Maddrax 462 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 462 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Matthew, Xij und Tom unternehmen zusammen mit Hordelab den Sprung nach Washington, um die dortigen Bewohner von der Evakuierung nach Novis zu überzeugen. Doch weder Mr. Black noch Miki Takeo sind in der Stadt. Dafür gibt es Ärger - mit den Nosfera, die sich dank einer düsteren Vision gegen die Menschen wenden. Als "Sohn der Finsternis" versucht Matt Drax zu vermitteln - und stößt auf einen noch viel größeren Schrecken. Denn plötzlich erfüllt sich im fernen Los Angeles die Vision der Blutsauger!

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Seitenzahl: 144

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Brennpunkt Meeraka

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: shutterstock/Melkor3D

Autor: Ansgar Back und Christian Schwarz

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5348-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, auch „Friedenswahrer“ genannt. Sie entführen Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. Matt und Aruula können ihnen entkommen und reisen von Mond zu Mond auf der Suche nach ihrer Gefährtin Xaana, die schon Monate zuvor durch das Wurmloch ging.

Mit Hilfe neuer Gefährten finden sie Xaana auf dem Dschungelmond Botan und bekommen die Gelegenheit, die Initiatoren auf dem Mond Messis zu treffen, wo eine Avatar-Delegation – Roboter mit den Geistern der Friedenswahrer – sie erwartet. Durch Einmischung der Kontras, einer Guerillagruppe innerhalb der Initiatoren, stoßen sie jedoch auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Sie beobachten, wie man entführten Messisanern die Köpfe abtrennt! Aber dann werden sie ihrer Erinnerungen beraubt! So können ihnen die Initiatoren eine Offerte unterbreiten: einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umzusiedeln und so vor der Vernichtung zu bewahren. In Wahrheit sollen sie die Messisaner ersetzen.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, mittels derer sie später geortet und per Wurmloch evakuiert werden sollen. Um Kontakt zu Techno-Enklaven aufzunehmen, lassen die Wissenschaftler vom Hort des Wissens einen Satelliten aufsteigen und empfangen erste Funkrufe. Matt, Xij und Tom machen sich mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg, derweil Hordelab nach Agartha springt, um die Transport-Plattform für das Wurmloch in Augenschein zu nehmen – und dort festgesetzt wird. Nach einer Rettungsmission in Griechenland treffen Matt & Co. auf die Enklave von Colonel Kormak, erkennen aber dessen Machtgier und setzen sich ab, ohne ihm einen Peilsender zu überlassen.

In Agartha treffen derweil Hordelab und die Daa’muren Grao und Ira aufeinander – und erkennen eine mysteriöse Verbindung zwischen sich. Die beiden verhelfen dem Initiator zur Flucht, und gemeinsam peilen sie mit dem Sprungfeld-Generator Matts Position an. Bei einem Kampf mit der rachsüchtigen Hydritin E’fah erfahren sie von einem Dorf mit überlebenden Daa’muren in Indien. Natürlich wollen Grao und Ira es ausfindig machen. Matt überlässt ihnen PROTO, während er mit Tom, Xij und Hordelab nach Meeraka springt …

Brennpunkt Meeraka

von Ansgar Back und Christian Schwarz

Waashtons Straßen waren die Hölle.

Jedenfalls empfand Edvaard Crutch das so. Als junger Soldat des Waashtoner Marines Corps bewunderte er die Nervenstärke, mit der die Älteren ihren Dienst taten. Edvaards Nervenkostüm hatte unter den Erfahrungen mit marodierenden Banden und Naturkatastrophen deutlich gelitten. Das spürte er, als er sich der Union Station näherte. Die Luft roch nach verbranntem Gummi und flimmerte über dem Asphalt in der Tageshitze. Edvaard sah zwei spielende Kinder, die einen Lederball hin und her kickten. Das Areal wirkte friedlich, nirgendwo schien Gefahr zu drohen.

Und doch richteten sich Edvaards Nackenhaare auf …

Das Mädchen hieß Auley, der Junge Droog. Edvaard kannte die beiden durch seine Patrouillen. Sie kamen aus Downtown, aus der Vermont Avenue. Viele Großfamilien wohnten dort, hauptsächlich Pales und Mechicos.

Er überquerte den Columbus Circle und ging auf den Bahnhof zu. Auley und Droog kickten den Ball und rannten hinter die Station. Edvaard folgte ihnen. Hier hielten sich kaum Menschen auf.

Er schaute sich um. Die stehenden Loks auf den Gleisen wirkten wie lauernde Ungetüme. Durch das Sonnenlicht bekam die Außenhaut der Waggons einen goldenen Schimmer. Vorn auf dem Bahnsteig hatten sich Reisende versammelt. Am westlichen Ende des Gleises ertönte ein Pfiff. In Edvaards Ohren klang er wie eine Warnung.

Auley und Droog stritten sich, wer den Verteidiger mimen sollte. „Du machst Deefender“, bestimmte Auley. Droog, den Ball fest in seinen Händen, schüttelte den Kopf. „Mich nich!“, sagte er. „Hast wohl ’n Skunkhörnchen gefrühstückt! Bin doch kein Mädchen nich!“

Auley riss ihm den Ball aus den Händen. Sie war einen Kopf größer als Droog und hatte die längeren Arme. Der Junge wollte sich den Ball wiederholen, aber das Mädchen wich zurück und kickte ihn mit Wucht hinter das alte Trafohaus. Droog streckte ihr die Zunge raus und rannte dem Ball hinterher. Auley folgte ihm lachend.

Edvaard konzentrierte sich wieder auf den vorderen Teil der Station. Passagiere drängten sich vor einem Zug. Nach und nach stiegen sie ein.

Ein gellender Schrei ließ ihn herumfahren.

Auley!

Ohne Zögern rannte Edvaard los. Im Laufen nestelte er mit zitternden Fingern seinen Schlagstock aus der Lasche.

Er gelangte zur Rückseite des Trafohauses. Die Kinder standen da wie erstarrt, Droog hielt krampfhaft den Ball fest. „Da!“, rief Auley und zeigte auf einen Berg Unrat. Der aufgeschichtete Haufen bestand aus Trümmerstücken, alten Reifen und verbogenem Metall. Der Boden war voller Kreidestaub.

Aus dem Haufen ragte ein nackter menschlicher Arm! Die Hand war zur Klaue gekrümmt.

Edvaards Herz raste. Schweiß trat auf seine Stirn. Er schaute sich um. Von der Station her war Lärm zu hören. Hier, abseits der Schienen, befand sich niemand außer ihnen.

Er suchte die Umgebung ab, entdeckte aber nichts Verdächtiges. „Geht woanders spielen“, sagte er zu den Kindern. „Hört ihr nicht?“

Widerwillig zogen sie ab. Edvaard wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn und steckte den Schlagstock weg. Mit dem Walkie-Talkie rief er seine Kollegen. „Patrouille Eins-vier. Patrouille Eins-vier. Headquarter, bitte melden.“

Der Lautsprecher knackte leise. „Headquarter hier“, erklang kurz darauf eine sonore Stimme.

Der alte Charly, dachte Edvaard. „Hier spricht Crutch. Ich habe einen Eins-acht-sieben. Hört ihr? Ich wiederhole, ein Eins-acht-sieben.“

„Bist du sicher?“, kam die Antwort.

„So gut wie. Nach Unfall oder Selbstmord sieht mir das nicht aus.“

„Wo befindest du dich?“

„Bei der Union Station. Hinter dem alten Trafohaus.“

„Okay. Fundort absichern. Wir schicken eine Streife und die Spurensicherung.“

„Danke.“

Der Kontakt wurde abgebrochen. Edvaard steckte das Walkie-Talkie weg und schaute sich abermals um. Im Kreidestaub waren unzählige Fußspuren zu sehen.

Er sicherte den Fundort mit seiner bloßen Präsenz. Er achtete darauf, dass keine Kinder in die Nähe kamen, und musste einen Mann vertreiben, der hinter dem Trafohaus sein Geschäft verrichten wollte. Sonst ließ sich niemand blicken; der Betrieb spielte sich hauptsächlich auf den Straßen und am Bahnhof ab.

Während er auf die Kollegen wartete, betrachte er den nackten Arm der Leiche. Die Haut war glatt und so weiß wie Papier. Aufgrund der schlanken Finger tippte er auf eine Frau oder einen jungen Mann.

Ein seltsames Zeichen an der Rückwand des Trafohauses fiel Edvaard ins Auge. Zwischen dem üblichen Graffiti hatte jemand eine Forke ins Türblech geritzt. Die Zinken zeigten zu Boden. Es fiel Edvaard deshalb auf, weil die Kratzspuren frisch waren, das war deutlich zu erkennen.

Er betrachtete das Zeichen näher, da hörte er Sirenen heulen. Kurz darauf rumpelten zwei dampfgetriebene Einsatzwagen mit flackernden Gelblichtern um die Ecke. Sie bremsten, mehrere Soldaten und ein paar Männer mit weißen Kitteln stiegen aus.

Schnell drängten sich Schaulustige zusammen. Der Tatort wurde mit einer blauweißen Banderole abgesperrt. Edvaard half seinen Kollegen.

Der Sergeant kam auf ihn zu. Stingray Dickens, ein knallharter, aber äußerst fähiger Soldat. Dickens war ein grobschlächtiger Bursche. Ein blonder Bürstenschnitt zierte seinen Kopf, sein Gesicht war stets gerötet. „Hallo Eddy“, grüßte er. „Als ich hörte, dass eine Meldung vom Bahnhof vorliegt, dachte ich gleich an unsere Vermissten.“

Edvaards Mund wurde trocken. Daran hatte er in der Aufregung gar nicht mehr gedacht. In der Gegend um die Union Station häuften sich in letzter Zeit die Vermisstenfälle.

„Vielleicht hat der Fall etwas damit zu tun“, mutmaßte er. „Komm mit.“

Sie inspizierten den Tatort. Die Kollegen sicherten Spuren und legten behutsam die Leiche frei. Es handelte sich um eine junge Frau. Der Anblick war für Edvaard wie ein Schlag in die Magengrube. Die Augen der Toten starrten blicklos in den Himmel, ihr Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet. Sie war nackt, und im Gegensatz zu dem freiliegenden Arm war die restliche Haut grau, bedingt durch Staub und Dreck. Ihre Fingerspitzen und die Fußzehen wiesen eine violette Färbung auf.

Interessant aber waren die vielen kleinen Wunden an ihrem Körper. „Als wäre eine Horde Ratzen gleichzeitig über sie hergefallen“, sagte Dickens, dem die Verletzungen ebenfalls aufgefallen waren.

„Und jetzt?“, fragte Edvaard ratlos.

Dickens legte eine Decke über die Leiche. „Das Übliche. Wir gehen die Vermisstenfälle durch und hoffen, dass sich etwas ergibt.“

„Denkst du, ihr Tod hat mit dem Fall letzter Woche zu tun?“

„Was denn sonst? Dass da eine Verbindung besteht, ist so klar wie Quellwasser.“

Edvaard nickte grimmig. Eine Woche zuvor hatte man in der Paaker Street eine Leiche gefunden, mit den gleichen kleinen Wunden wie dieses Mädchen am Körper.

Irgendetwas Unheimliches ist in Waashton im Gange, fuhr es ihm durch den Kopf.

„Ich werde Wilson informieren“, sagte Dickens.

„Tu das.“ Edvaard konnte seinen Blick nicht von der Toten lösen.

Dickens runzelte die Stirn. „Was ist? Musst du dich übergeben?“

„Nein, das nicht. Es ist nur …“ Er betrachtete seine zitternden Hände. „Ich wünschte mir, ich hätte deine Nerven. Oder die von Mr. Black.“

Dickens schlug ihm auf die Schulter. „Keine Sorge, Eddy. Das wird schon. Ein Soldat des Waashton Marines Corps zu sein ist etwas, in das man hineinwachsen muss. Bei dir hab ich da keine Bedenken. Du lernst schnell.“

„Meinst du?“

„Aber ja. Als junger Mann ist die Party lang und der Kater kurz. Mit dem Älterwerden verschiebt sich das ins Gegenteil. So ähnlich ist es auch mit dem Soldatenleben: Mit den Jahren lernst du Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Du wirfst Ballast ab, schonst die Nerven und konzentrierst dich auf das Wesentliche. Wie zum Beispiel diese Forke da an der Tür.“

Edvaard hob eine Braue. „Die ist mir auch schon aufgefallen.“

Dickens grunzte. „Ich hab dieses verdammte Zeichen allein in den letzten fünf Tagen ein Dutzend Mal gesehen. Kein Piig kann mir sagen, was es bedeutet.“

Edvaard sah zu, wie der Sergeant zum Funkgerät ging, um das Hauptquartier zu verständigen. Er musste an Fritz Wilson Jr. denken. Wilson war eine echte Führungspersönlichkeit und Respektsperson, aber Edvaard wünschte sich in diesem Moment Mr. Black herbei. Black war immer sein Held gewesen, sein ganz persönliches Vorbild; der Grund, warum er Soldat geworden war.

Er unterdrückte sein Zittern. Ich werde Sie nicht enttäuschen, Mr. Black, dachte er. Ganz bestimmt nicht.

Als sie in Waashton ankamen, verspürte Matt einen leichten Schwindel, der aber schnell verflog. Auch nach den vielen Sprüngen, die sie bisher untergenommen hatten, war der Sprungfeldgenerator für ihn noch immer wie ein kleines Wunder.

Zu viert waren sie aufgebrochen: Matthew Drax, Tom Ericson, Xij Hamlet und Hordelab. Zuvor hatten sie den beiden Daa’muren Ira und Grao den Amphibienpanzer PROTO überlassen. Sie wollten in Indien nach einem Daa’murendorf suchen.1) Matts Ziel dagegen war es, so viele Enklaven wie möglich in Meeraka zu erreichen, um ihnen das Angebot der Initiatoren zu überbringen.

Sie fanden sich direkt vor dem Pentagon wieder. Tom gab Matt einen Klaps auf die Schulter und nahm Xij bei der Hand. Hordelab sah Matthew missmutig an. Wäre es nach ihm gegangen, wären sie gleich nach Agartha gesprungen. Dort wollte er sich mit Matts Hilfe vom Vorwurf der Lüge reinwaschen und endlich die Transportplattform übernehmen. Die Agarther hatten ihn bei seinem ersten Besuch festgesetzt, da sich seine Version der Offerte erheblich von Starnpazz’ Version unterschied.

Nebeneinander gingen sie die breite Eingangstreppe hoch. „Es passt mir gar nicht, dass wir erst hierher gekommen sind“, sagte der Initiator erwartungsgemäß.

„Ich weiß“, seufzte Matt. „Keine Sorge. Du wirst deine Chance zur Rehabilitation schon bekommen.“

„Was schätzt du, wie viele Techno-Enklaven wir in Meeraka kontaktieren können?“, fragte Tom.

„Keine Ahnung. Aber wir werden es herausfinden.“ Matt verzog das Gesicht. „Ich hoffe, dass hier alles zum Besten steht. Ich hatte jetzt über zwei Jahre lang keinen Kontakt mehr zu meinen Freunden und dem Weltrat.“

Sie erreichten den Eingang, eine gläserne Doppelschwingtür, die von Soldaten bewacht wurde. Sie waren schwerbewaffnet und gehörten unverkennbar zu einer Elite-Truppe: hochgewachsen, kräftig und durchtrainiert. Ihre Körpersprache war unmissverständlich: Leg dich mit uns an und du ziehst den Kürzeren, Junge.

Matt übernahm die Wortführung und verlangte Mr. Black zu sprechen. Hordelab wurde von den Männern besonders misstrauisch beäugt. Der Initiator fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut.

Über Funk kam der Befehl, die Ankömmlinge einzulassen. Zwei Wächter geleiteten sie zu einem Fahrstuhl, der sie nach oben beförderte. Dort wurden sie von einer neuen Eskorte in Empfang genommen und durch einen breiten Gang sie zu einer eichenvertäfelten Tür geführt.

Matt verspürte Vorfreude, aber auch Aufregung. Als die Tür des Bürgermeisterzimmers sich öffnete, erwartete er Mr. Black, stattdessen wurden sie von einem anderen alten Bekannten begrüßt.

„Trashcan Kid!“ Matt musste zweimal hinschauen. „Ich kann es kaum glauben!“

„Ist ja auch lange her, dass wir uns zuletzt sahen.“ Trashcan lächelte. Er musste inzwischen fast vierzig sein. Eigentlich wurde er nur von Freunden und guten Bekannten so genannt. Mit richtigem Namen hieß er Fritz Wilson Junior.

Die Begrüßung fiel herzlich aus. Man stellte sich einander vor, dann winkte er sie mit seiner künstlichen Hand ins Zimmer. „Kommt rein!“

Sie betraten den Raum. Einer der Wächter schloss die Tür von außen. Matt konnte es kaum glauben. Aus dem Knaben war ein gestandener Mann geworden. Er war groß, seine Figur beinahe athletisch. Seine dunklen Haare standen nicht mehr ganz so wild vom Kopf ab wie früher, außerdem hatte er eine neue Handprothese. „Trashcan Kid“ war sicher nicht mehr der passende Name für ihn.

Matt sah sich um und erblickte Polsterstühle, einen breiten Schreibtisch, Landkarten an den Wänden und Computerbildschirme. Auf dem Tisch stand ein Funkgerät, aus dem unablässig Meldungen tönten.

Wilson setzte sich hinter den Schreibtisch und drehte das Funkgerät leiser. Matt, Tom, Xij und Hordelab nahmen auf den Stühlen Platz. „Eines steht fest“, sagte Matt. „Ein Kid bist du nicht mehr.“

Wilson schmunzelte. „Ich bin inzwischen neununddreißig. Die Flegeljahre sind vorbei.“

„Was machst du hier?“, fragte Matt neugierig. „Und wo ist Mr. Black?“

Wilson trommelte mit den Fingern seiner gesunden Hand auf die Tischplatte. „Ich hab hier die Leitung übernommen.“

„Im Ernst?“

Wilson grinste. „Trauste mir das etwa nicht zu?“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich hatte das Rumtreiberleben satt und hab mich Mr. Black angeschlossen. Er hat mich in den letzten Jahren viel über Politik gelehrt.“

„Aber du schmeißt den Laden doch nicht allein, oder?“

Er lachte auf. „Nein, das nicht. Kareen, Sigur und Samuel unterstützen mich nach Kräften.“

„Und wo steckt Black?“

„Ihm wird doch hoffentlich nichts passiert sein?“, fragte Xij.

„Nein, keine Sorge.“ Trashcan zwinkerte in die Runde und schaltete die Bildschirme ein. Diverse Kameras zeigten verschiedene Standorte. Matt erblickte öffentliche Gebäude, Verkehrsknotenpunkte und den Hafen.

„Sind das Deiche?“, fragte Tom.

Tatsächlich. Die Washingtoner hatten gewaltige Erdwälle angelegt und diese mit Packwerk und Steinschüttungen geschützt. „Bei den ständigen Sturmfluten war das zwingend notwendig“, meinte Wilson. „Aber um auf Mr. Black zurückzukommen: Er ist mit Miki Takeo vor ein paar Wochen per Gleiter zur Westküste gereist. Die beiden dürften inzwischen in El’ay sein.“

Das war eine weite Strecke quer durch den Kontinent – normalerweise. Für Hordelabs Sprungfeldgenerator war es ein Katzensprung.

Sie unterhielten sich über die alten Freunde. Honeybutt, wie Kareen Hardy mit Spitznamen genannt wurde, lebte außerhalb Waashtons auf einer Farm, zusammen mit ihrem Mann Sigur Bosh und deren Sohn Samuel Aiko. „Inzwischen ist Sam zweiundzwanzig und einer unserer Captains beim Washington Marines Corps“, sagte Wilson zum Abschluss.

„Captain?“, wunderte sich Tom. „In dem Alter?“

„Ränge werden bei uns nicht nach Jahren vergeben. Samuel hat es sich absolut verdient, glaub mir. Aber jetzt raus mit der Sprache: Welche Neuigkeiten habt ihr auf Lager?“ Dabei schielte er zu Hordelab hinüber.

Matt berichtete ihm von Novis und den Initiatoren. „Ich möchte deren Angebot mit Hilfe einer Hologramm-Präsentation allen Führungsleuten des Weltrats unterbreiten“, schloss er.

Wilson hob die Hand. „So nennen wir uns längst nicht mehr“, sagte er. „Einfach nur ’Regierung’. Der Weltrat ist Geschichte.“

„Klingt auch viel besser“, stimmte Matt zu. „Also – lässt sich das machen?“

Wilson nickte. „In einer Stunde. Ich verständige alle Führungsleute im Pentagon, aber für Kareen dauert die Anreise etwas länger.“

„Was ist mit Sigur Bosh?“, fragte Matt.

„Der befindet sich momentan auf einer Mission im Umland“, sagte Wilson. „Ich fürchte, ihr werdet ihn verpassen.“

Fritz Wilson Jr. hatte die Überraschung über das Wiedersehen schnell verdaut. Sie nahmen mit Kareen und auch mit Samuels Einheit Kontakt auf, die nicht minder erfreut waren. Man sah Matt die Erleichterung darüber an, dass es allen gut ging.