Logbuch für Helden - Cristián Gálvez - E-Book

Logbuch für Helden E-Book

Cristián Gálvez

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Beschreibung

Jeder Mann wünscht sich, aus dem gewohnten Trott auszubrechen, wie ein Held etwas Großes zu wagen und die Welt ein bisschen besser zu machen. Wir sollten unsere Sehnsüchte ernst nehmen, sagt Cristián Gálvez und entwickelt sein Modell der Heldenreise. Er ermutigt, den Weg ins Unbekannte zu beschreiten, und zeigt, wie man seine Ziele bestimmt und konsequent verfolgt. Denn nur wer sein Leben bewusst in die Hand nimmt und handelt, wird als Persönlichkeit wachsen und seine Träume verwirklichen.

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Seitenzahl: 304

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Cristián Gálvez

Logbuch für Helden

Wie Männer neue Wege gehen

Knaur e-books

Über dieses Buch

Jeder Mann wünscht sich, aus dem gewohnten Trott auszubrechen, wie ein Held etwas Großes zu wagen und die Welt ein bisschen besser zu machen.

Inhaltsübersicht

Widmung1 Der Traum vom Fliegen2 Bevor Sie abhebenReise-InfosIhr persönliches LogbuchRisiken und Nebenwirkungen3 Der HeldenbauplanMonomythen und ArchetypenDie magische Blockbuster-FormelHelden aus Fleisch und BlutSpontanheldenAlltagsheldenDie LebensheldenDie vier K des LebensheldenKlarheitKompetenzKongruenzKonsistenzDer Heldenkompass4 Der Heldencocktail: Dopamin, Testosteron & Co.Stimulanz, Dominanz und Balance: die glorreichen drei5 Erfolgreich oder erfüllt?Die vier Funktionen echter LebensheldenMangelerscheinungenKörper – das Zusammenspiel von Kraft, Willens- und HandlungsenergieGeistHerzSeeleMaske und wahre IdentitätDie Welt verändert sich nicht – höchstens Ihre Welt6 Das Dorf: Ihre »gewohnte« Welt!Wir alle stammen aus einem DorfDie Wahrheit beobachtenMann, Frau, Held: In welcher Rolle stecken wir eigentlich?Werte: Was im Dorf zählt!Glaubenssätze und ÜberzeugungenWas Männer können müssenFazit7 Wasteland – Sex, Drugs und Rock ’n’ RollHeld »dank« Querschnittslähmung – Thomas GeierspichlerErstens: Helden koksen nichtZweitens: Helden daddeln nichtDrittens: Helden haben echten SexViertens: Echte Helden brauchen keinen PorscheFünftens: Helden arbeiten sich nicht totSechstens: Helden kennen keine AggressionenUnterm Strich8 Sind Sie auf Empfang?Wie Sie Ihren Sender einstellen1. Nehmen Sie sich eine Auszeit2. Schauen Sie nicht auf die Fehler von gestern, sondern auf die Chancen von morgen3. Wertschätzen Sie Ihre Vergangenheit4. Glauben Sie an Ihre Heldenkräfte, sonst werden Sie den Ruf niemals hören5. Verschaffen Sie sich Klarheit über Ihre WerteWie wert-voll ist Ihr Leben?9 Der RufDer Ruf ist RichtungMehr als alle anderen10 Die Mentoren1. Bezahlen Sie Ihren Mentor2. Mentoren fallen nicht vom Himmel3. Seien Sie offen4. Mentoren wollen Begeisterung und Entschlossenheit5. Mentoren verfolgen eigene Interessen6. Schenken Sie Ihrem Mentor Respekt und Wertschätzung7. Bleiben Sie Sie selbst8. Vertrauen Sie Mentoren, die nicht mehr da sind11 Die SchwellenhüterÖdipussi oder Held?Seltsame Gestalten – gute und böseDie guten SchwellenhüterAnerkennung und Wertschätzung: Schau mir in die Augen, KleinesTransformation: Veränderung durch EmpathieFokussieren Sie sich auf Ihre eigenen Ziele!Beschenken Sie Ihren Schwellenhüter!Stiften Sie Sinn!Die bösen SchwellenhüterInnere Schwellenhüter12 Angst und FurchtVerlieren bedeutet nicht ScheiternDer Tod: des Helden größter AnspornLebensentscheidungen in der UrneDie richtige Haltung vor der Schwelle13 Der AbsprungDer letzte Schritt: Machen!14 Das Land der PrüfungenPrüfungen und Gestalten, die Sinn machenDas Problem steckt im Noch-nicht-Helden1. In einem gesunden Körper steckt ein handlungsfähiger Held2. Planen Sie kurze anspruchsvolle Sprints und keinen Marathon3. Ihre Ziele sollten besser und nicht nur S.M.A.R.T. sein4. Machen Sie Ihre Ziele öffentlich5. Lernen Sie von den Besten6. Suchen Sie sich Verbündete7. Sorgen Sie gerade zu Beginn für schnelle Zielerreichung8. Schärfen Sie Ihre Handlungskontrolle9. Verlassen Sie sich auf Ihre positiven AlltagsritualeEntspannungs- und RuheritualeBelohnungsritualeVorbereitungsritualeZustandsrituale(Tag-)Traumrituale10. Bleiben Sie offen für neue Wege und Strategien15 Der Heldenmoment16 Die RückkehrWahre LebensheldenDankAnmerkungenBibliographie
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Für meine Eltern

Marthita & Sergio Gálvez

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1Der Traum vom Fliegen

Jeder Mann stirbt,

aber nicht jeder hat wirklich gelebt.

Braveheart

 

Köln 1972: Bernhard Rodenkirchen ist acht Jahre alt, als er zum ersten Mal Flughafenluft schnuppert – beim Tag der offenen Tür am Butzweilerhof, einem kleinen Flughafen am Rande von Köln. Der Hauptgewinn der Tombola: ein Rundflug in einer kleinen Propellermaschine. Knirps Bernie kommt ins Träumen, ist Feuer und Flamme. Wie gerne würde er abheben und den Himmel berühren. Am Ende gehört er nicht zu den Glücklichen, die in die Cessna steigen. Bernie bleibt Zuschauer. Doch sein Traum vom Fliegen ist geboren.

Bernie absolviert brav die Hauptschule und beginnt eine Lehre bei den Ford-Werken in Köln – wie schon der Vater. Der »Job« hat zwar viel mit Autofahren zu tun, aber nicht mit Fliegen. Bernie erledigt sein Tagwerk ordentlich, jahrelang. Sein Privatleben verläuft in ebenso geordneten Bahnen – zumindest in der Wahrnehmung seiner Freunde und seiner Familie. Aber ganz tief im Inneren spürt Bernie diese Unruhe. Irgendetwas in seinem Leben fühlt sich nicht stimmig an. Irgendetwas ist in seine Seele geraten, was ihm keine Ruhe mehr lässt. Was noch immer auf eine Antwort wartet. Was ihn zu rufen scheint. Was ihn möglicherweise glücklich machen würde.

Mit 28 Jahren betritt Bernhard dann zum ersten Mal ein Flugzeug: eine Boeing 737 der Lufthansa. Und schon steigt dieses Gefühl in ihm auf. Mit leuchtenden Augen fragt er die Stewardess neugierig und ein wenig naiv, was denn da vorne im Cockpit beim Start vor sich geht – ganz der kleine Bernie. Im richtigen Moment lässt er seinen Charme spielen. Tatsächlich kann die Purserin den Chefpiloten überreden, dass Bernie auf dem Jumpseat im Cockpit Platz nehmen darf. Endlich hat er das große Los gezogen: Einfach nur geil, denkt er, als die Maschine einen Ruck nach vorne macht, der ihn tief in den Sitz drückt, auf den Horizont zurast und schließlich unter den souveränen Händen des Piloten von der Startbahn abhebt. Das Gerumpel lässt bald nach; Bernie hört nur noch das leise Summen der Triebwerke. Aus dem Cockpit heraus fühlt es sich an, als würde er selbst fliegen. Bernie und die Sonne am Himmel strahlen um die Wette. Da ist es wieder dieses Gefühl: Fliegen!

Zwei Jahre später lädt ihn ein Freund zu einem Flug in einer Cessna von Weeze nach Leer-Papenburg ein. Ringsherum dröhnen die Propeller, die kleine Maschine wackelt in der Luft, und die Weiden und Kühe in der Landschaft unter ihnen scheinen mit den Händen greifbar zu sein. »Einfach geil!«, brüllt er selig durch das Röhren der Motoren.

Jetzt gibt es endgültig kein Halten mehr. Am nächsten Tag meldet sich Bernie zur Privatpilotenlizenz an. Die Fliegerei wird Teil seines Lebens. Bisher hat er immer alles getan, was von ihm erwartet wurde: eine Familie gegründet und einen Handwerksbetrieb, Kinder in die Welt gesetzt, ein Haus gebaut – ja sogar einen Baum gepflanzt. Und nun? Trotz Pilotenschein fühlt er sich noch immer »wie in einem Gefangenentransport auf Schienen, die durch ein graues Leben laufen«, wie er es später beschreibt.

Zehn Jahre später fliegt er mit Freunden nach Bukarest. Auf dem Rückflug geraten sie in Turbulenzen. Wie im Auge des Hurrikans fühlt sich Bernie, als es um ihn herum kracht und wackelt – förmlich wie im siebten Himmel. Am liebsten würde er selbst jetzt vorne im Cockpit sitzen und den Flieger ruhig durch die Turbulenzen steuern. Sein Traum vom Fliegen braucht mehr Farbe, mehr Realität, mehr Hier und Jetzt.

Schon einen Tag später meldet sich Bernie Rodenkirchen zur Ausbildung als Berufspilot an. Mit 44 Jahren besteht er die Prüfung beim Luftfahrtbundesamt – nicht mehr der Jüngste, aber echter Pilot! Schluss mit dem Trott, mit den festen Lebensschienen, dem Gefangenentransport-Grundgefühl. Nur noch up, up and away, Technik, Himmel, Speed, die Welt von oben … Fliegen! In Bernies Worten: einfach geil!

Heute lebt Bernie seinen Traum vom Fliegen jeden Tag. Als Geschäftsführer der Business Aircraft Charter befördert er die Schönen, Reichen und Erfolgreichen mit einem hochmodernen Jet durch die Lüfte – immer voll und ganz in seinem Element und »mitten im Leben«. Und so ganz nebenbei ist er der bessere Ehemann, der bessere Vater, der bessere Freund, der bessere Unternehmer – immer mit diesem Bernie-Strahlen im Gesicht, wie damals am Butzweilerhof.

Jeder Mann hat Träume. Aber wie kommt es, dass manche Männer ihre Träume leben und andere ihre Träume so lange verschleppen, bis sie verblassen? Wenn Träume rufen und wir dem Ruf folgen, unsere Welt verändern und dadurch bessere Männer werden, dann sind wir die Helden, die wir immer werden wollten. Von diesen Menschen handelt dieses Buch – also von Ihnen. Es geht um Veränderung zu Ihrem Besten. Fliegen Sie mit! The sky is the limit: Jeder Mann kann Held!

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2Bevor Sie abheben

Weißt du, das Leben kann sehr hart sein, manchmal

ist es auch ungerecht, aber du hast immer die Wahl.

Du kannst entweder den harten Weg gehen

und dein Leben besser machen, oder

du kannst es schlimmer machen.

Seite an Seite

 

In diesem Buch geht es um ganz normale Menschen, die ihren Weg gegangen sind und ein erfülltes Leben führen. Nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Veränderung und Lebendigkeit. Bevor Sie tief in die Prinzipien, Strategien und Wege echter Lebenshelden eintauchen, möchte ich Ihnen gerne erzählen, wie es zu diesem Buch gekommen ist.

Der Keim für dieses Buch wurde schon vor vielen Jahren gelegt. Nach meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre, der Wirtschafts- und Sozialpsychologie in Deutschland und den USA habe ich meine Koffer gepackt, um in Hollywood den Wirkungsmechanismen der Traumfabrik auf den Grund zu gehen. Mich faszinierte schon damals die Tatsache, dass es eine Industrie gibt, die Menschen auf der ganzen Welt gleichermaßen berührt und bewegt. Damals wollte ich verstehen, wie es den Produzenten, Regisseuren und Autoren in Hollywood gelingt, Emotionen zu steuern. Die Erkenntnisse finden Sie in meinem Buch Du bist, was du zeigst! Erfolg durch Selbstinszenierung. In Los Angeles stieß ich damals auch erstmals auf das Werk von Joseph Campbell, dem wohl bedeutendsten Mythenforscher des vergangenen Jahrhunderts.

Campbells einzigartiger Ansatz besteht in der Entdeckung, dass alle Geschichten, Mythen und Märchen, die seit Jahrtausenden auf der ganzen Welt erzählt werden, auf dem gleichen Muster basieren. Von der Prähistorie bis in die Gegenwart, von den Eskimos in der Arktis bis zu den Beduinen in der Sahara, von den Indios in Südamerika bis zu den Aborigines in Australien beruht jede Heldengeschichte auf der gleichen Struktur.

Die Helden der Mythen führen ein Leben jenseits des Mittelmaßes. Sie warten nicht darauf, dass sich die Welt verändert – sie verändern die Welt und nehmen ihr Leben zu einem bestimmten Zeitpunkt selbst in die Hand. Dabei wachsen Helden über sich hinaus. Campbell versteht diese Entwicklung als eine Art Reise und nennt sie »Heldenreise«. Die Landkarte dieser Heldenreise verläuft über alle Kontinente und Kulturen seit Jahrtausenden nach gleichen Mustern. In seinem Hauptwerk Der Heros in tausend Gestalten aus dem Jahre 1949 verrät er das Geheimnis dieser Heldenreise.

Die Ersten, die dieses Geheimnis für ihren Erfolg genutzt haben, war eine neue Generation von Hollywoodregisseuren. Sie verwendeten Campbell als Blaupause, um Filme zu produzieren, die zu Blockbustern wurden. Einer der ersten großen Schüler Campbells war George Lucas, der nach seiner Anleitung die Saga Star Wars zu einem Megaerfolg machte. Die großen Namen der Filmbranche folgten ihm. Heute sind die Entdeckungen des Mythenforschers bei Drehbuchautoren, Regisseuren und Produzenten kein Geheimnis mehr. Auch über sechzig Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage ist die Originalausgabe von Der Heros in tausend Gestalten bei amazon.com immer noch ein Bestseller. Die besten Filmemacher rund um den Globus nutzen Campbells Wahrheit für ihre kommerziellen Erfolge.

Vor allem Campbells Wahrheiten rund um die Erzählung der Heldenreise haben mich sofort fasziniert. Die kraftvolle Bedeutung seiner Gedanken für das Feld der Persönlichkeitsentwicklung wurde mir erst viele Jahre später bewusst. Durch meine Coachings, Seminare und Vorträge lerne ich seit über zehn Jahren fast täglich neue Menschen kennen. Immer wieder treffe ich dabei auch auf herausragende Persönlichkeiten, die mich mit ihren Lebensgeschichten auf besondere Weise berühren. Das sind außergewöhnliche Menschen, die offensichtlich erfüllt durch ein intensives und positiv aufgeladenes Leben schweben. Menschen, die im Laufe ihres Lebens überaus erfolgreich und glücklich wurden und besonders lebendig wirken. Menschen, die bis heute anderen als Vorbilder dienen und die Welt durch ihr Sein bereichern. Menschen, die es geschafft haben, sich selbst zu entwickeln – über sich hinauszuwachsen. Menschen wie der Unternehmer, Überflieger und Familienmensch Bernie Rodenkirchen.

Mir wurde klar, dass solche Persönlichkeiten Campbells Heldenreise durchlaufen haben. Ihre Lebensgeschichten zeigen die gleiche Struktur wie die großen Mythen, die Märchen und die Hollywood-Blockbuster. Plötzlich passte alles zusammen. Campbell schuf mit seinem Werk also nicht nur eine Blaupause für Filmemacher, sondern lieferte, ohne es zu wissen, die Struktur für ein erfülltes Leben. Die psychologischen Wirkungsmechanismen guter Geschichten und die Befindlichkeit hinter erfüllten Lebenswegen bauen auf den gleichen Prinzipien auf! Warum das so ist, werden Sie schon bald erfahren.

Campbell, Filme, Heldengeschichten und die Lebenshelden vor meinen Augen ließen mich nicht mehr los. In den letzten Jahren beschäftigten mich vor allem folgende Fragen: Wie denken, fühlen und handeln Lebenshelden? Was führt dazu, dass Menschen am Ende ihres Lebens auf ein erfülltes Leben mit Happy End blicken können? Welche Strategien, Techniken und Entscheidungen führen Menschen auf diesen besonderen Weg? Wie sieht der Heldenbauplan für den Alltag aus? Und wie kann man ein einfaches System entwickeln, von dem andere Menschen lernen können?

 

Um Antworten zu finden, habe ich in den vergangenen Jahren unzählige quicklebendige, lebensbejahende, lebenshungrige Menschen aufgesucht und interviewt. Dabei habe ich ihre Lebensmuster und -strategien beobachtet und analysiert. Es waren wunderbare Begegnungen, und durch jede einzelne wurde das Bild immer klarer. Einige dieser Geschichten möchte ich mit Ihnen teilen, denn sie zeigen uns, was im Leben möglich ist. Die Lebenshelden in diesem Buch habe ich nach ihren Lebenswirklichkeiten ausgewählt, denn sie zeigen auf beeindruckende Weise, was aus einem ganz normalen Leben werden kann. Alle Geschichten sind auf ihre Weise filmreif.

Sie lernen einen ehemaligen Maurer und Tankstellenwart kennen, der heute der bedeutendste Namenserfinder Deutschlands für Marken und Unternehmen ist. Sie treffen einen ehemaligen Unternehmensberater, der im Alter von 34 Jahren seinen Porsche abgestellt hat, um Medizin zu studieren, und einen Kaufmann, der heute als Designprofessor die Welt ein bisschen schöner gestaltet. Sie begegnen einem Querschnittsgelähmten, der nach seiner Drogenkarriere zum Olympiasieger wurde, einem Ex-Banker, der heute in Afrika Schulen baut, und vielen mehr.

Diese Lebenshelden sind inspirierende Vorbilder. Schon Albert Bandura, der geistige Vater der Theorie des Modelllernens, zeigt, dass wir besonders gut durch Vorbilder lernen. Wahrscheinlich würden wir uns immer noch auf allen vieren fortbewegen, wenn nicht unsere entfernten Vorfahren den aufrechten Gang erlernt und diese Fähigkeit untereinander weitergegeben hätten. In den ausgewählten Lebenshelden finden Sie die Vorbilder, die auf ihre Art aufrecht durch das Leben gehen. Darüber hinaus bieten sie strukturell und inhaltlich Lösungen für wichtige Fragestellungen der persönlichen Heldenreise.

Auf der Suche nach weiteren Antworten wurde mir bewusst, dass ich beileibe nicht der Erste bin, der das Campbell-Prinzip für die Persönlichkeitsentwicklung aufgreift. Im Laufe der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema traf ich auf artverwandte Trainings- und Therapiemethoden, die das Konzept der Heldenreise aufgreifen. Im Rahmen meiner Forschungen habe ich gestalttherapeutische Literatur studiert und bei Seminaren über mehrere Tage »die Welle getanzt«. Häufig war ich dabei von »Mitreisenden« umgeben, die spirituellen, tanztherapeutischen und körperlichen Erfahrungen sehr nahestanden. Ich bin sehr dankbar dafür, dabei gewesen zu sein. Für viele Menschen in meinem Umfeld klingt dieser Weg zu esoterisch. Nach zahlreichen Gesprächen mit Freunden, Kollegen und den Erfahrungen aus unzähligen Coachings möchte ich Ihnen meinen Weg anbieten. Also, keine Angst, Sie müssen nicht die Welle tanzen oder um eine Kerze durch den Raum schreiten. Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass solche Erfahrungen sehr wertvoll sein können.

Im Austausch mit meinen Lehrern, Weggefährten und Freunden suchte ich nach weiteren Antworten. Mein beruflicher Alltag und die damit verbundene Erfahrung aus der Arbeit mit Menschen in Coachings, Vorträgen und Seminaren sowie die psychologisch geprägte Fachliteratur, Neurowissenschaften, Männerbücher, Filmtheorien und die unterschiedlichsten Arten von Heldengeschichten gaben mir weitere Impulse.

Bis zur Fertigstellung dieses Buches war es ein langer Weg. Es freut mich, Ihnen das Ergebnis mit Logbuch für Helden vorlegen zu können, und es freut mich sehr, wenn Sie sich auf den Trip einlassen. Wenn sich bei den Begegnungen mit den Lebenshelden und der täglichen Arbeit mit Menschen in mir etwas gefestigt hat, dann die Überzeugung: In jedem Mann steckt ein Held.

Reise-Infos

In diesem Buch geht es nicht nur um finanziellen Reichtum. Denn Lebenshelden erkennt man nicht an schnellen Schlitten, teuren Klamotten, Bling-Bling und schon gar nicht an Sattheit und Selbstgefälligkeit. Steve Jobs, Nelson Mandela, Martin Luther King oder auch Sporthelden wie Dirk Nowitzki haben die Welt nicht für einen neuen Sportwagen, eine größere Wohnung oder eine schickere Uhr verändert. Stefan Raab, Robbie Williams oder der Gründer des Cirque du Soleil, der ehemalige Straßenkünstler Guy Laliberte haben die Unterhaltungsindustrie nicht nachhaltig geprägt, um sich auf ihrer Yacht die Plauze zu bräunen. Sie haben ihre Heldenreise angetreten, mit allen Ups und Downs, und sind als Helden daraus hervorgegangen. Nebenher sind sie finanziell unabhängig geworden. Und sie machen weiter.

Die angewandte Psychologie bietet unzählige Analysetools, um sich selbst besser zu verstehen, Potenziale zu realisieren und Karriere zu machen. Auch ich setze in vielen Fällen Analysetools ein. Männer mögen das, siehe oben. Doch die wirklich großen Helden der Weltgeschichte haben kein Verhaltensprofil erstellt, kein Assessment-Center durchlaufen, keine Motivanalyse gemacht.

Wenn Ihnen zu Beginn Ihres Heldenwegs manches ungewohnt vorkommt, dann begrüßen Sie diese Irritation als echte Wachstumschance. Tauchen Sie ein in ein neues Lerngefühl. Bedenken Sie dabei immer, dass alles, was uns altbekannt und vertraut vorkommt, uns dahin geführt hat, wo wir heute sind und vielleicht nie sein wollten. Ein neuer Weg kann nur mit neuen Impulsen und anderen Methoden gelingen.

Ihr persönliches Logbuch

Mir geht es vor allem um das »Machen«. Helden zeichnen sich durch Handlung, durch sichtbare Heldentaten aus, und diese kann man nicht aus dem gemütlichen Ohrensessel heraus unternehmen.

Das Buch schickt Sie auf eine Reise. Eine Heldenreise ist eine unbequeme Expedition, auf der es einiges zu entdecken gibt. Ich lade Sie deshalb ein, unterwegs ein Logbuch zu führen, um auf gutem Kurs zu bleiben und Ihre Gedanken zu vertiefen. Dabei ist es egal, ob Sie das gesamte Buch erst einmal durchlesen und dann die Übungen machen oder ob Sie sich innerhalb der Kapitel bereits beim ersten Lesen die Zeit dafür nehmen und sich Notizen machen.

Ihr persönliches Logbuch ist ein Schreibheft, das Sie im Verlauf der Übungen begleiten wird. Gerne dick, schön und hochwertig. Immerhin geht’s um Ihr Leben. Ein Logbuch, das Ihnen gefällt. Ein vertrauter Wegbegleiter. Innerhalb der Kapitel finden Sie Übungen für Ihren ganz persönlichen Heldenweg. Je intensiver Sie sich mit den Übungen auseinandersetzen, desto wertvoller wird dieses Buch. Sie entdecken höchstwahrscheinlich eine neue »Welt der unbegrenzten Möglichkeiten«.

Wenn Sie sich wirklich Erfolge wünschen, dann gehen Sie in Aktion. Denn nur Handeln schafft Ergebnisse: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es«, um es mit Erich Kästner zu sagen.

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Das Logbuch für Helden handelt von kleinen Schritten für eine große Sache. Kein Mensch kann den zweiten und dritten Schritt vor dem ersten machen. Entscheiden Sie sich deshalb in einem ersten Schritt, wann und wo Sie genau Ihr Heldentagebuch zum ersten Mal aufschlagen. Nach dem ersten Lesen? Beim ersten Lesen? Egal. Denn Sie wissen selbst, was gut für Sie ist. Nur werfen Sie einen Blick darauf, wie gut Sie sich an diese Selbstverpflichtung halten. Viele scheitern an den einfachsten Vorsätzen. Die Erfahrung aus der Arbeit mit Menschen zeigt, dass Konzepte und Ideen häufig als richtig und wichtig angesehen werden, aber vieles auf der Strecke bleibt. Abwarten und Tee trinken – da kommen keine Helden bei raus. Lassen Sie die Zeilen nicht einfach an sich vorbeirauschen. Handeln Sie!

Risiken und Nebenwirkungen

Die Lektüre dieses Buches birgt Gefahren. Sie könnten Ihrem Leben eine neue Richtung geben. Sie könnten sich von Vertrautem verabschieden. Wahrscheinlich werden Ihnen im Alltag immer häufiger Helden begegnen. Das liegt an den Geschichten, Beispielen und Werkzeugen in diesem Buch. Selektive Wahrnehmung nennt die Psychologie dieses Phänomen. Sobald Sie beginnen, sich einer Sache zu widmen, nehmen Sie verstärkt Muster und Gesetzmäßigkeiten wahr, die Ihre Wahrnehmung bestätigen. Unser Gehirn ist darauf angelegt – lassen Sie es für sich arbeiten! Sie werden es ohnehin nicht vermeiden können, Menschen mit Heldenzügen stärker wahrzunehmen und von ihnen im Vorbeigehen zu lernen. Mit neuen Perspektiven und geschärfter Wahrnehmung stoßen Sie höchstwahrscheinlich auf weitere Überraschungen: mehr Selbstbewusstsein, mehr Energie, mehr Lebensfreude, bessere Perspektiven, völlig neue Ziele. Außerdem besteht die Gefahr, dass Sie als Persönlichkeit wachsen. Es könnte also sein, dass Ihr Leben an Lebendigkeit und Intensität gewinnt. Wenn Sie dafür bereit sind, dann lesen Sie ruhig weiter.

Logbuch-Übung: Ihre ersten Schritte

Entscheiden Sie jetzt, wann Sie Ihr persönliches Logbuch für Ihre Übungen kaufen werden. Sobald Sie es haben, schreiben Sie auf, was gerade anliegt. Ohne nachzudenken. Fühlen Sie in sich hinein – in sich selbst. Beginnen wir mit der einfachsten und alltäglichsten Frage: Wie geht’s Ihnen?

Schreiben Sie eine Woche lang von morgens bis abends alle drei Stunden auf, wie es Ihnen mit den Dingen, die Sie gerade tun, tatsächlich geht. Beginnen Sie den Tag damit und beenden Sie ihn so. Lassen Sie sich von Ihrem Handy daran erinnern. Wenn Sie in einer Besprechung sitzen, machen Sie sich eine vorläufige Notiz. Trainieren Sie, sich und Ihren Gefühlszustand wahrzunehmen! Investieren Sie täglich fünfmal drei Minuten – in der Summe also gerade einmal eine Tagesschau-Länge.

Um folgende Fragen könnte es gehen: Wie fühlen Sie sich? Empfinden Sie Freude? Waren Sie so bei der Sache, dass die Zeit vom letzten Signal wie im Fluge verflog? Sind Sie müde? Fühlen Sie sich lebendig? Gelangweilt? Angestrengt? Überfordert? Unterfordert? Glücklich? Getrieben? Wichtig? Unwichtig? Was tun Sie gerade? Wie geht es Ihnen damit? Seien Sie ehrlich! Hören Sie auf Ihre innere Stimme und fragen Sie sich, ob Sie gerade zur rechten Zeit am rechten Ort sind oder sich wie im falschen Film fühlen. Sind Sie gerne zusammen mit den Menschen, die Sie umgeben? Oder sind Sie in Gedanken eigentlich ganz woanders? Versuchen Sie nicht zu analysieren oder irgendetwas vor sich selbst zu rechtfertigen, sondern nehmen Sie erst einmal nur wahr, was wahrzunehmen ist.

Die Lektüre dieser Heldenreise kann eine tragische Komponente haben – nämlich dann, wenn Sie Ihr Heldenpotenzial entdecken und trotzdem Ihre Chancen nicht nutzen. Dann sind Sie auf dem Weg zum tragischen Helden. Bisher verlief vielleicht alles wie selbstverständlich in Ihrem Leben, aber nicht mehr lange. Mittelmaß, Holzweg oder Heldenweg, einen Weg müssen Sie gehen! Wenn Sie sich auf den kommenden Seiten als Held bestätigt fühlen – chapeau! Für alle anderen wird es bald keine Ausreden mehr geben, nur noch Entscheidungen in die eine oder andere Richtung. Denn am Ende des Buches sind Ihnen die wichtigsten Schritte, Techniken, Methoden und Prinzipien für Ihren persönlichen Heldenweg bekannt. Dann liegt es nur noch an Ihnen.

Vor nicht allzu langer Zeit wühlte ich in einer Kiste mit Schätzen aus meiner Vergangenheit. Mir fiel eine Karte in die Hände, die mir meine Schwester zum fünfzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Auf der Karte steht: Es ist schwer, ein Held zu sein. Doch irgendjemand muss die Rolle übernehmen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie am Ende des Buches sagen: Es ist nicht leicht, ein Held zu sein. Doch ein Leben im Mittelmaß ist viel schlimmer.

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3Der Heldenbauplan

Es ist schwer, das Leben eines Menschen in seiner Bedeutung zu beurteilen.

Einige würden sagen, man misst es an denen, die man zurücklässt.

Einige meinen, man misst es am Glauben oder an der Liebe.

Andere wiederum sagen, das Leben hätte nicht die geringste Bedeutung.

Ich, ich glaube, man misst sich an den Menschen, die sich ihrerseits an einem selbst messen.

Das Beste kommt zum Schluss

 

Die Heldenreise ist gemäß Joseph Campbell ein Modell, das man bis zu den Anfängen der Menschheitsgeschichte zurückverfolgen kann. Sie enthält so viel Wahrheit über unser Sein, dass sie über alle regionalen, nationalen und kulturellen Grenzen hinweg das gleiche Muster aufweist, vom Aufbruch über zahlreiche Abenteuer, Gefährten, Gegner und Prüfungen bis zur Rückkehr als Held.

Heldengeschichten von Homers Odysseus bis Avatar spiegeln, wer wir sind und was wir sein können. Die Helden in den großen Mythen der Welt führen uns vor, wie jemand es schafft, seine eigenen Grenzen zu überschreiten, um ein anderer, wirkungsmächtiger Mensch zu werden, dessen Heldentaten die Welt zu einem besseren Ort machen. Uns bewegen diese erzählten Wahrheiten, weil wir uns vorstellen können, selbst ein solcher Held zu sein.

Monomythen und Archetypen

Mit einem Begriff von James Joyce nennt Campbell das immer wiederkehrende Grundgerüst der Heldengeschichten Monomythos. Er umfasst die immer gleiche Matrix, den gleichen Quellcode oder das gleiche genetische Programm.

Carl Gustav Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, verfolgte die These von den Archetypen als »Formen oder Bilder kollektiver Natur [… die] ungefähr auf der ganzen Erde als Konstituenten der Mythen und gleichzeitig als autochthone, individuelle Produkte unbewussten Ursprungs vorkommen«.[1] Frei übersetzt: Archetypen sind über alle Kulturen konstant und spiegeln das kollektive Unbewusste der Kulturen wider – ihre Volksseele, wenn man so will. Mentoren, Schwellenhüter und all die anderen archetypischen Gestalten, die Sie auch in diesem Buch kennenlernen werden, bilden ein Vorstellungsreservoir, aus dem die Menschen über verschiedene Kulturen und Zeiten wichtige Bedeutung für das eigene Leben schöpfen. Diese Archetypen gehören zur Natur des Menschen.

Mythen sind deshalb, wie Joseph Campbell einmal sagte, der »Gesang des Universums, die Musik der Sphären«. Mythen mit ihren Archetypen durchströmen unsere Träume und erklären unser Unbewusstes. Aus diesem C.G. Jungschen »Bildervorrat« schöpfen wir auch unsere Heldengeschichten. Diese archetypischen Bilder tauchen wieder auf, in Märchen, Gleichnissen, Filmen – ein bisschen anders erzählt, aber strukturell im gleichen Muster des Monomythos.

Die magische Blockbuster-Formel

Heute strömen wir ins Kino und zappen uns durch die Fernsehprogramme, um Heldengeschichten zu verfolgen, denn die Kinofilme von heute sind die Mythen von gestern. Christopher Vogler, jahrzehntelang Berater der großen Hollywoodstudios, hat in seiner Odyssee des Drehbuchschreibers das von Campbell formulierte Modell in eine »magische Erfolgs-Formel für Blockbuster« übertragen. Vogler benennt zwölf Stadien auf dem Weg zum Helden: die gewohnte Welt, der Ruf des Abenteuers, die Weigerung, die Begegnung mit dem Mentor, das Überschreiten der Schwelle, Bewährungsproben, Verbündete und Feinde, das Vordringen zur tiefsten Höhle, die entscheidende Prüfung, die Belohnung, der Rückweg, die Auferstehung und die Rückkehr mit dem Elixier.[2]

Der Grund, weshalb dieser Monomythos mit seinen zwölf Schritten noch heute so frisch daherkommt: Er bringt die Zuschauer ins Schwingen, er löst etwas aus. Jedes Leinwandabenteuer erzählt von dem Heldenpotenzial in uns. Ob Indiana Jones,Django Unchained, Harry Potter, Les Misérables, Herr der Ringe oder Krieg der Sterne: Wir tauchen ein in die Story des Helden, gleichen unser Leben ab mit den Handlungen und Entwicklungen auf der Leinwand. Viele Geschichten führen uns weit weg, ins Unbekannte – aber eigentlich geht es gar nicht darum, die fernste Fremde zu suchen, sondern um das tiefe, intensive Eintauchen in uns selbst.

Dabei strotzt jedes große Blockbuster-Kino wie schon die Ilias und die Odyssee von Abenteuern mit Fabelwesen und Bösewichten und einem Helden, der über sich hinauswächst. Um »realistische« Abenteuer geht es dabei gar nicht. Der Traumfabrik geht es um das Auslösen psychologischer Prozesse, und die entsprechen nun einmal unseren archetypischen Träumen: überhöht, fiktiv, abenteuerreich.

Schauen wir uns das an einem Beispiel an: Truman Burbanks gewohnte Welt in dem Klassiker Truman Show ist das kleine Örtchen Seahaven. Eingebettet in einem gigantischen Fernsehstudio. Dort wird er rund um die Uhr von über 5000 Kameras beobachtet. Von Geburt an ist er förmlich gezwungen, dort zu wohnen. Er kennt es nicht anders. Es ist seine gewohnte Welt. Alle Versuche, auszubrechen, werden von seinen Mitmenschen auf seltsame Weise unterbunden. Kein Wunder: Sie sind nur Schauspieler und haben die Aufgabe, den nichtsahnenden Truman innerhalb der Kulissen der Truman Show in seine Rolle zu pressen. Truman selbst hält das nicht davon ab, seine Welt immer intensiver zu hinterfragen, bis er sich am Ende des Films aufmacht, um eine neue »echte« Welt zu entdecken. Damit beginnt seine und unsere Heldengeschichte. Psychologisch betrachtet, fiebern wir mit, weil die Bilder unser Unbewusstes ansprechen und wir uns fragen, ob wir nicht auch in einem solchen »Dorf« hocken, in einer gleichförmigen Welt, in der irgendetwas nicht stimmt, und aus der wir am liebsten ausbrechen würden. Das bewegt uns zwischen Popcorn und Eiskonfekt.

Gut gemachte Monomythen und Archetypen docken an unser Unbewusstes an. Nicht zufällig spricht man davon, dass Zuschauer sich »in Helden hineinversetzen«: Sie identifizieren sich mit ihm, da unbewusste Anteile in ihnen aktiviert werden und sie gefühlt selbst zum Teil der Heldensaga werden. Campbells Kernbotschaft lautet: »Die Menschen gehen ins Kino, um eine Selbstoffenbarung zu erhalten.«[3] Das bedeutet: Einen guten Film erkennt man daran, dass man ihn nicht auf Abstand halten kann. Filmhelden scheinen förmlich von der Leinwand zu steigen und sich im Bewusstsein der Zuschauer festzukrallen. Die Geschichte vom Helden ist vordergründig etwas, das man konsumiert, um sich zu unterhalten, in Wirklichkeit aber eine Erzählung, die sich in unserer Seele festsetzt. Durch »Jungsche Bilder« gesteuert, lassen wir uns emotional gerne auf sie ein; wir wollen von den dargestellten Helden etwas erfahren, um für unsere eigene Heldenreise gewappnet zu sein. Es geht also nie um Indiana Jones, Rocky & Co., sondern immer um uns selbst.

Helden aus Fleisch und Blut

Deshalb bietet Ihnen der Monomythos einen Bauplan, von dem Sie lernen können. Die Heldenreise ist ein Lernprogramm für Ihren ganz persönlichen Lebensweg. Vor Ihnen liegt eine Art Heldengeburtshilfe.

Natürlich retten die symbolischen Helden der Kunst nicht die echte Welt, sondern Helden aus Fleisch und Blut. Und diese Helden tauchen in den unterschiedlichsten Gestalten auf. Erstens: die »Spontanhelden«, die mehr oder weniger zufällig in eine schicksalhafte Ausnahmesituation geraten und so mutig wie entschlossen ihr Leben einsetzen. Zweitens: die »Helden des Alltags«, die jeden Tag ihre großen und kleinen Abenteuer bestehen. Und drittens: die »Lebenshelden«, von denen Sie in diesem Buch lernen werden.

Spontanhelden

»Gern geschehen!« soll Chesley B. Sullenberger gesagt haben, nachdem der Pilot des US-Airways-Flugs 1549 gerade 155 Menschen das Leben gerettet hatte. In die Triebwerke des Linienflugs von New York nach Seattle war kurz nach dem Start ein Schwarm Kanadagänse geflogen, und der Flieger schaffte es nicht mehr zurück zur Startbahn. Stattdessen ließ Sullenberger die Maschine auf dem Hudson River notwassern. Als Letzter verließ er das »sinkende Schiff«, in diesem Fall den Airbus, und wurde für ganz Amerika der »Held vom Hudson«.

Spontane Hilfe im Angesicht möglicher Katastrophen ist etwas zutiefst Menschliches und Wichtiges. Unser Alltag mit seinen Überraschungen bietet immer wieder die Möglichkeit, spontan zum Helden zu werden. Und dennoch: Die Helden dieses Buches gehen jedoch nicht spontan, sondern bewusst auf ihre Reise. Sie machen sich auf, nicht um ein Unglück zu verhindern, sondern um glücklicher zu werden.

Alltagshelden

Sie sind immer Helden, zumeist jenseits des Rampenlichts. Sie haben in sich hineingehört und sich dafür entschieden, beruflich permanent im Heldenmodus zu sein. Krankenschwestern, Pfleger, Feuerwehrmänner, Erzieherinnen, Therapeuten, Ärzte und die vielen anderen sozial Berufstätigen sind jeden Tag im Heldeneinsatz, und oft geht es ihnen nicht um die finanzielle Entlohnung. Ihre Motivation beziehen sie aus dem Gefühl der Fürsorge und Verantwortung für ihre Mitmenschen. Alltagshelden sind ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft, und sie verdienen unseren Dank. Viele dieser Alltagshelden sind auch echte Lebenshelden.

Die Lebenshelden

Lebenshelden begeben sich im vollen Bewusstsein auf ihre Heldenreise, um ihr Bestes zu leben. Ob Odysseus, Indiana Jones oder Lebensheld: Die Struktur ist und bleibt immer diejenige, die Campbell und Vogler beschreiben. Manche dieser Lebenshelden stehen in der Öffentlichkeit, andere wiederum leben jenseits der großen Bühnen. Bei den Recherchen für dieses Buch haben mir gerade die Begegnungen mit den stillen Lebenshelden gezeigt, wozu jeder »noch so normale« Mensch in der Lage ist.

 

Der zweite Lebensheld in diesem Buch entspringt einer deutsch-deutschen Geschichte. 1950, als die DDR nicht einmal ein halbes Jahr alt war, erblickte Axel Mitbauer das Licht der Welt. Das Paradies des real existierenden Sozialismus wollte sich schon Klein Axel nicht so recht erschließen. Als 1961 die Mauer hochgezogen wurde, drängte er die Mutter, in den Westen zu gehen, bevor es zu spät sein würde. Sie hatte jedoch nicht »die Traute«, wie er es ausdrückt, und die vorerst letzte Chance war dahin.

Acht Jahre war Axel alt, als sein Schwimmtalent entdeckt wurde, mit zwölf Jahren gehörte er zum Nationalkader. Bei einem Wettkampf in Budapest unterhielt sich der mittlerweile Achtzehnjährige mit einem westdeutschen Schwimmer und Trainer. Was er nicht ahnte: Die Stasi war schon auf seinen Spuren. »Einen genaueren Lebenslauf kriegen Sie nicht als Ihre Stasiakte. Die haben genau aufgeschrieben, wie lange ich mit welchem anderen Schwimmer, ob aus dem Westen oder dem Osten, geredet habe«, erzählt er kopfschüttelnd.

Axel Mitbauer wurde schon bald verhaftet und ins dunkle Herz der Stasidiktatur, die Normannenstraße in Berlin, verschleppt. Die Befragungen verliefen so, wie man sie aus Schwarzweiß-Agentenfilmen kennt: Der Befragte wird grell angeleuchtet, die Peiniger bleiben unerkannt im Dunkeln. Zu dieser Zeit war Mitbauer Weltranglistensechster und für Olympia 1968 in Mexiko qualifiziert, aber von einer Sekunde auf die andere war sein Traum geplatzt. Sportstätten waren für ihn ab sofort verbotene Zonen.

Das Ende? Nein, der Anfang! Bei einer privaten Feier hörte er, wie sich zwei Gäste über gewisse Aussichten unterhielten: dass man »da oben«, westlich von Rostock an der Ostseeküste, bei gutem Wetter den Westen sehen könne. »Da hat es bei mir klick gemacht …« Das war sein Moment des Rufs – seine Mission: über die Ostsee in den Westen. Im Freistil in die Freiheit.

»Ich habe das nicht geplant. Ich habe das einfach gemacht.« Mit der Stasi an den Hacken setzte sich Axel Mitbauer in den Zug Richtung Rostock. Bei Schwerin nutzte er einen günstigen Moment, warf sein Bündel aus dem Zug und sprang ihm hinterher. Querfeldein, mit dem Taxi und per Anhalter erreichte er Boltenhagen an der deutsch-deutschen Ostseegrenze. Unerkannt quartierte er sich auf einem Campingplatz ein und beobachtete eine Woche lang aus dem Dickicht die Grenzbefestigungen.

Am 17.  August 1969 ging Mitbauer dann ins Wasser. Ohne Kompass und Neoprenanzug schwamm er um sein Leben. Auf die Frage, was er damals dachte, antwortet er: »Ich hoffte, mein Leben wiederzufinden.« Nach 25 Kilometern durch die eiskalte Ostsee traf er auf eine Leuchtboje, an der er sich ausruhte und an den ersten Sonnenstrahlen wärmte. Einige Stunden später kreuzte die Fähre Nordland auf dem Weg von Bornholm nach Travemünde seinen Weg. Axel Mitbauer war frei.

Er studierte an der Sporthochschule Köln und wurde Trainer. Über Jahrzehnte vermittelte er dem Schwimmnachwuchs nicht nur sportliche Fähigkeiten, sondern zeigte ihm auch den Weg ins Leben. Im Verlauf des Buches werden Sie immer wieder auf Axel Mitbauer stoßen, denn die psychologischen Prozesse im Verlauf seiner Reise und die Erfolgsprinzipien und Strategien sind nichts anderes als das, was alle Helden auf ihrer Reise erleben.

Die vier K des Lebenshelden

Lebenshelden werden nicht auf einer Sänfte in die Arena getragen. Sie sind keine Superstars, Topmodels oder Casting-Sternchen, die das Schicksal auf einer Welle nach oben gespült hat. Helden sind nicht gemacht, Helden sind geworden. Aus sich selbst heraus. Das können wir von ihnen lernen. Alle Lebenshelden, die ich im Laufe der Jahre persönlich treffen durfte, sind nicht nur Campbells Bauplan gefolgt, sie zeichnen sich überdies durch vier große K aus: Klarheit, Kompetenz, Kongruenz und Konsistenz.

Klarheit

Helden verfügen über Klarheit. Sie lösen sich von den Erwartungen, die andere für sie vorsehen. Sie sehen die Welt, wie sie für sie sein soll. Die Realität um sie herum nehmen sie mit ebenso bestechender Klarheit wahr. Deshalb sind sie auch in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Sie sind sich der Folgen bewusst. Sie sind selbstbewusst. Sie wissen, warum sie tun, was sie tun. Und diese klare Linie ist auch für ihr Umfeld erkennbar. Helden kennen die Richtung, in die es geht, haben Nah- und Zwischenziele und die Idee einer erfüllenden Zukunft. Eine Vision, der sie mit aller Klarheit folgen.

In unzähligen Filmen gibt es eine Passage, an deren Anfang Bilder, Botschaften und Informationspartikel vor dem inneren Auge des Helden durcheinander schwirren und sich nicht zu einem einheitlichen Bild fügen: eine entscheidende Situation, immer krisenhaft, in der alles auf dem Spiel steht. Schließlich wird aus der dissonanten Polyphonie eine harmonische, klare Vorstellung. Irgendwann reißen die Wolken auf. Dies ist der Moment, in dem der Held seinen Ruf hört, begreift und verinnerlicht: der Moment der Klarheit, der zu Großem befähigt.

Axel Mitbauers Moment der Klarheit war ein Partygespräch, in dem es um den unverstellten Blick in den Westen ging – ohne Stacheldraht, nur Wasser. Das stellte sein weiteres Leben auf den Kopf. Zu den Zielen dieses Buches gehört es, Ihnen diese Klarheit für Ihren Weg zu vermitteln.

Kompetenz