Lost & Dark Places Spessart - Laura Bachmann - E-Book

Lost & Dark Places Spessart E-Book

Laura Bachmann

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Beschreibung

Wem Räuber, Burggeister, blutrünstige Mörder oder gar der Teufel höchstpersönlich keine Angst einjagen, der darf sich auf diese nervenaufreibende Erkundungstour durch den Spessart wagen. Das Mittelgebirge kann nämlich nicht nur mit einer atemberaubenden Landschaft aufwarten, sondern auch mit stillgelegten Bahnhöfen, düsteren Relikten aus Kriegszeiten, verwunschenen Hexentürmen und mysteriösen Klöstern, schaurig-schönen Friedhöfen und gottverlassenen Kirchen.

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Seitenzahl: 127

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Oberhalb des Mains thronend: der Turm der Ruine Schönrain (Kapitel 31)

Laura Bachmann

Lost & Dark PlacesSPESSART

33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte

Die Natur holt sich das Gelände des alten Lokschuppens langsam zurück (Kapitel 4).

In Gedenken an einen wahren Spessarträuber (Kapitel 3)

Gearbeitet wird hier schon lange nicht mehr (Kapitel 4).

INHALT

Vorwort

Verhaltensregeln für Lost Places

33 LOST & DARK PLACES

1Verlassene Kreuze im Wald

Der versteckte Friedhof am einstigen Höllenturm

2Wo es (angeblich) mit dem Teufel zuging

Das Grab und Elternhaus der Anneliese Michel

3In Gedenken an einen berühmten Wilderer

Am Hasenstabkreuz

4Ein Lost Place mitten in der Stadt

Der alte Ringlokschuppen

5Von Räubern und Geistern

Burgruine Hauenstein

6Über tausend Einzelschicksale

Die Kriegsgräberstätte bei Gemünden

7Das Schicksal der Gunda von Ringheim

Der Hexenturm in Großostheim

8Pferde, Hügel und … Schießstände?

Verlassene Relikte in Schweinheim

9Vom Wasserschloss zum Schandfleck

Industrieruine in Altengronau

10Ein teuflischer Fürstbischof

Am einsamen Echterspfahl

11Heißer Kalter Krieg

Die verlassene Nike-Raketenstellung in Mainbullau

12Unter dem Schutz der Herrin der Berge

Eine kleine Kapelle als Kraft- und Ruheort

13Ein verfluchter Ort?

Die Teufelsmühle bei Geiselbach

14Trauriges Schicksal kurz vor Kriegsende

Das leere Grab

15Auf den Spuren der Spessarträuber

Das Wasserschloss in Mespelbrunn

16Langsam mahlende Mühlen der Justiz

Der grausame Mord im Schlossgarten

17Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Das Horror-Schneewittchen von Lohr bestimmt nicht

18Schon lange abgefahren

Geisterbahnhof Heigenbrücken

19Ein magischer Ort im tiefsten Spessart

Kloster Grünau

20Zeugnis eines Verbrechens

Das Schweinfurter Kreuz

21Ein Ort der allerletzten Ruhe

Der alte jüdische Friedhof in Altengronau

22In Geisterkreisen ein äußerst beliebter Ort

Burgruine Wildenstein

23Unterricht in Kräuterkunde

Pomona Sprouts vergessene Gewächshäuser

24Wo die Gleise ins Nichts führen

Am alten Schwarzkopftunnel

25Vergessene Autobahn

Eine Strecke, die nie befahren werden sollte

26Uneinigkeit in der Geschichte!

Die zahlreichen Sagen des Liebfrauensees

27Ruine mit erfundener Geschichte

Auf der Kippenburg

28Märchenhaft mit Hindernissen

Steil, steiler, Klingelsbachgraben-Schlucht

29Lost Place von zu Hause aus

Die Alte Schutzengelkirche in Gräfendorf

30Ende eines Hauses?

Der verlassene Gutshof im Hafenlohrtal

31Heimat der Fledermäuse

Burgruine Schönrain

32Ganoven-Versteck

Das »Schächerloch« der Spessarträuber in Bischbrunn

33Uralte Kirchenruine am Mühlenweg

An der Markuskapelle

Register

Impressum

Die Überreste einer Kapelle im tiefsten Spessart (Kapitel 33)

Im verwunschenen Garten des Zauberschlosses (Kapitel 23)

Früher ein Kloster, heute die Heimat von Fledermäusen: Burgruine Schönrain (Kapitel 31)

VORWORT

Ich durfte bereits schon an zwei Büchern dieser düsteren Reiseführer-Reihe mitschreiben: Lost & Dark Places Oberbayern und Lost & Dark Places München. Knapp fünf Jahre lang ist München meine Wahlheimat gewesen und bei den Arbeiten an den Texten für diese beiden Publikationen konnte ich unheimlich viel Interessantes über die bayerische Landeshauptstadt und den umliegenden Regierungsbezirk in Erfahrung bringen.

Eigentlich war ich ständig auf der Suche nach neuen verlassenen und düsteren Orten und immer, wenn ich in dieser Zeit in meiner Heimat, dem Spessart, war und einen solchen Platz entdeckte, fand ich es immer sehr schade, ihn eben nicht in das jeweilige Buch mitaufnehmen zu können: Die Idee, dass der Spessart seine eigenen Lostis (so nenne ich die Lost & Dark Places gerne) bekommen sollte, war entstanden und schon bald darauf begann ich mit der Recherche. Ich war total verblüfft, wie viel ich noch über meine eigene Heimat lernen durfte. Aufs Neue entdeckte ich, wie schön, spannend und sagenreich die Wälder um mein Heimatdorf doch sind und dass sich dieses Mittelgebirge überhaupt nicht hinter dem bayerischen Voralpenland zu verstecken braucht. Zwar ist das Gebiet nicht unbedingt riesig, aber nichtsdestotrotz habe ich es (hoffentlich) geschafft, 33 Orte zu finden, welche die Lesenden dieses Reiseführers fesseln, gruseln und überraschen mögen.

Meine Begeisterung für das Thema steckte auch die Menschen um mich herum an und so konnte ich auf meinen Touren immer auf interessierte Begleiter zählen, die mir die Arbeit somit noch verschönert haben. Ich danke meinem Papa, Caro, Dominik und Philipp, dass sie sich mit mir an düstere Orte vorgewagt haben. Darüber hinaus danke ich Lukas und Nina für die tatkräftige Unterstützung bei der Recherche und vielen Dank an Verena, die mich mit zahlreichen Tipps versorgt hat.

Jetzt bleibt mir nur noch, viel Freude auf den vielen Erkundungstouren durch den wunderschönen, aber teilweise auch unheimlichen Spessart zu wünschen. Bitte immer die Verhaltensregeln im Hinterkopf behalten und gut auf sich aufpassen!

In den tiefen Wäldern des Spessarts stößt man auch auf die Überbleibsel eines alten Klosters (Kapitel 19).

VERHALTENSREGELN FÜR LOST PLACES

1. Behandeln Sie die Orte mit Respekt

Jedes Bauwerk und jedes Gebäude erzählt eine Geschichte aus vergangenen Tagen. Dies gilt es zu schützen. Und auch wenn es teilweise nicht so aussieht, aber jeder dieser Lost Places hat einen Eigentümer. Das sollte respektiert werden. Das beinhaltet vor allen Dingen, dass nichts zerstört oder gewaltsam geöffnet wird. Sind Fenster oder Türen verschlossen, sollte das auch so bleiben. Gehen Sie respektvoll mit dem Ort um.

2. Nehmen Sie nichts mit, lassen Sie nichts da

Wenn Sie etwas von einem Lost Place mitnehmen, und sei es noch so klein, ist es Diebstahl. Wie bereits in Punkt 1 gesagt, alle diese Orte haben einen Eigentümer. Daher gilt die Regel: Alles bleibt, wie es ist. Belassen Sie es bei den schönen Einblicken und Fotos, die Sie an dem Ort machen. Gleiches gilt auch umgekehrt: Lassen Sie nichts liegen. Keine Essensreste, keine Kaugummis, keine Kippenstummel.

3. Rauchen verboten

Das bringt uns zum nächsten Punkt: Rauchen verboten. Zollen Sie dem ehrwürdigen Ort Respekt und verzichten Sie für die Zeit, die Sie da sind, auf das Rauchen. Kippenstummel brauchen nicht nur 15 Jahre zum Verrotten (sie sollten übrigens nirgends achtlos weggeworfen werden), sondern können schnell ein Feuer verursachen.

4. Keine Graffiti

Dass Sie nichts hinterlassen sollen, gilt auch für Kunstwerke an den Wänden. Man sprüht einfach nicht auf fremdes Eigentum, sei es noch so schön. Lassen Sie die Wände wie sie sind, sodass auch noch Menschen nach Ihnen den Ort so erleben können, wie er früher einmal war.

5. Seien Sie vorsichtig

Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das gilt vor allem bei Lost Places. Marodes Holz, verrostete Geländer, einsturzgefährdete Decken, lockere Böden (teilweise befinden sich noch Kellergeschosse darunter), eingeschlagene Fenster – die Liste der Gefahren solcher Orte ist lang. Seien Sie daher immer wachsam. Begeben Sie sich niemals in Gefahr für das eine Foto. Das ist es nicht wert. Treppen und obere Etagen sind eine gängige Gefahrenquelle. Schauen Sie sich den Zustand der Treppe und der Decke genau an. Nehmen Sie auch eine Taschenlampe für dunkle Räume und Keller mit.

6. Gehen Sie nicht allein

Es ist ratsam, immer mindestens zu zweit, besser noch zu dritt, einen Lost Place zu besuchen. Da gilt die alte Regel: Ist eine Person verletzt, bleibt die zweite vor Ort und die dritte holt Hilfe. Zudem weiß man nie, wen man vor Ort trifft. Plünderer, Spinner und betrunkene Jugendliche sind auch oft in Lost Places anzutreffen. Da ist es beruhigender, nicht allein unterwegs zu sein.

Im Kahlgrund an der Teufelsmühle trieb der Fürst der Finsternis schon öfter sein Unwesen (Kapitel 13).

Ein magisches Gebäude am Rand des Spessarts: Schloss Ramholz (Kapitel 23)

7. Erregen Sie kein Aufsehen

Da viele Lost Places in Privatbesitz sind, gilt hier »Betreten verboten«. Auch, wenn das Tor angelweit aufsteht oder ein riesiges Loch im Zaun ist. An Orten, an denen das Zugangsrecht nicht ganz klar ist, ist es ratsam, sein Auto nicht direkt vor dem Gelände zu parken. Schauen Sie beim Betreten des Geländes auch immer, dass Sie niemand sieht. So vermeiden Sie unerwünschte Begegnungen und mögliche Konfrontationen mit der Polizei.

Ausrüstung

Wir empfehlen Folgendes:

• Festes Schuhwerk, hohe Socken (Schutz vor Zecken)

• Reißfeste Kleidung, ggf. leichte Regenjacke

• Kamera inkl. Zusatzakku, Speicherkarten, Stativ

• Proviant und Getränke (nehmen Sie aber alles wieder mit)

• Kopf- oder Stirnlampe für freie Hände

• Taschenlampe mit weitem Winkel für Keller und dunkle Räume

• Taschenmesser

• Aufgeladenes Handy (ggf. Powerbank)

• Notizblock und Stift

• Pflaster und Taschentücher für Verletzungen

• Mücken- und Zeckenspray

Burg Wildenstein ist eine der sagenumwobensten Ruinen der Region (Kapitel 22).

Der Grund für die Errichtung des Klosters in Grünau war ein tragischer Unfall (Kapitel 19).

 1 

VERLASSENE KREUZE IM WALD

Der versteckte Friedhof am einstigen Höllenturm

Eigentlich rechnet man bei einem idyllischen Waldspaziergang nicht damit, auf eine Totenstätte zu treffen, doch wer sich in den teils recht gruseligen Spessartwäldern bewegt, sollte auf alles gefasst sein – und im Hölltal erst recht!

Höllhammer Ort 63872 Heimbuchenthal GPS 49.866152, 9.291498 Anfahrt Kurz nach der Biegung der Bayernstraße auf die Wintersbacher Straße liegt rechts ein Parkplatz. Zu Fuß über die Wintersbacher Straße, rechts hinter dem Sägewerk abbiegen und an der Elsava entlang Richtung Höllhammer.

Oberhalb des Höllhammers findet sich dieser kleine Privatfriedhof.

Die Wilhelmscheune diente dem Eisenhammer früher als Kohlelager und Pferdestall.

EIN HÖLLISCHER WEILER? Im idyllischen Elsavatal, zwischen Heimbuchenthal und Hobbach, befindet sich der Höllhammer. Der Weiler um den ehemaligen Eisenhammer der Familie Rexroth wird neben Schloss Mulen und dem Sitz eines Försters erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. Nach dem Zerfall des Schlosses wird im 16. Jahrhundert durch die Grafen von Ingelheim ein Gutshof errichtet, der – benannt nach der nahe gelegenen Höllschlucht – den Namen Höllenhof erhält. Im Jahr 1700 wird im ersten mühlenbetriebenen Eisenhammer auf dem Hof die Arbeit aufgenommen und der Name Höllhammer ist besiegelt. Es stehen wirtschaftlich günstige Zeiten an, als Ende des 18. Jahrhunderts, genauer gesagt 1795, Georg Ludwig Rexroth den Höllhammer übernimmt: Die Geschäfte laufen gut und so leben um 1830 etwa 100 Menschen am Höllhammer. Neben einer eigenen Schule für den kleinen Ort wird im Wald oberhalb des Höllhammers bis 1940 ein kleiner Friedhof angelegt, auf dem auch Georg Ludwig Rexroth 1854 beigesetzt wurde.

Hinter diesem schwarzen Tor befinden sich die Gräber des versteckten Friedhofs.

EIN KLEINER WALDFRIEDHOF Passiert man die Wilhelmsscheune, eine frühere Kohlescheune des Eisenhammers, hält sich links und spaziert den Berg Richtung Wald hoch, hat man unterwegs nicht nur einen tollen Blick aus der Vogelperspektive auf den Höllhammer, man erreicht oben angekommen auch bald den mystisch anmutenden Friedhof. Am Waldrand hat man sich rechts zu halten und schon bald erblickt man die schmiedeeisernen schwarzen Kreuze, die sich hinter einer niedrigen Mauer befinden. Ein besonderes Augenmerk dieses Ortes der letzten Ruhe ist die prachtvolle Krypta, die in der Mitte des Friedhofs steht und das Grab von Georg Ludwig Rexroth beherbergt. Obwohl ein Friedhof mitten im Wald sehr gespenstisch wirken kann, strahlt dieser gleichzeitig eine angenehm friedvolle Ruhe aus. Als der letzte Rexroth-Besitzer des Eisenhammers 1919 gestorben war, ging der Höllhammer in den Besitz der Familie Reitzenstein über, die das Anwesen in einen Gutshof umwandelte; der zugehörige Friedhof wurde ebenfalls von den Reitzensteins übernommen.

Überall, wo man hinsieht, begegnen einem schwarze Kreuze.

HATTE DA ETWA DER TEUFEL SEINE FINGER IM SPIEL? Höllhammer, Höllschlucht, Höllenturm! Diese Bezeichnungen werfen natürlich die Frage auf, was die Unterwelt oder gar der Teufel mit diesen Orten zu tun hat. Zum Höllenturm, den es schon lange nicht mehr gibt, ist folgende Sage im Umlauf: Einst streifte ein Raubritter aus Krausenbach schamlos durch Rienecker Gebiet. Dem Grafen Ludwig von Rieneck stieß diese Dreistigkeit bitter auf. Er machte kurzen Prozess, ließ das Krausenbacher Räubernest niederbrennen und nahm den Ritter auf seiner Burg Wildenstein für ein Jahr in Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung schwor der Ritter Rache und ging zu diesem Zweck einen Pakt mit dem Teufel ein. Daraufhin errichtete er so nah an Rieneck’scher Grenze wie nur möglich – eben zwischen Hobbach und Heimbuchenthal – einen Turm, den er in Anlehnung an seinen neuen Unterstützer »Höllenturm« und das Gebiet herum Hölltal nannte. Sich selbst gab er den Namen Höllhannes. Als der Höllhannes von einer längeren Reise zurückkehrte, wirkte er wie ausgewechselt: Er war wohl sehr erfolgreich gewesen, so hatte er etliche Reichtümer bei sich und seine Wut und Rachsucht waren wie verflogen. Dem Grafen von Rieneck schenkte er sogar einen Grauschimmel als Zeichen der Versöhnung. Doch der Schein trog: Das Pferd war durch des Teufels Hand verflucht und die drei Söhne des Grafen starben im Sattel jenes Rosses. In seiner tiefen Trauer ließ der Graf in seinem festen Sitz am Wohlberg ein Nonnenkloster errichten, auf dass die bösen Mächte aus dem Hölltal durch Gebete abgewehrt würden, und nannte es treffenderweise Himmeltal. Noch heute ist die Klosterkirche (nach Voranmeldung) in Elsenfeld-Rück zu besichtigen. Der Höllenturm im Gegensatz hat nicht überlebt – von ihm ist schon lange nichts mehr zu sehen.

Das besondere Erlebnis

Hält man sich nach Betreten des Waldes links und läuft also in entgegengesetzter Richtung vom Friedhof weg, erreicht man nach ein paar Minuten einen wunderschönen kleinen Waldsee. Dieses Kleinod der Natur lädt nach dem Fußmarsch zu einer kleinen Rast und friedvollem Innehalten ein.

In der Abendsonne wirken die Grabmale samt Krypta besonders beeindruckend.

 2 

WO ES (ANGEBLICH) MIT DEM TEUFEL ZUGING

Das Grab und Elternhaus der Anneliese Michel

Die teuflischen Ereignisse, die sich in den Siebzigerjahren am beschaulichen Untermain abgespielt haben, boten buchstäblich Stoff für Hollywood. Und selbst heute – beinahe 50 Jahre später – läuft es einem hier eiskalt den Rücken runter.

Friedhof Klingenberg am Main Ort 63911 Klingenberg am Main GPS 49.776615, 9.185148 Anfahrt B469 nach Klingenberg, dann weiter auf Bahnhofstraße, Wilhelmstraße und Mittlerer Weg bis zum Friedhof

In diesem Haus sollte einer jungen Frau unter unvorstellbaren Qualen der Teufel ausgetrieben werden.

GRUSELIGER ALS JEDER HORRORFILM Man stelle sich folgende Szene vor: eine junge Frau, abgemagert und mit zahlreichen Wunden übersät an ihr Bett gefesselt, sich windend und mit grausig verstellter Stimme unflätige Ausdrücke rufend. Natürlich denkt man dabei zunächst an verschiedene Horrorfilme, aber was klingt wie aus William Peter Blattys Der Exorzist hat sich erschreckenderweise in Wirklichkeit zugetragen. Im selben Jahr, als der Hollywoodstreifen erstmals über die Leinwand flackerte, beginnt für Anna Elisabeth Michel, genannt Anneliese, ein ganz vergleichbares Martyrium wie das der kleinen Regan im Film – nur ohne Happy End.

EINSAM UND KRANK – EINE TRAURIGE KINDHEIT Anneliese Michel wird am 21. September 1952 im bayerischen Leiblfing als erstes Kind von Anna und Josef Michel geboren. Sie wächst wie ihre drei jüngeren Schwestern im unterfränkischen Klingenberg auf. Die Familie lebt streng katholisch und so ist es nicht verwunderlich, dass Anneliese äußerst religiös ist und sie bereits als kleines Mädchen mehrmals die Woche zur Kirche geht und häufig Rosenkränze betet. Sie wird als freundlich, aber auch ernst und introvertiert beschrieben. Schon im Kindheitsalter hat sie mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und ist wesentlich öfter krank als ihre Altersgenossen. Im Jahr 1968 erleidet sie ihren ersten Krampfanfall, ein knappes Jahr später den zweiten, woraufhin sie neurologisch untersucht wird und sich der Verdacht einer Epilepsie auftut. Kurze Zeit später erkrankt sie zudem an einer Lungenentzündung und Tuberkulose, was einen mehrmonatigen Aufenthalt in einem Sanatorium im Allgäu erfordert. Zu dieser Zeit erscheinen Anneliese wohl die ersten teuflischen Visionen und sie beginnt, Stimmen zu hören. Da sie zu viel Unterrichtsstoff versäumt hat, muss sie nach ihrer Kur die Schulklasse wechseln, findet keinen richtigen Anschluss und vereinsamt zunehmend.