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Zum 15. Todestag von Manfred Maurer versammelt die Anthologie Manfred Maurers Reise in den Süden die titelgebende Erzählung von Manfred Maurer aus dem Jahr 1985 sowie bisher großteils unveröffentlichte Beiträge von 14 Autorinnen und Autoren, die sich 2008, 2010 und 2012 am Manfred Maurer Literaturpreis beteiligt haben. Sie sind ein Spiegel des aktuellen literarischen Lebens (nicht nur) der Region Steyr. Oftmals haben sie einen biografischen Bezug zu Steyr, manchmal aber ist der Bezug rein zufällig, zum Beispiel über das Internet zustande gekommen. Allen Stories gemeinsam ist, dass sie formale und thematische Bezugspunkte zu Texten des früh verstorbenen Steyrer Autors aufweisen. Herausgeber ist der Germanist Gerhard Klausberger.
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Seitenzahl: 181
Veröffentlichungsjahr: 2014
Manfred MaurersReise in den Süden
Texte eines Steyrer Literaturpreises
Herausgegeben von Gerhard Klausberger
ENNSTHALER VERLAG STEYR
www.ennsthaler.at
1. Auflage 2014
ISBN 978-3-7095-0034-7 (EPUB)
Manfred Maurers Reise in den Süden
Herausgeber: Gerhard Klausberger
Copyright © 2014 by Ennsthaler Verlag, Steyr
Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 4400 Steyr, Österreich
Satz & Umschlagestaltung: Thomas Traxl & Christoph Ennsthaler
Umschlagmotiv: jamdesign/fotolia
14 großteils unveröffentlichte Erzählungen werden in diesem Band präsentiert. Manfred Maurers literarisches Werk, allen voran die Erzählung »Erste Reise in den Süden«, bildete während der letzten Jahre den Schreibanlass für über 100 junge Autorinnen und Autoren, ihre Beiträge zum »Manfred Maurer-Literaturpreis« einzureichen. Diese Anthologie stellt nun die Siegertexte aus den Wettbewerben der Jahre 2008, 2010 und 2012 vor, erweitert um einige gelungene Einreichungen, die beim Preis zwar leer ausgingen, aber deutlich über bloße Talentproben hinausweisen. Manfred Maurers Erste Reise in den Süden, erstmals erschienen 1985, wird in diesem Erzählband neu aufgelegt.
Der Süden steht im Mittelpunkt der meisten in der vorliegenden Anthologie abgedruckten Erzählungen. Das zehnjährige Pflegekind Alfred in Manfred Maurers Geschichte erlebt es in den 60er Jahren als etwas völlig Exotisches, mit den Nachbarn im Auto ans Meer zu reisen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist eine solche Reise in den Süden völlig normal. Italien, Griechenland oder Kroatien gehören zum Alltag, exotisch ist vielleicht – wenn überhaupt – noch der Südpol. Die Gegenwartstexte, die hier vorgestellt werden, vermitteln das aktuelle Bild. In den Erzählungen ist der Süden vielschichtiges Symbol, das Reisen zur Metapher geworden.
Manfred Maurer wurde am 8.11.1958 in Steyr geboren, wo er auch aufwuchs und, nach der Pflichtschule in St. Anna, die Handelsakademie (HAK) besuchte. Seit 1981 lebte er als freier Schriftsteller in Wien. Er war Verfasser von Romanen, Krimis, Hörspielen, Drehbüchern, Erzählungen und Kurzprosa. Im Jahr 1983 erhielt Manfred Maurer als 24-Jähriger den Literaturpreis der Kulturinitiative »Junges Steyr«, deren Vorsitzender damals Gerhard Klausberger war. Zu Maurers erfolgreichsten Werken zählen »Sturm und Zwang«, »Land der Hämmer« und »Das wilde Schaf«. Am 11. November 1998, nur drei Tage nach seinem 40. Geburtstag verstarb Manfred Maurer an den Folgen einer Gehirnblutung, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte.
Gerhard Klausberger, der Herausgeber dieser Anthologie, war in den 70-er Jahren Manfred Maurers Deutschlehrer und Klassenvorstand an der Steyrer HAK. Er hat im Jahr 2008 als Direktor der ehemaligen Schule Maurers den »Manfred Maurer-Literaturpreis« ins Leben gerufen und fungiert auch als Juryvorsitzender dieses Wettbewerbs. »Es war mir ein wichtiges Anliegen, dieses Buch herauszugeben«, sagt Klausberger, »um einerseits zeitgemäße Themen an die Leserschaft heranzutragen, anderseits für junge Autorinnen und Autoren eine Plattform herzustellen und, last but not least, um den – zu Unrecht – in der Erinnerung des Lesepublikums mancherorts nur mehr peripher vorhandenen Schriftsteller Manfred Maurer eineinhalb Jahrzehnte nach seinem tragischen Tod wieder stärker ins Zentrum der Lektüre zu rücken.«
manfred maurer
erste reise in den süden
die großen ferien haben längst begonnen. lumpi, der vogel, zwitschert auf der schattenseite am balkon. alfred hat heut keine lust zu essen. er fühlt sich nicht wohl, ist ein bisschen krank vielleicht.
du mußt aber etwas essen, sagt die pflegemutter, essen muß man. du schaust eh aus wie ein suppenkasperl. die leute glauben noch, sagt sie, ich geb dir nichts. die glauben, ich steck das geld für dich ein und laß dich verhungern. komm, iß was, wozu stehe ich denn sonst den ganzen vormittag in diesem dunst?
sie nimmt einen brocken vom grießbrei auf die gabel und schiebt ihn sich in den mund, zeigt alfred, wie gut er schmeckt.
aber alfred kann beim besten willen nichts hinunterkriegen. auch nicht, wenn er ihr eine freude machen wollte, wozu er sich des öfteren verpflichtet fühlt, sozusagen als dank für alles, was sie für ihn tut, und damit er kein schlechtes gewissen zu haben braucht.
ich kann nicht, sagt er, ich will nicht.
sie verzieht das gesicht und beginnt zu leiden.
so etwas stures wie dich, sagt sie, habe ich überhaupt noch nie erlebt. aber tu nur so weiter, dann wirst dich schon noch an meine worte erinnern, wenn ich einmal nicht mehr bin. du bringst mich ins grab, aber das willst du ja, schreit sie, du willst mich umbringen, sonst wärst du ganz anders. nicht einmal das eigene kind, jammert sie, aber sekkiert mich bis aufs blut, das gfrast. womit habe ich das verdient? wofür muß mich der herrgott so bestrafen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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