Lucy Longfinger – einfach unfassbar!:Tödliche Täuschung - Anja Habschick - E-Book

Lucy Longfinger – einfach unfassbar!:Tödliche Täuschung E-Book

Anja Habschick

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Beschreibung

Fesseln, packend, atemberaubend – Lucy Longfingers größte Herausforderung Lucy Longfinger, die schnellste Diebin Kaliforniens, weiß nicht, dass sie in Lebensgefahr schwebt: Der größenwahnsinnige Crick will um jeden Preis den TransLife an sich bringen – eine Erfindung, die seinem Besitzer ewiges Leben und unendliche Macht verleiht. Crick ist sich sicher, dass Lucy den TransLife in der Longfinger-Villa versteckt hat. Um Lucy zur Herausgabe des Translife zu zwingen, bringt er Lucys besten Freund Toni Morelli in seine Gewalt. Lucy setzt alles auf eine Karte, um Toni zu retten. Alle Abenteuer von Lucy Longfinger – einfach unfassbar!: Band 1: Gefährliche Geburtstagsgrüße Band 2: Explosive Entdeckung Band 3: Tödliche Täuschung Serie bei Antolin gelistet

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Anja Habschick

Lucy Longfinger – einfach unfassbar!

Tödliche Täuschung Band 3

FISCHER E-Books

Inhalt

In einer kleinen Berghütte, KalifornienKapitel 1 Sturmfreie BudeKapitel 2 Tante BubblebeeKapitel 3 Zu viele PolizistenKapitel 4 Eine ziemlich gute NachrichtKapitel 5 Der WasserbüffelbossKapitel 6 Die VideonachrichtKapitel 7 Lucys ÜberraschungKapitel 8 Alles für den DackelKapitel 9 Ein wütender SohnKapitel 10 Schrecken in der NachtKapitel 11 In der Ruhe liegt die KraftKapitel 12 Ein folgenschwerer BesuchKapitel 13 Pläne eines WahnsinnigenKapitel 14 Toni oder Fujii?Kapitel 15 Die zwei LucysKapitel 16 Traurige GewissheitKapitel 17 Crick und der KingKapitel 18 Die große ShowKapitel 19 Das neue OberhauptKapitel 20 Eine echte HeldinKapitel 21 Dr. Ove KyrkaKapitel 22 Der Vorhang fälltKapitel 23 Ein alter BriefKapitel 24 Besuch bei Onkel RupertKapitel 25 Die große PartyZwei Wochen späterLongfinger-Kodex30.Dank

Für Oma Hilde

In einer kleinen Berghütte, Kalifornien

Wusch. Mit seinem Zeigefinger wischte der junge Mann das Foto vom Display seines Handys. Kleiner runder Kopf, kurze graue Haare. Von wegen mit der Yacht explodiert! Der Alte wollte ihn doch an der Nase herumführen! Aber: Eine Explosion würde dieser Agent noch bekommen! Erst mussten jedoch die beiden anderen Teile geholt werden. Und das würde er jetzt tun. Der Agent würde ihm die Verstecke nennen. Notfalls würde die kleine Göre ihm helfen!

 

Es war nur noch ein kleiner Schritt zur unendlich großen Macht. Er grinste und strich über die Maske. Am stärksten war die Seele in der Unendlichkeit. Wie recht sein Vater doch gehabt hatte!

Kapitel 1Sturmfreie Bude

Lucy lag in ihrer Koje im Turmzimmer und hörte Musik. Neben ihr schnarchte Cash, der braune Riesenzottel. Seine Beine zuckten. Wahrscheinlich lief er im Traum mit Lucy im Park herum. Durch den Vorhang vor dem Bett war es dämmrig, obwohl die helle Mittagssonne durch die vielen kleinen Turmfenster schien. Genau davon hatte Lucy geträumt, als ihre Großcousine Savanna – eine falsche Savanna, wie sich am Ende herausgestellt hatte! – das Turmzimmer besetzt hatte.

Lucy setzte sich auf. Es war Samstag – keine Schule! Aber da eine Gaunerin niemals freihatte (wie Lucys Vater immer betonte), hatte sie schon eine Runde mit Cash gedreht, den Mäusekäfig saubergemacht und die Einnahmen der Woche ins grüne Buch eingetragen. Sie musste nur noch der Krähe den geänderten Kodexpunkt beibringen. Punkt 32 im Verhaltenskodex aller Longfinger-Familien hieß nach der Sache mit der nervigen Savanna nun nicht mehr Ein Longfinger gewährt einem Longfinger stets Unterschlupf und Hilfe, sondern: Ein Longfinger gewährt einem Longfinger Unterschlupf und Hilfe – wenn es wirklich nötig ist.

Das war nun schon die zweite Änderung, die Lucy beim Longfinger-Gremium durchgesetzt hatte. Allerdings schob sie es schon seit Wochen vor sich her, den neuen Punkt mit der Krähe, die den Kodex auswendig kannte und gerne zitierte, zu üben.

 

Lucy grinste. Diesmal hatte sie ihrem Vater zum Glück kein zeitliches Versprechen gegeben. Tja, und heute würde es auch nicht klappen, denn gleich wollte Toni kommen. Sie sollte ihm zeigen, wie man mit ihrem neuen Surfskateboard fuhr, das er so cool fand. Lucy und Toni holten an den Wochenenden noch immer die letzten Herbstferien nach, die durch die Suche nach der Bombe vom fiesen Gangsterboss Ratto und Savannas Besuch vermasselt worden waren. Lucy hatte die Bombe schließlich gefunden und auf Rattos Yacht gebracht, die im Hafen explodiert war. Zunächst hatte es so ausgesehen, als wäre Agent Fujii auf der Yacht gewesen. Aber der alte Geheimdienstmitarbeiter hatte seinen Tod zum Glück nur vorgetäuscht, um unterzutauchen und im Geheimen nach Crick Kyrka suchen zu können. Lucy seufzte. Der hochintelligente Sohn des Erfinders Dr. Ove Kyrka war mindestens genauso gefährlich wie Ratto. Er wollte alle drei Teile des TransLife an sich bringen und die unendliche Macht dieser Erfindung seines Vaters ausnutzen. Zur Sicherheit hatte Lucy eine Überwachungskamera mit Alarm im Geheimgang hinter ihrem Wandschrank installiert.

»Trotzdem müssen wir vorsichtig sein, mein Großer«, flüsterte sie. Cash öffnete ein Auge.

»Denn erstens denkt Crick vielleicht, der Anzug des TransLife wäre noch in der Villa, und zweitens kann Ratto jederzeit ausbrechen oder seine fiesen Handlanger schicken.«

Cash schloss das Auge wieder, und Lucy ließ sich zurück aufs Bett fallen. Sie würde schon aufpassen! Und es stand eine gute Woche bevor. Sie mussten Montag und Dienstag in die Schule, aber Mittwoch und Donnerstag hatten sie dann frei. Zwei Tage Karnevalsferien! Toni redete schon seit Wochen von nichts anderem.

»Lucy, kommst du mal?«, rief ihr Vater von unten.

»Och, ne«, murmelte Lucy. »Wo es gerade so gemütlich ist!«

Lucys Eltern saßen am Küchentisch. Sie sahen unzufrieden aus. Ihre Mutter sogar etwas ärgerlich. Da war diese Falte auf ihrer Stirn.

»Ist was passiert?«, fragte Lucy und bekam sofort ein mulmiges Gefühl im Bauch.

»Dein Vater hat vergessen, dass er uns zu einem Seminar angemeldet hat«, sagte Lucys Mutter mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf Lucys Vater.

»Was denn für ein Seminar?«, wollte Lucy wissen.

»Schatzkisten bergen und Perlentauchen«, sagte ihr Vater.

»Morgen!«, ergänzte ihre Mutter und schüttelte den Kopf. »Das hättest du mir echt früher sagen können …«

»Mir ist es halt eben erst wieder eingefallen. Wir müssen ja nicht hingehen«, brummte Lucys Vater. »Wie gesagt, ich kann gleich …«

»Quatsch!«, rief Lucy. »Klingt doch toll! Macht das ruhig!«

Ihre Mutter runzelte die Stirn noch stärker. »Aber morgen schon, das ist viel zu kurzfristig. Und außerdem … du wärst alleine in der Villa und das für eine knappe Woche. Wir kommen erst am Freitagabend zurück.«

»Oh«, sagte Lucy. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Fast eine ganze Woche?« So lange war sie noch nie alleine gewesen. Und sie wusste, dass ihre Mutter sich große Sorgen machte, seit Lucy Rattos Zorn auf sich gezogen hatte.

»Deine Mutter hat Angst um dich«, sagte ihr Vater.

»Genau«, sagte ihre Mutter, »du bist dann ganz alleine.«

Lucy überlegte. Ganz alleine! Wo Ratto wieder seine Handlanger schicken konnte! Und der wahnsinnige Crick da draußen rumlief. Aber auf der anderen Seite … sturmfreie Bude! Vielleicht könnte Toni in der Villa übernachten! Sie würden lange Filmnächte machen! Nachts in den Geheimgängen umherstreifen!

»Ach, das schaff ich schon«, sagte Lucy und nickte tapfer.

»Das ist meine Lucy!« Ihr Vater tätschelte Lucy die Schulter. »Siehst du?« Er stieß ihre Mutter an. Aber die sah nicht so richtig überzeugt aus.

Es klingelte, und ihre Eltern schauten sich an.

»Auch das noch!«, rief Lucys Mutter. »Die Alarmanlage ist kaputt! Aber das geht doch nicht, wenn Lucy alleine …«

»Ne!« Lucy sprang auf. »Die hab ich ausgestellt. Das ist Toni!«

Sie flitzte in den Flur, klinkte die Kette aus und riss die Haustür auf. »Hi! Kannst gleich draußen bleiben! Ich hol schnell das Board!«

»Och«, sagte Toni, »kann ich nicht erst rein –«

Aber Lucy hatte die Tür schon zugedrückt und flitzte die Treppe hoch, um ihr Surfskate zu holen. Sie hatte es immer noch gerne bei sich im Zimmer stehen. Es war ja noch neu.

 

Auf der Straße stellte Lucy einen Fuß auf das Board und grinste Toni an. »Hör mal, ich hab tolle Neuigkeiten!«

»Echt? Was denn?« Tonis dunkle Augen blitzten erwartungsvoll.

»Ab morgen hab ich sturmfreie Bude! Bis Freitag! Fast eine Woche lang! Meine Eltern fahren auf einen Tauchlehrgang.«

»Was? Ist ja toll!«, rief Toni. »Und das sagst du mir jetzt erst? Was wir alles machen können! Wir …«

»Meinem Vater ist es vorhin erst wieder eingefallen. Und meine Mutter findet es blöd, dass ich dann ganz alleine bin.« Lucy zuckte mit den Schultern. »Aber ich nicht!« Sie hielt beide Daumen nach oben, nahm Schwung und sauste los.

Toni lief hinter ihr her. »Mensch, Lucy! Dann kann ich bei dir übernachten!«, rief er aufgeregt.

»Klar! Wir machen ultralange Filmnächte«, sagte Lucy.

»Mit zwei Tonnen Weingummis … und Chips natürlich … und ich will mit in die Geheimgänge!«, rief Toni.

»Wir frühstücken ewig lange und holen uns jeden Tag Mango-mit-Chili-Eis in die Villa!«

»Und surfen im Gangster-Web!«, schwärmte Toni. »Und wir spielen mit Cash! He, warte doch mal, ich kann nicht mehr.«

Lucy fuhr eine enge Kurve und bremste dann ab. »Wir besprechen später, was wir alles machen.« Sie schob Toni das Board hin. »Jetzt übst du erst mal. Pass auf, du musst einfach locker in den Knien stehen und das Brett mit den Füßen …«

Toni setzte einen Fuß darauf. Das Board schoss nach vorne, und Toni flog nach hinten. Er ruderte wild mit den Armen, knallte aber trotzdem auf den Po. »Aua! Das ist ja total schwer«, jammerte er und blieb auf der Straße sitzen. »Wie soll man denn da drauf bleiben?«

»Also echt, du kannst doch Skateboard fahren! Mit einem normalen, mein ich.« Lucy fing ihr Board ein.

»Doch, ja … also, … ich fahr ja lieber Rad …«

Lucy lachte. »Du fährst E-Bike, nicht Rad.« Bei ihr war es kein Problem gewesen. Aufs Board und los. Das kam bestimmt vom Parkour, sie hatte eine ganz andere Körperspannung als Toni.

Lucy machte es ihm noch mal vor. »Zuerst den Fuß richtig aufsetzen, hierhin, fast in die Mitte, du darfst ihn nicht so weit nach vorne stellen, so …« Dann nahm sie mit dem anderen Fuß mehrmals Schwung und zog ihn nach. »Und jetzt sofort Kurven fahren … So!«, rief sie und kippte das Board durch Gewichtsverlagerung zur Seite. Nach ein paar Schwüngen hielt sie vor der Villa an und sah sich um. Toni saß immer noch auf der Straße.

»Komm, holen wir uns erst mal eine Limo!« Lucy sprang zur Haustür hoch. Es war schön, wenn ein Freund hier bei ihr war. Wie toll würde das erst sein, wenn sie sturmfreie Bude hatten!

Mit zwei Flaschen Rote-Grütze-Limo setzten sie sich auf die Stufen und schlürften durch die Strohhalme.

»Wer lauter ist«, sagte Toni.

»Du gewinnst eh«, erwiderte Lucy. »Komm!« Sie stellte ihre Flasche ab. »Ich halt dich mal fest, dann klappt’s bestimmt.«

Da steckte ihr Vater den Kopf aus der Haustür. »Lucy, kommst du noch mal?«

»Klar!«, sagte Lucy. »Kann Toni mitkommen?«

»Meinetwegen«, brummte Lucys Vater.

 

»Also, Lucy«, sagte ihr Vater in der Küche. »Deine Mutter und ich haben uns was überlegt.«

Oje. Lucys Bauch fing an zu grummeln.

»Und du«, er zeigte mit dem Finger auf Toni, »du weißt ja: Freunde außerhalb der Familie …«

»Freunde außerhalb der Familie müssen schweigen wie ein Grab. Punkt 4 im Kodex«, krähte Miss McPie.

»So ist es«, sagte Lucys Vater zufrieden. Lucy sah, wie Toni schluckte.

Ihre Mutter legte ihr eine Hand auf den Arm. »Schatz, wir möchten nicht, dass du so lange alleine in der Villa bist. Und deshalb …«

Toni rief: »Ich kann doch in …« Lucy trat ihm schnell auf den Fuß.

»Aua!«, rief Toni.

»Ratto kann jederzeit seine Leute schicken, Lucy«, sagte ihr Vater. »Auch wenn er im Gefängnis sitzt.«

Lucy seufzte. Wer wusste das besser als sie?

»Und deshalb wird Tante Bubblebee auf dich aufpassen«, erklärte Lucys Mutter.

»Tante Bubblebee?«, rief Lucy. »Aufpassen? Die Chaos-Tante?«

Ihre Mutter lächelte. »Keine Sorge, sie passt besser auf dich auf, als du dir vorstellen kannst. So brauchst du keine Angst zu haben und bist auch nicht so alleine.«

»Aber so alleine ist Lucy doch …«, begann Toni wieder, aber Lucy winkte schnell ab. »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, ehrlich. Ich schwöre es euch, ich werde wirklich …«

»Ja, aber was, wenn Rattos Leute dich im Tunnel fangen?«

»Ich geh einfach nicht in die Tunnel«, sagte Lucy.

Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Ja, aber was, wenn sie dich in ein Auto ziehen? Und wir sind nicht da, um dich zu retten?«

»Dann … rette ich mich selbst«, sagte Lucy.

»Quatsch«, sagte ihr Vater in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. »Bubblebee kommt und damit basta.«

»Mr. Longfinger, wenn ich mir erlauben darf, mich einzumischen, dann würde ich sagen, …«

»Toni«, ermahnte Lucy ihn.

Lucys Vater zeigte zur Tür. »Musst du nicht noch in der Eisdiele helfen?«

»Ähm, … ich muss heute nicht …«, stotterte Toni.

»Doch, muss er, und ich soll auch helfen«, sagte Lucy. Sie zog Toni mit sich aus der Küche und warf die Tür hinter ihnen zu.

»Mist! Ich hatte mich so gefreut!«

»Und ich erst«, sagte Toni. »Das wär sooo verdammt cool gewesen.«

»Stattdessen krieg ich ein Kindermädchen. Wie ein Baby!« Grimmig zog Lucy die Haustür auf. Dann drehte sie sich zu Toni um und grinste. »Komm, wir lassen uns davon nicht die Laune verderben. Ich hab schon eine Idee, wie wir das trotzdem hinkriegen. Und darauf essen wir erst mal ein Eis.«

Kapitel 2Tante Bubblebee

»Himmel, wo ist denn mein dritter Ausweis?« Lucys Mutter kramte in ihrer Handtasche herum. Das letzte Mal, dass Lucy sie so nervös gesehen hatte, war vor dem letzten Gangstertreffen unter der Geisterbahn gewesen.

»Lucy! Du denkst doch an Cash?«

»Klar«, sagte Lucy. »Wie immer.«

»Und daran, immer den Alarm einzuschalten und den Mäusekäfig …«

»Den Mäusekäfig saubermachen, das Zimmer nicht komplett zumüllen, nicht alleine in die Tunnel gehen und nicht alleine aufs Klo.«

»Nicht alleine aufs Klo?« Ihre Mutter schaute Lucy irritiert an. »Wie auch immer. Wo bleibt denn dein Vater?« Lucys Mutter lief zur Treppe und rief nach oben. »Victor, kommst du endlich? Bring die Sonnencreme aus dem Bad mit, die hab ich vergessen! In einer Minute ist das Taxi da!«

Sie umarmte Lucy, als ob sie ihre Tochter nie wieder loslassen wollte. »Ach, Lucy-Schatz, ich mach mir vermutlich zu viele Gedanken …«

»Vermutlich«, murmelte Lucy und befreite sich aus der Umarmung. »Wird schon schiefgehen. Bubblebee kommt ja.« Sie verdrehte die Augen.

Ihre Mutter musterte Lucy mit einem strengen Blick. »Sei bitte nett zu ihr, sie ist so herzensgut. Ach, und da liegt ein Brief für dich auf dem Tisch, von Savanna.

Lucy runzelte die Stirn. Ihre Cousine schrieb ihr einen Brief? Hoffentlich die echte Savanna …

Endlich kam Lucys Vater die Treppe runtergeschlendert. Er zog seine Stiefel an.

»Nicht deine Stiefel!«, rief Lucys Mutter. »Wir gehen aufs Schiff! Zieh die blauen Stoffschuhe an.«

Brummelnd zog Lucys Vater seine Stiefel wieder aus und drückte Lucy einen Kuss auf die Wange. »Ich verlass mich auf dich.« Er nahm die beiden Koffer und ging auf Socken zur Haustür. »Und sprich Bubblebee bloß nicht aufs Gremium an, ja?«

»Warum?« Lucy wunderte sich. Was hatte die Tante denn mit dem Gremium zu tun, in dem uralte Longfingers über den Familienkodex wachten und auf die Einhaltung der vielen Regeln achtgaben?

Ihr Vater grinste. »Sie hat sich in den Kopf gesetzt, ins Gremium zu kommen, aber natürlich geht das nicht, sie ist mit ihren siebzig Jahren noch zu jung.«

»Ja, und zu verrückt«, ergänzte Lucys Mutter.

Ihr Vater nickte. »Das sowieso. Ach, übrigens, ich hab ein wenig aufgerüstet.« Er rieb sich die Hände. »Die Feuerleiter steht jetzt an der achten Sprosse unter Strom.«

»Gut, dass du mir das sagst!«, rief Lucy. Was, wenn Toni bei eingeschaltetem Alarm da hochgeklettert wäre?!

»Victor, deine Schuhe!«, rief Lucys Mutter genervt. Draußen hupte jemand.

»Dann macht’s mal gut!« Lucy grinste. »Und bringt mir eine Perle mit.«

»Ja, ja, aber du passt auf dich auf! Bubblebee kommt in einer Stunde. Du zeigst ihr dann ihr Zimmer …«

»Ich mach das schon.« Lucy schob ihre Mutter aus der Haustür.

Als ihre Eltern ins Taxi stiegen, winkte sie kurz, dann drückte sie die Haustür zu. Kette einklinken, Alarmanlage ein … Lucy warf einen Blick auf die Uhr. »Eine einzige Stunde ist von meiner sturmfreien Woche übrig geblieben«, seufzte sie und streichelte Cash über den Kopf. »Wir hätten es auch gut alleine ausgehalten, stimmt’s?« Cash stupste sie an und schielte zur Tür. »Ja, mit Toni, ich weiß. Der kommt auch nachher noch.«

Schnell holte Lucy sich eine Tüte Chips aus dem Küchenschrank, schnappte sich den Brief ihrer Cousine vom Tisch und sprang die Treppen hoch bis zum Turmzimmer. Mit einem Satz warf sie sich in ihre Koje. Cash sprang hinterher und rollte sich neben ihr ein. Hinter dem Vorhang war es wie immer traumhaft gemütlich. Lucy riss den Brief auf. Sie hatte ein mulmiges Kribbeln im Bauch. Ob er wirklich von der echten Savanna war?

 

Hallo Lucy,

 

eigentlich war ich ganz schön sauer auf dich. Ist echt dumm gelaufen, eure Mutprobe. Ich hab aber keinem was erzählt. Vielleicht können wir uns ja irgendwann richtig kennenlernen. Unser Museum ist übrigens richtig toll geworden. In eurer Kiste waren wirklich originelle Stücke der alten Longfingers. Am lustigsten sind die Saugnapfstiefel, mit denen Uropa Isidor an der Decke gelaufen ist. Ihr könntet uns ja mal besuchen kommen. Mum und Dad würden sich freuen (und ich auch).

 

Bis dann,

Savanna

 

PS: Dein Freund Tino Toni ist übrigens sehr nett.

 

Puh! Lucy atmete aus. Dieser Brief war von der echten Savanna, ein Glück! Und klar, das Longfinger-Museum konnte sie sich mal mit ihren Eltern ansehen.

Lucy kuschelte sich an Cash, machte sich auf dem Handy Musik an und spielte das Detektivspiel. Herrlich!

Als Cash bellte, schreckte Lucy auf. Huch, was …? War sie etwa eingeschlafen? Der Alarm surrte leise und klack, klack, klack, schlossen sich die Türen im Haus. Bestimmt hatte Bubblebee geklingelt.

Lucy schwang die Beine aus dem Bett. Drei, vier, fünf … Sie zählte die Sekunden, wie immer. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. Alarm aus, Falltür zu. Aber … es war ja schon halb zwei! Tante Bubblebee kam später als erwartet.

Auf dem Weg nach unten versuchte Lucy, sich an Bubblebee zu erinnern. Sie hatte sie mal gesehen, aber das war lange her. Dünne wirre Haare, große Zähne und eine rote Brille waren Lucy im Gedächtnis geblieben. Im Flur warf sie einen Blick auf den Bildschirm der Türkamera. Ja, genau so hatte sie ausgesehen!

Lucy klinkte die Kette aus. »Ade, sturmfreie Bude«, murmelte sie und öffnete die Haustür.

»Hallöööchen«, rief Tante Bubblebee. Sie breitete die Arme aus und stürzte auf Lucy zu. Lucy ließ sich kurz umarmen, dann kämpfte sie sich frei. Bubblebee hatte noch immer diese gräulich-blonden Sauerkrauthaare, die dünn und etwas lockig herunterhingen. Sie war groß, etwas x-beinig und steckte in einem knittrigen Kleid voller orangefarbener Blümchen. Dazu trug sie dicke schwarze Stiefel! Und die standen auch noch nach außen! Sie sah weder wachsam aus noch sportlich, und gangstermäßig sowieso nicht. Die sollte auf sie aufpassen? Der konnte sie bestimmt gut entkommen!

»Hallo«, sagte Lucy und grinste.

»Ich bin Tante Bubblebee!« Die Tante gluckste fröhlich. »Und du bist also Lucy! Wir werden uns sicher gut stervehen, äh … verstehen!« Sie strich sich das Kleid glatt, schob ihre Brille hoch und zog dabei die Nase kraus, was ihre riesigen Zähne entblößte.

»Bestimmt!« Lucy nickte. Wie sollte man sich mit dieser lustigen Person nicht gut verstehen? »Am besten wir bringen die da schnell rein.« Sie zeigte auf die abgewetzten Taschen, aus denen Dinge herausschauten, die besser nicht herausschauen sollten: ein Messergriff und ein Brecheisen! Und das Schwarze war doch eine Strumpfmaske! »Hast du keine Angst, dass dich jemand wegen der Sachen da anspricht?«

Bubblebee lachte glucksend. »Ach, i wo! Siehst du Gutes in den Menschen, sehen sie es auch in dir!«

Das war aber nicht gerade eine gaunermäßige Ansicht – die war echt schräg, die Tante!

»Okay. Also, du nimmst mein altes Zimmer.« Lucy griff sich so viele Taschen, wie sie konnte. Hauptsache, die Haustür war schnell wieder zu.

»Mapri«, sagte Bubblebee und nahm den Rest des Gepäcks.

Als sie oben in Lucys altem Zimmer standen, ließ die Tante einfach alles fallen und watschelte mit ihren nach außen gestellten Füßen zum Erker. »Ach, wie nett. Ich liebe Erker!« Sie riss ein Fenster auf.

»Halt!«, rief Lucy, aber es war zu spät. Sofort ging der Alarm in allen Räumen los. Die Türen schlossen sich, und unten lief das übliche Prozedere an Klavier und Falltür ab.

»Oh!« Bubblebee hielt sich eine Hand vor den Mund. »Ihr seid aber gesichert.«

»Du etwa nicht?«, fragte Lucy ungläubig.

»Ach, i wo. Warum denn? Mir tut keiner was. Ich tu ja auch keinem was.«

Lucy staunte. War Bubblebee etwa gar nicht mehr als Gaunerin aktiv? »Einundzwanzig, zweiundzwanzig«, zählte Lucy mit. »Also, ich hab den Alarm immer an. Da kannst du nicht einfach ein Fenster öffnen.« Sie trat zum Portrait von Opa Luis mit der roten Baskenmütze und hob es an. »Hier ist ein Schalter, mit dem kannst du den Alarm ausstellen. Aber vergiss nicht, ihn wieder einzuschalten.«

»Ach, i wo. Wir lassen den Alarm einfach aus, solange ich hier bin«, sagte Bubblebee. »Mit mir bist du doch zeitjeder sicher.«

Lucy kicherte. Die verdrehte ja echt alles! »Willst du dich erst mal ausruhen?«, fragte sie. Sie wollte noch das Upgrade ihres Detektivspiels laden, bevor Toni kam.

»Ach, i wo, ausruhen! Ich bin immer fit! Deshalb will ich auch ins Gremium! Weißt du, der alte Haufen da müsste mal aufgemischt werden.«

Lucy starrte Bubblebee an. Die meinte das wirklich ernst! Jetzt konnte Lucy verstehen, warum alle diese Tante »Bubblebee« nannten und sagten, sie hätte Honigblasen im Kopf. Aber soweit Lucy wusste, mochten alle die Honigblasen-Tante.

Bubblebee öffnete die größte ihrer Taschen. Sie wühlte darin herum und warf ein Kleidungsstück nach dem anderen durchs Zimmer.

»Da ist er ja!« Sie drückte sich ein großes, lilafarbenes Stück Stoff mit honiggelben Blümchen an die Brust, zog es über ihr Kleid und knöpfte es zu.

Ein Kittel! Trugen so was nicht Uromas zum Kochen und Putzen?

»Hach, wie schön«, seufzte die Tante, »jetzt fühl ich mich wieder wie Bubblebee.«

»Willst du erst mal auspacken?« Lucy zeigte auf ihren alten Kleiderschrank. »Der Schrank ist leer, da kannst du alles einräumen.«

»Ach, i wo. Ich brauch doch nichts reinäumen!« Bubblebee gluckste. »Ich hab eine ganz spezielle Ordnung in meinen Taschen.«

»Okay …« Lucy nickte. »Mach, wie du willst. Ich bin unten, falls du mich brauchst.«

»Danke, bis hernach«, sagte sie.

Lucy schloss die Zimmertür. Puh, das konnte ja lustig werden!

Ihr Handy plingte.

Sind jetzt auf dem Schiff. Alles ok, nur sehr windig.

Sei vorsichtig! Kuss Mum und Dad

Ein wenig vermisste Lucy sie jetzt schon. »Sei nicht albern«, sagte sie laut zu sich selbst. Sie schüttelte den Kopf und hatte plötzlich eine Idee. Sie würde ihrem Vater als Überraschung etwas Lustiges bei Gaunerparty bestellen. Fürs Wiedersehen.

Im Turmzimmer oben stöberte Lucy auf der Internetseite von Gaunerparty herum. Was für einen Quatsch sie da hatten! Ihrem Vater würde alles gefallen. Hier, ein Gun-Wecker! Ein flacher Wecker mit Displayanzeige und einer kleinen runden Zielscheibe. Und dazu eine Laserpistole, mit der man ins Ziel schießen musste, um den Alarm auszuschalten. Das war genau das Richtige für ihren Vater! Lucy legte den Gun-Wecker in den Warenkorb und schloss den Kaufvorgang ab. Zufrieden klappte sie das Laptop zu.

Als es klingelte, war Lucy unten in der Küche. Das musste Toni sein, aber … kein Alarm! Hatte Bubblebee den also wieder ausgestellt!

Kaum dass Lucy die Haustür geöffnet hatte, sprudelte es aus Toni heraus. »Hör mal, in drei Tagen ist doch Karneval, denkst du da überhaupt dran? Und deshalb will ich unbedingt mit dir …«

»Hallo erst mal!« Lucy zog Toni in die Villa. »Tante Bubblebee ist da.«

»Och, schon? Ich dachte, du hilfst mir noch bei meinem Kostüm.« Er zog eine Schnute. »Jetzt können wir gar nicht mehr …«

»Quatsch«, sagte Lucy. »Können wir trotzdem. Und die ist lustig, wirst schon sehen.« Sie ging in die Küche, Toni folgte ihr.

»Ich wollte mir gerade Cornflakes machen. Willst du auch welche?«

»Cornflakes? Ich dachte, diese Tante kocht für dich und …«

»Klar, mach ich das!« Bubblebee stand plötzlich vor ihnen. Hatte sie hinter der Tür gestanden?

»Huch!« Toni sprang erschrocken zur Seite.

»Keine Angst, ich bin’s nur! Tante Bubblebee!«

»Äh, … hallo«, sagte Toni.

»Also, latürnich koche ich was für euch!«

»Latürnich?«, fragte Toni. »Was ist denn das?«

»Nicht nötig«, sagte Lucy. »Und sie meint natürlich.«

Bubblebee lachte ihr glucksendes Lachen und fing an, im Kühlschrank herumzustöbern.

Toni stieß Lucy an. »Verdreht die immer die Worte?«

»Tomaten mit Nudelsoße?«, rief Bubblebee, zog einen Kochlöffel aus der Kitteltasche und drehte ihn wie ein Messer zwischen den Fingern. Endlich mal was Gangstermäßiges!

»Wir essen lieber später«, sagte Lucy.

»Vereinstanden!«, antwortete Bubblebee.

»Das ist aber anstrengend, wenn man die Wörter dauernd verdrehen muss, um sie zu verstehen«, flüsterte Toni.

Bubblebee zeigte auf ihre Ohren. »Ich hab gute Ohren.«

Toni lief rot an.

»Aber weißt du, wie ich das immer mache?« Bubblebee zog die Nase kraus und zeigte ihre großen Zähne. »Wenn’s ganz schlimm wird mit den Honigblasen, die mir alles verdrehen im Hirn, dann stell ich mich auf den Kopf, und dann dreht sich alles von alleine um!«

»Gute Idee«, sagte Toni. »Ich konnte das auch mal.« Er versuchte einen Kopfstand zu machen. »Willst … du … eigentlich auch … zum Karneval?«, fragte er dabei. »Autsch!« Er kippte um und kugelte über den Boden. »Ich jedenfalls will unbedingt hin, aber ich hab noch kein Kostüm, also, ich hab eigentlich eins, mein Piratenkostüm, aber das ist leider …«

»Toni! Das machen wir gleich oben«, unterbrach Lucy ihren Freund und zog ihn auf die Beine.

Bubblebee schob sich die Brille hoch. »Wenn’s sein muss, gehe ich auch zum Karneval. Und ich helf euch gerne. Soll ich mit kommhochen?«

»Lass mal, wir wollen dabei ja Musik hören und quatschen und so«, sagte Lucy und zog Toni aus der Küche.

Kapitel 3Zu viele Polizisten

In Lucys Zimmer durchwühlten sie die Tarnklamottenkiste der Longfingers.