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Rosegger, Peter

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The Project Gutenberg EBook of Mein Lied, by Peter RoseggerThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Mein LiedAuthor: Peter RoseggerRelease Date: January 4, 2015 [EBook #47872]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK MEIN LIED ***Produced by Jana Srna, Norbert H. Langkau, Norbert Müllerand the Online Distributed Proofreading Team athttp://www.pgdp.net

Mein Lied

Von

Peter Rosegger

Erstes bis zehntes Tausend

Leipzig 1911 / Verlag von L. Staackmann

Alle Rechte vorbehalten.Copyright 1911 by L. Staackmann, Leipzig.

Druck von Grimme & Trömel in Leipzig.

Inhaltsverzeichnis

SeiteVorstellung13Heimat.Das Mutterherz17Mein Vaterhaus18Ich bin ein armer Hirtenknab'!18Ich bin daheim auf waldiger Flur19Kindesgebet20Das Kind in seiner jungen Zeit20Mein süßes Kind, du weißt noch nicht21Zum Weihnachtsbaum22Einst wirst du die Träne fliehen24Die Erweckung25Es kann einem wunderlich träumen26Ich bin ein großer Herre!27Habt Dank, ihr guten Leute!28Ich will nichts von dir29Urwaldstimmung30Wenn alle Wälder schlafen30Ruh' im Walde31Wollte heim in meine Berge32Alpenrose — Edelweiß32Meine Lust ist Leben33Gruß aus Italien an die Heimat34Vergib mir, o Süden!34Ein Freund ging nach Amerika36Daheim!37Wir grüßen dich!37Steiermark38Echte Tracht39Singet, jauchzet eure Lieder!39Dem Heimatlande40Ein Lied, ein Schwert und einen Gott!42Heimatsegen42Gebet43Liebe.Amors Arsenal47Und sie gefielen mir beide47Eine Jungfrau wollt' er suchen48Das bestohlene Hannchen50Die Einfältigen50Er will mich nicht verstehen51Der Stern im See52Deine schönen Augen53Zur Rosenblühzeit53Wenn ich der Himmel wär'54Weißt du, Mädchen, daß ich sterbe?55Wenn ich durch den Winter geh'56Frage56Was du dir denkst57Waldabenteuer57Der Verlassenen Fluch58Amor, dieser Wicht59Diese Mädels!61Belehrung für einen Dichter62Amors Rat62Gewohnheit63Schon dreißig Jahre bin ich alt!63Ein Rosenblatt64Was in deiner Seele spinnt ...?66Sie liebt dich von Herzen!67Rosen pflanzt man nicht auf Herzen69Heb dich weg und küß mich nicht!69In alten grauen Tagen70Weib70Die Schrift im Sande71Huldigung72Bei mir stimmt's einzig nicht72Seelisch Liebe72Schon fleißig, lieber Goldschmied?73Wenn du gehst von mir74Halbverklungene Heldenkunde75Des Landmanns Saat76O sei mir gegrüßet, du grünender Baum!76Gedenken77O Herrgott, wieviel an Liebe78Welt.Mein Ideal81Wir weichen nicht von unsren Idealen!82Mein Erz82Mein Ehrgeiz83Ein Becher, füllt ihn Gott mit Wein84Ewiges Lied85Die Harfe86Die Hand an meiner Rechten86Meine Taschenuhr87Ungeduld87Wilder Waldespsalm88Das Geheimnis90Allseliges Leid90Erprobter Rat91Dichters Wunsch92Welch ein Los!93Wie bin ich so reich an Ehr' und Ruhm!94Nimmer will ich weinen!95Ein Eselslied96Einkehr96Mißratener Fluch98Der Büßer99Erbschaft100Erwartung101Gedenken101Stimmungen102Der Verbitterte104Der Glückliche106Wo wird es sein?106Der unbegreifliche Muskel107Es mahnt108Herbst108Der Tag, der wird schon spat109Wandlung109Ich bereue nichts110Erwägung110Ich bin Mensch geworden110Des Weltkindes Besinnen111Es kommt dereinst ein dunkler Tag115Grab ein!115Volkslied117Lorbeer und Palme117Davongeflogene Seelen118Klingende Funken119Hölle.Eines Sünders Reuelieder137Herr Graf, du hast mich lieb gehabt138Neuer Sang mit altem Klang139Ein Streitgesang140Gott und Volk gehört zusammen141An die Naturalisten142Leute gibt es allerlei144Der Schwindel an das Publikum145Der Besessene147Der Reiche148Der Übermensch149Die Dichter und die Leute153Unterricht für moderne Poeten154Des Sängers Verzweiflung155Eine Stimme in der Wüste157Ständchen159Kräftigung160Gen Himmel hinauf160Anklage160Fürsprache161Dem Dichter161Himmel.Die Gottsucher165Willst du jene Höh' erreichen166Wie keimt dein Geschick167Stimmung167Ist der Mensch nicht wie die Schwalbe?167Mir graut vor dem Gemeinen168Die Sehnsucht169Steigende Bahn169Zu Gastein am Wasserfall170Es war einmal ein Bettelmann170Der Blinde171Den Armen173Drei himmlische Schreine174Letzter Wunsch174Ruhendes Sein175Unfaßbar176Ewiges Sein177Auch der andre, der bist du177An Gottes Herz178Wanderlied179Die Stunde179Sei gegrüßt, du himmlischer Knabe!180In einer Waldkapelle183Ora pro nobis185Ans Menschenherz187Hymne eines Glücklichen189Am Grabe eines Idealisten191Anhang. Das Singen des Tages.An Tirol195Das Erdbeben in Steiermark197An den Lehrer198Ahasver an seinen verklärten Dichter198Festgruß199Wiens Genius201Heimgartens silberne Hochzeit203Sonnengruß204Es zieht ein Segen von Haus zu Haus205Ruf zur Hilfe207Festgruß209Zum Kongreß der Schwachsinnigenfürsorge in Graz211Gruß den Touristen211Dichter der Heimat212Dichtergassen213Musiksegen214Dem Tiere zu Schutz und dem Menschen zu Nutz214Zwei Millionen!216Gruß-Sprüche und Allotrias217Einem dramatischen Volksführer231Flüchtiges231Sylvester232Nagelprobe232

Vorstellung.

Mein Name ist Mensch, meine Losung ist Fried',Doch zeigen sich Feinde, so findet sich Rat,Meine Lust ist das Sein, meine Tat ist das Lied,Und singt man sich selbst, ist das Lied eine Tat.
Und schrillet bisweilen ein falscher TonAus heiterer Kehle, das Lied ist doch echt.So singet der sündige AdamssohnIm Streiten und Siegen gleich schlecht und recht.
Ich bin ein Geselle, der lacht und trutzt,Der weder nach Titel und Knittel hascht,Der nicht Magnaten die Stiefel putztUnd nicht Proleten die Hemden wascht.
Der nicht vor Launen der Großen bebtUnd nicht um Beifall der Menge wirbt,Der nicht für die Götzen des Tages lebtUnd nicht für die Schatten der Götzen stirbt.
Der Menschheit Herzschlag ist mein Motor,Der Menschheit Seheraug' mein Fanal;Ich seh' das Geheimnis durch jeden Flor,Und kenne die Sünde mit ihrer Qual.
Umhüll dich mit Seiden, mit Kutten dicht,Stehst doch als nackter Adam vor mir.O Menschenbruder verbirg dich nicht,Ich weiß es: du bist halb Gott, halb Tier!
Ich kränze dein Elend mit Blumen des Hags,Und taumelst du nieder zu Nacht und Gericht,So heb ich dich jauchzend zur Höhe des Tags,Zur Freiheit, zur Liebe, zum seligen Licht.

Heimat

Das Mutterherz.

*[A]

Willst du auf die Erde,Sprach der Herr zu mir,Brauchst du Liebe,Die dich schützet,Brauchst du Treue,Die dich nicht verläßt.
Doch du wirst auf ErdenFinden nicht so baldLieb' und TreueEcht und heilig;Darum geb' ich dirVon meiner mit.
Und ich will sie legen,Liebes Menschenkind,Daß du findestIn der TrübsalDiese Gaben,In das Mutterherz!

[A] Die mit * bezeichneten Gedichte stammen aus früher Jugendzeit des Verfassers.

Mein Vaterhaus.

Mein Vaterhaus ist alt und arm,Mein Vaterhaus ist klein,Und schließt doch meine ganze WeltUnd meinen Himmel ein.
Mir brennt ins Herz die Zähre, dieVom Mutterauge rinnt,Denn fort von heim, weit in die WeltZieht hin ihr liebstes Kind.
Der Platz ist leer am kleinen Tisch,Der Sohn ist in der Fern',Ihr Tischgebet gilt sein, und sieEmpfiehlt ihn Gott dem Herrn.
Dort draußen, wo die Sünde lockt,Und viel Gefahren drohn!Sie kann nichts tun als weinen stillUnd beten für den Sohn.
O nein, ich will mich nicht der WeltUnd ihren Lüsten weihn;Das Vaterhaus, das MutterherzSoll mir der Himmel sein.

Ich bin ein armer Hirtenknab'!

*

Ich bin ein armer Hirtenknab',Der Wald, das grüne Feld,Mein Brotsack und mein BirkenstabIst meine ganze Welt.
Und zieht mein Schäflein grasend hinAuf grüner, frischer Au,So gras' auch ich für meinen SinnIm hohen Himmelsblau.
Und bricht die dunkle Nacht herein,So schau ich dort hinauf:Es blühet in der Sterne ScheinDie Liebe Gottes auf! —

Ich bin daheim auf waldiger Flur.

Ich bin daheim auf waldiger Flur,Mein Hüttchen ist ein grüner Baum,Mein Ruhebett der WiesensaumAm Herzen der Natur.
Ein Rehlein kommt durch Zweige dicht,Mir dringt ans Ohr sein weicher Laut,Es sieht mich an, es spricht so traut,Und ich versteh' es nicht.
Nun kommt ein blühend Mädchen noch,Und sinnend steht es auf der Flur;Es sieht mir stumm ins Auge nur,Und ich versteh' es doch.

Kindesgebet.

Da hat mir einmal ein Vöglein erzählt,Wenn fromm ein Kind im AbendgebetVoll Liebe für Vater und Mutter fleht,Da klinge ein Lied durch die ganze Welt,Da säusle ein Mai'n durch die Lüfte hin,Da strahlten die Felsen im Alpenglühn,Da steige der Ewige niederwärtsUnd schließe Eltern und Kind ans Herz!

Das Kind in seiner jungen Zeit.

Das Grünen ist ein Auferstehn,Das Reifen ist ein Sinken.Drum laß' das Kind zu seiner ZeitDie reinen Freuden trinken.
Das Kind in seiner jungen ZeitIst Brennpunkt aller Sonnen,Des Daseins hold begrenztes Ziel,Des heiligen Glückes Bronnen.
Wächst es heran, ist nichts mehr sein,Muß um die Wette laufen,Mit jedem Tag und jeder Plag'Sein Leben neu erkaufen.
Der erste Drang der Lieb' ist schonDes Todes erstes Fodern,Ein Korn, das junge Keime treibt,Fängt selbst schon an zu modern.
Das Grünen ist ein Auferstehn,Das Reifen ist ein Sinken,Drum laß' das Kind zu seiner ZeitDie reinen Freuden trinken.

Mein süßes Kind, du weißt noch nicht ...

Da hüpft mein liebes, lockiges KindIm grünen, sonnigen Rosenhag,Umblüht von Knösplein schwellend hold,Umschallt von hellem Lerchenschlag.Sein Äuglein strahlt, sein Mündchen jauchztIn unbewußter Lebenslust.Mein süßes Kind, du weißt noch nicht,Wie bald du wieder sterben mußt.Wie sieht sich doch im Wahn des ewigenLebenstags ein Frühling an?Du fühlst, was aufblüht — doch was welkt?Zu Grabe sinkt? Du denkst nicht dran.Ein junger Gott bist heute noch;Wie wirst du dich entsetzen, Kind,Wenn dir die erste Botschaft kommt,Daß alle Wesen sterblich sind.Ach, ich verschweig' dir, was ich weiß,Nur blick mir nicht ins Aug' hinein,Es könnt' sich spiegeln drinnen noch,Was ich gesehn im schwarzen Schrein. —O, leb in Glück, mein Kind! Und erstWenn du von allem, allem satt,Erst dann vernimm, was Gott für dichIn seiner Lieb' bereitet hat.

Zum Weihnachtsbaum.

Ein Herzensgruß allen kindlichen Gemütern.

*

Friede war im Wald und jeder Baum beglücktDurch schöne, reife Frucht, womit der Herbst geschmücktDie Äste all, daß jeder Zweig sich bieget,Bis hoch hinauf, wo leis' die Krone wieget.Doch höret: wo's zum Segen will gedeihn,Da findet sich auch gern der Hochmut einUnd selbst der Neid. Und jeder wollt' sich prahlen,Daß seine Frucht die schönste sei von allen;Und jeder hing an seine längsten ÄsteAls stolzes Aushängschild der Früchte beste.Es war ein herrlich Wogen bis zur Spitze,Ein Wetten, wer das Feinste wohl besitze. —Nur Eines litt im Wald viel Weh und GramUnd barg sich ins Gesträuch voll tiefer Scham.Ein Tannenbäumchen war's, gar schmächtig, schlank,Wohl aller Früchte, auch der ärmsten, blank;Und während andere stolz im vollen Prangen,Hatt' es an seinem Stamm nur Nadeln hangen,Nur dunkelgrüne Nadeln, zart und spitz;Sie stachen leicht, doch schärfer stach der WitzDer andern, und ihr Höhnen, schal und widrig,Dieweil das Bäumchen, ach, so arm und niedrig.Es flüsterte der Wald sich in die OhrenVom Taugenichts, der da umsonst geboren,Und warf ihm boshaft gar zu Spott und SchmachDie ersten gelben, dürren Blätter nach.Das schnitt dem Bäumchen tief ins junge Herz,Es wollte schier vergehn in Leid und SchmerzUnd weinte, tiefbedrängt vom Weh, dem schweren,Das Harz heraus, die bittersten der Zähren. —So duldete das Bäumchen still und fromm;Da zog hernieder durch den nächtigen DomEin Engel aus des Himmels heiligen Hainen,Der sah den armen Dulder schmerzlich weinen.Er ließ sich erdenwärts vom weiten RaumZur armen Tanne, sprechend: »Liebster Baum!Du warst bisher verachtet und verflucht,Doch tragen wirst du noch die schönste Frucht,Die je ein Baum getragen hier auf Erden,Du sollst der Baum der höchsten Freude werden!« —Wie wurde jetzt der Himmel trüb und grau.Es blies ein kalter Wind auf Heid' und Au,Er heulte durch den Wald voll herber HastUnd rüttelte die letzte Frucht vom Ast.Wie bald war jeder Baum, der einst geprahlt,Der Frucht und Blätter bar — gar kahl und alt,Es fielen Flocken, und es krächzten Raben,Und sieh, der stolze Wald war wie begraben.Nur jenes Bäumchen steht noch frisch und freiUnd grünt und flüstert sanft, wie einst im Mai. —Und als die heilige Nacht gekommen war,Da schwebte durch den Wald die EngelsscharZum Bäumchen zart und trug es durch die NachtIn festlich aufgegangener Strahlenpracht.— Wie Flammen sich zu Sternenkränzen reihn!Und Früchte, die im Himmel nur gedeihn,Die reifen auf dem Baum, und Gottes HerzSank liebevoll erlösend erdenwärts. —So trägt der Baum, dereinst verschmäht, verfluchtWie unser Heiland selbst, die schönste Frucht.Und wo er kommt, da kommt er nicht allein,Da bringt er Gaben mit für groß und klein,Er führt den Jubel ein ins stille HausUnd streckt die hundert vollen Arme aus,Und bei dem Kindsgemüt im trauten Raum,Da ist er recht daheim, der Weihnachtsbaum. —— O, hört ihr säuseln es in seinen Zweigen,O, hört ihr klingen sie, die Himmelslieder?O, seht die Engelsschar in lichten Reigen,Sie steigt zum lieben Kindesherzen nieder.Dann grünt und blüht sie auf, die Lieb', im reinenAllseligen, alleinzigen Erdentraum.O sei mir hoch gegrüßt, du Freund der Kleinen,Du Himmelsbote, heiliger Weihnachtsbaum!

Einst wirst du die Träne fliehen.

O weine, liebe Jugend, weine,Solang die Träne dir noch süß ist,Ein Bote milder Herzensreine,Und nicht der herben Kümmernis ist.
Denn einst wirst du die Träne fliehen,Und lachend laut, trotz innrer Peinen sein,Doch bittrer wird dein schrilles Lachen,Als heut dein stilles Weinen sein.

Die Erweckung.

Die Mutter schläft in der Friedhofsruh'.Da kommt ihr ältester Sohn auf BesuchUnd ruft mit freudiger Stimme aus:»Liebe Mutter, komm in mein schönes Haus,Ich habe ein holdes, ein fröhliches WeibUnd Kinder so frisch wie die Rosen im Mai,O Mutter, Mutter, ich lade dich ein,Komm, und hilf uns glücklich sein.«Die Zypressen schweigen — die Mutter schläft.
Dann kommt der zweite Sohn geritten,Mit stolzer Würde und feinen Sitten.»O Mutter, könntest du auferstehn,Um selbst zu sehen, was mir ist geschehn.Der König hat mich zum Minister erwählt,Es jubelt mir zu die halbe Welt.Mutter, o komm, nimm teil an der Ehr',Die deinem Sohn so reich widerfährt.«Die Zypressen schweigen — die Mutter schläft.
Da kommt der jüngste Sohn gegangen,Hat rote Augen, fahle Wangen.Sein Ton ist heiser, sein Wort ist müd,Er weiß von Glück und Ehren kein Lied.»O Mutter, ich bin so ganz allein,So seelenverlassen und ganz allein,Und Hunger —«Am Hügel rieselt der Sand — die Mutter wacht auf.

Es kann einem wunderlich träumen!

Nun wollt' ich schlafen.Das Tagwerk ist recht hart gewesen.Bin ich erschaffenFür Bauernbrot und Bauernnot?Das ist meine Frag' gewesen.Da seh' ich ein Häuslein wohl schön gebaut,Und ein Weib in Huld zum Fenster ausschaut;Der Fenster waren eben drei,So schauten aus auch Kindlein zweiUnd riefen: Vater! — Ich tat mich heimen.— Es kann einem wunderlich träumen!
Dann ging ich dichten.Und die Leute taten mir Kränze winden.Und muß berichten:Eine Maid sagt: Du bist mein allein,Ich will dir Sträußlein im Lenze binden.Ich sag': Was soll mir dein Blumengruß,Wenn ich ein Geheimnis verschweigen muß,Daß Fraue du zu aller FristMein' herzallerliebste Freude bist!Drauf tat sie mit Küssen nit säumen.— Es kann einem wunderlich träumen!
Jetzt kamen FreundeUnd taten mich in die Ferne führen.Mein Lieb, das weinte.Ich steig' zum Glück, sie bleibt zurückUnd klagt: »Ich wollt' dich gerne führen!« —Ich finde Freude, Gut und GeldUnd alle hohe Ehr' der Welt. —Endlich die Lieb' mich zur Heimat ruft,Da find' ich die Maid in der Totengruft.Drum sollst du dein Herz nicht versäumen.— Es kann einem wunderlich träumen!

Ich bin ein großer Herre!

Ich gebe mir die EhreUnd sing' ein Liedel fein,Ich bin ein großer Herre,Die ganze Welt ist mein.
Der Landmann, der mag säenUnd ernten Korn und Lein;Doch Feldesblühn und -wehenZur Maienzeit ist mein.
Die Karner mögen tauschenUnd nutzen Baum und Stein,Doch Waldesgrün und -rauschenUnd Waldesruh ist mein.
Wie arm sind doch die Reichen,Vom Herzensfrieden fern,Oft Knechte sondergleichenSind diese hohen Herr'n.
Sie streiten sonder LabeMit Schwert um Land und Meer;Ich zieh' mit meinem StabeErobernd hinterher.
Wie lustig ist das Wandern,Die Sorgen sind ja klein;Die schwere Welt ist andern,Die schöne Welt ist mein.

Habt Dank, ihr guten Leute!

Habt Dank, ihr guten Leute,Für dieses reiche Mahl,Das ihr mir aufgetragenIn buntbekränzten SchüsselnUnd Goldpokal.
Mein Herze dürstet nimmerNach Weltgenuß und Ehr',Im stillen Dorf zu lebenAls Mensch bei schlichten Menschen,Was soll ich mehr?
Daß ich im Frieden atmeUnd dankbar, angesichtsDer heiligen Wunder GottesMich meines Lebens freue,Sonst will ich nichts.
Ich werde nimmer müde,Des Himmels Glanz zu schaun,Auf seiner Wolken Spiele,Auf seiner Flocken ReigenMein Lust zu baun.
Der Lüfte sanftes WiegenUnd wild gewaltige Macht,Der Wässer Steigen, Stürzen,Hat stets mir SeligkeitenIns Herz gebracht.
Und sink' ich einst zu GrabeVon heitrem Tageslicht,Die Erde, ewig RosenAus ihrem Schoße sendend —Ich fürcht' sie nicht.

Ich will nichts von dir.

*

Ich hab' mir erbautEin Häuschen allhier,O Leben so laut,Was willst du von mir?O führ mich nicht hinIns friedlose Feld,Ich bleib', was ich bin,Mir selber die Welt.Mein Glück ist in mir,Behalte du dich;Ich will nichts von dir,Nur lasse mir — mich!

Urwaldstimmung.

O ruhsamer Wald, wie bist du fein!Wie bist du in Ewigkeit jung und rein!Vom blutigen Kreuzweg der MenschensöhneEntweiht keine Spur deine heilige Schöne.Wohl heut wie zur Urzeit die Stürme tosen,Und wühlen im See und brechen den Baum.Wohl heut wie zur Urzeit blühen die RosenUnd funkelt der Tau am Blütensaum. —In dir ist Ruh'.Mein Leib will liegenIn blumiger Wiegen.