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Luise Büchner war die jüngere Schwester von Georg Büchner, mit dem sie offenbar die literarische Begabung gemein hatte. Als "Hauspoet(in)" der Familie, erwarb sie sich autodidaktisch umfangreiches Wissen über Literatur, Mythologie und Geschichte. Was an ihren Gedichten auffällt, ist insbesondere die große formale Begabung. Büchners Gedichte sind stilistisch so perfekt und klassisch gebildet, dass viele davon auch einem Goethe Ehre gemacht hätten. Dass das Privatleben der Autorin, wohl einer früh erlittenen Gehbehinderung geschuldet, nicht allzu glücklich war, strahlt auch in ihre Dichtung aus. Vielen Frühlingsgedichten steht eine Vielzahl erstaunlich pessimistischer und Todes-beeinflusster Lyrik gegenüber. Dass Luise Büchner in späteren Jahren sich feministisch engagierte, deutet dieser Lyrikband nicht an, auch wenn der Titel "Frauenherz" es vermuten lassen könnte. Auch ist dankenswerterweise keine religiöse Vereinnahmung festzustellen. Selbst wenn das Buch thematisch nicht gerade Neuland betritt, beeindrucken der virtuose Sprachgebrauch und die teils tiefe Emotionalität dieses Werks dennoch. Luise Büchner muss man angesichts dieses Bandes zu den großen lyrischen Begabungen des 19. Jahrhunderts zählen.
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Seitenzahl: 88
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Luise Büchner’s
Frauenherz
- Gedichte -
EDITION MEISTERHAFT LESEN
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Frauenherz - Gedichte -
eBook Ausgabe
von Luise Büchner, Herausgegeben von Sebastian Lange
published by: epubli GmbH, Berlinwww.epubli.de
Projektbetreuung: © www.meisterhaft-lesen.de
Cover/Titelbild: Sebastian Lange, Mansfeld (Südharz)
Bild Vorwort: Luise Büchner (Grafik um 1870), Gemeinfrei
Satz: Sebastian Lange, Mansfeld (Südharz)
Originalverlag: Luise Büchner: Frauenherz. Berlin 1862
© Sebastian Lange
www.meisterhaft-lesen.de
ISBN: 978-3-7375-3723-0
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Impressum
Vorwort
Jugendklänge
Guter Rath
Erinnerung
Ein Traum
Frühlingsgruß
Frühling
Am Baume
Die Glockenstimmen erschallen
An Marie
Sanfter Trost
Jugendträume
Stille Frage
Vergebens
Hoffe doch nicht
Duldung
Wahrhaftigkeit
Schönes Bild
Die Rosen
Herbstesschwere
Zu einem »Lied ohne Worte«
An Auguste
Sonette
Wie oft gedenkt mein Herz der schönen Sage
Wollt' ich vom Herzen fort den Felsen rollen
Spätere Tage
Ein Liebesbote
Willst ruhig du durch's Leben geh'n
Die Mondesbrücke
Frühlingslied
Die Buche
Am Rheine
Einsamkeit
Todte Freundschaft
Ein Felsenherz
Charfreitag
Im schmerzlichsten Gefühle
Liebesklage
So tief verwundet ist dies Herz
Treue
Trauer
Zweifel
Weiser Vorsatz
Den Kranken
Der Liebestempel
Dichtersegen
Es trat Alltäglichkeit
An Viele
Warum o armes Herz
Eine trübe Stunde
Segen der Natur
Höchstes Leid
Rechtes Streben
Herbstlied
Am See
Wenn der ein Dichter ist
Am Grab des Bruders
Die Zürcher Glocken
Lieder
Kam die Liebe in mein Herz gezogen
Das hab' ich nicht gedacht
Wenn diese Stirne trüb der Gram umdüstert
Weiche Luft, nach Sonnenbrande
Erzählende und Gelegenheits-Gedichte
Das Kind an der Quelle
Der Sclavin Teppich
Der Morgen graut in jener fernen Zone
Der Morgen graut im heim'schen Abendlande
Schiller
Zu einer goldnen Hochzeit
Einer Jugendfreundin
Bei Ueberreichung einer Turnerfahne
Der erste Minnesänger
Petrarch und Tasso
Rodomonte
Lorenzo di Medici
Die niedren Hütten, wie die stolzen Hallen
Lorenzo folgt dem allgemeinen Drange
Vittoria Colonna
Armin's Klage
Die Ehekämpen
Einst zu Turin am Hofe versammelte zum Feste
Es war am zwölften Mai
Unwegsame, rauhe Pfade mußte nun Herr
Corsant zieh'n
Manchen Tag noch zog der wackre Reiter
Im Schatten dieser Bäume
Zu leben und zu sterben am reichsten Glücke arm!
Welch heitres Leben wogte auf dem Schlosse
Frisch wie des Gletschers Quelle
Und wieder wogt's geschäftig durch die Hallen
Mit einem Gefühl von Wehmut und Freude nehme ich dieses
halb vergessene Werk wieder zur Hand, um eine Neuauflage desselben vorzubereiten.
Hierbei wurde die alte Schreibweise beibehalten.
Die Neuauflage stützt sich auf dem Original von Luise Büchners Frauenherz.
Erschienen 1862 in Berlin.
[Sebastian Lange, Mansfeld im März. 2015]
Luise Büchner (* 12. Juni 1821 in Darmstadt; † 28. November 1877) war die Tochter des Chirurgen Dr. Ernst Büchner und die Schwester von Georg Büchner, Ludwig Büchner, Wilhelm Büchner und Alexander Büchner. Durch einen Unfall war Luise gehbehindert; als kleines Kind war sie ihrem Kindermädchen aus dem Arm gefallen. Dabei zog sie sich eine Rückenverkrümmung zu, die sie zeitlebens behinderte. Autodidaktisch hatte sie sich umfangreiches Wissen vor allem in Literatur, Mythologie, Geschichte und Fremdsprachen angeeignet. Nach dem Tod der Eltern lebte sie zusammen mit ihrer ebenfalls ledigen Schwester Mathilde (* 1815, † 1888) im Haushalt des Bruders und Arztes Ludwig Büchner.
Sie vertrat in ihren Schriften besonders den Bildungs- und Berufsanspruch der Frau. Zusammen mit Großherzogin Alice gründete sie 1867 den Alice-Frauenverein in Darmstadt, dessen Vizepräsidentin sie bis 1877 war. Ziel des Vereins war, die bisher nur karitativ ausgeübte Pflege von Kranken und Verwundeten zum bezahlten Frauenberuf zu machen und sich für die Bildung und Erwerbstätigkeit der Frauen einzusetzen. Der Verein schuf neben dem Alice-Bazar zum Verkauf von Produkten der Frauenarbeit das Alice-Hospital Darmstadt, ein Lyzeum, eine Industrieschule und ein Seminar für Handarbeitslehrerinnen.
Aus Anlass einer Konferenz des preußischen Kultusministeriums wurde Büchner 1873 als erste Frau gebeten, zu den Unterrichts- und Erziehungsfragen in der Mädchenschulbildung eine Stellungnahme vorzulegen. Luise Büchner wird heute noch neben Luise Otto oder Fanny Lewald als eine der bahnbrechenden Frauen des 19. Jahrhunderts angesehen. Nach ihr wurde die Bibliothek des Deutschen Frauenrings benannt.
Werke: Biographie, Gedichte (Frauenherz), Erzählungen (EinDichter, Der Matrose vom Alabama, Der kleine Vagabund, DieFee von Argouges), Märchen (Weihnachtsmärchen für Kinder), Essays und Vorlesungen (Die Frauen und ihr Beruf, DeutscheGeschichte von 1815-1870)
Still mußt du werden, pochend Herz,
Still wie der Stern am Himmelszelt,
Wie er, mußt unberührt du steh'n
Vom nicht'gen Treiben dieser Welt.
Still mußt du werden wie der Fels,
An dem sich wild die Brandung bricht;
Ob auch ein Schifflein jach zerschellt
An seinem Fuß, er fühlt es nicht.
Still mußt du werden wie der Schwan,
Der lautlos schwimmt den See dahin,
Wie einsam er die Fluth zertheilt,
Mußt du des Lebens Kreise zieh'n.
So stolz mußt steh'n du, so allein,
Dann wirst du froh und glücklich sein.
Doch ach! du seufzest leise: nein,
Nicht froh, nicht glücklich werd' ich sein!
O, ich versteh' dich, glühend Herz,
Zu heiß liebst du das Leben noch,
Trotz seinen Schmerzen, seiner Qual,
Trotz seiner Noth liebst du es doch.
So schlag' in Menschenleid und Lust,
So dulde denn und klage nicht,
Sei einsam eher nicht und kalt,
Nicht still, als bis der Tod dich bricht!
Hier will ich sitzen und ruhen
An diesem lieblichen Ort,
Will schweifen lassen das Auge
In's Weite von Ort zu Ort.
Will stille sitzen und denken
An Alles was ich geliebt,
Will Alles, Alles vergessen,
Was mich verletzt und betrübt.
Und kann ich es denn verbannen,
Woran ich nicht denken will?
Wie bleibt es beim frohen Erinnern
Im Herzen so öd' und so still!
Es sind so innig verbunden
In mir die Freuden und Weh'n,
Daß nur vereint sie entschlummern,
Vereinigt nur aufersteh'n!
Wenn oft ich einsam saß und allein,
Dann wiegte der lieblichste Traum mich ein,
Sein weicher Arm mich liebend umschlang,
Sein Mund die süßesten Lieder sang.
Er legt' auf's Herz sich erfrischend und mild,
Wie Thau auf dürstende Blumen quillt,
Er säuselt' um mich wie im Schilfe der Wind
Und kühlte die brennende Stirne lind.
Er war so heiter, so golden schön,
Wie die Sonne strahlt um der Berge Höh'n,
Wenn sie noch einmal aus Wolken bricht,
Eh' in Nacht versinket ihr glänzend Licht.
Umwoben von seinem Zauberband
Vergaß ich des Lebens Schmerz und Tand,
War reich von seliger Ahnung erfüllt,
Wie einst sich des Herzens Räthsel enthüllt.
Und wenn ich traurig und müde war,
Dann schloß ich zum Traume mein Augenpaar,
Und träumte Frieden mir in die Brust,
Bis nicht mehr des Schmerzes ich war bewußt,
Bis Himmelswonne die Seele durchzog –
Ach! daß der grausame Traum nur log;
Er ist dahin, das Erwachen war schwer,
Herz, mein Herz, o, träume nicht mehr!
Nur düstre Wolken seh' ich geh'n und kommen,
Und ewig droht der Winter fortzuwähren –
Die Seele war so trüb mir und beklommen,
Ich rief den Frühling, ach! er will nicht kommen,
Sie und des Himmels Stirne aufzuklären.
Und durch des Gartens Gänge dichtverschlungen
Ging ich – doch sieh, was hat sich dort begeben!
Schneeglöcklein sind der kalten Erd' entsprungen,
Sie haben siegend sich hervorgerungen,
Erweckt von eines Sonnenkusses Leben.
Nun stillt ihr, Frühlingsboten, mein Verlangen!
Ihr woll't in's Herz mir neues Leben senken!
Wie gläubig euer Kelch ist aufgegangen,
Weil er der Sonne einz'gen Kuß empfangen,
So soll mir Frühling euer Anblick schenken!
Du schöner Frühling, o, wie lieb' ich dich!
Mehr als der Bräutigam die holde Braut;
Er weiß, sie wird ihm einstens angetraut,
Doch ich muß lieben dich mit Furcht und Beben,
Kaum da, fliehst du mit Windesschnelle mich
Und nimmst mir mit, das kaum erweckte Leben –
Du schöner Frühling, o, wie lieb' ich dich!
Du schöner Frühling, sei, o sei mir hold!
Spiel' um die Stirne mir mit süßem Hauch,
Und küsse mir den Thau vom müden Aug'!
Im Winter wächst die Qual bedrängter Herzen,
Des Lebens Schatten steh'n in seinem Sold;
Du kommst, ein Lächeln – es entflieh'n die Schmerzen,
Du schöner Frühling, sei, o sei mir hold!
Du schöner Frühling, meiner Seele Lust!
Mein schauernd Herz will ewig dir sich weih'n,
Es blieb dies Herz stets einsam und allein.
Nie mocht' ein Menschenauge mich beglücken
So tief in Lieb' und seligem Entzücken,
Als ich in deines Himmels Bläue seh'!
O, nimmer täuschest du! du kehrest wieder
Und neue Schönheit, neu erwachte Lieder
Verscheuchen jedes Leid und jedes Weh!
Zum Himmel wirst du immer neu mich heben,
In ew'ger Jugend werd' ich mit dir leben,
Verblich der Locke Braun auch längst in Schnee!
Du schöner Frühling, ewig lieb' ich dich!
Am Baum' hab' ich gestanden,
Der war so hoffnungsgrün,
Nicht lange mehr kann's dauern
Und freudig wird er blüh'n.
Ein Zweiglein nur streckt trauernd
Die Arme nach mir aus,
Es ist so kahl und dürre,
Schlägt nirgends knospend aus.
O, Zweiglein! was erwachest
Du nicht im Frühlingshauch?
Die Sonne küßt die Fluren,
Sie küsset dich ja auch!
Lockt nicht des Himmels Bläue,
Der lauen Lüfte Weh'n,
Dich, wie die Nachbarzweige
Im Blüthenschmuck zu steh'n?
Laß deine Rinde schwellen
Von frischem Lebenssaft –
Doch, Zweiglein, ach! ich sehe
Dir fehlt die inn're Kraft!
Dein Mark, ach! ist erstorben,
Vom Winterfrost verzehrt,
Dein zartes Leben haben
Die Stürme rauh zerstört.
Für dich scheint keine Sonne,
Weht keine Frühlingsluft,
Dir sind die Lenzgefilde
Nur eine Todtengruft. –
Ich gehe still von dannen,
Und denk' an dich zurück,
Und an so mancher Herzen
Dahin gewelktes Glück.
In deren zarte Blüthe
Auch drang so eisig Weh'n,
Daß unter den Lebend'gen
Sie wie Gestorb'ne steh'n!
Die Glockenstimmen erschallen,
Mild leuchtet der Abendstern,
Und feierlich kündet ihr Hallen
Die Auferstehung des Herrn.
Ihr hellen Osterglocken,
Ich hört' euch schon manches Jahr,
Bald unter Scherz und Frohlocken,
Bald wenn ich in Thränen war.
Heut' tönt mir euer Läuten
So trüb' und so ahnungsvoll,
Nicht weiß ich, was mir bedeuten
Das ernste Hallen soll.
Wie mög't ihr mir wohl erklingen,
Wenn wieder ein Jahr hinab?
Wie Weinen, wie fröhlich Singen,
Oder auf meinem Grab?
Ob ich dich liebe, wolltest du mich fragen –
Und was ich liebe, will ich treu dir sagen: