Löwenfeuer und Der Grintel - Sibylle Dorothea Wolf - E-Book

Löwenfeuer und Der Grintel E-Book

Sibylle Dorothea Wolf

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Beschreibung

"Löwenfeuer" und "Der Grintel" heißen zwei Geschichten, die im Wald zuhause sind. Sie erzählen von der ästhetischen und spirituellen Fülle unserer Natur und unserer Erde. Wald und Wiese lässt Dich der kleine Drache Löwenfeuer mit anderen Augen sehen. Der Drache zeigt begeistert die Schönheiten seiner Heimat und so manche Dummheit von uns Menschen. Im "Der Grintel" begibt sich eine Frau auf die Suche nach der Vogelsangquelle und dem 'Mädchen des Waldes' und findet die Schönheit des guten Lebens.

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Seitenzahl: 43

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Inhaltsverzeichnis:

Löwenfeuer – Ich bin ein Drache

Der Grintel – Ich bin der Berg und der Wald

Exkurs – Die Predigt am Schluss

Für meine Kinder Ruth, Sigrun und Felix, für Alyssa und alle anderen Drachen- und Waldfreunde

Löwenfeuer – Ich bin ein Drache

Ich bin Löwenfeuer.

Ich liebe Löwenzähne. Sie leuchten wie die heiße Sonne und ihre Zähne sind gefährlich gezackt.

So gerne laufe ich zwischen den 1000 gelben Sonnen auf der Wiese herum, bis mein Schuppenkleid gelb überpudert ist.

Weshalb ich ein Schuppenkleid trage?

Ich bin natürlich ein Drache, das mächtigste Feuer- und Wasserwesen. Auch wenn ich jetzt noch ein kleiner Drache bin – einen Feuermeister kannst Du mich ruhig heißen.

Wenn die Drachengroßen in der Nacht die Sternschnuppen begrüßen und fauchen und Feuer spucken, dann darf ich, Löwenfeuer, schon mitmachen.

Drachen hüten das Feuer und sie hüten das Wasser. Ich behüte meinen kleinen Bach, in dessen Nähe ich zur Welt gekommen bin.

Ich sehe nach dem Rechten, ob das Wasser klar ist, ob sich die Kaulquappen wohl fühlen, ob die Libellen und die Steine am Ufer froh sind. All so etwas. Nebenbei bewundere ich im Wasser mein doch vorteilhaftes Spiegelbild.

Heute ist ein schöner Tag. Der Wald, die Wiesen und wir Drachen werden viel Besuch bekommen.

An den anderen Tagen lassen sich nur Menschen sehen, die entweder ihrem Hund hinterherjagen oder irgendetwas anderem.

Ich weiß nicht, was es ist – aber es muss ordentlich wunderbar sein, denn diese Laufmenschen gucken nicht nach rechts und nicht nach links, sie gucken nur nach vorne.

Sie sehen nichts von uns Wald- und Wiesenwesen – sie sehen nur gar nicht fröhlich aus, irgendwie leer schauen sie drein...

Aber heute ist für uns ein Festtag: Menschen wandern die Wege entlang und freuen sich an den Bäumen, dem blauen Himmel, den weißen Wölkchen, am Plätschern meines Baches und am Brummeln der plüschigen Erdhummeln.

Ja, wie die Menschen gemächlich dahinspazieren! Manchmal bückt sich ein Mensch und betrachtet eine blaue Blüte genauer.

Dabei sieht er mir direkt in die Augen – und bemerkt mich doch nicht. Aber der Mensch lächelt. Die blauen Blumen machen ihm wohl so viel Freude wie mir die gelben.

Da vorn haben sich zwei Menschen auf der alten, schweren Holzbank niedergelassen. Sie lassen ihre Blicke schweifen, als ob sie die Flugkünste unserer Drachengroßen bewunderten. Aber die Menschen verfolgen das Treiben der Ringeltauben von ihrem Zuschauerplatz aus. Die Tauben segeln zwischen Waldrand und gezähmter Wiese hin und her. Zuweilen lässt ein Drachengroßer eine Taube auf sich reiten – das sieht für die Menschen sicherlich komisch aus: Der Himmel scheint den Vogel fortzutragen – mit angelegten Flügeln gleitet die Taube über das Himmelsblau.

Was eine gezähmte Wiese ist?

Das ist ein Feld, das eine platte, grüne Decke trägt. Grün wie eine Wiese, aber artig – nicht voll wilder Blumen und Kräuter und Gräser, nicht voll Dunkelgrün und Hellgrün und Blau und Rot und Weiß und Gelb und Orange, nicht voll Groß und Klein. Gezähmt eben. Brav. Langweilig. Aber ordentlich. Sehr langweilig.

Überhaupt scheint es Menschenart zu sein, unsere Erde zwischen Linien einzusperren – die Erde heißt dann Acker und Feld und Grundstück: Menschen haben wohl Lust daran, etwas zu messen, abzumessen, zu vermessen. Geometrie und Zahlenhaufen sollen den Menschen Klugheit bringen. Aber die Erde wird lediglich in Flächen gequetscht, eingeengt, geordnet und abgeheftet.

Die Menschen befehlen der Erde kalkulierbare Fläche zu sein, Gewinn und Verlust auszuspucken – aber das ist kein Leben.

Und manchmal hält die Erde diese in Zahlenwerken erstarrten Menschen nicht aus – dann spuckt die Erde Feuer und bebt und überflutet die Küsten.

Und der Mensch? Er beginnt sogleich mit neuem Addieren und Subtrahieren, mit neuen Multiplikationen und Divisionen und stellt Statistiken auf und liebäugelt mit der Wahrscheinlichkeit und den Gefahren neuer Erdausbrüche.

Der Mensch versteht die Erde nicht. Als ob der Mensch nicht Element der Erde wäre … Der Mensch quetscht sich lieber in Normen, in Notenraster und heftet sich als Wortschaftseinheit mit ab: hinein in die Aktenordner, in die Computerdatei. Nur nicht lachen und springen und tanzen um der Freude willen, nicht um des Nutzens der Zahl willen.

Wollen wir im Wald verschwinden?

Der Wald ist meine Heimat. Hier bin ich geboren. Es ist der Drachenwald. Zwischen die gewaltigen Wurzelfüße einer mächtigen Buche, wie in eine Höhle, hatte meine Mutter mein Ei gelegt. Mein Ei konnte sich in ein Bett von Laub und Moos kuscheln und im behaglichen Halbdunkel vor sich hin träumen und brüten.

Ein Drachenei bringt soviel Wärme mit – es brütet sich alleine aus. Es braucht lediglich einen geschützten, weichen Platz. Und was ist weicher und zärtlicher als das samtige, genügsame Moos, das die Füße der Baumriesen bekleidet? Es fängt einige der köstlichen Wassertropfen auf, die den Stamm hinunter zu den Wurzeln hüpfen oder es nippt am Nebel, der um die Bäume streicht. Das Moos lebt von Luft und Liebe – sogar aus dem Staub, der in den Sonnenstrahlen sichtbar wird, filtert das Moos seine Nährstoffe heraus. Ein bisschen Sonne liebkost seine Seele und lässt es wachsen.