Marx to go -  - E-Book

Marx to go E-Book

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Beschreibung

"Marx ist zurück!". So heißt es mancherorts: im Feuilleton, an Universitäten, gar in den Etagen der Wirtschaftsbosse. Sind angesichts von Turbokapitalismus und Finanzkrise seine Theorien wieder aktuell? The proof of the pudding is in the eating. Die servierte Portion ist übersichtlich. Aber hat es in sich. Schlaglichtartig erhellt die Auswahl markanter Zitate die Zentren des Marxschen Denkens und führt mitten in die gesellschaftlichen Probleme unserer Gegenwart. "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern."

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Impressum

eISBN 978-3-355-50025-8

© 2015 Verlag Neues Leben, Berlin

Die Bücher des Verlags Neues Leben erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de

»Die Idealisten finden oft, dem materialismus fehle, damit sie ihn gutheissen könnten, nur etwas – Idealistisches.«

Bertolt Brecht

Denken und Handeln

Jedes Urteil wissenschaftlicher Kritik ist mir willkommen. Gegenüber den Vorurteilen der sog. öffentlichen Meinung, der ich nie Konzessionen gemacht habe, gilt mir nach wie vor der Wahlspruch des großen Florentiners:

Segui il tuo corso, e lascia dir le genti! Gehe deinen Weg, und laß die Leute reden! MEW 23, 17

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Der Name einer Sache ist ihrer Natur ganz äußerlich. Ich weiß nichts vom Menschen, wenn ich weiß, daß ein Mensch Jacobus heißt. Ebenso verschwindet in den Geldnamen Pfund, Taler, Franc, Dukat usw. jede Spur des Wertverhältnisses. Das Kapital, MEW 23, 115

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Alle Wissenschaft wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen. Das Kapital, MEW 25, 825

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Die unmittelbare Wirklichkeit des Gedankens ist die Sprache. Die deutsche Ideologie, MEW 19, 432

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Die Forschung hat den Stoff sich im Detail anzueignen, seine verschiednen Entwicklungsformen zu analysieren und deren innres Band aufzuspüren. Erst nachdem diese Arbeit vollbracht, kann die wirkliche Bewegung entsprechend dargestellt werden. Das Kapital, MEW 23, 27

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Bei der Analyse der ökonomischen Formen kann […] weder das Mikroskop dienen noch chemische Reagentien. Die Abstraktionskraft muß beide ersetzen. Das Kapital, MEW 23, 12

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[Die Dialektik steht bei Hegel] auf dem Kopf. Man muß sie umstülpen, um den rationellen Kern in der mystischen Hülle zu entdecken. Das Kapital, MEW 23, 27

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Meine dialektische Methode ist der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegenteil. Für Hegel ist der Denkprozeß, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des Wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle. Das Kapital, MEW 23, 27

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Diese Skizze über den Gang meiner Studien im Gebiet der politischen Ökonomie soll nur beweisen, daß meine Ansichten, wie man sie immer beurteilen mag und wie wenig sie mit den interessierten Vorurteilen der herrschenden Klassen übereinstimmen, das Ergebnis gewissenhafter und langjähriger Forschung sind. Bei dem Eingang in die Wissenschaft aber, wie beim Eingang in die Hölle, muß die Forderung gestellt werden: Qui si convien lasciare ogni sospetto Ogni viltà convien che qui sia morta. [»Hier muß man jeden Argwohn von sich lassen, Und jede Feigheit muß des Todes sterben.« Dante, »Göttliche Komödie«]Zur Kritik der politischen Ökonomie, Vorwort, MEW 13, 11

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Hegel geriet … auf die Illusion, das Reale als Resultat des […] aus sich selbst sich bewegenden Denkens zu fassen, während die Methode, vom Abstrakten zum Konkreten aufzusteigen, nur die Art für das Denken ist, sich das Konkrete anzueignen, es als ein geistig Konkretes zu reproduzieren. Keineswegs aber der Entstehungsprozeß des Konkreten selbst. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, 35

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Das Konkrete ist konkret, weil es die Zusammenfassung vieler Bestimmungen ist, also Einheit des Mannigfaltigen. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42

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Das Ganze, wie es im Kopfe als Gedankenganzes erscheint, ist ein Produkt des denkenden Kopfes, der sich die Welt in der ihm einzig möglichen Weise aneignet, einer Weise, die verschieden ist von der künstlerischen, religiösen, praktisch-geistigen Aneignung dieser Welt. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42

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[Die Dialektik in ihrer rationellen Gestalt ist]dem Bürgertum und seinen doktrinären Wortführern ein Ärgernis und ein Greuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis seiner Negation, seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordne Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffaßt, sich durch nichts imponieren läßt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist. Das Kapital, MEW 23, 28

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Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern. Thesen zu Feuerbach, MEW 3

Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.

Zur Kritik der politischen Ökonomie, Vorwort, MEW 13, 9

Es handelte sich jetzt [nach Zenitüberschreiten des Kapitals in Wissenschaft und klassischer Ökonomie] nicht mehr darum, ob dieses oder jenes Theorem wahr sei, sondern ob es dem Kapital nützlich oder schädlich, bequem oder unbequem, ob polizeiwidrig oder nicht. An die Stelle uneigennütziger Forschung trat bezahlte Klopffechterei, an die Stelle unbefangener wissenschaftlicher Untersuchung das böse Gewissen und die schlechte Absicht der Apologetik. Das Kapital, MEW 23, 21

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Denken und Sein sind [...] zwar unterschieden, aber zugleich in Einheit miteinander. Die Bildung der fünf Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte. Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW EB I

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Das Bewußtsein ist [...] von vornherein schon ein gesellschaftliches Produkt und bleibt es, solange überhaupt Menschen existieren. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3

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Man kann die Menschen durch das Bewußtsein, durch die Religion, durch was man sonst will, von den Tieren unterscheiden. Sie selbst fangen an, sich von den Tieren zu unterscheiden, sobald sie anfangen, ihre Lebensmittel zu produzieren. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3

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Allein auch wenn ich wissenschaftlich etc. tätig bin, eine Tätigkeit, die ich selten in unmittelbarer Gemeinschaft mit anderen ausführen kann, so bin ich gesellschaftlich, weil als Mensch tätig. Nicht nur das Material meiner Tätigkeit ist mir – wie selbst die Sprache, in der der Denker tätig ist – als gesellschaftliches Produkt gegeben, mein eignes Dasein ist gesellschaftliche Tätigkeit. Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW EB I

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Die Notwendigkeit, die Perioden der Nilbewegung zu berechnen, schuf die ägyptische Astronomie und mit ihr die Herrschaft der Priesterkaste als Leiterin der Agrikultur. Das Kapital, MEW 23, 537

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Wenn ich zu spät fertig werde, um noch die Welt für derartige Sachen aufmerksam zu finden, ist der Fehler offenbar my own. Brief an Lassalle

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Diese Forderung, das Bewußtsein zu verändern, läuft auf die Forderung hinaus, das Bestehende anders zu interpretieren, d. h. es vermittelst einer anderen Interpretation anzuerkennen. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3

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Eine Aneignung, die sich nichts zu eigen macht, ist ein Widerspruch in sich. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42

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Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks. Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1, 378

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Die sogenannte historische Entwicklung beruht überhaupt darauf, daß die letzte Form die vergangenen als Stufen zu sich selbst betrachtet, und, da sie selten, und nur unter ganz bestimmten Bedingungen fähig ist, sich selbst zu kritisieren ..., sie immer einseitig auffaßt. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, 26

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Die Menschen haben sich bisher stets falsche Vorstellungen über sich selbst gemacht, von dem, was sie sind oder sein sollen. Nach ihren Vorstellungen von Gott, von dem Normalmenschen usw. haben sie ihre Verhältnisse eingerichtet. Die Ausgeburten ihres Kopfes sind ihnen über den Kopf gewachsen. Vor ihren Geschöpfen haben sie, die Schöpfer, sich gebeugt. Befreien wir sie von den Hirngespinsten, den Ideen, den Dogmen, den eingebildeten Wesen, unter deren Joch sie verkümmern. Rebellieren wir gegen diese Herrschaft der Gedanken. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3, 13

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Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik. Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung, MEW 1, 379

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... Diese ideelle Erhebung über die Welt ist der ideologische Ausdruck der Ohnmacht der Philosophen gegenüber der Welt. Ihre ideologischen Prahlereien werden jeden Tag durch die Praxis Lügen gestraft. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3, 363

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In der Religion machen die Menschen ihre empirische Welt zu einem nur gedachten, vorgestellten Wesen, das ihnen fremd gegenübertritt. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3, 143

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Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, beginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen Entwicklungsprozesses der Menschen. Die Phrasen vom Bewußtsein hören auf, wirkliches Wissen muß an ihre Stelle treten. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3, 27

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Die Philosophie des Genusses war nie etwas anderes als die geistreiche Sprache gewisser zum Genuß privilegierter gesellschaftlicher Kreise. Abgesehen davon, daß die Weise und der Inhalt ihres Genießens stets durch die ganze Gestalt der übrigen Gesellschaft bedingt war und an allen ihren Widersprüchen litt, wurde diese Philosophie zur reinen Phrase, sobald sie einen allgemeinen Charakter in Anspruch nehmen und sich als die Lebensanschauung der Gesellschaft im Ganzen proklamierte. Sie sank hier herab zur erbaulichen Moralpredigt, zur sophistischen Beschönigung der vorhandenen Gesellschaft, oder sie schlug in ihr Gegenteil um, indem sie eine unfreiwillige Askese für Genuß erklärte. Die deutsche Ideologie etc., MEW 3, 402

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Ideen können nie über einen alten Weltzustand, sondern immer nur über die Ideen des alten Weltzustandes hinausführen. Ideen können überhaupt nichts ausführen. Zum Ausführen der Ideen bedarf es der Menschen,welche eine praktische Gewalt aufbieten. Die heilige Familie, MEW 2, 126

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Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse. Manifest der Kommunistischen Partei, MEW Bd. 4, 459

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Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle Religionsgeschichte, die von dieser materiellen Basis abstrahiert, ist – unkritisch. Es ist in der Tat viel leichter, durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden, als umgekehrt, aus den jedesmaligen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhimmelten Formen zu entwickeln. Die letztre ist die einzig materialistische und daher wissenschaftliche Methode. Die Mängel des abstrakt naturwissenschaftlichen Materialismus, der den geschichtlichen Prozeß ausschließt, ersieht man schon aus den abstrakten und ideologischen Vorstellungen seiner Wortführer, sobald sie sich über ihre Spezialität hinauswagen. Das Kapital, MEW 23, 393

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