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Das vorliegende Buch enthält Werke von recht unterschiedlicher Machart, die auch alle zu recht unterschiedlichen Zeiten innerhalb der letzten vier Jahre entstanden sind. Vieles von all dem Zeug, welches mir durch den Kopf ging, schlug sich in Form von Gedichten nieder. Manche davon sind romantisch, einige ein wenig skurril... Früher habe ich es immer versucht, politischen Kommentaren so weit es geht aus dem Weg zu gehen. Wie sie anhand mancher Essays jedoch feststellen können, ist mir dies nicht immer gelungen...
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Seitenzahl: 94
Veröffentlichungsjahr: 2020
© 2020 by Marcus Borchel
1. Auflage
Umschlaggestaltung, Illustration: Sean Manning, edited by Marcus Borchel
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN Taschenbuch: 978-3-347-18010-9
ISBN Hardcover: 978-3-347-18011-6
ISBN e-Book: 978-3-347-18012-3
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Bibliografische Information der Deutschen
Nationalbibliothek:
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Für meine Eltern.
Für meine Schwester.
Für Chani.
Für Alex.
Marcus Borchel
Lisa & Eliaz
Gedichte und Essays
Einleitung
Einleitung
Der nun folgende Text ist in erster Linie für diejenigen unter Ihnen verfasst worden, die davon überzeugt sind, ein Buch müsse unbedingt so etwas wie ein Vorwort enthalten.
Wer jedoch davon überzeugt ist, die in jedem Vorwort vorhandenen, mehr oder weniger nützlichen Informationen, nicht zu benötigen, kann die folgenden Seiten natürlich getrost überblättern, ohne deshalb gleich ein herausragendes literarisches Meisterwerk zu verpassen.
Vorworte sind nun einmal einfach Vorworte. Mann kann sie lesen. Muss man aber nicht. Sie sind, wenn man es genau nimmt, alles andere als eine Pflichtlektüre.
Nichtsdestotrotz, enthalten viele Vorworte etwas, das man im Allgemeinen als Erläuterungen bezeichnet und sich zumeist auf die Haupttexte im Buch bezieht.
Auch dieses Vorwort, welches Sie in diesem Augenblick lesen, stellt keine Ausnahme dar. Allerdings enthält es keine geordneten Erläuterungen zu den einzelnen Gedichten und Essays in diesem Band, sondern eher allgemein gehaltene Erklärungen, die nicht wirklich von großer Wichtigkeit sind, sondern lediglich Randinformationen darstellen.
Zunächst einmal stellen wir fest, dass es für einen Autor oft besonders befreiend wirkt, sich in Versform auszudrücken. Mit Gedichten kann man in wenigen Worten viel sagen. Oder aber, man kann in vielen Worten wenig sagen, so wie es Friedrich Schiller in seinem Lied von der Glocke getan hat.
Ein Joseph von Eichendorff hat in seinen Werken den Drang nach Freiheit und die Sehnsucht nach Liebe und Leidenschaft ungezügelt zu Papier gebracht, häufig in wenigen Worten, verpackt in gefühlvolle Gedichte, ein anderes Mal in Form seiner Novellen Aus dem Leben eines Taugenichts und Das Marmorbild.
Das vorliegende Buch enthält Werke von recht unterschiedlicher Machart, die auch alle zu recht unterschiedlichen Zeiten innerhalb der letzten vier Jahre entstanden sind.
Vieles von all dem Zeug, welches mir durch den Kopf ging, schlug sich in Form von Gedichten nieder. Manche davon sind romantisch, einige ein wenig skurril.
Unheimliches und Heiteres wechselt sich ab oder gibt sich in mehr oder weniger wohlwollender Vereinigung die Klinke in die Hand. Sanftes Dahinplätschern im Wechselspiel mit mehr oder minder gewagten Wortspielen, dessen Klang entweder schnell verstummt, oder aber noch lange nachhallt.
Früher habe ich es immer versucht, politischen Kommentaren so weit es geht aus dem Weg zu gehen. Wie sie anhand mancher Essays jedoch feststellen können, ist mir dies nicht immer gelungen. Hinzu kommt, dass ich in heutigen Tagen dann doch sehr am politischen Tagesgeschehen interessiert bin.
Ob meine Kompetenz in dieser Sache gut oder auch nur ausreichend ist, vermag ich nicht zu sagen. So mancher Text ist dann auch mit der Absicht einer bewussten Provokation verfasst worden. Ein Autor, der provoziert, möchte in deutlichen Worten auf etwas hinweisen.
Sicherlich gibt es viele Leute, die nun sagen mögen, es sei nicht richtig, die eigene Sicht der Dinge derart offensichtlich zur Schau zu stellen. Ein geschriebener Text habe nach Auffassung der Leute, die eben dies sagen, in Aussage und Ausdrucksweise um ein Vielfaches neutraler zu klingen.
Doch die Leute, die eben dies sagen, sind einem gewaltigen Irrtum erlegen.
Sonst hätte ich bestimmte Texte nicht so geschrieben, wie ich sie geschrieben habe. Als Staatsbeamter ist man zu Neutralität verpflichtet. Als Autor jedoch nicht. Neutralität kann für den Verfasser eines Essays eine starke Einschränkung bedeuten.
Ich habe weitgehend versucht, mich nicht lediglich in Form beschränkter Schwarzweißmalerei auszulassen und ich denke, dass ich damit einigermaßen erfolgreich gewesen bin. Zwischentöne sicher zu treffen ist allerdings nicht immer leicht.
Gerade wenn es um Kunst geht, sind Bewertungen oft subjektiv. Was den Einen anspricht, stößt den Anderen möglicherweise ab. Und gerade dadurch entsteht eine Vielfalt, die ich selbst ganz außerordentlich zu schätzen weiß.
Ich sehe Polemik als ein Stilmittel der Provokation, nicht als ein Ärgernis. Es ist doch so: Für jede Sichtweise lässt sich ein Gegenargument finden, man muss nur manchmal lange danach suchen. Nichts was je geschrieben wurde und noch geschrieben wird, ist auch nur annähernd wasserdicht gegen kritische Einwände.
Es sei denn, man schränkt sich in seiner Art zu schreiben derart ein, dass einem zwangsläufig die Freude daran vergeht. Außerdem müsste man in diesem Fall zugunsten der Kritik die persönliche Meinung hinterfragen, sich für das, was man schreibt, quasi rechtfertigen.
Als Autor sollte man sich niemals rechtfertigen! Die Texte, die dabei herauskommen würden, wären in jedem Fall ziemlich schlecht, sicher nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden. Warum sollte man schreiben, um jedem zu gefallen?
Man schreibt einfach, in der Hoffnung, dass alles besser wird. Diese Welt ist ein verdammt seltsamer Ort. Da können sicher ein paar Schriften, die ebenfalls verdammt seltsam sind, nicht schaden.
Gedichte
Die Sturmnacht
Kraftvoll und tosend rauschet das Meer,
über die Heide heult pfeifend der Sturm,
ich dachte an dich und mein Herz wurde schwer.
So schrieb ich des Nachts einen langen Brief,
reich an Worten der Liebe, gerichtet an dich,
in Versen der Sehnsucht, so heiß und so tief.
Wolkenlos und sternenklar des Himmels Pracht,
säuerlich der Duft der salzigen See,
so einsam die Stunden, so stürmisch die Nacht.
Meine Hütte erleuchtet vom schummrigen Licht,
lausch ich dem Sturm und dem tobenden Meer,
die Welt um mich schlummert, aber ich nicht.
Schaurig und unheimlich draußen der Klang,
seufzend die Heide wiegt sich im Sturm,
der klinget wie zischend rauer Gesang.
So verweile ich hier im stillen Leid,
schreib klagende Worte, die niemand vernimmt,
von Trauer umnebelt in Ewigkeit.
Ich warte auf dich, doch du kehrest nie wieder,
schon vor Jahren der schweren Krankheit erlegen,
so lausch ich des Nachts des Sturmes Lieder.
Sterben möcht ich an diesem verlassenen Ort,
unweit des Meeres tobender Gischt,
endet die Nacht, so bin auch ich fort.
Besessen
Der Pflanze wohlig süßer Rauch,
verleiht mir das was ich so brauch,
spendet Trost, vertreibt den Kummer,
erleichtert tiefen festen Schlummer.
Düsternis umhüllt mich nie,
bin ich doch voll Phantasie!
Gern würd ich mich von dir lösen,
bist du doch das Werk des Bösen!
Ich dich nie vergessen kann,
auf ewig unter deinem Bann.
Aus deinem wohlig warmen Schoß,
lässt du mich nie und nimmer los!
Mein Gemüt beschwingt erheitert,
Bewusstsein ganz und gar erweitert.
Wie meines Gleichen viele Leut,
mein Wissen um dich arg mich reut.
Mit dir frei von Traurigkeit,
ohne dich von großer Last befreit.
Eingekerkert
Umwoben von pechschwarzer Finsternis,
der Boden unter mir steinern und kalt,
schmachtet meine Seele im finstren Verlies.
Gelegt in Ketten aus eisigem Stahl,
gefoltert von ewig bedrückender Stille,
Leid sich vereint mit grausamer Qual.
Bruch
So hart mich deine Worte trafen,
konnt ich keine Nacht mehr schlafen!
Lässt mich nicht der sein, der ich bin,
so machts gemeinsam keinen Sinn!
Zwängst mich in deine engen Normen,
Menschen kann man nicht verformen!
Traute Zweisamkeit im Rausche,
während ich deinen Worten lausche.
Doch wünschtest du ich wär nicht Ich,
soll ich doch leben nur für dich!
Heut schau ich nur zu denen hin,
die mich so nehmen wie ich bin.
Todessehnsucht
An felsiger Schlucht sah in der Nacht,
ich in die klaffende finstere Tiefe hinab,
Die Patroninnen im Tale hielten wacht.
Der Wind in den Bergen scharf und kalt,
zog pfeifend und zischend über die Lande,
es ächzten und knarrten die Bäume im Wald.
Einen Moment lang tat ich die Augen zu,
lauschte dem Rascheln der Blätter im Wind,
wünschte, ich hätte auf ewig Ruh.
Nimmer zogen im Tal die Schutzgeister ab,
meine Sünde würde verkündet dem Herrn,
oh könnt ich doch wagen den Sprung hinab.
Lisa & Eliaz
I
Aus erdig feucht duftenden Sandstein erbaut,
verborgen im Tal zwischen Buschwerk und Kraut,
liegt einsam und verlassen ein Kloster im Wald,
dessen Gemäuer verwittert, rissig und alt.
Schwer zu finden bei harzig duftenden Fichten,
zahlreich der Leute finstre Geschichten.
Wo Glockenturm aus dem Walde gen Himmel ragt,
kein lebend Mensch sich des Nachts in die Nähe wagt.
Heulend der Wind durch die Bäume weht,
Die Novizen sprechen ihr Morgengebet.
Öde die Tage, der Arbeit viel Last,
wenig Freud hinter den Mauern zu Gast.
Eliaz, ein Junge noch, strahlender Held,
seine Lieder erklingen überall auf der Welt,
Auf dem Boden liegend, die Obere lacht,
Bestrafung liegt in der Schwester Macht.
Peitschende Schläge auf fahlbleicher Haut,
die Schreie des Jungen verzweifelt und laut.
„Halt dich demnächst von Schwester Lisa fern,
rasch ereilet dich sonst der Zorn deines Herrn,
in den Keller mit dir, dort ist es dunkel und kalt,
niemand hört deine Rufe im finstren Wald!“
Eliaz, wimmernd sich krümmend vor Schmerz,
lang schon schlägt für die Schwester sein Herz.
Verbreitet von fiesen tückischen Zungen,
ward im finstren Gemäuer die Kunde des Jungen
und Schwester Lisa ganz wohlgestalt,
von Künstlern verewigt, die Kirchen bemalt.
„Wenn der Herr bestimmt wen ich lieben mag,
ob ich auch bete Tag für Tag,
so will ich nicht länger mit ihm sein“,
sprach da Eliaz in seiner Pein.
II
Lisa am Morgen vom Tau erwacht,
folgte dem Ruf der heiligen Macht,
Gebet in steinerner Halle erschallt,
es heulet der Wind durch den dunklen Wald.
An Mauern Schatten vom Feuerschimmer,
Eliaz im Kerker gefangen für immer.
Die Schwester in Eile den Jungen zu retten,
der tief im Gewölbe schmachtet in Ketten.
Schreie von tief unter der Erde erschallen,
Nebel gespenstisch in Tälern wallen,
Lisa schreitet geschwind in den Keller hinab,
den Schlüssel ihr heimlich ein Novize gab.
Am gestrigen Tage er zu ihr sprach:
„Dies ist der Schlüssel zum Kellergemach!
Lang ist der Weg in Verliese dort unten,
Gefangener bleibt auf immer verschwunden!“
Die Wände in den Kerkern feucht und kalt,
der Geruch in den Gängen vermodert und alt,
Fledermäuse zwischen den Felsen schwirren,
im Finstern tönt der Ratt Huschen und Sirren.
Endlos der Weg zum Verlies im Dunkeln,
Fackeln aus Pech düster Flackern und Funkeln,
schrecklich ist der oberen Schwester Macht,
zu dieser dunklen Stund um Mitternacht.
Junger Held bald von eisernen Ketten befreit,
Weg nach draußen zum Lichte lang und weit,
Gänge tief unten verzweigt und verschlungen,
es geleitet die Schwester die Hand des Jungen.
Gewunden im spiralförmig wendig Verlauf,
führet endlose steinerne Treppe hinauf.
„Oh liebste, ich wähnte schon, dies sei mein Tod,
kein Schimmer der Hoffnung, kein Ende der Not!“
III
So flohen sie aus dem Kloster geschwind,
schauerlich heulet um das Gemäuer der Wind.
Nebelschwaden im Tale behindern die Sicht,
Glanzlos am Himmel des Halbmondes Licht.
„Eliaz, folge mir rasch, lass uns eilen,
nimmer dürfen wir allzu lang hier verweilen,
bald erwachen Schwestern aus tiefem Schlafe,
nun müssen wir fliehen vor grausamer Strafe!“
„Oh liebste, ich fürchte, ich kann nicht so schnell!
Es schmerzen die Beine, noch wird es nicht hell.
Viel Stund mag noch dauern bis Tageslicht,
im Schutze der Dunkelheit sehen sie uns nicht.
Im Unterholz bei Büschen und Tannen verborgen,
verstecken wir uns bis zum frühen Morgen.
Wenn im Tale aufgeht der Sonn heller Schein,
mag Flucht über Stock und Stein leichter sein!“