Märchenstunde - Michael Schwingenschlögl - E-Book

Märchenstunde E-Book

Michael Schwingenschlögl

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Beschreibung

Der Märchenonkel sitzt in seinem Lehnstuhl, trinkt ein Glas Cognac und erzählt seinen Zuhörern eine Geschichte. Auf den ersten Blick ist es eine richtig klassische Fantasygeschichte, die aber dann doch ganz anders ist. Der Grund dafür ist seine moderne Erzählweise. Er macht sich über die verstaubten Klischees der großen Fantasygeschichten lustig und zieht treffende Vergleiche zur heutigen Welt. Dennoch lässt er nichts aus: Menschen, Kobolde, Elfen, Riesen, Drachen, Zwerge, Magier, all die bekannten Gestalten kommen darin vor. Um was geht es in seiner Geschichte? Das mächtigste Land der Welt zerfällt. Der Kaiser ist seit über einem Jahr tot und das riesige Reich zerbricht daran. Bürgerkriege brechen aus, jeder kämpft gegen jeden und nur die Armee greift eisern gegen alle durch. Als wäre das noch nicht genug, droht auch noch ein Krieg mit dem großen Nachbarland im Westen und es ziehen alte Gerüchte über den Untergang der Welt umher. Im Mittelpunkt stehen drei Geschwister die versuchen, die Lügen und Verschwörungen aufzuklären und Hilfe von einem unbekannten Volk zu holen. michaeldiamir.at/

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Seitenzahl: 551

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Märchenstunde

Michael Schwingenschlögl

Impressum
© 2016 Michael Schwingenschlögl
www.michaeldiamir.at
ISBN Paperback: 978-3-7418-7248-8
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Ein klassischer Einstieg
Quirin der Eiserne
Die schwarzen Falken
Von alten Männern und der Kaiserstadt
Corin, Maya, Nevin
Neue Erkenntnisse
Das große Fest
Untersuchungen
Um Himmelswillen, auch das noch
Eine Reise ins Unbekannte
Bei Orks und Riesen
Die karge Öde
Das namenlose Gebirge
Der namenlose König
Mayas Reise
Die Bergstadt von Valle
Walderdbeerenwein
Ein unverhofftes Wiedersehen
Ein Sprung zurück und noch ein unverhofftes Wiedersehen.
Das Mädchen mit der Silberspange
Analyse und Geheimnisse
Ein Feuerwerk
La grande finale
Ende
Nachwort:

Vorwort

Interviewer: Meine Güte, jetzt muss ich Sie tatsächlich interviewen.
Michael: Ich interviewe mich doch selbst.
I: Lassen wir das schizophrene Zeug beiseite, was haben Sie da fabriziert?
M: Eine Fantasygeschichte!
I: Maria und Josef, die Welt ist doch schon voll von Fantasygeschichten, muss das wirklich sein?
M: Ja, Fantasy ist einfach wunderbar! 
I: Aber warum ausgerechnet eine Fantasygeschichte?
M: Ein blindes Waisenmädchen kam zu mir und bat mich, dass ich ihr eine Geschichte erzähle, in der Drachen, Zwerge und Kobolde vorkommen. Dann dachte ich nach und eines Abends fiel mir alles ein.
I: Mit Verlaub, aber das glaubt Ihnen niemand.
M: Das kann sein. Aber es kam tatsächlich jemand zu mir und wollte eine Fantasygeschichte haben.
I: Jetzt habe ich Ihr Buch gelesen und ich muss feststellen, dass man sehr viele Parallelen zur heutigen Welt ziehen kann. Dieses Ithrien zum Beispiel, das ist ja ein Vielvölkerreich, das zerfällt. Haben Sie sich da das Habsburgerreich, das römische Reich oder Jugoslawien als Vorbild genommen? Oder Irak und Syrien, um aktuell zu bleiben?
M: Es glaubt mir wahrscheinlich ohnehin wieder niemand, aber ich hatte kein Vorbild, wenn man das so nennen kann. Ich habe mir das selbst ausgedacht und dieses Land steht für kein Land in unserer Welt. Wenn jemand etwas hinein interpretieren will, dann soll er das ruhig tun, ich will keine Analogien ziehen. Erst als ich fertig war, kam mir in den Sinn, dass die Geschichte wahnsinnig aktuell ist, Absicht war es aber keine.
I: Naja, aber sie machen viele Anspielungen.
M: Korrekt, aber das sind ja alles kleine Witze und Eastereggs. 
I: Sie machen sich auch gerne über die heutige Gesellschaft und Jugend lustig.
M: Es gibt ja auch genügend Gründe dafür. Außerdem bin ich selbst ein Teil der Gesellschaft und Jugend, man muss sich schon auch immer ein wenig an die eigene Nase fassen können. 
I: Wer ist dieser Märchenonkel?
M: Der Märchenonkel sitzt in seinem Lehnstuhl, raucht eine Pfeife, trinkt Cognac und erzählt diese Geschichte. Ich selbst weiß nicht viel über ihn, ich habe ihn erst einmal getroffen. Er trinkt viel, spielt gerne Schach und ist ein großer Dean Martin Fan, mehr ist mir über ihn leider nicht bekannt. 
I: Die Geschichte spielt im Mittelalter?
M: Genau, man kann die Zeit circa mit dem späten Mittelalter und der frühen Renaissance vergleichen. Eine harte und brutale Zeit, kein Strom und kein metrisches System.
I: Sie verwenden also alte Maßeinheiten? 
M: Ich wollte alles so authentisch wie möglich gestalten, die Gesellschaft, das Leben und eben auch die Maßeinheiten. In den Anhängen gibt es aber Umrechnungstabellen.
I: Sollte man die Anhänge vor der eigentlichen Geschichte lesen? Was findet man dort noch?
M: Hauptsächlich zusätzliche Informationen über das wunderschöne Land. Für die Hauptgeschichte sind sie im Prinzip nicht relevant, nur ein großzügiges Zusatzangebot von mir. Man erfährt mehr über die 13 Provinzen, die Flüsse und die Seen. Eine nette Ergänzung, damit man ein noch besseres Bild von allem bekommt. Hier blitzt wohl auch meine geographische Ader ziemlich stark durch. Keine Sorge, die Anhänge sind auch völlig spoilerfrei. Ein, zwei Dinge in den Anhängen versteht man erst, wenn man die eigentliche Geschichte gelesen hat, aber das ist kein großes Problem. Außerdem findet man noch eine Liste der Götter und alle Monatsnamen in dem gratis Zusatzpaket. Wer an so etwas interessiert ist, kann sie gerne vorher lesen. Wer sich lieber gleich in das Abenteuer stürzen will, kann sie natürlich auch gerne auslassen. Eine detaillierte Karte gibt es auch noch, hier sieht man, wo sich welche Provinz befindet. 
I: Sie gelten als Chaot, stilistische Richtlinien und literarische Regeln halten Sie nicht immer ein, oder?

Ein klassischer Einstieg

Meine lieben Freunde, sollen wir tatsächlich so beginnen? Natürlich, immerhin ist das ja eine Fantasygeschichte. Pardon, diese Geschichte ist natürlich wirklich passiert, irgendwo in weit entfernten Landen, in einem längst vergessenen Zeitalter. Wie beginnen diese monumentalen und mittelalterlichen Erzählungen immer? Richtig! Dunkel, erdrückend, tragisch, die Welt steht am Abgrund, nichts ist mehr so, wie es vorher war. Wollen wir uns das wirklich antun? Haben wir das nicht schon hundert Mal davor gelesen, gesehen oder gehört? Klar doch, aber weil es eben so schön und ein Dauerbrenner ist, steigen wir auch so ein. Alte Traditionen und Klassiker müssen eben erhalten bleiben. Beim Fußball erfreuen wir uns doch auch, wenn zum 5821 Mal Real Madrid gegen den FC Barcelona spielt und im Restaurant bestellt man sich, obwohl man die Speisekarte fast auswendig studiert hat, dann doch immer dasselbe Gericht. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Also lassen wir alles beim Alten und ersparen uns einen neumodischen Einstieg. Es ist aber keine billige und schnulzige Seifenoper wie „Game of Thrones“, also ein verruchtes „Reich und Schön“ im Mittelalter und es ist auch keine Geschichte über einen metrosexuellen Vampir. Nein, mit solch einem Unfug geben wir uns gar nicht erst ab, wir sind für Größeres bestimmt! Das hier wird ein knallhartes Epos, das kann ich euch garantieren.
Natürlich kommen auch all unsere geliebten Freunde vor: Elfen, Zwerge, Kobolde, andere lustige und geheimnisvolle Völker, furchteinflößende Kreaturen und wenn ihr ganz brav seid, dann baut der nette und betrunkene Märchenonkel noch ein paar Drachen ein. Toll, oder? Das klingt ja jetzt schon alles extrem spannend! Aber wir wollen nicht zu viel vorwegnehmen, beginnen wir ganz am Anfang, ganz klassisch eben. Entwertet eure Fahrkarten, steigt ein und begebt euch auf eine atemberaubende Reise in eine Zeit, von der kaum noch etwas bekannt ist.
Halt! Stopp! Damit das Ganze noch wirklich authentisch rüberkommt, heizt sich der liebe Onkel noch eine Pfeife an und schenkt sich ein riesengroßes Glas Cognac ein. Schneit es eigentlich? Schade, das hätte uns die perfekte Atmosphäre beschert. Das macht aber nichts, kannst du bitte trotzdem den Kamin anheizen? 
Ja, mit dir rede ich. Sei doch so freundlich, ich möchte mich jetzt nicht mehr aus meinem gemütlichen Lehnstuhl erheben. Ein Lehnstuhl, eine Pfeife und ein Glas Cognac, jetzt muss ich nur noch ein Album von Dean Martin auf den Plattenspieler legen und wir hätten es verdammt gemütlich. Die Lieder von Dean Martin sind grandios, euer Märchenonkel ist ein großer Fan von ihm, aber seine Musik passt irgendwie nicht zu einer Fantasygeschichte. Da würden wir irgendetwas Dramatisches brauchen, Gustav Holst, Carl Orff oder Richard Wagner. Nein, lassen wir die Musik lieber weg, so könnt ihr euch besser auf mich und meine Geschichte konzentrieren. Ach ja, bitte dreht euer cooles Smartphone ab. Wenn ich euch schon etwas erzähle, dann will ich gefälligst nicht von eurem Robin Schulz-Klingelton gestört werden. Außerdem gibt es hier auch keine Pokémon, aber Pokémon GO ist doch ohnehin schon wieder out. 
Noch eine Info für alle Instagramer: Wer ein Selfie mit dem Märchenonkel haben will, soll sich in die Liste eintragen, die ich gleich durchgeben werde. Da die Liste höchstwahrscheinlich im Nu voll sein wird, habe ich noch eine zweite, also macht euch keine Sorgen. 
Nun kann unsere Reise aber auch wirklich beginnen. 
Erster Halt: Ithrien, das mächtigste Land der Welt. Wir befinden uns im Jahre eins nach Hieronymus. Eine alte und bodenständige Zeit, die man zirka mit unserem späten Mittelalter vergleichen kann. Strom gab es keinen, Internet und Facebook daher auch nicht. Und auch all die anderen Luxusgüter nicht, ohne die ihr verwöhnten Rotzlöffel nicht einmal eine Stunde überleben könntet. 
Dunkelheit umhüllte die Gefilde, die Schatten der Berge waren länger als je zuvor, der Nebel wich kaum noch aus den Tälern und dichten Wäldern, der Schnee wollte nicht schmelzen, die Sonne war vom Himmel gefallen. 
Nicht etwa, weil ein Landesfürst aus Nordslowenien einen alkoholbedingten Unfall mit seiner Kutsche hatte und dabei verstarb, nein, viel schlimmer, aber gestorben ist auch jemand! Nämlich Großkaiser Hieronymus, Alleinherrscher von Ithrien. 952 Jahre lang saß er auf seinem Ebenholzthron in der Kaiserfeste.
Moment, jetzt fragt ihr euch sicher, wie ein Mensch so lange Leben konnte, oder? Habe ich überhaupt gesagt, dass er ein Mensch war? Nein, er könnte doch auch ein Elf gewesen sein.
Aber er war eben doch ein Mensch, und zwar ein spezieller. Hieronymus stammte aus der Linie des weißen Bluts, eine uralte Adelsfamilie. Galdrar, ein Zauberer der Hochelfen, lud die Familie vor langer, langer Zeit zu sich ins ferne Land Gahan ein. Dort durften sie in den ewigen Seen baden und erhielten dadurch ein unnatürlich langes Leben. 
Na bitte, unser Intro ist noch nicht einmal bei der Hälfte und es kommt schon fast alles vor, was das Fantasyherz höherschlagen lässt: Weißes Blut, ein Elfenmagier, hui, na wenn das nicht spannend ist!
Fahren wir nun fort, liebe Freunde! Was war dieses Ithrien überhaupt und wer zum Teufel war Hieronymus? 
Nun ja, Ithrien war wie gesagt das mächtigste Land der Welt, ein Vielvölkerreich. Menschen, Zwerge, Elfen, alle fanden darin ihren Platz und alle waren von gleichem Rang. Es war ein Miteinander und kein Gegeneinander, eine Besonderheit, denn in anderen Ländern war das nicht der Fall. Dort standen Unterdrückung und Rassismus an der Tagesordnung. In einigen Landen der Elfen wurden die Menschen als Sklaven gehalten, weil sie niedere Lebewesen waren und in den Königreichen der Menschen waren die Elfen der Abschaum der Gesellschaft. Niemand mochte die hochnäsigen Spitzohren und es wurde alles unternommen, um ihnen das Leben zur Hölle zu machen. Die waren dort verdammt in heruntergekommenen Gettos zu hausen, ähnlich den Favelas in Brasilien. Schäbige kleine Hütten, Armut und schmutziges Wasser, mehr Luxus gab es nicht.
Super, Wahnsinn! Die Diskriminierung der Anderlinge, das darf in keiner guten Geschichte fehlen! Macht das euer Märchenonkel nicht wunderbar? Ein Zug vom Pfeifchen, damit ich mich besser an die alten Tage erinnern kann, vielleicht kommt ja dann bald einmal ein Krieg ins Spiel.
Bitte? Natürlich rauche ich Marihuana in meiner Pfeife, schwarzer Afghane, what else?
Machen wir aber weiter, meine lieben Freunde: Die Zwerge waren sowieso die Punker dieser Zeit, die waren immer gegen alles und jeden und duldeten keine anderen Lebewesen in ihren steinernen Festungen. Außer den Kobolden, das lag vermutlich daran, dass sie eine ähnliche Körpergröße hatten und genauso alkoholsüchtig wie die grimmigen Zwerglein waren. 
Doch auch in Ithrien existierte diese Einigkeit der verschiedenen Völker nicht seit Anbeginn der Tage. Wir werden gleich darauf zurückkommen, aber vorher machen wir noch einen kleinen Exkurs.
Es gab nämlich noch viele andere Lebewesen, die aber nicht als höhere Lebewesen wie Menschen, Elfen und Zwerge eingestuft waren, sondern nur als niedere und somit denselben Status wie Tiere hatten. Obwohl einige von ihnen alles andere als Tiere und durchaus intelligent waren. Die Kobolde zum Beispiel, die haben wir ja gerade erwähnt. Ein lustiges und geselliges Volk, das die meiste Zeit mit Trinken und Feiern verbrachte. Menschen und Elfen bekamen die lieben Kobolde allerdings nur äußerst selten zu Gesicht. Sie lebten sehr abgeschieden und versteckten sich unter der Erde, in Baumstümpfen und manche sogar in den Baumkronen. Ihre Siedlungen lagen häufig in der Nähe eines Zwergenreichs. Die Zwerge verstanden sich äußerst gut mit den Kobolden und boten ihnen Schutz. Die kleinen Kerlchen waren aber durchaus hinterlistig und spielten verirrten Wanderern und Wanderinnen gerne Streiche. Sie lockten sie zum Beispiel in die Sümpfe, verwirrten sie und hauchten ihnen Angst ein, indem sie sich im Dickicht versteckten, ihre Stimmen verstellten und den Fremden von allen Seiten aus zuflüsterten. Auch durfte man kein Getränk oder eine Speise von ihnen annehmen, da sie dort gerne eine betäubende Substanz reinmischten und dem schlafenden Opfer dann alles raubten, was es an sich trug. Sie waren äußerst flink und kannten die Wälder wie ihre Westentaschen. Städte und Dörfer der Menschen und Elfen mieden sie generell. Einem erwachsenen Menschen reichte ein Kobold gerade einmal bis zum Knie, wenn überhaupt. Nein, eigentlich nur bis zum halben Knie, und das ist schon sehr großzügig. Ihre Kleidung war schlicht, ein paar bunte Lumpen, den Stoff dafür bekamen sie von den Zwergen. Die größten Feinde der Kobolde waren die Orks, die ihre äußerst delikaten Eintöpfe gerne mit den quirligen Winzlingen garnierten.
Im Grunde waren die Orks ein friedliches Volk, lebten in simplen Hütten im dichten Wald oder in der Nähe von Sümpfen. Archaische Lebewesen, die den Tieren viel ähnlicher als den Menschen waren. Die Orks beherrschten die Menschensprache, auch wenn ihre Diktion ziemlich plump und schmucklos erschien. Sie waren große, dicke Urwesen, die aufrecht gingen und keinerlei Körperbehaarung hatten. Weitere Erkennungsmerkmale waren ihre dunkelbraune Haut, kräftige Hände und Füße, spitze Ohren und eine runde Nase. Ihr ganzes Interesse galt dem Jagen und dem Essen. Auch wenn sie wirklich sehr primitiv waren, besaßen sie durchaus ein wenig Intelligenz, wenn auch nicht viel. Jeder Orkstamm hatte einen Häuptling und jeder Häuptling hatte drei Frauen. Menschen und Elfen taten sich schwer, männliche und weibliche Orks zu unterscheiden, es war fast unmöglich. Einzig anhand der Kleidung ging dies. Die Männer trugen dunkle Hosen, falls man das überhaupt als Hosen bezeichnen konnte und waren obenrum nackt. Die Frauen dagegen hatten helle Kleider an ihrem Leibe. 
Ein kriegerisches Volk, so wie wir sie aus anderen Geschichten kennen, waren sie überhaupt nicht. Ein paar friedliche Barbaren, die gerne auf die Jagd gingen und die Beute dann festlich zubereiteten. Wenn sich einmal ein Mensch, ein Elf oder ein Zwerg in die Gebiete der Orks verirrte, dann taten sie einem auch nichts. Vorausgesetzt, er oder sie tat ihnen auch nichts. Reizte man nämlich einen Ork, dann stand es ziemlich schlecht um das leibliche Wohl. Um gegen diese kraftvollen Burschen eine Chance zu haben, bedurfte es einige Männer, die mit Rüstung, Schwert und Axt vom Meisterschmied ausgestattet waren. 
Bevor Hieronymus den Thron bestieg, waren die Orks vom Aussterben bedroht. Die Elfen und Menschen fürchteten diese Wesen und bekämpften sie. Wilde Lügen wurden verbreitet, dass die Orks in der Nacht die Dörfer plünderten und Frauen und Kinder verschleppten. Mit Heugabel, Axt und Fackel bewaffnet, zogen die Männer los, um die nicht ganz so schönen Kreaturen zu bekämpfen. Außerdem war der Schädel eines Orks eine begehrte Jagdtrophäe. Ein jeder Mann musste zur Verlobung dem Vater seiner künftigen Braut einen Orkschädel schenken, sonst durfte er sie nicht heiraten. Das sollte dem Schwiegervater in Spe zeigen, dass das neue Familienmitglied Mut besitzt, ein Kämpfer ist und selbst die abscheulichsten Kreaturen der Wälder nicht scheut. Seine Tochter war dann in guten Händen. Hieronymus brach allerdings diese Tradition und verhängte so eine Art Naturschutz über sie.  
Den Orks sehr ähnlich waren die Trolle. Es gab zwei Arten von Trollen, die Grautrolle und die Sumpftrolle. Die Grautrolle waren groß, viel größer als die Orks und unglaublich dick. Sie hatten eine bleiche Haut, kleine Augen, eine runde Nase und ebenfalls kein einziges Haar am Körper. Meist lebten sie in kleinen Gruppen in den Höhlen der Berge. Ein kleines Gehirn hatten sie zwar, aber das merkte man kaum. Sie waren dumm und dadurch brandgefährlich. Die monströsen Gestalten überfielen Dörfer und fraßen deren Bewohner und Bewohnerinnen sowie das Vieh in den Stallungen. Ihre Stimmen waren tief und kratzig und ihr Körpergeruch war einfach nur widerlich. Kein Wunder, sie lebten ja in der Wildnis und hatten keine Badewanne aus Lavastein samt Duschbad von Axe.
Außer Riesen und Drachen fraßen sie alles, was sich bewegte, am liebsten gleich roh und blutig.
Die Sumpftrolle sahen völlig anders aus, waren aber eine ähnlich gefährliche Plage und nur eine Spanne größer als die Orks. Sie hatten einen muskulösen Körperbau, waren aber nicht dick und hatten lange Gliedmaßen. Ihr ganzer Körper war mit einem dunkelbraunen Fell bedeckt und ihre Krallen und spitzen Zähne waren scharf wie Messer. Von den Elfen wurden sie auch Sumpfteufel genannt und sie verließen ihre Sümpfe nur selten. Diese Bestien griffen jedes Wesen, das sich den Sümpfen näherte, ausnahmslos an. Wanderer und Jäger mussten daher immer besonders auf der Hut sein.
Weitere lustige Wesen waren die Riesen. Ein Kobold reichte einem ausgewachsenen Menschen bis zum halben Knie und ein ausgewachsener Mensch reichte einem Riesen bis zum Knie. Sie lebten meist in kleinen Gruppen in den flachen Gegenden des Landes und waren Nomaden. Gelegentlich drangen sie in die Dörfer vor, um das Weidevieh zu stehlen. Auch um einen Riesen zu bekämpfen bedurfte es einiges an Personal. Die beste Waffe gegen sie, war ein Pfeil mit einer Spitze aus purem Gold. Er durchschlug den Riesen mühelos. Im Nahkampf waren Menschen, Elfen und Zwerge gegen die langen Burschen chancenlos. 
Es gab noch viele andere Lebewesen in Ithrien: Goblins, Gnome, Wassermänner, Greifen, Basilisken, Pelzteufel, Waldteufel, Waldgeister, Berggeister, Waldschrate und was weiß ich noch alles. Darauf gehen wir aber jetzt nicht näher ein, das würde wohl zu lange dauern und ich will euch nicht mit diesen ganzen Einzelheiten langweilen. Sollte später eine von den gerade erwähnten Gestalten vorkommen, dann werde ich selbstverständlich mehr über sie erzählen.
Ja, mein Freund, schauen wir einmal, was da noch so vorkommen wird, das hängt auch stark von meinem Alkoholpegel ab.
Wie bitte? Nein, Riesenspinnen und Rieseninsekten gibt es in dieser Welt keine. Ich habe nämlich eine extreme Phobie vor diesen hässlichen Lebewesen. Da ich fest davon überzeugt bin, dass man diese Geschichte später einmal verfilmen wird und es ein lässiges Videospiel dazu geben wird, baue ich sämtliche Lebewesen, vor denen ich mich fürchte, gar nicht erst ein. Ich habe absolut keine Lust, dann diese Viecher auf der Kinoleinwand zu sehen und in dem Spiel gegen sie zu kämpfen. Daher keine Spinnen und keine Insekten, mein Freund.

Quirin der Eiserne

1640 Jahre vor Hieronymus Tod, also im Jahre 580, im Zeitalter des Sturms, war Ithrien noch ein reines Reich der Menschen und bei weitem nicht so groß und bedeutend wie unter Hieronymus. Damals herrschte Kaiser Quirin der Eiserne. Quirin war ein gnadenloser Eroberer, das Wohl seiner Untertarnen interessierte ihn nur am Rande. Macht und Besitz waren die einzigen Dinge, denen er seine Aufmerksamkeit schenkte. Und seinem Aussehen, denn er war sehr eitel. Ein etwas älterer Herr mit grauem Haar, das aber immer perfekt saß. Rank und schlank war er, ungewöhnlich für einen Kaiser, denn die meisten Kaiser sind ja immer Adipositas Patienten. Natürlich, oder? Ein mächtiger Kaiser muss dick sein! Seine Haut wirkte sehr gepflegt und viel jünger, als er in Wirklichkeit war. Das kam wohl von den vielen Bädern in warmer Milch und Honig. Graugrüne Augen und eine Hakennase waren seine weiteren Markenzeichen. Die Nase war wohl sein einziges Manko, aber damals gab es eben noch keine Schönheitschirurgen. Am besten gefiel mir immer sein Blick, ein richtig strenger Kaiserblick, kühl und mit einer Brise Boshaftigkeit. Quirin lachte nie, er war stets bierernst, anders kannte ihn niemand. Und bierernst waren ihm auch seine Anliegen und das große Streben nach noch größerer Macht.
Jahrelang rüstete er seine Armeen auf und ließ jeden Mann und jeden Knaben für sein Heer zwangsverpflichten. Die Wirtschaft ging komplett den Bach runter, denn alle Bauern, Handwerker, pragmatisierte Beamten und sonstigen fleißigen Bienchen mussten Soldaten werden. Niemand war mehr da, der die Felder pflügte, niemand mehr, der Brot backte und niemand mehr, der den ganzen Tag im Postamt saß, auf die Sanduhr starrte und auf die Frühform der Leberkässemmel in der Mittagspause wartete. Auch die Fitnesshütten waren leer. Keine jungen Männer mehr, die dort imponierend mit den schweren Steinscheiben hantierten und dabei ein Selbstportrait malten. 
Alles war ausgestorben, nur die Frauen waren noch zurück und so kam es, wie es kommen musste: Sie mussten für die Männer einspringen und deren Arbeit verrichten, sonst wäre das Land elendig vor die Hunde gegangen. 
Eines Tages war es dann soweit: Quirins Streitmacht war gigantisch und die eiserne Faust der Götter, wie er sich reizenderweise selbst nannte, blies zum Angriff. 
Zuerst fiel er in die nördlich gelegeneren Menschenreiche Woldawa, Castillen und Vaadesbreek ein. Diese Länder waren alle viel kleiner als Ithrien und für eine Gegenwehr der überraschenden Angriffe aus dem Süden nicht gerüstet. Sie sahen schlauerweise bald ein, dass die Heere aus Ithrien zu mächtig waren und leisteten kaum Wiederstand. Einzig Vaadesbreek schickte seine Truppen an die Front, doch auch sie waren chancenlos. Wie ein Feuersturm fegten Quirins Männer über sie hinweg und nahmen jedes noch so kleine Bauerndorf ein. Tod, Verwüstung und Trauer durchzogen die einst so stolzen Länder des Nordens. Die drei Könige wurden von Quirin selbst öffentlich enthauptet und bald wehte Ithriens Flagge auf jedem Haus.
Alle männlichen Bewohner von Woldawa, Castillen und Vaadesbreek, die den grausamen Eroberungszug überlebten, wurden ebenfalls zwangsverpflichtet. Ithriens Heer wuchs und wuchs.
Eigentlich waren die Elfenreiche im Süden sein Hauptziel, da sie äußerst reiche und prachtvolle Länder waren, aber dafür war Quirin anfangs noch nicht bereit. Mit den abertausenden neuen Männern aus den eroberten Gebieten, sah dies aber nun anders aus, sein Heer war jetzt unermesslich. 
Na endlich kommt der Krieg gegen die Elfen, darauf warten wir doch schon alle. Der Cognac ist aber heute besonders gut, sei so lieb und schenke mir nach. Nicht so zimperlich, mach das Glas ruhig voll. Vielen Dank, mein Freund. Einen Zug von der Pfeife?
Nein, dann fahren wir fort:
Wir haben ja alle „Herr der Ringe“ gelesen und auch „Skyrim“ gespielt, daher wissen wir natürlich auch, dass die Elfen nicht dumm sind. Nein, sie sind sehr intelligent und wissen immer sofort, was denn eigentlich Sache ist. 
Die Eroberungen der nördlichen Menschenreiche blieben ihnen selbstverständlich nicht verborgen, und das obwohl sie damals noch gar kein Facebook oder Twitter hatten. Und den lieben Armin Wolf, der ihnen in der ZiB2 alles brav erzählt, was gerade in der Welt so vor sich geht, hatten sie auch noch nicht. Aber sie hatten eines der besten Informationssysteme der damaligen Zeit, nämlich die Boten. Diese berichteten den Elfenherrschern von Quirins blutrünstigen Abenteuern und dass sein Heer immer größer und größer wurde. Angst schlich in den landschaftlich ans Waldviertel erinnernden Elfenländern umher. Werden sie nun das nächste Ziel von Quirin sein?
Ja, das werden sie und dafür mussten sie nicht einmal das Horoskop in der Kronenzeitung lesen, denn die Zeichen standen auf Krieg!
Welche Zeichen, du vorlauter Bengel? Warte, ich brauche noch einen Schluck. 
Die allseits bekannte Minnesängerin Helen von Fischer brachte die entsetzliche Kunde in die lieblichen elfischen Gefilde. Zufrieden? Nein? Das ist kein Zeichen, sondern eine Botschaft? Mir doch egal! 
Quirins Truppen näherten sich ihren Grenzen, und das sicher nicht, weil sie dort ein paar elfische Schnupftabakschmuggler aufhalten wollten, nein, sie wollten die Elfenreiche und ihre Schätze für sich haben. Die Elfen kamen zwar immer wie ein paar sehr gepflegte und magersüchtige Alt-68er herüber, aber wenn es ums Eingemachte ging, dann konnten sie zu den heroischsten Kriegern überhaupt werden. Yalan'than'th, König des großen Elfenreichs Siien, erkannte den Ernst der Lage rechtzeitig. Er formte seine Truppen und informierte seine Kollegen in den drei Nachbarländern. 
Am Morgen des ersten Neumonds im Frühjahr des Jahres 634, im Zeitalter des Sturms, war es so weit: Ithriens Armee erreichte die Grenze zu Siien, das nun als Erstes fallen sollte. Doch die Elfen warteten bereits auf die lieben Eindringlinge und nahmen sie äußerst warmherzig in Empfang. Yalan'than'th forderte Unterstützung aus den anderen Elfenländern an und war bestens auf einen bitteren und grausamen Krieg eingestellt. Über 26 Monate zogen sich die blutigen Kämpfe um die Elfenreiche hin und dann geschah es: In der Schlacht von Miiirdur schlug der Anführer der 2. ithrieschen Brigade, Trym, der von seinen Freunden gerne liebevoll „der Schlächter von Thornvaald“ genannt wurde, dem mächtigen Elfenkönig Yalan'than'th den Kopf ab. In der Folge konnten die Elfen besiegt werden und die Länder Siien, Yalfyr, Milanth und Anra fielen in die Hände von Quirin. 
Dieser ernannte unseren neuen Freund Trym, den Schlächter von Thornvaald, wegen seiner heroischen und kriegsentscheidenden Tat, zum Freiherren von Siien und Anra.
Die überlebenden Elfen mussten sich nun ihrem neuen Herrscher unterwerfen, was ihnen selbstverständlich überhaupt nicht schmeckte. Einige wenige von ihnen konnten noch rechtzeitig fliehen und segelten entweder auf die Inseln der Sterne oder auf den fernen Kontinent Gaan’th. Jene, die verblieben, hatten von nun an kein schönes Leben mehr. Ihre prunkvollen Bauten konnten sie vergessen, denn dort zogen jetzt die netten Menschen ein. Und auch mit ihrem extravaganten Lebensstil, wie jener eines neureichen Russen, war es nun vorbei. Kein stundenlanges Festessen mehr, keine intellektuellen Podiumsdiskussionen über das aktuelle Weltgeschehen mehr, kein Flanieren durch die mit Marmor bedeckten frühgeschichtlichen Mariahilferstraßen ihrer Städte mehr und auch kein VIP-Bereich beim Hahnenkammrennen mehr. Gut, Letzteres gab es bei ihnen leider noch nicht. 
Quirin hegte seit jeher einen Hass auf die Elfen und diesen Hass lebte er jetzt an ihnen aus. Sie wurden enteignet, gefoltert und als Sklaven der Oberschicht oder zu minderen Hilfsarbeiter der menschlichen Handwerker degradiert. Etliche mussten selbstverständlich wieder der Armee beitreten, denn der Hunger von unserem leicht machtbesessenen Staatsoberhaupt war noch lange nicht gestillt. Einige Truppen entsandte er nach Osten und Nordosten, um diese Gebiete für sich zu beanspruchen. Die besagten Gefilde waren nämlich Niemandslande. Sie gehörten niemanden und niemand wollte auch, dass sie ihm gehörten. Es waren zwar weitläufige Lande, aber sie waren für kein Reich zu gebrauchen. Sümpfe und zum Meer hin steile Klippenlandschaften, an denen ein raues Klima herrschte. Einzig ein paar Orkstämme und wilde Barbaren, von denen die meisten einfache Aussteiger waren, weil sie das stressige Leben in der zivilisierten Gesellschaft psychisch nicht mehr aushielten und am Burnout Syndrom erkrankten. Natürlich, man stelle sich das vor: Den ganzen lieben langen Tag als Tischler arbeiten, nachhause kommen, sich ärgern, weil die mürrische Ehefrau schon wieder nur Rüben kocht und außerdem gerade das siebente Kind austrägt. Dabei nerven die sechs Rotzlöffel schon genug. Oder die kleine Bankbeamtin, die jeden Tag freundlich sein und sich in viel zu enge Seidenkleider zwängen muss, nur damit sie wieder zahlreiche Überstunden machen darf, weil der Vorstand das bei seinem innovativen Teammeeting im Schloss Rebenstein so beschlossen hat. Und natürlich auch noch die Lehrer! Denkt denn keiner an die armen Lehrer? Immer dieser Ärger, weil die dummen Kinder schon wieder nicht das Gedicht auswendig können und noch immer Probleme bei den simpelsten Alltagsrechungen in Mathematik und Erziehung haben. Dabei ist es doch so einfach: Wenn man 5 ithriesche Nobel hat und ein Laib Brot einen Nobel kostet, dann bekommt man darum drei Brotlaibe und bringt die letzten beiden Nobel zu Vater zurück. Aber nein, sie wollen nur zwei Brotlaibe kaufen und den Rest für Zuckerstückchen und Brombeersaft verbraten. Und warum? Weil die Bengel durch ihre neumodischen Spiele wie Blindekuh, Sackhüpfen, Taschenmonster-Geh und den ganzen aufrührerischen Puppentheatern am Marktplatz, jeden dritten Sonntag, völlig wirr im Kopf sind. Das hält doch kein Lehrer aus. 
Irgendwann reichte es dem kleinen Spießbürger eben und wer da nicht Alkoholiker werden wollte, haute einfach ab und stieg aus. 
In den Landen der Orks und Burnout-Aussteiger gab es weder Ackerland noch Bodenschätze, es gab dort nur Sümpfe, Felsen und schlechtes Wetter, also so ähnlich wie in England. Nicht einmal die Küstenregionen waren zu gebrauchen, denn niemand wollte in den Steilklippen einen Hafen errichten. Außerdem fuhren dort wegen dem rauen Wind und den hohen Wellen ohnehin keine Schiffe. Selbst wenn sich einmal ein Wasserfahrzeug in diese Gewässer vorwagte, zerschellte es in Windeseile an einem der schroffen Felsen. Wie ein Messer vom Meisterschmied, das gerade die frische Butter entzwei teilt, schnitt sich das tödliche Gestein durch die hölzerne Titanic und zerstückelte nicht nur das Schiff, sondern obendrein noch den hübschen Jack, die liebe Rose und die gesamte Besatzung. 
Quirin wollte diese Gefilde aber unbedingt in seinen Besitz bringen. Er brauchte sie nicht wirklich, aber so wurde sein Reich wieder um ein schönes Stückchen größer, selbst als Kaiser kommt man um einen Phallusvergleich nicht herum. In der Folge schickte er dann auch einige Lebewesen dorthin und bescherte ihnen eine wunderschöne, neue Heimat samt traumhaftem Wetter.
Den größten Teil seiner Armee benötigte er aber im neuentstandenen Großkaiserreich Ithrien selbst. Denn in den Gebirgen lebten noch Gestalten, die offiziell noch nicht zu ihm gehörten. Es waren die autonomen Reiche der Zwerge.  
Ach, die lieben Zwerge, auf die habt ihr sicherlich schon ganz gespannt gewartet, oder? Wusste ich es doch. Die Geschichte unserer kleinwüchsigen Freunde mit dem kräftigen Haarwuchs ist ebenfalls ziemlich lustig. Naja lustig ist übertrieben, für sie war es definitiv traurig, also holt schon einmal eure noblen Taschentücher mit Curuba-Pitahaya-Tamarilloduft aus den Handtaschen.
Im Großkaiserreich Ithrien, das sich mittlerweile schon aus dem ursprünglichen Ithrien, den ehemaligen Elfenländern Siien, Yalfyr, Milanth und Anra, den einstigen Landen von Woldawa, Castillen und Vaadesbreek, sowie den Niemandslanden im Osten und Nordosten zusammensetzte, gab es auch Berge. Viele Berge, die gesamte Bergpalette: Mittelgebirge, Hochgebirge, weitläufige Gebirge, nicht weitläufige Gebirge, einzelne Berge, eben alles was das Bergherz begehrt. Und in diesen Bergen lagen viele Zwergenreiche. Riesengroße Zwergenimperien wie Skyaltor in den Nharkofagen, das sich über mehrere gigantische Berge erstreckte, aber auch kleine, wo der König höchstens drei Dutzend Untertarnen hatte. 
Die Zwerge waren in diesen Gebieten aber nur Immigranten, Flüchtlinge um genau zu sein. Früher gab es in den Breiten des Großkaiserreichs keine Zwerge. Jahrhunderte bevor Quirin das Licht der Welt erblickte, lebten sie ganz im Westen und im Nordwesten des Kontinents. Sie waren die ersten Lebewesen die diese Lande betraten und fühlten sich von Beginn an in den Bergen zuhause. Wortwörtlich in den Bergen, denn ihre Reiche lagen seit jeher unter der Erde.
Wie die Zwerge nun Mal sind, ihr kennt es sicher aus anderen Geschichten und es passt einfach zu ihnen. Jeder erwartet sich von den Zwergen, dass sie in den Bergen wohnen, die Schmiedekunst virtuos beherrschen und viele Schätze haben. Kein Mensch will eine Geschichte hören, in der die Zwerge ein Seefahrervolk sind. 
Wie siehst du das? 
Ja, das wäre vermutlich schon auch lässig, aber dafür habe ich noch zu wenig getrunken und es würde all meine Pläne zunichtemachen, immerhin wollt ihr ja eine fantastische Fantasygeschichte hören. Man kann statt Fleisch auch Tofu in das Schnitzel packen, aber will das irgendwer? Nein, die Sau muss da hinein, so wie sich das gehört und deswegen müssen die Zwerge eben in den Berg. Wir machen ja hier keine halben Tofusachen!  
Die Gebirge im Westen waren voll von Schätzen und je mehr sie die Berge aushöhlten, um ihre Königreiche zu vergrößern, auf desto mehr Schätze stießen sie. Gold, Silber, Diamanten, Kristalle, andere glitzernde Edelsteine, uralte Artefakte der Götter, deren Wert in Gold kaum aufzuwiegen war, sie fanden einfach alles. In ihren Hallen funkelte es wie im Swarovski Wunderland, oder wie das dort in diesem grünen Hügel in Tirol auch immer heißen mag, aber ihr wisst, was ich meine, oder?
Perfekt. Die Jahrhunderte vergingen und der Reichtum der Zwerge wuchs und wuchs. Dies blieb natürlich auch den anderen Völkern nicht verborgen und da die Gier ein unfassbarer Hund ist, war das Unvermeidliche eben unvermeidlich. Zuerst starteten die Elfen ihren Raubzug in die Berge und die Menschen des Westens folgten ihnen nur kurz darauf. Alle wollten sie sich an den unglaublichen Schätzen in den Bergen bereichern, wie die Elstern zog es sie magisch in die Gebirge. Die Zwerge waren aber tapfere und gnadenlose Krieger und gaben ihr Vermögen nicht so einfach her. Jahrelang herrschte Krieg, viele tausend Opfer auf allen Seiten, aber schlussendlich waren die diebischen Elfen und Menschen erfolgreich. Sie vertrieben die wenigen kleinen Lebewesen, die noch am Leben waren und rissen sich all das Gold und das restliche wertvolle Zeug einfach unter den Nagel. Die einst so wohlhabenden Winzlinge waren nun Vagabunden und hatten nichts mehr. Eines Tages erblickten sie aber die weitläufigen Gebirge im Osten und fanden dort ihre neue Heimat.  
Sie mussten ganz von vorne beginnen, Stein für Stein gruben sie sich wieder hinein und nach unzähligen Jahren hatten sie es dann endlich wieder geschafft: Sie hatten ihre einstige Macht und Reichtum wiedererlangt. Die Berge im Osten kamen ihnen noch viel reichhaltiger an Schätzen vor und aus Angst davor, dass erneut Diebe kommen würden, errichteten sie riesige Heere und fast undurchdringliche Festungsanlagen. 
Die Länder der Menschen und Elfen im Osten wurden aber mit der Zeit immer größer und bald lagen alle Berge der Zwerge in irgendeinem Königreich. Diese Könige wussten natürlich um die wertvollen Schätze Bescheid und beanspruchten die Berge und ihre Pretiosen für sich, aber das Zwergenvolk war eben zuerst hier. Streit brach aus und die Zwerge standen erneut am Rande eines Krieges. 
Das ist doch logisch, oder? Schön, dass ihr das versteht. Bevor es aber wieder zu gewaltvollen Auseinandersetzungen kam, berief der alte Elfenmagier Lohan einen Rat der Weisen ein, an dem alle großen Herrscher der Elfen, Menschen und Zwerge teilnahmen. Man einigte sich darauf, dass die Zwerge in ihren steinernen Hallen verweilen durften und ihre Königreiche bestehen blieben, aber nur unterirdisch. Das Land darüber gehörte dem jeweiligen König, in dessen Hoheitsgebiet es nun einmal lag. Nur theoretisch, denn außer ein paar Vorgängern von Jerzy Kukuczka und Reinhold Messner, hatte kaum jemand Interesse, sich in die hohen Lagen zu begeben. Vereinzelt ein paar Bergbauern an den Füßen der Berge, aber sonst scherten die gigantischen Hügel kaum jemandem. Außer das Gold und die Juwelen, die in ihnen lagen und aus diesem Grund mussten die Zwerge monatlich eine Zent an den König oder Kaiser zahlen, in dessen Territorium das jeweilige Zwergenreich lag. Alle waren glücklich, die Zwerge hatten ihre eigenen Königreiche und konnten froh und munter weitergraben, sich am Reichtum erfreuen und die Herrscher der Elfen und Menschen bekamen dafür einen Teil der begehrten Schätze aus den Bergen. Mehrere Jahrhunderte lebten sie so im Einklang, aber der Friede dauerte leider nicht ewig an.
Denn jetzt gab es da eben einen gewissen Quirin und der war gar nicht darüber erfreut, dass in seinem Kaiserreich noch andere Reiche lagen, auch wenn sich diese nur unter der Erde befanden. Er wollte eben alles haben, vor allem die Schätze. 
Drei Mal dürft ihr raten, was nun passierte. 
Der nette Quirin griff sämtliche Zwergenimperien an. Es war kein leichter Krieg, der sich ewig hinzog, aber Ithriens Streitmacht war enorm und immer schon erfolgreich, da waren so ein paar kleine Zwerglein auch kein Problem. Die Zwerge, die aus den Bergen vertrieben wurden, mussten in die Dörfer und Städte ziehen und waren wie die Elfen, nichts Weiteres als Sklaven oder bestenfalls Hilfsarbeiter. Schlussendlich gelang es dem friedfertigen Kaiser auch, bis auf Skyaltor konnte er alles für sich gewinnen. An Skyaltor zerbrach er aber, nicht nur einmal. Das größte Zwergenreich von allen war uneinnehmbar. Egal, was er versuchte und egal, wie viele Männer er hinschickte, er verlor immer. Nach etlichen Jahren des Scheiterns gab er auf. Die einzige Niederlage in seinem sonst so erfolgreichen Leben, von der er sich nie wieder erholen sollte. Er wurde depressiv, begann noch mehr als sonst zu trinken und bewältigte seinen Frust mit Gewaltakten an seinem Personal und Verwandten. Jeden Tag stand er auf, außer er soff wirklich sehr viel, dann stand er nur jeden zweiten Tag auf und immer blickte ihm dasselbe Spiegelbild entgegen. Ein spöttisches Bild, dem das Versagen aus den Augen blitzte und ihn mit ätzender Schande durchbohrte.
Er hatte so viel erobert, er hatte so viel Tod und Schrecken in alle mögliche Länder gebracht, er hatte unzählige Leben ausgelöscht und doppelt so viele versklavt. Elfen, Menschen, Zwerge, niemand hatte auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn, aber gegen Skyaltor hatte er wiederum keine Chance. Er, der Herrscher des riesigen Reichs, der mächtigste Mann aller Zeiten, war gebrochen und besiegt. 
Immer mehr zog er sich zurück, schmiss keine Feste mehr, hielt keine Audienzen mehr, ging nicht mehr auf Reisen und auf weitere Eroberungen hatte er, wie ihr sicher verstehen könnt, ebenfalls keine Lust mehr. 
Er riss in seinem Palast alle Spiegel von der Wand, damit er den Anblick seines Scheiterns nicht mehr ertragen musste. Tagelang sperrte er sich in seinen Gemächern ein, trank Wein, Met, Schnaps und schnupfte das elfische Zauberpulver dazu. 

Die schwarzen Falken

Ein tragischer Verlust, nicht nur für Ithrien, sondern für die ganze Welt. Aber wirklich Freude wollte nicht aufkommen, denn es stand schon ein derart sympathischer Nachfolger vor der Tür, dass sich alle den alten Quirin zurücksehnten. Sein Thronerbe war nämlich kein Geringer als sein Sohn Quintus der Geisteskranke. Nomen est Omen, Quintus war in der Tat geisteskrank, und das seit jeher. Die Inzucht im Kreise der Adeligen hinterließ eben ihre dunklen Spuren. Schon im Kindesalter schnitt er seinen Spielkameraden und dem Personal am Hof die Pulsadern auf. Nur weil er daran Freude hatte, sich an ihrem qualvollen Aderlass zu ergötzen. Er verabscheute aber generell jedes Lebewesen, veranstaltete regelmäßig Blutfeste und badete sich anschließend im Blut der Opfer. Den Hühnern und Krähen biss er bei lebendigen Leibe den Kopf ab und trank danach ihren roten und noch warmen Lebenssaft. Manchmal aß er sogar sein eigenes Erbrochenes. Ein richtiger kleiner Sonnenschein eben und noch dazu ein unberechenbarer Psychopath. Unverständlich, dass der Großteil in Ithrien ihn nicht am Ebenholzthron sehen wollte. Quintus sah auch richtig gestört aus. Eine dünne, klapprige Gestalt mit großen, ekelhaften Glubschaugen, kaum Haare auf dem Kopf und obwohl er nie in den Genuss eines Schlaganfalls kam, hing sein rechter Mundwinkel herab. 
Es wird euch wohl nicht verwundern, dass er kaum Befürworter hatte und viele seine Krönung verhindern wollten.
Unser alter Bekannter Trym, der Schlächter von Thornvaald, Freiherr von Siien und Anra, war einer seiner größten Gegner. Der alternde Trym, der aber noch ungewöhnlich jung wirkte und sich seine vielen Lenze, die er am Buckel hatte, kaum anmerken ließ, spitzte schon immer auf die Stelle des Kaisers, denn er war Quirins mächtigster Mann. Der Schlächter von Thornvaald war einflussreich, viel einflussreicher, als es der arme verstorbene Quirin jemals gewollt hätte. Die Lebewesen in Siien und Anra gehorchten nur ihm. Das Großkaiserreich interessierte sie kaum. Ein früherer Erwin Pröll sozusagen, wenn wir Siien und Anra als Niederösterreich bezeichnen wollen. Er war ein knallharter Lügner und wusste genau, wie er seine Untertarnen verführen konnte. Schon lange bevor Quirin Suizid beging, stachelte er die Bevölkerung gegen den Kaiser auf. Trym sah sich selbst als den Auserwählten an. Der eine, der für viel Größeres bestimmt war. Jedermann hatte Respekt, naja eigentlich sogar Angst vor ihm. 
Ein Erwin Pröll eben. Bitte? Deine Tante arbeitet im schönen Landhaus? Sorry, das wusste ich nicht, tut mir von Herzen leid. Quirin entging das natürlich nicht und er ließ Trym keine Sekunde aus den Augen. Siien und Anra standen unter strengster Beobachtung und der Kaiser demonstrierte der dortigen Bevölkerung mit wöchentlichen Militärparaden seine Macht. Die Leute waren hin-und hergerissen und fürchteten sich vor Quirin. Eigentlich standen die meisten auf der Seite ihres Fürsten, aber mit dem Kaiser wollten sich dann doch nur die wenigsten anlegen. 
Der Freiherr von Siien und Anra war jedenfalls schon in seiner Erscheinung furchteinflößend. Ein großgewachsener und mit Muskeln bepackter Mann, da würden selbst die heutigen pseudocoolen Brudis aus der Muckibude eifersüchtig werden, so stattlich war er. Und dafür musste er nicht einen einzigen Proteinshake zu sich zu nehmen, da staunt ihr jetzt, oder? 
Ja, seine Oberarme waren prallgefüllt und seine Brust war derart breit, dass jedes Lebewesen ins Schwärmen kam. Sein Gesicht war aber eher asexuell. Haare hatte er keine mehr am Kopf und seine Wangen waren mit tiefen Narben versehrt. Bei manchen hatte man das Gefühl, dass sie jederzeit wieder bluten würden. Seine Augen waren aber einfach umwerfend, tiefblau wie der Ozean vor den Inseln der Sterne. Mit einem einzigen Blick in seine Augen, konnte man sich stundenlang in ihnen verlieren und man fühlte sich wie hypnotisiert. Wenn er einem länger anblickte, dann durchschoss einem ein unbeschreibliches Gefühl der Kälte. 
Eine tolle Beschreibung, oder? Und das ganz ohne einen Seitenhieb auf den niederösterreichischen Sonnenkönig.
Wie gesagt, Trym spielte sich schon lange vor Quirins Tod mit dem Gedanken, den Großkaiser zu stürzen und die Macht an sich zu reißen. In ihm brodelte es, er war es, der mit seiner Heldentat in der Schlacht von Miiirdur den Krieg entschied, als er Yalan'than'th den Kopf vom restlichen Leib entfernte. Ohne ihm wäre Quirin vermutlich niemals siegreich gewesen. Er war es, er ganz alleine und der alte knausrige Kaiser strich den ganzen Ruhm selbst ein. Gut, Trym bekam zwar die Lande Siien und Anra, aber nur über zwei ithrieschen Provinzen das Sagen zu haben, war ihm zu wenig. Viel zu wenig und das unerbittliche und kranke Verlangen nach mehr Macht stieg in ihm jeden Tag. Von nichts kommt aber nichts, der Kaisertitel würde ihm kaum von einem Apfelbaum in den Schoss fallen, er musste endlich die Initiative ergreifen, auch wenn er davor große Angst hatte. Ein Putsch ist eben keine Kleinigkeit, die man Mal so nebenbei nach fünf Krügen Zwergenwein erledigt, schon gar nicht, wenn der mächtigste Mann der Welt gestürzt werden soll. Alleine war dies ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit. Er brauchte dringend Unterstützung. Daher gründete er eines Tages, als ihn das Streben nach Macht schon fast innerlich zerriss, eine geheime Widerstandsbewegung, die vorerst aber nur im Untergrund verkehren sollte: Die schwarzen Falken.
Ui, liebe Kinder, jetzt wird unsere Geschichte allmählich richtig spannend! Die schwarzen Falken! Eine Widerstandsbewegung! Schön langsam kommt Feuer in den Ofen. Genau das fehlte noch! Wir lassen in unserer lässigen Geschichte aber auch wirklich gar nichts aus, Wahnsinn!
Noch war unser Freund das einzige Mitglied seiner lustigen Revoluzzer Organisation, aber das sollte sich bald ändern. Denn er stand mit seiner Meinung eben nicht alleine da. Der Freiherr von Siien und Anra war ein schlaues Kerlchen und wusste selbstverständlich, dass viele seiner Bürger mit dem aktuellen Kaiser, also Quirin, ebenfalls ziemlich unzufrieden waren. Armut, Hunger und Trostlosigkeit regierten in den Landen. Krankheiten zogen ein und niemand hatte eine Ecard. Selbst wenn sie eine gehabt hätten, hätte es ihnen kaum etwas gebracht, denn die Ärzte behandelten ausschließlich den Adel und die restliche Upper Class. Der Pöbel, und dazu gehörten wirklich viele Menschen, Elfen und Zwerge, konnte sich höchstens an irgendeinen Druiden, Schamanen oder an eine Kräuterhexe wenden, aber die Alternativmedizin war schon damals ein ziemlicher Schwachsinn. Die Heiltränke schmeckten nicht nur extrem widerlich und brannten wie 80 prozentiger Rum, sie halfen auch nichts. Gut ein paar Leute, die das Gegenteil behaupteten und darauf schworen gab es natürlich, der Homöopathie-Hokuspokus zieht ja heute noch immer.
Dem Großteil der Bevölkerung brachte es aber nicht viel und die unteren Schichten schrien bald nach der Hilfe des Kaisers, doch Quirin hatte noch nie etwas für den kleinen Mann übrig, Hauptsache ihm ging es gut. Diesen Missmut nutzte Trym aus und er konnte in der Folge immer mehr Leute für sich gewinnen. Der Landesfürst versprach seinen Schäfchen, dass alles besser werden würde, wenn doch nur er endlich Kaiser wäre. Er würde für Wohlstand sorgen, selbst im hintersten Bauerndorf, er würde die Kranken heilen und er wäre der Kaiser, nach dem sich schon alle längst sehnten. 
Dass Trym genauso machtbesessen wie Quirin war und ihm die Anliegen der kleinen Leute direkt an der Austrittsöffnung des Darmkanals vorbeigingen, wusste niemand. Er war eben ein guter Redner, der alle mit seinem Gerede einlullen konnte. Unser guter Freund war aber kein blauer Politiker samt Fremdenfeindlichkeit und ausreichend Erfahrung im Neuro-Linguistischen Programmieren, nein, Trym war es egal, ob seine Fans nun Elfen, Zwerge oder Menschen waren. Ja, sogar einer seiner engsten Vertrauten war ein Elf. Er war eben sehr liberal und versprach den anderen Völkern immerhin Freiheit und Gleichberechtigung.
Bald hatte er einige Leute auf seiner Seite, aber er konnte es noch nicht öffentlich zeigen, denn wenn er eins fürchtete, dann war es Quirin. Genau jenen Mann, den er unbedingt stürzen wollte. Er wusste, dass Quirin keine Widerständler duldete und jeden seiner unerwünschten Gegner öffentlich exekutieren ließ. 
Also agierten sie im Geheimen, in den Gasthäusern der Dörfer, in den Häusern der Bauern und in den geheimen Kammern im Keller seines Schlosses. 
Alles war perfekt, doch ihrer grandiosen Bewegung fehlte noch ein richtig cooler Name.
Na klar, erst wenn die Putschtruppe einen fetzigen Namen hat, kann man mit der eigentlichen Revolution beginnen. Die Nummer 1 im Handbuch zum erfolgreichen Freiheitskampf. Es muss ein geheimnisvoller Name sein und, und das ist das Wichtigste, er muss zu einem äußerst lässigen Symbol passen. Ein einfaches, aber einprägendes Symbol, genau wie der Name selbst.
Trym trank viele Maß Met, um einen Geistesblitz zu empfangen, aber nichts wollte ihm einfallen. Und als er eines Abends einen Spaziergang im Garten seines Hofes tätigte, sah er ihn: Einen Falken, der elegant der roten untergehenden Sonne entgegenflog. Der Falke! Das war sein Symbol und in dem dämmernden Abendlicht erschien ihm der Greifvogel pechschwarz. „Die schwarzen Falken!“, dachte er sich. Außerdem erinnerte ihn der Falke an Khyrius, den Göttervogel, den Feuervogel, der einst mit seinen Flammen die Sonne entzündet hatte und somit für das Licht und die Wärme in dieser Welt verantwortlich war. 
„Warum nicht? Das mächtigste und heiligste Wesen unserer Geschichte ist ein Vogel, warum sollte ich meine nette Truppe nicht nach einem Vogel benennen? Immerhin bin ich ein mächtiger Mann und bald werde ich noch viel mächtiger sein. Vielleicht sogar so mächtig wie Khyrius! Außerdem wollen wir den größten Kaiser aller Zeiten stürzen.“
Das Symbol dazu lag auf der Hand: Ein schwarzer Falke. Ein cooles Symbol, ein schwarzer Vogel kommt immer gut an. Da jetzt der Name und das Zeichen feststanden, ließ er passende Kleidungsstücke anfertigen. Jede Gruppe braucht eben auch eine einheitliche Kleidung. Eine Fußballmannschaft, die Feuerwehr, die Pfadfinder, der Ku-Klux-Klan, alle haben sie einheitliche Gewänder, die man sofort erkennt. Das brauchten die schwarzen Falken ebenfalls und Trym wurde sofort fündig: Eine grüne Kutte mit einem schwarzen Falken auf der Brust. Damit waren sie viel cooler als die Pfadfinder oder der Ku-Klux-Klan, die es beide aber damals natürlich noch nicht gab. 
Noch bevor sie ernsthaft Pläne schmieden konnten, traf die Nachricht von Quirins Tod ein. Trym war anfangs gar nicht erfreut darüber. Seine Truppe war noch viel zu klein und machtlos, denn viele Leute teilten zwar seine Meinung, aber nur wenige besaßen auch den Mut, sich tatsächlich den schwarzen Falken anzuschließen und sich gegen den Kaiser zu stellen. Die Arme war überall stark präsent und Hochverrat wurde zu jener Zeit mit Vierteilen bestraft, dieses Risiko wollten logischerweise nicht viele auf sich nehmen. Nur musste Trym jetzt handeln, es war eben die perfekte Gelegenheit. Der Freiherr von Siien und Anra wusste natürlich, dass Quintus den Thron beerben wird, und das schmeckte ihm überhaupt nicht. Das gesamte Imperium in den Händen eines Geistesgestörten, das hätte den Untergang für Ithrien bedeutet. Sie mussten schnell tätig werden und den Psychopathen noch vor seiner Krönung aus dem Weg räumen. Denn jeder Tag, an dem Quintus am Thron saß, war ein Tag zu viel. Hastig und ohne jegliche Vorbereitungen oder gar einen Plan, brachen sie in die weitentfernte Kaiserstadt auf. Nur knapp 150 Leute waren sie, viel zu Wenige für einen erfolgreichen Putsch, aber auch viel zu viel, um gemeinsam auf die Reise zu gehen und in späterer Folge in die Stadt einzumarschieren. 
Natürlich, stellt euch das doch einmal vor: 150 bewaffnete Männer und auch Frauen, denn Trym war wie gesagt sehr liberal, in grünen Kutten mit einem schwarzen Falken auf der Brust, ziehen durch die Lande. Dabei handelt es sich sicherlich nicht um den Hansi Hinterseer Wandertag, die müssen doch irgendetwas Böses im Schilde führen. Sofort hätten alle Alarm geschlagen und die Armee hätte ihr kleines Unterfangen in Windeseile zerschlagen. Daher reisten sie getrennt, im Verborgenen, ohne Waffen, nur einen Dolch am Gürtel, wie jeder Mann in Ithrien und vor allem auch ohne ihre schicke grüne Tracht. Mit der groben Keule hätten sie keine Chance gehabt, daher mussten sie die Kaiserstadt als ganz normale Bürger infiltrieren und im richtigen Moment heimlich zuschlagen. Ein Attentat im Stealth-Mode, wie ihr Bengel es sicherlich alle aus den „Assassin’s Creed“ Spielen kennt. Aber ihre Pläne wurden schon an den Toren der Kaiserstadt zunichtegemacht. Als Trym diese betreten wollte, kam der große Rückschlag. Unser Freund war selbstverständlich verkleidet, damit ihn niemand erkennen konnte, immerhin war er ein berühmter Mann, aber die Wache ließ ihn nicht hinein.
„Die Kaiserstadt ist auf Geheiß des Kaisers in Spe bis auf weiteres abgeriegelt! Tretet sofort zurück!“, sprach einer der Wächter in einem ernsten Ton.
Trym konnte nicht glauben, was er da hörte. 
„Wieso? Ich muss hinein. Meine Frau gebärt mir einen Jungen, ich muss zu ihr.“, antwortete er.
„Ich wiederhole mich nur ungern, du jämmerlicher Wicht, niemand darf hinein! Weder Mensch noch Anderling, weder Mann noch Frau! Die Stadt ist abgeriegelt. Tretet auf der Stelle zurück, oder dein Weib darf ihren neuen Wurf gleich auf deine Beerdigung mitnehmen!“, fuhr ihn die Wache an.
„So versteht mich doch, ich muss hinein!“, drängte Trym weiter.
„Mein Schwert ist frisch geschliffen, du erbärmlicher Wurm! Es wartet nur darauf, durch dein Fleisch zu schneiden!“, meinte der gutgelaunte Wächter.
Trym schüttelte seinen Kopf und sagte: „Was ist hier los? Nennt mir doch wenigstens den Grund, warum Ihr niemanden hineinlassen dürft.“
Der Wachbeamte wurde laut: „Das geht dich nichts an, zurück mit dir!“
Da müsste Trym jetzt ein wenig auf die Tränendrüse drücken: „Sagt mir den Grund, dann verschwinde ich. Ich lebe in dieser Stadt, meine Frau lebt in ihr und mein Sohn wird auch bald in ihr leben. Wenn sie in Gefahr sind, dann muss ich es wissen.“
„Sorg dich nicht, du Missgeburt, deiner Familie wird nichts passieren. Es geht um den neuen Kaiser!“, bellte der muskulöse Wachhund.
„Was ist mit ihm?“, fragte Trym vorsichtig.
„Er wird morgen gekrönt und es gibt Wesen, die das unterbinden wollen. Mörder aus dem Westen streifen durch die Lande und wollen die Krönung verhindern. Schwarze Vögel, so spricht man. Das Leben vom künftigen Großkaiser ist in Gefahr, daher darf keine Seele diese Stadt bis auf weiteres betreten. Nun habe ich dir aber genug erzählt, du Wurm! Ich werde jetzt mein Schwert zücken und bis 3 zählen, wenn du dann noch immer hier bist, ramme ich es dir in deinen missratenen Kopf! Eins, Zwei…Zweieinhalb, ich meine es ernst! Zweidreiviertel, gleich spritzt mir dein Blut auf meine schöne Rüstung, dabei hat sie mein Weib erst poliert! Zwei Komma sieb…“
„Schon gut, stecke dein Schwert zurück, ich verschwinde schon.“, zischte Trym.
Trym war fassungslos. Woher wussten Quintus Männer von ihren Plänen? Im Prinzip gab es nur eine Antwort darauf und die schoss ihm auch sofort durch sein Gehirn: Ein Verräter! Ein verfluchter Verräter musste unter seinen Leuten verweilen. Wer war es bloß? Von nun an musste er verdammt vorsichtig agieren. Er wollte den anderen Mitgliedern seiner Bewegung noch nicht mitteilen, dass sich eine Ratte unter ihnen befand. In der Dämmerung traf er sich mit einigen seiner engsten Verbündeten auf einer Lichtung im Wald, um dort das weitere Vorgehen zu besprechen. Irgendwie mussten sie doch in Stadt gelangen. Unsicherheit plagte ihn, denn er wusste nicht mehr, wem er noch vertrauen konnte. Daher berief er auch nur jene sieben Männer zu dem netten und strenggeheimen Tratsch auf der Waldlichtung, von denen er felsenfest überzeugt war, dass sie keine verräterischen Kanalbewohner waren. Vorerst wollte er dieses Thema auch gar nicht ansprechen und den Unwissenden spielen, denn so erfährt man doch immer am meisten. Ehrlich gesagt war er mit der Situation auch ein bisschen überfordert und wusste nicht genau, wie er nun hier vorgehen sollte. 
„Werden noch Waren in die Stadt gelassen? Vielleicht können wir uns in Fässern oder Mehlsäcken hinein schmuggeln lassen.“, fragte Tyberius, der so etwas wie die rechte Hand von Trym war.
„Nein, nicht einmal das. An das habe ich nämlich auch schon gedacht.“, antwortete der Freiherr von Siien und Anra.
„Tunnel! Es gibt bestimmt geheime Tunnel!“, brachte sich ein anderer schwarzer Falke ein.
„Das ist es! Erkundigt euch, aber unauffällig, denn…wartet! Was ist das?“, Trym fühlte sich plötzlich ziemlich unwohl und blickte hastig um sich.
Plötzlich kamen ein paar Dutzend bewaffnete Männer aus dem Wald gesprungen und kesselten die Revoluzzer ein. Wehren konnten sie sich nicht viel, denn außer einem Dolch hatten sie keine Waffen bei sich und im Gegensatz zu den Angreifern, trugen sie keine Rüstung. Der Verräter schlug offensichtlich noch ein zweites Mal zu.
Es kam dennoch zu einem Kampf und obwohl die Falken tapfere Krieger waren, sahen sich schnell ein, dass Wiederstand zwecklos war und ergaben sich. Als dann alle gefesselt auf dem Boden lagen, trat ein großer, stattlicher Mann hervor und begann mit finsterer Stimme zu sprechen: „Trym, Freiherr von Siien und Anra, ich verhafte Euch auf Befehl des neuen Kaisers! Euch wird geplanter Kaisermord und Hochverrat vorgeworfen! Ihr habt kein Recht auf einen Anwalt, denn so etwas gibt es in unserem Zeitalter noch nicht, noch habt Ihr keine anderen Rechte. Nur der Kaiser selbst kann über Euer Schicksal entscheiden. Dies wird er am fünften Tage des Siebenmonds tun. 
Los, sperrt den dreckigen Verräter und sein folgsames Gesindel bis dahin ins kaiserliche Verließ!“
Huch, das hat aber gesessen!
Am fünften Siebenmond war es dann so weit. Mittlerweile war Quintus der neue Kaiser und die ganze Kaiserstadt sehnte sich der öffentlichen Hinrichtung von Trym und seinen Männern entgegen. „Endlich spritzt wieder einmal ordentlich das Blut am Diamantenplatz! Heureka!“, rief der Pöbel schon einige Tage zuvor.
Aber es kam ganz anders als erwartet. Quintus wurde seiner Rolle als geistesgestörter und unberechenbarer Herrscher, wieder einmal gerecht. Am Morgen ihres Schicksalstages öffneten die Wachen die Gefängnistür der Gefangenen. Eine dicke schrullige Gestalt hob ihren Kopf und krächzte in rauchiger Stimme: „Planänderung! Kaiser Quintus will seine wertvolle Zeit nicht mit so Maden wie euch vergeuden und stattdessen saufen und ein paar Krähen fressen. Ich weiß schon, dass ihr alle von ihm eine ergreifende Ansprache erwartet habt, wie: ‚Trym, Ihr wart der beste Krieger meines Vaters und jetzt fällt Ihr mir in den Rücken…blablablabla.‘ Aber ich muss Euch enttäuschen, Trym, Freiherr von Siien und Anra. Diesen Titel trägt Ihr übrigens auch nicht mehr, Ihr seid entmachtet! Ebenfalls erwartet ihr alle jetzt sicherlich die Todesstrafe, aber auch hier muss ich euch alle erneut enttäuschen. Der Kaiser ist der Ansicht, dass ihr mit eurem erbärmlichen Dasein schon genug gestraft seid. Ihr werdet verbannt! Auf Lebzeiten dürft ihr das Großkaiserreich Ithrien nicht mehr betreten. Außerdem wird euer kleiner Töpferverein, oder was die schwarzen Falken auch immer waren, verboten. Jeder, der ab dem heutigen Tage mit diesem Symbol gesichtet wird, wird hingerichtet. Ihr werdet nun alle in eine Kutsche gebracht, die euch in den nächsten Tagen an die Grenzen des Reichs bringen wird. Dort werden euch die Fesseln abgenommen und ihr könnt gehen, jedoch nie wieder in dieses Land. Sonst seid ihr nämlich wirklich tot und eure Familien werden vom Kaiser höchstpersönlich gerädert.
Wachen! Bringt diesen Abschaum in die Kutsche, mir wird schon bei ihrem Anblick schlecht, diese elendigen Maden.“
Damit rechnete jetzt keiner, oder? Ich bin jedenfalls sehr überrascht.
Trym und seinen Männern erging es ähnlich. 
Nach unzähligen Tagen kam die Kutsche mit den Gefangenen ganz im Süden des ehemaligen Elfenreichs Yalfyr an. Sie fuhren noch ein Stück über die Grenze und als Ithrien schon einige Meilen hinter ihnen lag, luden sie die schwarzen Falken ab und entledigten sie ihrer Fesseln. 
„Gehet nun und kommt nie wieder!“
Vor ihnen lag nun die karge Öde, eine Kaltsteppe, ein Niemandsland, das so karg und öd war, dass nicht einmal Quirin daran Interesse hatte. Und hinter dieser trostlosen und flachen Landschaft, ganz am Ende des Horizonts, ragten schon die ersten Gipfel des namenlosen Gebirges in den roten Abendhimmel. Ein rätselhafter und mystischer Ort von dem es viele Legenden gab, aber niemand wusste etwas Genaueres darüber, denn es gab niemanden auf dieser Welt, der das namenlose Gebirge jemals davor betreten hatte. 
Dieser gigantische Gebirgszug war eine senkrechte und eisige Welt, faszinierend und angsteinflößend zugleich. 
Ein kleiner Geographieexkurs. Auch hier gibt es wieder keine Prüfung, heute ist wohl euer Glückstag!
Das namenlose Gebirge war das größte und höchste Gebirge auf diesem Planeten. Seine Dimension war unbeschreiblich und die Höhen der Berge kaum schätzbar. Von der kargen Öde aus, erstreckte es sich hunderte von Meilen gen Süden bis zu den Landen des Südens und die Ost-West Dehnung war fast doppelt so lange. 
Landschaftlich erinnerte es stark an den Karakorum in unserer Welt, nur war es um ein Vielfaches größer und die Berge waren dort mit Sicherheit noch höher. Die Täler wirkten wie kahle Wüsten aus Stein, Eis und Staub und die Gipfel aus schwarzem Stein, ewigen Eis und Schnee schienen den Himmel erst in der Unendlichkeit zu berühren. Einsam, entlegen, kalt, trostlos, bizarr, totenstill, gottverlassen und von unfassbarer Größe, mehr wusste kaum jemand von diesem Ort. Viele Lebewesen fürchteten die namenlosen Berge, einzig ein paar Wanderer und Reisende zog der Entdeckungsdrang zu diesem Gebirge hin, aber keiner wagte es je, das Gebirge zu betreten. Schon beim Anblick der gigantischen Felshänge und schroffen Bergspitzen erstarrte jeder vor Demut. Man hatte das Gefühl, dass die Berge einem erdrücken und ersticken würden. Wie angewurzelt stand man da, nichts konnte man mehr bewegen, keinen Finger und keine Zehe. Der Atem stockte und das Herz stand still. Man kam sich winzig klein vor, so klein, dass man die Augen schließen musste. Hier wurde einem klar, dass der Mensch ein nicht erwähnenswerter Punkt in der endlosen Dimension der brachialen Natur war. Das Gefühl, das man alleine beim Betrachten bekam, konnte man mit keinen Worten in irgendeiner Sprache beschreiben. Von dieser majestätischen Schönheit der Berge völlig emotional ergriffen und dem sanften aber bitterkalten Wind im Gesicht, entschloss sich jeder Entdecker zur Umkehr. Manch einer brach in Tränen aus, so überwältigt war er von dieser Naturgewalt. Die höchsten Berge der Welt hinterließen bei jedem Betrachter einen imposanten und bleibenden Eindruck. Selbst Jahre danach träumte man jede Nacht von diesem Bild.