Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Katja ist 29, single und schwanger. Ein One Night Stand auf Ibiza, ein unbedachter Moment, und plötzlich ist alles anders. Während Katja sich mit der überraschenden Neuigkeit auseinandersetzt, braut sich hinter ihrem Rücken etwas zusammen, denn ihre Mutter hat die Absicht, sie endlich zu verheiraten. Es gibt da eine Vereinbarung, von der Katja nichts weiß, und obwohl sie mehr als einmal deutlich macht, dass sie Paul auf keinen Fall heiraten will, wird bereits die perfekte Hochzeit geplant. In all dem Chaos lernt Katja Jan kennen, einen gutaussehenden, charmanten Mann, dessen grüne Augen sie bis in ihre Träume verfolgen. Doch wie wird er reagieren, wenn er von der Schwangerschaft erfährt? Gibt es für so eine Nachricht den richtigen Moment? Eine amüsante, spritzige Lovestory aus der Feder von Anie Salvatore.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 359
Veröffentlichungsjahr: 2024
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Kurzbeschreibung:
Bei Katja und Jan sprühen vom ersten Augenblick an die Funken. Er ist gutaussehend und charmant, sie süß und unerfahren. Doch selbst wenn die Chemie stimmt können Dinge geschehen, die einen überraschen und die alle Pläne und Hoffnungen zunichtemachen. Wie soll Katja Jan von ihrem Problem erzählen, ohne dass er die Flucht ergreift?Außerdem ist da noch ihre Mutter, die ihrer erwachsenen Tochter immer noch vorschreiben will, wie sie ihr Leben zu leben hat. Mit allen Mitteln versucht sie, Katja dazu zu bringen, ihren Plänen zu folgen. Kann sich Katja nach all den Jahren endlich von ihrer Mutter befreien? Und wird Jan am Ende der Mann an ihrer Seite sein? Eine wunderbar romantische Liebesgeschichte mit einigen prickelnden Szenen und ganz viel Liebe.
Neuauflage:
Löse die Fesseln ist im September 2016 bereits unter dem Titel Pures Glück im Sonnenaufgang erschienen.
Löse die Fesseln
Anie Salvatore
Liebesroman
Inhaltsverzeichnis
Vier Wochen früher:
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15: Drei Monate später
Kapitel 16: Ein paar Worte zum Schluss
Kapitel 17 - Leseprobe aus Die Farben von Licht
Kapitel 18 Weitere Bücher von Anie Salvatore
Déjà-vu - Wenn die Liebe dich findet
Über die Autorin
Impressum
Es war unser letzter Abend auf Ibiza und wir besuchten die Karaoke Party in der Diskothek des Hotels. Ich ließ mich ausnahmsweise von meiner Freundin Bonnie dazu überreden, mehr als nur einen Cocktail zu trinken. Die Stimmung war gut, denn wir hatten einige Jungs aus dem Hotel kennengelernt, und Bonnie flirtete, was das Zeug hielt. Ich begnügte mich damit, im Hintergrund zu beobachten, und ließ die süße, nach Kokos schmeckende Flüssigkeit, meine Kehle hinabrinnen. Auf der Bühne gaben die Gäste ihr bescheidenes Können zum Besten und als niemand mehr singen wollte, legte der DJ Discomusik auf. Bonnie griff nach meiner Hand und zog mich auf die Tanzfläche. Gut gelaunt und vom Alkohol beschwingt ahmte ich ihren sexy Hüftschwung nach, was uns beide zum Lachen brachte. Ich war schon etwas unsicher auf den Beinen, doch den letzten Abend wollte ich einfach nur genießen und Spaß haben, deswegen lehnte ich auch den nächsten Drink nicht ab, den mir einer der Jungs in die Hand drückte. So frei hatte ich mich schon ewig nicht mehr gefühlt!
Ich spürte Hände, die sich auf meine Hüfte legten und einen Körper, der mich von hinten antanzte. Lachend drehte ich mich um, damit ich sehen konnte, wer da so einen heißen Hüftschwung hatte. Ein junger Spanier mit einem atemberaubenden Lächeln im Gesicht zog mich näher zu sich. Wie von selbst legten sich meine Hände auf seine Oberarme und ich passte mich seinen Bewegungen an. Himmel, war der heiß! Dunkle Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn, seine Haare waren etwas länger und lockten sich an manchen Stellen. Unter meinen Fingern spürte ich harte Muskeln. Sein Gesicht gefiel mir auf Anhieb, dunkle Augen, gebräunte Haut und blitzend weiße Zähne, die er zeigte, wenn er so lächelte wie grade eben. Latinomusik drang aus den Lautsprechern und ich musste meine Finger in seine Arme krallen, um das Gleichgewicht zu halten. Er wirbelte mich über die Tanzfläche, als wäre ich eine Puppe und der Schwung seiner Hüften war einfach nur als megaheiß zu bezeichnen. Hätte ich nicht so viel Alkohol intus gehabt, dann hätte ich seinen Bewegungen auf keinen Fall folgen können. Beziehungsweise, ich hätte mich dagegen gewehrt. Aber so machte es einfach nur Spaß. Als das Lied endete, befanden sich Schweißperlen auf seiner Stirn und er lächelte verschmitzt auf mich herab. Er war nur wenige Zentimeter größer als ich in den hohen Schuhen.
»Du kannst dich toll bewegen«, raunte er mir ins Ohr und sein heißer Atem streifte meine Haut. Er sprach sehr gut Deutsch, mit einem hinreißenden Akzent. Seine Stimme, tief und weich, jagte einen Schauer über meinen Rücken. Ich brachte lediglich ein Lächeln zustande, denn seine Nähe raubte mir den Atem. Er nahm meine Hand und führte mich zur Bar. Nachdem wir angestoßen und ich einen großen Schluck getrunken hatte, beugte er sich näher zu mir.
»Ich bin José.«
»Katja«, brachte ich hervor.
»Katja«, wiederholte er meinen Namen, und die Art, wie er ihn aussprach, ließ es in meinem Bauch kribbeln. »So ein hübscher Name. Er passt zu dir … ich steh‘ auf Blondinen.« Er griff nach meinen Haaren und wickelte sich eine dicke Strähne um die Finger. »Sie fühlen sich an wie Seide … so weich … so wunderschön. Wie du.«
Er sah mir tief in die Augen und ich konnte nicht anders, als diesen intensiven Blick zu erwidern. »Du machst, dass mein Herz schneller schlägt, Katja. Hier drin.«
Er legte eine Hand auf die Brust, direkt über sein Herz. Mir fehlten die Worte und ich starrte nur seine Hand an. Er hatte lange, schlanke Finger mit gepflegten Nägeln. Ohne es zu wollen, stellte ich mir vor, wie diese Hand mich berührte und in meinem Mund wurde es trocken. Schnell trank ich einen Schluck, bevor ich nervös in sein Gesicht sah. Ein hinreißendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel und ich spürte Hitze in mir aufsteigen. Kaum jemand hatte meinen Puls je so zum Rasen gebracht wie José.
»Du bist ein begnadeter Tänzer«, brachte ich endlich hervor, um von mir abzulenken. Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Das war gar nichts. Ich kann dir vollkommen andere Tänze zeigen. Wenn du mich lässt.« Seine Stimme hatte einen sinnlichen Unterton angenommen und er beugte sich näher zu mir. Eine Wolke seines Aftershaves umhüllte mich und mir stockte der Atem. Welche Tänze meinte er? Ging es noch ums Tanzen oder etwa …
»Wie … wie meinst du das?«
Er nahm meine Hand und streichelte mit dem Daumen über den Handrücken.
»Komm mit«, raunte er mir zu und nach einem letzten, brennenden Blick, drehte er sich um und zog mich mit sich. Mit weichen Knien stolperte ich hinterher, starrte auf seinen Rücken, der in einem schwarzen Shirt steckte und versuchte, Ordnung in meine wirren Gedanken zu bringen. Vergebens. Der viele Alkohol in Kombination mit seiner Gegenwart machte es mir unmöglich.
Als wir nach draußen traten, empfing uns Dunkelheit, eine angenehme Brise und Stille. Ich atmete mehrere Male tief durch, doch anstatt Klarheit in meine Gedanken zu bringen, drehte sich plötzlich alles. Seine Hand fester umklammernd versuchte ich, das Gleichgewicht zu halten und das Karussell zu stoppen. Irgendwie wollte es nicht klappen. José legte einen Arm um meine Mitte und zog mich dicht an seinen Körper.
»Bist du Okay?«, wollte er wissen und musterte mich.
»Ja, ich … es dreht sich alles«, kicherte ich nervös.
Er wirkte amüsiert.
»Ich halte dich«, versprach er und führte mich durch die nächtliche Hotelanlage.
»Wo gehen wir hin?«, wollte ich wissen und war mir überdeutlich seiner Nähe bewusst. Sein Körper sandte eine angenehme Wärme ab. Er roch unwahrscheinlich gut und trotz meines Zustands fühlte ich mich, umgeben von starken Armen, sicher auf den Beinen.
»Zum Strand.«
Schweigend ließ ich mich von ihm an den Küstenstreifen führen. Wir gingen ein ganzes Stück an der Uferpromenade entlang, bis er mich eine Treppe hinunter dirigierte, und ich weichen Sand in den Schuhen spürte. Wenige Meter später knickte ich das erste Mal um und als ich kurz darauf abermals stolperte, blieb José stehen, bückte sich und zog mir die Schuhe aus.
»Hohe Schuhe und Sand vertragen sich nicht«, sagte er lächelnd und kam wieder hoch. Ohne die hohen Absätze war ich deutlich kleiner als er und musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können. Einem inneren Impuls folgend legte ich beide Arme auf seine Schultern und verschränkte die Finger. Im selben Moment spürte ich seine Umarmung, fest und warm, und meine Schuhe, die mir gegen den Hintern baumelten. Meine Brüste waren nur einen Hauch von seinem Brustkorb entfernt und wenn ich tief einatmete, berührten sie ihn. Das laute Klopfen in meiner Brust sprengte die Stille und ich befürchtete, er könnte es hören.
»Mio amore«, wisperte er und sein Mund näherte sich dem meinen. Ich wagte kaum zu atmen. Sanft berührte seine Nase meine und ich schloss die Augen. Erwartungsvoll. Bebend. Sehnsüchtig.
Zart fuhren seine Lippen über meine, suchend, fragend, und ich erwiderte seine sanfte Berührung. Erst zaghaft, dann etwas mutiger, drängte ich mich ihm entgegen und als ich Josés Zunge spürte, öffnete ich den Mund und ließ ihn ein. Ein Sinnesrausch erfasste mich und ich begegnete seiner Zunge mit demselben Druck, erwiderte den Kuss und ließ mich von meinen Gefühlen davontreiben. Jede seiner Berührungen, ob mit Lippen, Zunge oder Händen, spürte ich bis in den hintersten Winkel meines Körpers. In meinem Bauch flatterte es und ich hatte Mühe, genug Luft zu bekommen. José zu küssen war wie eine Offenbarung, mir war zuvor nicht klar gewesen, wie sich Küsse anfühlen konnten. Welche Wirkung Küsse auf mich und meinen Körper haben konnten. Dicht an sich gepresst hob er mich hoch und ging, ohne unseren Kuss für eine Sekunde zu unterbrechen, den Strand entlang. Im Hintergrund nahm ich das Rauschen der Wellen wahr, eine sanfte Brise fuhr mir durchs Haar und kühlte meine erhitzte Haut. Meine Hände lagen auf seinen Wangen, streichelten über seine Haut, die mit Bartstoppeln übersät war, welche auf wundervolle Weise ein leicht kratziges Gefühl verursachten. Ich bekam nicht mit, wie weit er mich getragen hatte, doch irgendwann blieb er stehen und ließ sich mit mir zusammen in den weichen Sand sinken. Automatisch schlang ich im Sitzen beide Beine um seine Hüften, wodurch mein Rock unweigerlich nach oben rutschte und meine Oberschenkel freilegte. Keine Sekunde lang dachte ich darüber nach, ich spürte lediglich die kühle Nachtluft auf meiner Haut und hieß die Abkühlung sogar willkommen. José legte den Kopf schräg und vertiefte den Kuss, drang mit der Zunge weiter in meinen Mund vor und ich wurde zu Wachs in seinen Armen. Sein Kuss und seine Berührungen waren so gut, so berauschend, so erregend. Zwischen meinen Beinen nahm ich nun deutlich seine Härte wahr, die sich an meinen Schoß presste, und für einen kurzen Moment schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass das, was ich hier machte, falsch war. Doch keine Sekunde später war er vergessen, als Josés Hände über meine nackten Schenkel glitten, abwärts, dann wieder aufwärts, und sich meine Sinne voll und ganz auf diese Berührung fixierten. Ich ließ mich treiben, ließ mich auf das ein, was er mir geben wollte, und genoss seine Nähe, seine Küsse und seine Streicheleinheiten. Neben dem Rauschen des Meeres war lediglich unser Keuchen zu hören. José verteilte Küsse auf meiner Wange, dem Hals, der Schulter, und kam dabei stetig tiefer. Mein Herz schlug immer lauter, je näher er meinen Brüsten kam. Seine Hand legte sich um eine der Halbkugeln und er begann, sie mit sanften Bewegungen zu massieren. Exquisite Gefühle schossen durch meinen Körper, erregend, heiß, leidenschaftlich, und ich verspürte ein süßes Ziehen zwischen den Beinen. Mit dem Daumen schob er den Stoff meines Oberteils inklusive des BHs nach unten und schon spürte ich die feuchte Hitze seines Mundes auf meinem Nippel. Ein Keuchen entfuhr mir und ich legte den Kopf in den Nacken, so intensiv war das Gefühl, das mir durch die Adern strömte. Das süße Ziehen in meinem Schoß verwandelte sich in ein lustvolles Pochen, je länger er die Brustwarze liebkoste und ich presste meine Mitte an seinen harten Penis, um das Verlangen etwas zu lindern. Doch das funktionierte nur für den Moment. Je mehr ich mich an ihm rieb, desto größer wurde mein Verlangen. Eine Hitze stieg in mir hoch, die ich vorher noch nie verspürt hatte, und ich lechzte förmlich danach, von ihm zwischen den Beinen berührt zu werden. Ich brauchte es so sehr! José entblößte meine andere Brust und nahm auch diesen Nippel zwischen seine wunderbar weichen Lippen. Kühle Luft traf auf die feuchte Haut meiner verlassenen Brustwarze und verursachte ein Prickeln, das er mit streichelnden, zupfenden Fingern linderte. Gleichzeitig entfachte seine Berührung ein Feuer, das sich in meinem Unterleib sammelte. Ich wand mich auf seinem Schoß, versuchte mehr und mehr, dieses erregende Pochen in meinem Schoß zu lindern und erreichte nur das Gegenteil. José widmete sich ausgiebig meinen Brüsten, streichelte über meine Haut und ich verging fast, als seine Finger unter mein Oberteil glitten und den BH öffneten. Für einen kurzen Moment unterbrach er seine Liebkosungen und streifte mir Top inklusive BH über den Kopf. José zog sein Shirt aus und breitete es neben uns aus und bevor ich überhaupt die Chance hatte, seinen Oberkörper zu betrachten, versiegelte er meine Lippen mit einem drängenden Kuss, der mir die Sinne raubte. Ich schloss die Augen und ließ mich fallen, hinein in diesen Kuss. Meine Hände glitten träge über seine nackten Schultern, seinen Brustkorb, seinen Bauch und ich ertastete nichts, als weiche Haut und feste Muskeln. Mittlerweile lagen Josés Hände auf meinem Hintern, unter dem Rock, und kneteten mit sanftem Druck die Backen. Dabei zog er sie leicht auseinander, was die süße Erregung zwischen meinen Beinen weiter steigerte. Seine Finger waren viel zu nah an meinem pulsierenden Schoß und die Tatsache, dass er mich dort nicht berührte, trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Mit den Fingerspitzen näherte er sich mehr und mehr dem Zentrum meiner Lust und ich rutschte ungeduldig auf ihm herum. Als er tatsächlich den Stoff meines Höschens berührte, keuchte ich laut auf, dabei war er von der Stelle, die sich nach ihm verzehrte, immer noch viel zu weit weg. Sanft streichelten seine Fingerspitzen über den Stoff des Slips, und ich biss mir auf die Lippe, um nicht aufzuschreien. Mit dem Mund befreite er meine Unterlippe und leckte mit der Zunge darüber. Sein Atem ging etwas schneller, wenn auch nicht so schnell wie mein eigener.
»Du bist eine leidenschaftliche Frau, cariño”, raunte er und seine Lippen umschlossen mein Ohrläppchen. Gleichzeitig presste er seine Finger etwas fester auf meine Schamlippen und umkreiste zielsicher die pochende Perle. Nun ließ sich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken und es brach mit aller Gewalt aus meiner Kehle.
»Gut so«, murmelte er. »Ich will dich hören.«
Mein Höschen wurde zur Seite geschoben und ich spürte seine Berührung. Er streichelte über die Schamlippen, teilte sie, und drang mit einem Finger in mich ein. Ich stöhnte auf und krallte meine Nägel in seine Schultern.
»So feucht, cariño?« Seine Stimme hatte einen rauen Unterton angenommen. Er bewegte den Finger in mir, glitt hinein und hinaus und drang tiefer vor, schob ihn bis zum Anschlag in mich und streichelte mich wunderbar tief. Ein zweiter Finger folgte und dehnte mich. Anfangs empfand ich es als etwas unangenehm, doch schon nach zwei, drei geschickten Stößen gaben meine Muskeln nach und ließen ihn ein.
»Du bist noch unerfahren.« Das war keine Frage und für einen kurzen Moment war ich peinlich berührt. Josés Daumen umkreiste meine Klitoris, während seine Finger weiterhin in mich stießen und mich seine Worte vergessen ließen. Mit einem Kuss, der mir den Kopf verdrehte, beförderte er mich auf den Rücken und ich fühlte den Stoff seines Shirts unter mir. Er zerrte meinen Slip nach unten und begann, seine Hose zu öffnen. Ich schlug die Augen auf und betrachtete ihn. Seine Silhouette zeichnete sich in der Dunkelheit ab. Hinter ihm funkelten die Sterne am Nachthimmel, sein Gesicht konnte ich kaum erkennen. Er zog die Hose aus, dann die Shorts, und ich hörte das reißende Geräusch eines Kondompäckchens. Mein Mund wurde trocken und trotz des Pulsierens zwischen meinen Beinen stellte ich mir die Frage, ob ich das Richtige tat. Noch konnte ich zurück. Noch …
José legte seine Hand auf meine Mitte und streichelte mich, teilte abermals meine Schamlippen und führte zwei Finger ein. Die leisen Zweifel waren wie weggefegt und mein Körper übernahm erneut die Kontrolle. Er beugte sich über mich und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss, was zur Folge hatte, dass mein Herz raste. Ich schlang beide Arme um ihn und zog ihn näher zu mir. Sein Penis drückte gegen meinen Schoß. José führte ihn zwischen die Schamlippen und schob ihn langsam in mich hinein. Nur ein kleines Stück, dann zog er sich zurück, nur um beim nächsten Vorstoß etwas tiefer zu gelangen. Die Gefühle, die mich übermannten, waren exquisit. Ich begrüßte sein Eindringen und war enttäuscht, wenn er sich zurückzog. Das Verlangen, ihn tiefer zu spüren, war übermächtig, und ich kam ihm ungeduldig mit dem Becken entgegen. Ich spürte sein Lächeln in unserem Kuss, und dann, endlich, schob er sich in voller Länge in mich. Ich rang nach Luft. Er küsste mich tiefer und begann, sich in mir zu bewegen. Vor und zurück. Vor und zurück. Ich wollte schreien, doch seine Lippen hinderten mich daran. Er hatte sich auf einem Ellenbogen abgestützt, mit der anderen Hand umfasste er abwechselnd meine Brüste. Erregende Gefühle durchströmten mich, ausgehend von der Stelle zwischen meinen Beinen. José stieß schneller in mich, gelangte noch tiefer, und heiße Wellen der Lust trugen mich höher und höher. Instinktiv schlang ich beide Beine um seine Mitte und passte mich seinem wiegenden Rhythmus an, kam ihm entgegen, wenn er in mich stieß. Diese lodernden Gefühle waren völlig neu und sie waren himmlisch. Wäre es mit meinem Exfreund nur ansatzweise so gewesen wie mit José, dann hätte ich zweifellos mehr Spaß an der Sache gehabt. Sein Mund, küssend und leckend, glitt meinen Hals hinab und saugte sich im Nacken fest. Ich keuchte auf, als er diese empfindliche Stelle liebkoste, und in meinem Unterleib sammelte sich geballte Lust, die sich unmöglich kontrollieren ließ. Josés Stöße wurden härter, drängender, und ich hatte das Gefühl, zu explodieren. Keine Sekunde länger würde ich dieses Übermaß an Erregung aushalten. Eine Welle strömte über mich hinweg und trug mich davon, hob mich hoch und noch höher und bescherte mir ein unglaubliches Glücksgefühl. Schreiend und stöhnend lag ich unter ihm und konnte kaum glauben, was mit mir geschah, welche Emotionen durch meinen Körper schossen. Ich bekam kaum noch Luft. José stieß weiterhin schnell und hart in mich und sackte schließlich keuchend auf mir zusammen. Sein Herz raste ebenso wie meins und ein hartes Pochen ließ meinen Schoß erzittern.
»Cariño«, murmelte er an meinem Ohr. Ineinander verschlungen lagen wir minutenlang im Sand und ich lauschte dem Klang des Meeres und meines Herzens, das sich nur langsam beruhigte. Meine Haut war merklich abgekühlt, als José sich auf den Unterarmen abstützte und meinen Blick suchte.
»Du bist eine wunderschöne Frau, Mio Amore. Wunderschön.« Er neigte den Kopf und küsste mich, diesmal sanft und liebevoll, dann zog er sich aus mir zurück. Eine Gänsehaut bildete sich an Armen und Beinen.
»Du frierst«, stellte er fest und rieb über meine Oberarme. »Zieh dich an, dann bring ich dich zurück ins Hotel.« Er war bereits auf den Beinen und schlüpfte in die Jeans. Langsam richtete ich mich auf und suchte meine Sachen zusammen. Ohne seine direkte Nähe kam ich mir nackt und verletzlich vor. So schnell ich konnte, zog ich mich an und als ich aufstand, spürte ich überdeutlich die Nässe zwischen meinen Beinen. Mein Slip war ebenfalls ziemlich feucht, daher stopfte ich ihn in meine Tasche, anstatt ihn anzuziehen.
»Bereit?«, fragte er und hielt mir die Hand entgegen. Ich nickte. Schweigend legten wir die Strecke bis zum Hotel zurück. Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können und die Stille wurde drückender, je mehr wir uns dem Hotel näherten. Vor dem Tor blieb er stehen und wandte sich mir zu.
»Katja«, murmelte er und küsste mich ein letztes Mal. Ich wollte nicht, dass unser Abend schon zu Ende war. Mir war bewusst, dass ich José niemals wiedersehen würde, dass wir dieses Erlebnis niemals wiederholen würden. Doch mir fehlten die Worte. Stumm sah ich zu, wie er sich umdrehte und in der Dunkelheit davonging.
Es war Sonntag und ich war zum Essen bei meinen Eltern eingeladen. Vor einer Woche waren meine Freundin Bonnie und ich aus unserem Ibiza-Urlaub zurückgekehrt und ich hatte es bisher nicht geschafft, ihnen einen Besuch abzustatten.
»Katja«, begrüßte Mutter mich und streichelte mir über den Arm. »Wie schön, dass du uns endlich wieder einmal besuchen kommst. Deine Karte ist schon eingetroffen.«
»Oh, prima.« Ich vermied es, ihr in die Augen zu sehen und zwang mich zu einem Lächeln. Ja, die Karte. Meine Eltern hatten etwas rückständige Ansichten, was Partys, Singleurlaub, Sex vor der Ehe und dergleichen betraf, und da ich keinen Ärger wegen dem Ibiza-Urlaub wollte, hatte ich ihnen erzählt, Bonnie und ich würden in Österreich Urlaub machen. In einem kleinen Ort in den Bergen lebten Bekannte von ihr und wir hatten eine gefakte Postkarte geschrieben, die von ihnen während unseres Urlaubs abgeschickt worden war. Das war übrigens Bonnies Idee gewesen.
Vater saß bereits am Tisch, als ich ins Esszimmer kam, und blätterte in einer Zeitschrift. Er sah kurz hoch, murmelte ein paar Worte zur Begrüßung und wandte sich dann wieder seiner Lektüre zu. Wir waren bei der Nachspeise angekommen als mir Mutter in ihrem üblichen, bestimmenden Tonfall ihr neuestes Vorhaben mitteilte.
»Ich habe mich für nächste Woche mit Gertrud Mosinger verabredet und ich möchte, dass du mitkommst.«
»Was? Wieso das denn?«, fragte ich wenig begeistert und ahnte bereits, dass da mehr dahintersteckte. Ich kannte Gertrud Mosinger. Sie war eine furchtbar langweilige und zudem eingebildete Person, die der Ansicht war, nur wer genügend Geld besaß, zählte etwas auf dieser Welt.
»Gertrud bringt ihren Sohn mit. Ich glaube kaum, dass du ihn kennst. Paul ist Mitte vierzig und Single. Natürlich habe ich da gleich an dich gedacht, Liebes.« Ich verdrehte die Augen.
»Mutter, bitte! Der ist doch viel zu alt für mich. Überhaupt suche ich mir selber einen Mann. Ich will nicht, dass du mich verkuppelst.« Wie oft musste ich das eigentlich noch über mich ergehen lassen?
»Du bist fast dreißig, Katja. Es wird Zeit, dass du eine Familie gründest. Als ich in deinem Alter war, gingen du und deine Schwester bereits zur Schule. Du wirst nicht jünger, und glaub mir, wenn erst mal die Drei vorne steht, wird es immer schwieriger, einen Mann zu finden. Ich habe Paul letzte Woche kennengelernt und er scheint mir ein geeigneter Mann für dich zu sein. Er ist höflich, zuvorkommend, ganz die alte Schule.«
»Das hast du von den letzten fünf Männern auch behauptet«, wand ich ein und suchte nach einer Ausrede, um auf keinen Fall mitkommen zu müssen.
»Weil du dir einbildest, keiner der Männer, die wir für dich aussuchen, wäre gut genug für dich. Damit ist jetzt Schluss! Du wirst am Sonntag dort erscheinen und lernst Paul kennen. Es war ein Fehler, dich bei dieser Bonnie wohnen zu lassen, das sage ich immer wieder. Du hast deine besten Jahre vergeudet und nun haben dein Vater und ich die schier unmögliche Aufgabe, dich unter die Haube zu bringen.«
Sprachlos starrte ich meine Mutter an, warf einen hilfesuchenden Blick in Richtung meines Vaters, doch der tat so, als ginge ihn das alles überhaupt nichts an.
»Komm erst mal mit und schau dir Paul an. Vielleicht gefällt er dir«, schlug sie einen versöhnlichen Ton an und schenkte mir ein beruhigendes Lächeln. Ich überlegte fieberhaft, wie ich aus dieser Nummer herauskommen sollte, doch mir fiel absolut keine Ausrede ein, die sie akzeptieren würde.
Der besagte Sonntag kam viel zu schnell und am frühen Morgen wälzte ich mich unruhig im Bett hin und her. Welcher Kerl hat es bitteschön nötig, sich von seiner Mutter verkuppeln zu lassen? Paul war bestimmt so ein Muttersöhnchen, zu dem Mutti noch zum Putzen und Wäsche machen kam. Überhaupt war er über vierzig, was sollte ich mit so einem alten Knacker anfangen? Ich, mit grade mal 29. Ich träumte von der großen Liebe, keinesfalls von einer Zweckehe! Ich wollte einen Mann, der mein Herz höherschlagen ließ, wenn ich bloß an ihn dachte. Ich wollte Leidenschaft, einen Mann, den ich liebte und der meine Liebe mit derselben Intensität erwiderte. Ich glaubte an die Liebe auf den ersten Blick, an den Moment, an dem man einfach wusste, dass der Mensch, der einem gegenübersteht, genau der Richtige ist!
Wir trafen uns mit Gertrud Mosinger und ihrem Sohn in einem schicken Restaurant. Als wir ankamen, saßen beide schon am Tisch und bei Pauls Anblick stellten sich mir die Nackenhaare auf. In einem marineblauen Anzug, der ihn sehr blass wirken ließ, blickte er mir mit stahlgrauen Augen entgegen. Diese strahlten eine unheimliche Kälte aus. Zur Begrüßung stand er auf und musterte mich unverhohlen von oben bis unten, was eine leichte Übelkeit in mir hervorrief. Was hatte meine Mutter sich dabei nur gedacht? Sein Händedruck war unangenehm fest und als ich mich setzte, rückte er mir den Stuhl zurecht. Mutter und Frau Mosinger sahen wohlwollend dabei zu, und mir drehte es beinahe den Magen um. Dieser Paul war mir irgendwie unheimlich. Kein Wunder, dass er noch keine Frau gefunden hatte.
»Wie kommt es, dass Sie noch unverheiratet sind, meine Liebe? Sie sehen doch recht passabel aus.« Gertrud Mosingers Blick glitt über meine Figur. Wie gern würde ich ihr sagen, dass dies keineswegs auch auf sie zutraf.
»Ich schätze, ich habe den Richtigen noch nicht kennengelernt«, erwiderte ich verlegen und zwang mich zu einem Lächeln.
»Mein Paul würde einen hervorragenden Ehemann abgeben, nicht wahr?« Sie tätschelte ihm den Oberarm.
»Wieso haben Sie noch keine Frau gefunden?«, wandte ich mich an Paul. Angriff war bekanntlich die beste Verteidigung.
Seine Mutter antwortete für ihn, was einen ärgerlichen Zug um seine Mundwinkel hervorrief. »Mein Junge hat sich in den letzten Jahren ausschließlich unserer Firma gewidmet. Mein verstorbener Mann hat ihm das Unternehmen hinterlassen. Für Frauen hatte er bisher keine Zeit, doch ich habe gesagt, Junge, das muss sich ändern. Schließlich will ich es noch erleben, wenn meine Enkelkinder zur Welt kommen.« Ihr schrilles Lachen ließ mich zusammenzucken. »Eine Verbindung zwischen euch würde ich durchaus in Betracht ziehen, allerdings solltest du dir in deinem Alter mit Kindern nicht mehr allzu viel Zeit lassen.«
Schnell trank ich einen Schluck meiner Weinschorle, um mich vor einer Antwort zu drücken.
»Katja weiß, dass ihre innere Uhr tickt, nicht wahr, mein Kind?« Mutter tätschelte mir die Hand und ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Vielleicht sollten wir die jungen Leute allein lassen, damit sie sich etwas besser kennenlernen können.« Sie stand auf und Frau Mosinger tat es ihr mit einem zustimmenden Lächeln gleich. Ich sah ihnen hinterher und atmete erleichtert durch. Von ihrem Platz an der Bar konnten sie uns noch sehen, doch zumindest waren sie außer Hörweite. Da Paul anscheinend nicht die Absicht hatte, ein Gespräch zu beginnen, machte ich den Anfang.
»Was ist das für ein Unternehmen, das du geerbt hast?«, fragte ich mit gespieltem Interesse.
»Ich handle mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Gemüse, Fleisch und dergleichen.«
»Habt ihr denn auch einen Bauernhof?«
»Nein, schon lange nicht mehr. Mein Vater hat erkannt, dass mit Handel wesentlich mehr Geld zu verdienen ist als mit der Arbeit auf dem Hof. Die Firma beschäftigt mittlerweile vierunddreißig Mitarbeiter und wir verzeichnen steigende Umsätze. Sollte es weiterhin so gut laufen, werde ich demnächst weiteres Personal benötigen. Du kannst in die Firma einsteigen, solange wir noch keine Kinder haben.«
Wie bitte? Was sollte das denn? Keine Sekunde dachte ich daran, Kinder mit ihm zu haben.
»Ich habe bereits einen Job«, erwiderte ich. Er machte eine abfällige Handbewegung.
»Eine Büroangestellte in einer Kfz-Werkstatt gibt wohl kaum eine geeignete Frau für mich ab. Allein der Umgang mit den Männern dort.« Er schüttelte den Kopf. »Sobald unsere Verbindung offiziell ist, wirst du diese Arbeit nicht weiter ausführen können.«
Ungläubig sah ich in sein arrogantes Gesicht, doch bevor ich ihm antworten konnte, kehrten Mutter und Frau Mosinger an den Tisch zurück.
»Na, hab ihr euch etwas kennengelernt?«, säuselte Frau Mosinger und klopfte ihrem Sohn auf die Schulter.
»Ich denke, wir sind uns einig«, erwiderte dieser, und grinste mich überheblich an. Wie kam er denn darauf? Mir hatte es die Sprache verschlagen.
»Wie wunderbar!« Seine Mutter war begeistert. »Du bist doch noch Jungfrau, nicht wahr?«, wandte sie sich an mich und ich verschluckte mich an der Weinschorle, sodass ich husten musste.
»Aber natürlich«, antwortete meine Mutter. »Wir haben Katja zu einer anständigen, jungen Frau erzogen. Sex vor der Ehe käme für sie niemals infrage.«
Hilfe! War ich im falschen Film?
»Dann bin ich ja beruhigt«, meinte Frau Mosinger. »Mein Schwager ist Gynäkologe und wird das überprüfen. Zudem möchte ich mich versichern, dass Katja Kinder bekommen kann. Schließlich musst du die Linie unseres Stammbaumes fortführen, nicht wahr meine Liebe?« Sie tätschelte meine Finger mit ihrer schwitzigen Hand. Mir rauschte das Blut in den Ohren und ich konnte nicht glauben, was sie eben gesagt hatte. War das echt? Bestimmt spielten mir meine Nerven nur einen Streich.
»Du kannst sicher sein, Gertrud, dass mit Katja alles in Ordnung ist. Ihre Schwester Margit hat bereits vier Kinder geboren und sie sind alle kerngesund.«
Ich bekam nicht mehr mit, was sie sonst noch sagten, denn ich wollte das, worüber sie sich unterhielten, auf keinen Fall mehr hören. Wie ferngesteuert stand ich auf, drehte mich um und verließ das Restaurant. Die leicht hysterischen Rufe meiner Mutter ignorierte ich. Dieser Tag verwandelte sich in einen Albtraum, meinen persönlichen Albtraum.
Bonnie konnte sich unglaublich über diese Geschichte amüsieren und sie wollte immer wieder hören, was Frau Mosinger zu mir gesagt hatte.
»Das … ist nicht zu fassen«, kicherte sie und rang nach Luft. »Ich weiß ja, dass deine Mutter bescheuert ist, aber das ...« Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich vielleicht mitlachen können. Doch wenn es einen direkt betraf … Ich hatte auf gar keinen Fall vor, diesen arroganten Paul noch einmal zu treffen, geschweige denn, zu heiraten.
»Du sollst dich untersuchen lassen, ob du noch Jungfrau bist!«, lachte sie, und hielt sich den Bauch. »Deine Mutter lebt sowas von hinterm Mond! Als wenn es irgendjemanden gäbe, der mit 29 noch keinen Sex hatte!« Für Bonnie war das unvorstellbar. Sie gehörte zum Typ Frau, die ihre Jungfräulichkeit schon mit vierzehn verloren hatte. Für sie war Sex etwas Alltägliches und obwohl sie nicht in festen Händen war, hatte sie mehrmals die Woche welchen. Mit den unterschiedlichsten Männern. Ich für meinen Teil hatte festgestellt, dass ich es nicht brauchte, den Sex. Kurz nach meinem Einzug in Bonnies Wohnung hatte ich meinen ersten Freund – und das mit 25! Zuvor hatte ich manchmal auf Partys rumgeknutscht, und selbst das selten. Immer saß mir die Angst im Nacken, meine Mutter könnte mich dabei erwischen. Weil es mir damals natürlich megapeinlich war, in dem Alter noch Jungfrau zu sein, hatte ich Mario nichts davon erzählt und mein erstes Mal war einfach nur scheiße. Der stechende Schmerz zwischen den Beinen, als er in mich eindrang, hatte mir Tränen in die Augen getrieben und ich weiß noch, wie ich die Luft angehalten habe, während Mario hart in mich stieß. Es tat höllisch weh und ich war einfach nur froh, als er fertig war. Zu meinem Glück hatte er nichts davon bemerkt, denn ich hatte nicht mal geblutet und in der Zeit, als er aufstand und das Kondom in den Mülleimer warf, hatte ich mich wieder gefangen. Ich hätte nie gedacht, dass Sex sich so … scheiße anfühlen würde und konnte kein bisschen nachvollziehen, wieso immer alle so scharf darauf waren. Von dem Tag an schliefen wir bei jedem unserer Treffen miteinander und ich fand mich damit ab, dass es mir nicht gefiel. Er war mein erster, richtiger Freund und ich wollte nicht als alte Jungfer enden. Sex gehörte eben zu einer Beziehung und deshalb stellte ich das nie infrage. Nach etwa vier Monaten erwischte ich ihn dabei, wie er mit einer anderen Frau rummachte. Ich habe ihn angestarrt, er hat zurück gestarrt, während die Frau ihre Finger in seiner Hose hatte und von da an hat er sich nicht wieder gemeldet. Nie mehr. Seltsamerweise tat es nicht mal besonders weh. Klar, ich war verletzt, weil er mich hintergangen hatte, doch sowas wie ein gebrochenes Herz konnte ich nicht spüren. Wahrscheinlich hatte ich ihn nie geliebt, doch genau konnte ich das nicht sagen, schließlich hatte ich keine Vergleiche. Meine Eltern wussten davon natürlich nichts.
Seit meiner Flucht aus dem Restaurant klingelte in regelmäßigen Abständen das Handy. Ich ignorierte die Anrufe, denn es war klar, dass sie von meiner Mutter kamen. Ich fühlte mich noch nicht in der Lage, mich ihr zu stellen. Wusste ich doch, dass sie ausflippen würde, sobald ich einen ihrer Anrufe entgegennahm, und dazu war ich keineswegs bereit. Hoffentlich stand sie nicht plötzlich vor der Tür, denn das wäre das Schlimmste, was mir im Moment passieren könnte. Eine SMS ging auf dem Handy ein, sie stammte von Margit, meiner Schwester.
Du solltest dich bei Mutter melden. Du hast ziemlichen Ärger am Hals.
Natürlich hatte Mutter sofort Margit angerufen, die perfekte Tochter. Seit unserer Kindheit herrschte zwischen uns ein ständiger Konkurrenzkampf, der seit jeher von ihr ausging. Margit hatte es bereits als kleines Mädchen hervorragend verstanden, unsere Eltern zu manipulieren, und diese Fähigkeit setzte sie noch heute mit Vorliebe ein. Das trug keineswegs dazu bei, dass wir ein besseres Verhältnis aufbauen konnten, und so hatte ich es vor Jahren aufgegeben, mehr Kontakt als nötig mit ihr zu haben. Meinetwegen konnte sie machen was sie wollte.
Als ich am darauffolgenden Nachmittag vor dem Haus meiner Eltern parkte, stand der Minivan von Margit in der Einfahrt. Klar, dass sie alle Details haarklein erfahren musste. Seufzend stieg ich aus dem Auto. Noch bevor ich klingeln konnte, öffnete sich die Tür und Margits fünfjährige Tochter Maria sah mir entgegen.
»Hallo, Tante Katja«, nuschelte sie, drehte sich um und rannte zurück ins Haus.
Margit und Mutter saßen im Wintergarten und tranken Kaffee, die Kinder hatten sich ins Wohnzimmer verzogen.
»Dass du dich auch mal blicken lässt«, sagte Mutter sarkastisch und stand auf, um eine Tasse zu holen. Ihr Blick sprach Bände. Margit schenkte mir ein zuckersüßes Lächeln, das ich ebenso falsch erwiderte. Kaum hatte ich den ersten Schluck Kaffee getrunken, legte Mutter los.
»Wie konntest du mir das nur antun, Katja! Einfach abzuhauen, ohne ein Wort der Erklärung! Frau Mosinger und Paul so zu beleidigen! Du kannst von Glück sagen, wenn er dich nach diesem Auftritt noch will!«
»Mutter«, unterbrach ich sie. »Hast du zufällig mal daran gedacht, dass ich diesen Paul auf keinen Fall will? Er ist ein eingebildetes Muttersöhnchen und außerdem viel zu alt für mich.«
»So redet man nicht über andere Leute, Katja! Paul ist eine hervorragende Partie und ich würde mir wünschen, dass du das endlich begreifst!«
»Wieso müsst ihr euch ständig einmischen? Ich kann mit meinem Leben verdammt noch mal machen, was ich will!«, entgegnete ich wütend.
»Unter diesem Dach wird nicht geflucht, mein Fräulein! So haben wir dich nicht erzogen! Du wirst dich bei Frau Mosinger und Paul entschuldigen, verstanden?«
»Nein! Wieso?«
»Weil dein Verhalten respektlos war und die gesamte Familie in einem schlechten Licht dastehen lässt. Du solltest dich schämen.«
»Ich? Ich soll mich schämen? Du hast gehört, was diese Mosinger wissen wollte, was sie verlangt hat. Wie eine Zuchtstute soll ich mich untersuchen lassen, ob ich Kinder bekommen kann!«
Mutter winkte genervt ab. »Sie möchte nun mal Enkelkinder. Ich kann daran absolut nichts Falsches entdecken.«
Mir fehlten die Worte. Selbst meine Mutter musste doch erkennen, wie krank das war.
»Du sollst was?«, fragte Margit und in ihrem Gesicht spiegelte sich amüsierte Ungläubigkeit.
»Ja, du hast richtig gehört. Ich soll mich untersuchen lassen, ob ich noch Jungfrau bin und auch Kinder bekommen kann. Von ihrem Schwager, weil der Gynäkologe ist. Wahrscheinlich hat er seinen Doktor im Internet gemacht, oder im Ausland.«
»Katja! Das reicht jetzt!«, rief Mutter entrüstet, und Margit fing an zu kichern. »Das war vollkommen anders. Frau Mosinger will nur Sicherheit, damit du und Paul einen Erben zeugen könnt. Und dass du noch bei keinem Mann gelegen hast, steht ja wohl außer Frage. Meine Tochter würde ihre Unschuld niemals leichtfertig aufs Spiel setzen, nicht wahr!?«
Darauf erwiderte ich gar nichts. Über die Ansichten von Mutter konnte ich nur die Augen verdrehen und ich war froh, dass sie nichts von Mario wusste.
»Muss sich denn der liebe Paul auch untersuchen lassen? Oder steht es außer Frage, dass der Sohn von Gertrud Mosinger zeugungsfähig ist?« Ich konnte es nicht lassen, denn es wurmte mich unglaublich, dass Mutter diese Person auch noch verteidigte.
»Das weiß ich doch nicht, Kind. Wage es bloß nicht, Gertrud diese Frage zu stellen, hörst du? Benimm dich, wie eine anständige Schwiegertochter zu sein hat.« Ihre hellgrünen Augen blitzten auf.
»Ich will aber nicht die Schwiegertochter von ihr sein! Auf keinen Fall werde ich Paul heiraten!«, erwiderte ich aufgebracht. Ich sollte gehen, einfach aufstehen und gehen. Wieso tat ich mir das überhaupt an?
»Katja, du bist fast dreißig! Wer, um Himmels willen, soll dich noch zur Frau nehmen? Bald bist du zu alt, um Kinder zu gebären, und jeder wird denken, dass kein Mann dich haben wollte, dass mit dir etwas nicht stimmt. Was glaubst du, wie die Leute jetzt schon reden?«
»Das Gerede der Leute hat mich noch nie interessiert, das weißt du.«
»Dein Vater und ich leiden darunter. Wie kannst du nur so egoistisch sein?«
Mit keinem noch so vernünftigen Argument kam man gegen die Engstirnigkeit meiner Mutter an. Mir reichte es.
»Ich fahre jetzt nach Hause. Bitte hör auf, mich zu verkuppeln, Mutter.«
»Katja!«, rief sie mir hinterher, doch ich hörte nicht auf sie. Wenn sie doch nur endlich einsehen würde, dass ich erwachsen war und meine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Sie behandelte mich immer noch wie ein kleines Mädchen.
Bonnie war für mehrere Tage nach New York geflogen. Sie arbeitete als Modedesignerin, und ihre Chefin nahm sie manchmal zu Fashion Shows mit. Allein in der Wohnung fühlte ich mich mehr und mehr einsam, viel zu viel Zeit zum Grübeln. In der letzten Woche hatte ich oft ein ungutes Gefühl in der Magengegend und häufig zog es im Unterleib. Ich schob es erstmal auf den Streit mit Mutter und versuchte, mir darüber keine Gedanken zu machen. Doch abends im Badezimmer fiel mir eine Packung Tampons in die Hände und ich stutzte. Hätte ich nicht schon längst meine Tage bekommen müssen? Stirnrunzelnd betrachtete ich die Schachtel und dachte nach. Wann war meine letzte Periode gewesen? Ich konnte mich kaum noch daran erinnern. Es musste irgendwann vor dem Ibiza-Urlaub gewesen sein. Ich holte den Taschenkalender aus meiner Handtasche und blätterte darin, doch natürlich hatte ich meine letzte Blutung nicht notiert, das machte ich so gut wie nie. Konnte es sein, dass sich die Periode durch die Aufregung mit Mutter verspätete? Im Internet hatte ich darüber schon einmal einen Artikel gelesen, irgendwas mit Stress oder so. Wieder verspürte ich ein schmerzhaftes Ziehen im Unterleib und kam zu dem Schluss, dass die Blutung bald einsetzen würde. Doch ich wartete vergebens, stundenlang.
Am nächsten Tag hatte sich immer noch nichts getan und ich wurde unruhig. Ich konnte doch nicht schwanger sein, oder? Von diesem einen Mal im Urlaub … mit dem gutaussehenden Spanier José … in einer Nacht mit eindeutig zu viel Alkohol …
Er hatte ein Kondom benutzt, soweit konnte ich mich noch erinnern. Trotzdem blieben leise Zweifel und kurz vor Ladenschluss hastete ich in einen Drogeriemarkt, um mir einen Schwangerschaftstest zu besorgen. Allein schon der Aufenthalt vor dem entsprechenden Regal war mir megapeinlich. Die Auswahl überforderte mich. Ich sah mich verstohlen um, um sicherzugehen, dass kein Bekannter in der Nähe war, und las die Anleitungen verschiedener Tests durch. Es gab sogar Packungen mit zehn Schwangerschaftstests auf einmal. Ich entschied mich für eine günstige Variante und trat damit an die Kasse. Zum Glück war in dem Laden kaum noch Kundschaft und es war niemand dabei, den ich kannte.
Als ich wieder zu Hause war, tigerte ich unruhig in der Wohnung auf und ab und ließ die Begegnung mit José wieder einmal Revue passieren. Dieses Erlebnis kam mir so unwirklich vor, dass ich selbst nicht mehr wusste, ob es tatsächlich geschehen war. Ich hatte viel zu viel Alkohol getrunken und das, was passiert war, lag in einem Nebel aus Lust und Leidenschaft. Vielleicht war es bloß eine Wunschvorstellung von mir und überhaupt nicht passiert!
Sollte ich den Test machen? Genauso gut könnte ich noch einen Tag abwarten, vielleicht brauchte ich den Test dann gar nicht mehr. Doch ich hielt die Ungewissheit nicht länger aus. Ich ging zur Toilette und hielt das Stäbchen, wie angegeben, unter den Urinstrahl. Jetzt hieß es abwarten.
Drei Minuten später wagte ich einen Blick darauf und was ich dort sah, ließ mein Herz für mehrere Schläge aussetzen. Da befanden sich zwei Striche auf dem Papier. Zwei! Das bedeutete schwanger!
Oh mein Gott! Wie hypnotisiert starrte ich das Stäbchen an, in der Hoffnung, ein Strich würde verschwinden, doch nichts geschah. Ich sank auf den Fußboden. Mir rauschte es in den Ohren und wie auf Kommando verspürte ich abermals ein Ziehen im Unterleib. Ich konnte nicht schwanger sein! Ich durfte nicht schwanger sein! Scheiße, ich hatte doch gar keinen Freund! Wie sollte ich alleine ein Kind bekommen und großziehen? Ohne Mann? Oh Gott, was würde meine Mutter sagen!! Ich versuchte, mich selbst zu beruhigen, indem ich mir einredete, der Test könnte fehlerhaft sein. Gleich am nächsten Morgen würde ich einen Termin bei der Gynäkologin vereinbaren. Sicherlich würde diese mir bestätigen, dass ich nicht schwanger war.
Drei Tage später saß ich in der Gemeinschaftspraxis meiner Gynäkologin. Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen und als ich angerufen hatte, musste meine Akte erst aus dem Archiv geholt werden. Neben Frau Doktor Stein war seit einem Jahr auch ein Gynäkologe im Team. Für mich kam allerdings nur infrage, diese Untersuchung von einer Frau vornehmen zu lassen. Ich könnte mich bestimmt nicht dazu überwinden, vor einem Mann auf diesen Stuhl zu steigen.
In der Praxis musste ich zuerst Urin abgeben. Die Arzthelferin wollte das Datum meiner letzten Periode wissen. Da ich das nicht mehr so genau wusste, nannte ich den Tag, den ich vermutete. Sie trug es in der Akte ein, dann wurde ich ins Wartezimmer gebeten. Als mein Name aufgerufen wurde, betrat ich das Behandlungszimmer und fand zu meinem Erstaunen einen jungen Mann im weißen Arztkittel vor. Mit einem sympathischen Lächeln hielt er mir die Hand entgegen.
»Frau Kamuff, ich grüße Sie. Mein Name ist Doktor Lessing. Setzen Sie sich.« Er wies mit der Hand auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und ich nahm unschlüssig Platz.
»Wo ist Frau Doktor Stein?«, fragte ich zögernd, und spielte nervös mit den Fingern.
»Meine Kollegin ist krank und wird für längere Zeit ausfallen. Sie müssen wohl mit mir vorliebnehmen«, erwiderte er lächelnd, und überflog die Karteikarte mit meinem Namen.
»Sie waren lange nicht hier«, stellte er stirnrunzelnd fest. »Gibt es dafür einen Grund?« Seine Augen waren unverwandt auf mich gerichtet.
»Nein, ich … hielt es nicht für … wichtig«, stotterte ich.
»Frau Kamuff, die Vorsorgeuntersuchungen sind äußerst wichtig. So etwas sollten Sie keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Wir werden das heute gleich erledigen. Und Sie sind hier, weil …?«
»Es könnte sein, dass ich schwanger bin. Das heißt, eigentlich glaube ich nicht, dass es so ist, aber der Test ...«
Er musterte mich. »Sie haben einen Schwangerschaftstest gemacht?«
Ich nickte.
»Wie kommen Sie darauf, dass das Ergebnis falsch sein könnte?«
»Ich … ich … es kann einfach nicht sein.«
»Hatten Sie in letzter Zeit Verkehr?«, hakte er nach.
Meine Wangen färbten sich rot und ich nickte. »Ja, aber nur einmal ...«