Maddrax 463 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 463 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Der verheerende Vulkanausbruch in El'ay lässt die San-Andreas-Spalte aufbrechen! Ein Erdriss läuft nach Norden - auf Sub'Sisco zu, der einzigen Enklave, in der Menschen und Hydriten friedlich zusammenleben. Auch Miki Takeo hält sich dort auf und versucht zu retten, was zu retten ist. Wird der unterseeische Teil der Stadt den Beben standhalten? Oder muss Sub'Sisco evakuiert werden?
Während sich Matt, Hordelab und Miki der Herausforderung stellen und Tom und Xij die bionetischen Computer der Hydriten nach Techno-Standorten durchsuchen, geht rings um sie die Welt unter...

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Seitenzahl: 147

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Die Retter

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Christian Schwarz

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5349-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen, und macht sich die Zwangslage zu Nutze, dass der Erdmond abzustürzen droht. Doch dann werden die Gefährten gefangen und ihrer Erinnerungen beraubt. So helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren bei ihren Versklavungsplänen.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, mittels derer sie später geortet und evakuiert werden sollen. Um Kontakt zu Techno-Enklaven aufzunehmen, lassen die Wissenschaftler vom Hort des Wissens einen Satelliten aufsteigen. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson macht sich Matt mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg, derweil Hordelab nach Agartha springt, um den Bau einer Transport-Plattform für das Wurmloch zu überwachen – und festgesetzt wird. Derweil trifft Matt auf die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und überlässt ihm keinen der Peilsender.

In Agartha begegnet Hordelab den Daa’muren Grao und Ira, die eine mysteriöse Verbindung zwischen sich erkennen. Die beiden verhelfen dem Initiator zur Flucht und schließen sich Matt, Tom und Xij an. Als sie von einem Dorf mit überlebenden Daa’muren in Indien erfahren, wollen Grao und Ira es ausfindig machen. Matt überlässt ihnen PROTO, während er mit den anderen nach Meeraka springt.

In Washington erleben sie einen Aufstand der Nosfera mit, die eine Prophezeiung auf den abstürzenden Mond nutzen wollen, um die Herrschaft über die Menschen anzutreten. Matt kann die Anführer austricksen – doch als er ins frühere Los Angeles weiterreist, erfüllt sich dort eben jene Prophezeiung in Form eines Vulkanausbruchs. Rettung kommt in letzter Minute vom Androiden Miki Takeo, mit dessen Hilfe es Matt gelingt, mittels einer Fliegerbombe die Flanke des Berges zu sprengen und den Lavafluss abzuleiten.

Die Retter

von Christian Schwarz

Der Gleiter stieg in den von dunklen Wolken überzogenen Himmel. Miki Takeo drehte eine Runde über Sub’Sisco und flog dann nach Südosten übers Land. Im Gegensatz zum Nordteil der Stadt war Sisco South nach dem Kometeneinschlag nicht unter Wasser abgesackt. Hier lebte eine beträchtliche Anzahl von Menschen und Mendriten.

Der Android überquerte den ehemaligen International Airport am Ostrand von Sisco South. Caal Heyston und seine „Oase der Hundert“ kamen ihm in den Sinn. Wenn der Mond die Erde trifft, dachte er, wird ihnen all ihr Reichtum nichts nutzen …

Takeo ließ das Stadtgebiet hinter sich und lenkte den Gleiter ein Stück ins Landesinnere. Bald flog er, parallel zur Küste, über staubtrockenes Wald- und Buschland. Der Sturm rüttelte an dem Gefährt, vermochte den Flug aber nicht zu beeinträchtigen. In aller Ruhe durchdachte der Android die letzten Ereignisse. Es war noch keine zwei Stunden her, dass sie eine Bombe an der Nordflanke des feuerspuckenden Mount Wilson zur Explosion gebracht und damit El’ay gerettet hatten. Für dieses hehre Ziel hatte er einen Gleiter opfern müssen. Der, in dem er nun flog, war der letzte einer einstmals stolzen Flotte von fünf Exemplaren.

Ich werde sorgsam mit ihm umgehen müssen, dachte Takeo. Wer weiß, ob mir die Zeit bleibt, einen neuen zu bauen.

Nach der Wahnsinnsaktion am Mount Wilson und der Holo-Präsentation von Matthew Drax hatte der Initiator Hordelab ihn mit seinem Sprungfeldgenerator nach Sub’Sisco zurückgebracht. Er hatte bei den Obersten von Sub’Sisco Bericht erstattet und war sofort wieder aufgebrochen. Er wollte etwas checken, das ihm Sorgen machte.

Als er vor rund zehn Stunden nach El’ay aufgebrochen war, um die Ursache für die schon tagelang anhaltenden seismologischen Erschütterungen zu ergründen, hatte ihn der der Mount Wilson mit seinem Ausbruch empfangen. Die Entstehung des Vulkans schien aber mehr Wirkung als Ursache zu sein, denn nördlich von El’ay hatte Miki eine mächtige Erdspalte bemerkt, die weiter aufzubrechen schien. Nach der wollte er nun schauen.

Da passiert etwas im San-Andreas-Graben, dachte er besorgt. Möglicherweise hat der Mond die Driftgeschwindigkeit der Kontinentalplatten verstärkt. Was ja auch schon zu dem Tsunami im Mittelmeerraum führte. Wenn sich die Platten ineinander verhakten und irgendwann losrissen, konnte das katastrophale Folgen haben.

Miki Takeo aktivierte eine im Bordcomputer gespeicherte Simulation der San-Andreas-Verwerfung. Sie tangierte El’ay östlich und zog sich entlang der Küste bis Sub’Sisco hoch, das sie wiederum an seiner westlichen Seite berührte. So lagen El’ay auf der nordamerikanischen und Sub’Sisco auf der pazifischen Kontinentalplatte, die beständig gegenläufig aneinander vorbeischrammten.

Takeo war nicht mehr dazu gekommen, die genauen Daten des Ausgangspunkts der Erdspalte zu ermitteln, seiner Erinnerung nach lag dieser aber ganz in der Nähe des San-Andreas-Grabens.

In vierhundert Metern Höhe raste Miki dahin. Er schaltete den Oberflächenscanner ein. Am Horizont sah er die gewaltigen Rauchwolken, die der Mount Wilson noch immer ausspuckte. Sie verteilten sich langsam, hatten die Gegend um Saanluis’opoo, über die er gerade flog, aber noch lange nicht erreicht.

Miki erschrak, als sich plötzlich eine dunkle Linie in den Erfassungsbereich des Oberflächenscanners schob. Auch der Erdbebenwarner meldete sich. Gleich darauf sah er die Bescherung.

Die Erdspalte!

Im Zickzack lief sie durch die Landschaft, behielt aber weitgehend nordwestliche Richtung bei. Und sie brach den Boden weiter auf. Takeo war beunruhigt. Die Spalte bewegte sich direkt auf ein kleines Dorf zu! Chorro.

Die Menschen schienen erst jetzt zu begreifen, was da auf sie zukam. Er sah ein Dutzend von ihnen panisch ins Landesinnere rennen. Einige zerrten Tiere hinter sich her.

Dann war die Erdspalte heran. Sie verschlang die Hälfte des Dorfes. Hütten fielen wie Kartenhäuser zusammen und verschwanden im Abgrund, eine blieb direkt am Rand stehen. Takeo sah einen Mann in der Tür, der wieder im Haus verschwand.

Zur Rückseite, Mann!

In diesem Moment riss das Beben das Gebäude doch noch in den Abgrund! Takeo beobachtete, wie der Mann zusammen mit seiner Hütte in der Tiefe verschwand.

„Grausam“, murmelte er. Helfen konnte er hier nicht. Deswegen flog er weiter und maß dabei den Spalt aus. Bis zu fünfhundert Meter an den breitesten Stellen, etwa zwanzig an den schmalsten. Teilweise über tausend Meter tief, Lava führte er aber nicht. In nur wenigen Stunden hatte sich der Spalt weit mehr als hundert Kilometer durch die Landschaft gefressen. Und wenn er die Richtung beibehielt, war auch Sub’Sisco gefährdet!

Takeo flog den Erdriss weiter ab. Wie es aussah, hatte er keine weiteren Dörfer erwischt. Doch plötzlich glaubte er seinen optischen Sensoren nicht zu trauen. „Nein“, murmelte er, „das ist doch nicht möglich.“

Vor ihm hatte sich der Spalt geteilt, warum auch immer, und ein kleines Stück Land stehen lassen! Hundert auf hundert Meter vielleicht. Wie ein bizarrer Pfeiler ragte es nun inmitten des Abgrunds empor. Am Rand der grasbewachsenen Oberfläche stand ein Haus. Und davor rannte eine Frau, die anscheinend ein Baby auf den Armen trug, verzweifelt am Abgrund hin und her! Ein besonders starker Erdstoß ließ sie taumeln. Fast wäre sie in die Tiefe gestürzt. Im allerletzten Moment fing sie sich.

Stattdessen lösten sich Steine aus der Felssäule und polterten in die Tiefe. Laut Takeos Messung senkte sich die Oberflächenplatte dadurch seitlich um über fünf Zentimeter ab.

Noch zwei, drei Minuten, dann würde der ganze Pfeiler in sich zusammenstürzen! Schon das Aufsetzen des Gleiters konnte dies durch das zusätzliche Gewicht bewirken. Trotzdem zögerte Takeo nicht. Aus dem Kreisen ging er in langsamen Sinkflug und setzte schließlich so sanft wie möglich auf der Oberfläche auf – darauf gefasst, sofort wieder durchzustarten. Die Motoren stellte er nicht ab, sondern erzeugte einen leichten Schub, um das Gewicht zu reduzieren.

Ein Knopfdruck öffnete die seitliche Luke. Die Frau war in Rufweite. Takeo wagte nicht auszusteigen, darum musste er sie zu sich holen.

„Ma’am!“, rief er mit verstärkter Stimme. „Ma’am, kommen Sie her! Ich fliege sie hier raus!“

Die Frau, eine Mechico, schien den Gleiter und seine Rufe gar nicht zu bemerken. Sie rannte weiter mit panisch aufgerissenen Augen und hohen schrillen Schreien hin und her. Auch das Baby in ihren Armen weinte laut.

Takeo fluchte. Dann sprang er kurzentschlossen aus dem Gleiter und spurtete zu ihr hinüber. Selbst als er sie herumriss, starrte sie ihn nur nichtverstehend an. Sie schien unter Schock zu stehen. Als sie wegzurennen versuchte, hielt der Android sie fest. „Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Ma’am“, sprach er beruhigend auf sie ein. „Ich rette Sie und Ihr Baby.“

Sie schüttelte nur den Kopf und versuchte sich loszureißen. Da packte er sie samt dem Kind und trug beide zum Gleiter. Dabei knirschte der Boden bedrohlich unter seinen Plysterox-Füßen. Schräg vor ihm brach ein Stück der Kante weg.

Takeo rannte los. Gleichzeitig begann der Boden abzusinken; ein Riss entstand. Er setzte mit einem mächtigen Satz darüber hinweg, sprang in den Gleiter und drückte die wimmernde Mutter in einen der Sitze.

In diesem Moment brach die Säule zusammen. Und der Gleiter sackte mit ihr in die Tiefe!

Takeo reagierte eiskalt. Er gab vollen Schub, zog den Gleiter aus der Spalte heraus. Das war verdammt knapp gewesen.

Er aktivierte den Autopiloten, dann injizierte er erst einmal der Frau ein Beruhigungsmittel aus der Bordapotheke. Es wirkte in wenigen Sekunden. Und schien sie endlich wieder zu sich zu bringen.

„Sie … Sie haben uns gerettet“, murmelte sie und sah den Androiden aus großen Augen an. „Wer sind Sie?“

„Ich heiße Miki Takeo.“

„Ich … ich bin Anna.“ Sie schluckte ein paar Mal, dann brach sie in ein befreiendes Schluchzen aus, das ihren ganzen Körper schüttelte.

„Soll ich Sie mit nach Sub’Sisco nehmen oder haben Sie irgendwo hier Freunde oder Angehörige, bei denen ich Sie absetzen kann?“, fragte Takeo.

„Niemanden“, erwiderte sie, während sie die Tränen wegwischte. „Ich nehme Ihr Angebot gerne an, Mr. Takeo. Ich habe übrigens schon von Ihnen gehört. Sie sind ein Wohltäter der Menschen.“

Das war ihm nun tatsächlich ein wenig peinlich.

Sub’Sisco

Die Begrüßung zwischen Matthew Drax und dem Chefwissenschaftler Quart’ol in einem Trockenraum wäre unter anderen Umständen länger und herzlicher ausgefallen. Schließlich war Quart’ol sein ältester Freund unter den Hydriten; mit ihm teilte er mehr als mit jedem anderen.

Aber die Zeit drängte – und Matt war überrascht, als er erfuhr, dass Miki Takeo bereits wieder unterwegs war. Er runzelte die Stirn. „Ich dachte eigentlich, Miki ebnet uns den Weg zu den Obersten der Stadt“, sagte er.

Wie erwartet hatten sie nicht gleich aus El’ay aufbrechen können; zu viele Fragen zur Evakuierung nach Novis waren offen. Matt und später auch Hordelab hatten versucht, sie alle zu beantworten. Danach hatte ein überwiegender Teil der Bevölkerung dem Angebot der Initiatoren zugestimmt, und Matthew hatte einen der Peilsender an Fritz „Trashcan“ Wilson übergeben.

Quart’ol hob beschwichtigend die Flossenarme. „Alles gut, mein Freund“, antwortete er. „Ich weiß, was ihr im Gepäck habt. Miki hat mich umfassend informiert und bei den Obersten um eine Audienz gebeten. Ihr müsst euch nur noch etwas gedulden. Die Obersten sind schwer beschäftigt in diesen Tagen. Aber ich zweifle nicht an einer positiven Reaktion. Immerhin bietet das Angebot neue Hoffnung, nachdem das Projekt mit den Kuppeln so gut wie gescheitert ist.“

Matt runzelte die Stirn. „Was ist passiert?“

„Kommt, ich führe euch herum“, sagte Quart’ol und bezog damit auch Tom Ericson, Xij Hamlet und Hordelab mit ein. „Dann könnt ihr euch ein eigenes Bild machen.“

Sie begingen zwei der riesigen Trockenkuppeln über die Panoramagänge direkt an der Membran.

„Wunderschön“, sagte Xij mit Blick auf die zahlreichen Man’tane, die majestätisch durch das sonnengeflutete Wasser glitten. Dazwischen schwamm weiteres Meeresgetier. Zwei bunte Seepferdchen huschten spielerisch hin und her.

Matts Blicke hingegen galten den zahlreichen Rissen in der Kuppelmembran, die unübersehbar waren. „Hält sie dem Wasserdruck auf Dauer stand?“, fragte er misstrauisch.

„Noch besteht keine Gefahr, sagen die Statiker“, erwiderte Quart’ol mit aufgestelltem Flossenkamm. „Aber die ständigen Beben der letzten Zeit haben die Membranen zermürbt. Allen Berechnungen zufolge hätte das nicht passieren dürfen, aber es ist passiert. Ein besonders schwerer Erdstoß vor einigen Tagen hat nun eine erste Trockenkuppel teilweise geflutet. Ei’don sei Dank haben wir keine Toten zu beklagen. Drei weitere Kuppeln wurden so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass die Mendriten alle Hände voll zu tun haben, die schlimmsten Risse zu kitten.“

„Hört sich nicht gut an“, murmelte Matt.

„Kommt, ich führe euch auf die Hauptbaustelle.“ Durch einen langen, halbrunden Gang gingen sie über den Meeresboden zur nächsten Kuppel, wo sie durch eine Schleuse mussten. Sie sahen Dutzende von Mendriten – Ergebnisse einer Vermischung von Menschen und Hydriten – über die ganze Membran verteilt hängen. So sah es zumindest aus. Stattdessen schwebten sie nahe an der Kuppel. Matt sah, wie der obere Teil eines mächtigen Risses plötzlich wie von Geisterhand verschwand.

„Was machen die da?“, fragte Tom verwundert und schob seinen Hut ins Genick.

„Mendriten besitzen die Fähigkeit, die mentalen Ströme des bionetischen Materials zu empfangen und es nach Belieben zu beeinflussen und umzuformen“, erklärte Quart’ol. „So gelingt es ihnen, die Risse per Gedankenkraft wieder rückstandsfrei zu schließen.“

„Mentale Ströme?“, echote Tom. „Soll das heißen, dieses Zeug … denkt?“

Praktisch alles hier war aus diesem Baustoff gefertigt, und wie Matt wusste, hätte es damals fast zum Zusammenbruch des hydritischen Reichs geführt, als klar wurde, dass es sich um eine Lebensform handelte und die Bauarbeiten demnach eine Art von Versklavung darstellten. Nach etlichen Versuchen und Auseinandersetzungen schuf man hier in Sub’Sisco schließlich einen bionetischen Baustoff, der zwar lebte und sich daher immer noch formen ließ, aber über kein eigenes Bewusstsein mehr verfügte.

Während Quart’ol über die Bionetik dozierte, schaute Matt an den mächtigen Wohnmodulen mit den zahlreichen Fenstern hoch, die zwei Drittel der Kuppel füllten. Durch eine Tür traten sie ins Innere und durchquerten mehrere Funktionsräume. In einer Art Innenhof stießen sie auf zwei Mendriten, die angeregt miteinander diskutierten.

Der Große links ist Technikchef Rogan“, sagt Quart’ol. „Er koordiniert die Erneuerungsaktion. Rechts steht sein Stellvertreter Reman.“

Die Mendriten unterbrachen ihr Gespräch und sahen den Ankömmlingen erwartungsvoll entgegen. Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung meinte Rogan, der über einen dichten blonden Haarschopf und ein kantiges männliches Gesicht verfügte: „Wir schaffen es nicht, Quart’ol. Es geht einfach zu langsam. Schon allein das Umformen der breitesten Risse wird Monate dauern. Und jedes kleinste Erdbeben lässt neue Haarrisse entstehen, die in ihrer Gesamtheit auch nicht unterschätzt werden dürfen. Jeder meiner Leute, die an der Transformation teilnehmen, kann maximal eine Stunde unter Wasser bleiben. Und danach benötigt er drei bis vier Stunden Pause, bis er wieder einsatzfähig ist …“

Ein bitterer Ausdruck schlich sich auf Rogans Gesicht. „Diese mentale Arbeit laugt aus. Und wir haben viele zehntausend Quadratmeter zu bearbeiten.“

„Eine Sisyphusarbeit“, murmelte Xij.

Rogan sah sie an. „Ich kann dir nicht folgen. Tatsache ist, dass bereits das nächste größere Erdbeben eine Katastrophe auslösen kann. Mindestens drei Kuppeln sind extrem gefährdet, darunter zwei Trockenkuppeln mit tausenden Bewohnern. Das kann ich nicht verantworten.“

„Was willst du tun?“, fragte Quart’ol.

„Was wohl? Ich werde den Obersten raten, umgehend alle Kuppeln evakuieren zu lassen und Menschen und Mendriten aufs Festland zu verbringen. In Sisco South sollte genügend Platz für alle sein.“

Quart’ols Flossenkamm verfärbte sich ins Rötliche. „Ich werde dich dabei unterstützen, Rogan. Was du sagst, klingt vernünftig. Die Obersten beschäftigen sich ohnehin schon mit diesem Gedanken, das weiß ich.“

„Dann ist es ja gut“, seufzte Rogan.

Da es noch immer kein positives Signal für eine Audienz gab, drängte Matt seinen Freund, sich nochmals bei den Obersten dafür einzusetzen. „Mir bleibt nur wenig Zeit, wenn ich weitere Techno-Enklaven und Städte für den Umsiedelungsplan gewinnen will.“

Quart’ol stimmte zu und verschwand, nachdem er die vier Gefährten in Gästezimmern untergebracht hatte. Tatsächlich dauerte es keine Stunde, bis er mit einer positiven Nachricht zurückkehrte. Matt war erleichtert, als sie zum großen Versammlungsraum eilten. An der Stirnwand gab es ein erhöhtes Sitzpodium mit zwei prunkvollen Stühlen, in die Szenen aus der Geschichte der Mendriten eingeschnitzt waren. Darüber hing eine mächtige, überlebensgroße Skulptur, die Mensch, Mendrit und Hydrit in inniger Umarmung zeigten. Unter dem Podium waren die Bänke und Stühle in einem weiten Kreis angeordnet.

Die Obersten saßen bereits auf dem Podium. Als einziges Zeichen ihrer Würde trugen sie funkelnde Seekristalle auf der Stirn.

„Ich bin die Oberste Pat’raa“, stellte sich die schon ältere Hydritin vor.

„Ich bin der Oberste Ozal“, schloss sich der ebenfalls ältere Mendrit an und überließ nun der Hydritin die Wortführung.

„Wie Miki Takeo uns sagte“, fuhr Pat’raa fort, „kommt ihr mit einem äußerst außergewöhnlichen Plan zur Evakuierung intelligenter Spezies des Planeten. Sagt also, was ihr zu sagen habt.“

Matt setzte ihnen den Sachverhalt auseinander und verwies auf die Holokugel-Präsentation. Den Projektor hatte er in einem Rucksack verstaut, den er auf dem Rücken trug.

„Wirklich sehr beeindruckend“, äußerte sich der Oberste Ozal.

„Ja. Aber ich bin noch nicht überzeugt“, sagte die Oberste Pat’raa. „Evakuierung durch ein Wurmloch. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Gibt es Erfahrungswerte?“