Medizinlügen in der Blutdruck-Therapie - Imre Kusztrich - E-Book

Medizinlügen in der Blutdruck-Therapie E-Book

Imre Kusztrich

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Beschreibung

Für uns ist der Druck des Blutes gegen die Gefäßwand eine Zahl. Sie ist oft zu hoch. Für den Organismus ist diese Kraft ein Werkzeug. Mit diesem Aufwand werden aus den Adern heraus Nährstoffe und Sauerstoff im Blut durch Gefäßmembrane in das angrenzende Gewebe gepresst. Es ist sozusagen die Essensausgabe an unsere Zellen. Ein hoher Blutdruck ist niemals ein Versehen. Es ist die sinnvolle Antwort auf ein Problem. Gegen jeden Widerstand in dieser Aufgabe erhöht das Herz seine Auswurfleistung. Denn vom Erfolg hängt das Überleben jedes einzelnen Organs ab. Ebenso die Fähigkeit, mit diesen Baustoffen neue Zellen zu produzieren. Unleugbar ist jeder erhöhte Messwert mit Risiken verbunden. Sie müssen beherrscht werden. Zweifellos kann die körpereigene Reaktion eines erhöhten Blutdrucks für die Gefäße gefährlich werden. Doch eines dürfen wir voraussetzen: Der Körper weiß genau, was er tut, tun muss. Die Regulierung dieses Systems zählt zum Intelligentesten, was der Organismus aufbringt. Wenn das Herz schneller und kräftiger pumpt, dann nur, weil die Umstände ihm keine Wahl lassen. In diesem Augenblick bemächtigt sich die Medizin der Bühne. Sie erkennt zur Freude der Pharmaindustrie die gemessenen Werte als gefährlich und weist das Herz in seine Schranken. "In seine Schranken weisen" steht auch dafür: jemanden maßregeln, eine Lektion erteilen, zur Räson bringen, abkanzeln, eins aufs Dach geben, jemanden zusammenstauchen oder eine Zigarre verpassen. Nichts geschieht, wenn ohne näheres Befassen mit den möglichen Ursachen im Körper der Blutdruck medikamentös und unsensibel auf einen fiktiven besseren Wert zurückgefahren wird. Das irritiert den Organismus und schafft neue Probleme. In diesem EBook unternehmen die Autoren den Versuch, andere Wege aufzuzeigen.

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Seitenzahl: 113

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Medizinlügen in der Blutdruck-Therapie

Von Dr. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (insbesondere durch elektronisches oder mechanisches Verfahren, Fotokopie, Mikroverfilmung oder Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Ausgenommen davon sind kurze Text-Zitate in Rezensionen.

Haftungsausschluss.

Die folgende Veröffentlichung dient ausschließlich Informations- und Lehrzwecken. Sie ist nicht als Ersatz für ärztlichen Rat oder medizinische Behandlung gedacht. Vor jeder gesundheitlichen Maßnahme sollte ein medizinischer Experte konsultiert werden. Die kombinierte Einnahme von Nahrungs-Ergänzung oder pflanzlichen Substanzen und verschriebenen Medikamenten ohne Zustimmung Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes wird nicht empfohlen. Die Autoren, der Verlag, der Vertrieb und alle jene, die in dieser Veröffentlichung namentlich genannt werden, übernehmen keinerlei Haftung oder Verantwortung für Verluste oder Schäden, die durch die Informationen, die in dieser Veröffentlichung vermittelt werden, entstanden oder angeblich entstanden sind.

IGK-Verlag

7100 Neusiedl am See, Österreich

Copyright © 2016

ISBN: 9783958495364

Inhaltsverzeichnis
Anleitung
Vorwort
Warnung
Blutdruck – die rätselhafte Zahl
Blutdruck mit 75 oder 80 Jahren
Slow Medicine
Blutdruck und Lebensstil
Fast 50 Jahre Massenmedikation
Das Prinzip Blutdruck
Priscus-Liste, Chance oder Schande der Medizin?
Metabolisches Syndrom
Kein Alarmsystem
Zweifach notwendiger Druck
Flüssiges Organ Blut
Gefäße mit Klärwerk
Die deutsche Krankheit
Bluthochdruck selbst erkennen
Selbstmessung? Umstritten
Blutdruck und Schilddrüse
Blutdruck und Nackenschmerz
Blutdruck und Chiropraktik
Poren im Blickpunkt
Erst Entzündung, danach Bluthochdruck
Problem Salz
Diskussion der Salzthese
Hülsenfrüchte kontra Salz
Problem Zucker
Problem Fleischmast
Die Rolle von Eiweiß
Rätsel Eiweißspeicher
Pflanzeneiweiß gegen Fleischeiweiß
Problem Gefäßalter
Blutdruck durch oxidativen Stress
Problem Arteriosklerose
Nahrung mit Erregungsstoffen
Problem Nierenfilter
Blutdruck und Sturz
Blutdruck und Diabetes
Blutdruck und Insulin
Blutdruck und Ernährung
Blutdruck und Stress
Blutdruck und Energiedrink
Blutdruck und Augengesundheit
Bludruck und Bodybuilding
Gesundheitstipp Fleischfasten
Der Wahrheit über Blutdruck auf der Spur
Ernährungsabhängige Krankheiten
Blutdruck bringt Mikronährstoffe
Poropathien
Unverstandene Kapillaren
Kritik
Medikamentenwirkung gegen den Körper
Besser: Ran an den Body Mass Index
Faktor Gewicht
Verbesserung des Lebensstils
Eiweißfasten: Methode nach Dr. Wendt
Der Griff zu den Medikamenten
Die Wirkmechanismen der Medikamente
Beta-Blocker
Diuretika
ACE-Hemmer
Angiotensin II-Antagonisten
Calciumantagonisten
Zentralagonisten
Alpha-Blocker, Alpha-2-Rezeptor-Antagonist
Alpha-Beta-Blocker
Adrenozeptor-Agonisten
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
Vasodilatationsmedikamente
Kommen Medikamente zu spät?
Schlussfolgerungen
Phytamine und weitere Mikronährstoffe
Anti-Aging-Medizin

Anleitung

Dieses EBook muss nicht Kapitel für Kapitel gelesen werden.

Die Informationen unter der Überschrift „Warnung“ werden den Leserinnen und Lesern jedoch besonders ans Herz gelegt.

Für ganz Eilige: Gegen Ende informiert „Phytamine und weitere Mikronährstoffe“ über mehr als ein Dutzend verzehrbare Naturstoffe, anschließend nennt „Anti-Aging-Medizin“ ein halbes Dutzend Substanzen zur gezielten Nahrungsergänzung.

Darüber hinaus informiert jedes einzelne Kapitel darüber, dass der Organismus für jede Situation einen bestimmten, passenden Blutdruck braucht und erzeugt – ganz egal, ob wir den entstehenden Wert als innerhalb der Normen einstufen oder nicht.

Für Menschen wird es nach jahrelangem Medikamentenkonsum gegen Bluthochdruck zunehmend schwer zu ertragen sein, wenn in der hier vorliegenden Analyse den vielfältigen Ursachen einer Blutdrucksteigerung eine große Rolle beigemessen wird. Denn die medikamentöse Behandlung macht bestenfalls die Werte besser, nicht die zu Grunde liegenden Probleme.

Nicht alle wahren Faktoren, die den Körper zur Blutdruckerhöhung veranlassen, können mit einfachen Veränderungen angegangen werden. Aber jede einzelne erfolgreiche Maßnahme kann es dem Organismus schon erlauben, die von ihm eingeleitete Blutdruckerhöhung als weniger notwendig einzustufen.

Am Ende kann vielleicht sogar ganz darauf verzichtet werden.

Zitat

„Die unermesslich große, schicksalhafte Macht der Nahrung auf Körper, Seele, Geisteskraft, Leben und Gesundheit ist den Menschen, den Völkern, den Nationen heute noch gänzlich unbekannt“

Maximilian Oskar Bircher-Benner, Arzt und Ernährungsreformer

Vorwort

Keinen medizinischen Befund verbindet die Suchmaschine Google mit dem Wort Lüge häufiger als den Bluthochdruck. Neben Wortmeldungen wie „Die Nummer 1 Lüge zur Blutdruckmedikation“ irritieren auch Beiträge über mögliche Gefahren. Zum Beispiel: „Blutdruckmedikamente können Ihre Gesundheit schwächen.“

Der Große Brockhaus definiert Lüge als bewusst falsche, auf Täuschung berechnete Aussage und fügt hinzu: „Sie liegt auch dann vor, wenn Tatsachen mit Absicht verschwiegen oder gefärbt werden und gilt allen Richtungen der Ethik als verwerflich.“

In diesem strengen Sinne werden von den verschiedenen Interessensgruppen im Gesundheitswesen selbstverständlich keinesfalls Lügen in Umlauf gebracht.

Aber das Gegenstück zur Lüge ist die Wahrhaftigkeit. Davon sind Pharmariesen, Regulierungsbehörden, Prüfinstitute, Gesundheitspolitiker und Lobbyismus in aller Regel allerdings weit entfernt.

Das ist bedauerlich.

Jede richtige Information zur Bewältigung eines krankmachenden Zustandes kann Leben retten. Außerdem sind unterrichtete Patienten der Schlüssel für eine bessere Gesundheitsversorgung und für eine Reduzierung der Kosten.

Besonders groß ist der Bedarf an vollständiger Aufklärung in Bezug auf den Blutdruck. Die Phänomene der Blutdrucksteigerung sind wie geschaffen für Desinformation.

Die umfassende Information der Betroffenen hat im zeitlich eng getakteten Praxisbetrieb keine Priorität. Um allen Herausforderungen gerecht zu werden, müssten die Allgemeinärztin oder der Allgemeinarzt außerdem zwei Millionen Daten im Kopf haben oder kontinuierlich bei Google oder in der wissenschaftlichen Literatur suchen, heißt es.

Einige Halbwahrheiten im Umlauf sind durchaus elegant.

Zum Beispiel: „Im Alter steigt der Blutdruck an.“

Das stimmt – aber nur für Bevölkerungen, die sich bereits mit einer hohen Zahl an Herzleiden und Schlaganfällen herumplagen. In Gesellschaften ohne diese modernen Volksepidemien bleibt der Blutdruck auch über die Lebensmitte hinaus unauffällig. Das belegen zum Beispiel am deutlichsten Studien aus den ländlichen Regionen Chinas.

Einige Aussagen sind Ausdruck von Hilflosigkeit.

„Bei mehr als 85 Prozent der Patientinnen und Patienten mit ständig erhöhtem Blutdruck wird die genaue Ursache nicht eruiert.“

Dieser Zustand mit unklarem Ursprung hat einen eigenen Namen: primärer Blutdruck, auch essenzieller Blutdruck. Also etwa: Blutdruck an und für sich, ohne den Hauch einer Erklärung. Gegen hohe Werte werden dennoch Medikamente verschrieben. Da aber die Quelle der Probleme unbekannt bleibt, wird der Krieg nur gegen das Symptom geführt.

Manche Lügen in der Medizin werden entlarvt und schwer bestraft, aber sie rechnen sich dennoch.

Der dänische Medizinwissenschaftler Professor Dr. med. Peter C. Gøtzsche recherchierte für das angesehene Wissenschaftsjournal „British Medical Journal“ einen Beitrag, den er am 12. Dezember 2012 unter der Überschrift „Wirtschaftskriminalität in der pharmazeutischen Industrie ist üblich, schwer und sich dauernd wiederholend“ veröffentlichte (Quelle: BMJ 2012;345:e8462, “Corporate crime in the pharmaceutical industry is common, serious and repetitive”).

Seine Vorgehensweise beschrieb er so: „Ich entschied mich, an einem einzigen Tag, am 19. Juni 2012, die Namen der zehn größten Medikamentenhersteller bei Google mit dem Suchwort ‘Betrug’ zu verbinden, ich hätte aber genau so gut ‘kriminell’, ‘illegal’, ‘F.B.I.’, ‘Kickback’, ‘Fehlverhalten’, ‘Bestechung’, ‘Schuld’ und ‘schweres Verbrechen’ eingeben können. Für jedes Unternehmen fand ich zwischen einer halben Million und 27 Millionen Treffer. Die Tatbestände waren: Vermarkten des Medikamentes für Krankheiten außerhalb der Zulassung, falsche Interpretation von Forschungsergebnissen, Verschweigen von schädlichen Nebenwirkungen und finanzielle Betrügereien. Ärzte waren Komplizen, da Belohnungszahlungen üblich sind.“

Einige Strafen waren horrend: Beispielsweise bezahlte ein Pharmariese im September 2009 2,3 Milliarden Dollar wegen illegaler Aussagen zu einem Schmerzmittel und anderen Arzneien. Spitzenreiter bis heute ist die Einwilligung eines Pharmaunternehmens in die Zahlung von drei Milliarden Dollar, unter anderem wegen der Empfehlung eines Antidepressivums für Jugendliche unter 18, obwohl es für diese sensible Altersgruppe niemals zugelassen wurde.

In seinem Buch „Pharma-Verbrechen lohnen sich“ stellte Professor Gøtzsche 2015 diesen Strafen die Gewinne der Unternehmen mit genau diesen umstrittenen Medikamenten gegenüber – die Profite aus diesen Fehlverhalten erreichten jeweils ein Vielfaches!

Manche Lügen sind schwerwiegender als andere.

Die vielleicht gefährlichste lautet: „Bluthochdruck ist eine Krankheit. Sobald die Werte verbessert werden, ist alles gut.“

Wem das oft genug berichtet wird, der wird glauben, dass dieses Problem durch jene Medikamente zu beheben ist, die den Druck innerhalb der Gefäße reduzieren.

Dabei sollte zu denken geben, dass vielen Betroffenen gegen ständig erhöhten Blutdruck nicht nur ein Arzneimittel gegeben wird, sondern gleich zwei oder drei oder fünf. Jedes wirkt auf eine andere Weise – das entspricht der Ahnungslosigkeit in Bezug auf die Ursachen.

Zur Behandlung zugelassen sind nämlich zahlreiche sehr verschiedene Medikamentengruppen. Die ausgewählten Präparate werden völlig strategisch einzeln oder in Kombination eingesetzt. Erforderlich ist in den meisten Fällen eine Langzeittherapie. Bei Menschen über 65 kann das bedeuten: bis an ihr Lebensende.

Therapieziel ist allein die Reduzierung der Messwerte. Das gelingt meistens, jedoch nicht immer.

Doch wenn dem Blutdruck eine Krankheit zu Grunde liegt, bleibt sie in aller Regel bestehen – und unbemerkt und unbehandelt.

Warnung

Halten Sie sich streng an die Vorgaben Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes. Unterbrechen Sie niemals eigenmächtig die Einnahme eines für Sie individuell verschriebenen Medikaments gegen Bluthochdruck.

Wenden Sie sich unverzüglich an Ihren medizinischen Vertrauten im Falle von Nebenwirkungen, die Ihnen Sorge bereiten oder unter denen Sie leiden. Lassen Sie sich über die Möglichkeiten informieren, unerwünschte Effekte zu reduzieren.

Sollte die Lektüre dieses EBooks Sie mit neuen Informationen überraschen, so geschieht dies nicht mit der Absicht, Ihr Verhältnis zur Ärztin oder zum Arzt Ihres Vertrauens zu belasten oder Sie von einem Arztbesuch abzuhalten.

Auch auf dem Gebiet der Wissenschaft gilt die freie Meinungsäußerung, die nicht durch Wirtschaftsgruppen, Verbände oder Interessensgruppen aus Profitsucht unterbunden werden darf.

Auf der Basis von hier geäußerten Ansichten aus den wissenschaftlichen Denkmodellen unabhängiger Mediziner können Entscheidungen nur in Eigenverantwortung umgesetzt werden.

Erhöhter Blutdruck, der unbehandelt bleibt, kann eine Reihe von schweren Erkrankungen bewirken, darunter Herzleiden und Schlaganfall.

Wichtiger Hinweis: Bei Beginn einer Behandlung der wahren Ursachen von Bluthochdruck setzen auch ganzheitlich denkende Mediziner die medikamentöse Therapie der Symptome von Bluthochdruck – also nur Reduzierung der Messwerte – in aller Regel fort, bis möglicherweise nach ein bis drei Monaten der normale Blutdruck allein durch die Verbesserung der Ursachen aufrechterhalten wird. Der Einsatz von Medikamenten läuft nur bei jenen Patienten aus, bei denen die Wirksamkeit der Kausaltherapie die Arzneisubstanzen überflüssig macht.

Informieren Sie Ihren Arzt über neu auftretende Symptome. Es können Nebenwirkungen oder eine weitere Erkrankung sein. Ihr Arzt kann möglicherweise die Dosierung verändern oder einen anderes Wirkstoff einsetzen.

*Hinweis: In diesem EBook wird für Patienten und Ärzte beiderlei Geschlechts vereinfacht die männliche Form verwendet, es sei denn, es wird ausdrücklich auf Patientinnen oder Ärztinnen hingewiesen.

Blutdruck – die rätselhafte Zahl

Die Medizin kann ihn reduzieren. Nur langsam wächst die Übereinstimmung der Meinungen, wie weit.

Im September 2015 lieferten Ergebnisse aus der SPRINT Studie den neuen Traumwert, geringer als 120 mm Hg, für den systolischen Druck durch die Auswurfleistung des Herzens von weiblichen und männlichen älteren Patienten mit schweren Begleiterkrankungen (Der Blutdruck wird in Millimeter Quecksilbersäule, abgekürzt mm Hg, gemessen. 1896 entwickelte der italienische Kinderarzt Scipione Riva-Rocci die erste unblutige Messmethode für den systolischen Blutdruck. Nach ihm werden die Werte mit RR bezeichnet).

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL kommentierte: „Haben plötzlich viel mehr Menschen zu hohen Blutdruck?“

Nach Meinung amerikanischer Forscher ja.

SPRINT steht für „Systolic Blood Pressure Intervention Trial“ und beobachtete das Leben von 9.361 Männern und Frauen, darunter 2.648 mit Nierenleiden und 1.877 mit einer Herzerkrankung. Mehr als ein Viertel war auch älter als 75 Jahre. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Für die eine Hälfte visierten Ärzte mit Medikamenten das systolische Standardziel unter 140 an, bei der zweiten Gruppe drückten sie den höheren der beiden Werte rigoros unter 120.

Die vergleichenden Beobachtungen der SPRINT Studie sollten bis 2017 laufen. Wegen Überlegenheit der 120 mm Hg-Variante wurde die Studie aus ethischen Gründen vorzeitig abgebrochen. Unter dem niedrigeren Zielblutdruck ereigneten sich fast ein Viertel weniger Todesfälle.

Genaue Zahlen – wie wenig Verstorbene in der einen, wie viel in der anderen – wurden noch Monate zurück gehalten. Das passt zur Geschichte der Blutdruckbehandlung mit Medikamenten voller Fragezeichen.

Dann wurden die Wissenschaftler im November 2015 konkret: Innerhalb von etwas mehr als drei Jahren hatten sich unter den auf unter 120 mm Hg Blutdruck gedrückten Studienteilnehmern 243 Fälle von Todesereignissen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen ereignet. Das betraf jährlich 1,65 Prozent der Testpersonen. Bei der Kontrollgruppe, deren Wert mit bis zu 140 mm Hg geduldet wurde, traf ein derartiger Schicksalsschlag etwas mehr Menschen, nämlich jedes Jahr 2,19 Prozent von ihnen.

Also geringere Sterblichkeit unter 120 mm Hg. Allerdings ereigneten sich doppelt so viele schwere und schwerste unerwünschte Wirkungen.

Experten sprachen dennoch unbeirrt von einem Triumph und reihten ihre Studie in eine lange Liste, die beweist: Hoher Blutdruck ist schlecht und niedrige Werte sind besser. Gleichzeitig dämpfte ein Sprecher der Harvard Medical School, Dr. Marc A: Pfeffer; die Erwartungen von Kollegen, als er sagte: „Glauben Sie nicht, dass Ihre Patienten begeistert sein werden, wenn Sie ihnen sagen: ‘Und jetzt eine zusätzliche Pille.’“

Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft, DSG, und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, DGN, mit Blick auf die Verhinderung von Schlaganfällen, bekannten sich nichts desto trotz rasch zu den neuen Vorgaben.

Blutdruck mit 75 oder 80 Jahren

Experten streiten nach wie vor offen darüber, ob der Blutdruck bei älteren Menschen mit Medikamenten unter die Werte 140/90 gedrückt werden soll. Für viele beginnt die Empfehlung einer medikamentösen Behandlung bei 150/90, schrieb die New York Times am 17. Dezember 2015 in ihrer vielbeachteten Medizinkolumne „Ask Well“. Begründung: Oft sind für dieses Ziel mehrere verschreibungspflichtige Arzneien notwendig, die mit anderen Medikamenten interagieren können. Das führt in aller Regel zu Verwirrtheit und erhöht die Sturzgefahr.

Doch immer wieder wird betont: Die Definiton von gesundem Blutdruck ändert sich nicht mit dem Alter. Es wird nur immer schwieriger, für den Organismus, damit auszukommen.

Unter dem Druck der Realität beharrte das American College of Cardiology zwar auf Blutdruckwerten von unter 140 und 90 bei Menschen bis zu 80 Jahren, erklärte sich aber lange Zeit einverstanden mit der These, ab dem 75. Lebensjahr einen Anstieg bis 150 zu dulden. Das war allerdings vor dem abrupten Ende der SPRINT-Studie, die der Diskussion um besonders niedrige Blutdruckwerte neue Nahrung gab.

Slow Medicine

Inzwischen hat eine als besonnen geltende Ärztevereinigung die SPRINT-Ergebnisse genauer bewertet und ihre Antwort auf die Frage formuliert: „Zeit, sich von 140/90 zu verabschieden?“

Es sind Mediziner der Slow Medicine-Philosophie.

Sie bilanzierten: Notwendige Anzahl an intensiv Behandelten 61, um ein schweres Ereignis (Herzinfarkt, schwere Koronarerkrankung, Schlaganfall, Herzfehler, Herztod) zu vermeiden.