Maddrax 584 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 584 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Matt Drax und Vasraa Uon haben eins gemeinsam: Sie glauben am Ziel ihrer Wünsche zu sein. Matthew ist es gelungen, trotz aller Widernisse ein mobiles Wurmloch von den Pancinowa zu erhalten - und Vasraa sieht die Gelegenheit gekommen, sich eben jenen Generator unter den Nagel zu reißen. Mit der einzig existierenden Passage zur Erde und dem Schlüssel zur Vernichtung des Streiters wäre sie die "Königin von Novis" und hätte alle in ihrer Hand. Und so startet sie ihr riskantes Spiel...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Das Wurmloch-Gambit

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die degenerierte Menschheit befindet sich im Krieg mit den Daa'muren, die als Gestaltwandler ein leichtes Spiel haben. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde, und es gelingt ihm, die lebende Arche, den »Wandler«, gegen dessen kosmischen Feind zu verteidigen, woraufhin der sich mit den Daa'muren ins All aufmacht...

Doch der Kampf gegen den Streiter hat dramatische Folgen: Der Mond nähert sich der Erde! Als es Matt und Aruula endlich gelingt, ihn mit außerirdischer Hilfe in seinen Orbit zurückzuversetzen, verursacht dies eine Schwächung des Raum-Zeit-Kontinuums. Überall tauchen Areale verschiedener Parallelwelten auf. Zwar können unseren Helden die Risse versiegeln – aber eine letzte Bruchstelle tauscht ein Areal um den Victoriasee in Afrika aus. Eine gewaltige Stadt erscheint, deren Bewohner einen »Dunklen Keim« verbreiten.

Nach einigen Angriffen der Dunklen auch auf die Wolkenstadt Château-à-l'Hauteur findet man dank der befreundeten Daa'muren Grao und Ira ein Heilmittel: Die Splitter von Daa'muren-Kristallen saugen den Dunklen Keim aus den Infizierten! Die Gefährten erobern Château zurück.

Ein Flug über die Gigantolpole wird Matt und Aruula zum Verhängnis: In ihren Tiefen werden sie zum Bösen umgepolt, ermorden de Roziers Enkel und über hundert Hydriten. Doch der Hydrit Quart'ol überwältigt die beiden und bringt sie zur Wolkenstadt. Dort erschießt Pilâtre Aruula aus Rache – und gleichzeitig wacht eine andere Aruula im Zentrum der Stadt auf! Das Dunkle Herz schuf Zwillinge der beiden aus deren bösen Anlagen. Sie können gerettet werden und sprengen das Zentrum der Stadt. Da die Stadt daraufhin erstarrt, hoffen sie das Dunkle Herz zerstört zu haben.

Doch da naht eine neue Gefahr: Ein Roboter mit dem Geist von Professor Dr. Smythe, Matts Erzfeind, begegnet im All einem Streiter und lockt ihn zur Erde. Zunächst wird die kosmische Wesenheit auf den Mars treffen, weshalb der dort lebende Hydree Wang'kul Matts Geist per Hologramm zum Roten Planeten holt. Die beiden können den Streiter per Zeitstrahl sechs Monate in die Zukunft schicken. Dann erreicht Robo-Smythe den Mars – und versucht an Waffen für das Raumschiff zu gelangen, das er gekapert hat: die PLASMA. Doch Matt arbeitet gegen ihn, und Smythe muss fliehen. Sein Ziel ist die Erde, wo er seinem Parallelwelt-Ich begegnet. Es kommt zum Kampf, und Matt kann »Robo-Smythe« zerstören.

Währenddessen versuchen Tom Ericson und die zwielichtige Vasraa Uon, von den Wurmloch-Architekten auf Cancriss einen mobilen Wurmlochgenerator zu bekommen, mit dem sie eine mächtige Waffe, den Flächenräumer, vom Ringplaneten- ins Sonnensystem schaffen wollen. Doch die Pancinowa lehnen ab. Da stoßen Tom und Vasraa am Nordpol auf einen Oqualun, einen Wandler, der dort schlafend gefangen gehalten wird, um ihm Energie abzuzapfen. Auch Matt und Aruula, die von den Pancinowa zu Hilfe gerufen wurden, entdecken dieses Geheimnis. Indem sie es nicht preisgaben, was Cancriss ins Chaos stürzen würde, erhalten sie einen mobilen Wurmlochgenerator und kehren nach Novis zurück.

Das Wurmloch-Gambit

von Christian Schwarz

Novis Prime, Novis

Der Angriff kam überraschend. Von hinten. Plötzlich wurde das Mädchen von zwei kräftigen Männerarmen umschlungen, die ihm die Luft abdrückten. Blitzschnell führte der Teenager sein rechtes Bein nach hinten, hakte es am Knöchel des Angreifers ein und zog es ruckartig nach vorne.

Der Mann schrie überrascht auf, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Das Mädchen fiel mit ihm. Und kam deutlich komfortabler auf, weil der Körper des Angreifers als Puffer diente. Ohne eine Schrecksekunde drehte es sich aus dem locker gewordenen Griff, kam bäuchlings auf dem Mann zu liegen, stemmte sich mit den Armen hoch und saß im nächsten Augenblick auf seinen Hüften. Zornige Blicke trafen den Unterlegenen. »Du Blödmann!«, zischte Zekiya Uon. Dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen.

»Wow. Bitte mach das noch mal«, sagte Freedric und grinste sie an.

»Nichts da«, erwiderte Zekiya und schwang sich von ihm herunter. Beide standen auf, klopften ihre Kleider aus und zogen sie wieder in Form. »Mann, mir tut der ganze Rücken weh«, sagte Freedric stöhnend.

»Selber schuld«, erwiderte Zekiya lächelnd. »Hoffentlich tut's dir noch länger weh. Was musst du mich auch von hinten angreifen. Ich habe dir doch erzählt, dass ich militärisch ausgebildet bin.«

Freedric, ein großgewachsener junger Mann mit kantigen Gesichtszügen, schulterlangen schwarzen Haaren, sonnengebräunter Haut und in den schönsten grünen Augen, in die sie jemals geschaut hatte, schüttelte den Kopf. »Ganz ehrlich, ich dachte, du machst dich wichtig. Weißt du, ich habe noch nie von 'ner Vierzehnjährigen gehört, die voll militärisch ausgebildet ist. Aber das war gerade echt beeindruckend. Du musst mir mehr davon erzählen, das interessiert mich echt. Willst du?«

»Mal sehen.« Als sie ihn kurz musterte, spürte sie wieder das, was Matt Drax so treffend als »Schmetterlinge im Bauch« bezeichnete. Zum ersten Mal empfand sie etwas für einen Jungen, das über reine Freundschaft hinausging. Das verwirrte sie zutiefst. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, wollte ständig in seiner Nähe sein, ihn berühren und – ja, auch das – ihn küssen. Trotzdem bereute sie in diesem Moment, dass sie sich dazu hatte hinreißen lassen. Was wird er jetzt von mir denken? Dass ich eine Schlampe bin oder so was?

Bereits bloße Freundschaft bedeutete auch Schwäche, weil man sich in gewisser Weise vom anderen abhängig machte, das hatte Zekiya früh gelernt. Und wie musste das dann erst sein, wenn man jemanden liebte? War dieses seltsame sehnsuchtsvolle, aber auch unglaublich schöne Gefühl, das sie Freedric gegenüber empfand, jene Liebe, von der alle sprachen?

Ich will mich aber nicht verlieben, dachte sie fast trotzig. Jetzt, wo ich es gerade geschafft habe, mir meine Freiheit zu erkämpfen, will ich sie nicht schon wieder aufgeben. Wegen... wegen so was...

»Was schnaubst du so, Zeki?«, fragte Freedric verwundert und musterte sie besorgt. »Hast du dir bei dem Sturz etwa wehgetan?«

»Ach was«, erwiderte sie forsch. »Ich weiß genau, wie man fallen muss, damit man schmerzfrei aufkommt.«

»Ja. Zum Beispiel direkt auf andere Menschen drauf.« Er grinste erneut. Wegen der Schmerzen, die er anscheinend immer noch empfand, fiel es ziemlich schräg aus.

Schlagartig begannen die Schmetterlinge in Zekiyas Bauch wild durcheinander zu flattern. Freedric war nicht nur der bestaussehendste Junge auf ganz Novis, er verfügte über genau die Art Humor, die sie so gerne mochte. Auch die muskulösen Arme, die aus seiner ärmellosen Fellweste schauten, fand sie toll. Zumal sie wusste, dass die Finger, die daran hingen, sehr zärtlich streicheln konnten.

»Ich freue mich auf jeden Fall, dass du kommen konntest, wenn auch etwas verspätet.« Sie schaute auf ihren Handgelenk-Chronometer und schickte dann einen vorwurfsvollen Blick in seine Richtung.

»Äh, ich weiß, Entschuldigung vielmals.« Er kratzte sich am Kopf. »Aber in der Agrarschule ging's heute etwas länger. Ich hab' dir ja schon erzählt, dass ich dort zum Lehrer ausgebildet werde, damit die Agrarschule endlich regelmäßig stattfinden kann.«

»Schon gut.« Zekiya nickte. Von der Agrarschule wusste sie nur, dass die Kasynari sie nach dem abgeschlossenen Terraforming von Novis eingerichtet hatten und zwei Agrarmeister von der Erde dort lehrten, die die Kasynari im Schnelldurchlauf ausgebildet hatten. Zwei Leute konnten die Ausbildung natürlich nicht rund um die Uhr betreiben.

Sie lächelte in sich hinein. Gut für mich. Dann hat Freedric umso öfter Zeit für mich...

Kurz darauf saßen die beiden nebeneinander am Klippenrand und ließen sich den kühlen Spätnachmittagswind um die Nase wehen. Während Freedric seine Beine angezogen hatte und sie mit den Armen umschlang, ließ Zekiya ihre in die Tiefe baumeln. Sie schaute in den Talkessel hinunter, der sich nur zum Meer hin öffnete und Novis Prime beherbergte, die kreisrund angelegte Hauptstadt des Mondes. Zwischen den Häusern, auf den von innen nach außen sternförmig abgehenden Straßen und auf den beiden Ringstraßen bewegten sich zahlreiche Menschen und Transportplattformen. Aus dem nahegelegenen Transferturm lösten sich ebenfalls einige Transporter und schwebten in Richtung Novis Prime. Über dem Meer hing Botan, einer der anderen Monde des Ringsystems, der beinahe durchsichtig wirkte.

»Du wolltest mir was erzählen, Zeki«, brach Freedric das Schweigen. »Weißt du, man munkelt ja so einiges über dich in der Stadt, aber so richtig Bescheid weiß niemand. Das sind dann ja wohl alles Gerüchte.«

Freedrics Worte versetzten ihr einen Stich. »Was munkelt man denn über mich?«

»Na ja, dass deine Mutter, die Kalte, dich verstoßen hat, weil du ihr nicht gehorcht hast, und dass du deswegen jetzt auf der Straße leben musst und all so was...«

Zekiya schüttelte den Kopf und strich sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht. »So ist das nicht, Freedric«, erwiderte sie leise.

»Wie dann?«

Zekiya ertappte sich dabei, wie ihre Hand die seine suchte, und zog sie erschrocken wieder zurück. Dann räusperte sie sich. »So, das reden die Leute also über mich«, sagte sie mit lauter, fester Stimme, weil sie vor Freedric nicht als Schwächling dastehen wollte. »Aber es ist gerade umgekehrt. Ich bin von meiner Mutter weggegangen, weil ich ihren Druck nicht länger ertragen habe. Und weil...«, sie zögerte einen Moment, »... weil sie böse ist. Das erzählen sich die Leute in Novis Prime doch sicher auch. Oder?«

»J-ja.« Freedric sah sie verunsichert an. »Doch, das sagt man über sie.«

»Und es stimmt ja auch.« Die Bilder ihres noch jungen Daseins, mit denen man drei andere komplette Leben hätte füllen können, zogen plötzlich an Zekiya vorbei. »Weißt du, meine Mutter Vasraa und ich stammen aus einem Bunker in Tuurk, aus Izmir. Sie ist Soldatin. Schon als kleines Mädchen hat sie mich... für ihre Zwecke missbraucht. Ich war der Lockvogel, mit dem sie den Bunker von Bodrum erobert haben. Danach hat sie von mir verlangt, dass ich den Soldaten Hakan erschieße, der nett zu mir war...«

»Was? Nicht dein Ernst!« Freedric sah sie entsetzt an. »Und? Hast du's getan?«

»Natürlich nicht. Ich konnte es nicht.«

»Na, Wudan sei Dank. Und weiter?«

Zekiya atmete tief ein. »Ich glaube, dass sie mich von da an geringer schätzte. Sie hat mich als Schwächling beschimpft. Dann hat sie mich so richtig rangenommen und militärisch gedrillt. Als wir hier auf Novis gelandet sind, hat sich das fortgesetzt. Mum ist dann Statthalterin und später Sicherheitschefin geworden...«

»Weiß ich, ja.« Freedric nickte gewichtig.

»Auf jeden Fall hat sie mich nur noch mehr gedrillt; ich musste sogar in das Nachwuchsteam der Sicherheitskräfte eintreten. Aber auch da konnte ich ihr nie etwas recht machen, egal, wie sehr ich mich auch angestrengt habe.« Bitternis überkam Zekiya bei diesen Erinnerungen.

»Krass«, murmelte Freedric. »Das kenne ich. Meinem Alten konnte ich auch nie was recht machen. Aber erzähl weiter.«

Zekiya nickte. »Das war aber noch lange nicht das Schlimmste. Ich fand nämlich heraus, dass meine Mutter völlig skrupellos ist, das Gesetz missachtet und sogar über Leichen geht.«

»Nicht dein Ernst.« Freedric schüttelte den Kopf. »Aber wenn ich ehrlich bin, erzählt man sich genau das sie.«

»Ich wusste gar nicht, dass man sie auch hier ›die Kalte‹ nennt«, erwiderte Zekiya und beobachtete einen Vogelschwarm, der über dem Meer kreiste. »Weißt du, das war in Izmir ihr Spitzname, als sie noch Erste Offizierin von Aran Kormak war, dem Bunkerkommandanten. Und seine Geliebte.«

»Kormak, klar, den kenne ich auch.« Freedric drehte den Kopf zu ihr. »Dann hat wohl einer von euren Leuten den Spitznamen mit nach Novis gebracht. Aber ich bin gespannt. Was hast du rausgefunden?«

Zekiya war plötzlich nicht mehr wohl. Sie fragte sich gerade, ob sie nicht zu weit ging. Andererseits verspürte sie den unbändigen Drang, mit jemand Vertrautem über diese Dinge zu reden, mal alles rauszulassen.

Aber wie vertraut war ihr Freedric wirklich? Sie kannte ihn doch erst seit zwei Wochen. Egal. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass er ihr Vertrauen nicht missbrauchen würde. »Ich erzähl's dir, wenn du mir schwörst, dass du es niemandem weitersagst.«

»Ich schwör's bei Wudan.« Er hob die rechte Hand in die Höhe.

»Gut. Weißt du... in der Klonfabrik der Hydriten hier habe ich Xenia Vangelis getroffen, und wir sind Kampfgefährtinnen und beste Freundinnen geworden. Das war, als Kormak die Klonfabrik sabotierte und die Siragippen freikamen. Wir haben zuerst mal gegen die Biester gekämpft und mussten dann fliehen. Xenia ist in einen Schacht gestürzt. Ich konnte sie gerade noch am Handgelenk festhalten. Dann kam meine Mum hinzu und hat mich überredet, Xenia zu opfern. Ich... ich habe sie fallen lassen...« Zekiyas Stimme war immer leiser geworden. Sie fühlte sich fast so elend wie damals.

»Scheiße«, murmelte Freedric. »Hätte sie dir nicht einfach helfen können, diese Xenia hochzuziehen?«

»Das habe ich später dann auch begriffen. Ich glaubte damals, dass Xenia tot sei. Das war der Hauptgrund, warum ich mich endgültig von meiner Mum losgesagt habe. Ich konnte sie nicht länger ertragen. Seither streife ich durch Novis Prime und bin meine eigene Herrin. Manchmal ist es nicht ganz einfach, an Essen zu kommen, aber ich genieße jede Minute meiner Freiheit. Und trotzdem...« Zekiya senkte den Kopf.

»Was meinst du?«

Sie überlegte kurz. »Es war wirklich schwierig mit Mum, aber... aber ich vermisse sie jeden Tag mehr. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«

Freedric nahm einen kleinen Stein und warf ihn in die Tiefe. »So langsam wird's kalt, Zeki, findest du nicht? Vielleicht sollten wir besser eine Runde spazieren gehen.«

»Einverstanden.«

Sie standen auf und wanderten nebeneinander über die Klippen. »Schon krass, dass du deine Mutter vermisst bei dieser Vorgeschichte... aber andererseits auch wieder nicht«, nahm Freedric den Faden wieder auf. »Blut ist eben doch dicker als Wasser, sagte mein Alter immer. Sag mal, hat deine Mutter nie einen Versuch unternommen, dich zurückzuholen?«

»Nein. Sie weiß, dass das keinen Sinn gehabt hätte.«

»Aber du willst nicht mehr zurück zu ihr. Oder?«

Zekiya blieb stehen. Sie schaute Freedric kurz in die Augen, dann senkte sie ihren Blick. »Doch, ich würde wieder zu ihr zurückkehren. Aber nur unter einer Bedingung.«

»Und die wäre?«

»Dass sie sich gebessert hat. Ich meine, dass sie ein besserer Mensch geworden ist. Sonst könnte ich das nicht.«

Freedric lachte höhnisch. »Das kannst du vergessen«, erwiderte er. »Der Charakter ist genetisch im Menschen angelegt, das weiß doch jeder. Das Böse also auch. Deswegen können Menschen ihren Charakter niemals ändern.«

Zekiya spürte Zorn in sich hochsteigen. Das war genau das, was sie nicht hören wollte. »Stimmt doch gar nicht«, erwiderte sie harsch. »Kein Baby kommt schon böse auf die Welt. Es liegt an jedem selbst, was er aus sich macht. Und darum kann er diese Entscheidung auch jederzeit ändern.«

Freedric beharrte auf seiner Meinung. Sie stritten sich. Zekiya wurde es schließlich zu dumm. Sie verließ Freedric im Streit. »Dann glaub doch, was du willst, du sturer Bock!«, sagte sie zum Abschied.

Nach Einbruch der Dunkelheit bereute sie diesen Abschied. Unter dem grünen Licht des Dschungelmondes Botan schlich sie zu dem ärmlichen Haus, in dem ihre Mutter bis heute wohnte. Dunkel und verlassen lag es da.

Zekiya seufzte. Seit gut zwei Wochen zog es sie fast magisch hierher. Jede Nacht. Es war nicht nur, weil sie ihrer Mutter nahe sein wollte, sondern auch, um irgendwelche Hinweise zu erhalten, dass sie sich gebessert hätte. Aber Vasraa Uon war nicht zu Hause, wie ein heimlicher Blick durch ein Fenster zeigte.

Dann ist sie immer noch mit Tom Ericson auf dieser Mission, dachte Zekiya.* Das hatte sie in Novis Prime aufgeschnappt. Um welchen Auftrag es sich handelte, wusste sie aber nicht. Es war auch egal. Wichtig war nur eins. Wo immer du bist, Mama, bitte komm gesund wieder.

Matthew Drax trat gleich hinter Balaan aus dem Wurmloch. Der klobige Bau der Sicherheitszentrale von Novis Prime erschien vor ihm. Einige der Menschen, die sich auf dem Platz davor aufhielten, flohen schreiend, andere erstarrten vor Schreck.

Es war eben nicht jedermanns Sache, wenn sich urplötzlich ein Wurmloch vor ihm öffnete. Vor allem, wenn ein Pancinowa daraus hervorkam. Matt grinste, während er zur Seite trat, um Aruula, Tom Ericson und Vasraa Uon Platz zu machen.

Balaan, der den mobilen Wurmlochgenerator in einem Tragegestell auf dem Rücken trug, sah sich um. Matt hätte es kaum für möglich gehalten, dass sich in dem ohnehin schon runzeligen Gesicht noch mehr Runzeln auftun könnten. Aber genau das passierte.

In diesem Moment erinnerte ihn der Pancinowa mit den riefenförmigen Hautlappen am Kinn noch mehr als sonst an einen verknautschten Sitzsack. Den Begriff »Gute Laune« schien Balaan nicht einmal vom Hörensagen zu kennen.

Trotzdem war Matt froh über seine Begleitung, die hart erkämpft war. Denn der Wurmlochmeister Balaan, beziehungsweise das, was er auf dem Rücken trug, war die Lebensversicherung der gesamten Menschheit, ob auf der Erde oder auf dem Mars.

Balaan rückte schnaubend seinen Helm mit dem integrierten Translator zurecht, den er tragen musste, um sich verständigen zu können. Es war eher eine symbolische Geste, denn der aus dünnen Streben bestehende Helm war er so leicht, dass er ihn kaum spüren konnte. »Das kann nicht euer Ernst sein«, sagte Balaan mit unangenehm hoher Stimme.