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Mary McGirl und andere Erzählungen - das Buch von Carsten Böhn. Der Autor nimmt Sie als Leserin und Leser mit auf eine Exkursion durch das Leben. Das Leben ist mehr als nur Worte, aber es kann in Worten beschrieben werden. Dies macht Carsten Böhn eindrucksvoll in seinen Kurzgeschichten und in Lyrik. Manchmal mag das Leben schwer sein, dann doch wieder leicht, all das finden Sie in diesem Buch. Nachdenkliches für einen unbeschwerten Lesetag.
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Seitenzahl: 54
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Mary McGirl
Von Carsten Böhn
Buchbeschreibung:
Mary McGirl und andere Erzählungen
Die Sammlung von Kurzgeschichten und Lyrik zeigt alle Seiten des Autorenlebens. Ob es Liebe, Trauer, Angst, Verzweiflung oder Hoffnung ist. Am Ende ist es das normale Leben eines Jeden. Die Macht der Worte ist nicht zu unterschätzen und Carsten Böhn bringt diese Punktgenau zu Ihnen, als Leserin und Leser. Kommen Sie also mit auf diese besondere Reise.
Carsten Böhns erstes Werk entstanden in vielen Jahren ist auch eine Reise in die Geschichte eines Menschen.
Über den Autor:
Carsten Böhn ist nicht nur Verleger im Baltrum Verlag, er liest gerne, er liest viel. Schon in sehr jungen Jahren hat er aber auch das Schreiben für sich entdeckt, weit über das Pflichtschreiben hinaus. Worte sind sein Lebenselixier und begleiten ihn seit jeher. All die Macht der Worte zu erkennen war vielleicht auch mal weniger präsent, doch da waren sie immer.
Carsten Böhn lebt in der Pfalz, er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Mary McGirl
und andere Erzählungen
Von Carsten Böhn
Baltrum Verlag
Weststraße 5
67454 Haßloch
www.baltrum-verlag.de
Impressum
© 2020 Baltrum Verlag GbR
BV 2012 – Mary McGirl und andere Erzählungen
Von Carsten Böhn
Umschlaggestaltung: Baltrum Verlag GbR
Illustration: Baltrum Verlag GbR
Lektorat, Korrektorat: Baltrum Verlag GbR
Herausgeber: Baltrum Verlag GbR
Verlag: Baltrum Verlag GbR, Weststraße 5, 67454 Haßloch
Internet: www.baltrum-verlag.de
E-Mail an [email protected]
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Die ersten Seiten sind immer die schwersten;
dann fange einfach ein paar Seiten weiter an.
20 Minuten
Zwanzig Minuten mit der Bahn, aussteigen, über den Bahnhofsvorplatz laufen und sich direkt in einem kleinen Café in die Sonne setzen.
Ich schaue mich um und bin in einer anderen Welt.
Ich kann dort Stunden sitzen und werde vermutlich nicht einen Menschen kennen.
In Berlin leben heute so viele Menschen wie vor zwölftausend Jahren auf dem ganzen Planeten.
Wo führt das noch hin?
Im Café
Und währenddessen fällt der Regen.
Meine Hand umfasst die heiße Tasse Tee,
meine Augen kleben an der Scheibe,
an der die Regentropfen vorsichtig
in mein Gemüt hinab tropfen.
Gedankenverloren
sitze ich seit Stunden
an dem Tisch,
in meinen Ohren klingen noch ganz frisch
deine Worte vom Abschied nehmen.
Währenddessen fällt der Regen
sanft auf meine Wunden
und ich beginne zu spüren
irgendwann stehe ich auf,
lasse mich hier so sitzen
und gehe.
Ignoranz
beschert keine heile Welt.
Jetzt ist sie weg
Als Jugendliche
saßen wir
beieinander
und bewerteten die Welt
aus unserer Sicht,
wogen ab
und besprachen uns
was wir anders machen werden.
Wir hatten mit Löffeln die ganze Weisheit
gegessen
und vergaßen doch dabei
alles wird verdaut.
Alt geworden
Ich bekomme dieses Bild
schon seit Wochen
nicht mehr aus dem Sinn,
wie sie vor mir auf dem Tisch lag,
faltig ist sie geworden
und wenn meine rechte Hand sie berührt
fehlt die Spannung auf der Haut.
Die Altersflecken sagen mir deutlich
es ist die Hand eines alten Mannes.
Und als ich aufstehe
wird mir plötzlich bewusst,
es ist meine eigene.
Mary McGirl
Als er die Tür hinter sich schloss, fühlte er eine tiefe Beklemmung in sich. Er war schon oft in fremden Häusern gewesen, bei Lebenden und bei Toten, doch hier war es anders.
Das Haus hatte den Besitzer gewechselt, er kannte ihn noch nicht einmal, nur vom Hörensagen.
Sonderbar, zwischen Möbeln zu stehen, die eigens für diese Zimmer gefertigt, Schubladen zu öffnen, die, karg gefüllt, mehr über ihren früheren Benutzer verrieten, als er es jemals bei überfüllten Schubladen bemerkt hätte.
Diese wenigen Sachen waren eindeutig, verrieten, was sie dachte, wie sie fühlte, wie sie lebte: Mary McGirl.
Gestorben, irgendwann im März dieses Jahres, beerdigt mit all ihren Gefühlen und Gedanken auf einem dieser irischen Friedhöfe, die aussehen, als wären sie selbst begraben; Mary McGirl; begraben, verkauft und vergessen.
Vergessen?
Nein, das wusste er, als er sich in diesem Haus umsah, in dieser gekauften Vergangenheit, in diesem Stück Leben der Mary McGirl, er würde sie nicht mehr vergessen können.
Sie, deren Fahrausweis der Witwen des Unabhängigkeitskrieges auf der Fensterbank ein langes Leben ohne ihren Mann verriet, zwei Kinder hatte sie von ihm, großgezogen, weggezogen, ausgewandert?
Nachrichten der Post, unterstrichen, an die Wand gepinnt mit einer Sicherheitsnadel, nicht die einzige, ein Briefkuvert aus Australien und eine kopierte Zeitungsnotiz.
Mary, durfte er sie duzen? Er fühlte sich vertraut, in ihr Leben eingebunden.
