Meine Reise nach Siam - Dr. J. Camille Samson - E-Book

Meine Reise nach Siam E-Book

Dr. J. Camille Samson

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Beschreibung

Windrose ist eine Reihe erlebnisreicher Erzählungen, die aus der Vergangenheit wieder an Licht der Moderne geholt werden. Alte Berichte, von Forschungsreisenden, die sich rund um die Welt begaben, das Unerforschte zu erforschen, das Unbekannte bekannt zu machen und letztlich den Menschen vor Augen zu führen, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als sich manch einer vorstellen kann. Mit diesen Büchern lernt eine neue Generation von Lesern, nicht über Büchern sondern durch die neuen Medien des e-books, die Vergangenheit und die Entdeckungslust der Vergangenheit kennen.

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Seitenzahl: 124

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Herausgeber

Erik Schreiber

Windrose 17

Reiseerzählungen

Dr. J. Camille Samson

Meine Reise nach Siam

Saphir im Stahl

Reiserzählungen 17

e-book 239

Dr. J. Camille Samson - Meine Reise nach Siam (1888 - 1889)

Erscheinungstermin

© Saphir im Stahl Verlag

Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Archiv Andromeda

Redakteur und Lektorat Peter Heller

Vertrieb neobook

Herausgeber

Erik Schreiber

Windrose 17

Reiseerzählungen

Dr. J. Camille Samson

Meine Reise nach Siam

Saphir im Stahl

MEINE

REISE NACH SIAM

1888-1889.

AUFZEICHNUNGEN

DES K. UND K. LEGATIONSRATHES

DR. J. CAMILLE SAMSON

(† 9. SEPTEMBER 1896).

Vorwort.

Die folgenden Blätter enthalten Aufzeichnungen unseres früh verschiedenen Freundes über eine im Jahre 1888 unternommene Reise nach Siam. Er war damals dem für die drei ostasiatischen Höfe ernannten Gesandten Freiherrn Rüdiger von Biegeleben, und zwar speciell für Siam zugetheilt; so, dass seine officielle Mission in Bangkok ihr Ende erreichte.

Diese unter dem Eindrucke des Augenblickes hingeworfenen Skizzen waren nur für seine geliebte Mutter bestimmt, die sich nun entschlossen hat, sie einem Kreise von Freunden als Erinnerungsgabe zu widmen.

Ich würde mich glücklich schätzen, wenn meine Bitten zu diesem Entschlusse meiner verehrten Freundin beigetragen hätten.

Eine reiche Fülle lebensvoller Bilder und Scenen rollt sich vor uns auf, alle mit wenigen Strichen rasch und sicher festgehalten. Ein ebenso empfängliches als im Sehen geübtes Auge hat sie aufgenommen; überall ist das Wesentliche und Charakteristische herausgegriffen.

Die Intensität und Unmittelbarkeit der Auffassung spiegelt sich in dem knappen, frischen, glücklichen Ausdrucke wieder; überall herrscht die gleiche Fülle; nirgends ein Uebermass, nirgends eine Abnahme, überall ein richtiges Verhältnis zwischen der launigen Erzählung persönlicher Erlebnisse und der objectiven Darstellung.

Als Höhepunkt des Ganzen erscheint der höchst interessante Bericht über den Empfang am siamesischen Hofe, sowie die prächtige, an treffenden Zügen so reiche Schilderung von Bangkok, dem Venedig des fernen Ostens.

Die täglichen kleinen Leiden und Freuden der auf dem »Poseidon« zusammengedrängten Reisegesellschaft bilden einen wirkungsvollen Gegensatz zu der stillen Majestät grossartiger Naturgebilde, an denen diese kleine unruhige Menschenwelt vorüberzieht.

Die liebe Gestalt unseres Freundes bildet für uns den Mittelpunkt dieser kleinen Welt, die er mit dem gleichen Humor zu zeichnen weiss, mit dem er alle Beschwerden der Reise erträgt.

Keine Anstrengung ist ihm zu gross, wenn Gelegenheit geboten ist, den Kreis seiner Anschauungen zu erweitern.

Seine gute Laune macht nur dann der Entrüstung Platz, wenn er Menschen begegnet, die mitten unter den Wundern einer fremden Welt in stumpfer Gleichgiltigkeit und unbegreiflicher Unwissenheit verharren und nur für ihre nächsten Interessen Sinn haben.

Vor Allem aber ist er darauf bedacht, allen amtlichen und socialen Pflichten seiner Stellung im vollsten Umfange gerecht zu werden; auch die grösste Ermüdung, vereint mit der heissesten Temperatur der Tropen, vermag in ihm, der das bereits vorgeschrittene schwere Leiden in sich trug, nicht einmal den Gedanken eines Nachgebens hervorzurufen.

So hat unser Freund unabsichtlich sich selbst dargestellt, wie wir ihn kannten, liebten und schätzten, und wie er in unserem Andenken fortlebt.

Mögen die Blätter, denen diese schlichten Worte zur Einleitung dienen, auch nach uns empfänglichen Lesern in die Hände kommen, die sich daran erfreuen und vielleicht manche fruchtbringende Anregung daraus schöpfen. Diesen späteren Lesern wird die nachstehende biographische Skizze gewiss willkommen sein.

Noch möchte ich hinzufügen, dass an dem Manuscripte nur die bei jeder Drucklegung unvermeidlichen kleinen Correcturen vorgenommen wurden.

Hie und da vorkommende heimische Redewendungen wurden belassen, um das Gepräge frischer Ursprünglichkeit nirgends zu verwischen.

Venedig, im März 1901.

Carl Ritter von Gsiller.

Biographische Skizze.

James Camille Samson wurde am 18. October 1856 zu New-York geboren, das seine Eltern jedoch zwei Jahre nach seiner Geburt verliessen, um in Wien ihren Wohnsitz aufzuschlagen.

Im Alter von 18 Jahren verlor er seinen Vater.

Nach Absolvirung der rechts- und staatswissenschaftlichen Studien widmete er sich zunächst dem diplomatischen Dienste der Vereinigten Staaten, deren Bürger er noch war, und wurde der amerikanischen Gesandtschaft in Wien zugetheilt.

Sein damaliger Chef Mr. Kasson ist zeitlebens sein Freund geblieben.

Im Jahre 1879 trat er eine mehrmonatliche Reise an, die ihn nach den Vereinigten Staaten, nach Canada und bis zum Stillen Ocean führte.

Mit erweitertem Horizonte zurückgekehrt, beschloss er, unserem Lande ganz anzugehören und ihm seine Kräfte zu weihen.

Er erlangte die österreichische Staatsbürgerschaft und trat, durch seine frühere Verwendung, seine Sprachkenntnisse und Reisen auf das Entschiedenste vorgebildet, in den Dienst des k. und k. Ministeriums des Aeussern, der seinen Neigungen und seiner ganzen Lebensrichtung entsprach.

Während seiner 16jährigen Dienstzeit war es ihm gegönnt, verschiedene längere Reisen zu unternehmen; so nach Lappland mit dem bekannten Forscher Köchlin, nach Egypten, Griechenland, Spanien, Kleinasien, nach Palmyra, abermals nach Amerika und zuletzt nach Indien und Siam.

Allerwärts sammelte er mit grossem Verständnisse Kunst- und ethnographische Gegenstände, die gegenwärtig, seinen letztwilligen Verfügungen entsprechend, zum grössten Theile im k. k. Hofmuseum zur Aufstellung gelangen.

Im Laufe der Jahre stellte sich ein schweres Lungenleiden ein, das ihn aber nicht hinderte, seinem Drange zu folgen, die Kunst- und Naturschönheiten aller Länder zu sehen und zu geniessen. Die letzte Reise nach Siam, von der die nachfolgenden Blätter erzählen, hat er bereits als schwerkranker Mann angetreten.

Bis zuletzt kam er seinen Berufspflichten mit peinlicher Genauigkeit nach.

Er war seiner Mutter ein treuer, unendlich liebevoller Sohn und bewahrte seinen Freunden ein offenes, theilnehmendes Herz bis zum letzten Athemzuge.

Endlich überwältigte die Krankheit seinen schier unbeugsamen Willen und seine starke Natur, und er erlag seinen Leiden am 9. September 1896 in Neuwaldegg bei Wien.

HILDEBRANDT PINX

L. H. FISHER SC.

AM MENAM.]

22. November 1888.

Spiegelglatte See, Windstille und heller Sonnenschein bilden die meteorologische Ueberraschung, während der Zug von Nabresina nach Triest den Karst hinunterrollt und der mit Segeln und wenigen Dampfern gezierte Hafen sichtbar wird. -- Im Hôtel de la Ville ist mein neuer Chef, der Gesandte für Ostasien, Baron Rüdiger Biegeleben, heute früh aus Venedig eingetroffen, und die letzten Stunden sind mit Briefschreiben und Commissionen ganz ausgefüllt. Ich hole meine Karte nach Singapore im Lloydgebäude und muss dort für die »Panatica« allein (Verköstigung) 25 ¾ Napoléons erlegen: eine unangenehme Pille! Dann fahre ich auf den neuen Molo, um den dort verankerten »Poseidon«, der die Ehre haben wird, mich und mein Glück zu tragen, zu besichtigen und meine Cabine zu belegen.

Es ist alles in Ordnung, und beim Frühstück im Hôtel Delorme lerne ich durch einen alten Universitätscollegen den wackeren Commandanten des schönen Fahrzeuges, den Capitän Spiro Mersa kennen -- »der beste unter allen Lloydcapitänen«, sagt mein Freund -- es ist ein kleiner, magerer Mann mit grauen Haaren und Schnurrbart, mit »zerquetschter« Nase, sehr beweglich und aufgeweckt, soignirt und gut angezogen, ein charmanter, liebenswürdiger Mensch -- nebstbei (last not least) ein Seemann di primo cartello! Gegen ½ 4 Uhr bin ich wieder an Bord, wo der Regierungsvertreter beim Lloyd, Contre-Admiral Biringer, der Präsident der Triester Seebehörde, Alber, und der Verwaltungsrath P. versammelt sind, um Abschied zu nehmen -- die meisten Passagiere sind schon da, auch die zwei Jagdhunde des Gesandten und sein unübertrefflicher Kammerdiener Harrison, nur die Hauptperson fehlt, Baron Biegeleben selbst! Laufen, Suchen, Fluchen, Schimpfen; schliesslich wenige Minuten vor 4 Uhr erscheint der Vermisste, ich stelle ihm rasch die Honoratioren vor, einige Phrasen werden gewechselt, das Schiff wird klar gemacht, und Punkt 4 Uhr gleiten wir hinaus in die Adria »en route pour les Indes«. Bald verschwinden die letzten Häuser Triests, wir passiren den Golf von Muggia, Perasto, Rovigno; auf der Höhe von Pola nehmen wir unser erstes Diner an Bord ein; »il tempo si guasta«; es wird kalt und windig, tangaggio und Rollen!

23. November.

Das Wasser ist wieder ruhig und still, die Sonne scheint warm, und wir fahren lustig bei Lesina und Lissa vorüber, im Hintergrunde der weisse Kamm des Vellebich. -- Viermal bin ich schon hier gewesen, 1876 auf dem Wege nach Corfù, von wo aus ich mit den Professoren Adolf und Franz Exner die Morea und dann allein Anatolien durchritt; 1880 mit dem amerikanischen Gesandten Kasson die dalmatinische Küste entlang nach den Bocche und Cetinje; 1884 mit Felix Karo nach Egypten, wo ich mit dem Gesandten Baron Thömmel zusammentraf und hierauf Palästina und Syrien durchzog; 1885 endlich zum zweiten Male nach Cairo, diesmal im Dienste, um dort den Winter bei der diplomatischen Agentie zuzubringen. Nun fahre ich zum fünften Male die schöne Küste hinunter, freundlich grüsst Lesina, wo ich 1880 landete und das alte Kloster mit seinem schönen Palmbaume bewundern durfte. Mittags ist schon die albanesische Küste in Sicht: auch hier ist noch Alles voll Schnee, wohl der letzte, den wir längere Zeit hindurch sehen dürften.

Der »Poseidon« ist ein famoses Boot, 3874 Tonnen Gehalt, Compoundmaschine (leider keine Triplex wie am »Imperator«), elektrisches Licht in allen Räumen, ein grosser Speisesaal mit zwei, manchmal drei langen Tischen; an einem präsidirt der edle Mersa, am andern der zweite Capitän, ein junger lustiger Triestiner, übrigens der einzige unter den Schiffsofficieren, der deutsch spricht. Oberhalb des Speisesaales ist das Musik- und Lesezimmer, darüber das kleine Rauchcabinet, welches auf das breite Oberdeck mündet; hier sitzen und liegen in ihren bequemen oder unbequemen Stühlen die etlichen 30 Passagiere, die viele Wochen lang unsere einzige Gesellschaft bilden sollen; noch sind alle in Decken und Pelze gehüllt, das dürfte in wenigen Tagen wohl anders werden. Ein stattliches Contingent liefert das hohe k. u. k. Ministerium des Aeussern! Da ist der Gesandte Biegeleben, schlank, 40 Jahre alt, mit kleinem Schnurrbarte, das Monocle stets eingeklemmt, höchst intelligent, einer der tüchtigsten unserer jüngeren Diplomaten, -- dann sein ergebenster Secretär: ich! -- Rittmeister Rudolf Fuchs, der nach Zanzibar als Consul geht und uns bis Aden begleitet; -- Consul Goracucchi aus Port Said, der vom Urlaube auf seinen Posten zurückkehrt, -- mit ihm ist seine Frau, eine Tochter des mir aus Cairo wohlbekannten khedivialen Leibarztes Abbate Pascha, -- dann ein anglo-indischer Officier, Captain Vivian mit charmanter kleiner Frau, -- ein Kamerad desselben, Captain Bunker, -- ein Privatdocent aus Jena, Dr. Johannes Walther, der als Geologe mit Schweinfurth gereist ist und jetzt nach Ceylon fährt, -- ein junger Kaufmann aus Madras, Mr. Scott, -- ein dicker deutscher Kaufmann mit mehreren dünneren Berufsgenossen, -- Signor Gino Pertile, der Procurist unseres Consuls Brand in Singapore, der mir viele Auskünfte über dortige Verhältnisse gibt, -- der Director der Eastern Telegraph Co. in Kurrachee (Sind) mit seiner Frau zweifelhaften Alters, ein Ehepaar Namens Possmann, welches Fuchs vor Jahren in Bushehr in Persien gekannt hatte, ein Constantinopolitanischer Photograph aus Bombay, Vuccino, ein grosser, starker brünetter Grieche, der mein Tischnachbar zur Rechten ist (mein linker ist Biegeleben) -- endlich und schliesslich 7, sage sieben Missionäre, welche nach der Nordküste Australiens zurückkehren, meist Tiroler oder Italiener.

Der Koch ist ein Cordon bleu, der wahre Vatel, der uns mit Delicatessen überschüttet, -- wie soll das werden? Heute Nacht sollen wir in Brindisi sein, dort kommen wohl noch Passagiere mit, wenigstens glaubt es der Commandant. -- Biegeleben ist in seinem »stateroom« eingesperrt, um noch Briefe und Berichte nach Wien vorzubereiten.

24. November.

Brindisi. -- Der gute »Poseidon« liegt hier gemüthlich im engen Hafen, wenige Schritte vom Landungsplatze, dem Hôtel gerade gegenüber, darüber blinkt die einsame korinthische Säule, der letzte Rest des alten Brundusium -- ans Land zu gehen ist kaum der Mühe wert, nur Fuchs unternimmt es, uns Whistkarten zu kaufen, da wir keine auf dem Schiffe auftreiben können. Am Ufer stehen schon die längste Zeit zwei Damen und schauen den Dampfer an, wir beobachten sie unsererseits mit Feldstechern; kommen sie mit oder nicht? Grosse Aufregung, -- während wir alle bei Tische sind, erscheinen die interessanten Frauenzimmer endlich, -- also neue Gefährtinnen. Es ist eine Mrs. Mackenzie, Frau des Collector of Berar in Central-Indien, Colonel M. und ihre bildsaubere 17jährige Tochter Rose, sehr nette Leute. -- Um 2 Uhr dampfen wir langsam ins Ionische Meer hinaus: Mar Morte, heftiges Rollen! Das machen die sieben Missionarii!

26. November.

Gestern hatte sich das Meer wieder geglättet, in der Frühe kamen schon die griechischen Berge in Sicht mit ihren wundervollen Farbentönen; ein Einblick in den Golf von Korinth und auf die südlich davon gelegene Clarenza, die einstige Residenz der burgundischen Villehardouin, wo ich mit Exners am Wege nach Olympia übernachtet, wecken alte Erinnerungen an meine erste Orientreise, wir gleiten an Kephalonia und Zante vorüber, dem köstlichen »Fior di Levante«. Ithaka bleibt leider dieses Mal verdeckt; dafür fahren wir nachmittags kaum einen Büchsenschuss entfernt an Navarino und Sphakteria vorbei, wo der kleine Leuchtthurm an Stelle eines türkischen Castells ein neues Wahrzeichen bildet; spät am Abend erscheint im Osten Cap Matapan, und bald leuchten die Feuer von Candia herüber. -- Ein kleines Cayenne mit Biegeleben, Goracucchi und Pertile hat brillanten Erfolg und beschliesst würdig diesen schönen Tag! Heute, welcher Contrast! Lange, heftige Wellen rollen südlich von Kreta gegen die syrische Küste zu, und der gute »Poseidon« hat seine gewohnte Ruhe gegen die Bewegungen einer Prima Ballerina vertauscht: er springt, tanzt, stampft, schüttelt seine Schraube aus dem Wasser, stöhnt und kracht! Wie ruhig würde die norddeutsche »Saale«, welche ich vor drei Monaten von New-York nach Bremen benützte, in diesen verhältnismässig stillen Gewässern sein? Die meisten Genossen sind auch krank, alle Damen sind unsichtbar, ebenso Biegeleben, Pertile, Vuccino e tutti quanti. -- Beim Speisen erscheinen nebst dem Commandanten und mir blos die beiden Consuln! Und auch ich werde mich freuen, wenn wir die Rollerei los sind! Gestern überreichte Biegeleben dem dicken, gesprächigen Pertile eine reizende silberne Cigarettendose, sowie ein Zündetui vom Erzherzog Carl Ludwig, als Dank für die den Bardi's erwiesenen Freundlichkeiten. -- Der Gesandte hatte die Geschenke nach Singapore bringen sollen, da wir ihn aber mit am Bord haben, so gab er sie ihm schon hier. -- Heute kein Whist, manque de partenaires! Hoffentlich morgen! O, diese Missionarii!!

27. November.

Der Wind hat sich so ziemlich gelegt, das Thermometer steht auf 19°C., und aus allen Ecken kriechen die tapferen Passagiere heraus, um sich zu sonnen und für den gestrigen Tag zu entschädigen. -- Abends spät sollen wir in Port Saïd eintreffen; hoffentlich erst morgen, denn bei dem Lärm des Kohlens könnten wir ja doch nicht schlafen. Goracucchi und Frau sind über die bevorstehende Ankunft nicht sonderlich entzückt; denn nun heisst es wieder zwei volle Jahre in dem trostlosen Orte aushalten. -- Signor Pertile vertraut mir seine geschäftlichen Leiden an: sein Vater Professor in Padua, sein Onkel Chlumecky, seine Vettern Brandis in Mähren, sein Verhältnis zu Brand in Singapore und seine bevorstehende Etablirung dortselbst mit einem Herrn van der Pals! Zwei geschlagene Stunden dauert die Erzählung! Ich habe ihm ja nichts zu Leide gethan! Abends wieder Whist: nun haben sich aber die Blätter gewendet, ich verliere alle Rubber, und der Patzer Pertile gewinnt. -- Mme. de Goracucchi, deren Mann ganz ausgesäckelt wird, ist ganz unglücklich!