Make new Memory oder wie ich von vorn begann - René Grandjean - E-Book

Make new Memory oder wie ich von vorn begann E-Book

René Grandjean

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Beschreibung

Nori Greth kehrt zurück. Rückwärts durch die Zeit ins Jahr 1985. Wieder dreizehn bekommt er die Chance, seine Kindheit erneut zu erleben. Ihm bleibt eine Woche, um den verheerenden Bombenanschlag auf das Live Aid Festival zu verhindern – das Konzertereignis der Achtziger, mit dem der Tod seines Vaters eng verknüpft ist. Und es wird schwieriger als gedacht, sich nicht in der eigenen Kindheit zu verlieren. Denn Nori hat etwas mitgebracht aus der Zukunft: sich selbst. "Ich werde auf dieser Schaukel sitzen bleiben, meine Füße nie wieder auf den Boden stellen, der aus Sand ist. Bis jenseits der Schulhofgrenze die Atombomben zünden und alles verbrennt wie in Terminator 2. Dann wird die Hitze den Sand in grünes Glas verwandeln, auf dem ich gehen kann." Nach seinem Debüt "Der Sommer der Vergessenen" präsentiert René Grandjean mit "Make new Memory oder wie ich von vorn begann" seine Version des Coming of Age: Komisch, tragisch, unkonventionell. "Ein ungewöhnliches Buch! Ein ungewöhnlicher Autor!" (Rainer Wekwerth – Autor von "Das Labyrinth erwacht"), "– Eine Zeit- und Gefühlsreise zurück in die Achtziger; sehr gut geschrieben, ein Mix aus Phantastik, Gesellschaftsroman, Thriller und Zeitreise. Gut!" (xtme.de), "Ein sehr ungewöhnliches, packendes Buch!" (lovelybooks.de), "Man hat das Gefühl weiter lesen zu MÜSSEN, die Geschichte an für sich ist unheimlich fesselnd, die Hintergründe zu erfahren." (kasasbuchfinder.wordpress.com), "Noris Reise durch die Vergangenheit ist äußerst spannend und in einem sehr schönen, ungewöhnlichen Stil geschrieben, mit viel Liebe zu diesem oft sehr geschmähten Jahrzehnt." (Rezension auf Amazon.de), "Make new Memory ist ein Buch, was fesselt. Ein "was wäre, wenn…"-Roman. Ich kann es wirklich empfehlen." (mydailybooks.blogspot.de), "Erinnerungen werden wach an die Musik, die Mode, die Filme, die ganze Atmosphäre der 80er." (Rezension auf Amazon.

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René Grandjean

Make new Memory oder wie ich von vorn begann

Eine Reise in die Achtziger

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Widmung

Prolog

Montag, 8. Juli 1985

Dienstag, 9. Juli 1985

Mittwoch, 10. Juli 1985

Donnerstag, 11. Juli 1985

Freitag, 12. Juli 1985

Samstag, 13. Juli 1985

Epilog

Über den Autor

Impressum neobooks

Widmung

Es sind die, die wir lieben, mit denen wir zu hart ins Gericht gehen

Prolog

„Fangen wir doch noch mal von vorn an. Wie ist dein Name?“

„Seit wann duzen wir uns?“

„Entschuldigung. Aber Sie müssen meine Verwirrung ver­stehen, Herr Greth.“

„Jetzt haben Sie meinen Namen ja schon gesagt.“

„Ja, richtig. Und wie ist mein Name?“

„Sie kennen Ihren Namen nicht?“

„Doch. Aber ich möchte wissen, ob Sie ihn kennen.“

„Ihr Name ist Braun. Doktor Braun.“

„Gut, sehr richtig. Wissen Sie auch, wo wir sind?“

„Ja, wir sind in Berlin. In einer Klapse. Und der Gestank nach Desinfektionsmittel ist höllisch. Können wir vielleicht eines der Oberlichter öffnen?“

„Das ist richtig. Sehen Sie, wenn Sie mitmachen, geht das Ganze viel leichter. Allerdings bevorzugen wir hier die Bezeichnung Psychiatrische Klinik. Welcher Tag ist heute?“

„Es müsste Montag sein. Am Samstag haben Sie mich ein­gesperrt.“

„Wir haben Sie nicht eingesperrt. Wir haben Sie nur in Gewahrsam genommen, um Sie vor sich selbst zu schützen.“

„Ach so. Kann ich dann jetzt gehen?“

„Nein, das können Sie nicht. Ich habe die Aufsichtspflicht für Sie, da bitte ich um Verständnis. Wissen Sie das Datum des heutigen Tages?“

„Heute ist der 15. Juli 1985.“

„Sehr schön, Herr Greth. Kommen wir doch noch mal auf den Samstag zu sprechen.“

„Das haben wir doch jetzt schon hundertmal durchge­kaut.“

„Ich weiß. Aber mir sind so viele Details immer noch nicht klar. Sie müssen verstehen, dass ich hier noch mal genau nachfrage. Immerhin sind Sie uns von der Polizei überge­ben worden.“

„Natürlich.“

„Sie sind allein gereist? Bis nach London?“, fragt Doktor Braun weiter.

„Ja.“

„Woher können Sie das? Einen Wagen lenken, meine ich?“

„Können Sie das etwa nicht?“

„Doch, ich kann das auch.“

Doktor Braun schreibt etwas auf ein Blatt Papier.

„Was schreiben Sie da?“

„Ich mache mir nur Notizen. Erzählen Sie doch bitte wei­ter.“

„Was wollen Sie denn hören?“

„Sie sind mit dem Auto nach Calais. Und dann?“

„Das habe ich Ihnen auch schon erzählt. Ich habe die Fähre nach Dover genommen.“

„Einfach so die Fähre bestiegen?“

„Nein. Ich habe mich an Bord geschlichen. Das wissen Sie doch längst!“

Doktor Braun stützt die Ellbogen auf den Tisch, der zwi­schen ihnen steht.

„Mein Junge, ich will dir helfen. Wir alle hier wollen dir helfen.“

„Auch Ihre Kollegen, die da hinter den Spiegeln sitzen und mich beobachten?“

„Wie kommst du denn auf die Idee, dass dich jemand be­obachtet?“

Unvermittelt blickt Braun zu der verspiegelten Wand. Sie reflektiert den weiß gekachelten Raum. Zwei Stühle, ein Tisch.

„Kommen Sie, Doc. Mir können Sie nichts vormachen. Ich bin kein Kind mehr.“

„Genau das ist der Punkt, Nori. Du bist zwölf Jahre alt!“

„Nein, ich bin dreizehn. Und genau genommen nur mein Körper.“

„Sie bleiben also dabei?“

„Ja, ich bin ein vierzigjähriger Mann.“

„Und wie kamen Sie noch gleich in den Körper eines Kin­des?“

„Nicht eines Kindes. Es ist mein Körper. Hören Sie, Doc, ich weiß, dass Sie mir nicht glauben. Ich weiß, dass nie­mand mir glauben wird. Das können Sie auch gar nicht. Weil das, was ich erzähle, weit über Ihren Horizont hi­nausgeht. Für Sie ist das alles doch nur irres Geplapper. Ich könnte Ihnen genauso gut erzählen, dass ich von der Venus komme und zaubern kann. Haben Sie Terminator gesehen? Ich bin Ihr ganz persönlicher Kyle Reese.“

„Bitte regen Sie sich nicht auf.“

„Aber Sie sind irritiert. Weil Sie merken, dass ich nicht rede wie ein Dreizehnjähriger. Ich handle und bewege mich auch nicht so. Das macht Sie stutzig. Aber Sie und Ihre Kollegen kommen nicht dahinter, wie das sein kann. Sie zermartern sich die Hirne, wie man ein Kind dazu bringt, sich so zu verhalten. Mit Drogen? Gewalt? Ich sage Ihnen: mit nichts davon! Verstehen Sie mich? Nichts! Wäl­zen Sie Ihre alten Bücher. Sie werden die Antwort nicht finden. Auch nichts, was vergleichbar wäre. Und ich sage Ihnen gern noch einmal, warum. Weil ich aus der Zukunft komme und in meinen eigenen Kinderkörper zurückge­kehrt bin!“

Doktor Braun erwidert nichts. Mit gedankenverlorener Miene betrachtet er seinen Patienten. Nori ist klein, sogar für einen Dreizehnjährigen. Klein und schmächtig. Pony, Mondge­sicht, die Wangen mit einem Rest von Babyspeck. Aber etwas stört das Bild. Da ist etwas in Noris mandelförmigen Augen. Etwas schwer Definierbares, das nicht da hingehört. Ein Funke von Wis­sen, der in den Augen eines Kindes nichts zu suchen hat. Braun merkt, dass er starrt und Nori seinen Blick gelassen erwidert.

„Wie kann ich Sie davon überzeugen, dass ich die Wahr­heit sage, Doc?“

„Ich weiß es nicht. Erzählen Sie mir von Ihrer Reise.“

„Wenn Sie möchten. Haben sie viel Zeit mitgebracht?“

„Ich bin für Sie da. Aber ist es nicht gefährlich, wenn Sie mir verraten, was die Zu­kunft bringt? Haben Sie keine Angst, dass dann das Raum-Zeit-Gefüge zusammenbricht?“

„Das ist mir scheißegal. Aber eine Zigarette wäre cool.“

„Vergessen Sie’s!“

„Okay. Aber ein Kaffee muss drin sein.“

Montag, 8. Juli 1985

Blinzelnd öffne ich meine Augen.

Oh I'm a lonely stranger in a time bomb town, dudelt der Radio­wecker.Er zeigt 05:30 Uhr. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich diese Uhrzeit zuletzt auf dem Display leuchten sah. Vor neun gehe ich nie ins Büro.

Ich besitze auch gar keinen Radiowecker!

Erschrocken fahre ich hoch. Ich strecke den Arm aus, um das Licht einzuschalten. Mit der Hand stoße ich gegen eine Holzwand, wo keine sein sollte. Ich strample das Federbett von mir. Es ist dick und schwer wie ein alter Hund. Ich trage einen Pyjama aus Frottee und sehe aus wie ein Waschlappen! Schemenhafte Umrisse werden im Halb­dunkeln sichtbar. Regale, ein Schrank. Poster an den Wän­den.

I got a bad complication, I keep it to myself,singt Lindsey Bu­ckingham im entspannten Säuselton.Der hat die Ruhe weg! Schweiß schießt aus meinen Poren. Vorsichtig stehe ich auf. Das Bett scheint mir sehr hoch. Meine nackten Füße berühren einen unebenen Holzboden. Er ist kalt und knarrt verächtlich unter meinen zögernden Schritten. Aber auch vertraut. Mein Magen krampft sich zusammen. Ist es möglich?

In der Wand, hinter einem Rollo, leuchtet matt das große Rechteck eines Fensters. Ich zögere, wische mir Schweiß von Stirn und Oberlippe und ziehe kurz und kräftig an der Kordel. Das Rollo schnellt nach oben und gibt den Blick frei. Dämmerung. Die Venus steht noch am Himmel über dem Giebel des Nachbarhauses. Der regennasse Asphalt der Straße reflektiert das Licht der Laternen. Das Geräusch eines Autos durchbricht die Stille. Ich sehe die Scheinwer­ferkegel, dann rauscht es vorbei. Ein Kadett. Mein Herz rast. Instinktiv finde ich den Lichtschalter. Ich betätige ihn und sehe mein Spiegelbild in der Scheibe. Der Schreck raubt mir den Atem. Ich taumele zurück, setze mich aufs Bett, vergrabe das Gesicht in den Händen und versu­che an etwas Beruhigendes zu denken. Es gelingt mir nicht. Meine Haut fühlt sich seltsam an. Weich, frisch. Jung!

Ich stehe wieder auf und stelle mich dem Unfassbaren. Ich bin klein. Unglaublich klein. Vorsichtig lüfte ich meine Pyjamahose. Ich bin wirklich sehr klein! Auf meinem Pyjamaoberteil ist ein Bild von Luke Skywalker. Die Macht ist mir dir, Nori, scheint er mit dem Blick sei­ner tiefgründigen blauen Augen zu sagen. Recht hast du, Luke!

So gestärkt akzeptiere ich die gespiegelte, unwiderlegbare Realität. Mein Kopf ist groß wie ein Medizinball. Hän­gende Schultern, langer Hals. Mein Haar ist wieder braun. Nein, es ist noch braun. Ich bin wieder Kind. Ich bin zurück!

Als ich noch ungläubig meinen Körper betaste, nehme ich in der Spiegelung eine Bewegung wahr, die nicht die meine ist. Schnell schalte ich das Licht aus, damit das Draußen hinter dem Fenster sichtbar wird. Im Haus gegenüber brennt kein Licht. Aber ich erahne eine Gestalt. Ein dunkler Schemen, verborgen hinter der Gardine. Ich erin­nere mich an Frau Engler und muss grinsen. Sie schiebt mit einer Hand die Gardine beiseite und glotzt in mein dunkles Fenster wie in einen kaputten Fernseher. Sie hat Lockenwickler in den Haaren und sieht ganz verkniffen aus. Ich schalte das Licht an.

Ertappt, alte Unke!

Frau Engler starrt mich erschrocken an, und ich starre zu­rück. Dann winke ich und ziehe das Rollo mit einem Ruck zu.

Am Radiowecker drücke ich solange auf den Knöpfen he­rum, bis er mir das Datum anzeigt: 8. Juli 1985. Ich bin dreizehn, und mir bleiben sechs Tage, um die Welt zu retten.

Mein Zimmer ist viel kleiner als in meiner Erinnerung. Einige der Dinge, die ich hier sehe, besitze ich heute noch. Also das Heute in der Zukunft meine ich. In Reih und Glied stehen meine Actionfiguren wie zum Abmarsch be­reit im Regal. Bei der Macht von Grayskull, da ist sogar He-Man. Eine Etage tiefer eine Schlumpfkolonie. Daneben ein fluoreszierendes Dinosaurierskelett aus dem Yps-Heft. An den Wänden Poster. Die Ghostbusters. Duran Duran. Wer zum Teufel ist denn Hendrik Martz?

Durch die Wand hinter dem Regal dringt gedämpft das monotone Piepen eines Weckers. Dort liegt das Schlaf­zimmer meiner Eltern.

Ich werde gleich meiner Mutter begegnen!

Der Gedanke versetzt mir einen Schlag.

Ich habe sie so lange nicht gesehen. Jetzt keinen Fehler machen. Wie ein ungeübter Schauspieler kurz vor dem Auftritt überdenke ich meine Rolle. Wie verhalte ich mich? Wie war er, der dreizehnjährige Nori? Dann erinnere ich mich, dass die Wahrheit viel zu verrückt ist, als dass meine Mutter sie erahnen könnte. Zurück bleibt ein Gefühl wie Weihnachten, kurz vor der Bescherung – nervös, aber hoffnungsvoll.

Jede Tür in diesem Haus macht beim Öffnen ein eigenes, unverwechselbares Geräusch. Jetzt höre ich die Schlaf­zimmertür meiner Eltern quietschen. Eilige Schritte kom­men näher. Ich erwarte, dass meine Mutter klopft, was sie natürlich nicht tut – ich bin ein Kind. Sie platzt herein, und ich stehe da wie ein ertappter Einbrecher, das Diebesgut noch in meinen Händen – den Flötenschlumpf.

Meine Mutter ist groß, schlank und blass. Ihr rotes Haar ist ganz durcheinander. Sie trägt einen grünen Morgenmantel. Ich überschlage schnell im Kopf, dass sie etwa Anfang dreißig ist. Ich muss schuldbewusst aussehen, wie ich den Flötenschlumpf verlegen in den Händen drehe, als wäre ich bei etwas Verbotenem erwischt worden. Was ja im Grunde auch stimmt. In diesem überwältigenden Augen­blick möchte ich etwas sagen, das meine Gefühle zum Ausdruck bringt, meine unermessliche Freude sie wieder­zusehen, aber ohne mich zu verraten. Offenbar sieht sie mir meinen Zwiespalt an, interpretiert ihn jedoch völlig falsch.

„Nicht spielen! Anziehen! Wandertag!“

Und mit einem Knall ist die Tür wieder zu und sie ver­schwunden.

„Ich hab dich lieb, Mama“, sage ich, als ihre Schritte auf der Treppe verhallt sind, und ich sicher bin, dass sie mich nicht hört.

Die Küche ist kleiner als in meiner Erinnerung. Die Decke ist niedrig, von schiefen Balken getragen. Es ist still. Nur die Uhr an der Wand tickt. Vor dem Fenster liegen Hof und Garten. Inzwischen ist es hell. Wir sitzen zusammen am Küchentisch. Ich baumle mit den Beinen, damit meine nackten Füße nicht den kalten Kachelboden berühren. Meine Mutter liest in der Morgenpost, raucht und nippt gelegentlich an ihrem Kaffee. Ich starre sie über meine Schüssel mit Frosties hinweg an wie ein Weltwunder. Es tut so gut, sie wiederzusehen. Ich sehe mich in ihr. Ich habe ihre Mandelaugen. Die hohen Wangenknochen. Wenn ich älter bin, werde ich ihr noch ähnlicher sein. Op­tisch! Sie hebt den Blick, lächelt mich an, und ich spüre, wie mir die Schamesröte ins Gesicht schießt, weil ich mich ertappt fühle.

„Nori, nicht träumen.“

Pflichtbewusst esse ich. Der Dunst ihrer Zigarette hüllt mich ein, weckt in mir den Wunsch zu rauchen. Aber das ist nur die Gewohnheit. Mein Körper ist noch nicht niko­tinabhängig. Mutter steht auf und dreht sich zur Anrichte, wo die Kaffeemaschine steht. Ich werfe einen Blick auf die Zeitung. „London und Philadelphia rüsten sich für Tou­ristenansturm zum größten Musikspektakel aller Zeiten“, lese ich die auf dem Kopf stehende Überschrift. London kommt mir unheimlich weit weg vor. Meine Mutter schaut zur Uhr.

„Jetzt aber mal ab dafür. Zähneputzen. Anziehen.“

Sie klatscht in die Hände, als wäre ich ein Huhn, das es zu verscheuchen gilt.

Ich habe wirklich mit dreizehn noch Micky Maus-T-Shirts getragen? Verzweifelt durchwühle ich meinen Schrank nach etwas Tragbarem. Ohne Erfolg. Keine Zeit mehr. Ein graues Sweatshirt? Okay. Eine Jeansjacke? Immerhin. Schwarze Chucks? Na läuft doch!

Eilig poltere ich die steile Treppe hinab. Unten erwartet mich meine Mutter. Sie reicht mir meinen Rucksack, nimmt mich in die Arme und wünscht mir viel Spaß. Sie riecht nach früher, dass jetzt heute ist, und ich muss aufpas­sen, dass ich nicht heule. Mir wird bewusst, dass ich noch keinen Ton zu ihr gesagt habe, und dass sie es nicht ge­merkt hat.

Als ich aus der Haustür trete, erwischt mich die totale Er­innerung. Das seidige Morgenlicht. Das Vogelgezwitscher. Frau Engler fegt die Straße. Das Scharren ihres Besens riss mich unendlich oft aus dem Schlaf. Und wird es wieder tun. Die frische Luft ist noch kühl, aber der blaue Himmel deutet auf einen heißen Tag hin. Der kurze Berufsverkehr kommt gerade ins Rollen. Die Pendler fahren in die umlie­genden Städte zur Arbeit. Das Klappern der Gullydeckel unter ihren Reifen, das Dröhnen der Automotoren in der Häuserschlucht – alles scheint mir so vertraut. Krähen umkrei­sen den Kirchturm. Kinder, kleiner als ich, mit Tornistern so groß wie Schrankkoffer, ziehen in Gruppen an mir vor­bei. Ich untersuche meinen Rucksack. Schwarz, großer Adidas-Schriftzug. Darin eine Capri-Sonne, Milchschnitte, Portemonnaie mit Klettverschluss, ein Walkman. Ich ent­scheide, dass die Szene mit Soundtrack bestimmt noch überwältigender wird, setze die Kopfhörer auf und drücke Play.

St. Elmo’s Fire von John Parr. Jawohl.

Growin’ up

You don’t see the writin’ on the wall.

Ich reihe mich in die Karawane der Schulkinder ein.

Passin’ by

Movin’ straight ahead you knew it all.

Es geht vorbei am Modestübchen. Ich sehe T-Shirts im Fenster, die meine Mutter mir kaufen wird.

But maybe sometime if you feel the pain.

Ich wandere entlang der neuen Doppelhäuser, wo einst die Pusteblumenwiese war.

You’ll find you’re all alone

Everything has changed.

Vorbei am Kindergarten, wo ich mir an dem schweren Steinkreuz mal die Schulter geprellt habe.

Play the game.

Die Pferdekoppeln hinter der Metzgerei.

You know you can’t quit until it’s won.

Das alte Krankenhaus, wo mein Bruder geboren wurde.

Soldier on

Only you can do what must be done.

Der Kiosk neben der Grundschule, den wir nur „das Büdchen“ nennen. Hier gibt es zwei Wassereis für fünfund­zwanzig Pfennig.

You know in some way

You’re a lot like me.

Das Haus des Rektors mit dem gepflegten Vorgarten.

You’re just a prisoner

And you’re tryin’ to break free.

Und dann meine alte Schule. Sie sieht aus wie die Mondba­sis Alpha 1. Oder wie eine Burg aus hellen Betonplatten mit Flachdach, aus dem vereinzelt Schornsteine wie Türme in die Höhe ragen. L-förmig umschließt sie den Schulhof. Der wird an einer Seite begrenzt durch die Rückseite der Turnhalle, einer Wand aus Glasbausteinen. Zur anderen Seite blickt man über eine Wiese und Felder bis zu den fernen Bahngleisen.

Take me where my future’s lyin’

St. Elmo’s Fire.

Ich stehe noch da, lausche dem Refrain, und traue mich nicht durch das Metalltor auf den belebten Schulhof, als mir jemand in den Hintern tritt. Ich drehe mich, um den Angreifer zur Rede zu stellen – doch mir bleibt die Spucke weg. Es ist Klaus. Er sitzt auf seinem BMX-Rad und hält sich mit einem Arm am Tor­pfosten fest. Dass ich ihn mit offenem Mund bestaune, als wäre er ein Gespenst, scheint ihm völlig zu entgehen. Klaus sieht aus wie Alfred E. Neumann aus den MAD-Comics, aber alle Mädchen finden ihn süß. Sommersprossen, blaue Augen, dunkle Locken. Ich kenne niemanden sonst, der sich den Saum seiner Sweatshirts in die Jeans stopft. Seine Sporttasche trägt er auf dem Rücken wie einen sehr großen Rucksack. Wir haben uns fast dreißig Jahre nicht gesehen. Nein, das stimmt nicht. Richtig ist, ich habe ihn fast dreißig Jahre nicht gesehen. Er mich wahrscheinlich gestern noch. Klaus ist ein guter Fuß­baller, ein schlechter Schüler und grinst ständig wie ein Honigkuchenpferd. Jetzt auch. Ich nehme die Kopfhörer ab. Scharen von Schülern ziehen an uns vorbei. Manche grüßen, und ich grüße zurück.

„Überlegst du, ob du wieder abhaust?“, lacht Klaus.

„Quatsch!“, erwidere ich angestrengt locker.

„Möchtest du nicht die süßen Tierchen im Zoo sehen?“

Er lacht über seine schlecht imitierte Babysprache.

Ich grinse gequält. Klaus ist schon in Ordnung, aber ich habe keine Ahnung, was ich zu ihm sagen soll. Er stößt sich vom Torpfosten ab und rollt mitten durch eine Gruppe von Fünftklässlern in Richtung Straße. Das erscheint mir recht unnötig. Jemand ruft meinen Namen. Suchend blicke ich mich um.

„Da ist der Dicke“, sagt Klaus, und hält an.

Der Dicke? Martin? Tatsächlich!

Martin kommt auf mich zu, zwei Krücken in den Händen, die er lässig mit einem scharrenden Geräusch über den Geh­weg hinter sich her schleift. Er hat irgendeine Art Wachstumsstörung. Was immer das sein mag, er ist trotz­dem einen Kopf größer als ich. Martin trägt eine pastellfarbene Jeans von Vanilia. Nur ich weiß, dass man sich für so was in naher Zukunft schämen wird. Dazu ein weißes Polo­hemd. Und er hat im Gegensatz zu mir eine Frisur – einen dunklen Mecki. Ich überlege, warum wir ihn den Dicken nennen? Der Massige meinetwegen, aber der Dicke? Er schlendert mit der für ihn typischen Art heran, zu cool, um die Füße zu heben oder den Mund richtig zu schließen. Seine Lippen sind einen Spalt geöffnet, seine Augen halb geschlossen.

Ich muss lachen. Klaus bemerkt das, und wir grinsen uns an.

Es fühlt sich gut an, die Jungs zu sehen.

Martin lässt seine Krücken fallen, und sagt Hallo. Worüber reden Dreizehnjährige? Ich warte ab. Martin beginnt. Er erzählt von einem Handballturnier am Samstag. Er geht auf Krücken und spielt Handball? Nein, ich erinnere mich. Bis zu seiner Wachstumsstörung war er aktiver Handballer. Jetzt ist er treuer Zuschauer. Ich weiß, dass er bald wieder spielen wird.

Klaus erzählt, dass er bei seinem Vater war. Genau! Klaus’ Eltern sind geschieden. Er lebt mit seiner Mutter ein Stück außerhalb des Ortes in einem kleinen Haus. Darum auch das Fahrrad. Und am Wochenende besucht er oft seinen Vater in der Stadt. Gleich bin ich an der Reihe, zu erzäh­len. Verdammt, was habe ich am Wochenende gemacht? Mein Mund ist ganz trocken.

Aber Klaus und Martin ziehen ihre Aufmerksamkeit plötz­lich von mir ab. Ich schaue hin, wo auch sie hinsehen. Rettung naht – die Mädels kommen!

Sie sind zu dritt. Auch wenn ich seit unzähligen Jahren an keine von ihnen gedacht habe, erkenne ich sie wieder.

Silvia mit den unbändigen Locken. Sie ist einen Tag nach mir geboren. Unsere Mütter teilten sich im Krankenhaus ein Zimmer. Silvia ist klein, hat große blaue Augen und eine breite Nase. Sie ist ganz in Jeans gekleidet.

Da ist Claudia. Sie ist einen Kopf größer als ich und hat schon eine unübersehbar weibliche Figur. Ihr Haar ist lang und blond. Sie trägt eine Ponyfrisur, eine Handtasche über der Schulter, und ist stark geschminkt. Claudia ist hübsch, aber nur eine Dorfschönheit neben ihr.

Ist sie nicht wunderbar? Wie die junge Lea Thompson sieht Bettina aus. Ihr strohblondes Haar ist lang und wild toupiert. Ein Haarreif mit einer großen roten Schleife aus Netzstoff ragt aus ihrer Mähne hervor. Braune Rehaugen. Ein viel zu großes Hemd mit Paisleymuster. Die schlanken Beine in einer schwarzen Strumpfhose mit Muster und Laufmaschen. Weiße Söckchen mit Spitze, dazu rote Chucks.

Ich fühle mich plötzlich klein, schlecht angezogen und spüre, dass ich schwitze. Ich meine, ich bin nicht gerade Eric Stoltz. Vielleicht gehe ich noch als Double von Howard the Duck durch.

Klaus macht einen Witz über Claudias offenen Blusen­knopf.

„So kannst du nicht in den Zoo. Sonst flippen die Affen aus!“

Ich weiß erst nicht, was er meint, bis ich genauer hinsehe. Man sieht einen Hauch von BH. Claudia tut empört und schlägt Klaus mit der flachen Hand gegen den Arm. Alle lachen.

„Hast du deine Tage?“, legt Martin nach.

Claudia wird rot wie eine Tomate.

Martin freut sich, dass seine Spitze getroffen hat. Er weicht ihrer spielerischen Attacke leichtfüßig aus. Bettina schaut ihnen lächelnd zu. Dieser Ausdruck in ihren Augen. Als wollte sie sagen: „Kinder, was macht ihr nur.“ Das er­scheint mir irgendwie altklug. Ich spüre Silvias Blick, doch als ich ihn erwidere, schaut sie schnell zu Boden.

Der Zustrom der Schüler ebbt langsam ab. Ich schaue mich um, und entdecke eine Gruppe kleiner Leute zwi­schen der Straße und dem überdachten Eingang zur Turn­halle. Klar, da fuhr immer der Bus zur Schwimmhalle in den Nachbarort. Und heute geht’s zum Zoo. Die anderen verstehen meinen Blick als Ermunterung und wir schlen­dern langsam rüber. Bettina verkündet, dass sie keinen Bock auf Zoo hat. Sie wird sich sofort nach der Ankunft absetzen und in die Stadt zum Einkaufen gehen. Claudia ist dabei. Silvia auch.

Das laute Durcheinander zieht mich in seinen Bann. Ich atme tief in den Bauch und versuche, die aufkeimende Panik in den Griff zu bekommen. Diesen Teil meiner Reise, den emotionalen, das Wiedersehen, habe ich völlig unterschätzt. Ich bin überwältigt und zugleich so glücklich, wie ich es nie zuvor gewesen bin. Ich möchte meine Freude hinausschreien, meine Freunde umarmen und ih­nen erzählen, dass ich wieder da bin. Dass wir alle wieder da sind!

Nicht platzen, Nori, alte Zeitbombe!

Der Druck lässt nach und ich bekomme mich wieder in den Griff. Bettina schreitet durch die Menge wie die Queen. Wenn wir ihr Hofstaat sind, wer bin dann ich? Der Hofnarr? Ich mustere die Gesichter und erinnere mich an jeden einzelnen Namen. Jörg, Claudias älterer Bruder drängelt sich zu uns durch. Die geschubsten Mädchen motzen, aber Jörg ignoriert sie. Er ist groß, noch größer als Claudia, und trägt einen zarten Schnurrbart über der wuls­tigen Oberlippe. Jörg ist im letzten Jahr sitzen geblieben und seitdem in unserer Klasse. Er raucht hinter vorgehal­tener Hand. Seine dunklen Augen untersuchen dabei un­ruhig die Umgebung. Ihm folgen Heiner, die Brillen­schlange und Thomas, der immer nur Markenklamotten trägt. Ich erinnere mich, dass ich mit Heiner manchmal Comics getauscht habe. Aber richtige Kumpel waren wir nie. Heiner ist von bulliger Statur und ein unangenehmes Großmaul. Trotzdem oder gerade deshalb ist er oft das Ziel des Spottes der anderen.

Akzeptiere deine soziale Rolle, Betamännchen!

Thomas hat einen Topfschnitt und Pickel. Seine Klamot­ten leuchten in allen Farben des Pastellregenbogens. Ich merke, dass Heiner mit mir redet.

„So geil! Superman und die Spinne in einem Heft! So geil!“ Er schlägt in die Luft nach seinem unsichtbaren Gegner, macht „Boing“ und tut so, als würde er getroffen taumeln. Dabei rempelt er Bettina an.

Das war volle Absicht!

Pastell-Thomas umarmt die viel größere Claudia. Stimmt, die beiden sind ein Paar. Die Schulglocke rasselt.

Die 8a schultert ihre Rucksäcke und Taschen.

Klaus fasst mich am Arm und zieht mich hinter sich her. Wie vor einer unsichtbaren Mauer bleiben wir dicht an der Bordsteinkante stehen. Der Bus biegt von der Straße in die Haltebucht. Die hintere Tür kommt genau vor uns zum Stehen. Klaus lacht. Außer Jörg stellen sich alle hinter uns an. Die Bustür öffnet sich mit einem Zischen, und wir stürmen hinein.

Ich sitze ganz hinten, auf der durchgehenden Bank an der Rückscheibe, wo die Coolen sitzen. Martin erzählt von einem Video, das er gesehen hat. Jäger des verlorenen Schatzes. Echt, die Nazis schmelzen? Geil!

Alter, ich bin dir um Jahre voraus.

Lautsprecher rauschen, jemand pustet in ein Mikrofon. Wir schauen nach vorn. Es ist unsere Klassenlehrerin Frau Maler. Sie steht vorn im Gang neben dem Fahrer.

„Guten Morgen.“

„Guten Morgen, Frau Maler.“

Sie trägt einen dunklen Overall und Stiefeletten. Dazu diese Mireille-Mathieu-Frisur und sehr viel schwarze Schminke um die Augen.

„Sind alle da?“, fragt sie.

„Ja“, ruft die Klasse.

Ich würde wetten, jede Klasse antwortet so auf diese Frage. Frau Maler reicht dem Fahrer das Mikro und setzt sich. Ich mag sie. Keine langen Reden. Der Motor startet und der Bus fährt schaukelnd los. Klaus neben mir schaut aus dem Fenster. Martin redet mit Jörg. Ich nutze die Ge­legenheit und setze die Kopfhörer wieder auf. John Parr endet, und Huey Lewis and the News springen in die Bresche. The Power of Love.

Wo sitzt eigentlich Bettina? Zwei Plätze weiter vorn. Ich starre aus dem Fenster und konzentriere mich darauf, nicht durchzudrehen.

Alle beobachten gespannt, wie sich die Flasche in unserer Mitte knirschend auf dem schmutzigen Gummiboden dreht und langsam an Schwung verliert. Alle außer mir. Unbemerkt starre ich meine Freunde an wie Geister. Denn das sind sie, Geister der Vergangenheit.

Der Kassettenrekorder spielt dumpf leiernd Maria Magdalena. Das mischt sich mit dem Geräusch des Bus­motors und dem gänsegleichen Geschnatter der Klasse zu einer Geräuschkulisse, die mich nervt. Bettina summt die Melodie mit, und ihr Blick zeigt die entrückte Verlorenheit, die schon bald Scharen von Jungs um den Verstand brin­gen wird. Bettina – in einer Vergangenheit, die jetzt die Zukunft ist, wird sie meine erste große Liebe. Eine un­schuldige, unerfüllte Liebe. Nicht vergleichbar mit der hit­zigen, hormongesteuerten Geilheit, die mich während der Pubertät in ihrer Gewalt halten wird, wenn die Hände unter der Bettdecke verschwinden. Wie gut es sich immer angefühlt hat, in Bettinas Nähe zu sein. In meinen Erinnerungen hallt ihr herrliches Lachen zwischen den Schulhofmauern hinauf, steigt als Echo zum Himmel em­por und vertreibt die dunkelsten Wolken. Eine Aura der Leichtigkeit, die sich in ihrem Handeln, in jedem gespro­chenen Wort widerspiegelte, umgab sie wie eine unsicht­bare Korona und ließ wie durch Magie alles und jeden in ihrem Glanz erstrahlen.

Davon spüre ich jetzt nichts. Sie ist einfach nur ein kleines Mädchen. Ihr gackerndes Lachen klingelt mir unangenehm in den Ohren. Schon bald wird sie sich, ein wenig vor der Zeit, in eine junge Frau verwandeln, in die Art von Mäd­chen, die Mütter frühreifes Früchtchen nennen und ihre Söhne warnen, sich nicht mit so einer einzulassen. Die älteren Jungs, die Großen, die schon Moped fahren, werden sie umschwärmen wie die Motten das Licht. Da tut man gut daran, ihnen nicht in die Quere zu kommen.

„Wahrheit oder Pflicht?“, rufen die Mädchen lachend.

Der Flaschenhals zeigt auf mich wie der Lauf einer Pistole. Ich verspüre nicht den geringsten Wunsch, eines der Mädchen zu küssen. Darauf läuft es doch immer hinaus bei diesem Spiel. Darum wähle ich Wahrheit. Tuschelnd und giggelnd stecken die Mädchen die Köpfe zusammen, um sich die für mich unangenehmste aller Fragen auszudenken. Die Jungs sind unruhig. Thomas und Heiner vergleichen ihren Bizeps. Klaus ist auffällig still heute. Martin lehnt sich zurück und streckt die Beine aus. Verstohlen schielt er zu Bettina. Die beiden werden bald ein Paar sein. Bis zu dieser unschönen Geschichte auf der Klassenfahrt.

Die Mädchen sind sich einig geworden. Silvia kann kaum sprechen, weil sie ständig kichern muss.

„In welches Mädchen aus unserer Klasse bist du verliebt?“

Eine Welle von Scham schwappt über mir zusammen. Nicht wegen der Frage. Ich schäme mich, weil ich in dieser Kinderwelt nichts zu suchen habe. Ich bin ein Eindring­ling, ein Spion. Hab mich hier eingeschlichen, getarnt mit einem Körper, dem ich längst entwachsen bin wie einem Kommunionanzug. Ich schäme mich wegen meiner Über­legenheit und erröte. Die anderen interpretieren es, wie es ihnen möglich ist.

„Ist doch nix dabei!“, verkündet Martin großkotzig.

Er sagt das nicht, um mich zu unterstützen.

„Guckt mal, wie rot der wird“, ruft Klaus.

Alle lachen. Zeit für eine Imagekorrektur.