Löhr sieht rot - Peter Meisenberg - E-Book

Löhr sieht rot E-Book

Peter Meisenberg

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  • Herausgeber: Emons Verlag
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Als in seiner Stammkneipe eine junge Frau bedroht wird, mischt Löhr sich ein - mit tödlichen Folgen. Von nun an hat er die Killer selbst am Hals, die im Auftrag skrupelloser Investoren gnadenlos in Köln aufräumen. Löhr verliert seinen Glauben an die Gerechtigkeit und schließlich die Geduld. Konfrontiert mit ausufernder Korruption nimmt er das Gesetz selbst in die Hand ...

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Seitenzahl: 379

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Peter Meisenberg, Jahrgang 1948, studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik. Er lebt als freier Autor in Köln.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2015 Emons Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: Peter Meisenberg Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI books GmbH, LeckISBN 978-3-86358-891-5 Originalausgabe

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Für Gunter

1

Sie war eine Erscheinung. Und sie musste zum ersten Mal hier sein. Löhr erkannte es an den Blicken der Stammgäste, die ihr auf ihrem Gang zum Tresen folgten wie einer exotischen Jagdbeute. Salvatore blieb zwischen zwei Zügen aus seiner Zigarette der Mund offen stehen, Löhr zählte durch den langsam herausquellenden Rauch hindurch seine schwarzen Zahnstümpfe. Es waren vier. Federico führte die Bewegung, die seine Espressotasse zum Mund führen sollte, nicht zu Ende. Die Tasse blieb auf halber Strecke in der Luft stehen, leicht zitternd wegen Federicos Tremor.

Es war elf Uhr morgens, und bis auf Löhr saßen nur alte Männer im »Café Zero«. Der einzig junge war Andrea, der zwanzigjährige Sohn des Cafébesitzers. Er stand heute hinterm Tresen, und als die Frau, sie war vielleicht Mitte dreißig oder Anfang vierzig, ihn auf Italienisch fragte, ob sie mal die Toilette benutzen dürfte– »posso usare i suoi servizi?«–, fiel ihm keine Antwort ein, weil seine ganze Aufmerksamkeit von ihrem Dekolleté in Anspruch genommen wurde.

Als Andrea schließlich geistesabwesend nickte, war sie schon auf dem Weg in den hinteren Teil des Cafés. Sie hatte es ganz offensichtlich eilig, blickte sich aber, nachdem sie die Toilettentür gesehen hatte und darauf zuging, noch einmal um. Löhr, der wie alle anderen im Café der dunkelhaarigen Schönen mit dem stolzen Gang nachschaute, glaubte, so etwas wie gehetzte Wachsamkeit, vielleicht sogar einen Anflug von Panik in ihrem Blick zu erkennen. Doch in dem Moment, in dem sie in der Toilette verschwand und er seine durch ihren Auftritt unterbrochene Zeitungslektüre fortsetzte, hatte er die Beobachtung auch schon wieder vergessen.

Bis eine Minute später der erste der beiden Typen auftauchte.

Löhr wurde auf ihn aufmerksam, weil er beim Betreten des Cafés seine Zeitung streifte. Löhr ließ die Zeitung kurz sinken und sah, dass der Typ jemanden suchte. Das wäre nichts Besonderes gewesen, wenn der Mann ein Gast wie alle anderen im Café Zero gewesen wäre. Doch die Gäste im Zero trugen normalerweise keine Kanone im Hosenbund. Der feiste Typ mit dem teigigen Gesicht der Nachtmenschen aber gab sich noch nicht einmal besondere Mühe, sie unter seiner beigen Rentner-Windjacke zu verbergen. Im Gegenteil, er hatte den Reißverschluss seiner Jacke geöffnet, und seine rechte Hand umfasste ganz offensichtlich den Griff seiner darunter verborgenen Waffe. Er ging zwei Schritte ins Café hinein, registrierte mit einem leichten Schwenk seines Kopfes Löhr, die alten Männer auf der Fensterbank und Andrea hinterm Tresen, dann richtete sich sein Blick in den hinteren Teil des Ladens. Da erst fiel Löhr die schöne Frau wieder ein, die dort in der Toilette verschwunden war.

Er faltete sorgfältig seine Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch vor sich. Da der Tisch gleich neben der Tür stand, bemerkte er aus den Augenwinkeln den zweiten Typ. Der war vom gleichen Kaliber wie der drinnen, ein bleicher Mittdreißiger mit zurückgegeltem dunklem Haar. Statt einer Windjacke trug er trotz der sommerlichen Temperatur einen zugeknöpften, halblangen schwarzen Ledermantel. Vermutlich, weil auch er eine Kanone darunter verbarg. Er machte keine Anstalten, das Café zu betreten, hatte sich davor aufgebaut, offenbar als eine Art Rückendeckung für den ersten Kerl, der jetzt ohne Hast in den hinteren Teil des Cafés ging, sich den Toiletten näherte und dabei tatsächlich seine Kanone aus dem Hosenbund unter seiner Jacke zog, eine wuchtige Neun-Millimeter-Pistole einer Bauart, die Löhr nicht kannte.

Löhr stand langsam auf. Was auch immer jetzt hier passieren würde, er hegte nicht die Absicht, es als bloßer Zuschauer zu erleben. Nicht weil er ein Bulle war. Sondern weil das Café Zero zu so etwas wie seiner neuen Heimat geworden war, seitdem die »Germaniaschänke« vor einem Jahr dichtgemacht und er das zum Anlass genommen hatte, mal eine Weile auf Kölsch zu verzichten und stattdessen Espresso, Wasser und ab und zu ein Glas Wein zu trinken. Und an den Orten, die Löhr zu seiner Heimat erklärt hatte, ließ er nicht zu, dass sich einer deplatziert benahm. Und zu deplatziertem Benehmen zählte Löhr, einer Dame vor der Toilette aufzulauern. Beiläufig näherte er sich der Theke so, dass der Typ vor der Toilettentür, der ihn natürlich sehen konnte, keinen Verdacht schöpfte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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