu nehmen, der von zwei massiven Holzbänken flankiert wurde, und stellte Teller und Gläser vor sie hin.

"Los, raus hier, ihr Lauselümmel!" schimpfte sie mehrere Gumbenjungen an, die sich wißbegierig hinterhergeschlichen hatten und vorwitzig in den Raum lugten. Die kleinen Bengel gaben sofort Fersengeld, als Gulda auf sie zugewalzt kam und drohend die Faust schüttelte.

"Was kann ich euch denn anbieten?" wollte sie anschließend wissen, "zu trinken hätte ich Wasser, Blaubeer- oder Himbeersaft, oder Honigwein. Zu essen gebratene Pilze mit Blindschleichensteak oder Brot mit Hagebuttenmarmelade."

Die Elfenmädchen, die sich beim Erwähnen des Blindschleichenfleisches entsetzt angesehen hatten, entschieden sich einvernehmlich für die zweite Möglichkeit, der sich auch Gnumba anschloß. Während sich jedoch Lila, Renata und das Gumbenmädchen für Blaubeersaft als Getränk entschieden, wählte Camilla den Wein, schließlich war sie alt genug dafür, fand sie.

"Also, weshalb ich nach euch schicken li ... ", fing Gnubbel, der sich mit an den Tisch gesetzt hatte an, wurde jedoch sofort wieder 'abgewürgt'.

"Nichts da!" herrschte Gulda ihn an, "du läßt sie jetzt erst einmal in Ruhe essen, und dann bin ich dran, Fragen zu stellen, schließlich bin ich die Frau im Hause!"

Lila, Camilla und Renata grinsten sich verstohlen an: Der Chef hatte hier ja nicht gerade viel zu vermelden! Der Zurechtgewiesene hatte die Augen gesenkt und kaute wütend auf seinem Brot herum. "Immer mußt du mich rumkommandieren, was sollen denn die anderen von mir denken?!" grummelte er.

"Wenn du dich auch nicht zu benehmen weißt", konterte Gulda und gab ihm einen leichten Klaps auf den Rücken.

Als die Kinder das Essen beendet hatten, bat Gulda sie, von ihrem Zuhause zu erzählen, damit sie sich ein Bild vom Leben der Elfen machen könne.

"Das muß doch jetzt nicht sein!" begehrte Gnubbel auf, "schließlich sind sie doch gekommen, um uns von den Reißzahnteufeln zu befreien!"

"Doch, das muß wohl sein", widersprach Gulda, "wenn wir nichts über sie wissen, treten wir dauernd in irgendwelche Fettnäpfchen!"

"Außerdem", warf Gnumba ein, "sind sie noch gar nicht hier, um schon gegen diese Biester zu kämpfen, sondern ich habe sie mitgebracht, damit sie sich ein rechtes Bild von der drohenden Gefahr machen können. Schließlich müssen sie das ihren, öh, Menschenfreunden, die uns dann vielleicht helfen können, richtig, öh, zu beschreiben in der, öh, Lage sein."

"Siehst du, sag ich doch!" rief Gulda triumphierend, "du bist immer zu voreilig!"

Gnubbel zeigte nun ein noch verdrosseneres Gesicht, stand wortlos auf und verließ die Höhle. Die drei Elfen fühlten sich angesichts dieses Streites alles andere als wohl, doch Gulda versicherte ihnen, daß Gnubbel sich bald wieder beruhigt haben werde, und so kamen sie ihrem Wunsch nach Informationen über ihr Leben ausgiebig nach. Später kam auch Gnubbel wieder herein und beteiligte sich, als sei nichts gewesen, gutgelaunt an ihren Gesprächen.

"Ihr kennt also vertrauenswürdige Menschen, die eventuell bereit sind, uns beizustehen?" wollte er endlich wissen.