Mein Biogemüse-Garten - Annette Holländer - E-Book
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Mein Biogemüse-Garten E-Book

Annette Holländer

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Beschreibung

Zukunftsfähig und nachhaltig: Saatgut aus dem eigenen Garten vermehren und Lieblingssorten bewahren

Erteile Gentechnik eine Absage und vermehre deine eigenen samenfesten Sorten im Garten. Was bedeutet samenfest gärtnern, woher bekomme ich nachbaufähiges Saatgut und was muss ich bei der Vermehrung und Züchtung von Möhre, Paprika, Zucchini und Co. beachten? In diesem Standardwerk für den Biogarten führt Samengärtnerin Annette Holländer ganz easy durch das nötige Gartenwissen zur Vermehrung des eigenen Saatguts, gibt Tipps zu Zucht und Anbau und empfiehlt erprobte Sorten.

  • Vermehrungsbiologie und Zuchtwissen übersichtlich erklärt
  • Mit vielen Praxistipps für den biologisch bewirtschafteten Garten
  • 35 Pflanzenportraits stellen die wichtigsten Pflanzen für den Gemüsegarten vor
  • 'Wunder der vier Jahreszeiten', 'Rote Emmalie' und 'Green Zebra': Sortenempfehlungen zeigen alte, robuste und beonders schmackhafte Gemüsesorten auf

Mit übersichtlichem Gärtnerwissen rund um den biologisch bewirtschafteten Garten und die Vermehrung des eigenen Saatgut. Praktische Gartentipps führen durch die Planung und Pflege des Gemüsegartens, erklären Voranzucht und Schädlingsbekämpfung und zeigen auf, was es mit Mischkultur und Fruchtfolge auf sich hat.
Über 35 ausführliche und reich bebilderte Pflanzenportraits stellen die wichtigsten Gemüsepflanzen für den Biogarten vor. Zahlreiche Sortenempfehlungen zu alten und nachbaufähigen Sorten ermöglichen das zukunftsfähige Gärtnern auch im eigenen Garten.


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Seitenzahl: 332

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Impressum

Alle in diesem Buch veröffentlichten Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlags gewerblich genutzt werden. Eine Vervielfältigung oder Verbreitung der Inhalte des Buchs ist untersagt und wird zivil- und strafrechtlich verfolgt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die im Buch veröffentlichten Aussagen und Rat­schläge wurden von Verfasserin und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie für das Gelingen kann jedoch nicht übernommen werden, ebenso ist die Haftung der Verfasserin bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

EIN EBOOK DER EDITION MICHAEL FISCHER

1. Auflage 2023

© 2018 Edition Michael Fischer GmbH, Igling

Cover: Sonja Bauernfeind

Layout: Verena Raith

Satz: Kristijan Matic/Kullmann & Partner GbR, Anna Fiedler

Produktmanagement: Annika Christoph,

Annely Tiedemann, Corinna Scherr

Redaktion: Kullmann & Partner GbR

Lektorat: Dr. Sigrun Künkele, Hamburg

Fotos: Kristijan Matic Fotografie, Stuttgart, mit Ausnahme der folgenden:

Annette Holländer: 18, 20, 23, 91, 95 li, 98, 107, 109, 114 o, 115 u, 118 o, 118 u, 132–137, 140 o, 142, 145 u, 151 u, 156 u, 160 o, 160 u, 162 o, 162 u, 164, 172 o, 172 u, 176 o, 177, 178 u, 183, 187 li, 187 re, 195 o, 211, 218, 221 o, 221 u, 229 u

Folko Kullmann: 69–1, 69–11, 69–12, 69–15, 69–4, 69–7, 69–8, 69–9

Shutterstock: Covermotiv, 14 o, 39, 69–13, 69–14, 74 o, 74 u, 76 o, 76 u, 79 o, 79 u, 80 u, 81 o, 83 o, 83 u, 93, 97, 130 u, 131, 143, 146 o, 146 u, 147, 153 o, 153 u, 154 o, 155, 156 o, 165, 167, 170 o, 173, 176 o, 182, 190, 191 u, 192 re, 193, 195 u, 199 o, 199 u, 202, 203 o, 203 u, 205, 206, 215, 217 o, 223 o, 223 u, 225 o, 226 o

wikipedia/Jerzy Opiola 82 u, Rasbak 82 o

llustrationen: Pia von Miller

Herstellung. Amelie Engelhardt

ISBN 978-3-7459-1693-5

www.emf-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Gartenwissen

Der biologisch bewirtschaftete Garten

Gleichgewicht im Garten

Ressourcen schonen ohne Torf

Biologisch gärtnern mit der Natur

Fruchtbarer Boden – unser höchstes Gut

Humusschicht und Nährstoffkreislauf

Unverzichtbare Bodenlebewesen

Bodentypen und ihre Besonderheiten

Kulturpflanzen gestern und heute

Die Entstehung unserer Nutzpflanzen

F1 oder samenfest?

Erhaltung und Vermehrung

Vielfalt, Geschmack, gesundes Gemüse

Gemüsesorten selbst vermehren

Erfolgreicher Samenbau – Grundlagen

Vegetative und generative Vermehrung

Blütenaufbau und Bestäubungsbiologie

Selbstbefruchtung und Fremdbefruchtung

Einkreuzungen vermeiden

Ursprungssaatgut zurückbehalten

Bestandsgrößen für die Vermehrung

Selektion in der Erhaltung und Vermehrung

Saatguternte und Reinigung

Eigenes Saatgut ernten und lagern

Einstieg in die Saatgutvermehrung

Vermehrungseigenschaften der wichtigsten Gemüsepflanzen

Gartenpraxis

Die richtige Ausstattung

Bodenbearbeitung

Helfer für Aussaat, Vorkultur und Pflanzung

Planung eines bunten Gemüsegartens

Individuelle Planung

Aufteilung von Flächen und Beeten

Persönliche Vorlieben

So gelingen Aussaat und Anzucht

Voranzucht: Säen und Pikieren

Damit der Samen zum Keimling wird

Vorziehen der Wärmebedürftigen

Frühe Saaten

Direktsaat

Kalender für Aussaat, Pflanzung und Ernte

Düngung und fruchtbares Wachstum

Organische Düngung

Kompost und Herstellung

Düngen mit Mist

Schafwolle als Düngemethode

Gründüngung

Mulch

Kräuterjauchen und Co.

Rezepte für die Pflanzengesundheit

Mischkultur und Fruchtfolge

Gründe und Notwendigkeit

Hinweise zur Beetplanung

Fruchtfolge und Nährstoffbedarf

Unterstützerpflanzen und Helfer

Umgang mit ungebetenen Gartengästen

Agieren mit der Natur

Konkurrenz auf dem Gemüsebeet

Förderung von Nützlingen

Häufige Schädlinge im Gemüsegarten

Pflanzenkrankheiten

Pilze, Viren, Bakterien

Häufige Krankheiten im Gemüsegarten

Grüne Ernte rund ums Jahr

Saisonal und regional

Verlängerung der Erntesaison

Pflanzenauswahl

Porträts

Mangold

Spinat und historische Spinatgemüse

Neuseeländer Spinat

Tomate

Paprika und Chili

Aubergine

Gurke

Kürbis und Zucchini

Mais

Kopf- und Rosenkohl

Blumenkohl und Brokkoli

Grün- und Palmkohl

Kohlrabi

Asia-Salat und Asia-Blattsenf

Gartensalat

Endivie und Zichoriensalat

Rapunzel, Rauke, Postelein und Co.

Möhre

Pastinake

Rote Bete

Mai- und Herbstrübchen

Radieschen und Rettich

Sellerie

Kartoffel

Schwarz- und Haferwurzel

Topinambur

Gartenbohne

Feuerbohne

Puffbohne

Erbse

Speise-, Küchen- und Frühlingszwiebel

Knoblauch

Lauch

Informationen und Bezugsquellen

Über die Autorin

Vorwort

Das eigene Gemüse anbauen, frische und gesunde Lebensmittel ernten, sich mit einer geschmackvollen Vielfalt Genuss bescheren. Bei immer mehr Menschen wächst die Lust, den Traum vom Gemüsebeet zu verwirklichen. Und so werden Vorgärten zu Nutzgärten umgestaltet, Balkone und Hinterhöfe werden zu Inseln für frisches Grün, und auf dem Krautacker und im Gemeinschaftsgarten wird die eigene Ernte erzeugt.

Seit Jahren ist dieser Trend ungebrochen. Die Gründe hierfür sind so vielfältig wie das Gemüse, das angebaut wird. Mal steht einfach die Freude am Gärtnern und an den eigenen Tomaten und Salaten im Vordergrund. Ein andermal soll der Anbau im Garten oder auf dem Acker die Selbstversorgung mit saisonalen Erzeugnissen rund um das Jahr ermöglichen. Allen gemeinsam ist jedoch der Wunsch nach einer unbelasteten und geschmackvollen Ernte.

Dazu passt das biologische Gärtnern mit alten und samenfesten Gemüsesorten, die diesem Bedürfnis und den Bedingungen von Haus- und Hobbygärtner*innen entgegenkommen. Gleichzeitig lässt sich eine Sortenvielfalt an Farben, Formen und geschmacklichen Varianten kennenlernen, die unser gängiges und einheitliches Handels­sortiment weit übertrifft.

Dieses Buch soll Anregungen geben, mit erprobten samenfesten Gemüsesorten erfolgreich zu gärtnern und sich die Vielfalt und den besonderen Geschmack in die Küche und auf den Teller zu holen. Gleichzeitig kann mit der Erhaltung und der Vermehrung einer Lieblingssorte im eigenen Garten vielleicht sogar die eine oder andere historische Gemüsezüchtung vor dem Aussterben bewahrt werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen und bei der praktischen Umsetzung sowie einen reich gefüllten Erntekorb!

Ihre Annette Holländer

Gartenwissen

Der biologisch bewirtschaftete Garten

Viele Gemüsegärtner*innen möchten ihren Garten biologisch bewirtschaften, um gesundes Obst und Gemüse zu ernten. Biologisches Gärtnern erzeugt jedoch nicht nur unbelastete und hochwertige Nahrungsmittel, sondern schafft darüber hinaus wichtige Lebensräume für eine Vielzahl von Lebewesen. In einer Zeit, in der natürliche Lebensräume durch intensive Landwirtschaft, Bodenversiegelung und den Einsatz von Pestiziden immer mehr verloren gehen, werden biologisch bewirtschaftete Gärten für die Erhaltung der Biodiversität immer wichtiger.

Das Gleichgewicht im Garten und Gärtnern ohne Gift

Vor allem zu Beginn mag biologisch zu gärtnern etwas Geduld erfordern. Schließlich muss dem Garten die Möglichkeit und Zeit gegeben werden, ein ökologisches Gleichgewicht zu entwickeln. Dabei können Sie die Bildung dieses Gleichgewichts aktiv unterstützen.

Einer der wichtigsten Grundsätze im Biogarten ist der Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel. Ein Gleichgewicht kann sich nur einstellen, wenn nicht einseitig und gegen einen Teil der Natur eingegriffen wird. Außerdem werden beim Einsatz beispielsweise von Pestiziden nicht nur die Schädlinge oder Krankheiten dezimiert, die es treffen soll, sondern es werden ebenso viele andere und nützliche Lebe­wesen in Mitleidenschaft gezogen. Schließlich handelt es sich hier um Gifte, und ein Gift kann nicht zwischen Schädling und Nützling unterscheiden. Besonders negativ wirken sich einige Pestizide auf Honig- und Wildbienen aus, die wichtige Bestäuber für Obst- und Gemüsepflanzen darstellen.

Die Gesundheit unserer Pflanzen wird besser durch passende und vorbeugende Kulturmaßnahmen und biologische Pflanzenstärkungsmittel zur Bildung von Abwehrkräften gefördert. Gleichzeitig werden Pflanzen für den Biogarten gewählt, die an unsere Klimabedingungen und Jahreszeiten sowie an den jeweiligen Standort angepasst sind. Lichtverhältnisse und Bewässerung müssen auf die Bedürfnisse der jeweiligen Pflanzen abgestimmt sein. Eine vielfältige Mischung aus robusten Nutzpflanzen, wie sie früher schon in Bauerngärten und Klöstern angebaut wurden, heimischen Wild- und Kräuterpflanzen sowie Insekten- und Bienenweiden ermöglicht die Bildung von naturnahen und gleichzeitig gesunden Pflanzengemeinschaften. Unter solchen Bedingungen können Nützlinge im Garten Lebensraum finden, ihre Arbeit tun und als Gegenspieler zu Krankheiten und Schädlingen agieren.

Naturnahe Plätze im Garten mit Nektar- und Samenpflanzen, Totholz und Nisthilfen unterstützen zusätzlich die Ansiedlung von Nützlingen. Die Verwendung schadstofffreier Baumaterialien wie unbehandelte Hölzer etwa für Hochbeete oder Natursteine für Einfassungen und Mauern fördern außerdem ein natürliches Klima im Garten.

Ressourcen schonen ohne Torf

Ebenso wird im natürlichen Gemüsegarten auf synthetische Düngemittel verzichtet, die unter extrem hohem Rohstoff- und Energieaufwand hergestellt werden und giftige Verunreinigungen verursachen. Die Verwendung organischer Dünger dagegen schont nicht nur Umwelt und Ressourcen, sondern fördert das Bodenleben und eine gesunde Pflanzenentwicklung.

Auch Torf gehört nicht in den Biogarten. Im Gartenhandel erhältliche Pflanz- und Gemüseerden sind zum großen Teil mit Torf versetzt, da Torf eine bodenverbessernde Wirkung nachgesagt wird. Dabei ist Torf keineswegs eine Komponente, die für gesundes Pflan­zen­wachstum im Gemüsegarten nötig ist. Ganz im Gegenteil: Torf senkt den pH-Wert, und der Boden versauert langfristig. Eine Verbesserung des Bodens wird hingegen durch biologische Maßnahmen wie Rückführung von Nährstoffen, Fruchtfolge, Bodenschutz und Förderung der Bodenlebewesen erreicht.

Torfabbau

Derzeit werden in Deutschland jährlich bis zu zehn Millionen Kubikmeter Torf aus Mooren verbraucht – davon etwa zweieinhalb Millionen allein von Freizeitgärtnern. In Deutschland sind bereits 99 % der Moore zerstört, und in den Ländern Osteuropas nimmt der Torf­abbau weiter zu. Moore sind jedoch wichtige Lebensräume für bedrohte Pflanzen- und Tierarten, speichern Kohlendioxid, wirken damit dem Klimawandel entgegen und helfen durch ihre Pufferwirkung, Überschwemmungen vorzubeugen. Einmal abgebaute Torfmoore, die sich über Jahrtausende gebildet haben, können sich – wenn überhaupt – nur über einen sehr langen Zeitraum wieder regenerieren.

Biologisch gärtnern mit der Natur

Im biologischen Garten können die natürlichen Kreisläufe als Vorbild für das eigene Handeln dienen. Ziel ist es, mit der Natur zu arbeiten für ein nachhaltiges Zusammenleben von Mensch, Pflanze und Tier. Dies kann auf unterschiedlichste Weise geschehen, und bereits die Kompostherstellung, ein natürlicher Prozess, bei dem Kleinstlebewesen organisches Material wieder in fruchtbare Erde verwandeln, ist ein hervorragendes Beispiel. Ebenso kann der ewige Kampf gegen Unkräuter durch ein Arbeiten mit der Natur ersetzt werden. Schließlich besiedelt die Natur jedes Stück offenen (Garten-)Boden in Windeseile, um ihn vor Erosion und anderen Einflüssen zu schützen. Gärtner*innen können der Natur entgegenkommen und den Boden so bestellen, dass die Pflanzen in einer Kombination aus Mischkultur, Fruchtwechsel und Mulch den Boden permanent bedecken und die Besiedelung durch Beikräuter weitestgehend überflüssig wird.

Nimmt man sich die Zeit, den Garten und seine Bewohner zu beobachten, lassen sich viele Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Tieren feststellen. Dies können beispielsweise Reaktionen auf Schädlingsbefall oder Pflanzennachbarschaften sein. Aus vielen dieser Beobachtungen können wir etwas lernen und wieder für den Garten nutzen. Und letztendlich erfreut ein biologisch bewirtschafteter Nutzgarten, in dem es blüht, singt, zirpt und schwirrt, jedes Gärtnerherz.

Vielfältig und abwechslungsreich zeigt sich ein nach ökologischen Kriterien bewirtschafteter Gemüsegarten.

Fruchtbarer Boden – unser höchstes Gut

Fruchtbarer Boden ist die Grundlage unseres Lebens und unserer Ernährung. Nur auf fruchtbarem Boden können Pflanzen wachsen, die wiederum Tiere und Menschen ernähren und mit Sauerstoff versorgen.

Die fruchtbare Humusschicht und der Nährstoffkreislauf der Natur

Die fruchtbare oberste Schicht unserer Böden, meist 10–30 cm stark, enthält einen hohen Anteil an Humus. Die Ausgangsstoffe für Humus sind abgestorbene Pflanzenteile wie Laub, Rinde, Stängel und Blätter sowie tote Lebewesen. In der Natur gibt es keinen Abfall und so werden diese Stoffe mithilfe von Bodenlebewesen zersetzt und in fruchtbaren Humus umgewandelt, aus dem Pflanzen wieder notwen­dige Nährstoffe aufnehmen können. Damit schließt sich der Nährstoffkreislauf der Natur.

Unverzichtbare Bodenlebewesen

In der oberen Bodenschicht eines fruchtbaren Bodens leben neben Regenwürmern, Käfern und Larven pro Quadratmeter etwa eine Billiarde Bakterien, Pilze und andere pflanzliche und tierische Mikroorganismen. Ohne diese Kleinstlebewesen könnte der Nährstoffkreislauf nicht funktionieren und es wäre kein Pflanzenwachstum möglich.

Die moderne konventionelle Landwirtschaft, die Ackerbau in Monokulturen mithilfe von schweren Maschinen und unter Einsatz von Pestiziden und künstlichen Düngemitteln betreibt, stört die Bodenlebewesen oder tötet sie sogar ab. Doch ohne ein gesundes Bodenleben ist die Erhaltung oder Neubildung von Humus nicht mehr möglich und der Boden wird unfruchtbar. Zusätzlich wird durch Erosion die Humusschicht offener Böden abgetragen. Es wird davon ausgegangen, dass in Europa bereits 17 % der landwirtschaftlichen Flächen degradiert (so der Fachbegriff), also unfruchtbar sind. Weltweit spricht man sogar von etwa 25 %.

Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass wir dem Boden durch Anbau und Ernte Nährstoffe und Energie entziehen, ist zu verstehen, dass ihm diese wieder zugeführt werden müssen, um den für einen fruchtbaren Boden so wichtigen Nährstoffkreislauf zu erhalten. Im biologischen Land- und Gartenbau wird daher unter anderem auf chemische Pestizide und synthetische Düngemittel verzichtet und versucht, über organische Düngung (z. B. Mist), Mulch, Gründüngung und Untersaaten die Bodenlebewesen zu unterstützen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und Humus aufzubauen. Weiterhin hat jede Pflanze ihre individuellen Nährstoffbedürfnisse und gibt gleichzeitig über ihre Wurzeln bestimmte Stoffe in den Boden ab. Wird immer nur eine Pflanzenart angebaut, wird der Boden einseitig ausgelaugt und er kann die Pflanzen nicht mehr ausreichend versorgen. Mischkulturen und Fruchtfolge dagegen unterstützen ein ausgeglichenes Nährstoffverhältnis im Boden. Es entsteht sozusagen ein ganz natürliches Geben und Nehmen.

Unten wie oben

Die Masse der in einem Hektar gesunden und fruchtbaren Wiesenboden lebenden Bodenlebewesen entspricht der von 25 Kühen.

Bodentypen und ihre Besonderheiten

Je nach Region unterscheiden sich Struktur und Qualität von Böden. Während in küstennahen Gebieten oft sandige Böden vorherrschen, findet man in anderen Gegenden humusreichere oder auch lehmige, tonige oder moorige Verhältnisse. Für die Bearbeitung und Bewirtschaftung der Böden ist es wichtig, die Bodenverhältnisse richtig einzuschätzen und die passenden fruchtbarkeitsfördernden Maßnahmen zu treffen.

Sandiger Boden

Sandiger Boden besteht aus relativ groben Körnern, die sich bei Sonneneinstrahlung sehr schnell erwärmen. Der Boden ist sehr wasserdurchlässig, Nährstoffe werden leicht ausgewaschen, und der Boden trocknet schnell aus. Eine Bodenverbesserung und ein besseres Wasserhaltevermögen werden durch Einarbeitung von Humus erreicht und durch regelmäßige Gaben von Kompost und Gesteinsmehl sowie Mulch und Gründüngung unterstützt.

Toniger Boden

Toniger Boden besteht aus sehr feinen Bodenteilchen. Nährstoffe und Wasser werden gut gehalten. Es gelangt allerdings wenig Luft an die Pflanzenwurzeln, und die Erwärmung erfolgt langsam. Tonböden neigen zu Verdichtungen und zum Hartwerden. Damit sie besser durchlüftet werden und lockerer bleiben, kann man sie durch Zugabe von Sand und Kompost sowie durch Auflockerung (z. B. mit einer Grabgabel) und Mulchen verbessern.

Lehmiger Boden

Lehmboden nimmt gegenüber sandigen und tonigen Böden eine Mittelstellung ein. Er enthält feine Bodenteilchen und Sand bei einer mittleren Durchlüftung und kann bei Trockenheit ebenfalls hart werden. Insgesamt sind lehmige Böden meist recht fruchtbar und lassen sich durch Maßnahmen wie regelmäßige Kompostgaben, Auflockerungen und Mulchen in der Bodenqualität verbessern.

Ein gesunder, humusreicher Boden ist die Grundlage für optimales Pflanzenwachstum. Die Pflege des Bodens und der achtsame Umgang beim Gärtnern und bei der Bodenbearbeitung sind unabdingbare Vorraussetzungen für einen erfolgreichen Gemüseanbau.

Moorige Böden und feuchte Böden

Moorige und eher feuchte Böden sind in ufernahen Gebieten oder trockengelegten ehemaligen Feuchtzonen zu finden. Auch hier sind Kompostzugaben zu empfehlen. Eine pH-Wert-Messung ist sinnvoll, da solche Böden für den Gemüseanbau oft zu sauer sind. Hier kann das Einarbeiten von Gesteinsmehl und Algenkalk hilfreich sein. Auch der Aufbau von Hoch- oder Hügelbeeten kann eine Alternative darstellen.

Einfache Bodenprobe

Nicht immer sind Böden einem Bodentyp eindeutig zuzuordnen, es treten oft Übergangsformen auf. Für eine Bestimmung nehmen Sie etwas leicht feuchten Gartenboden und versuchen, ihn in der Hand zu einer Kugel zu formen. Sind helle Einzelkörner in der Erde sicht- und fühlbar und lässt sich keine Kugel formen, da die Bodenbestandteile auseinanderfallen, ist der Boden als eher sandig einzustufen. Je niedriger der Sand­anteil, umso weniger Einzelkörner sind erkennbar. Ist die Erde dabei zunehmend klebrig und formbar, ist von einem lehmig-tonigen Anteil auszugehen. Stark tonigen Boden erkennen Sie daran, dass die Erde besonders gut form- und rollbar ist und sich eine glatte Kugel rollen lässt. Hat der Boden eine lockere und krümelige Struktur ohne erkennbaren Sandanteil, ist von einem hohen Humusanteil auszugehen.

Feinkrümelig, gut durchwurzelt und humusreich – ein idealer Boden für den Anbau von Gemüse.

Messung des pH-Werts

Mittels eines pH-Messgeräts aus dem Elektrohandel oder pH-Teststreifens kann der pH-Wert des Bodens ermittelt werden. Der ideale pH-Wert für den Anbau von Gemüse liegt im neutralen Bereich etwa zwischen 6,5 und 7,2. Bei einem niedrigeren Wert ist der Boden eher sauer und beispielsweise für Blaubeeren oder Rhododendron geeignet. Ein höherer Wert weist auf einen zu kalkreichen, alkalischen Boden hin, in dem die meisten Kulturpflanzen nur schwer gedeihen.

Die verschiedenen Bodenverbesserungsmaßnahmen durch Kompost, Mulchen und Gründüngung sind ab hierbeschrieben.

Kohlpflanzen bevorzugen einen kalkreichen Boden mit einem leicht alkalischen pH-Wert.

Kulturpflanzen gestern und heute

Kultivierte Nutzpflanzen, vorrangig Getreide, Gemüse und Obst, bilden die Ernährungsgrundlage eines Großteils der Menschen. Dabei sind unsere Nutzpflanzen, wie alle Kulturpflanzen, unter menschlichem Einfluss entstanden. Man könnte auch sagen, dass Nutzpflanzen aus einer Art Symbiose zwischen Mensch und Pflanze erwachsen sind. Viele Nutzpflanzen sind zwar ertragreich und geschmackvoll, wären in der Natur jedoch nicht sonderlich konkurrenzfähig und benötigen die Pflege und Weiterentwicklung der Gärtner*innen. Die Menschheit dagegen könnte sich derzeit nicht mehr ohne den Anbau von Kulturpflanzen ernähren.

Die Entstehung unserer Nutzpflanzen

Mit dem ersten gezielten Anbau von Wildpflanzen und damit verbundener Auslese auf die ertragreichsten, nahrhaftesten oder wuchsfreudigsten Pflanzen startete die Kultivierung unserer heutigen Nutzpflanzen.

Der Beginn des landwirtschaftlichen Pflanzenanbaus ist vor rund 12 000 Jahren im Vorderen Orient belegt. Erste Kulturen waren Getreide wie Gerste, Emmer und Einkorn, letztere Urformen unseres heutigen Weizens. Seit etwa 5500 v. Chr. ist der Anbau von Getreide und später von Gemüse auch in Mitteleuropa bekannt.

Die Entwicklung der Pflanzen von Wild- zu Kulturformen erstreckt sich über einen Zeitraum von Jahrtausenden. Dabei hatten Völkerwanderungen, Kriege und Invasionen oft einen nachhaltigen Einfluss auf die Verbreitung unserer Kulturpflanzen. Viele Pflanzenarten, die wir heute als einheimisch betrachten, kamen beispielsweise mit den Römern über die Alpen oder wurden nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gebracht. So stammen viele Kohlarten oder Petersilie beispielsweise aus dem Mittelmeerraum, Kartoffeln, Tomaten, Paprika und Gartenbohnen aus Amerika und Gurken und Auberginen aus Südostasien.

Bäuerliche Pflanzenzüchtung

Der bäuerliche Anbau von Nutzpflanzen beinhaltete gleichzeitig die bäuerliche Pflanzenzüchtung. Saatgut konnte nicht wie heute gekauft werden, und Getreide, Kartoffeln und Gemüse wurden von Bauern und Bäuerinnen selbst vermehrt. Durch Auslese, Zufallskreuzungen und Tausch entstanden dabei immer wieder neue sogenannte Lokal- oder Hofsorten. Ziel der Sortenentwicklung war dabei nicht unbedingt Höchst­ertrag, sondern Robustheit und Resistenzen sowie Sortenvielfalt, um den Menschen auch in schlechten Jahren das Überleben zu garantieren. Auf diese Weise entwickelten sich über die Jahrhunderte hinweg unzählige regionale und regional angepasste Kulturpflan­zen, die die Menschen ernährten und gleichzeitig eine große genetische Vielfalt darstellten.

Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts entstanden Gärtnereien, Saatgut- und Züchtungsbetriebe, die nach und nach die bäuerliche Pflanzenzüchtung ablösten.

Verlust der Kulturpflanzenvielfalt

Diese Veränderungen in der Saatgutproduktion hatten enorme Auswirkungen auf die Vielfältigkeit der Nutzpflanzen. Schätzungen zufolge sind seit ca. 1900 etwa 75 % der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen ausgestorben, in Deutschland spricht man mittlerweile sogar von 90 %. Mit dem Verschwinden der bäuerlichen Pflanzenzüchtung gingen unzählige Haus- und Hof­sorten verloren. Gleichzeitig entstanden neue Züchtungsmethoden, die moderne Hochleistungssorten für die industrielle Landwirtschaft in den Handel brachten. Zusammen mit restriktiven Regelungen der Saatgutgesetzgebung wurden dadurch viele der alten Nutzpflanzen vom Markt verbannt.

Moderne Pflanzenzüchtung

In den 1930er-Jahren wurde in den USA die F1-Hybrid­züchtung entwickelt, und die ersten Maishybridsorten entstanden. Die Saatgutproduzenten versprachen sich bereits in der Anfangsphase ein lukratives Geschäft von der Hybridzüchtung:

»Zum ersten Mal wurden Samen aus einer Pflanze gewonnen, die der Anbauer nicht wieder aussäen und dabei etwas ähnliches wie die Elternpflanze erwarten konnte. … Mit der Hybridzüchtung war ein Verfahren gefunden worden …. für das sich die kommerzielle Saatgutproduktion lohnte.« (Quelle Anja Banzhaf, Saatgut – wer die Saat hat, hat das Sagen)

Damit wurde Saatgut, das in der bäuerlichen Pflanzenzüchtung Gemein- und Tauschgut gewesen war, zu einer Ware, mit der sich gute Geschäfte machen ließen.

Wie eine purpurne Wolke schweben die kleinen Blüten dieses rotblättrigen Pflücksalates über dem ehemaligen „Kopf“.

Ziele der industriellen Landwirtschaft

Ab den 1960er-Jahren richtete sich die Nutzpflanzenzüchtung auch in Europa verstärkt auf die Ziele der industriellen Landwirtschaft aus: Höchsterträge, schnelles Wachstum mit kurzem Erntefenster, maschinelle Bearbeit- und Beerntbarkeit, Transport- und Lagerfähig­keit sowie optische Makellosigkeit. Hier kam die F1­-Hybridzüchtung wieder zum Zuge und mittlerweile dominieren im Erwerbsgartenbau F1-Hybridsorten. Gleichzeitig verarmte das Sortenangebot im Lebensmittelhandel, und oft ist der individuelle Geschmack vieler Gemüsesorten verloren gegangen.

Die meisten im Handel angebotenen Chinakohle sind sogenannte F1-Hybriden, die nicht mit ihren Eigenschaften vermehrbar sind.

F1 oder samenfest?

Eine samenfeste Gemüsesorte wird über Jahre auf bestimmte Eigenschaften gezüchtet. Das können Ertrag, Geschmack, Form, Resistenzen und vieles mehr sein. Vermehrt man diese Sorten über ihr Saatgut, erhält man in den nächsten Generationen Pflanzen mit denselben Eigenschaften – dies nennt man samenfest und nachbaufähig. Bevor die moderne Pflanzenzüchtung an Bedeutung gewann, war das der Weg, um Gemüsesorten zu züchten und weiterzuentwickeln.

Bei F1-Saatgut handelt es sich um Hybridzüchtungen, die nicht samenfest sind. Dafür werden zwei Sorten einer Art gekreuzt. Bei sortenreinen Eltern erhält man in der ersten Kreuzungsgeneration – der F1 – einheit­liche Nachkommen. Vermehrt man diese Pflanzen jedoch weiter, tritt in der nächsten Generation – der F2 – die größtmögliche genetische Aufspaltung auf. Die genetischen Eigenschaften der Kreuzungspartner treten in den verschiedensten Variationen zutage und man erhält eine bunte Vielfalt an Nachkommen.

Dies kennen manche Gärtnerinnen und Gärtner, die erste Vermehrungsversuche gestartet haben, aus eigener Erfahrung: Gewinnt man beispielsweise aus gelben und runden F1-Zucchini Saatgut und sät dieses wieder an, erhält man nur zum Teil oder unter Umständen gar keine Zucchini, die gelb und gleichzeitig rund sind. Auch bei der Vermehrung von F1-Tomaten und anderen F1-Gemüsearten ist das Ergebnis oft eine Enttäuschung. Neben den variierenden Sorteneigenschaften können auch Pflanzen die Folge sein, die einen sehr schlechten Ertrag aufweisen oder deren Samen nicht mehr vermehrungsfähig sind.

Fast könnte man meinen, das Auge isst mit. Die Vielfalt an Bohnen zeigt sich auch in den unterschiedlich gefärbten und geformten Samen.

Methoden der Hybridzüchtung

Das liegt daran, dass in der modernen Pflanzenzüchtung F1-Hybriden nicht nur durch einfache Kreuzung erzeugt werden. So werden unter anderem in der Natur nicht vorkommende Inzuchtlinien erzwungen. Werden zwei solcher Inzuchtlinien gekreuzt, tritt der sogenannte Heterosiseffekt auf und die Nachkommen sind besonders vital und ertragreich. In den darauffolgenden Vermehrungsgenerationen bleibt dieser Effekt jedoch nicht erhalten und es können zudem Degenerations­erscheinungen aus den Inzuchtlinien erneut auftreten. Das bedeutet, dass der Ertrag aus der weiteren Vermehrung von F1-Hybriden nicht gesichert ist.

CMS-Hybriden

Darüber hinaus werden im Labor über die Verschmelzung artfremder Zellen und Zellkerne sogenannte CMS-Hybriden geschaffen. Die Bezeichnung CMS steht für cytoplasmatisch-männliche Sterilität. CMS-Pflanzen bilden keinen männlichen Pollen, der für die Befruchtung notwendig ist. Bei manchen Pflanzenarten wie Rettich oder Sonnenblumen tritt dies natürlicherweise auf. Gleichzeitig enthalten diese Pflanzen jedoch ein zusätzliches Gen, das diese Sterilität wieder aufzuheben vermag. Wird die CMS-Eigenschaft dagegen künstlich eingebaut, wird die Sterilität über die Mutterpflanzen vererbt, die Nachkommen bleiben steril und können nicht mehr vermehrt werden. Von der CMS-Hybridzüchtung betroffen sind unter anderem viele Kohlsorten und Zichorien.

Der Grat zur Gentechnik ist mit dieser Methode sehr schmal. Schließlich überwinden genetische Informa­tionen die Artengrenze, was unter natürlichen Bedingungen nicht vorkommt. Als erster deutscher Bio­-anbauverband hat Demeter daher bereits 2005 in seinen Richtlinien verfügt, dass Verbandsmitglieder nur zellfusionsfreie Pflanzensorten anbauen dürfen.

Samenfeste Gemüsesorten für den eigenen Garten

Saatgut samenfester Gemüsesorten ist im Handel nur noch begrenzt erhältlich. Viele der alten Züchtersorten fallen nach und nach aus der Sortenanmeldung und sind somit für den Handel nicht mehr zugelassen. Sie werden meist in Saatgutarchiven und von privaten Erhaltern vor dem Aussterben bewahrt. Dasselbe gilt für alte Haus- und Hofsorten, die noch von Privatpersonen angebaut, vermehrt und weitergegeben werden.

Über Erhalterorganisationen und private Sortenliebhaber*innen lässt sich Saatgut beziehen oder tauschen. Gleichzeitig haben sich biologische Züchtungsbetriebe des samenfesten Gemüses angenommen und bringen bewährte und beliebte Sorten wieder auf den Markt, entwickeln sie weiter und züchten neue samenfeste Sorten (siehe Bezugsquellen).

Saatgutgesetzgebung

Innerhalb der Europäischen Union dürfen nur Samen und Vermehrungsmaterial zugelassener Pflanzensorten gehandelt werden. Für die Prüfung und die Zulassung neuer Sorten ist in Deutschland das Bundessortenamt zuständig. Saatgut zugelassener Sorten muss zusätzlich amtlich anerkannt und zertifiziert werden, bevor es in den Verkehr gebracht werden darf.

Dabei regelt das Saatgutverkehrsgesetz dieses „in Verkehr bringen“ von Saat- und Pflanzgut. Für eine Zulassung muss eine Sorte zur Prüfung angemeldet werden und bestimmte Kriterien erfüllen. So muss die Sorte unterscheidbar, homo­gen und beständig sein und einen landes­kulturellen Wert haben. Neue Sorten werden zugelassen, wenn ihre Eigenschaften in der Bewertung gegenüber zugelassenen Sorten eine Verbesserung für den Anbau und die Weiterverwertung verspricht.

Viele alte und samenfeste Gemüsesorten können diese Bewertungskriterien nicht ausreichend erfüllen. Gemessen wird an der Einheitlichkeit und dem Ertrag der neuen Hybridzüchtungen. Samenfeste Sorten sind variabler, sodass die Homogenität im Vergleich zu Hybriden zu wenig ausgeprägt ist. Auch wurden die alten Sorten nicht auf bestimmte Resistenzen, sondern auf eine allgemeine und breit gefächerte Widerstands­fähigkeit gezüchtet. Zudem sind samenfeste Sorten anpassungsfähig und die Beständigkeit einer samenfesten Sorte hängt unter anderem von den vorherrschenden Umweltbedingungen ab. Was in Zeiten von Klimaveränderungen ein Vorteil ist, wird den alten Sorten für eine Zulassung zum Verhängnis.

Erhaltung und Vermehrung alter und samenfester Gemüsesorten

Vielfalt, Geschmack und gesundes Gemüse aus eigenem Saatgut

Im Hausgarten haben wir die Möglichkeit, auf die alten und samenfesten Gemüsesorten zurückzugreifen. Oft sind solche Sorten für den Hausgarten sogar besonders interessant, da sie über eine gute Freilandeignung, Robustheit und guten Geschmack verfügen. Wir können uns vielfältige Gemüseraritäten in Garten und Küche holen, die im Lebensmittelhandel nicht erhältlich sind – allen voran Tomaten und Paprika, deren Sorten- und Geschmacksvielfalt überwältigend ist. Doch auch Bohnen, Salate, Blatt- und Wurzelgemüse können geschmacklich und mit ihrer oft bunten Optik überzeugen. Gleichzeitig wird durch den Anbau im Hausgarten die Erhaltung der alten und samenfesten Sorten unterstützt, nach dem Motto: Was gegessen wird, stirbt nicht aus!

Gemüsesorten selbst vermehren

Wer diese Vielfalt in Garten und Küche erlebt, wird sie bald nicht mehr missen wollen. Jeder von uns entdeckt dabei individuelle Lieblingssorten, die sich ihren festen Platz im Gemüsegarten erobern. Die Motivation, eigenes Saatgut zu gewinnen, beginnt meist mit dem Anbau seltener und besonderer Gemüse. Samen solcher Raritä­ten sind auf Saatgutbörsen oder über das Internet zu finden, doch ist nicht gesichert, dass man das Saatgut dieser Sorten auch in den nächsten Jahren wieder erhält. So liegt die eigene Vermehrung nahe. Wichtig ist dabei eine sortenreine Vermehrung, sodass die Eigenschaften der jeweiligen Gemüsesorten erhalten bleiben. Neben dem notwendigen Basiswissen für die Saatgutgewinnung sind jedoch einige Dinge zu bedenken, bevor es an die Vermehrung geht.

So vielfältig kann samenfestes Gemüse aus dem eigenen Garten sein.

Verzehren oder vermehren?

Bei einer Tomate oder einem Kürbis können die Samen aus der reifen Frucht genommen werden und gleichzeitig steht das Gemüse zum Verzehr zur Verfügung. Bei anderen Gemüsearten sieht das anders aus: Ein Rettich oder ein Salat, der blühen und Samen produzieren soll, kann nicht gegessen werden. Bei Gurken, Auberginen oder Zucchini essen wir gewöhnlich die unreife Frucht, die keine keimfähigen Samen enthält, die ausgereiften Früchte für die Samenernte sind dagegen meist nicht mehr genießbar. Dies bedeutet, dass wir für die Vermehrung zusätzliche Pflanzen und den nötigen Platz im Gemüsegarten bereitstellen müssen.

Um Saatgut von Salat ernten zu können, muss man ihn zur Blüte und Samenreife kommen lassen.

Platzbedarf und Anzahl an Pflanzen für die Vermehrung

Hinzu kommt, dass vor allem bei fremdbefruchtenden Gemüsen für eine Vermehrung eine große Anzahl an Pflanzen notwendig ist, um hochwertiges Saatgut zu erzeugen. Oft reicht hierfür die Anbaufläche in einem normalen Hausgarten nicht aus. Dies betrifft beispiels­weise die verschiedenen Kopfkohlsorten, die ohnehin viel Platz benötigen. Für solche Gemüse bietet es sich an, sich mit Gleichgesinnten abzusprechen und gemeinsam die Gemüsesorten auf einem Krautacker oder in einem Gemeinschaftsgarten in einem größeren Bestand zu vermehren.

Zu beachten ist zudem, dass die Samenträger oft wesent­lich mehr Platz benötigen und auch die Beete länger besetzen als Gemüse, das für den Verzehr bestimmt ist. So entwickeln sich beispielsweise Radieschen, die gut in Mischkultur und als kurzfristige Zwischenfrucht an­gebaut werden können, mit der Blüte zu großen, verzweigten Einzelpflanzen. Diese bleiben bis zur Samenreife fast über die ganze Saison auf dem Beet. Zweijährig zu vermehrende Arten benötigen ihren Platz auf dem Beet sogar noch länger.

Zweijährige Vermehrung und Lagermöglichkeiten

Gemüsearten wie Möhre, Rote Bete, Endivie, die meisten Kohlsorten und einige andere sind in der Vermehrung zweijährig. Das bedeutet, dass Blüte und Samen erst im zweiten Kulturjahr gebildet werden. Sind die Pflanzen nicht frosthart, müssen sie im Herbst sachgemäß eingelagert, frostfrei überwintert und im Frühling wieder ausgepflanzt werden. Eine erfolgreiche Überwinterung ist dabei von den Lagermöglichkeiten und der damit zusammenhängenden Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Leider stehen uns in den modernen und gut isolierten Häusern meist keine passenden Lagermöglichkeiten zur Verfügung. Ideal sind Lehmkeller, wenig geheizte Nebengebäude oder gut gebaute Erdmieten.

Frostharte Kulturen, wie beispielweise Grünkohl oder Winterrübchen, die über den Winter auf dem Beet bleiben können, sind daher für die Vermehrung im Hausgarten oft besser geeignet. Ebenso haben sich verschiedene Überwinterungssalate und Blattgemüse im geschützten Anbau für eine Vermehrung bewährt. Diese können zudem oft mehrfach beerntet werden, bevor die Pflanzen in die Blüte und Samenbildung gehen.

Erfolgreicher Samenbau – Grundlagen

Um Gemüsepflanzen sortenrein zu vermehren, ist es wichtig, sich das notwendige Grundwissen zu botanischer Verwandtschaft sowie zu Vermehrungs- und Bestäubungsbiologie der jeweiligen Gemüsepflanzen anzueignen. Leider kommt es sonst immer wieder zu ungewollten Einkreuzungen.

Vegetative und generative Vermehrung

Grundsätzlich werden im Pflanzenreich die vegetative und die generative Vermehrung unterschieden.

Bei der vegetativen Vermehrung handelt es sich um die sogenannte ungeschlechtliche Vermehrung von Pflanzen. Die Vermehrung erfolgt über Knollen wie bei Kartoffeln, über Brut- oder Teilzwiebeln wie bei Knoblauch oder wie bei verschiedenen Kräutern über Ausläufer, Stecklinge und Stockteilung.

Die sogenannte geschlechtliche oder generative Vermehrung erfolgt über Samen. Gemüsepflanzen werden größtenteils generativ vermehrt. Bei der Vermehrung über Samen entstehen durch die Kombination des genetischen Materials zweier Elternpflanzen in der Folgegeneration – genetisch gesehen – neue und einzigartige Individuen. Durch die geschlechtliche Vermehrung sind auch Kreuzungen möglich, die neue Sorten mit individuell besonderen Eigenschaften und Merkmalen hervorbringen.

Blütenaufbau und Bestäubungsbiologie

Verschiedene Gemüsearten unterscheiden sich in ihrem Blütenaufbau. Für die Vermehrung über Samen ist daher die jeweilige Bestäubungsbiologie zu berücksichtigen. Sie kann Auswirkungen auf die sortenreine Saatgutgewinnung und die notwendige Anzahl der zu vermehrenden Pflanzen haben.

Paprika werden leicht von Chilis bestäubt, daher werden die Elternpflanzen in Reinbeständen im geschützten Anbau kultiviert.

Zwittrige Blüten

Bei einer zwittrigen Blüte befinden sich die weiblichen und männlichen Fortpflanzungsorgane innerhalb einer Blüte. Ein Großteil der Gemüsepflanzen verfügt über zwittrige Blüten und wiederum ein Teil davon kann sich in der zwittrigen Blüte selbst bestäuben.

Getrenntgeschlechtliche Blüte, einhäusig

Solche Pflanzen verfügen sowohl über rein weibliche als auch rein männliche Blüten auf einer Pflanze. Typische Vertreter sind Kürbisse und Zucchini. Bei den weiblichen Blüten ist bereits mit der Knospe der Fruchtansatz gut zu erkennen, während dieser bei männlichen Blüten fehlt. Einhäusige Pflanzen werden über Insekten oder den Wind bestäubt.

Getrenntgeschlechtliche Blüte, zweihäusig

Männliche und weibliche Blüten wachsen jeweils auf verschiedenen Pflanzen – es gibt also rein männlich und rein weiblich blühende Pflanzen. Im Gemüseanbau kommt dies nicht häufig vor, ein typischer Vertreter ist jedoch der Spinat. Auch hier ist eine Fremdbestäubung, in diesem Fall durch Wind, notwendig, um den Pollen der männlichen Pflanzen zur weiblichen Blüte zu transportieren.

Selbstbefruchtung und Fremdbefruchtung

Ziel der Vermehrung einer bestimmten Gemüsesorte ist es, diese mit ihren Eigenschaften in einer nächsten Generation zu erhalten oder zu vervielfältigen. Die Sorteneigenschaften bzw. die Sortenreinheit bleiben jedoch nur erhalten, wenn keine Einkreuzung anderer artverwandter Gemüsesorten erfolgt. Dabei unterscheidet man in Bezug auf die Bestäubungsbiologie sogenannte selbstbefruchtende und fremdbefruchtende Pflanzenarten.

Selbstbefruchter

Bei Selbstbefruchtern erfolgt der Befruchtungsvorgang in der Blüte, ohne dass Insekten oder Wind für die Bestäubung benötigt werden. Allerdings muss unterschieden werden zwischen „strengen“ und „potenziellen“ Selbstbefruchtern.

Strenge Selbstbefruchter sind beispielsweise Gartenbohnen, bei denen die Befruchtung bereits in der noch geschlossenen Blüte erfolgt. Einkreuzungen treten lediglich in wenigen Einzelfällen auf, wenn Insekten die Blüten aufbeißen.

Potenzielle Selbstbefruchter sind zwar grundsätzlich in der Lage, sich selbst zu befruchten, können jedoch auch durch Insekten bestäubt werden. Typische Vertreter sind Paprika und Chili. Vor allem Hummeln fliegen diese Blüten gerne an und sorgen dadurch für Einkreuzungen. Chilischarfe Gemüsepaprika sind die unerwünschte Folge.

Fremdbefruchter

Bei Fremdbefruchtern dagegen besteht grundsätzlich die Gefahr von Einkreuzungen, da sie für eine Befruchtung auf Insekten oder den Wind angewiesen sind. Werden mehrere Sorten einer fremdbefruchtenden Gemüseart zusammen für die Saatgutgewinnung angebaut, kommt es daher zwangsläufig zu Ein- bzw. Verkreuzungen.

Verschiedene Kürbissorten innerhalb einer Art können sich leicht verkreuzen.

Einkreuzungen vermeiden

Um Einkreuzungen zu vermeiden, ist das Wissen über die botanische Zugehörigkeit einer Pflanze ausschlaggebend. Aufschluss darüber gibt uns dabei der botanische Name. Um dies zu verdeutlichen, zeigt die Übersicht am Beispiel der Kürbisgewächse die Verkreuzungsgefahr und wie wir diese am botanischen Namen ablesen können.

Einfache Vorkehrungen, um Verkreuzungen innerhalb einer Art zu vermeiden, sind:

Anbau von nur einer Sorte einer verkreuzungsgefährdeten Gemüseart für die Vermehrung auf einer Fläche. In der Umgebung dürfen zudem keine verwandten Kultur- oder Wildpflanzen wachsen. So könnte sich beispielsweise ein Zierkürbis aus dem Nachbarsgarten mit einem Zucchino im eigenen Beet, ein Zuckermais mit einem Futtermais aus dem landwirtschaftlichen Anbau oder die auf Wiesen vorkommende wilde Möhre mit der Kulturmöhre im Garten verkreuzen.Zeitliche Isolation, das heißt gestaffelter Anbau mit versetztem Blühzeitraum verkreuzungsgefährdeter Kulturen. So kann beispielsweise von einem Überwinterungsspinat und einem im Frühjahr gesäten Spinat zeitversetzt Saatgut gewonnen werden.Isolation bei potenziellen Selbstbefruchtern kann Verkreuzungen durch Insekten vermeiden. Die zu vermehrenden Gemüsesorten werden dabei unter Kulturschutznetzen gezogen, sodass Insekten die Blüten nicht erreichen können. Ein regelmäßiges Schütteln der Pflanzen unter Netz erhöht die Befruchtungsrate. In großen Gärten ist unter Umständen eine Isolationsentfernung durch Barrieren wie Gebäude oder Hecken abhängig vom Standort und der Gemüseart möglich. So haben sich große Isolationsabstände bei Paprika und Chili oder Auberginen bewährt. Zudem lassen sich für den Hausgebrauch auch einzelne Blütenstände isolieren (siehe hier).

In der professionellen Saatgutproduktion werden Fremdbefruchter, die durch Insekten bestäubt werden, unter Gemüsenetzen isoliert und unter Einsatz von Bestäubungsinsekten befruchtet. Im Hausgarten ist diese Methode in der Regel zu aufwendig und erfordert die entsprechende Erfahrung. Selbiges gilt für die Handbestäubung bestimmter Kulturen wie Kürbis oder Mais.

Beispiel für Verkreuzungsmöglichkeiten innerhalb einer Gemüsegattung

Ursprungssaatgut zurückbehalten

In jedem Fall sollte bei selbst vermehrten Sorten Restsaatgut über zwei Vermehrungsgenerationen zurückbehalten werden. Ist eine Einkreuzung geschehen, wird diese in der Regel erst in der nächsten Generation der Pflanzen sichtbar. Um eine Sorte zu erhalten, sollte daher gewährleistet sein, dass man auf Saatgut zurückgreifen kann, das sortenrein ist.

Bestandsgrößen für die Vermehrung

Auch bei der Frage, wie viele Pflanzen zur Vermehrung angebaut werden sollten, sind Faktoren wie Befruchtungsform und Einkreuzungsrisiko zu berücksichtigen. Selbstbefruchter sind sogenannte Liniensorten, die relativ reinerbig sind. Wenige Pflanzen oder sogar einzelne Pflanzen sind für eine Vermehrung grundsätzlich möglich. Fremdbefruchter dagegen sind sogenannte Populationssorten, die einen eher großen Pflanzenbestand für die Vermehrung benötigen. Die Pflanzen sind genetisch variabler und benötigen für eine erfolgreiche Bestäubung und die Erhaltung ihrer genetischen Variabilität möglichst viele Bestäuberpflanzen. Ein regelmäßig zu geringer Pflanzenbestand führt bei vielen Fremdbefruchtern in den Folgegenerationen zu Inzucht­erscheinungen und degenerierten Pflanzen bis hin zu infertilem Saatgut.

In der Züchtung werden fremdbefruchtende Gemüsearten daher in Beständen von mindestens 50, nach Möglichkeit jedoch mit 80 oder 100 Pflanzen und mehr vermehrt, um die notwendige genetische Bandbreite zu gewährleisten. Auch wenn dies im Hausgarten nicht immer möglich ist, sollte auf einen möglichst hohen Pflanzenbestand geachtet werden.

Kann man selbst eine entsprechende Bestandsgröße nicht leisten, besteht die Möglichkeit sich mit anderen Vermehrern derselben Sorte zusammenzuschließen, um das geerntete Saatgut zu mischen und untereinander auszutauschen. Auch darüber wird eine gewisse genetische Bandbreite sichergestellt. Ebenso können, beispielsweise im Falle einer Samenmissernte, kleine Samenmengen mit zurückgelegtem Saatgut gemischt und gemeinsam wieder ausgesät werden, um einen notwendigen Bestand zu erhalten.

Selektion in der Erhaltung und Vermehrung

Unsere Kulturpflanzen sind ein Produkt aus einer gemeinsamen Entwicklung von Mensch und Pflanze. Viele der heute noch verfügbaren samenfesten Gemüsesorten sind durch intensive Züchtungsarbeit entstanden. In der Züchtung und in der Weiterentwicklung von Nutzpflanzen spielt die Auslese, auch Selektion genannt, eine große Rolle. Auch im Erhaltungsanbau darf die Selektion nicht vernachlässigt werden. Gemüse, die nicht auf ihre sortentypischen Eigenschaften ausgelesen werden, können diese verlieren oder in Eigenschaften der Wildform zurückfallen. Dies bedeutet beispielsweise, dass Karotten immer beiniger werden, Kopfsalate keinen festen Kopf mehr bilden oder sich der Geschmack negativ verändert.

Besonders bei Karotten und Pastinaken, aber auch bei anderen Gemüsearten, ist für die Erhaltung eines süßen und angenehmen Geschmacks eine Geschmacksselektion notwendig. Werden beispielsweise Karotten über mehrere Generationen unselektiert vermehrt, tritt nicht nur die bereits erwähnte Beinigkeit der Wurzel immer häufiger auf, sondern es verändern sich auch die Geschmackseigenschaften. Der süße Geschmack der Wurzel kann beispielsweise nur noch in einem Teil der angebauten Karotten verblieben sein, dafür können sich in einem anderen Teil bittere, seifige oder scharfe Geschmacksanteile gebildet haben.

Für eine Selektion sind die vorrangigen Auslesekriterien:

Es werden nur die sortentypischen, gesündesten und ertragreichsten Pflanzen vermehrt.Frühe Schosser bei Salat oder einjährige Schosser wie bei Mangold oder Möhren werden nicht vermehrt.

Je nach Kulturart sind darüber hinaus sortenspezifische Selektions­kriterien zu beachten.

Dies können sein:

Form, z. B. Blockform bei Paprika, Sichelform bei Bohnen, einheitliche Möhrenwurzel, …Farbe, z. B. Blattfärbung bei Salaten, durchgängige Fruchtfärbung, …Geschmack/Konsistenz, z. B. Süße, Schärfe, Säure, Bitteranteil, Mehligkeit, Festigkeit der Frucht, …Verhältnis von Kern- und Fruchtfleischanteil, z. B. Kernhausanteil bei Gurken und Kürbissen, …Kopffestigkeit, Festigkeit der Schale, z. B. Kopfsalat, Schale von Tomaten, Gurken, …Schossfestigkeit, z. B. bei Salat, Kohl, Karotten, …Winterhärte, z. B. bei Winterlauch, Winterwirsing, allgemein bei Überwinterungskulturen, …Krankheitsresistenz, z. B. Braunfäule bei Tomaten, allgemein Widerstandsfähigkeit bei Krankheiten

Geschmacksselektion bei Wurzelgemüse

Bei Wurzelgemüsen wie Karotten und Pastinaken kann für die Geschmacksbeurteilung ein unteres Stück der Wurzel abgeschnitten und verkostet werden, da die Wurzel Seitenwurzeln bilden und für die Samenbildung weiterwachsen kann. Bei Wurzelgemüsen wie Roter Bete oder Radieschen dagegen handelt es sich bei der verdickten Knolle nicht um die Wurzel, sondern um ein verdicktes Speicherorgan. Die eigentliche Wurzel befindet sich unten an der Verdickung. Würde diese abgeschnitten, könnte die Pflanze nicht mehr weiterwachsen. Daher wird in diesem Fall ein Keilschnitt an der Verdickung für den sensorischen Test vorgenommen.

Die Geschmacksselektion kann im Herbst vor der Einlagerung oder im Frühling vor dem Auspflanzen vorgenommen werden. In jedem Fall werden die Schnittstellen mit Holzasche desinfiziert, um Fäulnis zu vermeiden.

Diese Bohnen wurden auf ihre sortentypischen Merkmale hin selektiert.

Positive und negative Selektion

Abhängig von der Anzahl der Samenträger kann für die Selektion eine Positiv- bzw. eine Negativselektion vorgenommen werden.

Positive Selektion: Wird bei großen Pflanzenbeständen angewendet, es werden nur die besten und sortentypischsten Exemplare für die Vermehrung ausgewählt.

Negative Selektion: Wird bei kleinen Beständen angewendet, die sortenuntypischsten Exemplare werden für die Vermehrung aussortiert.

In der Praxis bedeutet das, dass die sortentypisch­sten, schönsten und ertragreichsten Pflanzen nicht für den Verzehr, sondern für die Vermehrung bestimmt sind. Daher wird der frühschossende Kopfsalat gegessen, während der Kopfsalat mit der besten Kopfbildung für die Saatgutgewinnung auf dem Beet bleibt. Auch werden für den Verzehr nur Bohnen geerntet, die eine sortenuntypische Form aufweisen oder nur wenige Samenkörner ausbilden. Die schönsten Hülsen bleiben zum Ausreifen an der Pflanze.

Krankheiten an samentragenden Pflanzen

Für die Gewinnung von hochwertigem Saatgut ist die Pflanzengesundheit zu beachten. Virus- und Bakterien­krankheiten können samenbürtig sein. Das bedeutet, dass die Krankheit im Samen erhalten bleibt und bei den Pflanzen in der Folge wieder auftritt. Daher sollte kein Saatgut von befallenen Pflanzen genommen werden. Auch hierfür ist es ratsam, Samen von gesunden Pflanzen über mindestens zwei Vermehrungsgenera­tionen zurückzubehalten, um im Zweifelsfall darauf zurückgreifen zu können.

Nur von den besten Pflanzen mit hohen Erträgen und geringer Krankheitsanfälligkeit werden Samen zur Vermehrung gesammelt.

Saatguternte und Reinigung

eigenes Saatgut ernten und lagern

Keimfähiges Saatgut kann nur von ausgereiften, trockenen Samenständen bzw. aus reifen Früchten gewonnen werden. Saatgut von grünen Samenständen und aus unreifen Früchten verfügt über keine fertig ausgebildeten Samen und ist daher nicht keimfähig. Für die Reinigung des reifen Saatguts unterscheidet man die Trocken- und Nassreinigung.

Bei der Salatsamenernte können die kleinen Samenkörnchen vorsichtig abgezupft werden.

Gurken müssen zur Samenernte voll ausreifen. Sie sind dann oft nicht mehr verzehrfähig und schmecken fade, bitter oder holzig.

Mit einem Löffel lassen sich die Samen von Tomaten leicht aus der Frucht herauslösen.

Trockenreinigung von Saatgut

Die Trockenreinigung wird bei Samenständen wie Radieschen, Salat oder Bohnen angewendet. Dazu werden die Samenstände geerntet, wenn sie braun und trocken geworden sind, und zwar an einem warmen und sonnigen Tag. Entweder werden einzelne Samenstände oder Hülsen (wie bei Bohnen) geerntet, oder es wird die ganze Pflanze abgeschnitten und in einen Stoffsack oder ein Gartenvlies gegeben. Für große Samenstände eignen sich alte Bettbezüge sehr gut. Die geernteten Samenstände werden bei Bedarf an einem luftigen Ort nachgetrocknet, bis sie raschelnd trocken sind. Die Hülsen, z. B. von Bohnen, werden dann händisch aufgebrochen und die Samen entnommen. Bei Samenständen mit vielen kleinen Samenhülsen oder Schoten empfiehlt sich ein Ausdreschen im Stoffsack auf einer weichen Unterlage. Danach werden alle Pflanzenteile entfernt und die Samen mittels Siebens und eines vorsichtigen Ausblasens in flachen Schalen gereinigt. Professionelle Saatgutsiebe sind dazu nicht unbedingt erforderlich. Zum einen leisten auch diverse Küchensiebe gute Dienste, und zum anderen sind die Saatgutmengen aus dem Hausgarten meist in einer Größenordnung, die sich händisch gut bearbeiten lässt.

Samenstände können an einem warmen, trockenen Ort nachtrocknen, bevor das Saatgut geerntet wird.

Nassreinigung von Saatgut

Die Nassreinigung wird bei Samen angewendet, die aus reifen Früchten stammen. Solche Samen, beispielsweise von Tomate und Gurke, sind von einer keimhemmenden Schicht umgeben, die verhindert, dass die Samen bereits in der Frucht keimen. Dieser „Glibber“ kann mittels einer Nassvergärung abgebaut werden, um streufähiges und portionierbares Saatgut zu erhalten.