Luise Büchners Frauenherz - Sebastian Lange (Hrsg.) - E-Book

Luise Büchners Frauenherz E-Book

Sebastian Lange (Hrsg.)

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Beschreibung

Luise Büchner war die jüngere Schwester von Georg Büchner, mit dem sie offenbar die literarische Begabung gemein hatte. Als "Hauspoet(in)" der Familie, erwarb sie sich autodidaktisch umfangreiches Wissen über Literatur, Mythologie und Geschichte. Was an ihren Gedichten auffällt, ist insbesondere die große formale Begabung. Büchners Gedichte sind stilistisch so perfekt und klassisch gebildet, dass viele davon auch einem Goethe Ehre gemacht hätten. Dass das Privatleben der Autorin, wohl einer früh erlittenen Gehbehinderung geschuldet, nicht allzu glücklich war, strahlt auch in ihre Dichtung aus. Vielen Frühlingsgedichten steht eine Vielzahl erstaunlich pessimistischer und Todes-beeinflusster Lyrik gegenüber. Dass Luise Büchner in späteren Jahren sich feministisch engagierte, deutet dieser Lyrikband nicht an, auch wenn der Titel "Frauenherz" es vermuten lassen könnte. Auch ist dankenswerterweise keine religiöse Vereinnahmung festzustellen. Selbst wenn das Buch thematisch nicht gerade Neuland betritt, beeindrucken der virtuose Sprachgebrauch und die teils tiefe Emotionalität dieses Werks dennoch. Luise Büchner muss man angesichts dieses Bandes zu den großen lyrischen Begabungen des 19. Jahrhunderts zählen.

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Seitenzahl: 88

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Luise Büchner’s

Frauenherz

- Gedichte -

EDITION MEISTERHAFT LESEN

Impressum

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Frauenherz - Gedichte -

eBook Ausgabe

von Luise Büchner, Herausgegeben von Sebastian Lange

published by: epubli GmbH, Berlinwww.epubli.de

Projektbetreuung: © www.meisterhaft-lesen.de

Cover/Titelbild: Sebastian Lange, Mansfeld (Südharz)

Bild Vorwort: Luise Büchner (Grafik um 1870), Gemeinfrei

Satz: Sebastian Lange, Mansfeld (Südharz)

Originalverlag: Luise Büchner: Frauenherz. Berlin 1862

© Sebastian Lange

www.meisterhaft-lesen.de

ISBN: 978-3-7375-3723-0

Der Inhalt dieses E-Books wurde mit größter Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden. Verlag und Herausgeber übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für eventuell verbliebene Fehler und deren Folgen.

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelne Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Literaturagentur / des Verlages / des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort

Jugendklänge

Guter Rath

Erinnerung

Ein Traum

Frühlingsgruß

Frühling

Am Baume

Die Glockenstimmen erschallen

An Marie

Sanfter Trost

Jugendträume

Stille Frage

Vergebens

Hoffe doch nicht

Duldung

Wahrhaftigkeit

Schönes Bild

Die Rosen

Herbstesschwere

Zu einem »Lied ohne Worte«

An Auguste

Sonette

Wie oft gedenkt mein Herz der schönen Sage

Wollt' ich vom Herzen fort den Felsen rollen

Spätere Tage

Ein Liebesbote

Willst ruhig du durch's Leben geh'n

Die Mondesbrücke

Frühlingslied

Die Buche

Am Rheine

Einsamkeit

Todte Freundschaft

Ein Felsenherz

Charfreitag

Im schmerzlichsten Gefühle

Liebesklage

So tief verwundet ist dies Herz

Treue

Trauer

Zweifel

Weiser Vorsatz

Den Kranken

Der Liebestempel

Dichtersegen

Es trat Alltäglichkeit

An Viele

Warum o armes Herz

Eine trübe Stunde

Segen der Natur

Höchstes Leid

Rechtes Streben

Herbstlied

Am See

Wenn der ein Dichter ist

Am Grab des Bruders

Die Zürcher Glocken

Lieder

Kam die Liebe in mein Herz gezogen

Das hab' ich nicht gedacht

Wenn diese Stirne trüb der Gram umdüstert

Weiche Luft, nach Sonnenbrande

Erzählende und Gelegenheits-Gedichte

Das Kind an der Quelle

Der Sclavin Teppich

Der Morgen graut in jener fernen Zone

Der Morgen graut im heim'schen Abendlande

Schiller

Zu einer goldnen Hochzeit

Einer Jugendfreundin

Bei Ueberreichung einer Turnerfahne

Der erste Minnesänger

Petrarch und Tasso

Rodomonte

Lorenzo di Medici

Die niedren Hütten, wie die stolzen Hallen

Lorenzo folgt dem allgemeinen Drange

Vittoria Colonna

Armin's Klage

Die Ehekämpen

Einst zu Turin am Hofe versammelte zum Feste

Es war am zwölften Mai

Unwegsame, rauhe Pfade mußte nun Herr

Corsant zieh'n

Manchen Tag noch zog der wackre Reiter

Im Schatten dieser Bäume

Zu leben und zu sterben am reichsten Glücke arm!

Welch heitres Leben wogte auf dem Schlosse

Frisch wie des Gletschers Quelle

Und wieder wogt's geschäftig durch die Hallen

Vorwort

Mit einem Gefühl von Wehmut und Freude nehme ich dieses

halb vergessene Werk wieder zur Hand, um eine Neuauflage desselben vorzubereiten.

Hierbei wurde die alte Schreibweise beibehalten.

Die Neuauflage stützt sich auf dem Original von Luise Büchners Frauenherz.

Erschienen 1862 in Berlin.

[Sebastian Lange, Mansfeld im März. 2015]

Luise Büchner (* 12. Juni 1821 in Darmstadt; † 28. November 1877) war die Tochter des Chirurgen Dr. Ernst Büchner und die Schwester von Georg Büchner, Ludwig Büchner, Wilhelm Büchner und Alexander Büchner. Durch einen Unfall war Luise gehbehindert; als kleines Kind war sie ihrem Kindermädchen aus dem Arm gefallen. Dabei zog sie sich eine Rückenverkrümmung zu, die sie zeitlebens behinderte. Autodidaktisch hatte sie sich umfangreiches Wissen vor allem in Literatur, Mythologie, Geschichte und Fremdsprachen angeeignet. Nach dem Tod der Eltern lebte sie zusammen mit ihrer ebenfalls ledigen Schwester Mathilde (* 1815, † 1888) im Haushalt des Bruders und Arztes Ludwig Büchner.

Sie vertrat in ihren Schriften besonders den Bildungs- und Berufsanspruch der Frau. Zusammen mit Großherzogin Alice gründete sie 1867 den Alice-Frauenverein in Darmstadt, dessen Vizepräsidentin sie bis 1877 war. Ziel des Vereins war, die bisher nur karitativ ausgeübte Pflege von Kranken und Verwundeten zum bezahlten Frauenberuf zu machen und sich für die Bildung und Erwerbstätigkeit der Frauen einzusetzen. Der Verein schuf neben dem Alice-Bazar zum Verkauf von Produkten der Frauenarbeit das Alice-Hospital Darmstadt, ein Lyzeum, eine Industrieschule und ein Seminar für Handarbeitslehrerinnen.

Aus Anlass einer Konferenz des preußischen Kultusministeriums wurde Büchner 1873 als erste Frau gebeten, zu den Unterrichts- und Erziehungsfragen in der Mädchenschulbildung eine Stellungnahme vorzulegen. Luise Büchner wird heute noch neben Luise Otto oder Fanny Lewald als eine der bahnbrechenden Frauen des 19. Jahrhunderts angesehen. Nach ihr wurde die Bibliothek des Deutschen Frauenrings benannt.

Werke: Biographie, Gedichte (Frauenherz), Erzählungen (EinDichter, Der Matrose vom Alabama, Der kleine Vagabund, DieFee von Argouges), Märchen (Weihnachtsmärchen für Kinder), Essays und Vorlesungen (Die Frauen und ihr Beruf, DeutscheGeschichte von 1815-1870)

Jugendklänge

Guter Rath

Still mußt du werden, pochend Herz,

Still wie der Stern am Himmelszelt,

Wie er, mußt unberührt du steh'n

Vom nicht'gen Treiben dieser Welt.

Still mußt du werden wie der Fels,

An dem sich wild die Brandung bricht;

Ob auch ein Schifflein jach zerschellt

An seinem Fuß, er fühlt es nicht.

Still mußt du werden wie der Schwan,

Der lautlos schwimmt den See dahin,

Wie einsam er die Fluth zertheilt,

Mußt du des Lebens Kreise zieh'n.

So stolz mußt steh'n du, so allein,

Dann wirst du froh und glücklich sein.

Doch ach! du seufzest leise: nein,

Nicht froh, nicht glücklich werd' ich sein!

O, ich versteh' dich, glühend Herz,

Zu heiß liebst du das Leben noch,

Trotz seinen Schmerzen, seiner Qual,

Trotz seiner Noth liebst du es doch.

So schlag' in Menschenleid und Lust,

So dulde denn und klage nicht,

Sei einsam eher nicht und kalt,

Nicht still, als bis der Tod dich bricht!

Erinnerung

Hier will ich sitzen und ruhen

An diesem lieblichen Ort,

Will schweifen lassen das Auge

In's Weite von Ort zu Ort.

Will stille sitzen und denken

An Alles was ich geliebt,

Will Alles, Alles vergessen,

Was mich verletzt und betrübt.

Und kann ich es denn verbannen,

Woran ich nicht denken will?

Wie bleibt es beim frohen Erinnern

Im Herzen so öd' und so still!

Es sind so innig verbunden

In mir die Freuden und Weh'n,

Daß nur vereint sie entschlummern,

Vereinigt nur aufersteh'n!

Ein Traum

Wenn oft ich einsam saß und allein,

Dann wiegte der lieblichste Traum mich ein,

Sein weicher Arm mich liebend umschlang,

Sein Mund die süßesten Lieder sang.

Er legt' auf's Herz sich erfrischend und mild,

Wie Thau auf dürstende Blumen quillt,

Er säuselt' um mich wie im Schilfe der Wind

Und kühlte die brennende Stirne lind.

Er war so heiter, so golden schön,

Wie die Sonne strahlt um der Berge Höh'n,

Wenn sie noch einmal aus Wolken bricht,

Eh' in Nacht versinket ihr glänzend Licht.

Umwoben von seinem Zauberband

Vergaß ich des Lebens Schmerz und Tand,

War reich von seliger Ahnung erfüllt,

Wie einst sich des Herzens Räthsel enthüllt.

Und wenn ich traurig und müde war,

Dann schloß ich zum Traume mein Augenpaar,

Und träumte Frieden mir in die Brust,

Bis nicht mehr des Schmerzes ich war bewußt,

Bis Himmelswonne die Seele durchzog –

Ach! daß der grausame Traum nur log;

Er ist dahin, das Erwachen war schwer,

Herz, mein Herz, o, träume nicht mehr!

Frühlingsgruß

Nur düstre Wolken seh' ich geh'n und kommen,

Und ewig droht der Winter fortzuwähren –

Die Seele war so trüb mir und beklommen,

Ich rief den Frühling, ach! er will nicht kommen,

Sie und des Himmels Stirne aufzuklären.

Und durch des Gartens Gänge dichtverschlungen

Ging ich – doch sieh, was hat sich dort begeben!

Schneeglöcklein sind der kalten Erd' entsprungen,

Sie haben siegend sich hervorgerungen,

Erweckt von eines Sonnenkusses Leben.

Nun stillt ihr, Frühlingsboten, mein Verlangen!

Ihr woll't in's Herz mir neues Leben senken!

Wie gläubig euer Kelch ist aufgegangen,

Weil er der Sonne einz'gen Kuß empfangen,

So soll mir Frühling euer Anblick schenken!

Frühling

Du schöner Frühling, o, wie lieb' ich dich!

Mehr als der Bräutigam die holde Braut;

Er weiß, sie wird ihm einstens angetraut,

Doch ich muß lieben dich mit Furcht und Beben,

Kaum da, fliehst du mit Windesschnelle mich

Und nimmst mir mit, das kaum erweckte Leben –

Du schöner Frühling, o, wie lieb' ich dich!

Du schöner Frühling, sei, o sei mir hold!

Spiel' um die Stirne mir mit süßem Hauch,

Und küsse mir den Thau vom müden Aug'!

Im Winter wächst die Qual bedrängter Herzen,

Des Lebens Schatten steh'n in seinem Sold;

Du kommst, ein Lächeln – es entflieh'n die Schmerzen,

Du schöner Frühling, sei, o sei mir hold!

Du schöner Frühling, meiner Seele Lust!

Mein schauernd Herz will ewig dir sich weih'n,

Es blieb dies Herz stets einsam und allein.

Nie mocht' ein Menschenauge mich beglücken

So tief in Lieb' und seligem Entzücken,

Als ich in deines Himmels Bläue seh'!

O, nimmer täuschest du! du kehrest wieder

Und neue Schönheit, neu erwachte Lieder

Verscheuchen jedes Leid und jedes Weh!

Zum Himmel wirst du immer neu mich heben,

In ew'ger Jugend werd' ich mit dir leben,

Verblich der Locke Braun auch längst in Schnee!

Du schöner Frühling, ewig lieb' ich dich!

Am Baume

Am Baum' hab' ich gestanden,

Der war so hoffnungsgrün,

Nicht lange mehr kann's dauern

Und freudig wird er blüh'n.

Ein Zweiglein nur streckt trauernd

Die Arme nach mir aus,

Es ist so kahl und dürre,

Schlägt nirgends knospend aus.

O, Zweiglein! was erwachest

Du nicht im Frühlingshauch?

Die Sonne küßt die Fluren,

Sie küsset dich ja auch!

Lockt nicht des Himmels Bläue,

Der lauen Lüfte Weh'n,

Dich, wie die Nachbarzweige

Im Blüthenschmuck zu steh'n?

Laß deine Rinde schwellen

Von frischem Lebenssaft –

Doch, Zweiglein, ach! ich sehe

Dir fehlt die inn're Kraft!

Dein Mark, ach! ist erstorben,

Vom Winterfrost verzehrt,

Dein zartes Leben haben

Die Stürme rauh zerstört.

Für dich scheint keine Sonne,

Weht keine Frühlingsluft,

Dir sind die Lenzgefilde

Nur eine Todtengruft. –

Ich gehe still von dannen,

Und denk' an dich zurück,

Und an so mancher Herzen

Dahin gewelktes Glück.

In deren zarte Blüthe

Auch drang so eisig Weh'n,

Daß unter den Lebend'gen

Sie wie Gestorb'ne steh'n!

Die Glockenstimmen erschallen

Die Glockenstimmen erschallen,

Mild leuchtet der Abendstern,

Und feierlich kündet ihr Hallen

Die Auferstehung des Herrn.

Ihr hellen Osterglocken,

Ich hört' euch schon manches Jahr,

Bald unter Scherz und Frohlocken,

Bald wenn ich in Thränen war.

Heut' tönt mir euer Läuten

So trüb' und so ahnungsvoll,

Nicht weiß ich, was mir bedeuten

Das ernste Hallen soll.

Wie mög't ihr mir wohl erklingen,

Wenn wieder ein Jahr hinab?

Wie Weinen, wie fröhlich Singen,

Oder auf meinem Grab?

An Marie

Ob ich dich liebe, wolltest du mich fragen –

Und was ich liebe, will ich treu dir sagen: