Marked Men: In seinem Lächeln - Jay Crownover - E-Book

Marked Men: In seinem Lächeln E-Book

Jay Crownover

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Beschreibung

Asa will in Denver von vorn anfangen und hat schwer damit zu kämpfen, den Erwartungen der anderen gerecht zu werden. Denn er hat eine dunkle Seite - und die lässt sich nicht unterdrücken. Er will die, die sich auf ihn verlassen und ihn lieben, nicht verletzen. Insbesondere nicht Royal, eine Polizistin, die plötzlich großes Interesse an ihm zeigt - und das nicht nur wegen seiner Vorliebe fürs Gesetze brechen. Doch die Liebe zu Asa könnte nicht nur Royals Karriere ruinieren, sondern auch ihr Herz brechen: Eine Beziehung zwischen einem Kriminellen und einer Polizistin erscheint so falsch ... Aber wie kann etwas falsch sein, das sich so richtig anfühlt?

Die perfekte Mischung aus Drama und prickelnder Erotik - Die New-York-Times-Bestseller-Reihe "Marked Men".

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

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Seitenzahl: 483

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin:

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Einleitung

Zitate

Kapitel  1

Kapitel  2

Kapitel  3

Kapitel  4

Kapitel  5

Kapitel  6

Kapitel  7

Kapitel  8

Kapitel  9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Epilog

Weitere Titel der Autorin:

Marked Men: In seinen Augen

Marked Men: In seiner Stimme

Marked Men: In seinem Herzen

Marked Men: In seinen Armen

Marked Men: In seiner Nähe

Über dieses Buch

Asa will in Denver von vorn anfangen und hat schwer damit zu kämpfen, den Erwartungen der anderen gerecht zu werden. Denn er hat eine dunkle Seite – und die lässt sich nicht unterdrücken. Er will die, die sich auf ihn verlassen und ihn lieben, nicht verletzen. Insbesondere nicht Royal, eine Polizistin, die plötzlich großes Interesse an ihm zeigt – und das nicht nur wegen seiner Vorliebe fürs Gesetze brechen. Doch die Liebe zu Asa könnte nicht nur Royals Karriere ruinieren, sondern auch ihr Herz brechen: Eine Beziehung zwischen einem Kriminellen und einer Polizistin erscheint so falsch … Aber wie kann etwas falsch sein, das sich so richtig anfühlt?

Über die Autorin

Jay Crownover lebt in Colorado, wo auch ihre Romane spielen. Sie liebt Tattoos und Körperschmuck, und so ist es kein Wunder, dass ihre Helden allesamt tätowierte und gepiercte Bad Boys sind. Ihre Leidenschaft galt schon immer dem Lesen und Schreiben, und mit dem Erfolg ihrer Serie Marked Men ist ein Traum für sie wahr geworden. Mehr Informationen unter: www.jaycrownover.com

JAY CROWNOVER

MarkedMen

IN SEINEM LÄCHELN

Aus dem Amerikanischenvon Michaela Link

beHEARTBEAT

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2015 by Jennifer M. Voorhees

Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Asa“

Originalverlag: William Morrow Paperbacks, an imprint of HarperCollins Publishers, LLC.

Published by arrangement with William Morrow Paperbacks, an imprint of HarperCollins Publishers, LLC.

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: © Guter Punkt, München unter Verwendung von Motiven von © FXQuadro / Getty Images

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-8219-8

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Gewidmet einem jeden, der genau diesen Augenblick mit mir erlebt und durchmacht. Den Lesern, den Buchliebhabern, den Wortsüchtigen … meinen Leuten, die verstehen, dass es nichts Besseres gibt als ein neues Buch und die Flucht in eine neue Geschichte. Es ist schön, dass wir diese Welt gemeinsam haben, und ich werde immer stolz sein, zu euch zu gehören.

Einleitung

Es ist vollbracht! Ich weiß nicht, wie, aber nach sechs Büchern haben wir schließlich das Ende erreicht. Es passt, dass Asa diesen Kreis schließt. Er sollte nicht Teil der Clique sein, er sollte nicht zur Familie gehören, er sollte kein Buch und kein Happy End bekommen, aber das Schicksal hatte andere Pläne für ihm. So ähnlich wie für mich.

Er musste kämpfen, um dort hinzugelangen, wo er hingehörte, und ein paarmal hatte ich auf dem Weg dorthin das Gefühl, dass ich auch kämpfen musste. Dieser Typ aus dem Süden hat mich immer wieder eiskalt erwischt, und das nicht nur, weil sein Buch diese Reihe, die mein Leben für immer verändert hat, abschließt.

Ich finde es kaum vorstellbar, dass Asas Buch jetzt mein achtes in gut zwei Jahren ist. Wie verrückt und aufregend! Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem ganzen Leben auch nur ein einziges Buch veröffentlichen würde. Dass wir nun alle zusammen hier angelangt sind, ist umso erstaunlicher und wirklich wundervoll.

Anfangs hatte ich für dieses Buch ein ganz anderes Exposé geschrieben. Es war lang und ausführlich und umriss all das, wodurch ich mich bis hierher gekämpft hatte. Es war nicht immer ein gerader und leichter Weg für mich, aber irgendwann wurde mir klar, dass ich mich gar nicht darauf konzentrieren sollte, wie wir dieses Kapitel gemeinsam abschließen.

Nein, ich musste meine ganze Aufmerksamkeit stattdessen auf diesen Augenblick richten. Genau auf diesen Moment, in dem ich mich zusammen mit meinen Lesern von den Figuren dieser Reihe verabschiede und sie hoffentlich für den Beginn einer neuen Reihe begeistern kann. Ich musste im Hier und Jetzt präsent sein und nicht zurückzuschauen auf all das vergangene »würde«, »hätte«, »könnte« und »sollte« … damit habe ich schließlich jeden Tag zu kämpfen. Manchmal fällt es mir sehr schwer, mir einzugestehen, dass ich nicht alles kontrollieren kann.

Im Moment sitze ich hier und bin unglaublich dankbar dafür, dass ich jedem dieser Männer und jeder dieser Frauen eine Geschichte geben durfte. Die Gefühle überwältigen mich angesichts der Unterstützung und Liebe, die meine Geschichten auf dem Weg hierher gefunden haben. Ich bin den vielen Menschen dankbar, die immer wieder bereit sind, ein Risiko für mich einzugehen. Und ich bin erfüllt von so viel Liebe für diese Bücher und die Menschen, die sie so sehr lieben wie ich. Leser bringen eine solche Freude und Aufregung in mein Leben, und jeder Kampf, jede Klage, jeder Streit, den ich habe, verblasst im Vergleich dazu.

Danke, dass Ihr hier sind. Danke, dass ich hier sein durfte.

Wie immer mit Liebe und Tinte

Jay

Glück, nicht an einem anderen Ort, sondern an diesem Ort … nicht in einer zukünftigen Stunde, sondern in dieser Stunde.

Walt Whitman

Du musst in der Gegenwart leben, dich in jede Welle stürzen, deine Ewigkeit in jedem Augenblick finden. Die Narren stehen auf ihrer Insel der Möglichkeiten und schauen auf ein anderes Land. Es gibt kein anderes Land; es gibt kein anderes Leben als dieses.

Henry David Thoreau

Kapitel 1

Asa

Wenn ich vor nicht allzu langer Zeit gesehen hätte, wie sich ein so hübsches Mädchen derart zielstrebig betrank, wäre sie mir nicht entgangen. Ich hätte sie mit zu mir nach Hause genommen, wir wären im Bett gelandet, und es hätte mir nicht die geringsten Gewissensbisse bereitet, dass sie ihre Entscheidungen getroffen hatte, als sie schon ziemlich betrunken war.

Ich habe mir früher niemals eine gute Gelegenheit entgehen lassen, und ich habe mich nie mies gefühlt, weil mein Handeln mir nicht gerade Preise für moralisches Verhalten eingetragen hätte. Früher fand ich einfach super, wenn mir etwas in den Schoß fiel, und es gefiel mir, dass ich danach immer jedwede Verantwortung von mir weisen und jemand anderem aufbürden konnte. Verantwortung scheute ich, und damals wich ich ihr aus, als schuldete ich ihr Geld.

Aber die Zeiten haben sich geändert, und irgendwann zwischen dem Sterben auf dem OP-Tisch, der Rückkehr ins Leben und dem Ausdruck von Erkenntnis in den Augen meiner Schwester, dass dies meine letzte Chance auf Normalität war, erwachte ein zarter Hauch von Gewissen in mir.

Als ich jetzt diese sehr hübsche betrunkene junge Frau beobachtete, die offensichtlich die Kontrolle verloren hatte und sich in Schwierigkeiten bringen würde, wollte ich ihr sagen, dass es nicht gut ist, Dinge zu bereuen. Doch ich wollte sie trotzdem ins Bett kriegen. Aber jetzt stachelte mich dieser Anflug von Gewissen dazu auf, etwas zu tun, was ich noch nie getan hatte. Nämlich mich so zu verhalten, als sei ich ritterlich und würde sie vor sich selbst retten.

Niemand würde mich jemals selbstlos oder rücksichtsvoll nennen, aber wenn ich nicht eingriff, würde die schöne Rothaarige sich ins Unglück stürzen. Ich wusste aus erster Hand, dass so manche Verletzungen und Fehler einen für immer belasten konnten. Eine solche Last war schwer zu tragen, und diese junge Frau verdiente etwas Besseres, auch wenn es ihr im Moment nicht bewusst zu sein schien.

Ich wischte mir die Hände an dem Geschirrtuch ab, das locker hinten an meinem Gürtel hing, und sah mit hochgezogenen Brauen meine Kellnerin Dixie an. Dixie beobachtete dieselbe Darbietung auf der Tanzfläche wie ich mit großen Augen.

Es war ein Samstagabend, daher war die Bar ziemlich voll, und eine Band spielte auf der winzigen Bühne, aber so ziemlich jedes Augenpaar im Raum war auf die Rothaarige gerichtet, die sich über die Tanzfläche bewegte. Ich wusste, dass ich sie da hätte wegholen sollen, Leichtgewicht, das sie war, aber ihre großen schokoladenbraunen Augen sahen so traurig, so gequält aus, dass es mir schwerfiel, ihren Tanz abzubrechen.

Jetzt, da ich tatsächlich so einen Scheiß wie Mitgefühl empfinden konnte, wusste ich, dass ich ihr zu viele Drinks serviert hatte. Und die hatten zu dem Striptease geführt, den sie jetzt mitten auf der Tanzfläche aufführte.

»Meinst du, die ganzen Typen, die da so scharf auf sie sind, würden sich ins Hemd machen, wenn sie wüssten, dass sie bewaffnet ist?« Dixies Stimme troff von trockenem Humor, als sie mir die Whisky-Cola, die ich für ihre Bestellung gemixt hatte, abnahm.

»Wenn eine Frau offensichtlich betrunken ist und sich amüsieren möchte, und wenn sie dann zufällig auch noch aussieht wie sie, ist eine Kugel kaum eine Abschreckung. Ich werde sie da wegholen. Würdest du kurz auf den Tresen aufpassen, wenn du das da abgeliefert hast?«

Sie zog ihrerseits die Brauen hoch und grinste mich an. »Willst du das wirklich? Es könnte unangenehm werden, wenn du ihnen den Spaß verdirbst.«

Die Band, die heute Abend spielte, coverte jetzt Tom Pettys You Got Lucky, und die Frau im Auge des Orkans drehte sich plötzlich um und sah mir in die Augen. Irgendwann bei all ihrem Herumgehopse hatte sie ihre Bluse verloren, daher trug sie jetzt nur noch ein hautenges Tanktop, das nicht viel dazu beitrug, sie zu verhüllen. Ihr glänzendes kastanienrotes Haar hatte sich aus einem Pferdeschwanz gelöst und klebte an dem Schweiß auf ihrem Oberkörper und ihrem Hals, ihre Mascara war unter ihren dunklen Augen verschmiert. Ihre Brust hob und senkte sich vor Anstrengung, und ihre makellose, entblößte Haut glänzte.

Sie sah aus wie einem feuchten Traum mit einem Victoria’s-Secret-Model entsprungen. Ein Model, das diese namenlose Bar statt eines Laufstegs benutzte, um sich seine Reize zur Schau zu stellen. Sie würde einen Aufruhr verursachen, und trotz all der offenbar selbstmörderischen Absichten, die ihr Blut im Moment in Wallung brachten, wusste sie es garantiert. Ich konnte es sehen, als sie mich quer durch den Raum trotzig anstarrte.

»Mit unangenehm komme ich klar; ich komme nicht damit klar, dass sie mittendrin ist.«

Es sollte mir gleichgültig sein. Ich sollte mir keine Gedanken machen. Die Rothaarige war mehr als imstande, auf sich selbst aufzupassen, und wie Dixie bereits erwähnt hatte, trug sie vermutlich eine Knarre, aber ich konnte nicht verhindern, dass mein Beschützerinstinkt sich mit Macht meldete, als irgendein unbeholfener Student ihr die Hände um die Wespentaille legte und sie an sich zog.

Zuerst wehrte sie sich nicht, ihre Sinne und Reflexe waren offensichtlich gedämpft von dem stetigen Strom von Alkohol, in dem sie den ganzen Abend geschwommen war.

Dixie zog los, um den Drink abzuliefern, und kam dann mit einem Seufzen hinter den Tresen zurück. »Ich bin so froh, wenn Rome endlich seinen Freund als Security engagiert, damit er an den Wochenenden ein bisschen aufpasst. Ich liebe diese Bar, ich mag meinen Job, aber es nervt langsam, dass ihr euch die ganze Zeit mit betrunkenen Idioten herumschlagen müsst.«

Ich zuckte mit den Achseln und ging an ihr vorbei, um die drohende Katastrophe zu verhindern. Die Rothaarige hatte ihren Verstand endlich halbwegs wiedergefunden und wehrte sich jetzt gegen den Griff des Studenten.

Für Ordnung zu sorgen gehörte einfach zum Job, aber ich musste schon zugeben: Als Rome Archer, unser Boss, einen alten Freund von der Armee erwähnt hatte, der bald nach Hause zurückkehren und vorübergehend eine Beschäftigung brauchen würde, war ich ziemlich erleichtert, dass ich bald keine Köpfe mehr gegeneinander hauen musste, wenn die Leute am Wochenende austickten.

Ich habe ein Strafregister. Ein langes, buntes Strafregister, und wann immer ich auf irgendeine gewalttätige Weise Hand an ein anderes menschliches Wesen gelegt habe, wuchs es an, Seite für Seite. Wie so vieles in meinem Leben, bevor ich auf diesem OP-Tisch fast gestorben war, war es etwas, das mich immer definieren würde.

Als ich begann, mich durch die Menge zu schlängeln, rief Dixie mir über den Tresen zu: »Du siehst zu gut aus, um dir dein Gesicht zerschlagen zu lassen, Asa. Sei vorsichtig.«

Der Student hielt sich die Nase, und Blut lief zwischen seinen Fingern hervor. Zwei andere Männer hatten die Rothaarige gepackt und hielten sie jeder an einem Handgelenk fest, während sie die Männer im Umkreis anfunkelte. Sie war groß und ziemlich durchtrainiert, und keiner dieser betrunkenen Kerle hatte vermutlich einen Schimmer, warum das so war. Sie sahen nur ein temperamentvolles Mädchen, das sturzbetrunken war und sie den ganzen Abend über angemacht hatte, ob nun mit Absicht oder nicht.

Und natürlich war klar, dass es gleich unangenehm werden würde, nachdem sie einen von ihnen geschlagen hatte, ihn vor einer ganzen Bar voller Zuschauer förmlich entmannt hatte. Es war eine Sache, wenn eine Frau einem die kalte Schulter zeigte. Etwas ganz anderes war es, wenn eine Frau einem die kalte Schulter zeigte, die aussah, als solle sie in Stilettos über einen Laufsteg spazieren. Es half dem Mann auch nicht, sein Gesicht zu wahren, dass sie leuchtend gelbe Hosen trug, die sich genau richtig um ihre Kurven schmiegten, und Brüste hatte, die zu bedecken gesetzlich vorgeschrieben sein sollte.

Im nächsten Augenblick befand sie sich mitten in einem Tauziehen zwischen den beiden Männern, die sie an den Armen festhielten, und ich sah, wie Wut sich in den wässrigen Augen des Mannes aufbaute, dem sie wahrscheinlich die Nase gebrochen hatte.

Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Dixie hatte recht: Ich sah gut aus, zu gut für mein hässliches Inneres, aber um die trügerische Schönheit meines Gesichts auszugleichen, war ich außerdem ein großer Kerl und steckte in Schwierigkeiten seit dem Tag, an dem ich meinen ersten Atemzug getan hatte. Also hatte ich für gewöhnlich so meine Art, einen Gegner wissen zu lassen, dass er bei einer Auseinandersetzung mit mir den Kürzeren ziehen würde.

Der mit der blutigen Nase trat einen Schritt zurück, als ich den Mann, der mir am nächsten war, vom Arm der Rothaarigen zog. Er fing an zu fluchen, weil sie, sobald sie frei war und genug Platz hatte auszuholen, dem Mann ein Knie genau in seine ungeschützten Eier rammte. Er krümmte sich zusammen.

Ich sah sie an und schüttelte den Kopf, als sie sich umdrehte und wild nach dem letzten Mann, der ihr Handgelenk umklammerte, schlug.

»Royal. Hör auf damit.«

Sie ignorierte mich, während die Band Shooter Jeninngs A Hard Lesson to Learn anstimmte, und ging ungebremst zum Angriff über.

Ich fand nichts daran auszusetzen, wenn eine Frau sich gegen unerwünschte Annäherungsversuche verteidigte, und es war offensichtlich, dass sie nicht wollte, dass dieser Typ sie weiter begrabschte. Aber diese besondere junge Frau, die zufällig aussah wie ein Supermodel, gehörte tatsächlich zur Polizei von Denver, und ich wusste, dass sie selbst in ihrem keineswegs nüchternen Zustand jemandem ernsten Schaden zufügen konnte. Das konnte ich nicht zulassen. Nicht nur weil das Barpersonal zur Rechenschaft gezogen werden würde, sondern auch, weil ich nicht wollte, dass sie etwas tat, das sie im schlimmsten Fall ihren Job kosten konnte.

Ich griff um Royal herum und nach den Fingern, die ihr Handgelenk umklammerten, während sie herumzappelte und wild nach ihrem Angreifer schlug. Die Aufgabe, seine Finger von ihrem Arm zu zerren, wurde dadurch erschwert, dass ich mich immer wieder ducken musste, um nicht einen Ellbogen ins Gesicht zu bekommen oder ihre Faust beim Ausholen. Sie war schnell und stark, etwas, das der Mann, der sie festhielt, endlich begriff, als sie einen kräftigen Hieb auf eine seiner Schläfen landete.

Er ließ sie unvermittelt los und stolperte rückwärts. Ich legte die Arme um sie und zog sie an meine Brust. Ich beugte mich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Beruhig dich, Rotschopf.«

Wir starrten beide den Mann an, der sie gepackt hatte. Ich versuchte auszublenden, wie ihr spektakulärer Vorbau sich über dem Arm, den ich ihr über den Brustkorb gelegt hatte, hob und senkte. Selbst wenn ich zu helfen versuchte, loderten all diese Instinkte im mir auf. Ich wollte sie wirklich auf eine gänzlich andere Art berühren.

»Sie hat mich angegriffen.« Er klang wie ein jammerndes Kleinkind, dem auf dem Spielplatz von einem größeren Kind sein Lieblingsspielzeug weggenommen wurde.

Ich nickte und sorgte dafür, dass die Hügel von Kentucky deutlich in meiner Stimme zu hören waren, als ich ihm sagte: »Sicher. Allerdings erst, nachdem Sie sie begrabscht haben.« Holzfällercharme wirkte Wunder beim Entschärfen so manch heikler Situation. Wahrscheinlich ließ er die Leute denken, ich sei nicht schlau genug, um trotz meiner Körpergröße eine echte Bedrohung darzustellen.

Die Band spielte noch immer, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand sie beachtete. Alle beobachteten das Chaos, das Royal geschaffen hatte.

»Sie hat Bobby ins Gesicht geschlagen, und er wollte doch nur mit ihr tanzen. Sie hat ihm die Nase gebrochen.«

Wieder nickte ich und versuchte, nicht daran zu denken, dass Royals absolut perfekter Hintern auf einer Höhe mit meinem Hosenschlitz war. Sie drehte den Kopf gerade weit genug, dass ich in ihren dunklen Augen einen Anflug von Begreifen und Panik aufschimmern sah. Ihre Zunge kam hervor, sie leckte über ihre Unterlippe, und ich musste mir ins Gedächtnis rufen, dass ich kein Mann mehr war, der die Trunkenheit einer Frau ausnutzte. Zumindest wollte ich dieser Mann nicht mehr sein, aber mir war nicht klar gewesen, dass ich in der Sache keine große Wahl hatte.

»Bobby muss lernen zu fragen, wenn er möchte, dass eine Frau mit ihm tanzt. Aber wir können alle vergessen, dass das passiert ist …«

Er zeigte auf mich und betrachtete dann mit zusammengekniffenen Augen Royal. »Ich rufe die Cops.«

Ich spürte, wie Royal in meinen Armen zu zittern begann. Das war genau das, was ich zu vermeiden versuchte. Ich zog eine Braue hoch und schob Royal hinter mich, dann verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ich vermutete, dass ich erheblich einschüchternder wirkte, wenn ich nicht von der Rothaarigen verdeckt wurde, die mehr Sexappeal hatte, als gut für sie war.

»Das steht Ihnen frei, aber dann ist hier Schluss mit lustig. Die Band wird aufhören zu spielen, die anderen Leute werden aufhören zu trinken, und Sie werden sauer sein, weil Sie Eintritt bezahlt haben, um hier Musik zu hören. Außerdem muss ich dann den Besitzer der Bar anrufen und ihm sagen, was los ist, und das ist so, als würde man Godzilla aus einem Nickerchen wecken.« Ich rieb mir mit dem Daumen über den Mundwinkel und schenkte ihm mein schönstes Landeilächeln. Es hatte schon mehr als eine Person entwaffnet, die Blut hatte sehen wollen, normalerweise meins, aber ich konnte es ebenso gut einsetzen, um zu verhindern, dass Royals Blut vergossen wurde. »Außerdem, unter uns gesagt, sie hat Freunde bei den Bullen.«

Der andere Mann versuchte herauszufinden, ob ich es ernst meinte oder nicht, daher hob ich das Kinn. »Ihr bester Freund ist ein Cop. Wenn Sie die Polizei verständigen, ist es gut möglich, dass sie ihn herschicken, weil er weiß, dass sie gern in dieser Bar rumhängt. Und dann wird sie ihm sagen, dass Sie und Ihre Kumpels sie ohne ihre Erlaubnis begrabscht haben. Die Kameras werden das bestätigen.« Ich zeigte auf eine der Überwachungskameras, die Rome überall hatte installieren lassen. »Glauben Sie, dass das ein gutes Ende für Sie nehmen wird?«

Er sah aus, als denke er darüber nach, was er darauf antworten sollte.

Doch dann rief der Leadsänger der Band plötzlich für jedermann unüberhörbar durchs Mikrofon: »Ihr seid scheiße! Bring deinen blutenden Freund von hier weg, damit wir uns wieder amüsieren können.«

Das stachelte den Rest der Barbesucher auf, und plötzlich erhob sich ein Sprechgesang: »Ihr seid scheiße!«

Den Typen blieb daraufhin nicht viel anderes übrig, als zu gehen. Es gab keine Möglichkeit mehr für sie, ihr Gesicht zu retten, und sie wollten vermutlich das Risiko nicht eingehen, dass Royal tatsächlich einen Cop kannte.

Sie schlichen zur Tür, und ich zog Royal zum Tresen und drückte ihren prächtigen Hintern auf einen Hocker in der Mitte, wo ich sie im Auge behalten konnte. Ich legte meine Arme um sie und beugte mich so weit vor, dass unsere Nasen sich fast berührten.

Mit zusammengebissenen Zähnen sagte ich zu ihr: »Also, ich kann entweder Saint anrufen, dass sie dich abholen kommen soll, oder du kannst hier sitzen bleiben, Wasser trinken und etwas Fettiges essen, bis du nüchtern genug bist, um es allein nach Hause zu schaffen. Das sind deine beiden einzigen Optionen, Rotschopf.«

Sie blinzelte mich mit kriminell langen Wimpern an, und ich hätte schwören können, dass sie aussah, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Ich sah sie schlucken, und sie nickte kaum merklich. Als sie antwortete, war ihre Stimme kaum hörbar. »Ruf Saint nicht an. Ich warte hier, bis ich wieder halbwegs nüchtern bin.«

Saint war ihre engste Freundin und außerdem die Lady meines Freundes Nash. Sie war eine süße, schüchterne junge Frau, die es irgendwie schaffte, Royal Hastings ungestüme Kühnheit auszugleichen. Sie waren ein seltsames Paar, aber ich wusste, dass Saint auf der Stelle alles stehen und liegen lassen würde, um sich um Royal zu kümmern.

Ich konnte verstehen, dass Royal nicht wollte, dass ihre Freundin sie in ihrer gegenwärtigen Verfassung abholen kam. Sie war ein Wrack. Sie war wie immer wunderschön und sah irgendwie wild und ungezähmt aus. Aber es schien, als sei vor zwei Wochen in ihr ein Vulkan ausgebrochen, der Ärger, Gefahr und andere schlimme Dinge spuckte. Dies war nicht die erste Katastrophe, die ich für sie hatte abwenden müssen, und es war Zeit, ihr zu sagen, dass das aufhören musste.

Ich stieß mich vom Tresen ab, ging um das offene Ende herum und funkelte Dixie an, als sie mir auf dem Weg zum Zapfhahn auf den Hintern schlug.

»Mein Held.«

Ich knurrte sie an. Ich war nicht aus dem Holz, aus dem man Helden machte. Ich fiel eher in die Kategorie Erzfeind oder Superschurke. Ich füllte eines der riesigen Biergläser, die ich hinterm Tresen stehen hatte, für Royal mit Wasser und knallte ihr es wortlos hin. Sie zuckte ein wenig zusammen, und ich sah, wie Bedauern und Reue sich in ihrem Gesicht an die Oberfläche arbeiteten. Eine leichte Röte erblühte über den entblößten Wölbungen ihres Dekolletés und stieg ihr in die Wangen.

Ich ging den ganzen Tresen entlang, blieb stehen, um zwei Drinks aufzufüllen, steckte einen Korken in eine Flasche und räumte ein paar leere Teller weg, bis ich den Eingang der Küche erreichte, die sich hinter der Bar befand. Normalerweise servierten wir nur bis Mitternacht etwas zu essen, aber ich wusste, dass Avett Walker, die neue Kraft, der Rome als Gefälligkeit für einen alten Freund einen Job in der Küche gegeben hatte, noch irgendwo herumlungerte. Ich hatte ihr pinkfarbenes Haar nicht durch die Tür huschen sehen, was sonst normalerweise passierte, sobald ihre Schicht zu Ende war.

Sie war ziemlich frech und zickig. Ganz offensichtlich wollte sie hier nicht arbeiten. Darcy, ihre Mom, war die Küchenchefin, und ihr Vater war der Mann, von dem Rome die Bar gekauft hatte, aber Avett schien sie nicht im Mindesten zu mögen. Eigentlich schien sie überhaupt nichts zu mögen. Sie benahm sich, als sei es eine Gefängnisstrafe, jeden Tag zur Arbeit herzukommen, was mich zwangsläufig zu ihrem Wärter machte, da ich ihr Boss war. Wir verstanden uns nicht besonders gut. Ich glaube, ich sah zu viel von meiner alten Gedankenlosigkeit in ihr.

Ich rief sie, und als ich keine Antwort bekam, ging ich selbst in der leeren Küche an den gewaltigen, begehbaren Kühlschrank. Ich nahm mir etwas Käse, Brot und ein wenig Obst heraus; das musste genügen. Irgendetwas sollte Royal zu sich nehmen, um den Alkohol aufzusaugen, damit ich ihr dann sagen konnte, sie solle endlich Verstand annehmen und das Steuer rumreißen.

Ich trat gerade mit dem Stiefelabsatz die Tür zu – da ich die Hände voll hatte –, als die Tür des Getränkekühlraums aufschwang und Avett herausspaziert kam.

Sie nestelte an dem Reißverschluss ihrer offensichtlich vollgestopften Schultertasche. Als sie mich sah, blieb sie wie angewurzelt stehen, und ihre Augen weiteten sich erst und verengten sich dann trotzig.

»Was machst du hier hinten? Die Küche ist geschlossen.« Als hätte sie auch nur das geringste Recht, mich in dieser Bar zu fragen, wo ich hinging. Es war eine Ablenkungstaktik, die ich nur allzu gut kannte.

Ich sah sie nur an und antwortete nicht. Stattdessen betrachtete ich vielsagend ihre Tasche und hob den Blick dann zu ihren kühlen haselnussbraunen Augen.

»Was ist in der Tasche?«

Sie trat von einem Fuß auf den anderen, und es war unüberhörbar, dass Flaschen gegeneinanderklirrten. Sie versuchte, Bier aus dem Kühlraum zu schmuggeln. Das passte.

An diesem Abend hatte mir ein weiteres kompliziertes weibliches Wesen, dem ich den Kopf zurechtrücken musste, gerade noch gefehlt.

»Nichts.« Sie machte Anstalten, sich an mir vorbeizuschieben, und das Klirren von Flaschen wurde noch lauter.

Ich hatte die Hände voll, daher stellte ich mich ihr in den Weg, um sie aufzuhalten. Avett kam mehr nach Darcy als nach Brite, ihrem Dad. Brite war ein Riese von einem Mann mit einem Bart. Avett war zierlich und reichte mir geradeso bis zur Brust, und sie musste den Kopf in den Nacken legen, um mich weiter anzufunkeln. Was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie definitiv mit Frechheit wett.

»Bring es zurück. Tu es nie wieder, dann reden wir nicht mehr drüber.« Wenn ich verärgert war, neigte ich dazu, in den Slang des Südens zu verfallen. Allerdings redete ich dann anders, als wenn ich meinen Akzent benutzte, um etwas zu bekommen, das ich haben wollte. Oder wenn ich jemanden glauben lassen wollte, ich sei netter und dümmer, als das tatsächlich der Fall war.

»Geh mir aus dem Weg, Asa.«

»Nein. Wie kommst du dazu, Rome zu bestehlen? Es ist mir egal, was du an Brite auszusetzen hast, und es ist mir egal, dass du offensichtlich lieber mit wilden Berglöwen kämpfen würdest, als hier zu arbeiten. Ich werde nicht zulassen, dass du Rome beklaust. Er ist ein guter Kerl und verdient besseres Verhalten von dir.«

Wir starrten einander an, und kurz dachte ich, sie würde versuchen, um mich herumzuhuschen, denn sie sah ja, dass ich die Hände voll hatte. Aber ich glaubte, da war eine Verbindung zwischen uns, die sie instinktiv wissen ließ, dass sie zwar davonkommen würde, aber nicht endgültig.

Sie schnaubte, und der Luftzug dabei ließ ihre pinkfarbenen Ponyfransen über ihre Stirn tanzen. Ich hätte sie wirklich süß gefunden, wenn sie nicht so eine Nervensäge gewesen wäre und praktisch ein Jahrzehnt jünger als ich. Eigentlich war sie noch ein Kind, und verdammt, sie benahm sich auch so.

»Ich gehe zu einer Party, und ich habe kein Geld für Bier. Es ist doch wirklich keine große Sache, wenn ich einen Zwölferpack aus dem Kühlraum mitnehme. Schließlich hat mein Dad diese Bar diesem Typen von der Army praktisch umsonst überlassen. Ein paar Flaschen Bier scheinen mir ein fairer Handel zu sein.«

Ich verdrehte die Augen. »Im Prinzip ist es keine große Sache. Du weißt, dass es Rome egal wäre, wenn du ihn fragen würdest. Aber dass du hier herumspazierst, als sei dir irgendjemand aus irgendeinem unbekannten Grund etwas schuldig, gefällt mir nicht, und ich werde das nicht zulassen.« Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an und trat von einem Fuß auf den anderen. »Wie kannst du pleite sein? Du hast am Freitag Lohn gekriegt.« Da sie in der Küche arbeitete, wusste ich, dass Rome sie nach Stunden bezahlte. Es war nicht genug, um sich damit in die Rente zu verabschieden, aber es war so viel, dass es unmöglich in weniger als vierundzwanzig Stunden weg sein konnte.

Statt mir zu antworten, wirbelte sie herum und stellte die Bierflaschen zurück in den Kühlraum. Ich wartete, bis sie wieder herauskam, und zwang sie, vor mir her aus der Küche in die Bar zu gehen.

Ich war so lange weg gewesen, dass die Band mit ihrem Set fertig war, und das bedeutete, dass großer Andrang herrschte und Dixie hinterm Tresen versuchte, mit den Bestellungen nachzukommen.

Ich versetzte Avett einen leichten Stoß mit dem Ellbogen und drückte ihr das Essen in die Hand. Dann zeigte ich auf Royal, die stoisch mitten in dem Ansturm saß, den Kopf gesenkt und den Blick auf den Tresen gerichtet.

»Gib der Rothaarigen etwas zu essen. Sorg dafür, dass sie tatsächlich etwas zu sich nimmt, und sollte ich dich jemals wieder beim Stehlen erwischen, bist du hier raus. Es ist mir egal, was ich Brite versprochen habe oder wie sehr es Darcy das Herz brechen würde.«

Avett warf mir einen hasserfüllten Blick zu und murmelte so laut, dass ich es hören konnte: »Schon komisch, das aus deinem Mund zu hören.«

Sie lag nicht ganz falsch. Es war lächerlich, dass ich das sagte, daher ignorierte ich sie und kümmerte ich um die vielen Bestellungen. Es war nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis wir keine mehr annahmen, daher erwies es sich als ein wenig stressiger als sonst. Am Wochenende herrschte seit Romes Umbau ein solcher Betrieb in der Bar, dass ich ihn vielleicht würde bitten müssen, eine weitere Kellnerin sowie einen Rausschmeißer zu engagieren. Das Geschäft brummte, und damit es so blieb, mussten wir dafür sorgen, dass die Leute genauso gut bedient wurden wie die zerschundenen alten Veteranen, die das Lokal tagsüber überschwemmten.

Ich behielt Royal so gut wie möglich im Auge. Ich machte mir Sorgen, dass sie versuchen würde zu verschwinden, bevor ich mit ihr reden konnte.

Sie saß weiterhin da wie angewurzelt, den Kopf gesenkt, den Blick auf den Tresen gerichtet. Ihr Wasserglas war leer. Sie hatte außerdem eine ordentliche Portion von der Mahlzeit vor ihr verzehrt. Ich atmete erleichtert auf. Trotzdem war sie ungewöhnlich still. Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, mir ihre Bluse zu schnappen, als ich sie vorhin aus dem Gedränge gezogen hatte. Sie sah zerzaust aus, als sei sie gerade aus dem Bett gestiegen, und das würde mir nicht im Mindesten dabei helfen, mich daran zu erinnern, warum ich sie aus der Laune herausholen musste, in der sie sich seit der Woche vor Weihnachten befand.

Ich erledigte die letzten Bestellungen. Ich bezahlte die Band und dankte dem Leadsänger dafür, dass er mir bei den Studenten geholfen hatte. Er fragte mich, ob ich denken würde, Royal hätte vielleicht Interesse daran, als Background-Tänzerin mit ihnen auf Tour zu gehen.

Ich musste lachen. Ich überbrachte ihm die Neuigkeit, dass sie bereits einen Vollzeitjob hatte, und machte mir nicht die Mühe zu erklären, was das für ein Job war, denn ich bezweifelte ohnehin, dass er mir das glauben würde.

Ich half Dixie, die letzten Tanzenden zum Aufhören zu bewegen, und als wir die Leute so langsam zur Tür bugsierten, blieb ich neben Royal stehen und sagte ihr: »Bleib noch eine Minute.«

Sie reagierte nicht, schob sich aber das Haar aus dem Gesicht, strich es sich hinters Ohr und sah mich aus dem Augenwinkel an. Ich wertete das als wortlose Zustimmung.

Ich half Dixie, alle hinauszubegleiten. Dann stellten wir alle Stühle hoch, damit die Putztruppe, die Rome engagiert hatte, das Lokal auf Vordermann bringen konnte, bevor wir morgen wieder öffneten. Dixie und ich hatten ein System, da wir das sechs Abende die Woche zusammen erledigten, also war es ziemlich schnell geschafft.

Als ich fertig war, ging ich hinter den Tresen, schenkte mir einen Dalwhinnie on the Rocks ein. Dann ging ich wieder zurück auf die andere Seite der Bar und setzte mich neben Royal auf einen Hocker. Alle zogen mich damit auf, dass ich Bourbon trinken sollte, weil ich aus Kentucky kam, aber ich bevorzugte den glatten und schmutzigen Geschmack von Scotch. Es war irgendwie passend, schließlich war ich selbst aalglatt und schmutzig.

Ich nahm einen Schluck von dem Drink und stellte ihn mit einem dumpfen Aufprall auf den Tresen. Dann fuhr ich mir mit der Hand durch mein aschblondes Haar und sah Royal aus dem Augenwinkel an.

»Also, soll das jetzt so weitergehen? Du betrinkst dich, bringst unsere Gäste auf hundertachtzig, ziehst dich in der Öffentlichkeit halb aus und benimmst dich einfach total verantwortungslos? Ich finde, nach zwei Wochenenden in Folge, an denen ich dich bedient und hinter dir saubergemacht habe, ist es an der Zeit, dass du dir ein anderes Lokal für deine Spielchen suchst.«

Ihr sackten die Schultern herab, und sie streifte mit ihrem Blick meinen. »Warum hast du den Typen nicht gesagt, dass ich ein Cop bin?«

Ich seufzte und drehte mich zu ihr um. Ich wünschte wirklich, sie wäre nicht so ein Hingucker gewesen. Das machte den Versuch, ihr gegenüber vernünftig und rational zu sein, so viel schwerer.

»Weil du, selbst wenn du wegen deiner Dienstmarke versteckte Waffen tragen darfst, Alkoholverbot hast, während du eine geladene Pistole mit dir herumträgst. Das ist illegal, und ein Problem, das du weder willst noch brauchst.«

»Ganz plötzlich machst du dir Sorgen, dass andere die Gesetze einhalten.« Ein klein wenig von ihrer Frechheit kam zurück, und das war eine nette Abwechslung zu der Traurigkeit, die sie verströmte, seit ich sie von der Tanzfläche gezogen hatte.

»Nein. Es ist mir scheißegal, ob andere die Gesetze befolgen, aber du hast einen Job, den du gern hast, Freunde, denen du etwas bedeutest, und du bist viel zu jung, um das alles wegzuwerfen. Selbst wenn das dein neuer Plan zu sein scheint. Krieg dich ein, Royal, bevor du die Sachen nicht mehr in den Griff bekommst.«

Sie war kaum dreiundzwanzig. Damit schien sie mir ein ganzes Leben jünger zu sein als ich, obwohl ich noch einige Jahre vor mir hatte, bevor ich die große drei-null erreichte.

»Schon komisch, das aus deinem Mund zu hören.«

Das war jetzt das zweite Mal in weniger als einer Stunde, dass ich das hörte. Vielleicht sollte ich einfach meine Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten stecken und alle ihre eigenen harten Lektionen lernen lassen, genau wie ich es musste. Ich griff nach meinem Drink und nahm einen weiteren tiefen Schluck.

»Krieg dich ein oder lass es bleiben, aber das ist meine letzte Warnung. Ich will nicht, dass du in meiner Bar solchen Blödsinn machst. Du kannst dein Leben wegschmeißen, aber ich guck mir das nicht mit an.«

Etwas blitzte in ihren Augen auf, etwas so Trauriges und Verlorenes, dass ich den dringenden Wunsch verspürte, sie in die in die Arme zu nehmen und zu trösten. Aber wenn man Royal berührte, war das so, als berühre man eine Stromleitung. Es fiel mir schon schwer genug, meine Gedanken aus meiner Hose und meine Hände bei mir zu behalten, wenn ich mit ihr zusammen war. Sie blinzelte mich mit diesen irrsinnig langen Wimpern an und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, und ich vergaß kurz, wie man atmet. Sie machte es mit Absicht. Daran hatte ich keinen Zweifel.

»Eines Tages wirst du mit mir nach Hause kommen, wenn ich darum bitte, Asa.« Sie beugte sich leicht nach vorn und legte mir eine Hand auf den Oberschenkel. Meine Finger krampften sich so fest um das Glas in meiner Hand, dass ich mich wunderte, dass es nicht zerbrach.

»Bist du deshalb hier? Geht es bei der ganzen Show darum? Willst du wirklich solch einen Fehler machen?« Mein Akzent war stark genug, dass das Gesagte träge und schleppend klang. Ich spürte, wie mir das Blut in den Ohren rauschte, und meine Augen leuchteten höchstwahrscheinlich goldglühend in meinem Gesicht. Es kam nicht oft vor, dass jemand mich nervös machte und aus dem Konzept brachte, aber Royal hatte das in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft mehr als einmal geschafft.

Sie beugte sich weiter vor und hielt inne, als ihr Mund nur Millimeter von meinem entfernt war. Ich konnte sie beinahe schmecken. Eigentlich müsste ich nur die Zungenspitze herausstrecken. Ich biss die Zähne zusammen, damit das nicht passierte, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass sie nach Süßigkeiten und Feuer schmecken würde. Sie würde köstlich sein …

»Scheint so, dass alles, was ich mache, falsch ist. Einen Fehler mit dir zu begehen, würde wenigstens Spaß machen.«

Sie benutzte mein Bein, um sich hochzustemmen, als sie sich mit einer einzigen nahtlosen sexy Bewegung vom Barhocker gleiten ließ.

Ich musste ein Stöhnen unterdrücken.

»Wenn du mich nicht hierhaben willst, komme ich nicht wieder.« Sie warf sich ihr volles Haar über die Schulter und sah mich mit ihren dunkelbraunen Augen fest an. »Ich dachte wirklich, du würdest es uns einfacher machen.«

Ich sagte nichts, als sie davonging, sicheren Schrittes auf diesen Killerschuhen und ohne ihre Bluse mitzunehmen, obwohl es Winter in Colorado war. Sie war offensichtlich nüchtern genug, um selbst zu fahren, aber ich hatte keine Ahnung, ob sie sonst halbwegs klarkam.

Dixie verschloss die Tür hinter der Rothaarigen und schlenderte zum Tresen hinüber. Sie schnappte sich eine Flasche Bud light, was natürlich in dieser von Coors light dominierten Bar ein Sakrileg war, und schenkte mir meinen Scotch nach.

»Wie hast du es nur geschafft, ihr mehr als einmal einen Korb zu geben.« Sie schüttelte ihre rotblonden Locken und grinste mich an. »Ich stehe nicht mal auf Frauen, aber ich würde glatt was mit ihr anfangen, wenn sie mich fragen würde. Sie ist ziemlich umwerfend.«

Ich murmelte leise einige Kraftausdrücke vor mich hin und kippte die zweite Runde mit einem einzigen Schluck hinunter. Es brannte ein wenig, und ich musste blinzeln.

»Sie ist ein Cop, ein Cop, der mich verhaftet hat. Mein Selbsterhaltungstrieb ist durchaus vorhanden.« Meiner Erfahrung nach waren Cops nicht meine größten Fans, und ich konnte ihnen wirklich keinen Vorwurf daraus machen. Ich stellte das leere Glas auf den Tresen und stand auf. Es war schon spät, und ich brauchte hundert kalte Duschen. »Davon abgesehen will sie nicht wirklich mit mir vögeln, sie denkt nur, dass sie es will.«

Dixie schnaubte. »Für mich sieht das aber anders aus.«

Von außen betrachtet mochte es so wirken. Royal sah gut aus, ich sah gut aus, und zwischen uns knisterte es definitiv, aber ich hatte lange genug jeden betrogen, dessen Weg ich kreuzte, um nicht zu wissen, wenn jemand etwas verbarg. Und Royal war gefährlich – und das nicht nur auf eine Weise.

»Sie ist eine sehr gut aussehende Frau mit einer Menge Schmerz in sich, und irgendwie hat sie es sich in den Kopf gesetzt, dass sie es verdient, bestraft zu werden und noch mehr zu leiden.«

»Also versucht sie, dich ins Bett zu bekommen, um sich zu bestrafen? Das klingt pervers und lustig.«

Ich warf mein Geschirrtuch nach Dixie und stieß mich vom Tresen ab, um die Tagesabrechnung zu machen und dann nach Hause zu gehen. Jetzt würde mir für den Rest der Nacht die Vorstellung von Royal in ihren Handschellen und mit nichts sonst durch den Kopf geistern. Als wäre das noch nötig gewesen, damit ich sie nicht vergaß.

»Sie fühlt sich mies und tut alles in ihrer Macht Stehende, damit sie sich noch mieser fühlt.« Ich kannte nicht alle Details und wusste nicht, was Royals jüngsten Absturz ausgelöst hatte, aber ich wusste, dass ihr Partner bei der Polizei, der tatsächlich ihr bester Freund war und es fast ihr ganzes Leben lang gewesen war, im Dienst ziemlich schwer verletzt worden war. Royal war im Moment beurlaubt, während das Department die Umstände untersuchte, die dazu geführt hatten, dass auf zwei Cops geschossen worden war. Einer der Beamten hatte es nicht geschafft, und Dominic, Royals Partner, lag noch immer im Krankenhaus. »Ich habe nicht vor, etwas dazu beizutragen.«

Ich hatte genug Menschen in meinem Leben benutzt, selbst solche, die mich bedingungslos liebten, um zu wissen, wie man sich dabei fühlte. Ich würde Royal nicht bei ihrer Selbstzerstörung helfen.

Dixie schenkte mir ein sanftes kleines Grinsen, das mir ins Gedächtnis rief, dass sie zwar, wenn nötig, eisenhart sein konnte, dass sie aber im Grunde ihres Herzens ein romantisches Schätzchen war.

»Vielleicht solltest du der Sache eine Chance geben. Du könntest ihr helfen, sich besser zu fühlen, und vielleicht könnte sie dir endlich klarmachen, dass du dich im Laufe des letzten Jahres verändert hast.«

Ich schüttelte den Kopf und antwortete ihr energisch: »So was tue ich nicht.« Nein – ich zerstörte, ich reparierte nicht.

Ich log niemals, was den Menschen betraf, der ich fast mein ganzes Leben gewesen war, und ich log auch nicht, was die Dinge betraf, die ich getan hatte. Ich war zu solch furchtbaren Dingen imstande, und doch schienen alle, die mich jetzt kannten, der Meinung zu sein, dass ich eine Verwandlung durchlaufen hatte, nachdem ich aus dem Koma erwacht war – ich war gestorben und zurückgekehrt.

Die Wahrheit war, dass ich niemals ein guter Mensch sein würde. Ich würde niemals der Typ sein, der Dinge besser machte. Ganz gleich, was alle glauben wollten oder wie verzweifelt Royal jemanden zu brauchen schien, der loswatete und sie aus dem Sumpf zog, ich war nicht aus dem Holz, aus dem man Helden oder Retter macht. Ich litt immer noch so sehr unter meinen früheren Fehlern, dass ich niemals jemand anders ans sichere Ufer bringen könnte.

Das alte englische Sprichwort entsprach der Wahrheit, ein Leopard verliert seine Flecken nicht; und genau wie diese lauernde Dschungelkatze war ich durch und durch ein Raubtier, selbst wenn andere sich einbildeten, ich sei irgendwie zu einer Hauskatze geworden.

Kapitel 2

Royal

Als mein Telefon, das ich mir in der Nacht zuvor direkt neben mein Kissen gelegt hatte, am nächsten Nachmittag losging und Britney Spears Toxic spielte, fiel ich fast aus dem Bett, so eilig hatte ich es, das Gespräch anzunehmen. Ich fühlte mich schrecklich, weil ich nachts kaum noch schlief und auf diese ruhelosen Nickerchen mitten am Tag angewiesen war, aber vor allem, weil ich auf den Anruf der Nummer schon qualvolle Wochen gewartet hatte.

Ich brachte den fröhlichen Popsong mit einem Wisch über den Bildschirm zum Verklingen und versuchte, wacher zu wirken, als ich tatsächlich war, als ich eine zittrige Begrüßung keuchte.

Es war mir egal, ob irgendjemand meinen Musikgeschmack schrecklich fand. Ich hatte es jeden einzelnen Tag mit Junkies zu tun, mit Männern, die ihre Frauen schlugen, und mit Eltern, die ihre Kinder vernachlässigten. Ich weigerte mich, mir irgendetwas anzuhören, das nicht poppig frisch und voller ansteckender Fröhlichkeit war. Mein Job war nicht besonders lustig, daher gab ich mir wirklich große Mühe, dafür zu sorgen, dass mein restliches Leben Spaß machte.

»Du weißt doch, dass ich heute hier rauskomme, oder?«

Ich schob mir eine Handvoll verfilztes kastanienrotes Haar aus dem Gesicht und rappelte mich auf. Dann biss ich mir auf die Unterlippe und versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Natürlich wusste ich, dass er heute aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Nicht gewusst hatte ich, ob er mich um sich haben wollte, wenn er endlich grünes Licht bekam, nach Hause zu gehen.

Ich war so dankbar, dass wir einander nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Dominic Voss kannte mich besser als jeder andere auf diesem Planeten, und wenn wir im selben Raum gewesen wären, hätte er die Schuldgefühle und den Selbsthass spüren können, in denen ich in letzter Zeit ertrunken war.

Verdammt, wenn mein gegenwärtiger desolater Zustand für jemanden offensichtlich war, der so neben der Spur war wie Asa Cross, konnte das meinem besten Freund und Partner niemals entgehen. Da Dom nun mal Dom war, würde er wissen, dass das alles davon herrührte, was ihm zugestoßen war.

»Ich weiß. Ich war mir nicht sicher, ob du mich dahaben willst. Ich weiß, dass deine Schwestern bei dir wohnen werden, bis du wieder auf die Beine kommst, und ich wollte niemandem im Weg sein.«

Ich klang in meinen eigenen Ohren lächerlich.

Dom und ich waren schon als Fünfjährige unzertrennlich gewesen. Es hatte niemals eine Zeit gegeben, in der er nicht irgendwie in der Nähe war. Es hatte keinen einzigen Moment in unserer Freundschaft gegeben, in dem ich ihm je im Weg gewesen wäre, und seine ganze Familie betrachtete mich als eine der ihren. Ich nehme an, das ließ das, was geschehen war, noch schwerer auf meinen Schultern lasten.

Ich hörte Dom seufzen, dann fluchte er. Seine tiefe Stimme klang angespannt, als er mich sanft tadelte. »Schwing deinen süßen Arsch hierher, Royal. Du konntest dich zwei verdammte Wochen hängen lassen. Komm drüber weg. Manchmal erwischt es uns, und es wird uns wieder erwischen, denn das bedeutet es, ein Cop zu sein. Ich stecke vom Knöchel bis zu meinem Schwanz in einem verdammten Gips. Ich habe mir eine Schulter gebrochen und kann nicht atmen, ohne dass es sich anfühlt, als würde ich Säure trinken. Ich sehe scheiße aus und fühle mich auch so, und meine beste Freundin ist nicht für mich da. Kannst du jetzt mal damit aufhören?«

Ich konnte die Tränen nicht aufhalten, die aus meinen Augen strömten. Mit einer Hand wischte ich sie weg und setzte mich auf. Seine nächsten Worte trafen mich mitten ins Herz, und ich war mir sicher, dass das seine Absicht gewesen war. »Ich brauche dich hier.«

Wir hatten einander immer gebraucht, sowohl in unserem alltäglichen Leben als auch im Job. Deshalb fühlte ich mich so mies. Deshalb konnte ich nicht fassen, wie schlimm ich ihn im Stich gelassen hatte. Ich hätte ihm den Rücken decken sollen, so wie er immer meinen deckte, und stattdessen wäre er durch meine Schuld fast gestorben.

»Ich bin unterwegs.«

Ich legte auf, nachdem er mich angeblafft hatte, dass es höchste Zeit würde, und eilte durch meine Wohnung, um zu versuchen, mich präsentabel herzurichten.

Nach einer durchzechten Nacht sah ich nie besonders großartig aus, aber wenn man den Schlafmangel und eine weitere Zurückweisung von einem unverschämt heißen Südstaaten-Barkeeper dazurechnete, konnte ich es wahrscheinlich in puncto scheiß Aussehen ansatzweise mit Dom aufnehmen.

Ich hatte dunkle Ringe unter beiden Augen, war viel blasser als normalerweise, und feine rote Äderchen zogen sich in jedem Auge durch das Weiße. Außerdem hatte ich wirklich hässliche Blutergüsse um beide Handgelenke herum. Scham und Reue kämpften mit den Schuldgefühlen um den Spitzenplatz in der Flut der Emotionen, die mich schier zu zerreißen drohten.

Ich hätte es besser wissen sollen, wirklich. Ich war nicht der Typ, der loszog und die Beherrschung verlor. Ich trank nur selten, und wenn, benahm ich mich immer verantwortungsbewusst, denn ich musste meinen Weitblick bewahren.

Nur dass sich dieser Weitblick in letzter Zeit zu einem Tunnelblick verengt hatte und ich nichts anderes sehen konnte als Dom, wie er von einer Kugel nach der anderen getroffen wurde und über das Geländer der Feuerleiter außen am Haus fiel. Wenn ich das nicht sah, sah ich die Frau des Beamten, der die Schießerei nicht überlebt hatte, im Flur der Notaufnahme zusammenbrechen, als ein anderer Beamter ihr sagte, dass ihr Mann es nicht geschafft hatte.

Und als ob das nicht genügte, um mir Höllenqualen zu verursachen, geisterte jede Sekunde eines jeden Tages in meinem Kopf die Erinnerung an den Lieutenant umher, der mir sagte, ich müsse meine Waffe und meine Dienstmarke abgeben und sei beurlaubt, während das Department eine Untersuchung durchführte.

Um einige dieser schrecklichen Gedanken loszuwerden, war ich entschlossen, Dinge zu tun, die ich sonst nie tat, Dinge, die mir das Gefühl gaben, frei zu sein, und das war der Grund, warum ich in der Bar herumgehangen hatte. Das war der Grund, warum ich mich abgeschossen hatte und warum ich mich ohne Scham Asa Cross an den Hals geworfen hatte.

Ich hatte es nie nötig gehabt, hinter einem Mann herzulaufen. Ich war nicht interessiert an Männern, die zugleich charmant und gefährlich waren wie Asa. Und ich hatte definitiv niemals Berufliches mit Vergnügen vermischt.

Ich wusste, dass Asa ein übler Kerl war, der geradeso auf der richtigen Seite des Gesetzes stand, und es war eine feste Regel, dass ich mich niemals mit jemandem einließ, der auf der Rückbank eines Streifenwagens gesessen hatte. Nun, Asa hatte nicht nur auf der Rückbank meines Streifenwagens gesessen, er war auch immer wieder im Gefängnis gewesen, und das schon, bevor er alt genug war, um Auto zu fahren. Der Mann schuf sich gern seine eigenen Regeln, und er hatte keine besonders ruhmreiche Vergangenheit.

Cops sollten keine romantischen Beziehungen zu Kriminellen unterhalten, nicht einmal zu bekehrten Kriminellen. Aber ich legte es darauf an. Ehrlich gesagt war ich mehr als nur interessiert, aber wann immer ich bei ihm einen Annäherungsversuch startete und er mich abwies, fragte ich mich, ob er sehen konnte, dass mein Versagen mich quälte. Ich fragte mich, ob er darum immer wieder Nein sagte.

Ich wusste, wie ich aussah. Ich wusste, dass in seinen bronzefarbenen Augen Begierde loderte, wenn wir einander ansahen, und ich wusste, dass er der Typ Mann war, der sich keine Chance entgehen ließ. Und ich war eine sichere Sache. Ich brauchte etwas, das sich gut anfühlte. Ich suchte verzweifelt nach etwas, das mir helfen würde zu vergessen, und sei es auch nur für eine Sekunde, und ich hatte keine Angst zuzugeben, dass ich ihn wollte. Ich machte es ihm so leicht, Ja zu sagen, und doch zeigte er mir immer wieder die kalte Schulter. Ich verstand es nicht und fühlte mich deshalb noch verlorener, als es ohnehin schon der Fall war.

Wenn er wirklich wollte, dass ich mir eine andere Bar suchte, würde ich das tun. Ich ging nur deshalb in die Kneipe, in der er arbeitete, weil ich wollte, dass er mich mit zu sich nach Hause nahm. Und ich wollte, dass er mich durch die Bar zog und all den Schmerz wegküsste, der mich erfüllte.

Ich wusste, dass ein Mann wie Asa keine Verwendung für jemanden hatte, der das Gesetz vertrat und versuchte, den Frieden zu bewahren. Außerdem war mein Vorhaben abwegig, wenn man bedachte, dass die Umstände mich vor nicht allzu langer Zeit gezwungen hatten, ihn wegen tätlichen Angriffs zu verhaften.

Asa mochte mich hübsch finden, und er mochte versuchen, mich vor mir selbst zu retten, da wir gemeinsame Freunde hatten, aber ich bezweifelte ernsthaft, dass er mich – nachdem ich ihm Handschellen umgelegt und ihn aufs Polizeirevier gezerrt hatte – jemals genauso würde ansehen können, wie ich ihn gestern Abend.

Ich band mir das Haar zu einem wirren Pferdeschwanz zusammen, stieg in ein Paar abgetragene Motorradstiefel und ging zur Wohnungstür. Ich wollte sie gerade hinter mir zuschlagen, als ich mich daran erinnerte, mir meine Schlüssel zu schnappen. Ich sperrte mich ständig überall aus – aus meinem Wagen, meiner Wohnung und sogar mehrfach aus meinem Streifenwagen. Es war eine schlechte Angewohnheit, die nicht nur für mich nervig war, aber ich konnte sie anscheinend nicht abschütteln, nicht einmal nach einem Missgeschick, das beinahe zur Trennung meines Nachbarn von seiner liebreizenden Freundin geführt hätte.

Ich flitzte zurück in die Wohnung, gehetzt und frustriert. Nachdem ich die Schlüssel von ihrem Ruheplätzchen neben der Tür genommen hatte, eilte ich wieder hinaus. Diesmal war der Hausflur nicht verlassen, denn die Freundin des Nachbarn, die zufällig außerdem meine einzige Freundin auf dem Planeten war, kam gerade aus ihrer Wohnung gegenüber.

Saint war ein Schatz. Sanft und heiter, wie sie war, hatte sie etwas an sich, das mich einfach ansprach. Es war, als würde ich das chaotische Tempo und die gefährliche Seite meines alltäglichen Lebens in ihrer Nähe einfach vergessen. Ich hatte sie überzeugt, meine Freundin zu sein, obwohl sie zuerst nicht mit mir befreundet sein wollte. Jetzt stand sie mir fast genauso nah wie Dom und machte sich genau wie er Sorgen wegen meines Verhaltens in letzter Zeit.

Sie trug ihren Schwesternkittel unter ihrem schweren Wintermantel. Sie war offensichtlich auf dem Weg zum Krankenhaus, wo sie in der Notaufnahme als Krankenschwester arbeitete. Ihr kupferfarbenes Haar, das einen Stich mehr ins Orange ging als meins, war zu einem wirren Knoten aufgesteckt. Saint sah hübsch und unschuldig aus. Sie ging immer als das frische junge Mädchen von nebenan durch. Ganz im Gegensatz zu mir: Die Schatten unter meinen Augen verrieten die ganze Geschichte meiner wilden Nacht, ohne dass ich ein einziges Wort sprach.

»Dom kommt heute aus dem Krankenhaus«, erzählte ich ihr hastig.

Sie blinzelte mich mit ihren sanften grauen Augen an, und ihre Mundwinkel zuckten zu einem schwachen Lächeln in die Höhe.

»Ich weiß. Ich habe nach ihm gesehen.«

Ich seufzte. Natürlich hatte sie das, denn sie war eine tolle Freundin.

»Vielen Dank.«

Sie nickte leicht, und wir gingen schweigend zur Haustür des umgebauten viktorianischen Hauses, in dem wir wohnten.

»Er hat jedes Mal, wenn ich in seinem Zimmer war, nach dir gefragt.«

Ich schluckte. Nicht weil sie ein Urteil fällte oder gemein war, sondern weil wir beide wussten, dass ich im Krankenhaus hätte sein sollen, um ihn zu besuchen. Ich drückte meine Schlüssel so fest in meine Handfläche, dass das Metall sich schmerzhaft tief in meine Haut bohrte.

»Ich konnte einfach nicht. Ich bin geblieben, bis jemand rausgekommen ist und uns gesagt hat, er sei nach der OP stabil, aber es war zu viel.« Ich schüttelte den Kopf und erschauerte, als die eisige Luft von Denver in den Ausschnitt des Hoodies fuhr, den ich übergestreift hatte.

Der Grund, warum Dom so lange im Krankenhaus gelegen hatte, war nicht der gebrochene Knöchel oder der zerschmetterte Oberschenkelknochen gewesen, sondern weil eine der Kugeln, die ihn getroffen hatten, mitten durch seine Nieren gegangen war. Er wäre fast verblutet, bevor er es ins Krankenhaus geschafft hatte.

»Seine Mutter hat mich beobachtet, ohne ein Wort zu sagen. Ich konnte sehen, dass sie überlegt hat, wieso ich zugelassen hatte, dass Dom verletzt worden war. Ich konnte sehen, dass seine Schwestern dachten: Warum Dom und nicht sie? Und ich wusste, dass ich zusammenbrechen würde, und ich wollte nicht, dass es passiert, wo irgendjemand es sehen konnte.«

Sie drückte meinen Ellbogen. »Niemand gibt dir die Schuld an irgendetwas, Royal. Auch Dominics Familie denkt nicht so, das weißt du.«

Verdammt. Wann hatte sie angefangen, mich so zu durchschauen? Das war der Grund, warum es schwer für mich war, Freunde zu haben.

»Ich gebe mir die Schuld, Saint.«

Sie seufzte und ließ meinen Arm los. »Das dachte ich mir, aber irgendwann wirst du damit aufhören müssen. Wie läuft die Untersuchung?«

Das war ein Thema, über das ich fast genauso wenig reden wollte wie über die Frage, wie Dom zu seinen Verletzungen gekommen war.

»Sie läuft. Interne Ermittlungen sind immer langwierig, wenn es um den Tod eines Beamten geht.«

Und es war langwierig, weil ich bewusst alles vermied, was ich eigentlich tun sollte, um mir selbst zu helfen. Es waren noch andere Beamte auf dem Schauplatz gewesen. Es gab Zeugen aus dem Viertel. Dom hatte seine Aussage gemacht, genau wie der Partner des Beamten, der es nicht geschafft hatte. Alle Aussagen stimmten überein und untermauerten die Tatsache, dass ich nichts falsch gemacht hatte und dass der Junge, den ich zu erschießen gezwungen gewesen war, weiter abgedrückt hätte, bis kein einziger Uniformierter ihm mehr den Weg versperrte. Aber ich fühlte mich weiterhin schuldig und wie eine Dilettantin. Nicht weil ich abgedrückt hatte, sondern weil ich es zu spät getan hatte.

»Sicherlich wird sich am Ende alles für dich zum Guten wenden. Hat dir das Department jemanden zum Reden vermittelt? Das ist eine zu heftige Situation, um allein damit klarzukommen.«

Saint war groß darin, Gefühle zu verarbeiten. Ich nahm an, deshalb war sie so gut in den Krisensituationen, mit denen sie es jeden Tag zu tun hatte. Sie pflügte sich durch all die Tragödien und den Stress hindurch, der ihr bei der Arbeit begegnete, analysierte alles, dann kam sie nach Hause und ließ alles raus, damit es keine Chance bekam, sie zu überwältigen und zu beherrschen.

Ich war nicht so gut darin, alles loszulassen. Ehrlich gesagt beschäftigte mich in letzter Zeit alles, was mir auf den Straßen begegnete, ununterbrochen.

»Ich sollte morgen hingehen.« Sollte war das Schlüsselwort. Wenn ich irgendeine Ausrede finden konnte, mir nicht anhören zu müssen, wie mir eine Therapeutin sagte, ich leide an der Schuld des Überlebenden, würde ich mich darauf stürzen. Ich hatte mich falsch verhalten. Ich wusste es und brauchte niemanden, der mir das klarmachte, aber wenn ich wieder arbeiten wollte, würde ich mich zwingen müssen, mich auf irgendeine harte Ledercouch zu legen, um mir den Kopf zurechtrücken zu lassen.

Saint hielt inne, als wir meinen 4Runner erreichten, und neigte den Kopf, um mich ernst anzusehen. Ich erwiderte ihren Blick, weil ich sie und ihre ehrliche Freundschaft zu hoch schätzte, um ihre Sorge einfach abzutun.

»Geh hin. Hör dir an, was die Psychologin zu sagen hat. Was immer dich beschäftigt, du brauchst es nicht allein durchzumachen, Royal.«

Sie beugte sich vor und legt einen Arm um mich, eine Geste, die ich steif erwiderte. Was immer mich beschäftigte, es wirkte sich mittlerweile offensichtlich nicht nur auf mich allein aus.

Als wir uns voneinander lösten, schenkte ich ihr ein schiefes Grinsen und sagte: »Ich habe mich gestern Abend Asa an den Hals geworfen.«

Sie zog eine kupferfarbene Braue hoch. »Schon wieder?«

Ich rümpfte die Nase und öffnete die Tür meines alten SUV. »Er sagt mir andauernd, er habe kein Interesse. Vielleicht mag er mich einfach nicht.«

Sie schnaubte zart und zog den Reißverschluss ihres Mantels hoch, als der Wind auffrischte und die kalte Winterluft schier unerträglich wurde.

»Natürlich mag er dich. Vielleicht kann er dir im Moment einfach nicht sagen, wie sehr.«

Ich musterte sie finster, stritt aber nicht mit ihr. Ich mochte mich im Moment selbst nicht so besonders. Ich zog den Ärmel des Hoodies an einem Arm hoch und zeigte ihr mein Handgelenk, was sie vor Schreck aufkeuchen ließ. »Ich habe zu viel getrunken und Blödsinn gemacht. Asa hat mich gerettet und sich dann um mich gekümmert, bis ich nüchtern genug war, um allein nach Hause zu fahren.«

»Nash sagt, dass Asa trotz all der Sachen aus seiner Vergangenheit eigentlich ein ziemlich anständiger Kerl sei.« Saint klang jedoch unsicher, als sie das sagte.

Ich zuckte nur mit den Achseln und drehte mich zu dem Auto um. Es war eiskalt, und die Heizung brauchte eine Ewigkeit, ehe es wenigstens halbwegs warm war.

»Anständig ist langweilig, wenn es bedeutet, dass er nichts mit mir anfängt.« Ich klang mürrisch und frustriert, und Saint sah mich kopfschüttelnd an.

»Ich habe den Eindruck, du suchst absichtlich Ärger.«

Ihre Warnung stieß auf taube Ohren. Ich suchte nach Ärger, aber der Ärger suchte nicht nach mir.

»Wonach auch immer ich suche, ich finde nicht, dass es daran etwas auszusetzen gibt.«

»Nein, gibt es nicht, aber wenn du deine Dienstmarke zurückhast und wieder Uniform trägst, verändert sich die Lage, Royal. Das solltest du vielleicht bedenken.«

Ich wollte nicht so weit vorausdenken. Ich wollte überhaupt nicht über irgendetwas von alldem nachdenken. Ich brummte leise vor mich hin, als Saint einen Schritt zurücktrat, damit ich die Tür schließen konnte.

»Ich rufe dich am Montag an, nachdem ich mit der Therapeutin gesprochen habe, falls ich mich dazu entschließe, und ich werde Dom ausrichten, dass du ihn grüßen lässt.«

»Dominic liebt dich, was auch immer du tust, das weißt du.«