Maddrax 663 - Marc Tannous - E-Book

Maddrax 663 E-Book

Marc Tannous

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Beschreibung

Seit die Snäkke aus Hooston nach Waashton verbracht wurde, sind die Wissenschaftler des Weltrats eifrig dabei, deren besondere Eigenschaften zu erforschen. Dabei kommt zu einem brisanten Zwischenfall, als ein Versuchstier, das man ihrem Sekret aussetzt, ungeahnte Kräfte entwickelt, einen Wissenschaftler tötet und Amok läuft. Von Kormak erfahren Matt und Aruula, dass die Mutation vermutlich nicht durch Zufall entstanden ist, sondern durch Genmanipulation bewusst herbeigeführt wurde. Es ist zu befürchten, dass die Hoostener Snäkke nicht das einzige Exemplar ihrer Art bleiben wird. Doch dann geht die Entwicklung in eine ganz andere, besorgniserregende Richtung...

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Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Wilde Wut

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« die Erde. In der Folge verschiebt sich die Erdachse, und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist – bis auf die Bunkerbewohner – auf rätselhafte Weise degeneriert.

In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Fliegerstaffel beim Einschlag durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz wird er von Barbaren gerettet, die ihn »Maddrax« nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula findet er heraus, dass Außerirdische mit dem Kometen – dem Wandler, der sich als lebende, schlafende Entität entpuppt – zur Erde gelangten und schuld sind an der veränderten Flora und Fauna und der Verdummung der Menschen. Nach langen Kämpfen mit den Daa'muren erwacht der Wandler, weist sein Dienervolk in die Schranken und zieht weiter. Mit zwei Daa'muren, die auf der Erde zurückblieben – Grao und Ira – haben sich Matt und Aruula sogar angefreundet.

Bei einem Abstecher zum Mars, auf dem sich eine Expedition aus dem Jahr 2010 zu einer blühenden Zivilisation entwickelt hat, erfährt Matt von der Spezies der Hydree, die vor 3,5 Milliarden Jahren hier lebten und mittels eines Zeitstrahls zur jungfräulichen Erde umzogen, als ihr Planet seine Atmosphäre und Ozeane verlor. Mit ihren Nachkommen, den telepathisch begabten Hydriten, die von den Menschen unentdeckt am Meeresgrund leben, hatte Matt schon Kontakt und nennt einen von ihnen, Quart'ol, einen guten Freund.

Diese »Tunnelfeldanlage«, die wie ein Transporter funktioniert, in dem die Zeit unendlich gedehnt werden kann, ist bis heute in Betrieb und verursachte auch den Zeitsprung von Matts Flugstaffel um 504 Jahre, als die den Strahl querte. Dabei legt der Strahl einen Tachyonenmantel um lebende Zellen, der den Altersprozess fünfzig Jahre lang drastisch verlangsamt.

Seither ist viel Zeit vergangen – wir schreiben inzwischen das Jahr 2554 –, und all die Erlebnisse unserer Helden an dieser Stelle zu schildern, wäre unmöglich. Es gibt sogar eine Erdkolonie in einem fernen Ringplanetensystem, zu dem allerdings der Kontakt abgebrochen ist. Ihre Freunde Tom, Xi und deren Tochter Xaana (die eigentlich Matts Kind ist) leben dort auf dem Mond Novis.

Nicht nur einmal haben Matthew Drax und Aruula die Erde vor dem Verderben gerettet und mächtige Feinde bekämpft – zuletzt die vampirhaften Nosfera, die die WCA (World Council Agency, kurz: Weltrat) übernehmen wollten. Auf diese Organisation traf Matt schon früh. Momentan steht ihr General Aran Kormak vor, ein in der Vergangenheit eher zwielichtiger Charakter, der sich aber gewandelt und großes Interesse zu haben scheint, Meeraka (ehem. USA) und danach andere Länder friedlich zu einen.

Auch um Kormak weiterhin im Auge zu halten, geht Matt auf seinen Vorschlag ein, zusammen mit Aruula im Auftrag des Weltrats eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden und für ein Bündnis unter dem Dach der WCA zu werben.

Dies sind ihre Abenteuer...

Weitere Informationen und Hintergründe zur Serie findet ihr unter https://de.maddraxikon.com im Internet!

Wilde Wut

von Marc Tannous

Neugierig reckte der Räubling seine zitternde Schnauze nach der Brabeele, die ihm Dr. Drayton mit zwei Fingern entgegenhielt. Ein besonders großes und saftiges Exemplar aus eigener Zucht.

»Hmmm«, machte Carl Drayton, als müsse er dem Tier die dunkelrote Beere schmackhaft machen. Dabei konnte der schwarzbraun gestreifte Allesfresser in dieser sterilen Umgebung kaum wählerisch sein.

Ohne lange zu überlegen, huschte er auf den Wissenschaftler zu, nahm ihm die Brabeele aus der Hand und biss hinein. Dunkelroter Saft verteilte sich wie Blut auf Schnauze und Krallen.

Drayton fackelte nicht lange. Schnell zog er die Sprühflasche hinter seinem Rücken hervor und drückte auf den Auslöser. Ein scharfer Strahl schoss heraus, und eine zähe Flüssigkeit traf das Tier ins Gesicht.

Drayton lächelte zufrieden. »Mal sehen, wie dir das schmeckt ...«

Die Schnauze des Räublings zuckte kurz, als müsste er niesen. Dann sah er den Wissenschaftler empört an, als wolle er sagen: Gar nicht cool, Kumpel.

Carl Drayton trat einen Schritt zurück und wartete ab. Eigentlich war jetzt der Zeitpunkt, den sterilen Raum im Forschungsbereich des Pentagon-Bunkers zu verlassen. Das Sekret war zwar schwach dosiert, aber die Krallen des Räublings, eine Kreuzung aus Waschbär und Opossum, konnten trotzdem schmerzhaften Schaden anrichten, wenn sie einem unbedarften Wissenschaftler quer über das Gesicht gezogen wurden.

Zunächst passierte jedoch gar nichts. Der Räubling putzte sich nur, schnupperte und setzte seine Mahlzeit fort. Doch kaum war der Rest der Brabeele im Maul verschwunden, blitzte es bedrohlich in den schwarzen Äuglein auf. Ein Zittern ging durch den Körper des Räublings, als würde er unter Strom gesetzt.

»Dr. Drayton«, ertönte die Stimme seiner Assistentin Cara aus dem Lautsprecher. »Bitte treten Sie in die Luftschleuse!«

Drayton rührte sich nicht. Er starrte gebannt auf das Schauspiel, das sich vor seinen Augen abspielte. Seine angeborene Neugier und das Wissen um die Stun Gun in seinem Gürtel unterdrückten alle Bedenken.

Der Räubling, eben noch so groß wie eine größere Ratze, schien in wenigen Minuten gewachsen zu sein. Sein Fell wirkte auf einmal borstiger, widerstandsfähiger, und seine Muskulatur veränderte sich.

Faszinierend, dachte Drayton. Er hatte in letzter Zeit mit dem Sekret experimentiert. Ursprünglich hatte es die Probanden vor allem in wilde Raserei versetzt und ihre Körperkräfte potenziert. Sichtbare körperliche Veränderungen wie hier waren neu.

Vielleicht war es wirklich an der Zeit, die Schleuse zu betreten.

Der Räubling war inzwischen auf die anderthalbfache Größe gewachsen, was Carl Drayton erst sah, als er sich auf die Hinterbeine stellte. Sein kleiner Brustkorb begann zu pumpen, und gelber Geifer troff von seinen Lippen. Er hatte kaum noch etwas Possierliches an sich, sondern sah aus wie ein Raubtier kurz vor dem Angriff.

Nervös zog Drayton die Betäubungspistole aus dem Gürtel, dann drehte er sich um und ging auf das Schleusentor zu. Er war nur noch wenige Schritte davon entfernt, da zuckte ein heftiger Schmerz durch seine Wade, als sich kleine scharfe Zähne in sein Fleisch gruben!

Drayton sank auf die Knie und wälzte sich auf den Rücken. Da ihm beim Sturz seine Brille verrutscht war, erkannte er nur ein verschwommenes dunkles Etwas, das sich vor ihm erhob. Wenn das der Räubling war, musste sich seine Körpergröße in kürzester Zeit verdoppelt haben.

Zeit, das Experiment zu beenden.

Drayton richtete die Betäubungspistole dorthin, wo er die Brust des Wesens vermutete, und drückte ab. Der Pfeil fand sein Ziel, der Räubling wurde zurückgeschleudert.

Erleichtert rückte Drayton seine Brille zurecht, stemmte sich auf die Knie und beugte sich vor. Das Tier lag jetzt flach auf dem Rücken. Sein zischender Atem war deutlich zu hören, ansonsten regte sich nichts.

Kein Wunder, dachte Carl Drayton. Die Dosis hätte einen Elefanten schlafen geschickt.

»Cara, öffne die ...« Schleuse, wollte er noch sagen, als der Räubling sich unerwartet aufrichtete und Drayton mit kalten Knopfaugen fixierte, bevor er sich mit ausgefahrenen Krallen erneut auf ihn stürzte!

Drayton wich schreiend zurück, als sich scharfe Krallen, die er doch gerade erst gestutzt hatte, wie kleine Messer in seinen Hals bohrten.

Bei dem Versuch, die Bestie abzuwehren und gleichzeitig zu zielen, entglitt ihm die Sprühflasche mit dem brisanten Inhalt und rollte über den Boden.

»Cara, öffne die Schleuse!«, rief Drayton noch einmal, während er den Lauf der Betäubungspistole in den Pelz drückte und den Abzug betätigte. Das Tier schrie auf, der pelzige Körper erschlaffte und seine Bewegungen wurden langsamer.

Carl Drayton stand der Schweiß tröpfchenweise auf der Stirn. Ein Sprung verlief über sein rechtes Brillenglas.

»Cara, was stimmt nicht mit dir?«, brüllte er aus heiserer Kehle. »Öffne die verdammte Luftschleuse!«

»Dr. Drayton, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, kam zögernd die Stimme der Assistentin aus dem Lautsprecher.

»Cara, ich ...«, setzte Drayton an, verstummte aber, als er das merkwürdige Verhalten des Räublings bemerkte. Das leicht benommen wirkende Tier wandte ihm jetzt den Rücken zu, beugte sich über etwas und zerrte wild daran herum.

Carl Drayton kam ein schrecklicher Verdacht, der zu grauenhafter Gewissheit wurde, als er sich hektisch nach etwas umsah, das auf gar keinen Fall in falsche Hände geraten durfte. Schon gar nicht in pelzige Hände mit Krallen wie kleine Skalpelle ...!

Doch da warf der Räubling bereits den Kopf in den Nacken, hielt die aufgeschraubte Sprühflasche mit beiden Pfoten fest umklammert und kippte sich den Inhalt über das schwarz umrandete Gesicht ...

Endlich öffnete Cara die Schleuse.

General Aran Kormak, Vorsitzender des Weltrats, hatte häufiger schlechte Laune. Aber heute schien sie nicht nur in den Keller, sondern in ein noch tieferes Untergeschoss gerutscht zu sein.

Vielleicht lag das an dem Gespräch unter drei Augen, das er mit dem Neo-Barbaren Rulfan geführt hatte. Von dessen Inhalt war nichts bekannt, aber gleich danach hatte Rulfan mit seiner Freundin Reese das Pentagon verlassen. Man munkelte, dass der Mann aus Euree Kormak die Schuld am Absturz ihres Gleiters vor anderthalb Jahren gab.1

Auch Commander Drax hielt sich bedeckt, obwohl er sicher Näheres wusste. Er und seine Gefährtin Aruula hatten die beiden in einem Ort jenseits der Appalachen aufgespürt und nach Waashton zurückgebracht.2 Rulfan litt immer noch unter den Folgen des Unfalls und zog sein rechtes Bein nach.

»Was macht ihr Idioten eigentlich hier unten, wenn man nicht alle fünf Minuten nach euch sieht?«, polterte Kormak.

»Sir«, entgegnete Cara Harker, Assistenzbiologin in der unterirdischen Forschungsabteilung des Pentagon-Bunkers, »wir erforschen Sie das geheimnisvolle Sekret, das Sie ...«

Kormak brachte die Rothaarige mit einer unwirschen Handbewegung zum Schweigen. »Ich weiß, was Sie tun. Ich will wissen, welche Fortschritte es gibt!«

»Ähm ... das fragen Sie besser Dr. Drayton, Sir.« Cara war erleichtert, als sie die Bürotür erreichten. Sie steckte ihre Chipkarte in den Schlitz, und die Tür öffnete sich.

Dr. Drayton saß kreidebleich auf einem Stuhl und presste seine Hand auf einen Druckverband an seinem Hals.

»Wie ist die Situation?«, bellte Kormak, kaum dass sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.

»Ich konnte die Blutung stoppen«, sagte Carl Drayton mit leiser Stimme. »Außerdem habe ich die Wunde desinfiziert und –«

»Die Situation mit dem verdammten Tier!«, donnerte Kormak.

»Der Räubling ist gesichert, die Schleuse zum Labor verschlossen. Aber es wird Sie freuen zu hören, dass wir bedeutende Fortschritte gemacht haben ...«

Drayton verstummte unter Kormaks eisigem Blick, der eine Taratze zum Frösteln gebracht hätte. Vorbei an Tischen mit Mikroskopen, Reagenzgläsern und Versuchsaufbauten trat der General an das kleine quadratische Fenster, das einen direkten Blick in den Laborraum gewährte.

»Ist das Tier unsichtbar?«, fragte er in die dröhnende Stille hinein. »Ist das der Fortschritt, von dem Sie sprachen?«

»Was meinen Sie damit?«, fragte Carl Drayton. Er und Cara tauschten verwirrte Blicke aus.

Kormak trat zur Seite und winkte die beiden zu sich.

Cara warf als erste einen Blick durch die Panzerglasscheibe. Sie schluckte, räusperte sich, riskierte einen zweiten Blick.

Drayton schob sie ungeduldig beiseite, nahm ihren Platz ein und begann zu zittern. Der Laborraum war leer!

»Das ist ... unmöglich!«, keuchte Drayton. »Die Sicherheitstür ist intakt.«

»Öffnen Sie die Schleuse!«, sagte Kormak mit einer Stimme hart wie Granit.

»Sir«, entgegnete Carl Drayton, »ich glaube, das ist keine gute ...«

Aran Kormak brachte ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen. Drayton hüstelte leise, dann nickte er Cara zu.

Kurz darauf traten alle drei gemeinsam durch die geöffnete Schleuse. Ein Rundumblick genügte, um sich zu vergewissern, dass das Labor tatsächlich leer war. Der Raum mit seinen stahlverstärkten Wänden bot keinerlei Verstecke.

Drayton folgte Kormaks Blick zur Decke, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Die unscheinbare Abdeckung eines Luftschachts war mit enormen Kräften zur Seite gebogen worden. Teile davon hingen buchstäblich in Fetzen herunter.

Drayton schluckte schwer. Das Versuchstier war entkommen. Die Folgen waren unabsehbar.

Art Vaxxley trat langsam an den Käfig heran. Hinter den Gitterstäben war ein aufgeregtes Fiepen, Quieken und Zirpen zu hören.

Mit einem breiten Grinsen stellte er den Blecheimer ab, packte die Gitterstäbe mit beiden Händen und rüttelte einmal kräftig daran. Die Geräusche im Innern wurden lauter. Panischer ...

Art lachte leise, griff in den Eimer und zog eine lange Karotte heraus, die er lockend wie ein Pendel hin und her bewegte.

Bald wagten sich die ersten Schnauzen aus den Schatten des engen Kastens. Art erkannte zwei handgroße Nager, wie sie in der Natur nicht vorkamen. Die meisten Versuchstiere in Sektion C der Forschungsanlage waren Hybride, die auf bestimmte Eigenschaften hin gezüchtet worden waren, um möglichst gute Testergebnisse zu erzielen.

Der erste, ein besonders mutiger Bursche, wagte sich bereits an die schmalen Gitterstäbe. Art Vaxxley schob ihm die Karotte entgegen, und gerade als das Tier mit winzigen Pfoten danach griff, zog er sie wieder zurück und biss die Spitze herzhaft ab.

Das Versuchstier, eine Mischung aus Beutelratte und Marder, stellte sich auf die Hinterbeine und begann zu fiepen. Im nächsten Moment traten andere aus dem Schatten und drängten sich an die Gitterstäbe.

»Genau so«, murmelte Vaxxley fröhlich. »Kommt und huldigt eurem König.«

Als Hausmeister von Sektion C hatte er meistens wenig zu lachen. Die Fütterung der Versuchstiere war einer der wenigen Höhepunkte in seinem Alltag. Das andere waren bis vor kurzem die Botengänge in Sektion F gewesen, bei denen er Maarla, der Assistentin von Dr. Wentworth, auf den Hintern glotzen durfte.

Aber seit Maarla sich bei der Teamleitung über ihn beschwert hatte, war er auf einen anderen Posten versetzt worden. Und statt auf Maarlas drallen Hintern starrte er nun auf das runzelige Dekolleté von Mrs. Harper, einer uralten Matrone, die wahrscheinlich nur deshalb noch die Ablage in der Virologie machte, weil man sie dort vor Jahrzehnten vergessen hatte.

Vaxxley brach ein Stück von der Karotte ab und warf es in die hinterste Ecke des Kastens. Kurz darauf ertönte ein Knurren und Beißen.

Das Gesetz der Natur, dachte er bei sich. Das Recht des Stärkeren. Ursache – Wirkung.

Wissenschaft war gar nicht so schwer, und Vaxxley fragte sich unwillkürlich, warum er eigentlich keinen weißen Kittel trug.

Gerade wollte er die Klappe des mechanischen Futtertrogs, der die Nahrung mundgerecht zerkleinerte, öffnen, als er hinter sich ein Geräusch hörte.

Verdammt, das war bestimmt Hal, sein Chef. Der Kerl hatte ihn sowieso auf dem Kieker und suchte ständig nach einem Grund, ihm den Tag zu versauen.

Als er ein bösartiges Knurren hörte, runzelte er verwundert die Stirn. Hal musste heute verdammt sauer sein.

Schnell drehte sich Vaxxley um.

Hinter ihm stand nicht Hal, sondern eine noch viel furchterregendere Gestalt. Eigentlich sah sie aus wie ein Räubling. Die schwarze Maske um die Augen und der Ringelschwanz waren deutlich zu erkennen. Aber die Proportionen des Tieres waren ins Groteske verzerrt. So, als hätte man es jahrelang mit Steroiden gefüttert. Was war das – ein außer Kontrolle geratenes Experiment?

Vaxxley hatte immer damit gerechnet, dass so etwas irgendwann passieren würde. Wer war so verrückt, sich freiwillig zum Dienst in einer biologischen Forschungseinrichtung der Regierung zu melden?

Die Bestie sah außerdem aus, als hätte sie eine schlimme Krankheit. Die Augen funkelten glasig, und aus dem aufgerissenen Maul tropfte gelblicher Geifer.

Diese Zähne, dachte Vaxxley. Verdammt, diese Zähne.

Mit dem Brüllen eines Raubtiers stieß sich die Kreatur von den Hinterbeinen ab und stürzte sich mit ausgestreckten Krallen auf Vaxxley. Dieser versuchte noch, den Metalleimer schützend zwischen sich und seinen Luxuskörper zu halten. Doch ein einziger Schlag mit den Tatzen genügte, um ihn mit ungeheurer Wucht aus seinen Händen zu schleudern.

Vaxxley spürte, wie sich messerscharfe Klauen und Zähne in sein Fleisch bohrten.

Doch dann – Vaxxley wusste nicht, warum – hielt der Räubling in seiner wilden Wut inne. Schwer atmend hob er den Kopf, als würde er lauschen.

Anschließend kroch er über Vaxxley hinweg zum Käfig, stützte sich mit den Hinterbeinen auf dessen Gesicht ab und streckte die Arme aus. Mühelos, als wären die Gitterstäbe aus dünnem Draht, bog er sie auseinander.

Der Räubling warf einen letzten Blick zur Tür und huschte davon. Vaxxley hob zitternd den Kopf. Gerade noch rechtzeitig, um einen pelzigen Ringelschwanz in einem offenen Abzugsrohr an der Decke verschwinden zu sehen.

Vaxxley stöhnte. Sein Gesicht und seine Schulter brannten wie Feuer, und verflucht, was war das haarige, blutige Etwas da in seinem Schoß? Ein Teil seines Skalps?

Vaxxley wollte sich gerade aufrichten, als etwas ihn innehalten ließ. Das Trippeln kleiner Pfoten und das aufgeregte Fiepen eines pelzigen Rudels.

Vaxxley warf den Kopf in den Nacken und sah den fleckigen Zahn einer Ratze, der sich durch die aufgebogenen Gitterstäbe schob – kurz bevor ihm das Tier ins Gesicht sprang.

Panisch fuchtelnd wehrte er es ab, doch gegen die Übermacht, die dann folgte, war er machtlos.

Nach einem kurzen, ungleichen Kampf erstickten Vaxxleys Schreie unter einer lebendigen, krallenbewehrten Decke.

Die Fütterung fiel heute üppiger aus als sonst.

Pechschwarze Gewitterwolken brauten sich vor General Kormaks Antlitz zusammen, als sein Blick auf die blutige Bescherung fiel. Eine Putzfrau hatte den Toten gefunden und sofort Alarm geschlagen.

Einige Versuchstiere wuselten noch um Art Vaxxleys Leichnam herum, andere waren durch die offene Tür entkommen, und ein paar wenige hatte man eingefangen und zurück in den Käfig gesteckt, wo sie wegen der verbogenen Gitterstäbe allerdings nicht lange verweilten.

Kormak ignorierte das Chaos. Sein Blick fiel auf das offene Lüftungsrohr an der Decke. Er drehte sich dem Wachmann zu, der kurz vor ihm eingetroffen war, und sagte mit eisiger Miene: »Räuchert Sie den Mistkerl aus!«

Die Wache salutierte, als ein schrilles Alarmsignal einsetzte. Kormak trat in den Flur, wo ihm ein weiteres Mitglied der Wachmannschaft entgegeneilte.

»Sir, wir haben einen Zwischenfall in Sektor D. Es sieht so aus, als hätte ein wildes Tier ...«

»Wie schwer kann es verdammt noch mal sein, einen Waschbären einzufangen?«, fauchte Kormak. »Kesselt das Vieh ein und knallt es ab!«

»Ein ... Waschbär, Sir?« Der Wächter wirkte irritiert.

»Fragen Sie nicht«, gab Kormak zurück. »Tun Sie es einfach!«

Der Wächter schlug die Hacken zusammen und verschwand in die Richtung, aus der er gekommen war.

Kormak folgte ihm schweren Schrittes den Gang hinunter.

Hätte er die Anlage nicht gekannt, spätestens die Schreie und die Gewehrsalven hätten ihn in die richtige Richtung gelotst.

Der Ort des Geschehens war ein Aufenthaltsraum, in dem sich die Wissenschaftler in ihren Pausen entspannen konnten. Es gab mehrere Tische, verschiedene Sitzgelegenheiten und eine Kochnische für die Zubereitung einfacher Speisen.