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Der hier dokumentierte Briefwechsel des Soldaten Max Paul und seiner Familie aus den Jahren 1917 - 1922 und 1939 - 1945 ist gleichsam ein doppeltes Kriegstagebuch. Er, Lehrer aus einem kleinen sächsischen Städtchen, beschreibt seinen Soldatenalltag und kommentiert den Kriegsverlauf an allen Fronten. Erstaunlich ist, wie offen er über die militärische Lage und seine Einschätzungen berichtet. Sie, Hausfrau und Mutter von zwei Kindern, schildert die Nöte einer Frau, die plötzlich in die Rolle einer Alleinerziehenden hineingeworfen wird. Hofft sie zuerst auf Luxusmitbringsel aus Frankreich, so bekommt sie mit der Zeit immer stärker den Krieg zu spüren: die ersten Versorgungsengpässe, Not und Kälte. Zitternd erlebt sie die ersten Luftangriffe im Keller - und macht sich schließlich Gedanken über das spätere Zusammenleben nach so langer Zeit selbstständigen Handelns. Manche Fehleinschätzung des Soldaten Paul ruft heute Kopfschütteln hervor, die eine oder andere Aussage und Formulierung mag uns aufstoßen. Doch wer sich mit der Vergangenheit beschäftigt, darf das nicht ausblenden. Diese zum Teil sehr persönlichen Briefe sind ein beeindruckendes zeitgeschichtliches Dokument über die Sorgen und Nöte, das Hoffen und Verzweifeln zweier Menschen, stellvertretend für viele Millionen. Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" basiert auf wahren Begebenheiten.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Edgar Rentzsch (Autor)
Edgar Rentzsch (* 3. Januar 1931; † 2. November 1999) trug im Jahr 1993 bis 1998 Briefe und Berichte zusammen und entschloss sich den Traum, ein Kriegstagebuch des 1. und 2. Weltkrieges, seines Schwiegervaters wirklich werden zu lassen. Jedoch verstarb er im Jahre 1999. Seine direkten Nachfahren (Kinder) hatten für sein Hobby (Ahnenforschung) kein Verständnis und wollten mit den Niederschriften nichts zu tun haben. So geschah es, dass das Rohmanuskript lange hin und hergereicht wurde. Schließlich nahm sich sein Enkel der Aufgabe an und rettete somit ein Stück Geschichte.
Sebastian Lange (Herausgeber)
Sebastian Lange wurde im Juni 1982 in Zwickau geboren. Im Frühjahr 2000 erhielt er, aus dem Nachlass seines Großvaters, das Rohmanuskript zum heutigen Buch »Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Ein (doppeltes) Kriegstagebuch« (12 Bände). Seitdem beschäftigt er sich mit der Recherche der geschilderten Umstände. Nach langer Überlegung entschied er sich im Jahr 2011 zur Veröffentlichung der Tagebucheinträge des 2. Weltkrieges. Diese Auskopplung erschien im März 2012 bei Books on Demand Verlag Norderstedt ("Feder des Todes - Ein Tatsachenbericht des Soldaten Klein" ISBN: 9783844800401).
2016 sollte nun das gesamte Kriegstagebuch in zwölf Bänden als eBook Edition erscheinen. In der kompletten eBook Edition wurden alle Originalnamen belassen.
»Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Ein (doppeltes) Kriegstagebuch« basiert auf wahren Begebenheiten. Alle vorkommenden Namen und Handlungen entsprechen dem Briefwechsel des Soldaten Paul.
Des Weiteren enthält dieses Werk bewusst, die nach heutiger Sicht falschen geschichtlichen Schilderungen. Ziel ist es, ungeschont und nicht lappaliesiert, die damaligen Verhältnisse an der Front und in der Heimat zu schildern! Dazu gehören auch Äußerungen, die nach heutigem Verständnis unangebracht oder gar wider unserer Auffassung sind. Zu betonen ist, dass ich mich ganz klar von solchen Äußerungen distanziere und diese nur der Authentizität halber veröffentliche!
Die zwölf Bändige eBook Edition »Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Ein (doppeltes) Kriegstagebuch« ist ein wahres Zeitdokument und stellt ein Mahnmal dar!
Zwickau, im Frühjahr 2016 - Sebastian Lange
Als Max Paul im Jahre 1939 als Besatzungssoldat durch Polen marschierte, entschloss er sich, seine Eindrücke in einem späteren Kriegstagebuch festzuhalten. Er sammelte seine Post, führte ein Tagebuch, schrieb auch Aufsätze.
Max war bereits im 1. Weltkrieg Frontsoldat. Er war unzufrieden mit dem Ausgang dieses Krieges und der folgenden Entwicklung in Deutschland. In seiner deutsch-nationalen Gesinnung fand er Gleichgesinnte in der Frontkämpfer-Organisation „Stahlhelm“ (Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten).
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde er in der Partei eingegliedert. Bald schien ihm ihre Weltanschauung den richtigen Weg Deutschlands in eine gesicherte, starke und glückliche Zukunft zu gewährleisten. In der SA trainierte er weiter seine soldatischen Fertigkeiten.
So kam es, dass er im 2. Weltkrieg für einen langen Dienst in der Wehrmacht bestimmt wurde, auch, als andere Angehörige seines Jahrgangs längst wieder in die Heimat entlassen waren.
Max steht fest hinter der Kriegsführung des 3. Reiches. Er vertraut den Worten und Verheißungen. Mit voller Kraft dient er seinem Vaterland, trägt mit seiner Familie einsichtig die geforderten Opfer.
Im Januar 1945 liegt er als Reserve hinter der Ostfront, wird von der Roten Armee überrannt und gilt seitdem verschollen.
50 Jahre später habe ich dieses, sein Kriegstagebuch zusammengestellt. Es enthält auch die Briefe des 1. Weltkrieges und dem folgenden Lehrerstudium.
Dieses Tagebuch bietet keine Abenteuer. Es stellt ein nüchternes Zeitdokument dar und soll eine Mahnung sein.
Leubnitz, 1998 - Edgar Rentzsch
Am 01.01.1921 schreibt Max zum Neuen Jahr aus Lommatzsch an Marie:
Ihr Bekenntnis vor der Öffentlichkeit, dass sie zusammengehören, haben sie nicht erreicht. Marie solle aber ihr frohes Gemüt bewahren.
Für ihn bedeute das neue Jahr neuen Kampf und hoffentlich Sieg. Und dann erfährt man auch etwas über den Kummer von Dora: Da gibt es einen Herrn Schink, der nachdem er auch Sidonie kennengelernt hat, zu der Überzeugung gekommen ist, dass diese besser zu ihn passe. Und die Sidonie? Ihr ist es recht, wenn sie eine gute Versorgung findet. Von Liebe ist bei ihr nicht die Rede, dies sagt sie auch selbst von sich.
In der Antwort vom 03.01.1921 beauftragt Mariechen ihren Max, Dora zu trösten. Am Nachmittag war Marie mit Lenchen und deren Herrn Barth in Ruppertsgrün, zu den Kammerlichtspielen. Dort war auch der Herr Stelzner (Brief vom 08.12.1920) und hat sie beobachtet. Der wird wohl Herrn Barth ihr zuordnen. Sonnabends ist bei den Bäckern Vergnügen. „Wir sind eingeladen!“
Ich überspringe weitere Briefe im Januar. Marie hat Singstunde und man will Theater spielen. Hat Max auch seinen Mantel bezahlt? Er hatte es ihr doch versprochen.
An 09.02.1921 bedankt sich die Schwester von Max (Dora) bei Marie für das Mitgefühl. Dabei hatte Dora doch geglaubt, dass Hans Friedrich (Schink) mit ihr seelenverwandt sei. „Du hast Deinen Max, der Dir in Liebe zugetan ist. Haltet nur fest zusammen, so wird schon alles gut werden. Warum meine Lieben nicht gut zu Dir stehen, wird Dir Max gesagt haben. Max muss noch seine Lehrerprüfung machen, ehe er Anspruch auf eine Stelle hat. Und Max muss sparsamer werden, sonst kann er keine Frau ernähren. Du kannst vielleicht in dieser Richtung guten Einfluss auf Max ausüben. ...“
Am 13.02.1921 schreibt Mariechen an Max, dass sie schon einige Tage auf einen Brief von ihm wartet. Soll sie es so deuten, dass er mit ihr brechen will? - Die Antwort auf diesen Brief fehlt.
Erhalten ist der Brief aus Wurzen vom 26.02.1921 von Max an Marie. Max berichtet vom Schulalltag: Lehrerkonferenz, pädagogische Arbeitsgemeinschaft, Gesangsverein, Junglehrerkursus und er spricht von seiner Sehnsucht wieder bei ihr zu sein.
Mariechen am 02.03.1921 an Max:
Sie hat wohl die lieben Worte von Max gelesen, aber Papier sei geduldig. Und sie bezieht sich auf einen Brief von einem anderen Mädchen, mit dem Max per Du ist. Aus dem Brief spräche mehr als Freundschaft. Das mache sie misstrauisch.
Sie erzählt weiter von ihrer Singstunde und der Theateraufführung, die sie dort einstudiere.
Am 11.03.1921 schickt ihr Max eine Einladung zu einem Ball des Lehrergesangsvereins. Sie soll natürlich kommen und dann zu ihrem Brief:
„Meine Liebe zu Dir ist bis zum Tode fest und unerschüttert durch Zweifel und Misstrauen.“
Laut Karte vom 13.03.1921 von Mariechen an Max geht hervor, dass Mariechen in Wurzen gewesen sein muss. Sie bedankt sich für die schönen Stunden.
Mariechen schreibt an Max am 17.03.1921:
Die Schulferien beginnen, Max wird in den Ferien nach Lommatzsch gehen, hat aber versprochen, die letzten Ferientage in Werdau zu verbringen. Mariechen erinnert sich, vor einem Jahr für zwei Wochen in Lommatzsch gewesen zu sein.
„Nie in meinem Leben komme ich wieder nach Lommatzsch. Man hat mir zu viel Herzeleid bereitet und wird es weiter tun. Gottlob ist unsere Liebe bis jetzt immer stark gewesen.“
Jedoch so sicher sind sich beide nie. Immer wieder kommen Zweifel auf. Vielleicht findet Max noch eine, die hübscher und reicher ist.
Es liegen mehrere Briefe dazwischen von Marie, voller wechselnder Stimmungen.
Erst am 21.03.1921 antwortet ihr Max aus Lommatzsch. Er kommt auch auf seinem Brief vom 26.02. zurück, wo er eine Lehrerkonferenz anführte. Dort hatten die Lehrer beschlossen, die Entlassungsfeier ohne Gebet und Psalm, aber mit Choral abzuhalten. Der Schulleiter hat jedoch den vertraulichen Beschluss im Kirchenausschuss offenbart.
Darauf schickte der Volkskirchliche Laienbund Wurzen vorgedruckte Zettel an die Eltern, damit diese gegen die Entlassungsfeier protestierten. Der Schulleiter musste sich von den Lehrern wenig Schmeichelhaftes sagen lassen.
Sie haben die Entlassungsfeier doch wie geplant durchgeführt, ganz im Sinne der Kunsterziehung. Die Beteiligung war sehr gut, alle waren zufrieden. Max befürchtet Ostern nicht nach Werdau kommen zu können. Dann spricht er von Stellenanzeigen; offenbar wird in Werdau darüber gesprochen, dass Marie „irgendwo in Stellung gehen soll.“
Am 23.03.1921 Marie an Max:
Ihre Mutter will, dass Mariechen nach Altenburg in Stellung geht, wo weitläufige Verwandte ein Schuhgeschäft haben. Aber, wenn sie von zu Hause fort soll, möchte Marie weiter weg, wo man sie nicht kennt, wo sie ihre Ruhe hat vor der Rederei innerhalb der Familie, besonders durch die Schwester Lene und durch die Nachbarschaft. Man zerreißt sich den Mund darüber, dass Marie und Max immer noch nicht verlobt sind.
„Nur fort von hier, ich glaube andere, fremde Menschen können mich nicht so tief kränken wie unsere Lene. Ich weine meinen Groll runter, aber zanke nicht mit ihr. Ich werde doch nicht fertig mit ihr ...“
Am 27.03.1921, Ostern, Marie an Max:
Max könnte zu Ostern nicht nach Werdau kommen, hoffentlich vor Schulbeginn. Wohl noch ein Jahr würde es dauern, ehe er sich nach hier versetzen lassen könnte; und noch viel länger, ehe sie ihr eigenes Heim gründen könnten. Marie bedankt sich für die Aufmerksamkeit zur Konfirmation von Liesel.
„Jetzt, da ich noch zu Hause bin (also nicht in Stellung) musst Du noch oft kommen. Dann darfst Du mich nicht mehr besuchen: Es machte keinen guten Eindruck, weil wir noch nicht verlobt sind und auch keine Aussicht besteht ...“
Am gleichen Tag schreibt Max aus Lommatzsch nach Werdau an Marie. Er teilt ihr mehrere Stellenangebote mit, abgeschrieben aus der Zeitung:
Einfaches Fräulein in besseren bürgerlichen Haushalt mit zwei Kindern gesucht. ES annonciert eine Frau Landgerichtsrat.
Ein kinderliebes Fräulein als Stütze für bürgerlichen Haushalt gesucht, Mädchen vorhanden, Familienanschluss. Ein Kaufmann annonciert.
Einfache Stütze für kleinen vornehmen Villenhaushalt gesucht, Familienanschluss, Frau im Haushalt tätig. Es annonciert die Frau eines Arztes.