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Dem Weltrat sind Berichte zu Ohren gekommen, nach denen Menschen in der Region Houston, Texas plötzlich und scheinbar grundlos Amok laufen und ihre Mitmenschen massakrieren. Verbindet man die Tatorte, ergibt sich eine gerade Linie Richtung "Hoosten". Als Matt und Aruula dieser Spur folgend mit PROTO in der Siedung Paradise ankommen, setzt sich das Muster fort. Die Straßen von sind mit Leichen gepflastert, die schwere Stichverletzungen aufweisen. Während sie sich im Ort umsehen, bemerkt Aruula eine getrocknete Schleimspur, die böse Erinnerungen weckt...
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Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Was bisher geschah...
Der Monsterjäger
Vita Marc Tannous
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« die Erde. In der Folge verschiebt sich die Erdachse, und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist – bis auf die Bunkerbewohner – auf rätselhafte Weise degeneriert.
In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Fliegerstaffel beim Einschlag durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz wird er von Barbaren gerettet, die ihn »Maddrax« nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula findet er heraus, dass Außerirdische mit dem Kometen – dem Wandler, der sich als lebende, schlafende Entität entpuppt – zur Erde gelangten und schuld sind an der veränderten Flora und Fauna und der Verdummung der Menschen. Nach langen Kämpfen mit den Daa'muren erwacht der Wandler, weist sein Dienervolk in die Schranken und zieht weiter. Mit zwei Daa'muren, die auf der Erde zurückblieben – Grao und Ira – haben sich Matt und Aruula sogar angefreundet.
Bei einem Abstecher zum Mars, auf dem sich eine Expedition aus dem Jahr 2010 zu einer blühenden Zivilisation entwickelt hat, erfährt Matt von der Spezies der Hydree, die vor 3,5 Milliarden Jahren hier lebten und mittels eines Zeitstrahls zur jungfräulichen Erde umzogen, als ihr Planet seine Atmosphäre und Ozeane verlor. Mit ihren Nachkommen, den telepathisch begabten Hydriten, die von den Menschen unentdeckt am Meeresgrund leben, hatte Matt schon Kontakt und nennt einen von ihnen, Quart'ol, einen guten Freund.
Diese »Tunnelfeldanlage«, die wie ein Transporter funktioniert, in dem die Zeit unendlich gedehnt werden kann, ist bis heute in Betrieb und verursachte auch den Zeitsprung von Matts Flugstaffel um 504 Jahre, als die den Strahl querte. Dabei legt der Strahl einen Tachyonenmantel um lebende Zellen, der den Altersprozess fünfzig Jahre lang drastisch verlangsamt.
Seither ist viel Zeit vergangen – wir schreiben inzwischen das Jahr 2554 –, und all die Erlebnisse unserer Helden an dieser Stelle zu schildern, wäre unmöglich. Es gibt sogar eine Erdkolonie in einem fernen Ringplanetensystem, zu dem allerdings der Kontakt abgebrochen ist. Ihre Freunde Tom, Xi und deren Tochter Xaana (die eigentlich Matts Kind ist) leben dort auf dem Mond Novis.
Nicht nur einmal haben Matthew Drax und Aruula die Erde vor dem Verderben gerettet und mächtige Feinde bekämpft – zuletzt die vampirhaften Nosfera, die die WCA (World Council Agency, kurz: Weltrat) übernehmen wollten. Auf diese Organisation traf Matt schon früh. Momentan steht ihr General Aran Kormak vor, ein in der Vergangenheit eher zwielichtiger Charakter, der sich aber gewandelt und großes Interesse zu haben scheint, Meeraka (ehem. USA) und danach andere Länder friedlich zu einen.
Auch um Kormak weiterhin im Auge zu halten, geht Matt auf seinen Vorschlag ein, zusammen mit Aruula im Auftrag des Weltrats eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden und für ein Bündnis unter dem Dach der WCA zu werben.
Dies sind ihre Abenteuer...
Weitere Informationen und Hintergründe zur Serie findet ihr unter www.maddraxikon.de im Internet!
Der Monsterjäger
von Marc Tannous
Der Mond stand rund am Himmel und leuchtete in einem betörenden Rot, als der kleine Planwagen über den staubigen Rumpelpfad polterte. Harvest Moon hatten die Farmer der Gegend dieses Phänomen in früheren Zeiten genannt, doch davon wusste der Mann auf dem Kutschbock nichts.
Haalan der Jäger, den breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen, blickte nur stoisch in die Nacht und überließ es Berta, dem kräftigen Biison, ihn und seine kostbare Fracht sicher ans Ziel zu bringen. Bis Hoosten waren es nur noch wenige Meilen. Ohne Unterbrechungen würden sie die alte Metropole bis zum Morgengrauen erreichen.
Plötzlich setzte sich Haalan alarmiert auf und kniff die Augen zusammen. Dann griff er nach den Zügeln, um Berta das Signal zum Anhalten zu geben.
Unvermittelt loderte vor ihnen eine Flammenwand auf!
Berta geriet in Panik und hätte wahrscheinlich querfeldein die Flucht ergriffen, hätte Haalan nicht blitzschnell reagiert. Er streckte seine geistigen Fühler nach dem Tier aus und wirkte dessen Fluchtinstinkt entgegen. Dabei handelte es sich um keine echte Telepathie, nur um eine sanfte Einflussnahme, und sie funktionierte auch nicht bei Menschen, wie Haalan schon in jungen Jahren herausgefunden hatte.
Bei Berta tat sie verlässlich ihre Wirkung. Das Biison beruhigte sich binnen kürzester Zeit, blieb wie angewurzelt stehen und starrte mit leerem Blick in die Flammen.
Es waren brennende Heuballen, wie Haalan jetzt feststellte. Jemand hatte sie in fünf Reihen aufgeschichtet und angezündet. Wahrscheinlich hatte er sie vorher mit Feuerwasser oder einer anderen brennbaren Flüssigkeit getränkt. Andernfalls wäre das trockene Stroh nicht in so kurzer Zeit komplett in Flammen aufgegangen.
Haalan setzte sich alarmiert auf. Das war keine Laune der Natur, es war menschengemacht. Und dann sah er auch schon den Schatten, der aus der Dunkelheit jenseits des Rumpelpfads ins flackernde Licht trat. Der Mann trug zerschlissene Kleidung, einen Hut und in der Hand eine gekrümmte Machete.
Haalan stand auf und hob die Hände. Er selbst war unbewaffnet bis auf das Messer, das gut verstaut in seinem Reisesack lag.
Wegelagerer traten selten allein auf, sondern hatten meist Komplizen. Tatsächlich vergingen nur wenige Sekunden, bis er knirschende Schritte hinter sich hörte.
Haalan warf einen prüfenden Blick über die Schulter und entdeckte einen weiteren Mann. Er war schlanker als der erste, aber sein irrer Blick und eine leuchtend rote Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog, unterstrichen seine Gefährlichkeit. Auch die Spitzhacke in seiner Rechten zeugte nicht von guten Absichten.
Beide hielten brennende Fackeln in ihren Händen.
Haalan räusperte sich und sagte mit lauter Stimme: »Wenn das ein Überfall sein soll, habt ihr euch den Falschen ausgesucht. Ich habe nur das, was ich am Leib trage, und Proviant für zwei Tage.«
Das Geldversteck an der Unterseite des Planwagens erwähnte er natürlich nicht. Um das zu finden, mussten sich die beiden Strauchdiebe schon selbst schmutzig machen.
Der mit dem Hut blieb direkt neben Berta stehen und tätschelte den Kopf des Tieres. »Du hast immerhin ein Biison«, sagte er mit einem brutalen, zahnlosen Grinsen und wandte sich an seinen Komplizen. »Was würdest du zu einem saftigen Bratenstück sagen, Piiet?«
»Auf gar keinen Fall würde ich Nein dazu sagen«, entgegnete Piiet nuschelnd. Er blieb neben dem Kutschbock stehen und ließ seinen Blick andächtig über den Planwagen schweigen. »Dein fahrbarer Untersatz ist bestimmt auch etwas wert.«
Haalan runzelte die Stirn. Obwohl er selbst aus dem Süden des Landes stammte, hatte er Mühe, den Burschen zu verstehen. Dessen schwerer Akzent tropfte wie Butter von seinen Worten, und es war nie ganz klar, wo das eine endete und das andere begann.
Haalan legte den Kopf schief. Er versuchte, seine mentalen Fühler nach dem Kerl mit dem Hut auszustrecken. Ja, seine besondere Gabe funktionierte nur bei geistig niederen Geschöpfen, aber vielleicht fielen die beiden Ganoven ja gerade noch in diese Kategorie.
Nein, stellte er kurz darauf fest. Selbst bei diesem besonders tumben Exemplar eines Dorftrottels war die Restintelligenz noch zu stark ausgeprägt, um seinen Willen zu beeinflussen.
Haalan wandte sich wieder dem mit der Spitzhacke zu, der nun seitlich an die Plane aus Wakudaleder herantrat. Wie ein Rundbogen spannte sie sich über die Ladefläche.
»Ich würde mit der Fackel nicht so nah rangehen!«, rief er ihm zu. »Alles leicht entflammbar.«
Kaum hatte er das gesagt, drang ein leises, gequältes Gurren unter der Plane hervor, gefolgt von einem hektischen Fiepen. Es klang, als hätte man einer Taratze auf den Schwanz getreten. Nicht, dass Haalan das jemals versucht hätte.
Der Strauchdieb rümpfte die Nase, wandte sich ab und hielt Haalan die Fackel entgegen.
»Das stinkt ja erbärmlich«, sagte er dann. »Was zur Hölle transportierst du in deinem Karren?«
»Was ich trans ...?« Haalan unterbrach sich und wandte sich Berta zu. »Er fragt, was ich in meinem Karren ... Tierkadaver!«, fiel es ihm dank seines Zeitschindens plötzlich ein.
Der Bandit sah ihn verständnislos an.
»Knochen, Fleischabfälle ...«, führte Haalan näher aus. »Man macht daraus verschiedene nützlichen Dinge. Seife, Leim, Lampenfett ... Wie du schon sagtest: Stinkt erbärmlich. Und kann Krankheiten übertragen. Ich würde da nicht so nah rangehen.«
Mit einem dümmlichen Blick wandte sich der Ganove wieder der Plane zu und ließ die brennende Fackel daran entlanggleiten. Wieder ertönte ein hohes Gurren. Diesmal noch lauter.
»Wem willst du was weismachen?«, knurrte er dann. »Ich weiß nicht viel über tote Tiere, aber eins weiß ich: Sie machen keine Geräusche!« Er ging zur Rückseite des Planwagens. Dort blieb er stehen.
Haalan beugte sich zu dem Kerl nach hinten und blickte ihn besorgt an. »Wie gesagt, an deiner Stelle wäre ich vorsichtig.«
»Bleib, wo du bist, sonst spalte ich dir den Schädel!«, mahnte der andere Ganove und hieb die Machete drohend in Haalans Richtung.
Der verzog das Gesicht. »Du und dein Kumpel macht euch besser aus dem Staub, solange ihr noch könnt. Ich meine es nur gut mit euch. Bestimmt kommt bald ein fahrender Händler vorbei, den ihr ...«
»Schnauze, oder ich schneide dem Vieh die Kehle durch.« Demonstrativ hielt er Berta die rostige Klinge an den Hals. Das Biison verzog keine Miene.
Ungeachtet der Warnung spähte Haalan ein weiteres Mal über seine Schulter und sah, dass Kerl auf der Rückseite des Wagens gerade die Fackel anhob, um das Innere auszuleuchten.
»Keine gute Idee«, murmelte Haalan vor sich hin. Er hatte es inzwischen aufgegeben, die beiden vor der Gefahr, in der sie schwebten, zu warnen. Sollten sie ihr Schicksal in die Hände der Götter legen. Umso schneller würde er Hoosten erreichen.
Er lehnte sich auf dem Kutschbock zurück, zog die Beine an und lauschte auf das unvermeidliche »Verdammt, was ist das?«, das kurz darauf zu ihm herüberschallte.
Der Kerl mit der Machete warf ihm einen fragenden Blick zu. Haalan zog eine Unschuldsmiene, zuckte nur mit den Achseln und meinte: »Keiner kann sagen, ich hätte ihn nicht gewarnt.«
Der Kerl warf ihm einen weiteren finsteren Blick zu, dann nahm er die Machete von Bertas Hals und stürmte nach hinten zu seinem Komplizen. Aus dem Augenwinkel sah Haalan den kometenartigen Schweif, den die Fackel beim Laufen hinter sich herzog.
Wirklich keine gute Idee, konnte er gerade noch denken, dann hörte er die nervöse Stimme des einen Banditen.
»Hey, ist alles in Ordnung? Was ist das? Was tust du? Ahhhh ...!«
Der Schrei mischte sich mit dem Lodern von aufflammendem Feuer.
Haalan beugte sich wieder vor und spähte an der Plane vorbei nach hinten. Der Kerl, der gerade noch an ihm vorbeigerannt war, war offenbar der Fackel seines Kumpans zu nahe gekommen. In Sekundenschnelle hatte das Feuer auf seine Kleidung übergegriffen. Und die brannte wie Zunder! Der Bandit schrie wie am Spieß, warf sich zu Boden und wälzte sich auf dem knirschenden Kies hin und her.
Auf das, was dann passierte, konnte sich selbst Haalan keinen wirklichen Reim machen.
Mit zusammengekniffen Augen beobachtete er, wie Piiet auf seinen schreienden Komplizen zutrat. Dann hob er die Spitzhacke mit beiden Händen über seinen Kopf ... und ließ sie auf den am Boden Liegenden niedersausen.
Haalan wandte sich ab und verzog das Gesicht. Ein hartes, schmatzendes Geräusch war zu hören, gefolgt von einem zweiten und einem dritten. Untermalt wurde es von den Schreien der lebenden Fackel, jedes Mal, wenn sich die Spitze in seinen Leib bohrte.
Kopfschüttelnd richtete Haalan sich auf. »Warum hören die Leute nicht zu?«, murmelte er leise vor sich hin. Dann nahm er die Zügel in die Hand und wandte sich mit leiser Stimme an Berta. »Ich glaube, hier werden wir nicht mehr gebraucht.«
Er streckte seine mentalen Fühler nach dem Tier aus, und im nächsten Moment setzte sich Berta querfeldein in Bewegung. Als sie die brennende Barriere umrundeten, warf Haalan einen letzten Blick hinter sich.
Bei seinem unerklärlichen Gewaltausbruch musste auch Piiet den Flammen zu nahe gekommen sein, denn er brannte nun ebenfalls lichterloh. Seltsamerweise schien ihn das gar nicht zu stören. Er stand einfach nur da und starrte ins Leere. Es war, als hätte sein Bewusstsein in den Leerlauf geschaltet.
Hinter den brennenden Heuballen lenkte Haalan den Planwagen zurück auf den Weg. Er atmete tief durch und genoss die Kühle der Nacht. Nicht mehr lange, dann würde sie vor der Hitze des Tages zurückweichen. Gemächlich zog er die Krempe seines Huts in die Stirn und lehnte sich auf dem Kutschbock zurück.
In weiter Ferne dämmerte schon der Morgen, und der Glutball der Sonne erhob sich langsam über den Horizont. Und dann, nur wenige Minuten später, sah es aus, als stünde der Himmel in Flammen.
Paradise hieß der beschauliche Ort und lag mitten in der Hölle.
So kam es Matthew Drax jedenfalls vor, als er hinter Aruula über PROTOs herabgefahrene Heckrampe trat und sich auf dem rundförmigen Platz im Zentrum der Ortschaft umsah. Es war kurz vor Mittag, und die Temperaturen hatten bereits unangenehme Höhen erklommen. Noch unangenehmer war nur der Geruch, der in der Luft lag.
»Der Geruch des Todes«, sagte Aruula, die Matts Gedanken erraten hatte. Tatsächlich hatte sie die Gedanken ihres Gefährten lediglich erraten, denn obwohl die Kriegerin von den Dreizehn Inseln wie alle Frauen ihres Volks über die Fähigkeit des Lauschens verfügte, vermied sie es, ungefragt in den Gedanken ihrer Mitmenschen herumzuschnüffeln.
Matt nickte ernst. Aruulas Beschreibung traf den Nagel auf den Kopf. Es war der Geruch von etwas Totem, das lange in der Sonne gelegen hatte. Nicht schon wieder, dachte er.
Er schirmte seine Augen mit der Hand gegen die Helligkeit ab und ließ seinen Blick weiter schweifen. An einer Tränke vor einem Holzhaus, das größer war als die anderen, standen zwei Horsays, die sich weder von der Sonne noch von dem Fleggenschwarm, der sie umschwirrte, aus der Ruhe bringen ließen.1
Falsch, korrigierte sich Matt noch im selben Gedankengang. Die Fleggen interessieren sich nicht für die Tiere, sie ...
Ohne den Satz zu Ende zu denken, eilte er los. Er umrundete die Horsays und ging bis zu der Stelle hinter der Tränke, wo die lebendige schwarze Wolke am dichtesten war. Inzwischen hatte auch der Gestank eine Intensität angenommen, die schwer zu ertragen war. Und die Insekten waren hier so zahlreich, dass Matt sie beiseite scheuchen musste, um zu erkennen, worum sie sich scharten.
Es war der Leichnam eines älteren Mannes, und er war übel zugerichtet. Unzählige Schnitte zogen sich wie Ackerfurchen über sein Gesicht und den Hals. Einer hatte wohl die Hauptschlagader erwischt, und das Blut hatte sich in Strömen über den Kragen seines Hemdes ergossen. Die Augen des Mannes waren weit aufgerissen und blickten starr zum Himmel, als hoffte er noch im Tode auf göttlichen Beistand.
Matt ging vor ihm in die Hocke, scheuchte weitere Fleggen davon und drückte dem Toten behutsam die Augenlider zu.
Noch während er das tat, hörte er Aruulas alarmierenden Fluch und schnellte in die Höhe.
Seine Gefährtin war an der Tränke vorbei auf die Veranda des Holzbaus getreten. Auch sie schien etwas entdeckt zu haben, denn sie blickte finster zu Boden.
Matt ging die knarrenden Holzstufen hinauf und blieb neben ihr stehen.
Ein weiterer Toter, strohblond und deutlich jünger als sein Leidensgenosse neben der Tränke. Er lag im Schatten der Veranda und war daher nicht ganz so gut »gereift«, weshalb sich auch deutlich weniger Fleggen um ihn scharten. Aber auch er wies Dutzende Schnitte und Einstiche auf und sah aus, als hätte ihn sein Mörder nicht nur getötet, sondern in wilder Raserei massakriert.
Matt wandte sich ab. Das Schlimme war, dass ihn ihre Entdeckung nicht im mindestens überraschte.
Paradise war nicht der einzige Ort im Hinterland des früheren Staates Texas, in dem sich ein solches Albtraumszenario bot. Die ersten Berichte, dass jemand – oder etwas –eine Schneise der Gewalt durch die Ödnis östlich von Hoosten zog, hatten den Weltrat bereits vor einigen Tagen erreicht. Hinweise darauf, dass die Täter selbst Bewohner der betroffenen Siedlungen sein könnten, hatten General Kormak schließlich dazu bewogen, Matt und Aruula zu entsenden, die sich der Sache annehmen sollten.
Nach tagelanger Reise an Bord des Amphibienpanzers hatten die beiden den ersten Tatort erreicht und waren kurz darauf auf zwei weitere gestoßen, die in den bisherigen Berichten gar keine Erwähnung gefunden hatten. Es sah ganz danach aus, als seien die meilenweit auseinanderliegenden Ortschaften nicht zufällig ausgewählt worden. Wenn man sie auf der Karte miteinander verband, erhielt man eine fast gerade Linie, die sich von Nuu'oleens aus auf Hoosten zubewegte.
Bei diesem Gedanken verspürte Matt trotz der Hitze eine Gänsehaut. Bisher hatte sich das wie auch immer geartete Phänomen auf verschlafene Provinznester mit zwei- bis dreistelligen Einwohnerzahlen beschränkt. Nicht auszudenken, wenn es die ehemalige texanische Hauptstadt mit ihren Tausenden von Bewohnern erreichte.
Aruulas Murmeln riss Matt aus seinen Gedanken, und er drehte sich zu ihr um. Die Kriegerin hatte sich von dem Toten abgewandt und begutachtete nun mit finsterem Blick das Verandageländer.
Matt trat neben sie und sah sofort, was das Interesse seiner Gefährtin geweckt hatte: eine getrocknete, glänzende Substanz, die das Geländer an mehreren Stellen wie eine Glasur überzog.
»Was ist das?«, fragte er. »Eine Art Schleim?«
Aruula drehte sich zu ihm um, und ihre Augenbrauen zogen sich so sehr zusammen, dass ihre Spitzen beinahe auf Tuchfühlung gingen.
»Halte mich für verrückt«, sagte sie leise, »aber weißt du, woran mich das erinnert? Ich ...«
Plötzlich verstummte sie alarmiert, und ihr Blick ging zur Tür.
Matt brauchte gar nicht zu fragen, was die Kriegerin aus dem Konzept gebracht hatte, denn er hatte es auch gehört.
Eine männliche Stimme! Und sie drang aus der Dunkelheit hinter der zweiflügeligen Schwingtür, die sich im Luftzug knarrend bewegte.
Sie sahen sich wortlos an, dann versuchte Matt, sich möglichst leise der Tür zu nähern. Ein Versuch, der angesichts der knarrenden Dielen zum Scheitern verurteilt war. Vorsichtshalber zog er seine Kombi-Pistole, bevor er entschlossen durch die Tür trat.
Das Innere des Holzhauses erinnerte Matt an einen Saloon, wie er ihn aus zahlreichen Western kannte. Im Halbdunkel entdeckte er eine Bar und einige Hocker, von denen die meistens umgekippt auf dem Boden lagen.
Und zwischen ihnen kauerten weitere, übel zugerichtete Leichen. Der süßlich-modrige Geruch nach Fäulnis und Tod war intensiv genug, um auch den stärksten Magen rebellieren zu lassen.
Matt hörte ein leises Knarren, als Aruula ihm durch die Schwingtür folgte. Es lenkte ihn einen für kurzen Moment ab. Andernfalls hätte er den Angreifer wahrscheinlich früher bemerkt. Nicht erst, als er sich aus dem toten Winkel neben der Tür löste und mit einer blutbefleckten Axt und einem infernalischen Kampfschrei auf ihn zustürmte!
»Achtung!«