Maddrax 445 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 445 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Mangels Avatar muss Starnpazz persönlich zu seinem zweiten Besuch auf der Erde aufbrechen. Nach der Exxus-Katastrophe drängt die Zeit, die Deportation der Menschen vorzubereiten. Doch als Kontra verfolgt er noch immer eigene, den Menschen wohlgesonnene Pläne. So widmet er sich nach der Inspektion des Sprungfeld-Transporters in Agartha seiner Idee, den Mars zu kontaktieren. Und muss erstaunt feststellen, dass sich aktuell ein Marsianer auf der Erde befindet, der nach einem Hydriten sucht. Das ist die Chance für Starnpazz, kennt er doch einen, der sich auf dieses Abenteuer einlassen könnte: Quart'ol.

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Seitenzahl: 135

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Ein Besucher kehrt zurück

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Christian Schwarz

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4309-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfreiche Links zu diesem Roman:

Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Auf dem Mond Terminus lässt sie ein Psi-Feld ihr früheres Leben vergessen. Unterwegs zum Turm der Initiatoren, den Herren des Systems, befreien Matt und Aruula das mächtige Volk der Saven unfreiwillig aus ihrem Kerker, bevor sie zum Wassermond Aquus geschickt werden, wo sie zusammen mit dem Dreen Mi-Ruut auf die Hydree treffen. Diese Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen zurück. Sie reisen zum Mond Binaar weiter, wo nur künstliche Wesen leben. Cyborgs wollen fliehen und lösen einen ganzen Stadtteil – Exxus – aus Binaar. Matt und Aruula reisen mit, aber auch ihr Erzfeind Jacob Smythe und ein Initiator in einem Avatar. Smythe erlangt die Kontrolle über den Zentralrechner und ändert den Kurs auf den Ringplaneten. Doch dann stürzt er in einen Schacht, und bevor die Exxus mit dem Planetenring kollidiert, zwingt der Initiator die Menschen in ein Shuttle, das aber ins Schwerefeld des Mondes Botan gerät.

Nach dem Absturz treffen Matt und Aruula auf Molchwesen, die hier für die Initiatoren tätig sind. Die Natur ist krank, Faulzonen breiten sich aus! Der Geist Botans versucht Matt und Aruula zu assimilieren, was Mi-Ruut verhindern kann. Sie finden Xaana in einem Kokon. Als sich die Krankheit über ganz Botan ausbreitet, setzen die Initiatoren in ihrer Not die auf Terminus festsitzenden Saven ein. Plagmal und Kurzmüh heilen Botan und versuchen den Geist zu übernehmen – was misslingt. Botan vereinnahmt die Saven und erlaubt den Gefährten die Rückkehr nach Aquus. Xaana erhält dort ihre Erinnerung zurück. Sie finden ein Beiboot der ersten Hydree, mit dem Matt, Aruula und Xaana Aquus verlassen, um die Initiatoren auf dem Mond Messis zu treffen. Dort erwartet sie eine Delegation aus drei Avataren – die aber von den Kontras von der Leitstelle getrennt werden, bevor der Kontakt zustande kommt. Dafür haben unsere Freunde jetzt ein Problem, denn die Einheimischen glauben, sie hätten die drei ermordet! Sie flüchten und suchen nach dem Transferturm des Mondes, während ein Kontra einen der „toten“ Avatare kapert und ihnen folgt, um sie über die wahren Pläne seines Volkes zu unterrichten. Kurz bevor er die Menschen erreicht, stoppen ihn drei Initiatoren, die körperlich nach Messis kamen und nun statt seiner die Verfolgung fortsetzen. Für unsere drei Helden unterbricht die Regenzeit auf Messis ihre Wanderung, während der sie die Geschichte der Messisaner erfahren – und Schnurrer verloren geht.

Ein Besucher kehrt zurück

von Christian Schwarz

Vor der Ostseeküste

Schlagartig änderte sich die Umgebung. Dunkle Wolken am Himmel machten den Tag beinahe zur Nacht. Ein wütender Sturm peitschte eiskalten Regen in Nachtstimmes Gesicht. Der Marsianer schrie entsetzt auf, als er aus dem Himmel fiel.

Natürlich hatten sie ihm gesagt, dass der Zeitstrahl ihn aus einigen Metern Höhe ausspucken würde – aber es war etwas ganz anderes, es real zu erleben. Der Schreck schnürte ihm die Kehle zu, als er den aufgewühlten Wellen entgegen stürzte. Mit der Kehrseite voran durchschlug der Marsianer die Wasseroberfläche und tauchte in die eiskalte See.

Da er einen Helm trug, schluckte Nachtstimme wenigstens kein Wasser. Aber er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. All die gut gemeinten Instruktionen, die sie ihm mit auf den Weg gegeben hatten, gingen in einer Panikattacke unter.

In diesem Moment spürte er, dass ihn etwas aufrichtete und unwiderstehlich nach oben zog.

Die Rettungsweste hatte ausgelöst!

Roter Vater Mars, ich danke dir …

Endlich schaffte es Nachtstimme, einigermaßen klare Gedanken zu fassen. Sein Einsatzanzug war im Bereich des Schultergürtels mit Luftkissen gepolstert. Durch den Aufprall hatten sie sich aktiviert.

Gleich darauf durchbrach sein Kopf die Wasseroberfläche. Nachtstimme hätte also jetzt, da er tatsächlich planmäßig und unbeschadet auf der Erde gelandet war, beruhigter sein können. Das Gegenteil war der Fall. Der Waldmann war die marsianischen Wälder gewohnt und kam auch in den Städten gut zurecht. Größere Wasserflächen hatte er aber immer gemieden.

Und nun tobten um Nachtstimme herum die Elemente. Weiß gischtende Wellenberge türmten sich wie hohe Wände auf, rollten heran und nahmen ihn mit sich in die Höhe. Beruhigend war nur, dass sie ihn dank der Luftkissen nicht unter die Oberfläche drücken konnten.

Auch mit dem Regen, den ihm der Sturm weiterhin unablässig ans Helmvisier peitschte, wurde er ganz gut fertig. Die monströsen Sandstürme seiner Heimat nahmen ihm weit mehr die Sicht. Nur dass er keinerlei Orientierung hatte, ließ ihn beinahe verzagen. Seine Instinkte, die ihm auf dem Mars schon oft das Überleben gesichert hatten, versagten hier vollkommen.

Er musste an Land gelangen, aber er konnte es nicht einmal riechen, geschweige denn sehen. Wo war es? Hatte ihn der Zeitstrahl tatsächlich nahe einer Küste ausgespuckt? Oder doch inmitten der schieren Endlosigkeit, die die Ozeane der Erde darstellten?

Seitdem man die Schriftzeichen der Hydree entschlüsselt hatte, konnte der Zeitstrahl so genau eingestellt werden wie niemals zuvor. Doch die Verhältnisse auf der Erde hatten sich durch den in seiner Umlaufbahn stetig näher kommenden Mond dramatisch verändert. Niemand wusste, ob sich die Küstenlinie nicht durch Sturmfluten verändert hatte.

Nachtstimmes Hilflosigkeit verwandelte sich allmählich in Zorn. Die Worte eines Technikers von MOVEGONZ TECHNOLOGY, der ihm kurz vor Betreten des Zeitstrahls den Rucksack mit der Ausrüstung überreicht hatte, kamen ihm in den Sinn: „Am Wichtigsten ist es, dass Sie es nach der Wasserung so schnell wie möglich an Land schaffen.“

Ja, ganz toll. Und was, wenn kein Land in Sicht ist?

Seine Gedanken jagten sich. Drei Tage und Nächte lang, mit jeweils nur zwei Stunden Schlaf, hatte ihn Ausbilder Kelog Bright, ein Neffe Samari Brights, durch die Mangel gedreht, um ihm wenigstens das kleine ABC des Überlebens auf der Erde einzuimpfen.

„Keine Sorge, wir justieren den Strahl auf ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt. Der Sturz aus einem Dutzend Metern wird der schwierigste Teil Ihrer Ankunft sein. Die Luftkissen Ihres Nanofunktionsanzugs blasen sich umgehend auf, dann wird der Weg ans Ufer das reinste Kinderspiel.“

Ein exzellentes Ausbildungsprogramm, ganz ohne Frage. Sprünge von einem Zehn-Meter-Brett in ein Schwimmbecken, bei bestem Wetter in ruhiges Wasser. Weltklasse, du Vollidiot von einem Ausbilder!

Nachtstimmes Gedanken wanderten zu Nomi, seiner Geliebten, die erst vor kurzem zur neuen Präsidentin des Mars gewählt worden war, und sofort änderte sich seine Laune. Dieser letzte Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, bevor er in den Zeitstrahl ging, war so voller Liebe, Sehnsucht und Sorge gewesen, dass er beinahe umgekehrt wäre.

Aber das wäre nicht in ihrem Sinn gewesen. Sie musste den wichtigen politischen Belang der Mission über ihre privaten Gefühle stellen. Und immerhin hatte ihn niemand zu dieser Mission gezwungen. Er hatte sich freiwillig gemeldet, nachdem Kendoro Frey, der erste und sicher auch geeignetere Kandidat, ermordet worden war.

Bright hat nur versucht, mich in den verbleibenden drei Tagen möglichst gut vorzubereiten. Ich sollte ihm vielmehr dankbar sein …

In diesem Moment zupfte etwas an Nachtstimmes Bein. Adrenalin schoss in seine Blutbahn. Was war das?

Das Zupfen ließ nach. Nachtstimme atmete vorsichtig auf, spürte seinen Herzschlag aber immer noch hoch oben im Hals. War es nur Einbildung gewesen? Sicher; seine überreizten Nerven hatten ihm einen Streich gespielt. Tief atmete er durch.

Da war es wieder! Nachtstimme spürte eine Berührung am Bein. Dann einen Druck. Etwas umklammerte seinen rechten Knöchel! Von wegen Einbildung! Ein heftiger Schmerz raste durch seinen Körper – bevor ein scharfer Ruck ihn nach unten zog.

Der Marsianer schrie entsetzt auf, als er mit dem Helm unter Wasser tauchte. Er strampelte mit den Beinen, um die unbekannte Last loszuwerden. Bleischwer hing sie an seinem rechten Bein, sodass er nur das linke bewegen konnte. Damit traf er tatsächlich etwas – Hartes. Was immer es war, es ließ sich nicht beeindrucken. Bevor Nachtstimme sich versah, zog ihn das Ding weiter nach unten! Die Kraft seines Gegners war so groß, dass sie sogar den Auftrieb der Luftkissen überwand!

Nachtstimme glaubte, ihm würde das Bein ausgerissen. In diesem Augenblick erinnerte er sich an die Ausbildung. Sie hatten eine Situation wie diese geübt. Er musste sich nur daran erinnern.

Nachtstimme atmete tief durch. Es gelang ihm, sich zusammenzureißen und die Angst zurückzudrängen. Plötzlich wusste er wieder, was zu tun war.

Der Waldmann griff nach unten und tastete über seinen Multifunktionsgürtel. Ah, da war der Knopf! Er drückte ihn. Der Druck um seinen Knöchel ließ schlagartig nach, die Zugkraft verschwand ebenfalls.

Nachtstimme wurde rasch wieder nach oben getrieben.

Ringplanet, System der Initiatoren

Es kam sehr selten vor, dass eine Große Runde einberufen wurde. Und noch seltener, dass einer aus der Edlen Kaste sie leitete. Schwarz-2 Golumbazz war dieser Edle, der insgesamt fünfzehn Initiatoren aus den Dunklen Stufen zur Besprechung rief.

Starnpazz als Blau-1 gehörte dazu. Mit widerstreitenden Gefühlen ging er zum Besprechungsraum. Die Stufe Schwarz war formal zwar die höchste der Dunklen Stufen, doch deren Angehörige standen in Wirklichkeit weit über allen anderen Initiatoren. Sie bildeten deren absolute Elite, die sich zudem weitgehend abkapselte. Deswegen kam es nicht oft vor, dass das „Fußvolk“ einen leibhaftigen Schwarz zu sehen bekam. Starnpazz war noch nie zuvor einem begegnet.

Golumbazz verbarg sein Gesicht unter einer Kapuze. Unbewegt wartete er, bis alle Initiatoren Platz genommen hatten. Starnpazz fühlte Erregung in sich hochsteigen, als er den Schwarz verstohlen beobachtete, so wie es auch alle anderen taten; selbst die vier Anwesenden der Stufen Blau-2 und Blau-3, die zu den Hochgestellten zählten, machten da keine Ausnahme. Golumbazz’ Haut war deutlich dunkler als die aller anderen Anwesenden. Zufall? Auf jeden Fall hatte Starnpazz eine solche Hauttönung bei einem seines Volkes noch nie zuvor gesehen.

Plötzlich erhob sich Golumbazz. Er ließ seine Kapuze auch jetzt oben. Mit einer Handbewegung zog er einen der zahlreichen Holo-Ordner, die überall im Besprechungsraum schwebten, zu sich heran. „Schaut euch zuerst diese Aufnahme an, bevor wir uns beraten“, befahl er mit schroffer Stimme. Ein Holofeld flammte über dem Ordner auf. Wortlos betrachteten die Initiatoren die Bilder. Sie zeigten die Exxus-Katastrophe aus allen möglichen Blickwinkeln. Das Stadtraumschiff durchpflügte den Planetenring und zerstörte die Dynamik des fragilen Gebildes. Dann schrammte es am Schutzperimeter entlang und brach schließlich auseinander. Trümmerteile zerstörten drei der Kontrollstationen in gigantischen Explosionen. Trudelnde Gesteinsbrocken verteilten sich zwischen Ring und Planet.1)

Schnitt.

Der Ringplanet kam ins Bild. Er wirkte unscharf, schien sogar ein wenig zu flackern, was den Initiatoren ein entsetztes Stöhnen entlockte.

Schnitt.

Bilder des Mondes Messis waren zu sehen. Die Ernte erfolgte bereits auf dem gesamten Planeten. Fieberhaft wurde sortiert und die Qualität geprüft.

Schließlich erlosch die Präsentation.

„Seit der Exxus-Katastrophe haben wir immer größere Probleme, den Schutzperimeter aufrechtzuerhalten“, sagte Golumbazz mit ruhiger Stimme. „Wir haben drei weitere Haupt- und neun Nebenstationen durch Spätfolgen verloren. Mit optimalen Mentalressourcen könnten die verbliebenen Stationen ihrer Aufgabe trotzdem noch nachkommen – aber die ohnehin schon schlechten Mentalressourcen haben durch die freigewordene Strahlung noch einmal einen Qualitätsverlust erlitten. Seit heute Morgen liegen die Untersuchungsergebnisse vor. Mit anderen Worten: Die noch vorhandenen Projektor-Stationen arbeiten im Moment nur noch mit einem Drittel ihrer Leistung, Tendenz fallend. Das heißt: In acht, spätestens in neun Runden wird der Perimeter erlöschen. Das ist dann die wahre Katastrophe.“

Die Initiatoren sahen sich ratlos an. Starnpazz bemerkte die Angst in den Augen von Blau-2 Menkess, der ihm gegenübersaß.

„Wir brauchen die Menschen also noch schneller als ursprünglich geplant“, murmelte Menkess.

„Da sind wir bereits beim Kern des Problems“, bestätigte Golumbazz. „Ich würde sogar sagen: sehr viel schneller.“

„Aber wir wissen immer noch nicht, ob die Menschenrasse wirklich zu hundert Prozent kompatibel ist, auch wenn vieles dafür spricht“, wandte Menkess ein. „Wir konnten die auf einem der Monde befindlichen Menschen noch immer nicht aufspüren und einfangen …“

„Dieses Versagen kommt später noch zur Sprache.“ Golumbazz blieb auch jetzt ruhig. Starnpazz glaubte aber, seine Augen unter der Kapuze für einen Moment aufblitzen zu sehen. „Uns bleibt keine Wahl, wir müssen dieses Restrisiko eingehen. Deswegen wird Blau-1 Starnpazz umgehend zur Erde zurückkehren und den Transfer vorantreiben. Er muss so bald als möglich erfolgen, und wir dürfen nicht versagen. Hörst du, Blau-1 Starnpazz? Es müssen zeitnah mindestens sechzig- bis siebzigtausend Menschen hierher transferiert werden. Egal, wie du es anstellst, die Sprungfeld-Plattform muss endlich vollendet werden. Ich gebe es in deine Hand. Und alle anderen werden jedwede Anstrengung unternehmen, die Menschen hier im System sehr rasch ausfindig zu machen. Ausreden und Verzögerungen werden nicht mehr geduldet. Dafür ist unsere Lage zu verzweifelt.“

Golumbazz verschwand grußlos. Und Starnpazz bereitete sich auf seine zweite Reise zur Erde vor. Die neue Situation hatte ihn völlig überrumpelt. Natürlich wollte Starnpazz seinem Volk helfen. Es war unabdingbar nötig, eine große Anzahl von Menschen hierher zu transferieren, wenn die Initiatoren ihrer Lebensaufgabe weiterhin nachkommen wollten. Das mussten selbst die Kontras einsehen. Er sträubte sich aber innerlich dagegen, den Rest der Menschheit einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Dazu schätzte er die Menschen zu sehr; ihre Mentalität beeindruckte ihn.

Wie kann es mir gelingen, weitere Menschen zu retten?, überlegte er fieberhaft. Die Unterwasserstädte der Mendriten in Sub’sisco werden keinen ausreichenden Schutz bieten. Wenn der Mond einschlägt, wird so gut wie alles Leben auf der Erde vernichtet. Bleibt als beste Option der Mars. Aber die beiden auf der Erde verbliebenen Marsianer können ja nicht einmal Kontakt zu ihrem Heimatplaneten herstellen. Es sei denn … Ihm kam eine verwegene Idee. Ja, warum eigentlich nicht? Ich könnte es immerhin probieren …

Mit dem Status seiner überaus wichtigen Mission hatte Starnpazz uneingeschränkten Zugang zu den Technikhallen. Dort „lieh“ er sich ein Gerät aus, ohne es zu registrieren. Bei all der anderen Ausrüstung, die er mitnehmen würde, darunter einen mobilen Sprungfeldgenerator und eine Translatorfolie zur Verständigung, würde es nicht weiter auffallen.

Schließlich war er mit seinen Vorbereitungen fertig. Von ihm aus konnte der Transfer durch das Wurmloch jederzeit beginnen. Und tatsächlich bekam er umgehend grünes Licht.

Starnpazz fühlte Aufregung in jeder Pore, als er in die aufrecht stehende Transportkapsel stieg; mehr noch als beim ersten Besuch. Denn da hatte statt seiner ein Avatar die Reise angetreten. Dies war nach der Zerstörung der IAS-Station2) durch die Kontras nicht mehr möglich. Er musste persönlich, also körperlich zur Erde reisen.

Doch auch wenn seine Mission heikel und diesmal ungleich gefährlicher war, freute er sich doch darauf.

Ein Besucher kehrt zurück, dachte Starnpazz, als er die Halteschlaufe um seinen Körper verankerte. Der Deckel schloss sich automatisch; es wurde dunkel um ihn. Die Fahrt durch das stabile Wurmloch über der Sonnenachse, zu dem der Transferturm die Kapsel versetzen würde, begann. Allerdings gab es da etwas, das ihm echtes Kopfzerbrechen bereitete …

San Fernando Valley, Kalifornien

Brina träumte schwer. Panisch lief sie durch das zerstörte El’ay. Irgendwo knallten Schüsse. Schemenhafte Schatten verfolgten sie, huschten um sie herum. Plötzlich balancierte sie auf einem schmalen Grad, den die schweren Erdbeben noch hatten stehen lassen. Links und rechts von ihr schwappte ein See aus orangeroter Lava in der Tiefe. Weit entfernt standen ein paar brennende Ruinen.

Brina schwitzte Blut und Wasser. Jeder Schritt war die Hölle. Das große Haus am Ende des Pfades schien unversehrt zu sein. Es versprach Rettung, auch wenn die schwarzen Rauchwolken dahinter, die träge in den Himmel stiegen, etwas anderes zu sagen schienen. Brina balancierte weiter, keuchend, schluchzend, während die Schatten sie immer stärker attackierten. Sie kam voran, doch das Haus blieb stets gleichweit entfernt. Ein riesiger Roboter erschien in einem der oberen Fenster und beugte sich heraus. „Komm, Brina“, lockte Miki Takeo, „komm, reiß dich zusammen, gleich hast du es geschafft …“