Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Band 3 - Sebastian Lange (Hrsg.) - E-Book

Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Band 3 E-Book

Sebastian Lange (Hrsg.)

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Beschreibung

Der hier dokumentierte Briefwechsel des Soldaten Max Paul und seiner Familie aus den Jahren 1917 - 1922 und 1939 - 1945 ist gleichsam ein doppeltes Kriegstagebuch. Er, Lehrer aus einem kleinen sächsischen Städtchen, beschreibt seinen Soldatenalltag und kommentiert den Kriegsverlauf an allen Fronten. Erstaunlich ist, wie offen er über die militärische Lage und seine Einschätzungen berichtet. Sie, Hausfrau und Mutter von zwei Kindern, schildert die Nöte einer Frau, die plötzlich in die Rolle einer Alleinerziehenden hineingeworfen wird. Hofft sie zuerst auf Luxusmitbringsel aus Frankreich, so bekommt sie mit der Zeit immer stärker den Krieg zu spüren: die ersten Versorgungsengpässe, Not und Kälte. Zitternd erlebt sie die ersten Luftangriffe im Keller - und macht sich schließlich Gedanken über das spätere Zusammenleben nach so langer Zeit selbstständigen Handelns. Manche Fehleinschätzung des Soldaten Paul ruft heute Kopfschütteln hervor, die eine oder andere Aussage und Formulierung mag uns aufstoßen. Doch wer sich mit der Vergangenheit beschäftigt, darf das nicht ausblenden. Diese zum Teil sehr persönlichen Briefe sind ein beeindruckendes zeitgeschichtliches Dokument über die Sorgen und Nöte, das Hoffen und Verzweifeln zweier Menschen, stellvertretend für viele Millionen. Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" basiert auf wahren Begebenheiten.

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Edgar Rentzsch, Sebastian Lange (Hrsg.)

Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Band 3

Ein (doppeltes) Kriegstagebuch - 1920

Dieses Buch ist all den Toten, verfolgten und ihren Familien gewidmet, die das Grauen der beiden Weltkriege durchleiden mussten. Dem heutigen Leser dieses Buches sei jedoch gesagt: »Den Toten zur Ehr, den Lebenden zur Mahnung und den Kommenden zur Warnung.«BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Autor und Herausgeber

Edgar Rentzsch (Autor)Edgar Rentzsch (* 3. Januar 1931; † 2. November 1999) trug im Jahr 1993 bis 1998 Briefe und Berichte zusammen und entschloss sich den Traum, ein Kriegstagebuch des 1. und 2. Weltkrieges, seines Schwiegervaters wirklich werden zu lassen. Jedoch verstarb er im Jahre 1999. Seine direkten Nachfahren (Kinder) hatten für sein Hobby (Ahnenforschung) kein Verständnis und wollten mit den Niederschriften nichts zu tun haben. So geschah es, dass das Rohmanuskript lange hin und hergereicht wurde. Schließlich nahm sich sein Enkel der Aufgabe an und rettete somit ein Stück Geschichte.  

Sebastian LangeSebastian Lange wurde im Juni 1982 in Zwickau geboren. Im Frühjahr 2000 erhielt er, aus dem Nachlass seines Großvaters, das Rohmanuskript zum heutigen Buch »Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Ein (doppeltes) Kriegstagebuch« (12 Bände). Seitdem beschäftigt er sich mit der Recherche der geschilderten Umstände. Nach langer Überlegung entschied er sich im Jahr 2011 zur Veröffentlichung der Tagebucheinträge des 2. Weltkrieges. Diese Auskopplung erschien im März 2012 bei Books on Demand Verlag Norderstedt ("Feder des Todes - Ein Tatsachenbericht des Soldaten Klein" ISBN: 9783844800401).2016 sollte nun das gesamte Kriegstagebuch in zwölf Bänden als eBook Edition erscheinen. In der kompletten eBook Edition wurden alle Originalnamen belassen.

Vorwort

»Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Ein (doppeltes) Kriegstagebuch« basiert auf wahren Begebenheiten. Alle vorkommenden Namen und Handlungen entsprechen dem Briefwechsel des Soldaten Paul. Des Weiteren enthält dieses Werk bewusst, die nach heutiger Sicht falschen geschichtlichen Schilderungen. Ziel ist es, ungeschont und nicht lappaliesiert, die damaligen Verhältnisse an der Front und in der Heimat zu schildern! Dazu gehören auch Äußerungen, die nach heutigem Verständnis unangebracht oder gar wider unserer Auffassung sind. Zu betonen ist, dass ich mich ganz klar von solchen Äußerungen distanziere und diese nur der Authentizität halber veröffentliche! Die zwölf Bändige eBook Edition »Frontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Ein (doppeltes) Kriegstagebuch« ist ein wahres Zeitdokument und stellt ein Mahnmal dar! Zwickau, im Frühjahr 2016 - Sebastian Lange

Einleitung

Als Max Paul im Jahre 1939 als Besatzungssoldat durch Polen marschierte, entschloss er sich, seine Eindrücke in einem späteren Kriegstagebuch festzuhalten. Er sammelte seine Post, führte ein Tagebuch, schrieb auch Aufsätze. Max war bereits im 1. Weltkrieg Frontsoldat. Er war unzufrieden mit dem Ausgang dieses Krieges und der folgenden Entwicklung in Deutschland. In seiner deutsch-nationalen Gesinnung fand er Gleichgesinnte in der Frontkämpfer-Organisation „Stahlhelm“ (Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde er in der Partei eingegliedert. Bald schien ihm ihre Weltanschauung den richtigen Weg Deutschlands in eine gesicherte, starke und glückliche Zukunft zu gewährleisten. In der SA trainierte er weiter seine soldatischen Fertigkeiten.So kam es, dass er im 2. Weltkrieg für einen langen Dienst in der Wehrmacht bestimmt wurde, auch, als andere Angehörige seines Jahrgangs längst wieder in die Heimat entlassen waren. Max steht fest hinter der Kriegsführung des 3. Reiches. Er vertraut den Worten und Verheißungen. Mit voller Kraft dient er seinem Vaterland, trägt mit seiner Familie einsichtig die geforderten Opfer.Im Januar 1945 liegt er als Reserve hinter der Ostfront, wird von der Roten Armee überrannt und gilt seitdem verschollen. 50 Jahre später habe ich dieses, sein Kriegstagebuch zusammengestellt. Es enthält auch die Briefe des 1. Weltkrieges und dem folgenden Lehrerstudium.Dieses Tagebuch bietet keine Abenteuer. Es stellt ein nüchternes Zeitdokument dar und soll eine Mahnung sein.  Leubnitz, 1998 - Edgar Rentzsch

1920

Am 09.01.1920 schreibt Max aus Lommatzsch an Marie, dass er vorgestern glücklich dort gelandet sei. Er war also auch nach Neujahr nochmals in Werdau.

Er behandelt noch die Frage, was aus ihren Liebesbriefen werden soll. Aufheben, ja! Aber getrennt oder zusammen und wer verwahrt sie? Es kommt zu keiner Entscheidung.

 

Nach einem Liebesbrief vom 14.01.1920 folgt der Brief von Max an Marie vom 18.01.1920 aus Lommatzsch:

„... Ich bin froh, dass 1919 vorbei ist. Ich erwarte von 1920 eine große Freude, unsere öffentliche Verlobung. Ich habe die Hoffnung auf ein dauerndes Zusammenleben von uns und will das so schnell wie möglich herbeiführen. … Wie versprochen, rauche ich am Tage nicht mehr als zehn Zigaretten. … Den Kragen und Schlips lass ruhig in Werdau, ich komme ja wieder hin. … Das Harmoniumspiel gefällt Dir also. Bringst Du es denn auch? Ein Harmonium ist nämlich gar nicht sehr teuer. Lieber würde ich mir später allerdings eine Hausorgel anschaffen. Wir werdens uns schon einmal gemütlich einrichten! … Vorgestern war ich mit dem Rad in Meißen, mir das Hochwasser anzusehen. In der Stadt siehts aus wie in Venedig. Überall schwimmen Kähne, sogar in Badewannen gondeln sie rum. Der Fußgängerverkehr wird durch Holzstege aufrecht erhalten. … Halt, noch eins: Hanna Loos hat mir wieder geschrieben. Den Brief und die Abschrift meiner Antwort schicke ich Dir morgen aus Oschatz zu ...“

 

 

Bild: Meißen. Neugasse, Hochwasser vom 17.01.1920

 

 

Auch der angeführte Brief der Hanna Loos ist erhalten geblieben. Diese war laut ihrem Brief vom 13.01.1920 im Erholungsort Rabenstein und dankt Herrn Paul für seinen lieben Brief. Sie erzählt, dass sie aus einem Bauernhof stamme, sich jetzt im Winter erhole, ist sie doch daheim das Goldtöchterchen und dass ihre Arbeit im Frühjahr in Ackerbau und Viehzucht wieder beginne. Sie beendet den Brief mit der Bitte um ein Bild von ihm.

Max bemüht sich, Mariechen seine Abneigung zu zeigen, hat stilistische und Rechtschreibfehler im Brief angekreuzt, um darzustellen, dass die Bekanntschaft mit ihr nur eine Eintagsfliege war.

 

Seine Antwort an die Hanna Loos ist verletzend. Eingebettet in Höflichkeiten schreibt Max ihr, dass er nicht mit einem Bild von ihm ihre Sammlung erweitern möchte.

 

Am 20.01.1920 schreibt Max vom Lehrerseminar in Oschatz einige interessante Einzelheiten:

In Oschatz angekommen war er nach dem Auspacken zuerst in ihrer Stammkneipe, der „Schieberdiele“ und hat sich zum Essen angemeldet, da er nicht mehr im Seminar essen will. Dann ist er ins Kaffee Zierold, wo er mit Studienfreunden und ihren Mädchen zusammentraf. Gemeinsam haben sie ihren Jammer, wieder in Oschatz zu sein, mit einigen Flaschen Wein hinuntergespült.

„... Heute fing die sogenannte Arbeit an, drei Stunden am Vormittag: Geschichte der Pädagogik, Geschichte und Erziehungslehre. Die erste Stunde, bei Oberlehrer Eiltzer, war furchtbar lahm. Geschichte bei Professor Sigismund schon ganz lustig. Die letzte Stunde, beim „Alten“ (der Schulrat) war schon fidel. Der weiß die schönsten Witze.

Dann war noch eine Klassenbesprechung. Da forderte uns der Schulrat auf, uns als „Zeitfreiwillige“ zu melden. Mittwoch oder Sonnabend Nachmittag einmal Übung oder Schießen. Verwendung sollen wir finden bei eventuellen Aufständen oder Gegenrevolution, Massenräubereien usw. Das muss ich mir aber erst noch mal überlegen.

In der Klassenbesprechung ging es auch um ein Vergnügen, das wir in nächster Zeit abhalten wollen: Tanzkränzchen in folgender Kneipe mit Damen. Doch vorerst gabs nichts Konkretes ...“

 

 

Bild: Ansichtskarte Konditorei und Kaffeehaus Johannes Zierold um 1920

 

 

Max an Marie aus Oschatz vom 24.01.1920:

„... Du warst also Sonntag im Kino. Dass Du mit Herrn … (unleserlich) nicht nach Leipzig in Theater gehst, habe ich nicht anderes erwartet. Aber willst Du hier nicht mit mir mal gehen? Schreibe, und ich besorge die Karten. … Deinen Briefwechsel mit anderen Herren hast Du nun also eingestellt? Ich freue mich so, dass Du mir diesen Gefallen getan hast ...“

Erst jetzt schickt ihr Max die Post mit den Briefen von Fräulein Loose. „Stil und Orthographie ist köstlich. Werde Dir auch eventuell weitere Briefe schicken.“

 

Am 28.02.1920 aus Oschatz (Max hat seine Prüfung als Turnlehrer abgelegt):