Meine Hormone - Bin ich ferngesteuert? - Dr. med. Johannes Wimmer - E-Book
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Meine Hormone - Bin ich ferngesteuert? E-Book

Dr. med. Johannes Wimmer

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Beschreibung

Den geheimen Dirigenten unseres Lebens auf der Spur - Spannend: Warum die Hormone uns fest im Griff haben - Einfach: Komplexe hormonelle Vorgänge verständlich und unterhaltsam erklärt - Kompetent: Dr. Wimmer ist Arzt und kennt Fragen und Sorgen von PatientenHormone, die heimlichen Bestimmer in unserem Körper: Dr. Johannes Wimmer, bekannt aus Fernsehsendungen wie Dr. Wimmer – Wissen ist die beste Medizin und YouTube, führt Sie mit Begeisterung durch die faszinierende Welt der Hormone. Die Botenstoffe agieren in uns wie kleine, aber mächtige Superagenten – sie lassen Pickel sprießen, im Kino die Tränen fließen und unsere Gefühle gern mal Achterbahn fahren. Aber sie halten uns auch jung, bauen Muskeln auf und lassen sogar Wunden heilen. Und sie können noch unendlich viel mehr … Überraschendes aus unserem Innenleben Erfahren Sie auch, welche Beschwerden hormonelle Ursachen haben können, was Sie dagegen tun und wie Sie einen ausgeglichenen Hormonhaushalt unterstützen können. Abgerundet mit vielen wissenswerten Fakten und überraschenden Studien bietet Meine Hormone fundiertes Wissen und echten Lesespaß.  

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Seitenzahl: 172

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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2018

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2018

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Monika Rolle

Lektorat: Margarethe Brunner

Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Lena-Maria Stahl

ISBN 978-3-8338-6806-1

1. Auflage 2018

Bildnachweis

Illustrationen: Claudia Klein, München, www.claudiaklein.net

Fotos: Jahreszeiten Verlag: (Melina Mörsdorf); (Uwe C. Beyer); MedServation GmbH

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-6806 10_2018_02

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

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Die Informationen und Ratschläge in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung des Autors dar. Sie wurden von ihm nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Es liegt jedoch in der Verantwortung der Leserinnen und Leser zu entscheiden, ob sie sich für oder gegen eine Empfehlung oder Maßnahme entscheiden. Lassen Sie sich individuell und ärztlich kompetent beraten. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

als Arzt liegt es mir am Herzen, das eine oder andere Rätsel aus unserer Körperwelt zu lüften. Ich möchte, dass medizinisches Wissen den Schrecken verliert, nur etwas für Eingeweihte zu sein, die über Wohl und Wehe ihrer Patienten entscheiden, und deswegen freue ich mich ganz besonders, dass wir uns hier treffen. Ich wünsche mir eine Welt, in der medizinisches Wissen jedermann zugänglich ist, denn jeder hat ein Recht darauf zu verstehen, was in der Wunderwelt seines Körpers vor sich geht. Schließlich ist Wissen immer noch die beste Medizin. Es geht nicht darum, dass du deinem Arzt erklärst, wie er dich behandeln soll. Aber du kannst die besseren Fragen stellen und ihm so helfen, dich oder Menschen, die dir wichtig sind, deine Kinder oder deinen Partner optimal zu unterstützen.

In diesem Buch führe ich dich in die spannende Welt der Hormone, die jede Sekunde deines Lebens, jede Handlung, deine Entwicklung und jedes deiner Gefühle bestimmen. Ich habe die wichtigsten ausgewählt und zu jedem eine Geschichte erzählt. Natürlich erfährst du auch, was du machen kannst, damit die unsichtbaren Botenstoffe wieder ins Gleichgewicht kommen und dir dabei helfen, gesund zu bleiben oder es wieder zu werden.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und eine Menge neue erfrischende Erkenntnisse über deine wunderbare Körperwelt.

Alles Gute und bleib gesund!

DIE MACHT DER HORMONE

Unsichtbare Strippenzieher

TOPAGENTEN IM MINIFORMAT

Deine Power, deine Stimmung, dein Antrieb, deine Lust auf Sex, deine Figur, sogar die Art, wie du alterst – das alles ist Chefsache der mikroskopisch kleinen Boten mit den Superkräften.

»Das sind die Hormone!« Diese oft gehörte Behauptung soll angeblich erklären, warum Frauen periodisch wiederkehrend so schlecht gelaunt sind, warum dir im Kino bei der alles entscheidenden Szene die Tränen kommen und warum sich Paare unmittelbar nach dem Sex oft am besten verstehen. Aber die Hormone sollen auch dahinterstecken, wenn Teenager Pickel bekommen, wenn wir uns Hals über Kopf verlieben oder du zeitweise nichts anderes als Sex im Kopf hast (wobei es sich dabei eher um eine Hormonsache der Männer handeln soll).

Mit diesen Beispielen hört es aber noch lange nicht auf: Dein Heißhunger auf Fast Food oder auch das Gegenteil, die Appetitlosigkeit bei Kummer – alles die Hormone. Ach ja, auch wenn du plötzlich ins Schwitzen kommst, aus heiterem Himmel zunimmst, obwohl du gar nicht mehr isst als sonst (wobei, wer von uns weiß das schon so genau?), und auch wenn du in der Nacht nicht durchschlafen kannst, obwohl du todmüde bist und den ganzen Tag Stress hattest: auch das die Hormone. Da fragt man sich doch: Wer hat in meinem Körper eigentlich die Hosen an, ich oder meine Hormone?

Es gibt in unserem Körper keine einzige Zelle, die nicht durch die Arbeit der Hormone beeinflusst und gesteuert wird.

ALLESKÖNNER, ODER WAS?

Die Liste der Zustände und Abläufe, für welche die Hormone, also die Botenstoffe in unserem Körper, zuständig sind, könnte man ewig weiterführen. Sie scheint endlos – sie ist aber vor allem eins: menschlich, allzu menschlich. Denn als Filmregisseure unseres Lebens, unseres Alltags, ja jeder Sekunde unseres Daseins sind Hormone für jede Filmszene, in der wir in unserem Leben die Hauptrolle spielen, zuständig.

Wer seid ihr eigentlich?

Über die geheimnisvollen Botenstoffe, die – das muss ich an dieser Stelle gleich mal vorwegschicken –, immer noch nicht zur Gänze enträtselt sind, kursieren neben viel wissenschaftlich überprüfbarem medizinischen Wissen auch jede Menge Annahmen und Irrtümer. Mal werden die kleinen Hormone verdammt, mal für völlig harmlos erklärt. Zeit also, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Denn tatsächlich sind es die Hormone, die hinter unseren Gefühlen, teilweise hinter unseren Handlungen und unserem Wohlbefinden und somit hinter unserer gesamten körperlichen und seelischen Gesundheit stecken.

… und was macht ihr da?

Gemeinsam mit dem Nervensystem versuchen die hormonellen Botenstoffe, den Körper ständig im Gleichgewicht zu halten. Sie mischen sich in alles ein, was beim ungeborenen Kind im Bauch seiner Mutter, einem Baby, dem heranwachsenden Kind, oh ja, und ganz besonders beim Jugendlichen, einer Frau und einem Mann ein Leben lang läuft. Hormone bestimmen den Stoffwechsel, die Entwicklung und, nicht zuletzt, wie wir uns fühlen. Verschaffen wir uns doch mal einen Überblick, was die Hormone unter anderem steuern:

deine Verdauung, dein Gefühlsleben,die Temperatur deines Körpers,den Blutdruck in deinen Gefäßen,die Höhe des Blutzuckers und damit verbunden, ob du Lust auf Süßes hast oder eben nicht,deinen Stoffwechsel (was das genau bedeutet, erkläre ich später),den Wasserhaushalt, also wann du aufs Klo musst,wann und wie viel Lust auf Sex du hast und ob irgendjemand mal »Mama« oder »Papa« zu dir sagt,wie groß du bist,wie dein Körper auf Stress reagiert,dein Schmerzempfinden.

Tatsächlich sind es die Hormone, die hinter unseren Gefühlen, teilweise hinter unseren Handlungen und unserem Wohlbefinden und somit hinter unserer gesamten körperlichen und seelischen Gesundheit stecken. Und es ist auch die Zusammensetzung unserer Hormone, die unser persönliches Wesen ausmacht.

SUBSTANZEN MIT BOTSCHAFT

Wir alle denken, dass wir unsere Entscheidungen mit unserem Verstand, unserem ungetrübten Bewusstsein und aus freiem Willen treffen. Von dieser Vorstellung können wir uns allerdings getrost verabschieden, denn sie ist schlicht falsch. Oder höchstens zu einem bestimmten – sagen wir: winzigen – Teil zutreffend. Was den Rest betrifft, gilt genau das Gegenteil. Chef im Ring unseres Denkens, Handelns und Fühlens sind fast unsichtbare Substanzen, die nur kurze Zeit aktiv sind, währenddessen aber durch unseren gesamten Körper sausen, um ihr Ziel zu erreichen. Kaum im Körper losgelassen, steuern sie schnurstracks an ihre Zielorte, die in speziellen Körperzellen bestehen, und hinterlassen dort ihre Botschaften in Form von konkreten Handlungsanweisungen. Die Ziele der Hormone können Zellen in unserem Darm, an den Haarwurzeln oder in den Blutgefäßen unseres Gesichts sein. Und dann, zum Beispiel genau da mitten im Gesicht, war es das dann mit »Ich werde jetzt mal nicht rot, obwohl es mir gerade saupeinlich ist, dass meine Hose vor versammelter Mannschaft am Allerwertesten gerissen ist«.

Ganz schön heftig

Für die teilweise heftigen Reaktionen im Körper, für die sie verantwortlich sind, reichen übrigens winzige Hormonmengen aus – Millionstel Gramm. Das Ziel der Hormone ist es, die Körperfunktionen zu steuern und den Körper gesund und ständig in Balance zu halten. Dazu regen sie sich gegenseitig an oder bremsen sich auch mal aus.

Medizinisch heißt das, dass Hormone in Regelkreisen arbeiten. So überprüft der Körper selbst, ob der Effekt, den die Hormone erreichen sollten, also zum Beispiel den Kreislauf anzuregen, tatsächlich erreicht wurde. Und wenn dem so ist, gibt er Signale an entsprechende Stellen, wo mitgeteilt wird: »Danke, das genügt, Ziel erreicht.« Und schon werden weniger kreislaufanregende Hormone ausgeschüttet.

Wenn alles »normal« läuft, ist alles in Ordnung und man muss sich um diese winzig kleinen, aber extrem einflussreichen Befehlshaber im Hintergrund nicht kümmern. Aber wehe, sie geraten aus dem Gleichgewicht, dann kann unser Leben komplett aus den Fugen geraten.

ENTDECKT!

Erst seit gut hundert Jahren weiß man, dass es diese im Körper gebildeten Substanzen überhaupt gibt. Ihre Entdeckung wurde zu einem Meilenstein der Medizingeschichte. Seither gehören Hormone mit Sicherheit zu den spannendsten Forschungsgebieten, die diese Wissenschaft zu bieten hat. Endokrinologie nennt sich das medizinische Fachgebiet, das sich insbesondere mit den endokrinen Drüsen (so nennt man die Drüsen, die ihre Wirkstoffe in den Körper abgeben) und ihren Produkten (Hormonen) befasst. Das Fach arbeitet eng mit vielen anderen medizinischen Bereichen zusammen. Als Teilgebiet der Inneren Medizin besitzt es enge Verbindungen zur Diabetologie, Urologie, Gynäkologie und Kinderheilkunde.

Hyperloop im Körper

»Drüse« klingt nach etwas Großem und irgendwie Ekligem, ungefähr wie »Schweißdrüse«. Tatsächlich sind diese Drüsen im Körper aber meist nicht besonders groß und erst recht nicht eklig. Schweißdrüsen im Übrigen auch nicht, die sind in Wirklichkeit winzig klein. Größere Drüsen hingegen sind die Leber, die Bauchspeicheldrüse oder die Nebennieren. Sie besitzen spezielle Zellen, die bestimmte Hormone produzieren. Damit diese Substanzen in Windeseile von einem Organ oder einem Gewebe zum anderen gelangen können, um hier ihre lebenswichtigen Informationen abzuliefern, haben die Drüsen immer einen direkten Anschluss an Blutgefäße, in die sie die Hormone abgeben. Man kann sich das Ganze wie eine weitverzweigte Rohrpostanlage vorstellen, in der die Hormone in die Röhren gegeben werden und dann so lange in wahnwitzigem Tempo durch die Anlage zischen, bis sie an ihrem Zielort angelangt sind. Es ist ein bisschen so wie das, was sich Elon Musk (ja, der Tesla-Mann) als Lösung für das tagtägliche Verkehrschaos in der kalifornischen Millionenstadt Los Angeles ausgedacht hat, wo er zukünftig Menschen mit seinem Hochgeschwindigkeitstransport-System Hyperloop durch unterirdische Röhren jagen will.

1. Hormonproduzierende Zelle

2. Hormontransport über die Blutgefäße

3. Zielzelle mit passenden Rezeptoren

Gut ausgebaute Infrastruktur: Alle hormonproduzierenden Drüsen haben einen direkten Anschluss an Blutgefäße, damit die Botenstoffe in Windeseile von einem Ort zum anderen gelangen können.

Die Entdeckung des allerersten Hormons

Schon der Urvater aller Ärzte, Hippokrates, beschäftigte sich in der Antike mit Drüsen und ihren Absonderungen. Dass diese auch als Produktionsstätten lebenswichtiger Substanzen wirksam sind, wurde erst viele Hundert Jahre später aufgedeckt. So fand die Geburtsstunde der Endokrinologie bei einem anatomischen Experiment an einer englischen Universität statt. Zwei britische Forscher versuchten dabei, eine Antwort zu finden auf die Frage, welches Netzwerk im Körper neben der Informationsübertragung durch die Nervenbahnen (im Gegensatz zur Hormon-Rohrpost sind die Nervenbahnen wie elektrische Leitungen, die den Körper durchziehen und blitzschnell Kommandos weitergeben) noch dafür zuständig sein könnte, dass zwischen Organen ein Informationsaustausch stattfindet.

DA WAR DOCH WAS

Denn dass es so etwas wie Boten im Körper geben musste, darüber gab es schon lange vage Vorstellungen, denen sich bereits gut zweihundert Jahre früher beispielsweise der bekannte französische Philosoph und Naturwissenschaftler René Descartes (er lebte von 1596 bis 1650, was ja schon eine Weile her ist; cleverer Mann also, mit viel Weitsicht schon damals) gewidmet hatte. Wo diese Boten allerdings hergestellt wurden, lag im Dunkeln, auch wenn man seit Jahrhunderten bereits Organe wie die Schilddrüse oder die Nebennieren kannte. Ihnen sprach man aber teilweise völlig andere Funktionen zu. Auch Krankheiten dieser hormonproduzierenden Drüsen wurden schon seit der römischen Antike beschrieben. Aber aufgrund der Kleinheit und Feinheit ihrer Struktur wusste man eben lange Zeit nichts über ihre genauen Funktionen, sie waren einfach da.

So leitet sich der Begriff der Zuckerkrankheit Diabetes, die uns – so scheint es momentan – früher oder später alle erreichen wird, in einer Gesellschaft, die am Tropf aus Zucker und Fetten hängt, aus dem griechischen Wort für »honigsüß« ab. Süß schmeckt nämlich der Urin von Zuckerkranken. Das hat im alten Griechenland ein Arzt festgestellt, indem er seinen Finger in den Urin seines Patienten getaucht und ihn danach abgelutscht hat (ja, so hat man das gemacht, bevor es eine ausgefeilte Labordiagnostik gab – ich bin da jetzt nicht so wahnsinnig traurig, dass es heute anders geht). Das ist in der Tat ein wenig ekelhaft, dafür hast du dir eine kurze Pause verdient.

Ein medizinischer Meilenstein

Ernest Henry Starling (1866–1927), der am Londoner University College lehrte, und sein Schwager William Maddock Bayliss (1860–1924), der in Oxford eine Professur innehatte, leisteten echte Pionierarbeit mit ihrem wegweisenden Versuch: Am 16. Januar 1902 durchtrennten sie vor Studenten und anderen Wissenschaftlern bei einem betäubten Hund die Nerven, die zu seiner Bauchspeicheldrüse (Pankreas) führten (heute würden die beiden Forscher, nachdem alle Studenten fleißig Videos davon in den sozialen Medien gepostet hätten, sich wohl einem wahren Shitstorm empörter Tierschützer gegenübersehen). Erstaunlicherweise produzierte die Drüse des schlafenden Hundes weiterhin Verdauungsenzyme, sobald der säurehaltige Mageninhalt im Dünndarm anlangte. Die beiden Physiologen entdeckten, dass die Magensäure in der Dünndarmschleimhaut die Absonderung eines Sekrets auslöste, welches wiederum die Bauchspeicheldrüse dazu anregte, bestimmte Verdauungsenzyme auszuschütten. Starling und Bayliss nannten das Sekret »Sekretin«. Dass es sich hierbei um einen Botenstoff handelte und dass ihnen mit diesem Experiment ein Meilenstein in der Hormonforschung gelungen war, dürfte ihnen damals noch nicht klar gewesen sein. Aber der Erkenntnis, dass bislang unerklärliche körperliche Funktionen von einer Art chemischen Kontrollinstanz reguliert werden, war der Weg geebnet.

Starling entwickelte anhand des Sekretin seine Ideen von der hormonellen Kontrolle weiter und schlug 1905 vor, alle chemischen Botenstoffe, die »von einem Organ, in dem sie produziert werden, zu einem anderen gebracht werden, das sie durch den Blutstrom aktivieren«, Hormone zu nennen. Der Begriff leitet sich ab vom griechischen – ja, schon wieder griechisch (war damals schwer in Mode) – »hormao«, was so viel heißt wie »ich treibe an« oder »ich rege an«.

Diese neu entwickelte Theorie war die Grundlage der Endokrinologie. Der Begriff stammt ebenfalls aus dem Griechischen (schon wieder) und bedeutet so viel wie »innen« von »endon« und »entscheiden, absondern« von »krinein«. Der Knoten war nun geplatzt, mit der Zeit entdeckten auch andere Forscher die unterschiedlichsten Hormone. 1905 entdeckte John Edkins das Hormon Gastrin, womit der Beleg erbracht war, dass Drüsen hormonwirksam waren. Und für uns erbringt diese Geschichte den Beleg, dass Ärzte sich schon damals gerne für uns unverständlich ausdrückten. Auch wenn es damals eher dem internationalen Austausch diente (denn damals sprachen im Gegensatz zu heute die meisten Ärzte statt Englisch fließend Latein und Griechisch).

Eine Welt voller Superagenten

Ein weiterer Meilenstein in der Forschung war die chemische Isolation eines Hormons und die Bestimmung seines Aufbaus. Schon 1901 gelang es dem japanisch-amerikanischen Chemiker Jokichi Takamine (1854–1922), Epinephrin aus der Nebenniere zu gewinnen. Heute kennen wir es als Adrenalin. Danach entdeckte man das Schilddrüsenhormon Thyroxin und 1921 das in den Zellen der Bauchspeicheldrüse hergestellte Insulin. Letzteres war ein weiterer Riesenforschungserfolg, da gleichzeitig aufgeschlüsselt wurde, welche Aufgabe der Botenstoff bei der Umwandlung von Zucker in Energie für die Körperzellen hatte. Die Ursache für die Zuckerkrankheit – heute heißt sie Diabetes –, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts als unbehandelbar galt, war gefunden.

Im Lauf der Zeit entdeckten Endokrinologen immer mehr der nur unter dem Mikroskop sichtbaren Antreiber im Körper (ist ja auch logisch, denn jetzt wussten alle, wonach sie suchen mussten), die schon in allerkleinsten Dosen gigantische Wirkungen in unserem Körper hervorrufen: die weiblichen und männlichen Geschlechtshormone (Östrogen, Progesteron und Testosteron), ohne die ein Mädchen nicht zur Frau würde und aus einem Jungen kein Mann. Oder das Stresshormon Cortisol, das dafür sorgt, dass wir unter Druck die besten Lösungen finden, bei Dauerausschüttung leider aber auch dafür, dass wir früher oder später in körperlicher und seelischer Erschöpfung, also zum Beispiel im Burn-out, landen. Oder das Kuschelhormon Oxytocin, das Mitgefühl und Zugneigung erzeugt und bei schwangeren Frauen für das Einsetzen der Wehen sorgt.

Bis heute kennt man etwa hundert verschiedene Hormone. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass zehnmal mehr dieser Botenstoffe als unsichtbare Strippenzieher dafür sorgen, dass bei uns alles richtig funktioniert. Es darf also weiter fleißig geforscht werden.

1. Hypophyse: Entstehungsort des lebenswichtigen Wachstumshormons. Außerdem die Chef-Drüse aller anderen Drüsen.

2. Zirbeldrüse: Hier entsteht Melatonin, das den Schlaf-wach-Rhythmus steuert.

3. Hypothalamus: Unter anderem Bildung von Orexin, das unsere Aufmerksamkeit steigert.

4. Nebenschilddrüse: Unentbehrlich für den Kalziumstoffwechsel ist das hier produzierte Calcitonin.

5. Schilddrüse: Hier entstehen die Hormone, die den Energiestoffwechsel regulieren.

6. Nebennieren: Kleine Hormonfabrik, in der unter anderem Aldosteron entsteht, das den Blutdruck regelt.

7. Eierstöcke: In ihnen entstehen vor allem die weiblichen Geschlechtshormone, aber auch das männliche Hormon Testosteron.

8. Hoden: Produktionsstätte von Testosteron beim Mann.

9. Bauchspeicheldrüse: Hier wird Insulin gebildet; fehlt es oder ist es im Übermaß vorhanden, droht Diabetes.

MULTIPLAYER UND GRAUE EMINENZ

Fest steht: Ohne sie geht gar nichts. Hormone sorgen dafür, dass jede Zelle und jedes Organ so funktionieren kann, wie es vom menschlichen Bauplan her vorgesehen ist. Zu diesem Zweck übermitteln sie Informationen. Jeder Mensch verfügt, ebenso wie unsere Verwandten aus dem Tierreich, über unterschiedliche Arten dieser höchst präzise arbeitenden Mini-Expressboten. Jeder Bote hat seinen speziellen Auftrag, eine ganz bestimmte Zieladresse, die nur er ansteuern kann und wo ihn der Empfänger auch erkennt und die Botschaft lesen kann. Danach wird die Information in das Zielorgan weitergegeben und entfaltet dort ihre Wirkung.

Wo sie herkommen und hingehen

Hergestellt werden die Botenstoffe in speziellen (endokrinen) Drüsen wie der Schilddrüse – sie setzt sich beispielsweise aus sehr vielen hormonproduzierenden Zellen zusammen –, aber auch in besonderen Zellarten und Geweben wie dem Herzen oder Magen oder auch im Fettgewebe am Bauch, wo sich die Zellen eher in kleineren Grüppchen finden. Von den Drüsenzellen aus – bekannt sind zum Beispiel die Langerhans’schen Zellen (so hieß der Entdecker, klar, die eigene Erfindung gleich mal nach sich selbst benennen) der Bauchspeicheldrüse – gelangen die Botenstoffe in den Zellzwischenraum. Der ist von sehr feinen Blutgefäßen durchzogen (Kapillarsystem). Über diese Kapillaren wandern die Hormone in die Blutbahn und haben eine lange Reise vor sich, bis sie ihre Erfolgsorgane erreichen.

Nicht alle Hormone flitzen übrigens über die Blutbahn. Nicht wenige werden auch im Körpergewebe gebildet und machen sich durch die Zellzwischenräume auf den Weg zu ihren Andockstellen an ihren Zielorganen oder -geweben. Das Schlafhormon Melatonin gehört zum Beispiel zu den Gewebshormonen, die an ihrem Wirkungsort oder in dessen unmittelbarer Nachbarschaft produziert werden. Es entsteht in der Zirbeldrüse im Zwischenhirn und reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus.

Da Hormone so stark wirksam sind, befinden sie sich nur in minimaler Konzentration im Blut, erreichen am Zielort aber in der richtigen Dosis die genau abgestimmte Wirkung, normalerweise in Form von Kettenreaktionen. So sorgt zum Beispiel das Stresshormon Adrenalin dafür, dass die Durchblutung der Muskulatur angeregt und die des Magen-Darm-Trakts heruntergefahren wird.

Jeder in seinem Tempo

Im Gegensatz zu den Nerven, die in Sekundenbruchteilen ihre Informationen übermitteln, brauchen die Mini-Superagenten für ihren Weg deutlich länger. Während beispielsweise das Stresshormon Adrenalin noch in Sekundenschnelle an seinem Zielort einfliegt, benötigen andere Botenstoffe oftmals viele Minuten bis hin zu Stunden für ihren Weg. Schilddrüsenhormone beispielsweise, deren Wirkung wir im ganzen Körper spüren – in Herz und Kreislauf, Gehirntätigkeit, Körpertemperatur und Verdauung –, gehören zu Letzteren. Von diesen Hormonen brauchen wir deshalb immer eine bestimmte Reserve, damit alles rundläuft.