Man lebt nicht nur einmal - Josef F. Justen - E-Book

Man lebt nicht nur einmal E-Book

Josef F. Justen

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Beschreibung

Nie war es so dringend notwendig wie heute, dass mehr und mehr Menschen sich von den materialistischen Indoktrinationen, die längst auch an unseren Schulen betrieben werden, sowie den kirchlichen Dogmen emanzipieren und sich mit den spirituellen Lehren, wie man sie insbesondere aus der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft Rudolf Steiners gewinnen kann, befassen. Zu den wichtigsten und elementarsten geistigen Tatsachen gehören das Reinkarnationsgesetz und das ganz eng damit verknüpfte Karmagesetz. Es ist heute von fundamentaler Bedeutung, dass wir uns mit diesen Wahrheiten vertraut machen. Wer diese Gesetze nicht kennt, kann nicht nur viele andere geistige Tatsachen nicht begreifen, sondern er kann im Grunde sein eigenes Leben nicht verstehen. Des Weiteren kann er nicht erkennen, welche negativen Auswirkungen gewisse Intentionen, die in der Technologie vorangetrieben und von der Politik vermutlich abgesegnet werden, für die Menschheit nach sich ziehen könnten. Einige dieser Bestrebungen sind schon heute gang und gäbe. Etliche weitere und möglicherweise viel schlimmere werden in der Zukunft vermutlich Realität werden.

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Fürchte dich nicht, ermutigt der Engel, ziehe mir nach, laß dich durchleuchten, kehre lichter zur Erde zurück, stirb und werde wieder geboren, bis das Vergehen in Liebe verwandelt ist.

Albert Steffen1

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

Die Überzeugung von der Reinkarnation – früher und heute

2.1 Bis vor einigen Jahrtausenden

2.2 In den nachchristlichen Jahrhunderten bis ins 18. Jahrhundert

2.3 In der Zeit des deutschen Idealismus

2.4 An der Wende zum 20. Jahrhundert

2.5 Seit Mitte des 20. Jahrhunderts

Die Reinkarnationsidee in der Bibel und im konfessionellen Christentum

3.1 Hinweise auf das Reinkarnationsgesetz in der Bibel

3.2 Das notwendige Vergessen der Reinkarnation

3.3 Die Crux des konfessionellen Christentums

Die unsterbliche ›Instanz‹ im Menschen

Reinkarnation – Das Gesetz der wiederholten Erdenleben

5.1 Individualität und Persönlichkeit

5.2 Kann man das Reinkarnationsgesetz beweisen?

5.3 Was ist der Sinn der vielen Erdenleben?

5.3.1 Die Entwicklung des Menschen und der Menschheit gemäß

wissenschaftlicher

Anschauung

5.3.2 Die Entwicklung des Menschen und der Menschheit gemäß

kirchlicher

Anschauung

5.3.3 Die Entwicklung des Menschen und der Menschheit gemäß

anthroposophischer

Anschauung

5.4 Besondere Aspekte des Reinkarnationsgesetzes

5.4.1 Für welche Wesen gilt das Gesetz der Reinkarnation?

5.4.2 Beginn und Ende des Inkarnationskreislaufs

5.4.3 Der zeitliche Abstand zwischen zwei Inkarnationen

Karma – Das große kosmische Schicksalsgesetz

6.1 Ursache und Wirkung

6.2 Die Verbindung zwischen zwei Inkarnationen

6.3 Besondere Gesichtspunkte der Karmalehre

6.3.1 Der Fortschritt der Menschheit

6.3.2 Karma und Begabungen

6.3.3 Schwere Schicksale

6.3.4 Geschenke des Schicksals

6.3.5 Zusammentreffen mit Menschen im Erdenleben

6.3.6 Die Lebensaufgabe

6.3.7 Einwirken des Schutzengels

6.3.8 Krankheiten – Heilbarkeit und Unheilbarkeit

6.3.9 Karma und Freiheit – kein Widerspruch!

6.3.10 Karma und Erlösung

6.3.11 Volks-, Menschheits-, Erden- und Weltenkarma

6.3.12 Hinweis auf das Karmagesetz im Neuen Testament

6.4 Den Schicksalsmächten ›ins Handwerk pfuschen‹

6.5 Wie könnte sich das Verständnis für das Reinkarnations- und Karmagesetz auf bestimmte Lebensbereiche fruchtbar auswirken?

Anhang

A.1 Tabellen

A.2 Zitate berühmter Persönlichkeiten über die Reinkarnation

Quellennachweis

Literaturverzeichnis

Buchempfehlungen

Vorwort

W ir leben heute in einer Zeit größtmöglichen Geistesdunkels. In keiner anderen Epoche der Menschheit war es so wie in der Gegenwart, dass die Mehrheit der Menschen alles, was man nicht mit den physischen Sinnen sowie den sie verstärkenden Instrumenten und Messgeräten wahrnehmen, beobachten und studieren kann, für eine Illusion oder Schlimmeres hält.

Dieses Phänomen ist eine Folge der materialistischen Weltanschauung, die seit spätestens Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr um sich greift. Auch unsere Wissenschaftler sind zum überwiegenden Teil materialistisch gesinnt. Für geistige Welten und Wesen ist in ihren Theorien und Modellen kein Platz. Die Tatsache, dass es Hellseher, also Menschen gibt, die über die Gabe verfügen, Geistiges wahrzunehmen und zu studieren, halten sie für Phantasterei.

Nie war es so dringend notwendig wie heute, dass mehr und mehr Menschen sich von den materialistischen Indoktrinationen, die längst auch an unseren Schulen betrieben werden, sowie den kirchlichen Dogmen emanzipieren und sich mit den spirituellen Lehren, wie man sie insbesondere aus der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft Rudolf Steiners gewinnen kann, befassen.

Zu den wichtigsten und elementarsten geistigen Tatsachen gehören das Reinkarnationsgesetz und das ganz eng damit verknüpfte Karmagesetz. Es ist heute von fundamentaler Bedeutung, dass wir uns mit diesen Wahrheiten vertraut machen.

Wer diese Gesetze nicht kennt, kann nicht nur viele andere geistige Tatsachen nicht begreifen, sondern er kann im Grunde sein eigenes Leben nicht verstehen. Des Weiteren kann er nicht erkennen, welche negativen Auswirkungen gewisse Intentionen, die in der Technologie vorangetrieben und von der Politik vermutlich abgesegnet werden, für die Menschheit nach sich ziehen könnten.

Einige dieser Bestrebungen sind schon heute gang und gäbe. Etliche weitere und möglicherweise viel schlimmere werden in der Zukunft vermutlich Realität werden.

Auf diese Intentionen werden wir im 6. und letzten Kapitel noch zu sprechen kommen.

In dem vorliegenden Buch sollen diese beiden grundlegenden spirituellen Gesetze bzw. Lehren in einiger Ausführlichkeit dargestellt werden. Wenngleich sich alle folgenden Darstellungen ganz wesentlich auf das große Geistesgut der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft Rudolf Steiners stützen, so sind dennoch keinerlei anthroposophische oder sonstige Vorkenntnisse vonnöten. Wir waren insbesondere bemüht, mit einem Minimum an anthroposophischen Fachausdrücken auszukommen.

Dieses Buch wendet sich insbesondere an Leser, die noch nicht mit den großen kosmischen Gesetzen, dem Reinkarnations- und Karmagesetz, vertraut sind. Es dürfte aber auch allen, die sich schon näher mit diesen befasst haben, noch etliche neue Aspekte und Denkanstöße liefern.

Anmerkung:

»Alle Zitate von Rudolf Steiner sind in einer anderen Schriftart gedruckt, um auf den ersten Blick als solche erkannt zu werden.«

»Zitate von anderen Persönlichkeiten, Bibelverse und dergleichen sind kursiv gedruckt.«

Kapitel 1

Einleitung

Anfang alles wertvollen geistigen Lebens ist der unerschrockene Glaube an die Wahrheit und das offene Bekenntnis zu ihr. Auch die tiefste religiöse Erkenntnis liegt nicht außerhalb des Denkens

Albert Schweitzer1

I rgendwann stellt sich wohl jeder Mensch einmal die Frage nach dem Sinn des menschlichen Lebens. Man möchte die Entstehung und das Ziel des Menschenwesens und seines eigenen Lebens ergründen.

In diesem Zusammenhang drängen sich viele Fragen auf:

• Wie lange gibt es dieses Wesen, zu dem ich »Ich« sage – also mein »Ich-Wesen« – schon?

• Hat meine Existenz erst mit meiner Geburt bzw. der Empfängnis begonnen, oder war ich schon vorher da?

• Endet meine Existenz mit meinem Tod, oder wird sie diesen überdauern?

• Werde ich womöglich eines fernen Tages erneut auf der Erde geboren?

• Was ist eigentlich der Sinn meines Daseins?

Diese Fragen führen unmittelbar in den Kern der Reinkarnationslehre. Diese besagt – um es hier zunächst einmal in aller Kürze zu formulieren –, dass jeder Mensch im Zuge seiner ewigen Existenz schon viele Male als menschliches Wesen auf der Erde verkörpert war und dass er noch viele Male auf ihr wieder erscheinen wird. Zwischen zwei Erdenleben war er für lange Zeit in den geistigen Welten, in denen er sein letztes Erdenleben aufgearbeitet und schließlich sein neues vorbereitet hat.

Dann hat wohl jeder von uns schon des Öfteren in seinem Leben sehr erfreuliche, aber auch sehr unangenehme, vielleicht sogar niederschmetternde Dinge erlebt. Auch wundern wir uns doch oft, wie es möglich war, dass wir unseren besten Freund oder unseren Ehepartner auf so sonderbaren Wegen erstmals begegnet sind. Des Weiteren verstehen wir oftmals nicht so recht, warum wir uns gerade für diesen oder jenen Beruf oder einen bestimmten Arbeitgeber entschieden haben. Auch fragen wir uns vielleicht, warum beispielsweise unser Sohn oder unsere Tochter schon im Kindesalter ein ganz erstaunliches Talent aufwiesen, das die Eltern und Großeltern nicht besaßen.

Hier stellen sich unweigerlich Fragen wie:

• Waren das rein ›zufällige‹ Geschehnisse?

• Sind wir womöglich Marionetten an den Fäden eines großen ›kosmischen Würfelspielers‹, oder haben diese Ereignisse ganz wesenhaft mit uns zu tun?

• Sind sie vielleicht die Folge unseres Verhaltens oder unserer Taten aus einer urfernen Vergangenheit?

• Haben wir uns diese Dinge vor unserer Geburt womöglich selbst ausgesucht?

• Wozu bin ich hier eigentlich angetreten?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, müssen wir das Karmagesetz heranziehen. Dieses besagt, dass nichts von dem, was wir im Erdendasein erleben, zufällig geschieht. Wir sind es gewohnt, von einem »Zufall« zu sprechen, wenn sich etwas ereignet, für das es keine Ursache zu geben scheint. Im Kosmos geschieht aber niemals etwas, für das es keine Ursache gibt! Einen »Zufall« im landläufigen Sinne gibt es nicht! Wenn uns etwas zufällt, so gibt es dafür immer eine Ursache, die meistens im Geistigen zu finden ist und sich uns nicht oder nur schemenhaft offenbart. Wir können sie allenfalls erahnen. Vieles von dem, was auf uns zukommt – unabhängig davon, ob wir es als erfreulich oder unerfreulich empfinden –, ist eine logische und gesetzmäßige Folge unseres Verhaltens oder unserer Taten aus einem früheren Erdenleben. Bei einigem von dem, was uns widerfährt, kann es sich durchaus auch darum handeln, dass wir es uns im vorgeburtlichen Dasein selbst ausgesucht und regelrecht geplant haben.

Auf das Reinkarnations- und Karmagesetz werden wir in diesem Buch erst in Kapitel 5 bzw. in Kapitel 6detailliert zu sprechen kommen.

Vorher wollen wir zunächst noch die Frage klären, ob die Menschen in früheren Zeiten auch so verhältnismäßig wenig von diesen Gesetzen wussten – wie es heute der Fall ist – oder ob sie diese vielleicht sogar für Weltentatsachen hielten (Kapitel 2).

Dann werden wir einen Blick auf das werfen, was im konfessionellen Christentum in diesem Zusammenhang gelehrt wird (Kapitel 3).

Schließlich müssen wir noch erläutern, was der Mensch eigentlich ist bzw. was seine Wesenheit ausmacht (Kapitel 4). Nur wenn man wirklich weiß, was den Menschen auszeichnet und was ihn weit über die Wesen des Tierreiches erhebt, kann man die Reinkarnations- und die Karmalehre verstehen.

Kapitel 2

Die Überzeugung von der Reinkarnation – früher und heute

Die Ursache aller Dinge ist der Geist. Er bringt einen Körper hervor, durch den er seine Wunder vollführt. Ist der Körper zerstört, schafft sich der Geist einen neuen Körper, der ähnliche oder höhere Eigenschaften hat.

Paracelsus1

D ie Reinkarnations- und Karmalehre sind ein ganz wesentlicher Bestandteil der buddhistischen und hinduistischen Religion. In unserem stark vom Christentum geprägten Abendland spielen sie keine große Rolle.

Die Anzahl derer, welche die Reinkarnationslehre für einen Unsinn halten, ist immer noch sehr hoch. Gemäß verschiedener Meinungsumfragen aus den letzten Jahren sind knapp 70 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik Deutschland der Auffassung, dass die Wiederverkörperung keine Tatsache sei. Etwa ein Drittel der Deutschen vertritt sogar die Ansicht, dass es kein Leben nach dem Tod gebe. Dass ein solcher Mensch die Lehre von den wiederholten Erdenleben für Phantasterei oder Wunschdenken hält, ist ja nur konsequent.

Wir wollen uns in diesem Kapitel die Frage vorlegen, ob das in früheren Zeiten genauso war. Glaubte die große Mehrheit der Menschen in früheren Epochen auch nicht an die Reinkarnation?

2.1 Bis vor einigen Jahrtausenden

Noch bis vor einigen Jahrtausenden waren die Menschen davon überzeugt, dass jeder Mensch viele Male den irdischen Schauplatz betritt, dass er sich also viele Male auf der Erde verkörpert.

Woher nahmen sie diese Gewissheit?

Nun, während es heute nur eine vergleichsweise kleine Schar von Menschen gibt, die hellsichtig ist, war die Gabe, in übersinnliche Welten schauen zu können, in früheren Epochen, die schon viele Jahrtausende zurückliegen, eine ganz natürliche Fähigkeit, über die alle Menschen verfügten. Für sie waren die geistigen Welten und Wesen mindestens genauso real wie es die Erdenwelt und die Erdenmenschen waren.

Selbst vor ein paar Jahrtausenden verfügten die Menschen noch über ein instinktives, traumartiges Hellsehen.

Somit wäre es den Menschen dieser Zeit noch absolut absurd erschienen, wenn jemand nicht nur gesagt hätte, es gäbe kein Leben nach dem Tod, sondern auch wenn er die Meinung vertreten hätte, es gäbe kein Leben vor der Geburt. Die damaligen Menschen wären gar nicht erst auf die Idee gekommen, den Tod als einen radikalen Übergang von einer Daseinsform in eine andere und schon gar nicht als ein Ende ihrer Existenz aufzufassen. Sie hatten noch ein deutliches Bewusstsein, dass sie vor ihrer Geburt aus einer geistigen Welt herabgestiegen waren, in die sie nach dem Tod wieder hinaufsteigen werden. Das vorgeburtliche, das irdische und das nachtodliche Dasein war für sie ein großer gemeinsamer Lebensstrom. Diese Fähigkeit und dieses Bewusstsein mussten die Menschen nach und nach verlieren, um sich von der straffen Führung der ›Götter‹, derer sie einstmals bedurften, zu lösen. Nur so konnten sie ihr Erdenleben mehr und mehr ergreifen lernen und zu selbständig denkenden und frei handelnden Wesen werden.

Also, in früheren Zeiten der Menschheitsentwicklung hatten die Menschen noch ein durchaus lebendiges Wissen von der Reinkarnationsidee. Der Gedanke der Wiederverkörperung ist ein sehr alter. Man findet ihn in der einen oder anderen Form in allen Kulturen der vorchristlichen Zeit. Wie man der »Bhagavad Gita« entnehmen kann, war er schon bei den alten Indern, die etwa sechs bis acht Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung lebten, bekannt. Ebenso kannten ihn etwa die alten Perser, die Ägypter und die frühen Griechen. In allen Mysterienstätten des Altertums wurde die Wiederverkörperung gelehrt.

Auch für viele Hebräer, die in der Zeit lebten, als Jesus Christus auf der Erde wandelte, gehörte die Lehre von den wiederholten Erdenleben noch zum Glaubensgut.

2.2 In den nachchristlichen Jahrhunderten bis ins 18. Jahrhundert

Bereits in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten nahm die Bedeutung der Reinkarnationslehre mehr und mehr ab. Sie hat im Christentum zu keinem Zeitpunkt eine tragende Rolle gespielt. In der Dogmengeschichte ist von ihr nirgends die Rede. Dass zumindest noch einige Menschen in dieser Zeit diese Lehre vertraten, kann man den Schriften der Gnostiker und der ersten Kirchenväter entnehmen. Von dem berühmten Schriftsteller und Kirchenlehrer Origines (um 185 bis 254) ist überliefert, dass er zumindest die Überzeugung von der Präexistenz der menschlichen Seele, die ja eine notwendige Voraussetzung für den Reinkarnationsgedanken ist, vertrat. Origines war noch der festen Überzeugung, dass die menschliche Seele aus einer geistigen Welt herabsteigt, wenn sie sich in einem Erdenleib verkörpert. Es ist sehr wahrscheinlich, wenngleich nicht mehr ganz eindeutig zu belegen, dass er auch von der Reinkarnation wusste.

Er gewann sehr viele Anhänger, die auch noch Jahrhunderte nach seinem Tod an seinen Lehren festhielten. Vermutlich nahm die Schar seiner Anhänger solche Ausmaße an, dass die Kirche sich genötigt sah, die Lehren dieses großen Denkers auf dem fünften Konzil zu Konstantinopel im Jahre 543 zu verurteilen. Hier wurden viele Lehren, von denen die meisten auf ihn zurückgingen, mit dem Kirchenbann belegt. Einer dieser Bannsprüche lautete: »Wenn einer die erdichtete Präexistenz der Seelen und ihre daraus folgende phantastische Wiederherstellung vertritt – so sei er im Bann.«2

Im gesamten Mittelalter spielte das Reinkarnationsthema in der westlichen Welt ebenfalls keine nennenswerte Rolle, was gewiss nicht zuletzt daran lag, dass die Wiederverkörperung von der Kirche als ketzerisch erklärt wurde, dass sie die Reinkarnationslehre nicht nur abschaffte, sondern sogar verdammte.

Aus dieser Zeit sind nur wenige Dokumente erhalten, in denen der Reinkarnationsgedanke aufgegriffen wurde. Bekannt ist, dass diese Lehre von den von der Kirche als »Ketzergruppen« diffamierten Gnostikern, Manichäern, Tempelrittern und Rosenkreuzern gepflegt wurde. In diesen esoterischen Kreisen war überhaupt ein tiefes Wissen über spirituelle Wahrheiten vorhanden.

Von dem bekannten Schweizer Arzt, Astrologen und Philosophen Paracelsus (1493 bis 1541) ist eine Aussage überliefert, die zeigt, dass er von den wiederholten Erdenleben überzeugt war: »Die Ursache aller Dinge ist der Geist. Er bringt einen Körper hervor, durch den er seine Wunder vollführt. Ist der Körper zerstört, schafft sich der Geist einen neuen Körper, der ähnliche oder höhere Eigenschaften hat.«1

2.3 In der Zeit des deutschen Idealismus

Erst wieder in der Zeit des deutschen Idealismus traten einige große Dichter und Denker auf, in deren Seelen eine Ahnung von dieser Weltentatsache aufleuchtete, über die sie zumindest zarte Andeutungen machten. Hier ist allen voran an Gotthold Ephraim Lessing (1729 bis 1781), aber auch an Johann Gottfried Herder (1744 bis 1803), Jean Paul (1763 bis 1825), Friedrich Schiller (1759 bis 1805) und Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) zu denken. Die Zeit war allerdings noch nicht reif, dass die Reinkarnationsidee gedanklich klar ergriffen und zu einer Lehre ausgebaut werden konnte. Lessing vermochte allerdings bereits, den Entwicklungsgedanken des Menschen und der Menschheit, der – wie wir in Kapitel 5 noch sehen werden – den wesentlichen Grund bzw. Sinn des Reinkarnationsgesetzes darstellt, zu erfassen. In seinem Werk »Die Erziehung des Menschengeschlechts«, das er in seinen reifsten Jahren schrieb, zeigt er auf, dass das ganze menschliche Leben gar keinen Sinn machen würde, dass es gar nicht erklärbar wäre, wenn man nicht von den wiederholten Erdenleben ausgehen würde. Für Lessing entstand der Gedanke: Wie ist der Fortschritt der Menschheit einzig und allein zu erklären? Rudolf Steiner sagte dazu: »Lessing kann ihn sich nicht anders erklären, als daß er jede Seele teilnehmen läßt an jeder Kulturepoche der Menschheit, wenn es überhaupt einen Sinn haben soll, daß in der Menschheitsentwickelung ein Fortschritt ist. Denn es hätte keinen Sinn, wenn die eine Seele nur lebte in der Kulturepoche des Alten Testamentes oder eine andere nur in der Epoche des Neuen Testamentes. Es hat nur einen Sinn, wenn die Seelen hindurchgeführt werden durch alle Kulturepochen und teilnehmen an allen Erziehungsstufen der Menschheit. Mit anderen Worten: wenn also die Seele in wiederholten Erdenleben lebt, dann hat die fortschreitende Erziehung des Menschengeschlechtes ihre gute Bedeutung. Damit springt die Idee der wiederholten Erdenleben aus Lessings Kopfe heraus als eine solche, die dem Menschen zugeordnet ist. Denn im tieferen Sinne liegt für Lessing folgendes zugrunde: Wenn eine Seele zur Zeit des Alten Testamentes verkörpert war, so hat sie aufgenommen, was sie damals aufnehmen konnte; wenn sie dann in einer späteren Zeit wieder erscheint, so trägt sie die Früchte dieses vorangegangenen Lebens hinüber in das nächste, die Früchte des zweiten Lebens wieder in das folgende und so fort. So greifen die aufeinanderfolgenden Stufen in die Entwickelung ein. Und was sich eine Seele erringt, das hat diese Seele nicht bloß für sich, sondern für die ganze Menschheit errungen. Die Menschheit wird ein großer Organismus, und die Reinkarnation wird für Lessing notwendig, damit das ganze Menschengeschlecht vorrücken kann. So ist es die geschichtliche Entwickelung, die Angelegenheit der ganzen Menschheit, von der Lessing ausgeht und getrieben wird zur Anerkennung der Reinkarnation.«3

Einige Zeit später bekannten sich viele weitere große Geister zu dem Reinkarnationsgedanken. So schrieb etwa Hermann Hesse (1877 bis 1962) in einem Brief an die Schriftstellerin Lisa Wenger: »An etwas wie eine Seelenwanderung glaube auch ich, ich halte das eigentlich für selbstverständlich, sobald man anfängt zu denken. Dieser Glaube hat manches Beruhigende, aber er enthält auch die Erkenntnis, daß alles, was wir erleben, von uns selbst gewollt und herbeigerufen ist, und dann gibt es keine Ausflüchte und keinen Trost mehr gegen das bittere Schicksal, als sich damit einverstanden zu erklären und ›ja‹ dazu zu sagen, und das ist immer schwer.«1

Der deutsche Dramatiker Gerhart Hauptmann (1862 bis 1946) schreibt in seinem Tagebuch: »Wie kommen Menschen dazu, durch Worte gegebene Darstellungen von Dingen zu verstehen, die sie selbst nie erlebt haben? Man muß an unendlich viele Vorleben dabei unbedingt denken. – Ich zum Beispiel: wie kann ich so stark fühlen, wie ein reuiger Mörder fühlt? Ich brauche mir nur vorzustellen, wie alt er ist, welcher Art und welchen Ursprungs seine Tat, und ich fühle, was er fühlen muß. Also: der übrigens keineswegs neue Gedanke erschließt sich mir vom Erlebnis aus, daß nämlich der Richter, der Henker und der Gehenkte ihre Plätze wechseln und daß du aus Erinnerung früherer Leben alle in dir hast.«1

In seinem Werk »Mein Recht auf Leben« schreibt der deutsche Philosoph Heinrich Spitta (1849 bis 1929): »Zeiten folgen auf Zeiten, was bedeutet das? ... Da denke ich mir nun, daß ich nach meinem Tode werde wiedergeboren werden zu einem neuen irdischen Leben; meine Seele, der Innbegriff des Geistigen an mir, wird einen neuen irdischen Leib erhalten, den ich zu führen habe, bis auch er wieder aufgelöst wird in jene Bestandteile, von denen er genommen ist, und wiederum wird meine Seele einen neuen Leib empfangen, bis endlich, endlich alles erfüllt ist, was ich soll. [...] Ich werde nicht notwendig haben noch einmal zu betonen, daß es sich hier gar nicht um irgendeine wunderliche Metaphysik handelt, die ich auf verbotenen Umwegen einzuschmuggeln vorhabe, es handelt sich lediglich um einen vernünftigen Glauben, den ich mir zu eigen mache, weil er mir die kräftige Hilfe für die Durchführung meines sittlichen Lebens zu bieten scheint.«1

Die Liste der Geistesgrößen der letzten zwei Jahrhunderte, die ihrer Überzeugung von der Reinkarnationslehre Ausdruck verliehen haben, könnte noch lange fortgesetzt werden. Im Anhang dieses Buches finden Sie noch ein paar weitere Zitate zu diesem Thema (Anhang A.2, S. 138ff.).

2.4 An der Wende zum 20. Jahrhundert

Erst an der Wende zum 20. Jahrhundert war die Zeit reif, dass die Reinkarnations- und Karmaidee gedanklich klar und geisteswissenschaftlich exakt erfasst und zu einer umfassenden Lehre ausgebaut werden konnten.

Zunächst waren es insbesondere die Theosophen um Helena Petrowna Blavatsky, geb. Hahn (1831 bis 1891) und Henry Steel Olcott (1832 bis 1907), die darüber schrieben, sprachen und lehrten.

Vor rund 100 Jahren war es dann allen voran der große Geisteslehrer und Eingeweihte Dr. Rudolf Steiner (1861 bis 1925), der Begründer der Anthroposophie, der diese Weltentatsachen in einer äußerst umfassenden Weise erforschte und der Öffentlichkeit zugänglich machte. Allerdings war es genauso wie im Zeitalter des Idealismus, als erst wieder allmählich eine Ahnung von diesen Gesetzen aufkeimte, dass die Mehrheit der Menschen davon keine Kenntnis erhielt oder damit nichts anfangen konnte bzw. sie ablehnte.

2.5 Seit Mitte des 20. Jahrhunderts

So war es selbst in der Mitte des 20. Jahrhunderts immer noch so, dass die weitaus meisten Menschen in der europäisch-amerikanischen Welt mit den Begriffen »Reinkarnation« und »Karma« nichts verbinden konnten, falls sie diese überhaupt schon einmal gehört haben sollten.

Das änderte sich fast schlagartig Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre, als die ersten von Esoterikern, Parapsychologen und medial veranlagten Zeitgenossen geschriebenen populär-wissenschaftlichen Bücher zu diesem Thema erschienen, die eine rasante Verbreitung fanden. Heute gibt es unzählige Werke, die diese Thematik aufgreifen und zum Teil in seriöser, zum Teil aber auch in populistischer oder sehr seichter Weise darstellen. Es dürfte heute in der zivilisierten Welt kaum noch einen Menschen geben, der nicht zumindest eine grobe Vorstellung davon hat, was man als »Reinkarnation« bezeichnet. In fast allen Bevölkerungsschichten ist die Wiederverkörperung zu einem Thema geworden, über das man seine persönliche Meinung gebildet hat. Es gibt heute überzeugte Anhänger und erbitterte Gegner dieser Lehre. Wie schon erwähnt ist es immer noch eine Minderheit, welche keinen Zweifel an der Lehre von den wiederholten Erdenleben hat. Allerdings kursieren unter ihnen teilweise sehr absurde Ideen wie etwa die, dass ein Mensch auch als Tier wiedergeboren werden könnte.

Dennoch ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass heute ungleich mehr Menschen an ein wie auch immer geartetes Leben nach dem Tod als an die Reinkarnation glauben. Dass ein Mensch, der die Reinkarnation für eine Weltentatsache hält, auch von einem Leben nach dem Tod überzeugt ist, liegt auf der Hand. Es gibt aber unzählige Zeitgenossen, die glauben, dass der Mensch nach dem Tod weiterlebt, die aber die Reinkarnation für Wunschdenken, Märchen oder gar Schlimmeres halten.

So kann man heute als Begründung dafür, dass man sich doch etwas gönnen, dass man das Leben genießen solle, immer wieder den Satz hören: »Man lebt nur einmal!«

Kapitel 3

Die Reinkarnationsidee in der Bibel und im konfessionellen Christentum

Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elia müsse zuvor kommen? Jesus antwortete: Doch ich sage euch: Es ist Elia schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn durch sie zu leiden haben.

Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.

Matthäus1

A uch heute wird die Reinkarnationslehre im konfessionellen Christentum nicht anerkannt. Die katholische Kirche bezeichnet sie explizit als Irrlehre, wie man in ihrem Katechismus nachlesen kann. Dort heißt es unmissverständlich: »Wenn unser einmaliger irdischer Lebenslauf erfüllt ist, kehren wir nicht mehr zurück, um noch weitere Male auf der Erde zu leben. [...] Nach dem Tod gibt es keine Reinkarnation.«2

Die Verfasser dieses Dogmas berufen sich dabei auf die Bibel, die nach ihrer Auffassung keine Hinweise auf die Reinkarnation enthielte. Seit Jahrhunderten wird den Menschen von den großen christlichen Kirchen – namentlich der katholischen – eingetrichtert, dass jeder Mensch nur ein einziges Mal den irdischen Schauplatz betritt. Diese Indoktrination war so erfolgreich, dass noch vor gut 50 Jahren kaum ein Mensch in der westlichen Welt auch nur auf die Idee gekommen wäre, dieses Dogma in Frage zu stellen.

3.1 Hinweise auf das Reinkarnationsgesetz in der Bibel

Wir wollen uns nun die Frage vorlegen, ob die Bibel wirklich keine Hinweise auf die Reinkarnation enthält.

Es ist durchaus richtig, dass es in der Bibel nur wenige Passagen gibt, die man als eindeutigen Hinweis auf die Reinkarnation betrachten kann. Es soll zunächst auf einen Vers des Alten Testaments hingewiesen werden, der zeigt, dass schon den alten Hebräern der Reinkarnationsgedanke nicht fremd gewesen war. Im letzten der Prophetenbücher heißt es: »Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn.«3