Maddrax 591 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 591 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Matt und seine Begleiter haben Cancriss mit einem schlechten Gefühl verlassen: Dafür, dass man ihnen den dringend benötigten Wurmloch-Generator übergab, deckten sie die verbrecherische Regierung und überließen einen gefangenen, schlafenden Wandler seinem Schicksal.
Doch nun holen "Nachbeben" den Planeten der Wurmloch-Architekten ein, als ein brisantes Vermächtnis des früheren stellvertretenden Ratspräsidenten Muuras-Muh entdeckt wird. Ein Stein kommt ins Rollen, den einen wahren Erdrutsch auslöst...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Nachbeben

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder, und die degenerierte Menschheit befindet sich im Krieg mit den Daa'muren, die als Gestaltwandler ein leichtes Spiel haben. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde, und es gelingt ihm, die lebende Arche gegen dessen kosmischen Feind, den Streiter, zu verteidigen, woraufhin der Wandler mit den meisten Daa'muren die Erde verlässt...

Durch eine Schwächung des Raum-Zeit-Kontinuums tauchen überall auf der Erde Areale verschiedener Parallelwelten auf. Zwar können unseren Helden die Risse versiegeln – aber eine letzte Bruchstelle tauscht ein Areal um den Victoriasee in Afrika aus, das Kaiserreich Pilâtre de Roziers. Eine gewaltige Stadt erscheint, deren Bewohner einen »Dunklen Keim« verbreiten. Nach einigen Angriffen der Dunklen findet man dank der befreundeten Daa'muren Grao und Ira ein Heilmittel: Die Splitter von Daa'muren-Kristallen saugen den Dunklen Keim aus den Infizierten!

Ein Absturz über der Gigantopole wird Matt und Aruula zum Verhängnis: Ihre bösen Ebenbilder ermorden de Roziers Enkel Pilou und über hundert Hydriten, bevor man sie vernichten und das Zentrum der Stadt sprengen kann. Da diese daraufhin erstarrt, hofft man ihr Dunkles Herz zerstört zu haben – doch es lebt!

Da naht eine neue Gefahr: Ein Roboter mit dem Geist von Professor Dr. Smythe, Matts Erzfeind, lockt einen Streiter zur Erde. Zunächst trifft die kosmische Wesenheit auf den Mars treffen, wo der dort lebende Hydree Wang'kul ihn per Zeitstrahl sechs Monate in die Zukunft versetzen kann. Dann erreicht »Robo-Smythe« mit dem gestohlenen Raumschiff PLASMA die Erde, wo er seinem Parallelwelt-Ich begegnet.

Währenddessen ringen Tom Ericson und die zwielichtige Vasraa Uon den Wurmloch-Architekten auf dem Planeten Cancriss einen mobilen Generator ab, mit dem Matt & Co. eine mächtige Waffe, den Flächenräumer, vom Ringplaneten- ins Sonnensystem schaffen wollen. Um ihn zu bekommen, müssen sie die verbrecherische Pancinowa-Regierung decken, die einen Wandler gefangen hält, um ihm Energie abzuziehen. Während Matt und Aruula zur Erde reisen, bringt Vasraa den Generator an sich. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen Parallelwelt- und Novis-Vasraa, wobei Letztere getötet wird und Erstere auf Novis eine neue Heimat findet. Damit ist der Generator wieder in Matts Hand, und auch ein weiterer Erfolg ist zu verbuchen: Es gelingt ihnen, Robo-Smythe endgültig zu zerstören.

Da geschieht in Afra Seltsames: Die Dunklen stoppen ihren Vorwärtsdrang und folgen einem Ruf zur Dunklen Stadt, um dort zu vergehen. Das Herz der Stadt ist wieder erwacht und saugt alle Energie ein, derer es habhaft werden kann – bis die vier Daa'muren Grao, Ira, Balat und Soro es in sein Koma zurückstoßen können; Letzerer opfert dafür sogar sein Leben.

Nun muss der Flächenräumer zur Erde, bzw. zur Mondstation gebracht werden. Da seine Substanz gelitten hat, wird es nötig, ihn dort neu aufzubauen und die relevanten Komponenten einzufügen. Doch dann passieren seltsame Unfälle, bei denen Matt fast ums Leben kommt. Sie entpuppen sich als Sabotage – hinter der Victorius zu stecken scheint, der Kronprinz und Vater des ermordeten Pilou!

Nachbeben

von Christian Schwarz

Hauptstadt Thalhain, Cancriss

Eileen stand nackt vor dem Spiegel und betrachtete sich. Dabei ließ sie die Hände sanft über ihren Oberkörper gleiten. Schließlich seufzte sie.

Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln war nicht nur telepathisch begabt, sondern auch noch jung, gutaussehend und vital. Und sie hatte Bedürfnisse. Mit anderen Worten: Eileen hätte zu gerne einen Mann gehabt, mit dem sie all diese Bedürfnisse ausleben konnte.

Aber das ist ja schlecht möglich, wenn man das einzige gottverdammte Alien auf dem ganzen Planeten ist ... Eileen lächelte wehmütig.

Im Moment war sie mal wieder hin- und hergerissen. Sie hatte nicht nur Sehnsucht nach einem Mann, sondern nach Vertretern ihrer eigenen Rasse ganz allgemein. Und Heimweh nach Novis, wo ihre Freunde lebten.

Aber Novis war verbotenes Gebiet für sie, weil ihr Lauschsinn dort verrückt spielte. All die fremden Gedanken, die unkontrolliert auf sie einprasselten, würden sie über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben. Auf Novis schaffte sie es einfach nicht, ihren durchdrehenden Lauschsinn unter Kontrolle zu bringen. Diese Hypersensibilität war ein Kollateralschaden des Wurmlochtransfers von der Erde nach Novis. Kollateralschaden. Das Wort hatte Tom Ericson benutzt.

Eileen seufzte erneut. Lediglich auf Cancriss schafften es die pancinowischen Ärzte, allen voran Dr. Cygon, ihren Lauschsinn medikamentös auf ein erträgliches Maß zu dämpfen. Besonders dankbar war sie den Pancinowa dennoch nicht. Denn diese handelten aus rein eigennützigen Motiven; es war also ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Ich bin doch bloß die Laborratte, mit der sie eine Möglichkeit finden wollen, die Unverträglichen in die Gestade zu integrieren. Solange sie mich brauchen, werde ich auf Cancriss willkommen sein. Aber was ist, wenn die Laborratte ihre Schuldigkeit getan hat? Wird sie dann getötet? Ausgesetzt? Oder abgeschoben?

Ihre Befürchtungen waren nicht unbegründet. Die Pancinowa schotteten sich komplett gegen andere Völker und Rassen ab, warum auch immer. Alles Fremde wurde als Übel angesehen. Diesen Standpunkt vertraten die allermeisten, auch wenn es natürlich Ausnahmen gab. So wie diesen Dibanjo und seine Öffnungspartei, die sich für eine Aufhebung der kompletten Isolation aussprachen.

Ich bin die Isolierteste von allen. Und gleichzeitig eine Art Zirkustier. Wie ich das hasse... Tatsächlich hatte sie auf Cancriss niemanden, der privaten Umgang mit ihr haben wollte. Die Pancinowa standen ihr offen ablehnend gegenüber. Deswegen glich der tägliche Gang zum Institut von Dr. Cygon jedes Mal einem Spießrutenlaufen, denn die Leute auf der Straße starrten sie unverhohlen an und tuschelten über sie. Wie über ein Zirkustier eben.

Trotzdem hatte sie Dr. Cygons Angebot, sie per Wurmlochtransfer aus der Wohneinheit zu holen und dorthin zurückzubringen, abgelehnt. Denn nur in ihren eigenen vier Wänden, so wohnlich sie eingerichtet sein mochten, würde sie auch hier langsam verrückt werden.

Thalhain war durchaus schön und das tropische Klima angenehm, deswegen unternahm sie gelegentlich Spaziergänge durch die Stadt, versuchte sich jedoch abseits zu halten. Denn am öffentlichen Leben konnte sie nicht teilnehmen. Die einfachen Pancinowa hätten sie nicht akzeptiert; Dr. Cygon hatte sie eindringlich davor gewarnt.

Nein, das war nicht ganz richtig. Immerhin hatten ihr die Pancinowa einen Zugang zu den Gestaden bewilligt, sodass sie zumindest anonym am öffentlichen Leben teilnehmen konnte. Allerdings blieb ihr die Welt dieser Leute völlig fremd; so gut wie nichts interessierte sie wirklich.

Ausgenommen das Mysterium, das sich um den Nordpol des Planeten rankte. Die Douhlees, eine Art Verschwörungstheoretiker, behaupteten, dass die Regierung ein Geheimnis hüte, das mit einem vor langer Zeit auf Cancriss abgestürzten kosmischen Wesen zu tun hätte.

Tom und Vasraa waren auf Cancriss erschienen, um Präsident Lepmurt und den Hohen Rat um ein mobiles Wurmloch zu bitten. Damit sollte der Flächenräumer, eine antike Waffe der Hydree, von Novis auf die Erde geschafft werden, um damit den Streiter abzuschießen, der Erde und Mars gleichermaßen bedrohte.

Nachdem Lepmurt die Existenz eines solchen Wesens öffentlich als lächerlich bezeichnet hatte und das Anliegen der Menschen vom Hohen Rat abgelehnt worden war, hatten die Douhlees Tom, Vasraa und sie selbst kontaktiert, um ihnen zu beweisen, dass der Präsident log. Zum ersten Mal waren sie mit der Legende des am Nordpol abgestürzten Gottes konfrontiert worden. Aufgetauchte Hinweise hielt die Regierung entweder unter Verschluss oder hatte sie vernichtet.

Dass da was dran war, wusste Eileen genau. Denn anschließend hatte sie Lepmurt belauscht und festgestellt, dass der tatsächlich etwas wusste. Die empfangenen Bilder waren jedoch ungenau gewesen. Ungefähr so, als denke er an etwas, das er selber noch nie gesehen hatte.

Als Lepmurt die Menschen wieder auf die Erde zurückschicken wollte, konnten die Douhlees das verhindern, indem sie Tom, Vasraa und sie selbst kurzerhand entführt hatten. Tom und Vasraa waren zum »Eisland« genannten Nordpol aufgebrochen, um das Geheimnis zu ergründen. Unterdessen hatte Lepmurt Maddrax und Aruula nach Cancriss geholt, um die Entführten für ihn zu finden.

Tatsächlich hatte Aruula ihre Schwester von den Dreizehn Inseln über ihren Lauschsinn aufspüren können. Maddrax und Aruula waren den beiden anderen zum Nordpol gefolgt, während Eileen bei den Douhlees zurückgeblieben war – wo die Regierungstruppen sie aufgespürt hatten.

Und ich dumme Crooch habe noch geschrien, dass die Soldaten einen Fehler machen würden, dass nicht die Douhlees die Bösen sind, dass die Pancinowa alle belogen und betrogen werden.* Eileen wusste heute, dass das ein schwerer taktischer Fehler gewesen war. Hegan, der Leiter des Sicherheitsdienstes, hatte es gehört und es wohl Lepmurt gesteckt. Seither schirmte der Präsident seine Gedanken mit einem technischen Gerät ab, wenn er ihr gegenübertrat. Zudem hatte er ihr den Wurmloch-Kommunikator weggenommen, über den sie wenigstens hin und wieder mit ihrer Freundin Phillis auf Novis hatte reden können.

Kurzum: Eileen hatte sich den Präsidenten von Cancriss zum Feind gemacht. Das konnte ihre Sicherheitslage dramatisch verschlechtern, wenn sie mal tatsächlich nicht mehr gebraucht wurde. Und das machte ihr Angst.

Viel mehr an Ablenkung als die Spaziergänge hatte Eileen also tatsächlich nicht, denn die Gespräche mit Dr. Cygon und den paar Wissenschaftlern im Institut drehten sich ausschließlich um die Experimente, was sie längst als ätzend langweilig empfand. Immerhin waren die Institutsmitarbeiter nett und zuvorkommend. Ihre Gefühle interessierten allerdings niemanden, damit musste sie selbst klarkommen. Es sei denn, in Zusammenhang mit diesen scheiß Experimenten...

Nachdenklich fuhr Eileen sich durch ihre frisch gewaschenen blonden Haare, die links und rechts über ihre Schultern fielen. Manchmal fragte sie sich, für wen sie sich eigentlich regelmäßig pflegte und schön machte. Einfach für mich selber. Die Pancinowa interessierte es einen feuchten Sumpf, wie sie aussah. Menschen entsprachen deren Schönheitsideal ohnehin nicht.

Das war auch der Grund, warum sie die meiste Zeit nackt in ihrer »Logis« genannten Wohnung herumlief, obwohl sie wusste, dass die Pancinowa ihre Privatsphäre nicht respektierten und unangemeldet auftauchten, wann immer sie es für richtig hielten. Da sie ihre Privatsphären gegenseitig sehr wohl respektierten, war auch das ein Hinweis für Eileen, welchen Status sie auf Cancriss tatsächlich besaß. Laborratte und Fußabtreter...

Cancriss, Museum der Glorreichen Geschichte

Warum ist die plötzlich so unruhig? Und warum starrt sie mich so an? Grumguur musterte seine Kollegin Raffla irritiert, drehte sich dann schnell um und fuhr damit fort, die Exponate der Abteilung Glorreiche Vergangenheit 3a2 zu polieren.

Grumguur arbeitete schon seit über zehn Umläufen mit Raffla zusammen hier im Geschichtsmuseum inmitten der Hauptstadt Thalhain. Da er zu den eher unattraktiven Exemplaren männlicher Pancinowa gehörte, hatte ihn Raffla bisher nie anders denn als Kollegen wahrgenommen. Dass sie plötzlich schwer atmete, steigerte seine Irritation noch. Er wandte den Kopf – und erstarrte vor Schreck.

Rafflas inneres Unterleibskleid lag auf dem Boden! Mit weit aufgerissenen Augen stürmte sie auf ihn zu, warf ihn nieder und setzte sich auf ihn. Ein Strom von Laich ergoss sich über seinen Unterleib. »Du musst meine Eier befruchten, sofort!«, keuchte sie.

Grumguur war über alle Maßen schockiert. Natürlich hätte er im Prinzip nichts dagegen gehabt, den Laich einer weitaus jüngeren Weiblichen, dazu noch von wohlfeiler Gestalt, zu befruchten, zumal in deren Anwesenheit. Aber das musste in einem Laichbecken geschehen, alles andere war entwürdigend.

Und in diesem Fall sogar kriminell. Denn Raffla gehörte einem der drei ältesten pancinowischen Geschlechter von Thalhain an. Grumguur wäre also von seinem sozialen Stand her gar nicht befugt gewesen, derart hochwertigen Laich zu befruchten. Das konnte ihn bis zu drei Umläufe lang in das Haus der harthändischen Resozialisierung bringen.

Während ihm diese Gedanken durch die Denkschnecke schossen, packte die enthemmte und immer stärker keuchende Raffla ihn am Hals. Und begann mit der anderen Hand, sein Kleid hochzuschieben!

»Nein, nicht!«, gurgelte Grumguur und umklammerte ihr Handgelenk, um die zudrückende Hand von seinem Hals zu reißen. Es gelang ihm nicht mal im Ansatz. Er fühlte bereits ihre andere Hand an seinem Organ der nächsten Generation, als Raffla schlagartig erstarrte.

Grumguur wusste, warum. Ein weiterer Ausstoß von Laich kündigte sich an. Damit einhergehend lockerte sich der Griff um seinen Hals. Das war Grumguurs Chance! Er riss ihre Hand weg und schlug ihr mit der Faust gegen die Schläfe.

Raffla verdrehte die Augen und sank in sich zusammen. Grumguur schrie seine ganze Angst hinaus und strampelte sich frei. Spätestens jetzt hätte er per Wurmloch fliehen müssen, aber diese normale pancinowische Fortbewegungsart war im Museum nicht möglich, da es sich um ein Haus auf Gegenleistungsbasis handelte. Der Dämpfungsschirm um das Gebäude verhinderten ein unbefugtes Eindringen per Wurmloch, hatte aber den Nachteil, dass auch innerhalb des Schirms keines entstehen konnte.

Statt zu fliehen, erhob sich Grumguur schwerfällig. Und rutschte auf dem Laich aus, der sich glitschig über den Boden verteilt hatte. Er krabbelte aus der Lache heraus. Als er trockenen Boden erreichte und sich dort erneut erhob, kam auch Raffla wieder zu sich. Sie standen ungefähr zur gleichen Zeit.

Raffla musterte ihn erneut und knurrte dabei wie ein Jagiir. Grumguur war völlig klar, dass sie noch nicht vollkommen abgelaicht hatte und es erneut versuchen würde. In ihrem Zustand war sie viel stärker als er, sodass er das Ende eines neuerlichen Angriffs absehen konnte.

In seiner Not griff Grumguur in die offene Vitrine Glorreiche Vergangenheit 3a2 direkt neben ihm. Er bekam einen uralten Amtsstock zu fassen. Als Raffla erneut angriff, schlug er zu. Es krachte, als er die Weibliche seitlich am Kopf traf. Blut spritzte.

Der Schlag war so heftig, dass der Amtsstock dabei zerbrach. Während Raffla in ihrem erneut ausfließenden Laich lautlos zusammenbrach, sah Grumguur hinter ihr das Museumshaupt auftauchen.

»Was ist hier los?«, brüllte Hanass-Ul.

Der zitternde Grumguur ließ den Amtsstock fallen und wagte kaum, dem näherkommenden Museumshaupt entgegenzublicken. »Raffla«, murmelte er. »Sie... sie ist wohl ohne Vorankündigung in den Zustand akuter Laichbereitschaft verfallen...«

Hanass-Ul rief über seinen Gelenk-Kommunikator den Sicherheitsdienst. Fünf Pancinowa in grüner Uniform eilten herbei. »Liefert Raffla umgehend im städtischen Zentrum der körperlichen und mentalen Gesundheit ab«, befahl er. »Seid vorsichtig und sichert den Laich, den sie noch in sich trägt. Und dann schickt den Reinheitstrupp, damit er von dem ausgelaufenen Laich rettet, was zu retten ist. Verstanden?«

Das Museumshaupt wandte sich an Grumguur, der wie ein Häuflein Elend dastand. »Gehen Sie und säubern Sie sich, Sie Pechvogel«, fuhr er ihn an. »Was stehen Sie hier noch so dumm herum? Aber passen Sie auf, dass Sie möglichst wenig Laich zerstören.«

»Ja, das stimmt, ich bin ein Pechvogel«, erwiderte Grumguur mit kläglicher Stimme. »Warum musste auch ausgerechnet ich in ihrer Nähe sein, als es passierte?«

Diese Begriffsstutzigkeit brachte Hanass-Ul erst recht auf den Tenta-Baum. »Das meinte ich nicht!«, fuhr er ihn an. »Egal, was hier passiert ist, wie konnten Sie es wagen, zur Gegenwehr ein Exponat zu benutzen? Das ist Frevel, Grumguur, übelster Frevel! Zumal Sie den Amtsstock dabei zerstört haben! Darüber wird noch zu reden sein! Gehen. Sie. Jetzt!«

Grumguur trollte sich wortlos, während sich Hanass-Ul ausgetrocknet fühlte und deswegen eine Flasche Mross über seinen Kopf entleerte.

Mross war eine Flüssigkeit, die aus Wasser und einem genau abgestimmten Cocktail heimischer Früchte gebraut wurde. Mross erfrischte nicht nur den Körper, es spendete durch die enthaltenen Wirkstoffe gleichzeitig Energie.

Die Flüssigkeit erreichte Schultern und Brustansatz nicht, denn sofort öffneten sich die Poren seiner Kopfhaut und saugten das Mross auf. Sogleich ging es ihm besser. Hanass-Ul beobachtete, wie die Sicherheitsleute Rafflas Blutfluss stillten und sie vorsichtig in ein schwebendes Laichbecken legten. Weil sie dabei wieder zu sich kam, injizierten sie ihr ein Betäubungsmittel.

Als sie mit ihr verschwanden, meldete sich sein Handgelenk-Kommunikator. Seine Stellvertreterin Malkum, die sich gerade in der Museumszweigstelle der Nachbarstadt Sabaan aufhielt, war dran. »Ich habe hier eine von dir ausgelöste Notfallmeldung, Hanass-Ul. Was ist passiert?«

»Sei froh, dass du die Sauerei nicht siehst, Malkum«, antwortete er, bereits etwas gnädiger gestimmt, denn Malkum war die herausragendste seiner zahlreichen Streichelpartnerinnen. »Raffla ist überraschend in den Zustand akuter Laichbereitschaft verfallen und dann über Grumguur hergefallen. Überall in der Ausstellungshalle ist Laich verteilt. Moment.«

Hanass-Ul stieg auf die Empore, weil der Reinheitstrupp mit einem Laichsauger ankam. »So, jetzt bin ich wieder da.«

»Raffla, hm«, sagte Malkum. »Das ist jetzt bereits zum dritten Mal. Sie scheint eine starke Disposition für die überraschend auftretende akute Laichbereitschaft zu haben.«

»Das befürchte ich auch. Deswegen überlege ich gerade, ob ich sie entlassen soll, obwohl sie ja eigentlich eine fähige Mitarbeiterin ist. Beim nächsten Mal passiert ihr das vielleicht, wenn Museumsbesucher in der Nähe sind. Stell dir den Skandal vor, wenn sie dann über den nächstbesten Männlichen herfällt. Einen solchen Ärger können wir uns nicht leisten.«

»Ich verstehe dich. Aber triff jetzt in deinem Ärger keine vorschnellen Entscheidungen. Lass uns zuerst mit Raffla reden. Vielleicht stimmt sie ja einer medikamentösen Behandlung zu.«

»Mit dem Risiko, unfruchtbar zu werden? Das glaube ich kaum.« Hanass-Ul stieß ein höhnisches Schnauben aus. »Aber du hast recht. Reden sollten wir zumindest mit ihr.«

»Wie geht es Grumguur?«