Maddrax 446 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 446 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Gegen alle Widerstände gelangen Starnpazz und Quart'ol zusammen mit dem Marsianer Nachtstimme an Bord der AKINA II. Aber noch liegen fünf Monate Rückflug zum Mars vor ihnen - und nicht alle werden ihn lebend überstehen! Wenn es Quart'ol gelingen sollte, die geheime Anlage auf dem roten Planeten zu starten, steht ein Exodus der Erdmenschen von ihrem sterbenden Planeten bevor. Doch es gibt mächtige Kräfte, die sich dem Ansturm ihrer Vorfahren mit allen Mitteln erwehren wollen...

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Seitenzahl: 149

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Retter des Mars

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Christian Schwarz und Jana Paradigi

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4373-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfreiche Links zu diesem Roman:

Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Dort herrschen die Initiatoren, auch „Friedenswahrer“ genannt, die Fremdwesen aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie einer Reihe von Tests zu unterziehen. Matt und Aruula können ihnen jedoch mit der Hilfe von Rebellen in der Millionenstadt Toxx entkommen, und sie reisen von Mond zu Mond, um ihre Gefährtin Xaana zu finden, die schon Monate zuvor durch das Wurmloch ging. So wie auch ihr Erzfeind Professor Dr. Smythe – ehemals ein Wissenschaftler, jetzt ein Roboter mit dessen Erinnerungen –, auf den sie zuerst treffen, der sich aber in seinem Machthunger mit einer Rettungskapsel ins All katapultiert.

Mit der Hilfe ihrer neuen Gefährten Mi-Ruut und Kra’rarr finden Matt und Aruula schließlich Xaana auf dem Dschungelmond Botan. Doch dessen Natur ist krank! Der Geist Botans versucht Matt und Aruula zu assimilieren, was Mi-Ruut verhindern kann. Als sich die Krankheit über ganz Botan ausbreitet, setzen die Initiatoren in ihrer Not die auf Terminus festsitzende, gottgleiche Rasse der Saven ein. Sie heilen Botan und werden von dem Naturgeist vereinnahmt, der den Gefährten die Passage auf den Mond Aquus erlaubt, wo Matt, Aruula und Xaana mit einem Beiboot der Hydree den Ringplaneten der Initiatoren zu erreichen versuchen. Sie werden auf den Mond Messis umgeleitet, wo sie eine Delegation aus drei Avataren erwartet – Roboter, in die die Geister der Friedenswahrer schlüpfen können. Diese werden jedoch von den Kontras, einer Guerillagruppe innerhalb der Initiatoren, die den Menschen wohlgesonnen sind, von der Leitstelle getrennt, bevor der Kontakt zustande kommt. Nun glauben die Einheimischen, sie hätten die drei ermordet! Die Gefährten flüchten, während ein Kontra einen der „toten“ Avatare kapert und ihnen folgt, um sie über die wahren Pläne seines Volkes zu unterrichten. Kurz bevor er die Menschen erreicht, stoppen ihn drei Initiatoren, die körperlich nach Messis kamen und nun statt seiner die Verfolgung fortsetzen.

Währenddessen besucht der Kontra Starnpazz die Erde, um zu versuchen, den Mars bei der Rettung der Menschheit einzubinden. Er stellt erstaunt fest, dass gerade ein Marsianer auf der Erde weilt, der einen Hydriten zum Mars bringen soll, um dort eine Maschine der Hydree zu aktivieren, die das Ende aller Nahrungsknappheit bedeuten kann. Starnpazz ergreift die Chance und bietet ihnen Quart’ol an – wenn die Marsianer einer Evakuierung zustimmen.

Retter des Mars

von Christian Schwarz und Jana Paradigi

Elysium, Mars

Er stand im Schatten einer defekten Reklametafel und blickte die Straße entlang. Es war ihm zu einer überlebenswichtigen Gewohnheit geworden, misstrauisch zu sein. Ein Haus durch die Vordertür zu betreten, war alles andere als normal für ihn. War das Treffen eine Falle?

Seine Finger umschlossen die Laserwaffe in seiner Tasche fester. Ein letzter Blick, dann trat er ins Licht der nächtlichen Straßenbeleuchtung und ging zügig auf das Anwesen zu. Das Tor öffnete sich, noch bevor er es ganz erreicht hatte. Kameras auf den Torsäulen behielten ihn im Auge. Schatten links und rechts des Weges begleiteten ihn. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Das Refugium des Gonzales-Clans lag im Osten von Elysium. Armand Salvator Gonzales hatte dafür gesorgt, dass es strenger als der Sitz des Rates bewacht wurde. Als Politiker lebte man gefährlich – besonders, wenn man gleichzeitig die Macht über Technologie und Fortschritt eines ganzen Planeten in Händen hielt.

MOVEGONZ TECHNOLOGY war nicht nur die größte Firma, die vom einfachen Gleiter bis zu intergalaktischen Raumschiffen alles im Programm hatte und jeden belieferte, der zahlen konnte – sie war auch die einzige. Hier und da hatte ein kluger Kopf versucht, ein Konkurrenzunternehmen zu etablieren. Doch Armand Salvator Gonzales hatte – genau wie seine Vorgänger – dafür gesorgt, dass solche übereifrigen Marsianer die Risiken zu spüren bekamen, die damit einhergingen.

Die Zeiten waren schlecht. Keiner hatte je die Ausdauer und Kühnheit besessen, diesem Druck auf längere Sicht zu trotzen. Entweder hatten sie ihre Geschäfte aufgegeben oder schließlich einer Fusion zugestimmt. Nach der Firmen-Vereinnahmung und Kontrollübernahme der wichtigsten Posten wurde Brauchbares aussortiert und der Rest des Kleinunternehmens abgewickelt.

Dennoch, je größer die Macht, umso größer auch die Angriffsfläche. Egal, wie strategisch klug man die Säulen so eines Konglomerats aus Strukturen, Geld und Einfluss auch aufgebaut und gefestigt hatte, es gab immer wieder Entwicklungen von außen, die nicht vorhersehbar waren.

Eine davon war die Entdeckung einer bisher unbekannten Hydree-Anlage. Eine angebliche Wunderwaffe, um die Nahrungsprobleme auf dem Mars zu beenden. Im Grunde eine völlig utopische Vorstellung, doch das war der Zeitstrahl ebenso gewesen. Und dass dieser nicht nur Einbildung, sondern real war, wurde schon mehrfach bewiesen.

Sollte die Regierung unter Nomi Tsuyoshi dieses neuerliche Relikt des Alten Volkes tatsächlich zum Funktionieren bringen, war das seit Jahrzehnten betriebene Booster-Projekt des Gonzales-Unternehmens nur noch Marsstaub wert. Denn auch wenn es dem Rat nicht offiziell bekannt war, so arbeitete MOVEGONZ TECHNOLOGY durchaus an Mitteln zur Urbarmachung ausgedörrter Erde und zur Steigerung von Pflanzenwuchs, um die Nahrungsknappheit auf längere Sicht ebenfalls zu lösen – aber eben auch zu kontrollieren.

Die Aktivierung der Hydree-Anlage würde sowohl einen gigantischen Verlust in finanzieller Hinsicht, wie auch in Ansehen und Einfluss mit sich bringen. Etwas, das Armand Gonzales auf keinen Fall hinzunehmen gedachte. Das Projekt war, genau wie Iwaos Platzierung im Rat, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Herrschaft über den Mars.

Um in dieser Situation den Schein zu wahren, hatte Armand vor Nomi Tsuyoshi den Gönnerhaften gespielt und diese waghalsige Expedition zur Erde mit seiner Technologie unterstützt. Denn nur wenn man so nahe wie möglich an seinem Feind dranblieb, konnte man ihm im richtigen Moment einen Knüppel zwischen die Beine werfen und ihn zu Fall bringen.

Solche Knüppel hatte Armand dem Liebhaber der neuen Präsidentin gerne mit ins Gepäck gegeben, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass dieser Möchtegern-Abenteurer auch nur den Hauch einer Chance auf Erfolg haben würde.

Für Armand war es in seinen Überlegungen bisher vielmehr um die Frage gegangen, wie groß das Ausmaß des Versagens sein würde, das von diesem Waldmenschen, den sie durch den Zeitstrahl geschickt hatten, zu erwarten war. Und genau darüber sollte Valdis am heutigen Abend von Angesicht zu Angesicht Bericht erstatten.

Das verschwiegene Treffen, zu dem auch Iwao geladen war, fand im Jagdzimmer des Anwesens statt, einem abseits gelegenen Raum, in dem die Familie Gonzales erbeutete Trophäen aufbewahrte, von präparierten Echsenköpfen bis hin zu einem ausgestopften Kristallkamarin, dem Prachtstück der Sammlung. Der Raum war abhörsicher, die Fenster waren verspiegelt und schussfest. Zumindest wenn man davon ausging, dass es niemand mit einer Waffe bis ins Innere des Hauses schaffte.

„Warum hast du diesmal auf ein persönliches Treffen mit deinem ominösen Gehilfen bestanden?“, fragte Iwao. Als Familienangehöriger war er bereits zum Abendessen erschienen und stand nun zusammen mit Armand vor der kleinen, aber fein sortierten Bar, um sich einen Verdauungstrunk zu genehmigen.

„Du wirst noch lernen, dass es eines zerbrechlichen Gleichgewichts zwischen Vertrauen und Kontrolle bedarf, um dir die Treue deiner Untergebenen zu sichern“, antwortete der Hausherr. „So jemand wie Valdis muss hin und wieder den Druck und die Macht seines Auftraggebers zu spüren bekommen, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.“

Iwao wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment erklang die interne Service-Glocke und kündigte den erwarteten Gast an. Armand gebot seinem Enkel mit einer Handbewegung zu schweigen und stellte sein Glas ab.

Das Personal war angewiesen zu läuten, sobald es mit familienfremden Besuchern den Gang zum Jagdzimmer betrat. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme, um zu verhindern, dass gewisse Gesprächsthemen den Falschen zu Ohren kamen.

Einige Augenblicke später klopfte es, die Tür ging auf und Valdis betrat etwas zögerlich den Raum. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug, dessen Material mit hoher Wahrscheinlichkeit gleichzeitig als Schutzpanzer taugte. Kombiniert war die Kleidung mit einem ebenso schwarzen Hemd, passenden enganliegenden Handschuhen und einem Paar formgeprägter Stiefel, die sicher etliche Funktionen in sich bargen.

„Willkommen, mein Freund“, sagte Armand Salvator Gonzales mit einladender Geste. Valdis war tatsächlich ein langjähriger Gehilfe, auf den sich die Gonzales-Familie bisher immer hatte verlassen können.

„Ich wurde genötigt, meine Waffe abzugeben, und musste mich von Ihrem schmierigen Dienerpack abtasten lassen“, entgegnete Valdis ungehalten, während er sich wie erwartet mit dem Rücken zur Wand positionierte und den Raum mit geschultem Auge scannte. „Ich werde solcherlei Behandlung kein weiteres Mal zulassen. Schließlich sorgen meine Prinzipien dafür, dass ich am Leben bleibe. Und eine davon lautet: Vertraue niemandem.“

Es war nicht das erste Mal, dass der Ratsherr diese Ansprache von ihm hörte, und es würde auch gewiss nicht das letzte Mal sein. Denn Aufplustern und Zähnezeigen gehörte zum Geschäft.

„Sie haben nichts zu befürchten in den Mauern dieses Anwesens“, entgegnete Armand in väterlichem Ton.

„Und wenn, würden Sie es mich wohl kaum wissen lassen.“ Valdis lächelte verkniffen.

„Einen Drink?“, versuchte nun auch Iwao etwas zum Gespräch beizutragen.

Doch der Schwarzgewandete schüttelte den Kopf. „Ich nehme niemals etwas zu mir, das meine Sinne vernebeln könnte.“

„Und das ist auch gut so“, sagte Armand und deutete auf die opulente Sitzgruppe, die vor einem künstlichen Kamin mit digitaler Bildsimulation stand. „Wir sind hier, um Neuigkeiten von der AKINA II zu hören. Und zwar solche, die nicht über den offiziellen Äther verlautbart werden.“

„Natürlich“, zeigte sich Valdis beflissen. Dennoch wartete er, bis sowohl Armand als auch Iwao Platz genommen hatten, um sich die strategisch günstigste Position im Kreis der Anwesenden zu wählen. „Um Ihnen gleich allzu optimistische Erwartungen auszureden, muss ich leider mitteilen, dass der Waldmensch noch lebt und dazu auch noch gegen jede Wahrscheinlichkeit Erfolg auf seiner Mission zu haben scheint.“

„Das heißt, er hat tatsächlich einen Hydree gefunden?“, fragte Iwao.

„Keinen Hydree. Die Nachkommen nennen sich Hydriten“, berichtigte Valdis sofort. „Aber ja, es scheint dem Linguisten gelungen zu sein, ein solches genetisch ähnliches Exemplar ausfindig zu machen.“

Armand schwenkte sein Glas. „Dann scheint es auf das Schlimmste aller erdachten Szenarien hinauszulaufen.“

„In der Tat. Denn Nachtstimme konnte den Hydriten davon überzeugen, dass es eine gute Sache wäre, in ein fremdes Raumschiff zu steigen und zum Mars zu fliegen.“ Valdis’ Empörung und Missbilligung waren aus seinen Worten unverkennbar herauszuhören.

„Scheiße, was? Er ist bereits auf der AKINA II?“, blaffte Iwao.

Armand hatte erst begonnen, ihn schrittweise in die Pläne einzuweihen und ihm die nötige Diplomatie nahezulegen, die es für seinen Posten als Ratsmitglied bedurfte. Sein Enkel war in vielerlei Hinsicht immer noch zu ungestüm. Seine Karriere als Vertreter der Opposition hatte sein Mundwerk zu groß und zu laut werden lassen.

Entsprechend pikiert war Valdis’ Tonfall: „Nein, aber es wurde vermeldet, dass der Waldmensch demnächst samt Gast an Bord kommt. Die Mannschaft bereitet sich schon auf den Anflug und die Abholung vor.“

„Verloren ist trotzdem nichts“, sagte Armand lächelnd. „Wenn der Hydrit das Raumschiff wirklich erreicht, tritt eben Plan B in Kraft.“

„Plan B?“, fragte Iwao verwundert.

„Natürlich. Es ist immer nützlich, sich gegen alle Eventualitäten abzusichern“, gab Valdis bissig zurück.

„Schluss jetzt.“ Armands herrische Handbewegung ließ seine beiden Gäste verstummen. Er wandte sich an Iwao. „Selbstverständlich haben wir auch für diesen unwahrscheinlichen Fall Vorkehrungen getroffen. Valdis, Sie werden erneut mit der AKINA Verbindung aufnehmen und die Freigabe für Plan B erteilen.“

„Gewiss.“

Armand nickte zufrieden. Valdis war zuverlässig und in alles eingeweiht. Mehr noch, er hatte die Pläne mitentworfen. Nun fungierte er als Mittler. Denn eine direkte Kommunikation mit der AKINA II wäre für Armand viel zu riskant gewesen. Jemand anderes musste mit dem Raumschiff in Verbindung bleiben; jemand, der nicht ihm zugeordnet werden konnte. Und wer wäre da besser geeignet als Valdis?

Iwao dagegen hatte noch keine Ahnung, wie weit Macht reichen konnte. Wie viel Armand ihm erzählen würde, wollte er erst entscheiden, wenn Valdis fort war. Daher prostete er den beiden zu, trank sein Glas aus und erhob sich. „Ich denke, damit ist alles Nötige besprochen.“

Iwao schaute Valdis sinnend hinterher. Dann lächelte er schief. „Ich habe mir gerade eine Blöße gegeben, was?“

„Was meinst du?“

„Na ja, weil ich nicht automatisch einen Plan B vorausgesetzt habe.“

Armand lächelte erneut. „Du hast ein feines Gespür für diplomatische Fettnäpfchen. Jetzt wäre es aber so langsam an der Zeit, ihnen auszuweichen und sie nicht erst hinterher zu erkennen, wenn das Kind bereits in den Krater gefallen ist.“

Iwao senkte schuldbewusst den Blick. „Ich bemühe mich, Onkel.“

„Gut, sehr gut.“

„Was hat es mit diesem Plan B nun auf sich?“

Armand überlegte einen Moment. „Ich weihe dich ein, wenn es so weit ist.“

„Na gut“, murrte Iwao, der wusste, dass es keinen Sinn hatte, seinen Onkel zu etwas überreden zu wollen. „Aber da gibt es ein weiteres Problem. Wie sollen wir in der Öffentlichkeit mit den Neuigkeiten umgehen?“

„Darüber habe ich mir gerade auch schon Gedanken gemacht“, erwiderte Armand. „Wir werden das Thema natürlich mit allen Mitteln pushen. Ich werde der Nachrichtensendung Elysium News Transmitter ein Interview geben und darin preisgeben, dass ein Hydrit gefunden wurde. Dabei werde ich betonen, dass wir diesen Erfolg allein der neuen Präsidentin und ihrem zukunftsorientierten Projekt zu verdanken haben. Jedem Marsianer soll klarwerden, dass allein Nomi Tsuyoshi die Lösung der Nahrungsknappheit verantwortet.“

„Und eben auch letztlich das Versagen in dieser Sache.“ Iwao nickte mit verschwörerischer Miene.

An Bord der AKINA II

„Unglaublich, Sir. Er hat tatsächlich einen Hydriten aufgespürt“, stellte die Funkoffizierin Aileen Gonzo fest. „Und das dazu noch in relativ kurzer Zeit.“

„Ja, es ist wirklich unglaublich“, murmelte Toben E. Carter und starrte auf die Funkstation, die fast die gesamte vordere Wand einnahm. „Ich hatte ehrlich gesagt große Zweifel.“

Gonzo erlaubte sich ein kurzes Lächeln. „Die wenigsten Besatzungsmitglieder haben an einen Erfolg geglaubt, Sir. Schließlich ist dieser Nachtstimme … nun ja, ein Waldmann eben …“

Eine steile Falte erschien auf Carters hoher Stirn. „Was wollen Sie damit sagen, Funkerin?“, fuhr er sie in scharfem Ton an. „Halten Sie die Waldleute für Marsianer zweiter Klasse?“

„Nein, Sir, natürlich nicht“, lenkte sie unerschrocken ein. „Ich meinte nur, dass ein ausgebildeter Soldat vielleicht besser geeignet für die Mission gewesen wäre.“

„Auch wenn Sie’s vielleicht nicht für möglich halten: Die Präsidentin weiß durchaus, was sie tut.“

„Das wollte ich damit nicht sagen, Sir“, erwiderte Gonzo.

„Dann lassen Sie’s einfach.“

„Natürlich, Sir, Verzeihung.“

Der Kommandant der AKINA II nickte kurz, verließ den Funkraum und folgte dem roten Bodenstrich zum nächsten Lift. Von diesem ließ er sich ein Deck höher tragen. Die Tür öffnete sich nahezu lautlos, trotzdem drehten sich fast alle Köpfe der sechsköpfigen Brückenbesatzung spontan zu ihm um.

Carter betrat die Brücke und warf einen kurzen Blick in die Runde. Die Brücke war als Sechzehneck angelegt; jede hier untergebrachte Station nahm zwei oder drei Segmente ein, der Hauptschirm sogar sechs. Vor der rundum laufenden Reihe von Bildschirmen und den flachen Funktionskonsolen in Bauchhöhe arbeiteten der Einsatzoffizier zur Kontrolle der internen Schiffssysteme, der Wissenschaftsoffizier, der die Außensensoren kontrollierte, der Chefingenieur als Abteilungschef der Schiffstechnik, der Steuermann mit Blick auf den Hauptbildschirm und der Navigator, der für die Berechnung des Kurses zuständig war. Am Navigationspult saß die hübsche Mara Forsberg. Auf ihr blieb sein Blick einen kleinen Augenblick länger haften als auf den anderen. Sie deutete ein Lächeln an, bevor sie sich wieder umdrehte.

Fasziniert starrte der Kommandant auf den riesigen Hauptschirm vor sich. Eine blau leuchtende Kugel hing im All und füllte den Schirm fast zur Hälfte.

Die Erde.

Sieht aus, als hätte sie ein Geschwür, dachte er mit Blick auf den Mond. Er war dem Blauen Planeten bereits so nahe, dass er aus ihm herauszuwachsen schien. Jedenfalls aus dieser Perspektive und dieser Entfernung. In Wahrheit war er immer noch knapp zweihunderttausend Kilometer von der Erde entfernt, beeinflusste sie aber schon deutlich durch seine Masse.

Der Kommandostand befand sich in der Mitte der Brücke auf einer leichten Erhebung, direkt zwischen Toben Carter und dem Hauptbildschirm. Die Erste Offizierin Maélys Saintdemar saß vor dem halbkreisförmigen Pult, das jede Menge Displays, Schalter und Regler versammelte, drehte ihm den Rücken zu und betrachtete das Panorama so fasziniert, dass sie ihn nicht hatte kommen hören. Carter nahm die beiden Stufen zum Kommandostand mit einem eleganten Satz und besetzte seinen Sessel.

Erst jetzt bemerkte ihn die Erste Offizierin. Maélys Saintdemar war eine sehr gut aussehende, großgewachsene Mittsiebzigerin mit grünen Augen und kurzgeschnittenen weißblonden Haaren. Sie drehte ihren Sessel und schaute zu ihm hoch. „Ah, da sind Sie ja wieder, Sir. Konnten Sie diesen Waldmenschen erreichen?“

„Sie meinen Nachtstimme?“

„Ja, so heißt er wohl.“

„Ich habe mit ihm gesprochen.“

Saintdemar schaute erwartungsvoll. „Und? Hat er einen Hydriten aufgetrieben? Ich habe darauf meine kompletten Parfümvorräte gegen Gonzo verwettet. Die würde ich nur sehr ungern verlieren.“

„Sie können sie behalten, Vize“, antwortete Carter und dachte: Wie schade. Dann wäre dieser ekelhafte Duft wenigstens von der Brücke verschwunden. „Nachtstimme war erfolgreich. Allerdings …“ Er schaute kurz zum Navigationsstand. Mara Forsberg zog ein ungläubiges Gesicht, während daneben ein paar überraschte Ausrufe laut wurden.

„Was meinen Sie, Sir?“

„Nun, Nachtstimme sprach von ein paar Schwierigkeiten, ohne diese näher zu definieren. Wenn er sie in den Griff bekommt, war das wirklich eine großartige Leistung.“ Carter bemerkte, dass nicht alle Anwesenden diese Meinung teilten. „Und jetzt Statusmeldung, Vize“, befahl er.